Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:
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Im FR-Blog werden die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.
Forum vom 22. November
Seite eins
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Offensiv für den Glauben
Annette Kurschus: „Begnadete Predigerin“, FR-Politik vom 11. November
In der evangelischen Kirche gibt es seit Jahrzehnten Pfarrerinnen, mittlerweile auch Bischöfinnen, ohne dass deshalb die Zahl der Kirchenaustritte zurückgegangen wäre. Auch die Tatsache, dass nun ein weibliches Dreigestirn die Kirche leitet, wird daran nichts ändern.
Bei der Krise der Kirche geht es letztlich nicht um gesellschaftliche Herausforderungen und Skandale wie die Gleichberechtigung der Frau oder den sexuellen Kindesmissbrauch durch Kirchenleute, sondern viel grundsätzlicher darum, dass viele Menschen religionslos leben, die Bedeutung des Evangeliums für ihr persönliches Leben nicht mehr verstehen. Natürlich sollen sich Kirchenangestellte vorbildlich verhalten, soll die Kirche als Arbeitgeber vorbildlich sein, wir sollten aber vor allem und ganz persönlich den christlichen Glauben offensiv vertreten.
Christian Fuchs, Gutenstetten
Lach mal wieder!
Zu: „Lob auf Wunsch, FR-Panorama vom 15. November
Sie haben Recht, es wird zu wenig gelobt. Es wird aber auch zu wenig gelacht. Und das ist noch einfacher, weil ganz ohne Maschine. Am Ende des Radwegs um das Rantum-Becken zwischen Westerland und Rantum hängen zwei Schilder, das eine sagt „Freundlichkeit kostet nichts“, das andere „Lach mal wieder“. Und es klappt – jedem, der die Schilder sieht, zaubern sie ein Lächeln auf die Lippen, sogar bei Schmuddelwetter (gerade dann!) und Gegenwind, und den gibt es ja nicht nur auf Sylt. Also los, es geht ganz einfach, man muss es nur tun: „Sei freundlich und lach mal wieder“! Na bitte, geht doch.
Dietrich Buroh, Frankfurt
Forum vom 23. November
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Wem gehört der Sternenhimmel?
Zu: „Ziel: Der Erdorbit“, FR-Wirtschaft vom 15. November
Immer mal wieder können wir nachlesen oder werden darüber informiert, wie toll die Entwicklung von New Space als Wirtschaftssegment sich entwickelt. Und das nicht nur bei Elon Musk und SpaceX, Jeff Bezos und Amazon oder Greg Wyler und OneWeb, nein auch jetzt bei uns in Deutschland. Drei Jungfirmen, Isar Aerospace, Hyimpulse und Rocket Factory Augsburg sind ebenfalls ins globale Rennen um den Erdorbit eingestiegen. Dies wird fast begeisternd berichtet und in keinster Weise irgendwie hinterfragt, ob dieses Geschäftsgebaren nicht doch auch negative Aspekte enthalten könnte.
Zwar rechtfertigen viele Satelliten auch ihren wissenschaftlichen Wert, gleichzeitig muß jedoch bezweifelt werden, ob jedes Erdorbitziel der Betreiber seinen Sinn rechtfertigt. Hier nur zum x – ten Mal die Infragestellung von Elon Musks SpaceX Firma mit seinem Starlink Programm, welches in den nächsten kommenden Jahren ca 30.000 bis 40.000 Satelliten im nahen Orbit stationieren wird.
Zur Zeit sind ca 3400 aktive Satelliten, zivil als auch militärisch im Erdorbit. Die Firma OneWeb hat die Genehmigung für 6372 Satelliten beantragt. Die Firma Amazon will mit dem „Projekt Kuiper“ 3236 Satelliten stationieren. Satellitenfirmen aus dem New-Space-Segment allein in Deutschland wollen demnächst jährlich hunderte Satelliten in den Erdorbit schicken. Dann kommen natürlich noch staatliche Bestrebungen in dieser Richtung hinzu, z.B. für Internet. So will China ab 2022 mit der Stationierung von knapp 13000 Satelliten für das chinesische Internet beginnen.
„Eher spät eingestiegen ist die Europäische Union. Sie hat erst im Jahr 2020 ein Konsortium aus Satelliten-Herstellern, Luftfahrt- und Telekommunikationsunternehmen damit beauftragt, die Machbarkeit und Notwendigkeit eines orbitalen Kommunikationssystems zu prüfen. Die Studie wird untersuchen, wie ein Weltraum-basiertes System die kritischen Infrastrukturen ergänzen und verbinden könnte, heißt es bei Konsortium-Mitglied Airbus. Auch die Vorteile für den Zugang zu Clouddiensten sollen beleuchtet werden. Ein erstes Ergebnis dieser Prüfung wird für Ende 2021 erwartet.“ ( scinexx das wissensmagazin 5. Nov.21 )
Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren bei diesen Planungen, privat als auch staatlicherseits ca 100 000 Satelliten im Erdorbit sein werden. Dann darf man schon mal fragen, wie mittel bzw langfristig verbindlich mit dem anfallenden Weltraumschrott umzugehen ist, wie die wissenschaftliche Raumfahrt weiter sicher betrieben wird, und nicht zu vergessen, wie geht es unter diesen Bedingungen weiter mit astronomischer Forschung, professionell als auch für die vielen Amateurastronomen überall auf dieser Welt. Insofern steht hier auch die Frage, wem gehört der Sternenhimmel, sofern man ihn trotz Lichtverschmutzung noch beobachten kann.
Bodo Lube, Königstein
Forum vom 24. November
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Die Erde ist eine Scheibe
Koalitionsverhandlungen: „Nervöse Grüne“, FR-Meinung vom 22.11
Im Grunde sollte es selbstverständlich sein, dass die Grenzen der eigenen Freiheit da aufhören, wo die Freiheit oder gar die Gesundheit Anderer bedroht ist. Natürlich trifft das auch auf eine Krankheit wie Corona oder andere ansteckenden Krankheit zu. Was mich aber stark umtreibt ist die Tatsache, dass diese Grenzen bei den meisten anderen Themen schlicht ignoriert werden.
Nehmen wir einfach das Beispiel Tempolimit. Es ist klar, dass der Verzicht auf ein Tempolimit auf Autobahnen, also die Freiheit der unbegrenzten Geschwindigkeit, die Freiheit und das Leben anderer deutlich einschränkt. Noch schlimmer ist das bei dem Thema Trempo 30 innerorts. In Frankreich hat man festgestellt, dass die Zahl der Unfälle dadurch um 70% gefallen ist seit Tempo 30. Das ist schon eine Hausnummer, oder? Beides wird von den Verantwortlichen konsequent abgelehnt, obwohl es eine praktisch völlig kostenlose Massnahme ist, die Leben und Gesundheit schützt. Warum tut man das? Oder zurück zu Corona. Es ist klar, dass unser Gesundheitssystem mit solchen Notlagen überfordert ist. Warum wird noch nicht einmal darüber nachgedacht daran etwas zu ändern? Man hält weiter fest daran, das Geld aus dem Gesundheitssystem in private Taschen gelenkt wird. Will man die nächste Pandemie wieder auf ähnliche Art aussitzen? Warum nimmt man kein Geld in die Hand, und zwar sofort, um den Zustand im Gesundheitswesen schnellstmöglich zu verbessern? Im Gegenteil, auch jetzt hört man Stimmen, die weitere Reduktionen fordern, weil irgendetwas nicht effizient ist. Gesundheit marktwirtschaftlich zu betrachten ist ein Verbrechen an den Menschen, genauso wie das benötigte Geld nicht auch da zu holen, wo es liegt. Ja, Herr Lindner, damit meine ich Sie und Ihre Partei der freien Fahrt und der Steuervermeidung. Was diese Partei tut ist in meinem Augen nicht weniger ignorant und egoistisch als Coronaleugner oder Querdenker und ähnliches. Der trotz aller Erfahrung mit dem Kapitalismus noch immer herrschende Glaube, der Markt würde alles regeln, ist nicht anders als das Leugnen des Corona-Virus oder die Behauptung, die Erde sei flach.
Stefan Plock, Ober-Ramstadt
Forum vom 25. November
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Wäre Rittenhouse schwarz, gäbe es ein anderes Urteil
Kenosha: „Entsetzen über rassistischen Freispruch“, FR-Politik vom 22. November
Der Freispruch in der Gerichtsverhandlung um die Tötung zweier Menschen bei Anti-Rassismus-Protesten in der US-Stadt Kenosha war angesichts des Prozessverlaufs zu erwarten. Ein offen rassistischer vorsitzender Richter verbot es auf Antrag der Verteidigung, die Getöteten als Opfer oder mutmaßliche Opfer zu bezeichnen, weil dadurch die Geschworenen gegen den Angeklagten manipuliert würden. Zuvor hatten nämlich „Rechtsexperten“ erklärt, der Begriff „Opfer“ könne die Geschworenen hinsichtlich einer Festlegung, wem Unrecht geschehen sei, nachteilig beeinflussen. Kyle Rittenhouses Verteidiger ermunterte der Richter im Gegenzug dazu, die Getöteten als Plünderer oder Brandstifter zu bezeichnen, sofern sie Beweise für entsprechendes Handeln lieferten. Der inzwischen 18-jährige Weiße wäre als Schwarzer hingegen bestimmt nicht straffrei geblieben.
Siegfried Kowallek, Neuwied
Eine weitere Schande für die US-Justiz
Der Freispruch von Kyle Rittenhouse wirft ein Schlaglicht auf die Situation der US-amerikanischen Gesellschaft insbesondere im Bereich der üblen Verhältnisse, die Waffengewalt betreffen. In diesen Tagen ist es 58 Jahre her, als am 22. November 1963 Präsident John F. Kennedy ermordet wurde. In der Zeit bis heute hat es keine wesentlichen Verbesserungen im Waffenrecht der USA und bei der Einstellung vieler, insbesondere weißer US-Amerikaner gegeben. Den Freispruch von Kyle Rittenhouse kann man mit Fug und Recht als erneute Schande für die US-Justiz bezeichnen. Und er macht deutlich, dass Korrekturen am US-Waffenrecht eine ständige Aufgabe des liberalen Amerika sind. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump jubelt über das Urteil und versucht so, erneut die Rechtskonservativen zu mobilisieren. Leider hat Trump ja unter anderem das oberste Gericht mit Stockkonservativen besetzt, um so Reformen liberaler Bundesstaaten wie New York sozusagen zu verunmöglichen. Das Urteil zeigt auch, wie notwendig die „Black lives matter“-Bewegung in den Vereinigten Staaten ist und dass sie von der US-Gesellschaft Unterstützung braucht. Leider sind auch Kongressabgeordnete der Demokraten, die Mut und Haltung haben, auch gegen Wählerinnen und Wähler aufzustehen, die das Recht auf Waffenbesitz wie ein Mantra vor sich hertragen, rar gesät. Faschisten in den USA werden jubeln über das Urteil zu dem Vorfall in Kenosha. Dieser Vorfall zeigt mal wieder, wie gespalten die US-Gesellschaft ist und dass viel, ja sehr viel Engagement im Bereich politischer und Herzensbildung notwendig ist, um den positiven Werten der USA auch in der Realität Geltung zu verschaffen.
Manfred Kirsch, Neuwied
Forum vom 26. November
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Dialogbereitschaft auf beiden Seiten
Kolumne: „Soll man mit ‚denen‘ reden?“, FR-Meinung vom 23. November
Jetzt sorge ich mich doch etwas um Sie, sehr geehrter Herr Herl. Ihre Kolumnen liebe ich gerade wegen Ihrer klaren Sprache und eindeutigen Meinung. Jetzt empfehlen Sie allen Ernstes, weiterhin das Gespräch mit „vernagelten Besserwissern“ zu suchen? Sie haben ja Recht, wenn Sie schreiben, dass die Meinungsvielfalt eines der höchsten Güter der Menschheit sei und dass es allemal wert sei sich dafür einzusetzen. Nur gehört dazu eine gewisse Dialogbereitschaft auf beiden Seiten, sonst endet alles nur in einen unsinnigen Monolog.
Versuche, der Gutwilligen die „Zauderer“ zu überzeugen gab es sicherlich mehr als genug. Dennoch gibt es Menschen, denen mit Argumenten und Vernunft nicht beizukommen ist. Genauso gut könnte man einen Stuhl immer wieder auffordern zu laufen: hat er doch vier Beine. Das Ergebnis ist in beiden Fällen vergebene Liebesmüh.
In einer Demokratie gehört es auch zur Meinungsvielfalt, dass ein jeder Mensch sein Recht auf Dummheit hat!
Lorenz Breitinger, Rimpar
Ohne Druck passiert nichts
Ich bewundere Michael Herls Optimismus, mit Argumenten etwas ausrichtenzu können gegen quasi religiöse Überzeugungen. Ich persönlich habe leider die Erfahrung gemacht, dass es hoffnungslos ist. Habe ich ein Argument widerlegt, wird die Unterhaltung bzw. der Chat abgebrochen, ohne dass das weitere Verhalten der betreffenden Person Anzeichen einer auch nur teilweisen Einsicht aufzeigt. Oder aber, das Gegenüber fühlt sich nun angespornt, aus dem unerschöpflichen Pool der falschen oder
(bewusst?) missverständlich formulierten Nachrichten neues Material zu posten, das ihren Glauben zu stützen scheint. Wieder und wieder. Der Gipfel sind dann diejenigen, die im selben Chat, in dem ihre Behauptung von den anderen Mitgliedern als falsch widerlegt wurde, nach einigen Tagen dieselbe (!) Behauptung wieder aufstellen. Als wäre die Erinnerung gelöscht worden. Ich habe noch keinen Fall erlebt, in dem jemand von einer Impfung argumentativ überzeugt worden wäre. Erlebt habe ich nur, dass die zu erwartenden Nachteile einer Nichtimpfung auf das eigene soziale Leben dazu führten, dass sich skeptische Personen dann doch impfen ließen. Mir scheint, ohne Druck passiert nichts.
Jan Dunzweiler, Speyer
Mit der Wucht einer Walze
„Was soll das?“: „Mega definitiv“, FR-Panorama vom 23. November
Mit den dort aufgeführten Verstößen gegen die um sich greifende Sprachaufblähung mit grenzüberschreitendem Unsinn wird vieles aufgezählt, allerdings lässt der Artikel das überstrapazierte Unwort, den größten Blähfaktor unberücksichtigt.
Was bis vor ca 15 Jahren noch kaum einer in den Mund nahm, grassiert jetzt als „Unwort“ schlechthin, als niederwalzender Begriff erfasst es umstandslos alle Lebensbereiche: Nachhaltigkeit.
Was als Spezialbegriff der Forstwirtschaft des 19. Jahrhunderts gilt, hat allerdings, eher unbemerkt, schon Fontane dazu getrieben, seiner unsteten Effi (in „Effi Briest“, erschienen 1895) exakt diese fehlende Nachhaltigkeit zu attestieren, was heißen soll, dass sie nachgeben, den Avancen des Liebhabers Crampas erliegen wird.
Wer heutzutage etwas auf sich hält, weil er signalisiert, alles mit Bedacht, weitsichtig und im Sinne gebotener Vorsorge zu tun, (Atem holen!) wer also in die Zukunft schaut, soll heißen: „Investiert“(!), der wundert sich wohl nicht wenig, wenn er sieht, welche Lebensbereiche diese Tugend inzwischen erfasst hat.
Ein Beispiel für viele andere: Man kann sogar nachhaltig Kaffee trinken, las ich kürzlich in einem Kaffeeladen. Damit wurde seltsamerweise nicht dem unsäglichem Missbrauch, dem Mitnehmen von Bechern, der Kampf angesagt – den „to go“-Genuss gab es sogar im Sonderangebot. Was für ein Widerspruch zwischen Ansage und Wirklichkeit! Und: leider nicht nur dort.
Hans-Peter Fischer, Dinslaken
Forum vom 27. November
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Da bleibt nur der Aus-Knopf
TV-Talkshows: „Ermüdet und genervt“, FR-Meinung vom11. November
Endlich sagst mal jemand:„Die Talkshow ist mehr Fleischwolf als Gesprächsformat.“ Vielen Dank Klaus Staeck.
Fragen die gar keine sind, sondern Meinungsäußerungen des Moderators/der Moderatorin, Fragen die insistierend auf ein Ja/Nein aus sind, ein bohrendes Nachfragen, dass es da doch Differenzen geben muss, Interviewpartner*innen gnadenlos unterbrechen. Das ist zur Zeit die häufigste Realität bei der Moderatoren*innen Gilde, einerlei ob in Talkshows oder Nachrichtensendungen. Ganze Sendungen damit zu verbringen, wer in der Vergangenheit was gesagt hat und warum dieses oder jenes falsch war, ist extrem ermüdend. Oder gar darauf zu bestehen, es wurde doch dann und dann das gesagt, warum wird denn heute etwas anderes gesagt?
In den meisten Talkshows, die ich mir noch an tue überstehe ich die zweite „Frage“Runde nicht. Dann beginnt in der Regel der übliche „Hick Hack“ mit Erkenntniswerten die exponentiell gegen Null streben. Oder eben zur „Fleischwolf“ Veranstaltung verkommen. Da bleibt nur noch der AUS-Knopf.
Wenn „Fragen“ von Moderatoren*innen um ein vielfaches länger sind, als die zu erwartenden Antworten und wenn dann, kaum dass der/die Befragte Luft geholt hat und nach dem ersten Halbsatz lautstark unterbrochen wird, dann hat das für mich nichts mit respektvollem Umgang zu tun und schon gar nichts damit, wie Streitkultur sein soll. Das bestehen auf Ja/Nein Antworten tut so, als ob die Welt mit Ja oder Nein erklärbar wäre. Und zum hundersten mal z.B. die Frage nach einer Personalie oder nach einer Koalitionsaussage zu stellen, die aber 102 mal zuvor mit „wir sagen zu diesem Zeitpunkt nichts“ beantwortet wurde, ist doch unüberbietbar einfallslos. Bei vielen Sendungen braucht man nur zu schauen, wer denn da sitzen wird und es ist klar, es wird nur ein „Hauen und Stechen“ geben. Da bleibt der Fernsehen von vorne herein AUS.
Ich erlebe die allermeisten Darbietungen dieser Art als „Old-school“ Formate und die Interviews ganz oft in der Tat als „Fleischwolf“ Veranstaltung, deren Informationsgehalt äußerst gering ist. Es werden jede Menge Chancen vertan, sich damit zu beschäftigen, was für die Zukunft geplant ist und was die Hintergründe einer bestimmten Entscheidung sind. Neugierig nachzufragen ohne sofort eine Wertung mit zu liefern ist leider eine Kompetenz, die ich nur noch sehr selten erlebe. Interviewpartner darum zu bitten, auf die Frage zu antworten anstatt z.B. ein Wahlprogramm ab zu spulen und ggf. die einfache Feststellung zu machen: OK keine Antwort auf die Frage, lässt auch bei den Zuhörer*innen ein Gefühl dafür entstehen, wie ernsthaft z.B. Politiker*innen sich mit Themen und Sachverhalten auseinandersetzen.
Ich wünsche mir Moderatoren*innen, die deutlich weniger auf Klamauk aus sind und sich viel mehr um Aufklärung auch von Sachverhalten und/oder Gründen für getroffene Entscheidungen bemühen.
Hans-J. Brandes, Hofheim
bzgl. „Entsetzen über rassistischen Freispruch“, FR vom 22.11.2021, Seite 8 : man muss nicht Tucker Carlsson sein, um diese Berichterstattung problematisch zu finden. Dem Freispruch war ein faires Verfahren vorausgegangen – wer ihn nun als „rassistisch“ bezeichnet, und alle abweichenden Fakten unterschlägt, propagiert kritische Theorie. Das würde ich mir von der FR anders wünschen.