Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:
- eine Liste der Erscheinungstage einer Woche;
- pdf-Dokumente von den Forum-Zeitungsseiten (klicken Sie dazu bitte auf das „eins“ bzw. „zwei“ von „Seite eins“);
- alle Zuschriften des jeweiligen Erscheinungstags, die keiner hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet werden können;
- Links zu jenen Zuschriften, die einer hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet wurden;
- ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie mitdiskutieren können.
Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.
Im FR-Blog werden normalerweise die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht. Aktuell konnte dieser Service wegen Krankheit leider nicht geboten werden. Bronski bittet um Verständnis und Nachsicht!
Forum vom 14. Dezember
Seite eins
Zuschriften von Rotraut Lommel und Jürgen Malyssek zum Interview mit dem Philosophen Slavoj Žižek über die Pandemie (veröffentlicht hier), Werner Rütter zu den Chancen durch mehr Einfluss für die Grünen (veröffentlicht hier), Ulrich Moritz zu den Rundfunkgebühren (veröffentlicht hier) und Marco Warstat zum Böllerverbot (gleich hier, siehe unten).
Seite zwei
Zuschriften zu regionalen Themen von Christa Führer-Rößmann zu einer Aktion der Friedensinitiative Offenbach, Konrad Mohrmann und Gerd Hautsch zum Wohnungsbau in Frankfurt, Reinhold Richter zum Ausbau der A661, Hans Schinke zum teuren Flugzeugparkplatz auf der Landebahn Nordwest und Stefan Plock zu Beschwerden über „Abzocke“ durch Strafzettel (alle gleich hier, siehe unten).
Zum Silvesterböllern raus aufs Land – zum Schrecken der Tiere
Zu: „Coronavirus – Ringen um neue Regeln“, FR-Politik vom 8. Dezember
Ich mache mir große Sorgen um die Tiere, denn die gestern beschlossene Empfehlung auf Silvesterfeuerwerk zu verzichten, wird bei den Böllerfanatikern voraussichtlich keine Wirkung haben.
Private Silvesterfeuerwerke sind möglich – nicht aber an belebten Straßen und Plätzen. „Die örtlich zuständigen Behörden bestimmen die betroffenen Plätze und Straßen“, so die Formulierung des Beschlusspapiers. Sollte es hierdurch zu einen Böllertourismus kommen, werden die Tiere wieder die Rechnung dafür tragen müssen, denn die „Idioten“ sterben leider nicht aus. „Dann fährt man mal eben 1,2 km raus aus der Stadt, zum Böllern auf das Land“ – und macht am Ende die Situation für alle nur noch schlimmer! Wenn jetzt ein solcher Böllertourismus stattfinden sollte, wo viele Ihr Feuerwerk vor den Toren der Stadt entzünden, wie ist es dann wohl für die Tiere dort, etwa bei den Pferden? Pferde sind Fluchttiere und sehr geräuschempfindlich. Wenn sie aufgeschreckt werden, besteht die Gefahr, dass sie aus der Weide ausbrechen und erst einmal rennen. Und Wildtiere, die sind genauso schreckhaft. Das ist nicht gerecht!
Ausgewiesene Zonen, wo die Fanatiker ggf. unter Feuerwehr- & Polizeiaufsicht böllern dürfen, wären meine Empfehlung dazu gewesen.
Ich rufe daher alle zuständigen Behörden dazu auf, ein Böllerverbot dieses Jahr auch in der Nähe von Reitställen und Pferdeweiden zu etablieren – und die ohnehin gesetzlich bereits bestehenden Verbote besser durchzusetzen. Damit es dieses Jahr nicht vermehrt zu Verkehrsunfällen mit aufgeschreckten Pferden durch das Zünden von Knallkörpern kommt.
Marco Warstat, Buchholz i.d.N.
Anm. d. Red.: Diese Zuschrift ist inhaltlich nicht überholt, obwohl sich inzwischen
mit der Verkündung des Böllerverbots eine andere Nachrichtenlage ergeben hat.
Der Leserbrief spricht das Leiden von Tieren unter der Knallerei an, die also dieses Jahr wegfällt.
Die Kultur geht als Erste baden
Zu: „Protest gegen Militärausgaben“, FR-Regional vom 7. Dezember
Es ist der Rundschau zu danken, dass sie schon im Vorfeld des Aktionstags für Abrüstung so breit berichtet hat. Und nun gibt es auch noch das aussagekräftige Foto von der Offenbacher Aktion „Alles geht baden“. Wir wollten verdeutlichen, dass nicht weiter so viel Geld für Rüstung ausgegeben werden darf, dass endlich Politik für eine friedliche Welt gemacht werden muss, eine neue Entspannungspolitik.
Allerdings kommt ein Detail in der Bildunterschrift zu kurz: Die vier jungen Frauen, die da im Wasser standen, gehören „Fridays for Future“ und dem Offenbacher Stadtschüler:innenrat an. Sie nahmen also aus wohlverstandenem Eigeninteresse teil und nicht nur als Unterstützerinnen der OFI. Ebenso wir Gewerkschafterinnen und ein Vertreter der Partei der Linken machten sie in ihren Redebeiträgen deutlich, dass mit so viel Rüstung keine Zukunft gemacht werden kann, dass Bildung, Umwelt, Gesundheit und bezahlbares Wohnen äußerst gefährdet sind.
Schließlich sei noch erwähnt, dass unsere Musikerin, Heike Städter, voll aufs Ganze ging und samt ihrem Instrument fast im Mainwasser verschwand. Das war am Ende der Veranstaltung und Heike meinte dazu: „Die Kutur geht eigentlich als Erste baden.“
Christa Führer-Rößmann,
Offenbacher Friedensinitiative (OFI), Offenbach
Frankfurt hält kein weiteres Wachstum aus
Zu: „Josef kämpft für Wohnquartier“, Wohnungsmarkt bleibt angespannt“ und „Konzept für weitere Hochhäuser“, FR-Regional vom 1., 4. und 5. Dezember
Nach Berichten von Maklerhäusern schichten Großinvestoren Kapital von dem Aktienmarkt in Immobilien um, das bietet zwar weniger Rendite aber bietet Sicherheit. (FR. 4.11.) Josef kommt dem nach, indem er weitere Hochhäuser städtebaulich zulassen will, ohne die Folgen auf die Stadtentwicklung zu beachten. (FR 5.11.). Seit den 80er Jahren gibt es in Frankfurt keine ernstzunehmende Stadtentwicklung mehr, nur noch architektonischen Städtebau. Bei weiteren Bürohochhäusern muß Josef langsam auch die dazu nötigen Wohnungen und soziale und kulturelle Infrastruktur nachweisen, so in der „Josefstadt“ im Nordwesten. Das gab es aber auch schon von Seiten der SPD zu Zeiten von den Investoren Bubis und Konsorten. Die Mahnungen des Stadtkämmerers (CDU), daß die Infrastruktur der Stadt für ein weiteres Wachstum nicht mehr ausreicht, deutet selbst dort ein Nachdenken, kein Umdenken an.
Aber auf dem Riedberg z.B: gibt es für die 15.000 Menschen nur ein Einkaufszentrum, kaum Kneipen, so wird auch die Josefstadt werden. Die künftigen Büromieter sind nicht mehr bereits, den dort Beschäftigten lange Pendlerzeiten zu nichturbanen Wohngebieten zu akzeptieren. (Al-Wazir’s Großer Bogen). In einem Fernsehspot im HR berichtet die Europa Chefin des Maklerhauses JLL, die in München wohnt und in Frankfurt arbeitet, das Co-Working in kleineren Städten um Frankfurt zunimmt.
Für das Wohnen; wie in London (Film PUSH) und hier im Europaviertel werden wegen der geringen Rendite die Wohnungen leerstehen, so sind sie besser weiter zu verkaufen. Einen beständigen Sozialen Wohnungsbau gibt es in Deutschland nicht, nur geförderten, die Förderung aus Steuergeldern reicht für 3-4 Wahlperioden, ausreichend für SPD, CDU und Grüne, die mehrheitsbildenden Parteien. Es ist nicht „sozial“, wenn man die Sozialmieter als Erstbewohner nach 20-30 Jahren wieder rausschmeissen kann, insofern ist „Sozialer Wohnungsbau“ ein Etikettenschwindel.
Daß CDU und besonders die FDP den Investoren entgegen kommen ist bekannt, die SPD in Frankfurt hat den Hochhausbau zuerst angestossen, die Büchse der Pandora geöffnet. Der Vorstand der Grünen ist noch auf der Linie von Cunitz, der den Investoren günstigste Verwertungsmöglichkeiten geboten hat. (AfE Turm etc,) Als kündige Mehrheitsbeschaffer werden sie das Schicksal der SPD wie in der Großen Koalition erleiden, wie hier in Hessen zu sehen, da sie sich dann ihre grünen Ziele abschminken können und zur Nachfolgepartei der FDP mutieren. Änderungen in der Kandidatenliste bei den Grünen deuten ein langsames Umdenken an.
Und Josef ? Er wird wie Cunitz einen Job bekommen, nachdem er mit seiner Politik, wie Hanns Adrian, an seiner Partei gescheitert ist.
Konrad Mohrmann, Frankfurt
Sofort formieren sich laute Interessengruppen
Wer immer sich den Namen ausgedacht hat, versteht das Werbegeschäft: „Grüne Lunge“ – Wer würde es da wagen, kritische Worte zu riskieren und sich dem Verdacht auszusetzen, gegen Klimaschutz zu sein. Wo doch sogar „Fridays for Future“ mitmachen. Wer würde noch einen Blick auf den Stadtplan werfen wollen? Dabei würde der schon reichen, um die Absurdität des Namens zu zeigen. Grüne Lunge? Nördlich des geplanten Baugebiets stehen die Gebäuderiegel um die Friedberger Warte und dahinter die zwischen Gießener Straße und Autobahn. Weshalb ausgerechnet durch eine Bebauung des südlichen Areals die Luftzufuhr ins Nordend abgeschnitten werden soll, erschließt sich mir nicht. Die Frischluftschneise liegt direkt daneben: der Hauptfriedhof samt Neuem jüdischem Friedhof. Ein Gebiet, zehnmal so groß wie die „Günthersburghöfe“ und viel weiter nach Norden reichend. Dazwischen dann noch die breite Friedberger Landstraße. Auf den Planzeichnungen der Bürgerinitiative wird das alles wohl nicht zufällig abgeschnitten.
Wo liegen denn die Alternativen für den Wohnungsmarkt? Verdichtung und Kampf gegen Leerstand sind richtig und notwendig, lösen aber die Probleme nicht. Wenn nichts zusätzlich gebaut wird, leiden diejenigen, die sich Wohnungen in der inneren Stadt nicht mehr leisten können. Warum scheinen in Frankfurt die Mietervereine und Gewerkschaften keine Meinung zu diesem Konflikt zu haben? Ich finde es erschreckend, wie es gelingt, gegen den Neubau von Wohnungen eine derartige Kampagne zu organisieren. Wenn sogar Parallelen zum Hambacher Forst gezogen werden, dann ist das frech.
Dabei geht es ja nicht nur um die „Günthersburghöfe“. Wo immer Planungen oder auch nur Vorschläge für neue Wohngebiete bekannt werden (am Rebstock, bei Steinbach), formieren sich dagegen lautstarke und kampfbereite Interessengruppen. Die Grundstücke am Wasserpark waren großenteils ungenutzt und verwahrlost. Als die ersten Planungen bekannt wurden, regte sich Widerstand der Alteingesessenen. Am besten ist es dann immer, wenn mit der Ökologie argumentiert werden kann. Das gelingt im Fall der „Günthersburghöfe“ leider zu gut.
Gert Hautsch, Frankfurt
Das gibt’s nur in Frankfurt
Zu: „A661 wird ausgebaut“, FR-Regional vom 24. November
Der letzte Satz des Artikels ist schon frustrierend: Von der Einhausung der Autobahn wäre bei der Planung des Ausbaus der A661 zwischen der Friedberger Landstraße und dem Autobahndreieck Erlenbruch nichts zu finden. Die Stadt Frankfurt versucht seit gefühlt zehn Jahren, eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme mit der Einhausung der A661 auf den Weg zu bringen, gibt hunderttausende Euro für Berechnungen, Gutachten, Untersuchungen, Personal- und Plaunungskosten (Deges hat wahrscheinlich den zwanzigsten Auftrag für eine Verkehrsuntersuchung erhalten), Berichte und Zwischenberichte aus, die STVV (Stadtverordnetenversammlung, anm. d. Red.) wünscht einen 1300 Meter langen Tunnel – und dann kommt das Land – völlig berechtigt – und plant logischerweise die notwendige Anbindung des lange erwarteten Riederwaldtunnels.
Verwirrte Bürger erwarten Grundstücksspekulationen wegen eines neuen Baugebiets im Bereich der SEM (Stadtentwicklungsmaßnahme, Anm. d. Red.)! Soviel Unkenntnis und Unprofessionalität bei der richtigen Einschätzung und des Einsatzes der Planungsinstrumente gibt es nur in Frankfurt – der Stadt der Dichter und Quer-/Freidenker. Im Ergebnis leider eben frustrierend: Keine neuen Baugebiete, Verschleudern von Steuergeldern, weiter steigende Mieten und der damit verbunden wachsende soziale Probleme.
Reinhold Richter, Obertshausen
Millionen Euro im Sand
Flughafen: „Landebahn als Parkplatz“, FR-Regional vom 2. Dezember
Seit dem 21. Oktober 2011 fordern die Ausbaugegner des Frankfurter Flughafens vehement die Schließung der Nordwestlandebahn, um die Region nicht noch weiter mit gesundheitsschädlichem Fluglärm und Ultrafeinstaub zu vermüllen. Jetzt legt Fraport von sich aus die Landebahn zum zweiten Mal in diesem Jahr wegen der mangelnden Nachfrage im Luftverkehr still. Die Nutzung als Parkplatz ist eine teure Angelegenheit, hat doch dessen Herstellung 1,5 Mrd. Euro gekostet und belastet das Betriebsergebnis mit 100 Mio. Euro jährlich. Das macht tägliche Parkplatzkosten von 275 000 Euro aus, die vermutlich von den Fluggesellschaften aber gar nicht bezahlt werden. Die hochfahrenden Expansionspläne des Vorstands kommen den Flughafenbetreiber jetzt teuer zu stehen. Das zeigt auch der Bau des Billigflugsteigs G, der eigentlich im Frühjahr 2021 in Betrieb gehen sollte, jetzt aber vorläufig eingemottet wird. 200 Mio. Euro Baukosten sind damit erstmal in den Sand gesetzt.
Hans Schinke, Offenbach
Führerschein abgeben!
Zu: “ Das ist schon ein bisschen Abzocke“, FR-Regional vom 10.11.
Warum denken so viele Menschen immer wieder sie würden abgezockt, wenn sie eine berechtigte Strafe für ihr Fehlverhalten bekommen?
Nein, es gibt keine Abzocke. Überall wo bestimmte Verkehrsregeln gelten stehen entsprechende Beschilderungen. Meist reicht es eine zweistellige Zahl auf solchen Schildern mit einer zweistelligen Zahl auf dem Tacho in Vergleich zu setzten.
Wer das zu kompliziert findet, sollte umgehend seinen Führerschein wieder zurückgeben.
Noch schlimmer wird es, wenn Wege, Strassen und Zufahrten so mit PKW zugestellt sind, dass für Rettungskräfte kein Durchkommen mehr ist. Hier besteht Gefahr für Menschen die Hilfe benötigen. Ein derart egostisches Verhalten ist für mich Körperverletzung, bisweilen mit Totesfolge. Wer sich so verhält, sollte ebenfalls umgehen den Führerschein verlieren.
Die Ausrede, man wäre schusselig oder hätte es nicht gesehen, kann man nicht gelten lassen. Wer ein Fahrzeug führt, hat sich an die Regeln zu halten und muss seine volle Aufmerksamkeit dem Fahren widmen. Auf gar keinen Fall aber seinem Smartphone.
Wer trotzdem Mist baut, hat sich zu entschuldigen und die Strafe hinzunehmen anstatt rumzujammern und von Abzocke zu schwadronieren.
Stefan Plock, Ober-Ramstadt
Forum vom 15. Dezember
Seite eins
Zuschriften von Jörg Kempfer, Heidrun Wilker-Wirk, Jürgen Hempel, Wielant J. Hoffmann und Thomas Ewald-Wehner und Helga Günther-Wüstenfeld zum Thema „Querdenker“, Impfen und Wirtschaftspolitik in Corona-Zeiten (veröffentlicht ab hier), außerdem von Ralf Krug zu einem vernachlässigten Aspekt der Verkehrswende: Dienstwagen (gleich hier, siehe unten).
Viel fahren kostet nichts extra
Konsumverhalten: „Darf’s etwas weniger sein?“, FR vom 28. November
In dem Beitrag ging es um wirkungsvolle Maßnahmen u.a. zur Verkehrwende. Logisch, dass dazu ein Tempolimit gehört.
Mindestens genau so wichtig ist die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs. Inzwischen gibt es Millionen von Pkw, deren gesamte Kosten Firmen tragen und die zu einem großen Teil privat genutzt werden. Die private Nutzung der Dienstwagen wird pauschal bezahlt, ohne Einfluss der Fahrleistung. Das Ergebnis ist mehr Autoverkehr, denn viel Fahren kostet nichts extra.
Eine Verkehrwende kann nicht ohne Abschaffung des Dienstwagenprivilegs gelingen!
Ralf Krug, Pohlheim
Forum vom 16. Dezember
Seite eins
Zuschriften von Peter Steinberg und Matthias Wooge zum Thema Friedensbewegung (veröffentlicht ab hier), Josef F. Draxinger zur Frage, die den armen Ländern der Erde in Sachen Corona geholfen werden könnte (veröffentlicht hier), außerdem Peter Samol zu Hartz IV, Otfried Schrot und Wolfgang Wahle zu US-Sanktionen wegen Nord Stream 2 und von Herbert G. Just zur Neuregelung von Gemeinnützigkeit (alle gleich hier, siehe unten).
Weniger vom Minimum ist unter dem Minimum
Zu: „Menschen mit Hartz IV werden vergessen“, FR-Tagesthema vom 11. Dezember
Am 5. November 2019 kam der erste Senat des Bundesverfassungsgerichts einstimmig zu dem Schluss, dass die Unterstützungsleistungen des Arbeitslosengeldes II (besser bekannt als Hartz IV) nicht bis auf Null gekürzt werden dürfen. Das ist verfassungswidrig, weil es „in einem Sozialstaat undenkbar, unzulässig und verfassungswidrig ist, soziale Hilfe komplett zu versagen und Bedürftige gegebenenfalls hungern zu lassen“. Leider blieb das Verfassungsgericht inkonsequent, indem es Kürzungen bis zur 30-Prozent-Schwelle weiterhin erlaubt. Auch dadurch wird schließlich ein Existenzminimum unterschritten und weniger vom Minimum ist schließlich definitiv unter dem Minimum. Ferner ist es sehr verwunderlich, dass es fast 15 Jahre gedauert hat, bis endlich höchstrichterlich festgestellt wurde, was eigentlich evident ist.
Nun tun sich gerade vier Bundesländer – Bayern, NRW, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern – für einen gemeinsam Vorstoß zur Reform vom Hartz IV zusammen. Im aktuellen Entwurf ist dabei auch die Möglichkeit der hundertprozentigen Kürzung von Unterstützungsleistungen vorgesehen. Und zwar für den Fall, dass ein Betroffener „zumutbare Arbeit“ ablehnt. „Zumutbare Arbeit“ ist in der gängigen Praxis der für die Hartz-IV-Empfänger zuständigen Jobcenter jede Arbeit, die nicht gerade im Rotlichtmilieu oder im organisierten Verbrechen angesiedelt ist.
Halten wir fest, dass die völlige Streichung des Lebensnotwendigen mit der Länderinitiative wieder auf die Agenda kommt. Obwohl die Unzulässigkeit einer solchen Praxis gerade höchstrichterlich festgestellt wurde! Politiker von den der SPD, der FDP, den Grünen und der Union können offenbar nicht von der Hungerpeitsche lassen. Ob sie wohl hoffen, dass es wieder 15 Jahre dauert, bis dieser Punkt im Gesetz gekippt wird?
Peter Samol, Herford
Der erste Erpresser ist bereits zur Stelle
Nord Stream 2: „Schärfere Sanktionen“, FR-Wirtschaft vom 5. Dezember
Die US-Regierung sieht die deutsch-russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 auf den letzten Metern vor dem Aus und erhöht den Sanktionsdruck auf beteiligte europäische Unternehmen. „Diese Pipeline findet nicht statt“, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur dpa in Washington. „So sieht eine sterbende Pipeline aus.“ Die Regierung habe eine Anzahl Unternehmen und Personen identifiziert, denen nach dem Sanktionsgesetz gegen Nord Stream 2 erste Strafmaßnahmen drohten.
Ein hochrangiger US – Regierungsvertreter nannte Nord Stream 2 „ein geopolitisches Projekt, das Russland dazu nutzen wird, europäische Länder zu erpressen“.
Stellungnahme des Leserbriefschreibers:ein Erpresser ist bereits zur Stelle:die USA! Es reicht jetzt! Deutschland möge Trumps Nachfolger, Joe Biden, eine Chance geben, sich mit einer dicken Entschuldigung von Trumps unverschämter Forderung zu distanzieren, andernfalls sollten wir den Bündnispartner USA endlich, endlich verlassen und die deutsche Mitgliedschaft in der NATO aufkündigen sowie unmittelbar im Anschluss daran die deutschen Soldaten endlich aus Afghanistan abziehen – so wie die USA einladen, ihre Militärbasen aus Deutschland nach Polen zu verlegen. Wenn Deutschland die amerikanische Erpressung schlucken sollte, sind wir politische Masochisten!Es käme einem Verzicht auf die deutsche Souveränität gleich! Frau Bundeskanzlerin, es gibt nicht nur Corona!
Fliegen Sie endlich nach Washington und schlagen Sie im Oval Office so kräftig mit der Faust auf den Schreibtisch,dass die Fensterscheiben aus den Rahmen fliegen und Trump im Sog seines Toupés hinterher!
Otfried Schrot, Hannover
Wo bleibt der Aufschrei unserer Medien?
Sanktionen? Das ist reine Erpressung eines angeblich befreundenden Superstaats. Die USA lassen die Maske wieder fallen. Wo bleibt der Aufschrei unserer Medien? Sie sind doch sonst nicht so zimperlich. Die Medien sollten nicht alles verharmlosen, wenn es gegen die USA gerichtet ist. Sie sollten deutlicher berichten. Gegen andere Länder können sie es doch auch! nur Mut zeigen sie den Ami was wir davon halten zeigen wir in an. Geht nicht? warum nicht?
Wolfgang Wahle, Leverkusen
Der Dorn im Auge der CDU
Zu: „Kaum noch Hoffnung für Attac & Co.“, FR-Politik vom 5. Dezember
Man könnte auch sagen: Kaum noch Hoffnung für die SPD. Ein weiteres Mal hat sie sich von der CDU über den Tisch ziehen lassen. Und ist auf dem besten Weg zu 10%+ Wählerstimmen.
Von der CDU habe ich nichts anderes erwartet: Politische Bildung ist ihr ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund findet an Hess. Berufsschulen im Fach PoWi so gut wie kein Politikunterricht statt, die Wirtschaft dominiert alles. Dass sich die SPD hier nicht durchgesetzt hat ist ein weiteres Armutszeugnis für diese Partei.
Politische Arbeit ist wichtige Arbeit für das Gemeinwohl, etliche politische Schweinereien (Cum-Ex-Geschäfte lassen grüßen) wurden und werden von Attac schonungslos aufgedeckt. Kein Wunder dass das verhindert werden soll. Und die Beteiligten entscheiden dann über die Abgabenordnung und die Gemeinützigkeit der Vereine.
Ich spende weiter für Attac und Campact. Das kann und will ich mir leisten!
Herbert G. Just, Wiesbaden
Forum vom 17. Dezember
Seite eins
Zuschriften von Peter Boettel und Emil Jacob zum Verbot der Silvesterböllerei (veröffentlicht ab hier), Rolfrüdiger Traub zu Friedrich Merz (veröffentlicht hier), außerdem Thomas Fix zu Übergewicht und Hunger, Winfried Klinghammer zum SUV-Wahn und Dr. Dietmut Thilenius zur Frage, wie das Altern die Wahrnehmung verändert (alle drei gleich hier, siehe unten).
Gutes Essen ist nicht einfach zu bekommen
Hunger in der Welt: „Übersättigte Gesellschaft“ , FR-Wissen vom 28. November
„Mein Körper ist ein Schrei nach Liebe“, so ließ einst der rund 180 Kilo schwere österreichische Filmemacher und Autor Peter Kern seine Mitmenschen wissen und trifft damit den Hauptpunkt der Diskussion: Während Joachim Wille und unzählige andere auf die Eigenverantwortung der Übergewichtigen eingehen und ihnen gerne die Schuld zukommen lassen sowie die damit verbundenen Lasten für die Gesellschaft (Kosten) und Umwelt (Klima), wird dabei gerne vergessen, dass die Sache viel komplexer ist, als es scheint. Neben genetischen Anlagen und Erkrankungen, z.B. der Schilddrüse, ist Fettleibigkeit tatsächlich ein Phänomen der modernen kapitalistischen Gesellschaft, die mit Leistungsdruck, Selbstoptimierungswahn und Stress erheblich dazu beiträgt. Wer hat in den großen und reichen Ländern denn noch die Möglichkeit, in Ruhe, bedacht und gesund zu essen, wo man gleich wieder aufs Parkett muss oder schon wieder die Arbeit ruft? Das unterscheidet sich radikal von den romanischen und südlichen Ländern. Daneben: Gutes Essen ist teuer und nicht so einfach zu bekommen und gibt es das noch, wirklich gutes Essen in Zeiten verseuchter Böden, schlechter Luft und oft verunreinigten Grundwassers? Und noch ein weiterer Aspekt sollte nicht vergessen werden: Fettleibige sind oft Mitglieder von Minderheiten, sehr oft Migranten oder Homosexuelle, die von der Gesamtgesellschaft und manchmal auch von ihrer Community an den Rand gedrängt werden, um dann zur legalen, oft billigen „Droge“ Essen zu greifen, Frustessen zu machen. Solange die Gesellschaft teures Essen, Stressfaktoren und randständige Unglückliche zurück- oder zulässt, solange werden wir das Problem nicht in den Griff bekommen. Alles dazu gesagte sind sonst Lippenbekenntnisse.
Thomas Fix, Frankfurt
Grenzen für den PS-Wahn
SUV: „Der schwärzeste Tag in Trier nach dem Weltkrieg“, FR vom 2. Dezember
In der Aufarbeitung und Auseinandersetzung der jüngsten Autounfälle mit Todesfolge für Fußgänger und Radfahrer (SUV-Tote in Trier, SUV-Tote in Ffm-Ostend) wird über die Trauer um die tragischen und willkürlichen Todesopfer ausführlich berichtet (vgl. auch Mahnwache).
Zur Verhinderung weiterer Toter und Verletzter (von anderen schädlichem Verhalten zu schweigen) werden jedoch von vielen Seiten Maßnahmen überlegt und besprochen, die dem willkürlichen oder versehentlichen Gebrauch von hochmotorisierten Fahrzeugen als Waffe meines Erachtens nicht gerecht werden: Betonblöcke, versenkbare Poller, neue Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzung sowie auch immer wieder der Ruf nach Strafverschärfungen für Amok- und Autorennenfahrer.
Mir scheint, dass da das Pferd von hinten aufgezäumt wird: Warum werden die Hersteller solcher allgemeingefährlichen Geschosse nicht für den – doch nicht unerwünschten – Gebrauch solcher Produkte zur Verantwortung gezogen? Warum werden Autohersteller nicht dazu gebracht, den PS- und Beschleunigungswahn zu begrenzen, also zu reduzieren?
Die Motorleistung sollte verpflichtend auf einen maximalen Oberwert gesetzlich festgelegt werden (wir haben doch einen Verkehrsminister, ha ha). Nein: Da helfen keine neuen Schilder, keine versenkbaren Poller und Ähnliches mehr. Die Hersteller müssen zur Verantwortung gezogen werden!
Winfried Klinghammer, Frankfurt
Wie wir gelebt haben
Times mager: „Wie es ist“, FR-Feuilleton vom 8. Dezember
Die Schriftstellerin Natalia Ginzburg wird zitiert: „Das Alter bedeutet für uns vor allem ein Ende des Staunens“.
Das Alter und das Sterben habe ich als Hausärztin und später sehr unterschiedlich mit und ohne Staunen erlebt. Es kann schön sein mit Staunen, zum Beispiel über die Farben eines Abendhimmels bei Sonnenuntergang oder mit einem Blick in lichterfüllte Ewigkeit oder in einem anderen Extrem in Würdelosigkeit und Todesangst. Für unser Sterben ist wichtig, wie wir gelebt haben, wie wir uns mit unseren Gaben eingebracht haben.
Ich habe von todkranken Menschen, die staunen konnten, viel Gutes gelernt. In der Weihnachtsgeschichte wird von zwei alten Menschen berichtet, die mit Freude das geborene Jesuskind ansahen und Frieden empfanden.
Dr. Dietmut Thilenius, Bad Soden
Forum vom 18. Dezember
Seite eins
Zuschriften von Heinz A. Hetschold zum Thema „Querdenker“ (veröffentlicht hier), außerdem Helga Wenzel und Dieter Murmann zu Agrar- und Energiewende, Rainer Wild zu Frackinggas, Henrik Geidt zum gegenwärtigen Aktienboom und Matthias Kraus zum Humboldt-Forum (diese alle gleich hier, siehe unten).
Gilt für Bauern nicht das Verursacherprinzip?
Klimawandel: „Artensterben stoppen“ und „Not-OP am EEG“, FR-Meinung vom 16. und 15. Dezember
Der Deutsche Bauernverband (DBV) kann sich wirklich hartnäckigster Lobbyarbeit rühmen. Von einer Agrarwende hin zu einer klima- und umweltverträglichen Landwirtschaft Lichtjahre entfernt, beklagt der DBV nun die Folgen des Klimawandels und fordert Hilfe. Wie bitte??? In anderen Lebensbereichen gilt das Verursacherprinzip. Und dass die konventionelle Landwirtschaft ein bedeutender Mit-Verursacher für den Klimawandel ist, ist unumstritten, will beim DBV aber möglicherweise einfach nicht ankommen.
Der DBV macht sich über die deutschen EU-Vertreter, allen voran die Landwirtschaftsministerin, erfolgreich stark für ein Weiter-so in der Agrarwirtschaft. Die Förderstrukturen für die Agrarsubventionen werden voraussichtlich auch nach der diesjährigen Verhandlungsrunde zur Agrarreform nicht wesentlich geändert werden. Die EU-Subventionshöhe 2019 betrug für die rund 266000 deutschen Agrar-Unternehmen 6,7 Milliarden Euro, macht bei 83,2 Millionen Einwohnern 80,50€ Zahlbetrag pro Nase.
Die Forderung nach staatlicher Förderung in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Mehrgefahrenversicherung ist dabei die neueste Dreistigkeit des DBV. Zuvor war bereits beschlossen worden, die Versicherungssteuer derjenigen der Hagelversicherung anzugleichen, und zwar in Höhe von 0,03%. Auch dies bereits eine verdeckte Subventionierung.
Ich hätte kein Problem mit einer gesamtgesellschaftlichen, staatlichen Unterstützung für eine Landwirtschaft, die auch das Wohl der gesamten Gesellschaft im Auge hat, und nicht ausschließlich den persönlichen Profit. Der „Bauer“ ernährt schon lange nicht mehr nur das Volk – allein die Nutzung landwirtschaftlicher Fläche für Energiepflanzen oder für die massenhafte Tiermast sprechen für sich. „Der Bauer ernährt das Volk“ ist die moralische Falle, mit der der DBV erfolgreiche Verbandspolitik betreibt.
Diejenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die sich über ihren eigenen Tellerrand hinaus Gedanken über die Bedeutung ihres Betriebes im ökologischen System machen, gehören nicht zu den Gewinnern der vom DBV durchgedrückten Modi der Subventionspolitik. Da bleibt zunächst nur eines: bei diesen Betrieben landwirtschaftliche Produkte kaufen, kaufen, kaufen. Und nimmermüde die politischen Forderungen nach einer Agrarwende unterstützen.
Helga Wenzel, Wanfried-Heldra
Hauptsache die Geschäfte laufen gut
Der Wirtschaftsminister Altmaier hat immer noch nicht begriffen, dass es um mehr geht, als die Wirtschaft wieder auf den alten, Vor-Corona-Stand, zu bringen. Unser Wirtschaftssystem ist schon lange vor Corona an seine, und die Grenzen unserer Erde gestoßen. Jetzt will Herr Altmaier wieder auf den alten, unhaltbaren Zustand, mit ausuferndem Konsum auf Kosten der Ärmsten (siehe z.B. Lieferkettengesetz), zurück. Er pumpt Unmengen an Geld in die falschen, die Umwelt belastenden und zerstörenden Bereiche. Er unterstützt sterbende, schon längst überholte Konzepte der Autoindustrie, der Energiekonzerne, der Reise- und Luftfahrtbranche und will umweltzerstörende Handelsabkommen wie z.B. Mercosur mit aller Gewalt umsetzten. Er ist auch gerne bereit, Unrechtsstaaten wie Katar mit Rüstungsgütern (Gepard-Panzer, Geschütze, Munition) zu beliefern. Die Hauptsache, der deutschen Industrie wird ein Geschäft ermöglicht. Andererseits ist es ihm wohl egal, dass er z.B. mit seinen unsäglichen, kontraproduktiven Vorstellungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien (EEG-Gesetz) genau den Wirtschaftszweig abgewürgt, der für die Verringerung des CO2-Ausstosses unbedingt erforderlich ist. Ihm muss doch eigentlich klar sein, dass die Konsequenzen aus der kaum noch abwendbaren Klimakatastrophe weit mehr Kosten und Leid verursachen werden, als ein jetzt konsequent eingeleitetes Umsteuern. Aber bis die richtig sichtbar werden, ist er ja nicht mehr zuständig und kann von seiner üppigen Pension leben. Ob dieses Leben dann allerdings so verläuft, wie er es sich vorstellt, darf bezweifelt werden. Wenn er das normale Durchschnittsalter erreicht, wird er sicherlich noch die Konsequenzen seines jetzigen Handelns erleben.
Dieter Murmann, Dietzenbach
Erdgas als Quelle für Übergangsenergie
Nord Stream 2: „Schärfere Sanktionen“ , FR-Wirtschaft vom 5. Dezember
Gift durch stärkeres Gift ersetzen ist tödlicher. Der fossile Brennstoff Erdgas ist klimaschädlich, aber als Energieübergangsquelle bis zur CO2-Neutralität wichtig. LNG-Frackinggas, gewonnen in den USA durch unkonventionelles Fracking, also unter Einsatz von Millionen Tonnen hochgiftiger Chemie, die im Boden verbleibt und verpresst wird, macht nicht nur Gebiete unbewohnbar, sondern ist auch klimatödlich. Bei keinem anderen Verfahren wird mehr Methan, 25 X klimaschädlicher als CO2, freigesetzt, abgesehen von der energieaufwendigen Verflüssigung auf -164°C (bis 25 % Energieverlust!) zu LNG für unsinnig lange Transportwege auf Spezialfahrzeugen und -schiffen in extra ausgebaute Hafenanlagen mit hohem Unfallrisiko. Dieses viel teurere Verfahren kann nur ohne die Nord-Stream-2-Pipeline wieder in die Gewinnzone getrieben werden. Der Sanktionsdruck wird nun mit einer möglichen Abhängigkeit von Russland, das uns bedrohen würde und wovor uns die USA schütze, begründet. Wie oft hat Russland in den vergangenen zwei Jahrhunderten Deutschland oder Frankreich überfallen? Eigentlich war es doch umgekehrt, oder? Am sinnvollsten wäre es, Nord Stream 2 endlich fertigzustellen und den USA ihre bitterbenötigten Devisen einfach so zu geben, als unseren Planeten vollends in die Klimakatastrophe zu treiben und zu vergiften.
Rainer Wild, Wunsiedel
Der nächste Crash lauert bereits hinter der nächsten Ecke
Zu: „Aktie von Airbnb bei Debüt heiß begehrt“, FR-Wirtschaft vom 12. Dezember
Der Apartment-Vermittler Airbnb geht an die Börse und übertrifft die Erwartungen der investitionshungrigen Anleger mit einer Verdopplung des angestrebten Aktienpreises und einem erzielten Börsenwert von rund 100 Milliarden Dollar (mehr als etwa Siemens und die meisten deutschen DAX-Unternehmen!). 2020 war laut FR ein Rekordjahr bei den Börsengängen in den USA, wo vor allem Techunternehmen im laufenden Jahr bereits 163 Milliarden Dollar – so viel wie nie zuvor – eingesammelt haben. Gleichzeitig erfahre ich aus der FR, dass die EZB ihre Coronahilfen um 500 Milliarden auf insgesamt 1,86 Billionen Euro erhöht, um die am Boden liegende Wirtschaft zu stützen und endlich das angestrebte Inflationsziel von zwei Prozent im Euroraum erreichen zu können.
Sollte es sein, dass dieses Geld der EZB nicht seine erhoffte Wirkung zeigen kann und stattdessen als Spekulationskapital an den Börsen umhergeistert? Wie kann es sein, dass Anleger ein Unternehmen, das bisher überwiegend Verluste eingefahren hat, das lediglich als Plattform zwischen Wohnungsbesitzern und Wohnungsnachfragern auftritt und mit seinen Diensten schädigende Auswirkungen auf Wohnungsmärkte und Tourismusverhalten nach sich zog, mit 100 Milliarden Dollar bewerten?
Ähnliche Phänomene sehen wir beim deutschen DAX-Neuling „Delivery Hero“, einem Unternehmen, das sich auf Kosten seiner Ausfahrer:innen mit der Verteilung von Essen in die Riege der größten deutschen Unternehmen katapultiert hat. Auch hier scheint die Gier und der erhoffte Spekulationsgewinn größer als die tatsächliche Wertschöpfung des Unternehmens und den damit verbundenen gesellschaftlichen Schaden.
Während die Realwirtschaft am Boden liegt, steigen die Spekulationsblasen an den Börsen. Geschäftsmodelle basieren nicht mehr auf Innovation und gesellschaftlichem Nutzen, sondern sie zielen nur noch auf die Erstellung einer Schnittstelle, die sich durch rasche Verdrängung der Konkurrenz zum Monopolisten aufbläht und dann endlich die erhofften Gewinne für die Anleger einfährt. Aus der Finanzkrise 2008 wurden nur wenige Lehren gezogen. Wann begreifen wir endlich, dass wir „Delivery Hero“ nicht essen und bei „Airbnb“ nicht wohnen können? Mir scheint, der nächste Crash lauert bereits hinter der nächsten Ecke.
Henrik Geidt, Lebach
Die Zöpfe der Vergangenheit
Humboldt-Forum: „Zur Wiedervorlage“, FR-Feuilleton vom 16. Dezember
Humboldt Forum, wie mich das ekelt … gebt den Afrikanern endlich ihren Kunstkram komplett zurück und sprengt dieses Hohenzollern Denkmal zum zweiten mal in dieLuft, das für unfaßbar überhebliche Skrupellosigkeit steht. Ohne Zögern haben diese Kerle die Leute in die Vergasung, Zerfetzung und Verhungerung geschickt und die Katastrophe des 20. Jahrhundert ausgelöst … und das sollen wir uns jetzt wieder anschauen müssen? Weg damit und baut den Lampenladen wieder auf: der steht für den Willen des Volkes, auch mit Diktatur und Stasi am Hals, Überlebenswillen zu zeigen und Zukunft einzufordern. Und nur darum geht es, sind wir nicht angetreten, die Zöpfe der Vergangenheit abzuschneiden um Demokratie zu leben?
Matthias Kraus, Hasselroth
Forum vom 19. Dezember
Seite eins
Zuschriften von Thomas Bartsch-Hauschild, Heike Kuntze-Engemann, Klaus Auls, Peter Koswig und Fritz Brehm zur Corona-Pandemie (veröffentlicht ab hier), Manfred Bonson zu den Grünen (veröffentlicht hier), außerdem Heiner Ehrbeck zum Antisemitismus (gleich hier, siehe unten).
Seite zwei
Zuschriften von Harald Krause zu Weihnachts-Gottesdiensten mitten in der Pandemie (veröffentlicht hier), Rüdiger Ehrmann zum Thema Verrohung und Rasmus Ph.Helt zu den Chancen der SPD im Wahljahr 2021 (beide gleich hier, siehe unten).
Erinnern ist nicht genug, es braucht praktische Politik
Antisemitismus, Prozess von Halle: „Es reicht noch lange nicht“, FR-Meinung vom 14. Dezember
Anetta Kahane bringt es auf den Punkt, indem sie beim Schlusswort des Angeklagten im Prozess von Halle genau hingehört hat, was aktuell den Antisemitismus ausmacht. „Da hören wir keine subtilen Formen von Antisemitismus mehr, keinen sekundären, israelbezogenen, oder strukturellen,…, sondern direkt und dreckig einfach nur Hass auf Juden. Drei Minuten Tiraden und Hass und Holocaustleugnung, bis ihn die Richterin unterbricht.“
Offensichtlich reicht es nicht, der „Erinnerungskultur“ zu vertrauen, gegen den antisemitischen Wahnsinn zu wirken. Dass die Erinnerung an Verbrechen ein Mittel zur Bekämpfung zukünftiger Verbrechen sein kann, scheint ohnehin mehr an Gesundbeterei zu erinnern.
Im Sinn der Aufklärung näher läge, dass Staat und Kirche ihre einzelnen historischen Beiträge im autoritären Staat zur Propagierung des Antisemitismus als Herrschaftsmittel thematisierten und als fehlerhaft verurteilten. Umso glaubwürdiger könnten sie ihre aktuell an Menschenrechten orientierte Politik im demokratischen Staat vertreten. Ein Bekenntnis zur Demokratie verlangt eben auch eine kritische Auseinandersetzung mit der undemokratischen Vergangenheit. Es ist bedauerlich, dass es an einer derart an Menschenrechten offensiv orientierten Politik fehlt und so nationalistisch, autoritär orientierten Protagonisten reaktionärer Politik in den Parlamenten das Feld überlassen wird, die nichts Besseres zu tun haben, als die „gute alte Zeit zu glorifizieren“.
Es gilt darüber aufzuklären, dass mit der Erklärung des Christentums zur Staatsreligion durch Kaiser Theodosios I. seit dem Jahre 380 n. Chr. Juden, wie auch alle Nichtchristen für ehrlos, rechtlos und schutzlos erklärt wurden. Es folgte im christlichen Staat eine Entwicklung der Entrechtung und Versklavung der Juden, die von Papst Gregor IX 1234 als Kammerknechtschaft kirchenrechtlich und von Kaiser Friedrich II. (1212-1250) als staatliches Recht verankert wurde. Juden wurden zur Handelsware. Ob sie am nächsten Tag sich noch ihres Lebens erfreuen und in welchem Umfang sie den Gewinn ihrer Arbeit behalten durften, war dem Ermessen ihrer Herren überlassen. Dieser Stellung als Leibeigene waren Juden in ganz Europa bis zu dem Zeitpunkt ausgesetzt, bis in einzelnen Ländern die Menschenrechte durchgesetzt waren (18. – 19. Jh.) In Deutschland hatte die Menschenrechtsdebatte keinen vergleichbaren Erfolg. Halbherzig ließ Bismarck erst unmittelbar vor der Reichsgründung am 16. April 1871 die gesetzliche Gleichberechtigung auch für Juden beschließen. Halbherzig, weil die gesellschaftliche Propagierung des Hasses auf Juden, ihre Verfolgung und Ausbeutung ein zentrales Thema in der politischen Auseinandersetzung blieb. Juden wurden zu Untermenschen erklärt, denen man schadlos Leib und Leben nehmen konnte, wie es Luther 1542 in seiner Schrift „Von den Jüden und ihren Lügen“ in sieben politischen Forderungen an die Fürsten gefordert hatte. Luthers Forderungen waren Eckpunkte für das NS-Vernichtungsprogramm. Es stieß nur bei Wenigen auf Ablehnung. Nach 1945 fand keine bedeutende gesellschaftliche Debatte über die Bedeutung der Menschenrechte für die zukünftige Politik in der Bundesrepublik statt. Historisch verfestigte Hassgefühle wurden so über Jahrtausende transferiert. Es ist also nicht „folgenloses Erinnern“ angesagt, sondern praktische Politik im Namen der Menschenrechte. So lange es daran fehlt, ist die Aufklärung noch immer ein „unvollendetes Projekt“ ist. (Habermas.)
Heiner Ehrbeck, Bad Vilbel
Das Gegenteil von Verrohung
Zu: „Unter Tollwutbürgern“, FR-Feuilleton vom 12. Dezember
So verdienstvoll es ist, dass der Artikel die Aufmerksamkeit auf das Phänomen des Beißens lenkt, so ist er doch tendenziös, widersprüchlich und die Analyse nicht tiefgehend genug. Der Autor spricht von Wutbürgern und stellt einen Zusammenhang mit rechtsradikalen Strategien respektive bewussten rechtsradikalen Grenzüberschreitungen her. Allein dies würde bedeuten, dass die sogenannten Stuttgarter Wutbürger (Stuttgart 21) rechtsradikal sind, was wohl kaum zutrifft.
Der Zusammenhang ist auch deshalb mehr als konstruiert, weil im weiteren die Rede von archaischen Impulsen ist. Die haben doch alle Menschen – oder nur Rechtsradikale? Mit dieser Argumentation wertet man den rechtsradikalen Menschen ab und macht ihn zum Opfer, wobei der Autor aber ausführlich auf die Täter-Opfer-Umkehr-Strategie eingeht. Er spricht auch von Beißen als Notwehrreaktion. Dann ist da wohl jemand in Not, d.h. er ist Opfer.
Der Autor spricht von Beißen und Spucken als Zeichen der Verachtung, d.h. der Mensch, der das tut, zeigt keine Achtung vor dem Gegenüber, er entwertet den anderen. Meiner psychotherapeutischen Erfahrung gemäß ist dem oft eine Entwertung vorangegangen: Entwertung provoziert Entwertung, eine Eskalation wird in Gang gesetzt, was es unbedingt zu verhindern gilt. Mehrfach wird auf archaisches Verhalten verwiesen, dass dieses im Hirnstamm gespeichert sei und zitiert wird der forensische Psychiater Th. Knecht dahin, dass, wenn „die Emotionen hoch (-kommen), ein solches Verhalten durchbräche. Wir nehmen dann keine Rücksicht auf Regeln“. Nun alle Menschen haben einen Hirnstamm nicht nur Rechtsradikale (hatte da nicht kürzlich in der FR gestanden, dass sich die Ex-DDR-Bürger nicht wahrgenommen fühlen? Wo ist die AfD stark vertreten?). Welche Emotionen kommen da hoch, sollte man besser keine haben? Oder geht es darum, diese zu kontrollieren? Folgt man R. Krause (Allg. psychoanalytische Krankheitslehre), R. Emde u.a. dann handelt es sich bei Emotionen, eigentlich um E-motionen, d. h. diese E-motionen setzen Bewegungen/ Verhalten in Gang. In diesem Fall ein Verhalten, dass Verachtung ausdrückt und grenzüberschreitend ist. Welches Gefühl ist das? Wut. Primitiv, gewaltig, roh, entwertend und grenzüberschreitend. Es ist in den Bereich des Narzissmus/Selbstwert einzuordnen, d. h. eine narzißtische Kränkung/ Entwertung wird mit Wut beantwortet. Wie kann man die Zunahme erklären? Schon vor vielen Jahren hat Th. Ziehe (Pubertät und Narzissmus) auf einen anderen Sozialisationstypus hingewiesen. Das Narzißtische ist im Vormarsch, siehe Trump u. a. Das Depressive, Aggressionsgehemmte ist im Rückzug begriffen. Der Autor beklagt eine Verrohung der Gesellschaft. Nun dann wäre diese wohl (mit-) verursacht durch die Zunahme des Narzissmus. Was zu tun ist, ist besser beschrieben mit dem Gegenteil von Verrohung. Es geht um den Prozess der Zivilisation (N. Elias, H. P. Duerr), d. h. konkret nicht das totale Verdrängen von Emotionen bzw. aggressiven Impulsen sondern das Lernen eines zivilisierten Umgangs damit und damit letztlich dem Gegenüber.
Rüdiger Erdmannm, Pattensen
Mut und Misere
Zu: „SPD startet mit schlechten Chancen ins Wahljahr“, FR-Politik vom 4.12.
Die wie in Stein gemeißelten miesen Umfrageergebnisse für die SPD kommen leider wenig überraschend. Zum einen bleibt die Tetrarchie wie nach dem Vorbild des alten Rom mit den Augusti Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken sowie den Caesares Olaf Scholz und Rolf Mützenich weiterhin ein ambitioniertes Zukunftsprogramm schuldig mit kreativen Ideen wie zum Beispiel einer neuen Studienförderung mit elternunabhängigem Stipendium, damit die Anzahl von Arbeiterkindern an den Hochschulen – und damit ein historisches Herzensanliegen der Sozialdemokratie zumindest noch unter Willy Brandt – nicht mehr stagniert. Zum anderen fehlt in psychologischer Hinsicht schlicht die Glaubwürdigkeit für einen echten Neuanfang jenseits der großen Koalition, wenn man ausgerechnet einen der dienstältesten „Parteisoldaten“ als Spitzenkandidat aufstellt, der noch bei Themen wie einer Digitalsteuer auf EU-Ebene und einer Finanztransaktionssteuer auf hochriskante Börsengeschäfte eher wenig Ehrgeiz zeigt und auf Zeit spielt, obwohl beide Märkte sogar sehr akut einen engeren Ordnungsrahmen für eine bessere Wirtschaftsethik benötigen. Deshalb führt hier nur mehr Mut aus der Misere!
Zum Leserbrief von Matthias Wooge ‚Gegen Rüstung, Rassismus und Diktaturen‘
Sie sprechen mir aus der Seele, Herr Wooge, zeigen auch die Zusammenhänge auf, die zu immer größerem Unfrieden in der Welt führen. Meine Zustimmung gilt auch für den kleinen Lichtblick in diesen aufgerüsteten Zeiten, Fridays for Future, den Sie nicht unerwähnt lassen. Ich bin immer noch ein großer Fan von Hannes Wader, den ich bei seinem Konzert vor einigen Jahren in Rudolstadt, wo er für sein Lebenswerk geehrt wurde, erlebt habe.
@ Marco Warstat
Beim Ausgeböllert sollte es in Zukunft auch bleiben. Diese Branche ist so überflüssig wie ein Kropf und gehört auf keinen Fall von Steuerzahler/innen unterstützt. Sie erzeugt Lärm, ist Ursache für schwere Verletzungen, verdreckt und verstänkert die Umwelt, schädigt Dächer, Autos und Eigentum auf fremden Grundstücke und hinterlässt eine Menge Unrat, der besonders in Städten für enorme Reinigungskosten verantwortlich ist. Eine Branche die für nichts nutze ist und für immer verboten gehört.
Im Beitrag „Ausgeböllert“ wird das Hilfegesuch der Pyrotechnik geschildert und deren Gesuch um Ausnahmegenehmigungen dargestellt. Dabei muss doch ernsthaft die Frage erlaubt sein, ob und gebeenenfalls inwieweit diese Sparte als „systemrelevant“ zu betrachten ist. Denn im Gegensatz zur Gastronomie, Hotelerie und anderen Betrieben dient die Pyrotechnik weder der Ernährung, Unterkunft oder anderen lebensnotwendigen Bereichen.
Vielmehr produziert sie häufige teils starke Verletzungen und Sachbeschädigungen bis hin zu Bränden mit der Folge, dass Ärzte, Pflegepersonal, Feuerwehr und Polizei stärker in Anspruch genommen werden. Jedes Jahr landen Menschen mit Verletzungen durch Feuerwerkskörper in der Notaufnahme – mit Verbrennungen oder Augenverletzungen bis hin zu dauerhaften Hörschäden. Gerade zu einer Zeit, wo das Klinikpersonal ohnehin bis an die äußerste Grenze belastet wird, müssten ohne das verhängte Verbot zusätzliche Verletzte versorgt werden.
Dazu werden laut Umweltbundesamt jährlich rund 4200 Tonnen Feinstaub (PM10 ) durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht. Diese Menge entspricht in etwa 25 Prozent der jährlich durch Holzfeuerungen und rund zwei Prozent der insgesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Außerdem werden Müllmengen abgebrannter Feuerwerkskörper in einem verheerenden Ausmaß hinterlassen, die nicht nur ein grausiges Bild ergeben, sondern einen zusätzlichen Arbeitsaufwand neben dem ohnehin verstärkten Müllaufkommen für das Personal erfordern.
Es mutet eigenartig an, dass für manchen Unsinn, wie auch beispielsweise bei den menschenvernichtenden Waffen, immer die Arbeitsplätze als Argument angeführt werden. Können die Hersteller von Feuerwerkskörpern nicht Sinnvolleres herstellen als Produkte, die allein dem Zweck zur Verletzung von Menschen und Sachbeschädigungen, Luftverschmutzung und unnötigem Müll dienen? Überdies werden die meisten Feuerwerkskörper nicht bei uns hergestellt, sondern aus asiatischen Ländern, in denen die unmenschlichsten Arbeitsbedingungen herrschen, importiert.
So ist auch dem Leserbrief von Marco Warstat in der FR vom 14.12.2020 beizupflichten, wobei diese Böller neben dem Schrecken der Pferde auch dem Schrecken der anderen Tiere sowie dem Schrecken der Umwelt dienen.
Daher ist das überfällige Verbot der Silvesterböllerei nicht allein wegen der Corona-Pandemie sondern, wie bereits in manchen Städten praktiziert, grundsätzlich zu begrüßen.
Zu: „Menschen mit Hartz IV werden vergessen“,Peter Samol, Herford Leserbriefzuschrift
Arbeitslosigkeit und Erwerbsminderung sind Krankheiten oder Einschränkungen, vergleichbar mit anderen körperlichen Erkrankungen.
Kommt zum Einen noch das Andere hinzu, sieht es schlecht aus für die Betroffenen.
Bei einer Anerkennung der Erwerbsminderung, ist es gleichbedeutend, das das Sanktionssystem der Arbeitsagentur nicht mehr greifen kann. Das ist ein positiver Effekt, man fällt damit aus dem Arbeitslosengeld heraus und in die Grundsicherung.
Nur, kommt man aber aus dieser Grundsicherung nicht so einfach wieder heraus.
Das Geld ist knapp und es ist deswegen so knapp gerechnet, weil es ja Arbeitsanreize setzen soll, – aber auch bei einer Erwerbsminderung ?
So kommt eines zum anderen, bei HartzIV und der Grundsicherung, das knappe Geld verhindert die gesellschaftliche Teilhabe und trägt damit – mit den zusätzlichen Beeinträchtigungen – zur Verelendung bei.
Gift durch stärkeres Gift ersetzen ist tödlicher. Der fossile Brennstoff Erdgas ist klimaschädlich, aber als Energieübergangsquelle bis zur CO2-Neutralität wichtig. LNG-Frackinggas, gewonnen in den USA durch unkonventionelles Fracking, also unter Einsatz von Millionen Tonnen hochgiftiger Chemie, die im Boden verbleibt und verpresst wird, macht nicht nur Gebiete unbewohnbar, sondern ist auch klimatödlich. Bei keinem anderen Verfahren wird mehr Methan, 25 mal klimaschädlicher als CO2, freigesetzt, abgesehen von der energieaufwendigen Verflüssigung auf -164°C (bis 25 Prozent Energieverlust!) zu LNG für unsinnig lange Transportwege auf Spezialfahrzeugen und -schiffen in extra ausgebaute Hafenanlagen mit hohem Unfallrisiko. Dieses viel teurere Verfahren kann nur ohne die Nord-Stream-2-Pipeline wieder in die Gewinnzone getrieben werden. Der Sanktionsdruck wird nun mit einer möglichen Abhängigkeit von Russland begründet, das uns bedrohen würde und wovor uns die USA schütze, begründet. Wie oft hat Russland in den vergangenen zwei Jahrhunderten Deutschland oder Frankreich überfallen? Eigentlich war es doch umgekehrt, oder? Am sinnvollsten wäre es, Nord Stream 2 endlich fertigzustellen und den USA ihre bitterbenötigten Devisen einfach so zu geben, als unseren Planeten vollends in die Klimakatastrophe zu treiben und zu vergiften.
zu @ Rainer Wild
Sie machen sich das leider ein bisschen einfach. Erdgas ist nicht viel besser als Kohle oder Fracking nur billiger.
https://www.dw.com/de/erdgas-kein-klimaretter-russland-trump-lng-usa-fracking-gaskrieg-energiewende-klimaziele/a-47639597
Endlich, endlich haben Journalisten:innen berichtet das es wohl einen Zusammenhang zwischen Coronainfektionen und AFD – Anhängern,und rechts gesinnten Leugnern der Pandemie gibt. Die Zahlen in den Hochburgen z.B. Sachsen sprechen ja für sich. Ich hoffe das diese Gesinnten auch die Konsequenzen tragen und das Gesundheitssystem nicht belasten und Behandlungen verweigern. Bei steigender Übersterblichkeit dort , stelle ich mir natürlich die Frage, will man seine eigene Gefolgschaft dezimieren?
Zu Matthias Kraus, Zöpfe der Vergangenheit, FR 18.12.2020
es gibt in der Psychotherapie eine „Übung“ dahin, dass man etwas konsequent zu Ende denkt. Man kann dann am „Ende“ u. U. etwas erkennen, was zu Beginn noch nicht deutlich ist. Sie fordern die Sprengung des Stadtschlosses, weil es für unfassbare, überhebliche Skrupellosigkeit stände. Wie ist dann – zu Ende gedacht – mit dem Louvre, dem Buckingham Palast oder dem Weißen Haus usw. umzugehen? Sind diese Bauwerke nicht auch Dokumente von Überheblichkeit, Ausbeutung und Unterdrückung etc. Walter Benjamin sagt (sinngemäß), dass es kein Zeugnis von Kultur gibt, das nicht auch ein Zeugnis von Barbarei sei. Mit Sprengungen ist das Problem nicht zu lösen.