Alle Leserbriefe der Woche im Überblick und im Detail. Scrollen und lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihren Leserbrief gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier von oben nach unten:
- eine Übersicht nach Erscheinungstagen mit den Namen der Autorinnen und Autoren und ihren Themen. Über die rot eingefärbten Links (Seite eins, Seite zwei) können Sie pdf-Dokumente von den Leserforum-Zeitungsseiten aufrufen, wo diese Leserbriefe erschienen sind. Die Links hinter den Namen führen zu den Leserbriefen, die auch hier im FR-Blog veröffentlicht wurden
- zweitens alle Leserbriefe der Leserforen-Seiten in ihren ungekürzten Fassungen (im Anschluss an die Übersicht)
- und ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie Ihre Beiträge zur Diskussion beisteuern können. Alle Themen, die unten angeschnitten werden, können diskutiert werden. Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, mit dem Sie anzeigen, welches Thema Sie ansprechen.
Es gelten die Blog-Regeln. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.
Leserforum vom 7. Oktober
Seite eins mit Leserbriefen von:
Rasmus Ph. Helt und Jürgen Kasiske zum Thema Bahn; Gerd Himmelreich zu Plastikmüll; Friedrich Gehring zum Methan in der Forstwirtschaft; Helmut Büber zur drohenden Ausweitung von Altersarmut; Gerhard Schuler zum ZDF-Interview mit Björn Höcke; Hanne Strack zur Leichtathletik-WM in Doha
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Norbert Stein zu den Strompreisen; Manfred Schmidt zum Brief unseres Chefredakteurs an seinen Vater zur Klimafrage; Eberhard Drück und Siegmar Henkes zu den Veränderungen bei der Deutschen Post
Diese Leserbriefe können krankheitsbedingt hier nur in Form der oben verlinkten pdf-Dokumente veröffentlicht werden.
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Leserforum vom 8. Oktober
Seite eins mit Leserbriefen von:
Peter Boettel und Alfred Kastner zum Flüchtlingspakt mit der Türkei; Cornelia Niemann zur Reform des Hessischen Rundfunks; Ludger Schiffler zu den Beleidigungen gegen Renate Künast, die das Landgericht Berlin als nicht strafwürdig befand; Hans Georg Münchow zur Musterklage gegen VW; Gerd-Rüdiger Erdmann mit Dank an den FR-Kolumnisten Bernd Hontschik
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Wolf Göhring zu den Klimastreiks; Dirk Alpermann zum politischen Boykott gegen eine Hirsemühle in Leipzig; Uta Middel zur Leichtathletik-WM in Doha
Diese Leserbriefe können krankheitsbedingt hier nur in Form der oben verlinkten pdf-Dokumente veröffentlicht werden.
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Leserforum vom 9. Oktober
Seite eins mit Leserbriefen von:
Klaus Philipp Mertens, Georg Dovermann und Reinhard Schemionek zur Frage, wie man mit der AfD umgehen soll. Die beiden Letztgenannten wurden bereits in der Anmoderation veröffentlicht, der Leserbrief von Klaus Philipp Mertens wurde als Kommentar in der Diskussion platziert.
Jürgen Malyssek schreibt von seinen Eindrücken zunehmender Aggression; die Zuschrift wurde in der Anmoderation der Diskussion „Werden wir aggressiver?“ platziert.
Carsten Dietrich Brink hat Kritik an der Entscheidung der Bahn, 38 neue Züge zu bestellen. Siehe auch unten.
Hans Möller lobt Sahra Wagenknecht. Siehe auch unten.
Arnulf Kunze hat Hirn gefunden. Siehe auch unten.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Hans Schinke, Renate und Ralf Weiner sowie Alfred Bein äußern zu den überhand nehmenden Nachtlandungen und -starts am Frankfurter Flughafen. Siehe auch unten.
Jeffrey Myers lobt den Eisernen Steg in Frankfurt für die neue Beleuchtung. Siehe auch unten.
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Leserforum vom 10. Oktober
Seite eins mit Leserbriefen von:
Harald Nolte, Walter Unger und Roland Berens haben Leserbriefe zur Klimapolitik geschrieben. Damit wurde der neue Thread „Keine Mehrheit in der Politik für ein engagiertes Umsteuern“ eröffnet.
Juanita Henning von Doña Carmen äußert sich zur Diskriminierung von Sexarbeiterinnen. Siehe auch unten.
Holger Trapper meldet sich zur Musterklage gegen VW. Siehe auch unten.
Hartmut Bärz hat Kritik an der Umsetzung des hessischen Datenschutz- und Informationsfreiheitsgesetzes. Siehe auch unten.
Peter Fröhlich hat einen Rat für Donald Trump, der in die neue Debatte über den Einmarsch der Türkei in Syrien gepackt wurde: „Das Morden treibt auf einen Höhepunkt zu„. Der Thread wird am 11.10. um 6 Uhr eröffnet.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Manfred Steinbach hat kritische Anmerkungen zum Verfahren, mit dem Deutschland wiedervereinigt wurde- Siehe auch unten.
Christina Mohr versteht nicht, warum ältere weiße Männer sich Hexenjagden ausgesetzt fühlen. Siehe auch unten.
Verena Brunschweiger und Clemens Heni haben blinde Flecken bei „Fridays for Future ausgemacht. Siehe auch unten.
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Leserforum vom 11. Oktober
Seite eins mit Leserbriefen von:
Thomas Ewald-Wehner, Werner Ortmann und Otfried Schrot äußern sich zum Einmarsch türkischer Truppen in den Norden Syriens. Mit ihren Leserbriefen wurde die Diskussion „Syrien: Das Morden treibt auf einen Höhepunkt zu“ eröffnet
Manfred Kirsch äußert sich zum möglicherweise bald beginnenden Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump. Siehe auch unten.
Der Leserbrief von Robert Maxeiner zur Definition von Wohlstand wurde in der Klimadiskussion als Kommentar platziert.
Bernd Hänsgens Erwiderung auf einen Leserbrief von Dietrich Klabunde folgt unten.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Herrmann Roth fordert mehr Bedenkenträger im Gesundheitswesen. Siehe auch unten.
Heinz Markert ist der Meinung, dass es sich letztlich nicht lohnt, Wohneigentum anzuschaffen. Siehe auch unten.
Ines Heimberg-Henselmeyer ist kritisch gegenüber neuen EU-Regeln für Haushaltsgeräte. Siehe auch unten.
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Leserforum vom 12. Oktober
Seite eins mit Leserbriefen von:
Der Beitrag zur Serie „Mein 1968“ von Norbert Bergmann erschien im eigenen Thread: „Lieder im Viervierteltakt weckten üble Erinnerungen„.
Die Leserbriefe von Jürgen Hempel, Karl Hahn und Barbara Loers wurden als Kommentare im neuen Thread zur Klimadebatte veröffentlicht.
Rainer Lins äußert sich zu den Maut-Treffen des Bundesverkehrsministers. Siehe auch unten.
Klaus P. Jaworek hat einen Kommentar zum 70. Jubiläum der Volksrepublik China. Siehe auch unten.
Spott aller Bahnkunden
Zu: „Milliarden für die Schiene“, FR-Wirtschaft vom 27. September
Gerne höre ich die frohe Botschaft für die Deutsche Bahn AG. Doch erschrecke ich bei den Gedanken an die Zukunft, die heutige Nachrichtenmeldung verstärkt mein Unwohlsein: Der Vorstand der DB-AG bestellt sogleich 38 (!) neue Züge!
Leider fehlt der DB-AG seit Jahren eine funktionierende Qualitätskontrolle, dort sähe ich die notwendigste Baustelle! Schaut man sich die Verwendungsfähigkeit gerade der Neuanschaffungen an Rollmaterial im Personenverkehr an, dann kommen Zweifel an dessen Tauglichkeit für den Alltag. Man bedenke, das Konzept der fest gekuppelten Wageneinheiten bewirkt: hat ein Wagon einen Defekt, dann muss der gesamte Wagenpark ins Abstellgleis… früher wurde der defekte Wagon ausgekuppelt, das geht heute nur noch in der Werkstatt. Liest man die Berichte von den Defekten, dann möchte man dazu raten, zukünftig die Fahrzeuge in Japan oder in China zu kaufen! Die neuen IC2-Züge ernten derzeit den Spott aller Bahnkundigen. Die Bergeloks sind vollbeschäftigt und die mit IC2-Zügen bestückten IC-Linien verkehren unter dem Motto: „Kommt er? Kommt er nicht?“ Leider hat man erprobtes Material verkauft oder verschrottet und man schreitet auch weiter fort auf diesem Weg. Deshalb sehe ich in einer professionellen Reorganisation der verschiedenen Bahnressorts die vordringlichste Aufgabe, gefolgt von einer extremen Verbesserung der Qualitätssicherung auf allen Ebenen!
Carsten Dietrich Brink, Gauting
Wagenknecht hat Lösungen aufgezeigt
Zu: „Mehr globale Kooperation“, FR-Wirtschaft vom 27. September
Zu ihrer präzisen Analyse im Beitrag „Mehr globale Kooperation“ kann ich Sahra Wagenknecht nur beglückwünschen. Auf engstem Raum die Probleme benannt und Lösungswege aufgezeigt! Frau Wagenknecht hat gezeigt, wozu sie fähig ist, wenn sie über Dinge schreibt, die sie versteht.
Hans Möller, Frankfurt
Herr und Hirn
Zu: „Trapp fällt die komplette Hinrunde aus“, FR-Titel vom 2. Oktober
Etwas zum Schmunzeln: Heute morgen habe ich sehr früh den Hund rausgelassen, dabei die Zeitung (FR) aus dem Briefkasten gefischt und die Schlagzeile unten auf Seite 1 gesehen: „Trump fällt die komplette Hirnrinde aus“. Ist das was Neues, ist das eine Schlagzeile wert? Jedenfalls wurde ich sofort wacher, neugierig schaute ich genauer hin: „Trapp fällt die komplette Hinrunde aus“… für Eintrachtfans eine wichtige Nachricht. Alles klar! Einfach wahnsinnige Zeiten!
Arnulf Kunze,Wiesbaden
Ganz legal aus dem Schlaf gerissen
Zu: „Nachts fliegen wird kaum teurer“, FR-Region vom 19. September
Kaum waren seinerzeit die Rekordzahlen bei den Verspätungsflügen 2018 bekannt geworden, erteilte die Fraport AG nach Medienberichten der Forderung nach einer deutlichen Erhöhung der lärmabhängigen Landeentgelte bereits eine klare Abfuhr. Zur Verdeutlichung: Ein Airbus A320 zahlt derzeit in der Kategorie 5 bei der Landung generell ein Lärmentgelt von 201,03 Euro und zusätzlich bei der Landung zwischen 23 und 00 Uhr einen Aufschlag von 200%. Das sind gerade mal 402,06 Euro oder bei angenommen 150 Fluggästen pro Kopf 2,68 Euro. Für ein Schnäppchen von 402,06 Euro darf man ganz legal Anwohner des Flughafens am Einschlafen hindern, ganz legal Menschen in der Region brutal aus dem Schlaf reißen, ganz legal Menschen in ihrer Nachtruhe stören und ganz legal Menschen in ihrer Gesundheit signifikant schädigen. Eine Anhebung des Aufschlags auf 300% hat keinerlei Steuerungswirkung, um Starts und Landungen nach 23 Uhr zu unterbinden. Damit sich skrupellose Carrier mit auf Kante genähten Umläufen keine Wettbewerbsvorteile gegenüber seriösen Anbietern mehr verschaffen können, müssten in Zukunft verspätete Starts und Landungen zwischen 23 und 24 Uhr gleich gestellt werden. Dann wären Landungen nach 23 Uhr grundsätzlich verboten und dürften von der örtlichen Luftaufsichtsstelle im Einzelfall nur genehmigt werden, wenn der jeweilige Carrier vorher in seinem Ausnahmeantrag nachweisen kann, dass die Verspätung auf Gründen beruht, die nicht er zu vertreten hat. Dann müsste das RP Darmstadt auch nicht mehr den Fluggesellschaften hinterher rennen und ihnen mühsam und bislang ja ganz offensichtlich ohne Erfolg nachweisen, dass sich die Verspätung bereits aus der Flugplangestaltung ergibt. Der eigentliche Skandal aber ist, dass die beiden Haupteigentümer, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, dem Treiben des Fraportvorstands zu Lasten der Menschen in der Region ungerührt zuschauen.
Hans Schinke, Offenbach
Wie passt das zusammen?
Können wir die Grünen mit ihren völlig richtig gesetzten Zielen zu Umweltschutz und menschenwürdigem Leben ernst nehmen? Den Vorsitzenden zuzuhören macht Hoffnung!. Aber dann die Realität in politscher Verantwortung: Da wirbt der in Hessen verantwortliche grüne Minister Tarek Al-Wazir in einer von Luftverschmutzung und Lärm besonders geplagten Region um die weitere Ansiedlung von Billigfliegern die in grüner Rhetorik immer angeprangert werden. Wie passt das zusammen?
Renate & Ralf Weiner, Schriesheim
Sofort umleiten zum Flughafen Hahn!
Und wieder werden Hunderttausende Flughafenanrainer verkackeiert. Die neue Gebührentabelle kann doch nicht im Ernst für eine bessere Einhaltung des Nachtflugverbotes sorgen. Das müsste selbst dem letztendlich dafür verantwortlichen Wirtschaftsminister, Herrn Al-Wazir, klar sein, doch Hauptsache Amt und Dienstwagen.
Ein gutes Beispiel dafür, wie Macht korrumpiert und was die vollmundigen Versprechen der Grünen wert wären, würden sie denn bei nächsten Wahl in Berlin in die Regierung kämen. Hat Herr Al-Wasir eigentlich seinen Diensteid vergessen – …zum Wohle des deutschen Volkes? Bitte bei der nächsten Wahl dran denken! Früher habe ich den Herrn ab und zu auf dem Offenbacher Wochenmarkt getroffen und wir haben uns sogar – nicht gerade respektvoll, aber einigermaßen freundlich, zugenickt. Gut, dass das heute nicht mehr passiert. Vermutlich würde ich mich jetzt durch Eier- und Tomatenwürfe strafbar machen (Diebstahl und Körperverletzung).
Ich hätte da einen ganz anderen Denkansatz zur Lösung des Problems der Verspätungen. Keine lächerlichen Strafen, sondern rigorose Einhaltung der sechsstündigen Nachtruhe – null Toleranz! Es gelten sechs Stunden Nachtruhe. Zwei Regeln sind einzuhalten: Startet oder landet eine Maschine nachts um 23.19 Uhr, so startet oder landet jeweils die erste am anderen Morgen ebenfalls um 05.19 Uhr. Wenn absehbar ist, dass ein Flugzeug erst nach 23.30 Uhr landen wird, sofort umleiten nach Hahn. Ausnahmegenehmigungen sind restriktiv zu erteilen!
Das ganze könnte den Fluggästen in der Eingangshalle mittels einer Anzeigetafel vermittelt werden, also ein Auflistung der Verspätungen mit Angabe der Zeiten, der verantwortlichen Airline und des sich daraus ergebenen ersten Starts oder der Landung, egal von welcher Airline (ob schuldig oder unschuldig an der Verspätung!).
Ich bin sicher, man könnte es getrost den sogenannten „Selbstheilungskräften des Marktes“ überlassen, dass die Airlines untereinander selbst für Ordnung sorgen würden. Außerdem könnten so ja die Passagiere selbst mal darüber nachdenken, bei welcher Fluglinie sie künftig buchen.
Alfred Bein, Neu-Isenburg
Der Stadt Bestes
Zu: „Eiserner Steg in neuem Licht“, FR-Stadtausgabe vom 28. September
Was schenken zum 150. Geburtstag? -Erneutes Engagement und aktive Mitwirkung zum Wohl der Stadt! Denn als Bürgerstadt profitierte und profitiert Frankfurt stets vom sozialen und karitativen Engagement einzelner Bürgerinnen und Bürger sowie bürgerlicher Vereine. 1869 wie 2019, damals wie heute.
Besonders schön wäre es, wenn auch neue Mitbürgerinnen und Mitbürger bzw. die Eingeplackten den Aufruf zur aktiven Teilnahme am städtischen Leben und zum bürgerlichen Engagement verstärkt vernehmen, ihre Zeit und Gaben investieren und sich für die Rechte anderer einsetzen würden. Zum Wohl der Stadt und zum Wohlergehen aller Menschen.
„Suchet der Stadt Bestes; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.“ (Jer. 29,7).
Jeffrey Myers, Frankfurt
Nicht die beste Form für eine Einigung
Feiertag: „Nachdenkliche und schrille Töne“, FR-Politik vom 4. Oktober
Herrn Schäuble stimme ich ganz und gar nicht zu, wenn er sagt, dass der Einigungsvertrag von 1990 „die beste Form“ ist, „in der wir die Einigung vollziehen konnten“. Diese Vereinigung war verfassungsrechtlich betrachtet ein „Staatsstreich“ (muss man leider so nennen) von Bundesregierung und Parlamentsmehrheit – unter dem Druck der Banken, Wirtschaftsverbände und der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs. Unsere „Volksvertreter*innen“ haben nach dem 1990 gültigen Wortlaut des Artikels 146 GG – „Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist“ – einen Verfassungsbruch begangen. Dieser Wortlaut war ein gemeinsamer Beschluss der Mitglieder des Parlamentarischen Rates 1949 zur Erarbeitung des Grundgesetzes (das deshalb auch nicht offiziell als eine „Verfassung“ bezeichnet wurde, sondern als ein „Grundgesetz“, um die Vorläufigkeit dieses Gesetzes zum Ausdruck zu bringen. Deshalb hatte 1990 auch der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Herr Mahrenholz, darauf hingewiesen, dass nun eine „richtige“ Verfassung zu erarbeiten ist, die per Volksentscheid in Kraft treten muss.
Aus den Protokollen des Parlamentarischen Rates von 1948/49 (die der Verfasser dieses Leserbriefes selber eingesehen hat) geht hervor, dass die Ratsmitglieder mit dem GG lediglich ein „Provisorium“ schaffen werden und dass eine endgültige Verfassung erst dann erarbeitet werden muss, wenn eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten bevorsteht. Diese endgültige Verfassung sollte dann nicht nur von einer „Verfassunggebenden Versammlung“ beschlossen werden (das war die erste Entwurfs-Formulierung in Art. 146 GG während der Beratungszeit), sondern das „gesamte deutsche Volk“ soll diese Verfassung erarbeiten und darüber abstimmen (= endgültige Formulierung in Art. 146 GG vor der Abstimmung im Parlamentarischen Rat). Deshalb bildete sich dann auch 1990 das „Kuratorium für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder“, in dem u.a. Demokratie-Initiativen und Rechtswissenschaftler aus Ost und West einen Verfassungsentwurf erarbeiteten, der dann aber vom Verfassungsausschuss des Deutschen Bundestages mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt wurde, und zwar mit der verfassungswidrigen Begründung: „Was zur Beseitigung der sozialistischen Ordnung der DDR das geeignete Mittel war, muss nicht auch für die Fortentwicklung eines gewachsenen, komplexen Gemeinwesens geeignet sein“. Also, dieser „Staatsstreich“ war ganz gewiss nicht der verfassungsrechtlich beste Vollzug der deutschen Einheit.
Manfred Steinbach, Bad Karlshafen
Verkraftbare Konsequenz
Erwiderung auf „Konforme Künstler?“, Leserforum vom 4.10.
Wissen Sie, was mich seit Jahren nervt, ja geradezu in Rage bringt? Die himmelschreiend unzutreffende Verwendung des Begriffs „Hexenjagd“, vor allem dann, wenn sich ältere weiße Herren (-Menschen) unvorsichtigerweise – oder völlig beabsichtigt, wer weiß das schon – in rechte Kreise begeben, dafür öffentlich Schimpfe beziehen und dann sogenannte Verfechter der Meinungsfreiheit reflexhaft dort „Hexenjagden“ erkennen wollen, wo doch lediglich hässliche Verbindungen offengelegt wurden.
Wie zum Beispiel Leserbriefschreiber Michael Heyer in der FR vom 4. Oktober , der Filmproduzent Hans Joachim Mendig beispringen möchte, welcher sich fröhlich lachend mit Herrn Meuthen von der AfD fotografieren ließ.
Das sei ihm (Heyer; Mendig auch) unbenommen – aber bevor man solche gewichtigen Worte einsetzt, schadet es nicht, sich genauer darüber zu informieren, was bei den echten Hexenverfolgungen in Mittelalter und früher Neuzeit wirklich passiert ist.
Angesichts dessen sind ein bisschen Medienschelte und berufliche Konsequenzen für Sympathisanten rechten Gedankenguts durchaus verkraftbar.
Christina Mohr, Frankfurt
Blinde Flecken bei Fridays
Zu: „Klimastreik“, FR-Sonderausgabe vom 20. September
Die soziale Bewegung Fridays for Future (FFF) und Millionen von Aktivist*innen haben am Klimastreiktag, Freitag, den 20. September 2019, in einer einzigartigen Aktion weltweit ihre Wut hinausgeschrien. Die Nazis oder Klimawandelleugner*innen von AfD bis zu Trump und Bolsonaro drehen durch und wissen, dass sie es nie schaffen werden, weltweit Millionen von Menschen zu motivieren, für die gleiche Sache einzutreten: alle Menschen sind gleich und alle Menschen sollten sich solidarisch verhalten, denn wir alle sind Teil des Planeten Erde.
Seit Anfang der 1970er Jahre ist das Thema Ökologie auf der Agenda, jedenfalls theoretisch. Bis heute hat sich die Situation des von Menschen gemachten Klimawandels jedoch massiv verschärft. Der Klimabeschluss der Großen Koalition vom 20.9. ist ein Zeichen, wie zynisch die Mächtigen mit der Situation umgehen, Kern ist und bleibt: Es darf sich nichts Grundsätzliches ändern. Doch Fridays for Future tragen unbewusst zu dieser Affirmation des Bestehenden bei, und das zweifach: erstens bezüglich des Natalismus und zweitens angesichts der Euphorie ob der ach-so-ökologischen neuen Klasse von Kapitalist*innen, die „nachhaltig“ produzierten – und das vorgeblich ganz selbstlos.
Neben den streikenden Schüler*innen war am Klimastreiktag das Demonstrieren von Schwangeren und Eltern mit Babies, Kleinkindern, Kindern und Großeltern mit Enkelkindern auffallend. „Parents for Future“ kommen sich obercool vor und merken gar nicht, dass sie selbst Teil des Problems sind. Viele haben ihr Leben lang bei Mercedes, Audi, BMW, VW, Porsche, Bosch, RWE, der Verpackungsindustrie, Lidl, Aldi, REWE, in der Landwirtschaft, in der Verwaltung, der Politik, als Flugbegleiter*in oder einem x-beliebigen anderen Bereich gearbeitet und zur Klimakatastrophe mit beigetragen und kriegen dann im Alter die Vollkrise. Doch was bringen Krokodilstränen außer einem etwas besseren Gewissen?
Internationale Debatten über einen Gebärstreik, wie wir sie aus den USA oder Kanada und anderen Ländern kennen, wurden selbst in der von FFF gemachten Ausgabe der FR vom 20.9. einfach ignoriert. Dabei ist die Sängerin Miley Cyrus weltbekannt und möchte auch aus ökologischen Gründen keine Kinder zeugen.
Dann fehlt außerdem sehr häufig eine klare und analytisch fundierte Kritik des ökonomischen Systems. Es geht schnell gegen „Banken“, was aber noch keine luzide Kritik ersetzt und in den letzten Jahrzehnten und historisch viel zu häufig in eine strukturell antisemitische, verkürzte Kapitalismuskritik abrutschen kann. Wenn zudem Vandana Shiva ein Vorwort zu dem extinction rebellion Handbuch „Wann, wenn nicht wir“ (September 2019) schreibt und vor wenigen Jahren mit dem BDS-Aktivisten Roger Waters in einer Jury gegen Israel aktiv war, werden wir skeptisch.
Es muss um den Naturschutz gehen sowie um die Zukunft der heutigen Jugend und aller heute lebenden Menschen und nicht um das Weiterwursteln und Befolgen des patriarchal-natalistischen Imperativs. Wir dachten, dass sich durch den Bestseller von Verena Brunschweiger („Kinderfrei statt kinderlos“) von März 2019, der in fast allen Zeitungen, im Radio und Fernsehen diskutiert wurde, etwas geändert hat, wenigstens bei den „Linken“. Pustekuchen.
Buhu! Das reicht uns nicht. Ein ökofeministischer Sozialismus möchte das patriarchale Dogma der Reproduktion als ein absolut zentrales Element unserer Welt in Frage stellen. Wir haben es satt, wenn bei dem Thema „Frauen“ von der Politik wie den NGOs oder der Zivilgesellschaft immer nur die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ in den Fokus genommen wird, aber niemals Frauen, die aus freien Stücken keine Kinder kriegen wollen.
Es gibt mittlerweile alles Undenkbare, „Metal for Future“, „Unternehmer4F“, „Omis for Future“, „Ungeborene for Future“ und so weiter, was es nicht gibt, grade in Deutschland: „Kinderfreie for Future“, oder vielleicht treffender: „Leider ist morgen auch noch ein Tag“.
Verena Brunschweiger und Clemens Heni, Berlin
Diskriminierte Sexarbeiterinnen
Zu: „Doña Carmen geht nach Straßburg“, FR-Regional vom 2. Februar
In der FR vom 26.7.2018 war zu lesen: „Der Verein Doña Carmen reichte zusammen mit einem guten Dutzend Bordellbetreibern und einigen Freiern im Juni 2017 eine Verfassungsbeschwerde ein.“ (…)
Als Vorsitzende von Doña Carmen e.V. möchte ich den in der Printausgabe des Artikels vermittelten falschen Eindruck zurückweisen, unser Verein würde vornehmlich die Interessen männlicher Bordellbetreiber bzw. Freier, nicht aber die Interessen von Sexarbeiter/innen vertreten. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Fakt ist: Unser Verein hat nicht zusammen mit Bordellbetreibern und Freiern geklagt, da wir gar nicht klageberechtigt sind. Wir haben diese Verfassungsbeschwerde lediglich initiiert. Entgegen der verfälschenden Darstellung in der FR sei darauf hingewiesen, dass unter den insgesamt 25 Beschwerdeführenden allein 18 Sexarbeiterinnen bzw. Transsexuelle waren. Im Übrigen waren drei der vier ebenfalls klagenden Bordellbetreibenden Frauen.
Die Nichtannahme der Klage seitens des Bundesverfassungsgerichts ist u.a. wegen des Verstoßes gegen das Recht auf ein faires Verfahren aktuell Gegenstand einer Klage vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg.
In Zeiten, in denen Medien der Vorwurf gemacht wird, sie würden Fake News verbreiten, hätte es der Frankfurter Rundschau gut zu Gesicht gestanden, mehr Sorgfalt auf ihre Recherche und Berichterstattung zu verwenden. Insbesondere dann, wenn es um die Anliegen von nach wie vor rechtlich diskriminierten Sexarbeiterinnen geht.
Juanita Henning, Doña Carmen e.V., Frankfurt
VW muss viel lernen
Musterklage: „Richter regt Vergleich an“, FR-Wirtschaft vom 1.10.
Im März habe ich für meine Frau einen VW Polo 1.0 mit 95 PS bestellt. Im schriftlichen Angebot wurde ohne weitere Angabe eine CO2-Emission von 106 g/km ausgewiesen. Dies hätte einer Steuer von 42 Euro entsprochen. Der Steuerbescheid belief sich jedoch tatsächlich auf 110 Euro, da die CO2-Emission hier mit 140 g/km angerechnet wurde. Wie sich herausstellte, war der im Angebot angegebene Wert nach NEFZ berechnet, der der Steuer zugrundeliegende Wert jedoch nach dem seit dem 1.9.2018 gültigen WLTP-Verfahren. Es wäre korrekt gewesen, dem CO2-Wert im Angebot ein NEFZ in Klammern zuzufügen oder noch besser: gleich den jetzt gültigen WLTP-Wert anzugeben. Es war wohl genügend Zeit, die Satzbausteine für die Angebote zu korrigieren, doch sieht der neue Wert eben nicht so gut aus. Wenn die Zahlen auch nicht falsch sind, so handelt es sich ohne Angabe der Berechnungsgrundlage doch um eine Täuschung. Was die Ehrlichkeit anbelangt, muss VW noch viel lernen!
Holger Trapper, Hadamar
Gesetz muss nachgebessert werden
Zu: „Klage gegen Ministerium“, FR-Regional vom 5. Oktober
Das Hessische Datenschutz- und Informationsfreiheitsgesetz stärkt im Grundsatz tatsächlich das Bürgerrecht auf Einsicht in amtliche Unterlagen. Nur bei Gemeinden und Landkreisen ist dem Bürger faktisch der Zugang versperrt, denn nach §81 des Gesetzes besteht der Anspruch nur, wenn Gemeinden und Landkreise das mit einer Satzung ausdrücklich erlauben. Jedoch hat bisher kaum eine Gemeinde oder ein Kreis eine entsprechende Satzung erlassen. Im kommunalen Bereich hat der Bürger also in der Regel keinen Anspruch auf Informationszugang, die erwünschte Transparenz wird verhindert. Meint es der hessische Gesetzgeber ernst mit der Stärkung der Bürgerrechte, muss er das Gesetz nachbessern.
Hartmut Bärz, Kelkheim
Amtsenthebung als äußerstes Mittel
Trump und das Impeachment: „Der Pate am Pranger “, FR-Meinung vom 28. September
Es ist wohl unstrittig, dass es sich bei Donald Trump um einen rechtspopulistischen Präsidenten handelt, der die positiven Werte der Vereinigten Staaten von Amerika bis aufs Blut hasst und der Menschenrechte missachtet und die repräsentative Demokratie in den USA zutiefst ablehnt. Trump ist offensichtlich jedes Mittel recht, um die politische Auseinandersetzung von Fairness und Offenheit freizuhalten. Stattdessen würde er am liebsten aus den USA ein rechtsautoritäres Regime machen, das die gewählten Institutionen der Republik entmachtet. Insofern ist es vielleicht verständlich, sich Sorgen um die immer weiter und größer werdenden Gräben in der amerikanischen Gesellschaft zu machen, egal, wie das Impeachment ausgeht. Doch die Realität sagt auch, dass dieser Präsident den Weltfrieden gefährdet und die Grundwerte einer Demokratie mit Füßen tritt. Und hier ist die demokratische Opposition auch in der Verpflichtung gegenüber ihren Wählerinnen und Wählern, auf das äußerste Mittel, nämlich die Amtsenthebung, durch den Kongress zurückzugreifen. Die USA brauchen eine oder einen Präsidenten, dem die demokratischen Prinzipien heilig sind und der es unterlässt, wie Donald Trump im Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodimir Selenskij ein Komplott gegen den Ex-Vizepräsidenten Joe Biden zu planen, der heute als Präsidentschaftsbewerber im Rennen ist. Deshalb haben die Demokraten in den USA nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, sich für ein Impeachment auszusprechen. Denn sie dürfen nichts unterlassen, um dazu beizutragen, dass bekannt wird, was dieser Präsident alles auf seinem Gewissen hat. Jeder Tag, an dem Donald Trump noch Präsident ist, schadet den freiheitlichen Grundwerten und behindert eine Politik der Menschlichkeit.
Manfred Kirsch, Neuwied
Der blasse Neid
Erwiderung auf „Weltmarktführer der Urlauberverladung“, Leserforum v. 5.10.
Auch wenn man denkt, dass Herr Klabunde in keinerlei Schule gegangen ist, um den notwendigen Anstand zu lernen, so ist es wahrscheinlich nicht so. Denn seinen Worten nach hat er die von ihm bezeichneten Leute als „Klima-Dreckschweine mit abgeschmacktem All-inclusive-Ferienvergnügen“ und Drohungen an das „Mallorca-Touri-Gesindel“, das jetzt „im Fadenkreuz aller Klimakombattanten“ ist, ausgesprochen und gar nicht kennengelernt. Viele junge Familien mit Kindern sind froh, dass sie einmal im Jahr für wenig Geld kurz während der Ferien in die Sonne fliegen können. Sie haben zumeist das ganze Jahr dafür gespart. Jetzt benutze ich Ihre und eines anderen ungebildeten Kindes Worte „Wie konnten Sie es wagen…..? Ich denke, es ist der blasse Neid, so etwas machen zu können. Wenn Sie weiterhin mit Ihrem Fahrrad Urlaub in der Provinz machen, so muss das nicht jeder machen und muss sich auch nicht beschimpfen und bedrohen lassen.
Bernd Hänsgen, Hünstetten
Wir brauchen mehr Bedenkenträger und Interessenwahrer
Gesundheitswesen: „Die Beitragssätze werden steigen“, FR-Wirtschaft vom 30. September
Das kurze und leider weitgehend unkritische Interview mit dem TK-Vorstandschef Jens Baas demonstriert, wie weit die Durchökonomisierung unseres sogenannten „Gesundheitswesens“ bereits fortgeschritten ist. Aus PatientInnen sind längst „Kunden“ geworden, aus ÄrztInnen „Leistungserbringer“ und aus Krankenkassen Wirtschaftsunternehmen. Jens Baas ist somit als ehemaliger Mitarbeiter der Boston Consulting Group die Idealbesetzung als Chef einer rein an ökonomischen Zielen ausgerichteten Krankenkasse. Diese Krankenkasse sollte eigentlich als Teil unseres Sozialsystems und somit als Verwalter unserer Beiträge im Sinne des Gemeinwohls agieren, sieht sich aber zunehmend als Teil der sogenannten „Gesundheitswirtschaft“. In diesem System steht nicht mehr der kranke Mensch im Mittelpunkt, sondern wirtschaftliche Aspekte wie Effizienz und Wettbewerb sowie die unkritische, völlig undifferenzierte und brachiale Durchsetzung der Digitalisierung bestimmen die Agenda. Die auch von vielen Datenschützern kritisch beurteilte elektronische Patientenakte soll jetzt gegen die Einwände aus einer durchaus größeren Gruppe von ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen möglichst schnell durchgesetzt werden. Dabei werden kritische Nachfragen einfach ignoriert und durch die abwertenden Begriffe „Bedenkenträger und Interessenwahrer“ soll jegliche Diskussion unterbunden werden. Stolz verkündet Herr Baas, dass bereits 200000 TK-Versicherte eine elektronische Akte nutzen, erwähnt aber nicht, dass bisher ca. 11,1 Millionen TK-Versicherte noch keine elektronische Patientenakte angelegt haben. Diese Mehrheit sollte sich gut überlegen, ob sie in Zeiten ständiger Datenskandale und unsicherer politischer Rahmenbedingungen, ihre äußerst sensiblen Krankheitsdaten fragwürdigen zentralen Systemen anvertraut. Sicher ist jedenfalls, dass diese Daten für alle möglichen Firmen, Versicherer und zukünftige Arbeitgeber extrem interessant und damit auch sehr begehrt sind. Um darauf aufmerksam zu machen und die Rechte von PatientInnen und ÄrztInnen zu stärken, braucht es mehr „Bedenkenträger und Interessenwahrer“.
Hermann Roth, Frankfurt
Wohneigentum erweist sich am Ende als verfehlte Investition
Wohnen in Frankfurt: „Die große Abzocke beenden“, FR-Regional vom 30. September
Irgendwie bezeichnend ist es schon, dass die Sozialdemokraten für die ‚wohnungspolitische Verständigung‘ mit der CDU doch noch eine Kröte schlucken mussten. Als Partei des widerchristlichen Besitzbürgermaterialismus sorgt sich die CDU um das Heil an materiellem Eigentum. Weiß sie denn nicht aus der Praxis, dass das Wohnungseigentum für die Spanne eines Kernlebens – von 20 Jahren mit Familie (und überhaupt) – sich als illusionär, ja geradezu als verfehlt erweisen muss, sobald die Kinder aus dem Hause sind und ausgeflogen bleiben? Zumal das dem Leben Abgerungene auch in der Endphase des zurückgehenden Lebens noch recht aufwendig bewirtschaftet werden muss.
Auch ein Kredit ist nie abbezahlt, immer wieder bedarf es zumindest der Erhaltungs-, wenn nicht gar der zeitgemäßen Erweiterungsinvestition. Die Jungen winken in Anbetracht des ‚alten Krempels‘ ab und werfen ihn bei nächster Gelegenheit auf den Markt der Spekulation. An diesem ideologischen Rad der Illusion – das umfangreiche Handelsakte generiert – profitieren Poll & Co. Auch müssen Anwälte und Notare eingeschaltet werden. Besser wäre die Konzeption, in jeder Lebensphase die angemessene Zahl an Räumen zu bewohnen, nach der Regel 1-2-4-2-1. Auf dieser Basis wäre es zielführend, wenn die Kommunen die Errichtung hochwertigen, dem Leben der Familien – im Unterschied zu heute – freundlich zugedachten Wohnraums besorgen würden. In Frankfurt taugt hierfür – synonym und zeitlich versetzt – das Vorbild eines Ernst May. Warum aber will die CDU unbedingt das Eigentum fördern? Sie will mit dem Kauf von Eigentum die Menschen an das kapitalistische Wirtschaftssystem ketten, damit eine auf Misshelligkeit und Ungleichheit angelegte Herrschaftsform gewahrt bleibe. In diesem Sinne blockiert die CDU den freien Geist und macht einen unfreien Kopf. Mit einem hohen Kredit am Bein ist der Untertan festgeschmiedet und sinnt auf keinen Ärger im Fortgang der Politik. So läuft scheinbar alles wie geschmiert. Marx hat das unter „Vorgeschichte“ subsumiert.
Heinz Markert, Frankfurt
Was das Leben angeblich einfacher macht
Haushaltsgeräte: „Erstmal reparieren“, FR-Wirtschaft vom 2. Oktober
Wenn die EU neue Regeln zur Reparatur von Hausgeräten macht, werden am Ende die Verbraucher*innen die Rechnung bezahlen. Ein Beispiel aus allerjüngster Zeit in meinem Haushalt: Der Ersatz zerbrochener Klammern zur Befestigung von Tellerhaltern im Geschirrspüler kostete zehn Euro; das Auswechseln einer Kühlschrankdichtung durch den Kundendienst eines Großanbieters (Siemens) gleich 199 Euro. Einige Tage später flatterte mir ein Sonderangebot für einen gleich großen Kühlschrank für 299 Euro ins Haus. Wie sollen Kund*innen entscheiden: Reparieren lassen oder gleich erneuern und dabei Ressourcen anzapfen?
Sollte die Industrie verpflichtet werden, Ersatzteile über einen langen Zeitraum vorzuhalten, wird sie sich das noch höher bezahlen lassen, als sie es bisher schon tun. Dann kostet eine Gemüsebox eben fast so viel wie das neue Gerät. Für mich stellt sich die Frage dennoch nicht. Wann immer ich ein Gerät weiter verwenden kann, werde ich mich dafür entscheiden. Sei es Auto – so klein und betagt wie möglich – seien es Küchengeräte oder Rasenmäher. Denn eine wirkliche Vermeidung von Ressourcenverbrauch erreichen wir ausschließlich durch den Nichterwerb all jener Dinge, die das Leben angeblich einfacher machen.“
Ines Heimberg-Henselmeyer, Lingen
Scheuer ist kein Vorbild
Zu: „Scheuers pikante Maut-Treffen“, FR-Wirtschaft vom 10. Oktober
Wann reagiert der Chef respektive die Chefin von Herrn Scheuer? Jedem Mitarbeiter oder leitenden Angestellten eines Unternehmens wird bei solchem Verhalten sofort gekündigt oder das Ausscheiden aus dem Unternehmen nahegelegt. Das scheint in diesem Fall nicht zu passieren. Schade, Führungsschwäche!
Hier geht es nicht um Aufklärung oder Eingeständnis zu einem Fehlverhalten. Herr Scheuer klebt mit Unterstützung an seinem Amt. Respektlos und nicht als Vorbild geeignet. Herr Scheuer ziehen Sie endlich die Konsequenzen und zeigen Haltung! Schonungslose Aufklärung ist immer nötig.
Reiner Lins, Obertshausen
Irgendwie dran gewöhnt
70 Jahre Volksrepublik China: „Die Welt wird chinesisch“, FR-Magazin vom 1.10.
Menschenrechte, nein danke! Demokratie, wozu denn? In der Volksrepublik China gibt es eine „demokratische Diktatur des Volkes“, das hört sich erst einmal recht ungewöhnlich an, und dennoch haben sich (fast) alle Chinesen nach 70 Jahren irgendwie an dieses System gewöhnt. Xi Jinping lässt sich dafür feiern, und durch „sein Volk“ hochleben. Demnächst wird er sich wohl auch noch Hongkong ganz systemgerecht „unter den Nagel reißen“, dann wäre endgültig Schluss mit dieser unsäglichen Krawallmacherei.
Klaus P. Jaworek, Büchenbach
Zu: Musterklage gegen VW
An der gegenwärtigen Weggabelung, von der in den Untersuchungen vor allem des Massachusetts Institute of Technology (MIT) äußerst pragmatisch die Rede ist (siehe Piore/Sabel: The Second Industrial Divide, New York, 1984: Basic Books), gibt es politisch entweder den Entscheid, die Natur dem Selbst zu unterjochen, oder, was weitaus anspruchsvoller ist, sich der Natur zu unterwerfen. In solch einem Kontext wählte die Volkswagen AG bereits in den frühen 1990er Jahren den Weg mit dem steileren Anstieg im Zuge einer autoritativen Setzung (D’Alessio et al.: „Rationalisierung in Eigenregie“, Hamburg, 2000: VSA-Verlag). Angesichts dessen muss auch eine Musterklage gegen den Konzern belegen, weshalb dadurch den Käufern seiner Erzeugnisse ein Schaden eingetreten ist. Kann der Beleg nicht erbracht werden, ist es durchaus berechtigt zu fragen: Wo ist der Schaden, den es angeblich so dringend zu ersetzen gilt? Insbesondere hätte die Musterklage nachzuweisen, dass das damit einhergehende „Eingedenken der Natur im Subjekt“, wie Horkheimer/Adorno formulieren, von § 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches überhaupt als unerlaubte Handlung normiert wird. Gelingt beides nicht, gibt es keine Anspruchsgrundlage und die Musterklage ist von vornherein zu verwerfen. Was daran „Kabarett vom Feinsten“ sein soll, erschließt sich somit nur Eingeweihten. Zum Lachen jedenfalls ist mir nicht zumute. Dazu ist die Lage viel zu ernst.