Alle Leserbriefe der Woche im Überblick und im Detail. Scrollen und lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihren Leserbrief gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Niemand muss alles lesen! Doch lesen Sie, was Sie interessiert.
Zunächst folgt eine Übersicht nach Erscheinungstagen. Hier erfahren Sie, wo welcher Leserbrief im FR-Blog zu finden ist. Hinter den rot eingefärbten Wörtern verbergen sich Links. Klicken Sie einfach drauf und lassen Sie sich zum gesuchten Leserbrief führen. Über die Links in den Überschriften (z.B. „eine Seite“) kommen Sie zu pdf-Dokumenten von den Leserforum-Zeitungsseiten mit Ihren Leserbriefen.
Alle Themen, die im Folgenden angesprochen werden, können auch diskutiert werden. Stellen Sie am besten ein Stichwort oder Betreff an den Anfang Ihres Kommentars, damit alle gleich erfahren, zu welchem Thema Sie sich äußern. Es gelten die Blog-Regeln. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.
Leserforum vom 27. August (Seite eins, Seite zwei)
- Die Leserbriefe von Jürgen Hempel und Peter Hartwig zum Thema Waldbrände folgen hier, siehe unten.
- Dieter Murmanns Zuschrift zum Thema Tierwohl und Fridays for Future wurde als Kommentar in der Klima-Diskussion veröffentlicht.
- Stefan Ottos Anmerkungen zum HR2 wurden als Kommentar in der Diskussion über die Senderreform platziert.
- Jürgen Brockschlägers Kritik an der Besteuerung von Altersvorsorge folgt hier, siehe unten.
- Manferd Kirschs Zuschrift zu Hans-Georg Maaßen wurde als Kommentar in der Diskussion „Das Elend der Konservativen“ veröffentlicht.
- Elke Wenskes Meinung zum „Angehörigen- Entlastungsgesetz“ folgt hier, siehe unten.
- Matthias Wooges Gedanken zur Krise im Persischen Golf und zum Einsatz der Bundeswehr wurde als Kommentar in der Hormus-Debatte veröffentlicht.
Leserforum vom 28. August (Seite eins, Seite zwei)
- Thema Grönland-Kauf durch die USA: Leserbriefe von Joachim Bohndorf, Otfried Schrot und Manfred Stibaner folgen hier – siehe unten.
- Bahnfahren für alle: Klaus P. Jaworek und Roland Klose äußern sich zu den Ermäßigungen für SoldatInnen – hier, siehe unten.
- Ebenso Kritik von Peter Kosiwg am Bauernverband – hier, siehe unten.
- Sigurd Schmidt sieht der Bundeswehr enge Grenzen gesetzt, auch was Auslandseinsätze betrifft. Sein Leserbrief wurde als Kommentar in der Hormus-Debatte veröffentlicht.
- Linke, Antisemitismus, BDS und Israel: Heinz Sigmund widerspricht anderen Leserbriefautoren. Seine Zuschrift findet sich als Kommentar in der Debatte über BDS.
- Volker Knuth fordert, dass alle CO2-Emissionen sofort gestoppt werden sollen, um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen. Siehe sein Kommentar in der Debatte über den Klimarat.
- Verdacht auf Hinterziehung von Umsatzsteuer: Hans Schinke nennt das organisierte Kriminalität. Hier, siehe unten.
Leserforum vom 29. August (Seite eins, Seite zwei)
- I. Baumgarten beschwert sich massiv über E-Roller – ihr Kommentar erschien in der Debatte über Andreas Scheuer.
- Oskar Voigt hat Kritik an Vielfliegern unter unseren Politikern – sein Kommentar wurde der Klimadebatte zugeordnet.
- Elena Ezeani kritisiert Bischof Ralf Meister zum Thema trauern – hier, siehe unten.
- Joachim Fischer kritisiert die Militärpolitik der neuen Verteidigungsministerin – in seinem Kommentar in der Debatte über das Elend der Konservativen.
- Horst Rüger und Manfred Kluge sind mit der Auslegung der Regeln für Handelfmeter in einem Bundesligaspiel nicht einverstanden. Ihre Leserbriefe finden sich hier – siehe unten.
- Winfried Kallabis Leserbrief „Die Maut ist vom Tisch“ ist als Kommentar in der Debatte über Andreas Scheuer erschienen.
- Karsten Neumanns Zuschrift zur Potsdamer Garnisonkirche ist hier unten zu lesen.
- Ebenso Jürgen Malysseks Leserbrief zu Adorno – hier unten.
Leserforum vom 30. August (Seite eins, Seite zwei)
- Die Diskussion über den SPD-Vorstoß zur Wiedererhebung der Vermögenssteuer hat begonnen – mit Leserbriefen von Thomas Ewald-Wehner, Karl Höhn und Rasmus Ph.Helt. Der Thread geht am 30.8. um 6 Uhr online.
- Der Klimawandel kommt voran, während die Frankfurter Politik noch diskutiert, ob sie den Klimanotstand ausrufen will. Jürgen Eiselts Leserbrief zu diesem Thema wurde in der Klimadebatte als Kommentar veröffentlicht.
- Die neueste Wendung im Fall Maaßen kommentiert Bernhard Trautvetter in der Debatte über das Elend der Konservativen.
- Seenotrettung ist nötig, meint Dieter Hartwig. Sein Leserbrieg wurde als Kommentar in der (bereits geschlossenen) Debatte über Seenotrettung veröffentlicht.
- Gert Gätke wollte mit dem Zug reisen. Warum er es nicht getan hat, berichtet er in einem Leserbrief, der als Kommentar in der Klimadebatte veröffentlicht wurde.
- Klaus Philipp Mertens hat einen langen Leserbrief zur Digitalisierung geschrieben, aufgehängt an der Beschwerde des Digitalrats, weil unsere Regierung immer noch postalisch Briefe verschickt. Die vollständige Version des Leserbriefs folgt hier – siehe unten.
- Rüdiger Greiners Meinung zur HR-Senderreform wurde als Kommentar im HR2-Thread veröffentlicht.
- Konrad Mohrmanns Meinung zur FR-Serie „Frankfurt wächst“ folgt hier – siehe unten.
Leserforum vom 31. August (Seite eins, Seite zwei)
- Der Beitrag zur Serie „Mein 1968“ von Udo Kipper bekommt einen eigenen Thread: „Gescheitert, aber trotzdem nicht wirkungslos„
- Der Leserbrief von Jürgen Hoffmann zum Biosprit für Flugzeuge wurde als Kommentar in der Klimadebatte veröffentlicht.
- Andrea Kreis will nicht, dass der Geld in die Verteidigung gesteckt wird. Ihr Leserbrief wurde als Kommentar in der Debatte über Rüstung veröffentlicht.
- Stephan Baumann kommentiert das schwere Unwetter in Südhessen in einem Leserbrief, den ich als Kommentar in der Debatte über den Klimarat untergebracht habe.
- Wolfgang Witt lobt eine Aktion in Frankfurt, die Zigarettenraucher zu Umweltfreunden erziehen will – siehe unten.
- Folkhart Funk kritisiert den Plan Hessens, 100 Millionen Bäume zu pflanzen – sein Kommentar in der Klimadebatte
- Ebenfalls in der Klimadebatte: ein Kommentar von Jürgen H. Winter zum Ernst der Lage
Ernsthafte Bedrohung für das Weltklima
Feuer am Amazonas: „Weltenbrand“, FR-Titel vom 24. August
Der französische Präsident Macron sagt, dass das Haus brenne. Kein Staatschef (-in) nimmt weiter zur Kenntnis, dass nicht nur in Brasilien die Wälder brennen. Sondern schon seit Hunderten von Jahren jährlich und weltweit. In Sibirien kämpfen dieses Jahr seit Wochen Tausende Einsatzkräfte gegen die Flammen in der Taiga, dem für das Weltklima wichtigen Waldgürtel. Nach Angaben von Greenpeace wüten derzeit Flammen auf einer Fläche von 6,4 Millionen Hektar. Das ist etwa so groß wie Baden-Württemberg und Hessen zusammen. Seit Jahresbeginn sind demnach 14,9 Millionen Hektar Wald abgebrannt.und das Niederbrennen einiger Moorlandschaften wird das Weltklima weiterhin ernsthaft bedrohen. Generell sind die CO2-Emissionen durch Flächenbrände enorm: Pro Jahr brenne auf der Welt eine Fläche von der Größe Indiens, schreiben die Forscher. Diese Feuer stoßen demnach mehr CO2 aus als Auto-, Bahn-, Flug- und Schiffsverkehr zusammen – weltweit !
Kann man nicht dagegen etwas tun ? Zum Beispiel eine Europäische Löschflugstaffel ! – Anstatt eine CO2 – Bepreisung.
Jürgen Hempel, Lüneburg
Unser Wirtschaften missachtet die natürlichen Kreisläufe
Neulich lag ich unter einem Baum, schaute in seine grüne Krone und wunderte mich. Wohltuender Schatten, wohltuende Kühle und frische gute Luft zum Atmen gab er mir. Während ich da liege saugen seine Wurzeln Feuchtigkeit aus der Erde für das weiche Gras um mich herum. Was der Baum zum Leben verbraucht gibt in einem lebenserhaltenden Kreislauf an seine Umgebung zurück. Er ist ein Wesen, das so viel tut und nichts dafür will, sondern sogar meine Fehler kompensiert und im Gasaustausch Atemluft gibt und Schadstoffe filtert.
Der Baum muss in unserer Welt eigentlich als subversives Element gelten, in einer Ökonomie, die nur dann etwas gibt, wenn der Preis vorher berechnet und ein Gewinnzuwachs zu erwarten ist, der die Kosten der Investition übersteigt. Der Baum würde das reichste Wesen in unserem System, wenn ihm die Einnahmen aus der CO2 Bepreisung ausgezahlt würden.
Der Baum ist ein Wunderwerk. Ohne das Zutun menschlicher Ingenieurskunst funktioniert er störungsfrei seit sehr langer Zeit. Er kann nicht verbessert werden, weil er vollkommen ist.
Der Baum hat ein natürliches Wachstum, kennt aber seine Grenzen, die er nicht überschreitet. In der Gemeinschaft ist er am stärksten und freut sich, wenn er einen Wald bilden kann. Es herrscht das Leistungsprinzip um ihn herum, nur die Stärksten werden groß. Das Wohlergehen des einen schadet aber keinem anderen, sondern begünstigt das Wachstum anderer Bäume und Planzen und ernährt andere Lebewesen.
Den Bäumen geht es schlecht, weil die Menschen sich in allem genau entgegen gesetzt zu ihnen verhalten. Sie verbrauchen ohne Kompensation und geben dabei nichts zum Wohle anderer zurück. Sie schützen, pflegen und bewahren nicht den Grund von dem sie leben, und sie verbrauchen Rohstoffe ohne Gedanken an die schädlichen Reste, die danach zurück bleiben.
Aus Wäldern werden Wüsten. Menschliches Bewusstsein hat schon lange erkannt, welche Folgen ein Wirtschaften hat, das die natürlichen Kreisläufe missachtet. Schon im März 1800 beschrieb Alexander von Humboldt deutlich die Folgen der Abholzung von Bäumen am Valenciasee in Venezuela, die für die Chininproduktion verwendet wurden. Das Fehlen der Bäume hinterließ in diesem Landstrich danach nur noch Trockenheit und Hitze. Humboldt reiste klimaneutral. Seine Erkenntnisse erwarb er aus der genauen Beobachtung, die er wissenschaftlich exakt dokumentierte und die seit dem jedem bekannt sein könnten. Er widersprach dem Glauben, das die Unterwerfung der Wildnis die Grundlage künftiger Gewinne sei. Das Gegenteil wird in diesen Tagen augenfällig und beweist nachdrücklich, dass Humboldt recht hat.
Aus Wüsten werden Wälder. Der Baum ist unser Retter. Er ist ein Lebewesen, das in der Lage ist, die Folgen unserer Misswirtschaft zu kompensieren, wenn wir jetzt und heute aufhören würden, immer weiter die gleichen zu machen.
Gestern war Freitag und der Baum freute sich über junge Menschen, die Humboldt verstanden haben. Jeder sollte einen Gedenktag für den Baum einlegen. Geht in die Natur, legt euch unter einen Baum und wundert euch.
Peter Hartwig, Ginsheim-Gustavsburg
Strafe für Altersvorsorge
Zu: „Steuerlast mehrt Wohlstand“, FR-Wirtschaft vom 29. August
Wir Rentner müssen Steuern und andere Abgaben zahlen für die gesetzliche Rente, für die Firmenrente, für private Rente und für Lebensversicherungen. Die Lebensversicherungen sind eigentlich dafür gedacht, im Alter dem Staat nicht auf der Tasche zu liegen. Was tut der Staat? Er bestraft uns für unsere Vorsorge.
Jürgen Brockschläger, Ludwigshafen
Eine vollkommen einseitige Diskussion
Zu: „Soziale Schieflage“, FR-Meinung vom 15. August
Das „Angehörigen-Entlastungsgesetz“ so nennt die Bundesregierung jetzt viele überfällige Nachbesserungen in den Sozialgesetzbüchern und im neuen Bundesteilhabegesetz, und Einlösung eines Koalitionsversprechen: Die Entlastung des Mittelstandes bei Sozialleistungen zur Pflege. Der deutsche Anwaltsverein hat in seiner Stellungnahme sehr deutlich die Ungerechtigkeiten, die durch eine Pauschalierung der Einkommensgrenzen entstehen, aufgezeigt. Weder den betroffenen Pflegebedürftigen noch deren nahen Angehörigen, wie Ehepartnern und Lebensgefährten, ist damit auch nur ansatzweise geholfen. Auch der Aufschrei – es würden jetzt viel mehr Menschen ihre Eltern in ein Pflegeheim abgeben, entbehrt jeder Grundlage. Für die, die es sich leisten können, ist die Pflege zu Hause mit einer osteuropäischen Pflegekraft nach wie vor die günstigere Variante, wenn es denn darum überhaupt ginge.
Alle Pflegebedürftigen und ihe Partner müssen ihr Vermögen unverändert für die Kosten einsetzen. Aber in den Medien wird gerne die Angst geschürt, die Pflege der Eltern und oder Kinder mit Behinderungen lasse alle verarmen. Eine vollkommen einseitige Diskussion. Ja, Pflege kostet Geld, und teure Heime, die keinen Vertrag mit der Kommune haben, müssen privat gezahlt werden aber oft auch nur , wenn der ambulante häusliche Weg , der das gro der Pflege ausmacht, nicht mehr wählbar ist. Aber die bisher individuell zu berechnenden Freibeträge für Familien haben dafür gesorgt, dass niemand der betroffenen Erwerbstätigen zur Tafel gehen musste. Es wurde unnötig Angst geschürt und mit der groß aufgemachten „100.000€-Grenze“ wird suggeriert: Wir tun was für euch. Schließlich stehen in Sachen und Brandenburg Wahlen an. Ob aber die Einkommensprüfungen wirklich entfallen, wird die Praxis zeigen. Könnte die so freigesetzte Arbeitszeit nicht sogar zu Stelleneinsparungen bei den Kommunen führen ?
Grundsätzlich sind die Verbesserungen für die wirklich betroffenen Eltern und Kinder dennoch zu begrüßen und auch die Entfristungen der unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) , und die Klarstellungen zur Eingliederungshilfe, z.B. ein Budget für Arbeit und Ausbildung sind gute Ansätze. Doch darüber wird kaum gesprochen, weil die wenigsten mit diesen Leistungen in Berührung kommen.
Elke Wenske, Hanau
Vor Trump-Amerika ist nichts gefeit
Grönland-Kauf: „Expedition ins diplomatische Eis“, FR-Politik vom 22. Augustiebe Redaktion
In Sachen Grönland-Deal nur den Kopf schütteln, hilft nicht! Die Dänen sollten auf der Hut sein, denn die Amis sind mit allen Wassern gewaschen und waren stets rücksichtslos in der Durchsetzung ihrer Interessen, erst recht unter ihrem Oberhäuptling Trump. Parole: America first ! Wenn Trump erst einmal einen fetten Profit wittert, wird er zum Jagdhund, der Blut geleckt hat. Vor Trump-Amerika ist am Ende nichts gefeit.
Joachim Bohndorf, Bensheim
Aufgehetzte Menschenmengen
Der „Fall Trump“ zwingt uns Demokraten, im Interesse unserer Sicherheit darüber nachzudenken, ob es wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, dass in einer Demokratie „jeder“ gewählt werden kann und „jeder“ wählen darf – oder ob wir nicht ein feiner strukturiertes Ausleseverfahren benötigen, um sicherzustellen, dass „die Beste“ oder „der Beste“ nach ganz oben kommt. Schließlich wissen wir aus Geschichte und Gegenwart, dass aufgehetzte Menschenmengen es fertigbringen, sich „das Verderben an den Hals zu wählen!“
Otfried Schrot, Ronnenberg
Der Deal des Jahrhunderts
Ich verstehe die strikte Ablehnung der dänischen Regierung zum Kaufangebot des Herrn Trump für Grönland nicht. Es wäre klüger gewesen, dem größten Dealmaker aller Zeiten entgegenzukommen. Die dänische Ministerpräsidentin hätte zum Beispiel einen Tausch anbieten können – sagen wir Grönland gegen Kalifornien, das wäre doch für beide Seiten ein Gewinn geworden. Herr Trump bekommt eine ihm wichtige Insel mit viel Platz drauf zum Aufstellen neuer Atomraketen und Golfplätze (wobei ich mir nicht sicher bin, ob er diese Insel auf einem Globus finden würde), und er wird einen ungeliebten Bundesstaat los mit nur wenigen Anhängern für seine Selbstverliebtheit und seine Politik.
Andererseits kämen damit die HighTech-Firmen im Silicon Valley endlich unter die Gesetzgebung Dänemarks und damit der Europäischen Union! Man stelle sich vor: Apple, Fakebook, Google & Co. als europäische Unternehmen unterstünden unsren Regeln – eine phantastische Perspektive. Und abhauen, etwa ins neue US-amerikanische Grönland, könnten diese Firmen auch nicht so einfach; dafür steckt zuviel Infrastuktur im Silicon Valley.
Das wäre doch der Deal des Jahrhunderts geworden – die Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat ihn verschlafen.
Manfred Stibaner, Dreieich
Nichtsoldaten zahlen voll
Kolumne: „Bahnfahren für alle“, FR-Meinung vom 20. August
Artikel 3 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland lautet seit seiner letzten Veränderung vom 15. November 1994 wie folgt: Absatz 1: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Ab 1.1.2020 können die Soldaten/innen in den Regionalzügen der Bahn, gratis durch die Gegend brausen, und alle Nichtsoldaten/innen, die schauen dabei zahlend „voll ins Rohr“!
Klaus P. Jaworek, Büchenbach
Schwarzfahren war gestern
Deutsche Soldaten in Uniform dürfen ab dem Tag X nun kostenlos mit der Bahn fahren. Dafür muss der Steuerzahler im Jahr demnächst vier Millionen Euro berappen. Dagegen müssen unter anderem Polizisten, Feuerwehrleute, Krankenschwestern, Rettungsassistenten, Müllwerker, Wachmänner, Hebammen, Fensterputzer, Postzusteller, Stahlarbeiter, Zimmermänner und Braunkohlekumpels in Uniform und Rentner für ihren Dienst am Volk bzw. für ihre Lebensleistung das Bahnticket ganz normal selber bezahlen.
Gerecht? Natürlich nicht, weil die Berufsgruppe der Soldaten im Übungsdienst, im Manöver und im Kriegseinsatz im Heer, in der Luftwaffe und bei der Marine mehr CO2 und NOx durch Panzer, Kampfjets, Kriegsschiffe, Drohnen, Bomben und Raketen ausstößt als jede andere Berufsgruppe. Das mit einem kostenlosen Bahnticket in Uniform zu belohnen und zu subventionieren, zeugt von einer hohen GroKo-4.0-Geringschätzung gegenüber anderen wichtigen Berufsgruppen, sozial schwächeren Bürgern und Rentnern.
Schwarzfahren war gestern. Ich besorge mir stattdessen eine Soldatenuniform wie im Karneval, mache den Hauptmann von Köpenick und fahre kostenlos mit der Deutschen Bahn. Natürlich wie Thunbergs Greta der Umwelt zuliebe.
Roland Klose, Bad Fredeburg
Konstruiertes Jammern
Zu: „Bauernverband zieht negative Erntebilanz“, FR-Wirtschaft vom 24.8.
Organisierte KriminalitDie deutsche Getreideernte liegt in diesem Jahr bei 45 Millionen Tonnen. Der Erntedurchschnitt aus den fünf Vorjahren beträgt 45,76 Mio. Damit der Bauernverband aber trotzdem Grund zum Klagen finden kann, werden zur Durchschnittsbildung die Jahre 2013 bis 2017 herangezogen. War etwa 2018 kein Erntejahr? Der Durchschnitt dieser Jahre beträgt 47,58 Mio, woraus sich ein beklagenswertes Minus von sechs Prozent und eine negative Erntebilanz darstellen lassen, über das die Medien dann auch breit berichten.
Peter Koswig, Korbachät
Organisierte Kriminalität
Hinterziehung von Umsatzsteuer: „Illegaler Ringhandel“, FR vom 9.8.
Zurückhaltend und sachlich berichtet die FR am 09. August, dass die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft einen weiteren hochrangigen Ex-Angestellten der Deutschen Bank angeklagt hat und beschuldigt, mit anderen Insidern zusammen ein betrügerisches Umsatzsteuerkarussell organisiert zu haben, das den Staat in den Jahren 2009 und 2010 um Steuern in Höhe von 145 Mio. Euro betrogen hat. In dem Boulevardblatt, das uns so gerne mit großer Schlagzeile über tatsächlichen oder vermeintlichen Sozialhilfebetrug bei Flüchtlingen und Hartz IV Beziehern ins Bild setzt, habe ich noch keine Meldung gelesen, dass es sich hier um bandenmäßig organisierte Kriminalität von Asozialen im weißen Kragen handelt, die dem Staat skrupellos Mittel entziehen, die dringend für Aufgaben des Gemeinwesens benötigt werden. Im Kreis Offenbach soll eine junge Frau, die für ihr soziales Engagement ausgezeichnet wurde, jetzt den Preis zurückzahlen, weil sie Sozialhilfe bezog. Für 145 Mio. Euro könnte man 58.000 Menschen, die sich um die Gemeinschaft verdient gemacht haben, mit ihrem Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro Dank sagen. Daran sollte man sich erinnern, wenn mal wieder völlig undifferenziert zur Hatz auf die „Sozialschmarotzer“ geblasen wird. Manchmal ist es gut, den Blick zu heben, um erkennen zu können, dass sich die eigentlichen Schädlinge seit langem bereits in den oberen Etagen der Gesellschaft eingenistet haben.
Hans Schinke, Offenbach
Hans Schinke, Offenbach
Friedhöfe sind Orte des Gedenkens
Zu: „Keine Zeit zu trauern“, FR-Panorama vom 16. August
Bischof Ralf Meister meint: „Ohne den Glauben an ein Leben danach endet mit dem Tod alles. Und dann brauchen wir auch keine Friedhöfe mehr.“ Was für ein klerikaler Unsinn! O.k., das Wort „Friedhof“, sagt wikipedia, „leitet sich vom althochdeutschen frithof ab, der Bezeichnung für den eingefriedeten Brereich um eine Kirche.“ Insoweit hat Bischof Meister also Recht: Ohne den Glauben an ein Leben „danach“ dürften die Kirchen um ihr Weiterleben bangen und Friedhöfe dann woanders herum eingerichtet werden. Denn Tatsache bleibt doch, daß Menschen sich einen Ort des Gedenkens oder des Andenkens an die Verstorbenen wünschen.
In Bremen gibt es z.B. (als Teil des Huckelrieder Friedhofs) ein Anonymes Urnenfeld – ohne individuelle Grabhügel oder Kreuze etc. In seiner Mitte steht ein großer, mit seiner Stärke sozusagen Trost spendender Baum. An seinem Rand, auf leichter Anhöhe, legen die Trauernden ihre namenlosen Sträuße ab, so daß sich jederzeit ein buntes Blumenmeer ergibt. Ich nehme an, daß hier die Asche vieler Atheisten beerdigt wurde. Ein von Büschen, Bäumen und Bänken gesäumter Weg führt um die Anlage und wird zu jeder Jahreszeit gern für Spaziergänge genutzt.
Elena Ezeani, Bremen
Hand und Fuß
Elfmeter: „Hand ist nicht gleich Hand“, FR-Sport vom 26. August
Während des Fußballspiels Schalke 04 gegen München wurde zweimal deutlich – auch durch Wiederholungen – der Ball auf dem Weg Richtung Münchener Tor von Abwehrspielern im Strafraum mit dem Arm abgewehrt, so dass es eigentlich zwei Elfmeter gegen München hätte geben müssen. Schiedsrichter Fritz und auch der Video-Schiedsrichter sahen keinen Grund zum Eingreifen. Unverständlich? Normal ist das nicht aber – ach – es ging ja gegen Bayern München.
Horst Rüger, Bovenden
Elfmeter? Was ist das?
Auf jeden Fall nervig, weil hier ständig Änderungen erfolgen, die immer „akademischer“ werden und keiner mehr so richtig durchblickt. Jahrzehnte gab es eine einfache Regel: „Geht die Hand zum Ball, ist es Elfmeter. Geht der Ball zur Hand, ist es kein Elfmeter.“ Diese Regel ist doch auch heute noch trotz schnellerem und athletischerem Spiel anwendbar und zwar oben, unten und um den Körper eines Spielers herum. Wie soll denn sonst ein Spieler innerhalb des Strafraums eine brenzlige Situation klären können, ohne dabei die Balance zu verlieren? Es ist ja in solchen Situationen schon von Natur aus kaum möglich, sich wie ein Stock mit angelegten Armen zu bewegen. Diese „Neuregelungen“ können nur von Leuten erdacht worden sein, die schlecht oder nie selbst Fußball gespielt haben. Also, zurück zu den einfachen Regeln.
Manfred Kluge, Frankfurt
Debattieren ohne Ende
Adorno: „Partituren der Erkenntnis“, FR-Feuilleton vom 6 August
Gefühlte vier Jahrzehnte spielte die Kritische Theorie keine große Rolle mehr im gesellschaftlichen Diskurs. Das Denken wurde dem Markt überlassen. Aus der Demokratie ist die Macht der Eliten geworden. Die solidarische Gesellschaft ist der Verachtung sozial benachteiligter Menschen und dem Hass auf Fremde und Migranten gewichen. Jedenfalls als deutliches Fanal.
Oft sind Geburts- oder Todestage hilfreich, große Denker wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Adorno ist gewiss nicht leicht zu lesen. Aber, wie Arno Widmann richtig sagt, wird es Zeit ihn erneut zu lesen und sich mit den unaufhaltsamen Widersprüchen unserer modernen Gesellschaft auseinander zu setzen. Wenn man es will!
Vielleicht ist auch Adornos Empfindlichkeit, die Widmann in seinem Artikel anspricht, ein wichtiger Aspekt für die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Empfindlich zu werden gegenüber den geistigen Ausrastern und menschlichen Verrohungen unserer Zeit. „Wir lassen uns unsere Sensibilität für das Geringste nicht nehmen.“ So einst der Protestler und Kabarettist Wolfgang Neuss.
Ich weiß nicht, ob wer denkt, nicht wütend ist? Aber wir kommen dennoch der Sache näher (bekannt ist Adornos Abneigung gegen die Praxis und seine Konfliktscheue, die ihre eigene Dialektik hat), wenn wir uns die Aussage anhören: „Wer denkt, setzt Widerstand […] Praxis ohne Theorie, unterhalb des fortgeschrittensten Standes von Erkenntnis, muss mißlingen […] Falsche Praxis ist keine“.
Ob gelungen oder weniger gelungen, für mich war vor allem in meiner Arbeit mit Menschen am Rande der Gesellschaft und im Umgang mit dem jeweiligen Zeitgeist ein Zitat von Adorno immer wieder ein fester Anker:
„Es bedarf des Absurden, um dem objektiven Wahnsinn nicht zu erliegen.“
Wenig daran hat sich geändert. Man möchte fast sagen, dass der objektive Wahnsinn an seine eigenen Grenzen gestoßen ist.
Die „Erziehung zur Mündigkeit“ (Mitdenken und Selbstdenken) war eines der großen Themen von Adorno, damit verbunden seine Skepsis gegenüber den Massenmedien und seine Abneigung gegen die meinungsbildenden Organisationen. Wie weit sind wir heute in der Entwicklung und Vorstellung vom „mündigen Bürger“ gekommen, angesichts der Massenmedien in einer digitalen Welt der Herrschaft dieser gigantischen Konzerne?
Es sieht so aus, als ob wir debattieren können ohne Ende. Aber welch eine Debattenkultur!
Jürgen Malyssek, Wiesbaden
Was weg ist, ist weg
Garnisonkirche: „Glockenspiel abreißen“, FR-Feuilleton vom 20.8.
Die Bauhistorikerin Elke Nagel von der TU München sagte zur Brandkatastrophe von Notre-Dame, es werde nie mehr so werden, wie es einmal war, weil ein Stein, der jetzt geschlagen werde, anders aussehe als einer, an dem ein Steinmetz im Mittelalter saß. Unabhängig von allen anderen inhaltlichen Diskussionen steht doch fest, dass allein rein ästhetisch betrachtet es nicht mehr die Garnisonskirche selbst ist, die es einmal war. In Nürnberg haben die Altstadtfreunde e.V. den im Krieg zerstörten Pellerhof mit Repliken wiederaufleben lassen, den sogar einmal der Bayerische Rundfunk mal als Mahnmal gegen den Faschismus bezeichnet hat. Ästhetisch ist das alles einfach nur Geschichtsrevisionismus und somit unerträglich, egal ob in Dresden (Frauenkirche), Nürnberg (Pellerhof), Berlin (Stadtschloss) oder jetzt eben mit der womöglich nigelnagelneuen Garnisonskirche in Potsdam. Ein Lernort der Geschichte kann auch einfach mal sein, wenn man die Geschichte akzeptiert, wie sie gelaufen ist. Der Protest der Künstlerkollegen und andere ist also per se richtig, denn was weg ist ist weg. Aufklären über die Zusammenhänge und den Geist der Versöhung und des Friedens, wie ihn die Stiftung pflegen will, kann man auch anderweitig, dazu ist kein revisionistischer Wiederaufbau notwendig, insofern Glockenspiel abreißen rest nicht wiederaufbauen!
Karsten Neumann, Nürnberg/Bethang
Es geht auch um Datenschutz und Vertraulichkeit
Digitalrat: „Regierung arbeitet immer noch mit Briefen“, FR-Politik vom 22.8.
das Interview mit Katrin Suder, die dem Digitalrat der Bundesregierung vorsteht und während ihrer Zeit als Staatssekretärin im Verteidigungsministerium allem Anschein nach mitverantwortlich war für die Berateraffäre, macht deutlich, dass Lobbyisten unzulässigerweise Aufgaben der Regierung übernommen haben.
So spricht Frau Suder vom „digitalen Staat“ und tut so, als sei dieser die vom Grundgesetz vorgesehene Erfüllung der Demokratie. In der Art einer altklugen Heranwachsenden, die bislang nur Unsinn gelernt hat (was angesichts ihres früheren Arbeitgebers McKinsey nicht verwundert), beschwert sie sich, dass die Regierung immer noch Briefe versendet. Anscheinend hat ihr niemand vermittelt, dass der Inhalt der jeweiligen Nachricht sowie deren Weiterverwendung sowohl die Form als auch den Übermittlungsweg wesentlich bestimmen. In Zeiten von Internet und E-Mail geht es eben nicht nur um Schnelligkeit, sondern auch und vor allem um Datenschutz und Vertraulichkeit.
Auch Lagebeurteilungen oder Gesetzesentwürfe der Ministerialbürokratie werden üblicherweise am Computer erstellt und analog der Sicherheitsstufe lokal oder zentral und zumeist passwortgeschützt abgespeichert. Entscheidet man sich dennoch für den Papierausdruck und dessen Versand per Brief (Hauspost oder Deutsche Post), soll dadurch einerseits die Vertraulichkeit und andererseits die Beachtung der Priorität sichergestellt werden. Dokumente, die in der täglichen E-Mail-Flut untergehen, machen möglicherweise die Beauftragung weiterer Berater notwendig, die sich auf die Spur der verloren gegangenen Skripte begeben. Der Einzug von kommerziellen Unternehmen in die staatliche Verwaltung sollte jedoch verhindert statt unterstützt werden. Im Übrigen gibt es namhafte Betriebe, die sich als beratungsresistent erweisen und die in ihrer Kommunikation einen guten Mittelweg erfolgreich beschreiten.
Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen setzt deren Feinanalyse und Atomisierung voraus. Allein die Lektüre von Gebrauchsanleitungen von Apple, Microsoft, Adobe und anderen Unternehmen der Spitzentechnologie zeigt, dass man selbst dort noch nicht korrekt abstrahieren, folgerichtig denken und präzise formulieren kann. So ist auch die Begriffserkennung von Google stellenweise katastrophal, was vor allem an der Vermengung von Sachwissen und Kommerzinteressen liegt. Deswegen ist ein gesunder Vorbehalt gegenüber den neuen Techniken in vielen Fällen berechtigt. Ganz offensichtlich haben sich bewährte Kulturtechniken wie exaktes Denken oder eindeutiges Schreiben noch nicht vollständig auf digitale Ebenen übertragen lassen. Die Kommunikationsstörung und Sprachlosigkeit zwischen Fachleuten aus Angewandter Wissenschaft und Programmierung/Digitalisierung haben nach meinem Eindruck eher zugenommen. Als Beispiele nenne ich nur die ständigen Falschprogrammierungen von Microsofts „Office 365“, welche regelmäßig diverse Hackerangriffe heraufbeschwören. Oder die völlig unzureichende Gefahrenanalyse bei der Vorbereitung des „autonomen“ Fahrens. „Künstliche Intelligenz“ ist abhängig von der Existenz und dem konsequenten Gebrauch von natürlicher Intelligenz. Die Smartphone-Sklaven, die mir täglich überall begegnen und die wie ein Symbol für die neue Zeit erscheinen, wecken jedoch meine Zweifel.
Die digitale Revolution steckt erst in ihren Anfängen und sie wird mutmaßlich auch gravierende Fehlentwicklungen beinhalten. Gerade deswegen ist vor einer schlichten Verabsolutierung zu warnen. Nicht zuletzt werden die Erhebung von und der Umgang mit digitalisierten Daten noch zu erheblichen Konflikten führen, die im äußersten Fall einen Kulturbruch bedeuten könnten. Letzterer wäre die Infragestellung aller Errungenschaften, auf denen eine freiheitliche, solidarische und demokratische Gesellschaft basiert.
Frau Suders Kulturbegriff hingegen scheint sich an der Unkultur bekannter und vielfach berüchtigter Schreibtischerlasse zu orientieren. Sollten diese künftig bestimmen, was Digitalisierung ist, wäre die Gesellschaft dem intellektuellen Infarkt bereits sehr nahe und käme ihm mit jedem Tag näher.
Die digitalisierungsbesessene Beraterin liefert sogar ein Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte. Nämlich den Hühnerstall, in dem digitale Programme, von Ahnungs- und Bewusstlosen gestrickt, über das Futter entscheiden. Sowohl für die Gesundheit als auch für die Volkswirtschaft ist es aber viel wichtiger, die Existenz von Hühnerställen an Voraussetzungen wie Freilandhaltung mit begrenzter Tieranzahl, das Verbot von Antibiotika und die ausschließliche Verwendung von natürlichem Futter zu binden als an betriebswirtschaftliche Normen, die überwiegend dem Profit der Unternehmer zu Gute kommen, deren Fehlentwicklungen aber zu Lasten der Allgemeinheit gehen.
Katrin Suders Welt ist geprägt von der Ideologie, die Privatwirtschaft und den öffentlichen Sektor zusammenzuführen und den Staat lediglich noch als Finanzier und Abnehmer zu definieren. Damit das gelingt, ist eine Kommunikationsebene notwendig, die lediglich noch Informationen in digitalisierter Form weitergibt, aber deren objektive Berechtigung geschweige denn deren demokratische Legalität nicht mehr überprüft. Beschönigend wird so etwas „künstliche Intelligenz“ genannt, die es im Universum der Tatsachen aber nicht geben kann. Denn KI ist geborgte Intelligenz, ist auf Maschinen übertragene Sach- oder Unkenntnis. Und sie wird, wie oben erwähnt, leider allzu häufig von Systementwicklern mit bescheidenem IQ bezogen.
Klaus Philipp Mertens, Frankfurt
Eine löbliche Initiative der FR
Zu: „Frankfurt wächst“, FR-Regional vom 17. August
Frankfurt wächst ist ein sehr verdienstvolles Projekt der Frankfurter Rundschau und stößt eine Diskussion an, die schon längst hätte begonnen werden sollen. Dahinter steht die Hoffnung, dass die Akteure im Hintergrund, die die Stadtentwicklung gestalten, bekannt werden. Ich meine nicht die amtliche Stadtplanung, die eigentlich nur nachvollzieht. Dahinter steht auch die Hoffnung, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mehr in die Diskussion einbringen können. Wirklich, eine gute Idee der Frankfurter Rundschau.
Aber: Können wir den Daten trauen, die wir zur Darstellung der Situation brauchen ?
Nein, können wir nicht; denn die Bundesrepublik Deutschland, im Gegensatz zu den anderen Staaten in Europa, die alle zehn Jahre eine Erhebung durchführen, Österreich erst vor kurzem, führt keine Erhebungen, Volkszählungen, seit 1987 mehr durch. Sondern nur einen sogenannte Mikrozensus, d.h. rund zwölf Prozent der Bevölkerung wird nach ihren subjektiven Eindrücken befragt, die nicht überprüft werden. Die Zahl der Haushalte, wichtig für die Ermittlung des Wohnungsbedarfs, bezieht ihre Daten aus einem Prozent dieses Mikrozensus, das ist Homöopathie, grenzt an „Fake News“.
Hat die Volkszählung, die Gebäude- und Wohnungszählung, die Arbeitsplatzerhebung, kleinräumige Daten geliefert bis zum Hausblock, so liefert der Mikrozensus nur eine Zahl für die ganze Stadt, man weiß Genaueres über Glashütten, aber nicht zum Beispiel über Bornheim.
Als zwei Bundesländer gegen den Mikrozensus klagten, hat Herr Voßkuhle, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlruhe, dazu in etwa gesagt: die Volkszählungen seien zu teuer (was eigentlich nicht sein Thema ist) und würden zu sehr in Privatsphäre eingreifen. Wie kann er als Jurist so etwas beurteilen?
So wissen wir nichts Genaues, ist auch nicht gewünscht; denn so kann jeder Politiker etwas behaupten und keiner kann widersprechen, da er über keine Daten verfügt.
Die Städtestatistiker haben dieses Urteil sehr bedauert, sie bemühen sich nach Kräften, ihrem Auftrag gerecht zu werden, besonders hier in Frankfurt mit den „Materialien zur Stadtbeobachtung“. Wenn man sieht, über welche Daten die Projektentwickler verfügen, wenn man sieht wie Bürger ihre Daten an Facebook, Amazon, Microsoft, Apple usw. bereitwillig abgeben, aber gleichzeitig eine Volkszählung ablehnen, kommt man ins Grübeln.
Viel Erfolg für die löbliche Initiative der FR!
Konrad Mohrmann, Frankfurt
Diese Aktion wird Spuren hinterlassen
„Meinungsfilter“ soll Frankfurts Raucher zu Umweltfreunden erziehen: „Abstimmung mit der Kippe“, FR-Regional vom 28.8.
Ihre Darstellung ist auf jeden Fall ausgiebiger Bekanntmachung wert und wird den einen oder anderen dazu bringen, seinen hoffentlich in Kindeszeit erlernten Anstand im Umgang mit den Mitbürgern einzusetzen. Große Hoffnungen habe ich allerdings nicht, da seit Jahren Rücksichtslosigkeit als die Stärke des Individuums gepredigt wird.
Und wie viele der Abstimmungskästen wollen Sie anbringen? Verstärken Sie doch die Wirkung mit einem Shitstorm und medialer Begleitung (lautstark).
In den 60er Jahren machte ich eine der ersten Gesellschaftsreisen in die damalige Sowjetunion mit. Der Veranstalter gab uns noch Tips mit, darunter: Kippen und anderen Zivilisationsmüll wegwerfen sei extrem unerwünscht. So war’s auch.
Moskau und Leningrads Straßen und Plätze waren auffallend sauber. In den prachtvollen Metrostationen konnte man vom Boden essen. Wir waren zu acht und ich der einzige Nichtraucher. Klar, dass die anderen wie gewohnt die Kippen wegwarfen.
Ergebnis: In den meisten Fällen tippte der nächste Milizionär (Polizist) dem Täter mit einer Hand auf die Schulter und mit der anderen auf die Kippe mit einem vorwurfsvollen Blick, alles wortlos mit eindeutiger Erwartung. Hatte der Kollege mit hochrotem Kopf die Kippe aufgenommen, fiel mit einem freundlichen Blick das einzige Wort „spassibo“ (danke) und die Sache war erledigt. War kein Milizionär in der Nähe, sprang der nächste Passant ein. Nach vier Tagen, ich hab’s verfolgt, hatte es jeder meiner Begleiter gerafft und die Zigarettenschachtel umfunktioniert .
Machen Sie doch mal ein Fass auf und rufen Sie im Bildzeitungsstil zu solcher Aktion auf. Viele vernunftbegabte Leser werden Ihnen folgen, und Sie haben etwas bewegt. Klar, dass Gegenwind erfolgt von Ihren Gegnern, weil sie nicht auf die Idee kamen. Aber ich bin sicher, dass es bundesweit jede Menge Spuren hinterlässt.
Wolfgang Witt, Bad Orb
zu: Debattieren ohne Ende
Nietzsche soll einmal rhetorisch gefragt haben: Wie kann man nur weise sein in einer toten Gesellschaft? Bereits daran kann man erkennen, dass die Verhältnisse unerbittlich zurückschlagen und geistig keinerlei Arbeitsleistung mehr erlauben, sobald sich das hiesige Gemeinwesen dazu anschicken sollte, die Vielfalt des Lebendigen zu kanalisieren. Der von Jürgen Malyssek geäußerten Befürchtung eines Debattierens ohne Ende sind demnach natürliche Grenzen gesetzt. Mehr über kurz als lang mangelt es schlicht an menschlicher Arbeitskraft und ein vermeintlich unendlicher Diskurs erstickt dadurch bereits im Keim. Politisch käme es zwar auf eine Änderung an, damit die Offenheit gewahrt bleibt. Momentan sieht es aber eher danach aus, als ob es dafür schon zu spät ist und eine Revision des Irrsinns nicht mehr erreicht werden kann.
Zu: Elfmeter?
Sie haben ja so recht, Manfred Kluge!
Die „Neuregelungen“ im Fußball kommen allmählich in eine Sphäre des Chaos. Ein Fußballer versteht das Ganze bald nicht mehr. Und es ist auch nicht mehr nachvollziehbar. Die Regel-Fritzen am Grünen Tisch müssen selber an die Grenzen des Nicht-mehr-Beherrschbaren gestossen sein. Auf dem Platz kann wohl keiner dieser Herren (Ich vermute, es sind die Herren der Schöpfung) mal gestanden haben. Vielleicht auf der Tribüne oder in der VIP-Lounche.
Gebt dem Schiri sein Handwerkszeug wieder zurück!!! Denn: Die müssen fast alles ausbaden.
Ich weiß nicht mehr, wann die ersten Fußballregeln aufgestellt worden sind. 1884, 1896 oder? Es waren jedenfalls die Klügsten, die es jemals gegeben hat.