Wo bleibt die Hilfe Allahs?

US-Präsident Barack Obama hat sich mittlerweile eine Menge Kritik anhören müssen. So hat er, in den Niederungen der Realpolitik angekommen, erkennen müssen, dass er an den Militärtribunalen anscheinend nicht vorbeikommt. Ebenfalls heftig kritisiert wurde, dass die Folterer von der CIA juristisch nicht belangt werden wollen. Für seine Kairoer Rede hat er jedoch international viel Lob bekommen. Sie wird bereits „historisch“ genannt. Dieser Versuch Obamas, einen neuen Anfang zu wagen im schwierigen Verhältnis des Westens zum Islam, dieser Versuch musste sitzen. Und er saß. Obama hat klar gemacht, dass die USA keinen Krieg gegen den Islam führten. Er hat zum Dialog aufgefordert, er sprach Folter und Guantánamo offen an als Beispiele, in denen „wir im Widerspruch zu unseren Traditionen und Idealen handelten“. Den Palästinensern sagte er: „Gewalt ist eine Sackgasse. Es ist weder mutig noch ein Ausdruck von Stärke, Raketen auf schlafende Kinder zu schießen oder alte Frauen in einem Bus in die Luft zu sprengen.“ Und: Die USA würden auch die Legitimation israelischer Siedlungen nicht anerkennen. 

Diese Rede ist in der Breite also gut angekommen. Bei einigen arabischen Regierungen, etwa der ägyptischen, dürfte allerdings das Gegenteil der Fall gewesen sein. In vorderster Reihe im Saal der Kairener Universität, die lange dafür bekannt war, für einen moderaten, liberalen Islam einzutreten, saßen mehrere Regimekritiker und Oppositionelle; der ägyptische Staatspräsident Hosni Mubarak dagegen fehlte. Und Israel? Das Friedenslager jubelt, in die israelische Regierung ist damit ein Keil getrieben; die Minister der mitregierenden Arbeitspartei stimmten Obama zu, während Netanjahu zurückhaltend reagierte. Für ihn dürfte das Regieren nach dieser Rede nicht leichter geworden sein.

Die Wirkung der Rede auf den Nahost-Konflikt steht auch im Zentrum des Interesses der FR-Leserinnen und -Leser. So meinen Renate Dörfel-Kelletat und Frank Dörfel aus Berlin:

„Die Obama-Rede in Kairo hat ein großes Echo gefunden. Jetzt werden die Stimmen kritischer Ungeduld lauter und die (unseres Erachtens falsche) Meinung, Obama habe nur alte US-Positionen rhetorisch besser verpackt. Und andere bemängeln, er habe viele brennende Probleme nicht erwähnt.
Als Kernsatz lesen wir: ‚The United States does not accept the legitimacy of continued Israeli settlements‘, und wir glauben, dass dies nicht nur den Stopp des Ausbaus der Siedlungen bedeutet, sondern den Abbau und die Räumung. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Wohin wird die amerikanische Regierung rudern, zurück oder vorwärts?“

Erwin Chudaska aus Rödermark:

„Gegen die Nahostreise von Obama ist nichts einzuwenden, auch nicht gegen seine Rede in Kairo. Allerdings sollten wir uns hüten vor allzu schnellen Hoffnungen, was den Friedensprozess im Nahen Osten angeht. Der amerikanische Präsident ist nicht der große Friedensbringer. Frieden im Nahen Osten muss von den dort Beteiligten ausgehen. Und da sollte die islamische Staatengemeinschaft ebenfalls mal eine Botschaft an uns Europäer und die Amerikaner richten. Eine Botschaft, aus der klar hervorgeht, dass man in Zukunft den Terror auch nicht mehr mit finanziellen Mitteln unterstützt.
Zu viele Gelder, auch EU-Gelder, sind in falschen Kanälen gelandet. Wollen die arabischen Staaten in Zukunft global mehr mitwirken, dann müssen sie die moderaten Palästinenser unterstützen mit Bildungsmöglichkeiten. Geld ist genug da. Und noch eins: Ewiggestrige wie die Hamas oder irgendwelche Hass-Prediger sollten in ihre Schranken gewiesen werden, denn sie missbrauchen und beleidigen den Islam.
Und die Israelis? Machen wir uns da keine Sorgen. Man war schon mal näher an einer Zwei-Staaten-Lösung dran als momentan. Die reichen arabischen Staaten, die moderaten Palästinenser sowie die praxiserfahrenen Israelis können beim Thema Palästina was ganz Bedeutendes schaffen.
Manchmal frage ich mich in einer stillen Stunde (ich habe selber mal drei Jahre in arabischen Ländern gelebt): Wo ist eigentlich die Hilfe Allahs, zu dem die Anhänger fünfmal am Tag beten? Ich kann leider keine erkennen.“

Marc ten Busch aus Oberursel:

„‚Der engstirnige Hass einer kleinen Gruppe‘ gründet sich, und das ist das eigentliche Problem, auf den Koran und nicht auf irgendeine Sonderlehre der Al-Khaida: ‚Und wenn sie (die Ungläubigen) sich abwenden (und eurer Aufforderung zum Glauben kein Gehör schenken), dann greift sie und tötet sie.‘ (Sure 4, Vers 89).
Ob er es vermisst hat, weiß ich nicht, jedoch: Als Obama in Kairo war, hat er sicher kein Schnitzel bekommen. Warum? Kurz vor der Rede wurde in Ägypten gezielt der christlichen Minderheit eine wichtige Nahrungsgrundlage genommen, indem per Ordre de Mufti in einer Nacht-und-Nebel-Aktion alle Schweine des Landes gekeult wurden, unter dem Vorwand der Grippeprophylaxe. Herr Obama, sollten Sie das nicht gewusst haben, als Sie nach Kairo kamen? Dabei ist auch ihm bekannt, dass das nur die Spitze des Eisberges der Christenverfolgung in Ägypten ist, der schon viele Menschen zum Opfer gefallen sind.
Welchen Effekt hat seine Rede wohl auf diese Minderheit? Oder auf die in islamischen Staaten verfolgten Homosexuellen, oder Frauen, die sich eine eigene Meinung machen und vertreten, oder, oder, oder…. Nein, die fühlen sich wohl eher entmutigt. Der Dank eines syrischen Muftis an Obama für diese Friedensrede klingt da eher höhnisch.“

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4 Kommentare zu “Wo bleibt die Hilfe Allahs?

  1. Ich halte B.Obama für glaubwürdig. Ich hoffe, sein Engagement im Nahen Osten wird Erfolg bringen.

    Sicherlich kann er sämtliche Probleme, die ihm seine Vorgängerregierung eingebrockt hat, nicht alle auf einmal lösen. Jedoch hat er mit seinen bisherigen Entscheidungen die notwendige Korrektur eingeleitet. Das ist erfreulich.

  2. Vor allem hoffe ich nach seiner Rede, daß in den Köpfen die bushigen Geister endlich verschwinden. Jeder Muslime ist seit dem Wahnsinn von Bush schief angeguckt worden. Und ich hoffe das nun da Normalität langsam einkehrt, man dann wieder sieht, es sind ja nur 10 Spinner sie sich da wichtig nehmen.

    Gut fand ich auch, daß er der Siedlungspolitik von Israel den Stecke endlich hingestellt hat, der anderen Seite auch gesagt hat, in Himmel kommen sie nicht zu Allah mit ihren feigen Anschlägen.
    Allerdings befürchte ich, daß mit der derzeitigen Regierung von Israel nicht viel zu machen ist. Die ist genauso verbohrt wie die Bushadministration. Die begreifen es nie, obwohl sie eine leidvolle Geschichte haben. Mir hängt das so hoch, wie kann ein Volk mit solchen Leid, so verbohrt andere Völker unterjochen wollen (Siedlungspolitik, Siedler etc.pp)

  3. @ rü

    Gebe Dir vollkommen recht.
    Nur bei den 10 Spinnern muss man ein wenig aufpassen. Sie werden schnell übersehen:
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/Neukoelln-Hass-Prediger-Homophobie;art270,2820228

    Aber abgesehen davon- ich denke, Muslime und westliche Welt lassen sich wieder versöhnen. Obama hat den richtigen Weg eingeschlagen.
    Ebenfalls geht aus Tagesspiegel-Beiträgen hervor, dass v.a. im Iran die Anzahl jener wächst, die eine pro-amerikanische Haltung einnehmen. Fand ich sehr aufschlussreich. Bin gespannt, wie dort die Wahl heute ausgeht.

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