Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 217

Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie

Es ist nicht besonders schön, gleich nach dem Urlaub als erstes krank zu werden. So ist es mir leider passiert. Daher gab es hier im FR-Blog ein paar Verzögerungen. Nein, kein Covid-19, kein Sars-CoV-2, obwohl ich zugegebenermaßen manchmal denke: Hätte ich es nur schon gehabt! Vielleicht geht es Ihnen ebenso? So ähnlich, wie man auch denkt: Hätte ich nur diesen oder jenen unangenehmen Termin bereits überstanden! Aber so ist es ja nicht. Ihnen brauche ich das nicht zu erzählen; Sie sind als FR-Leserinnen und -Leser auf dem Laufenden. Aber für alle anderen: Kein Mensch auf dieser Welt ist ausschließlich für sich allein verantwortlich. Wir alle sind aufeinander angewiesen und voneinander abhängig, auf verschiedene Weisen. Bezogen auf Sars-CoV-2 bedeutet das: Kriege ich das Virus, habe ich mutmaßlich ruckzuck auch gleich andere Menschen angesteckt. Dieses Miststück ist wirklich hochansteckend!

Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 216
Montag, 12. November 2020

Erst kürzlich war ich noch in Frankreich. Dorthin kann man derzeit nicht mehr guten Gewissens reisen. Von dort folgende aktuelle Geschichte aus meinem Bekanntenkreis, die der Realität entspricht, ohne zu dramatisieren. Zwei Freunde fuhren mit einer Nachbarin im Auto. Alle mit Mundschutz. Kurz darauf stellt sich heraus: Die Nachbarin ist positiv. Sie wurde getestet und hat das Virus. Zwei Tage später haben auch meine Freunde ihr Testergebnis: Ebenfalls positiv. Das ist keine Kleinigkeit, denn sie sind beide jenseits der 60 Jahre. Sie saßen zehn Minuten zusammen mit der Nachbarin im Auto. (Zumindest ist dies der plausibelste Infektionswegs; es ist aber nicht völlig ausgeschlossen, dass die Infektion anders zustande gekommen sein könnte.)

Eine zweite Geschichte, die ebenfalls der Realität entspricht und sich an einer Offenbacher Supermarktkasse abspielte. Ich habe alles aufs Laufband geladen und mache mich bereit, einzupacken und zu bezahlen. Ein junger Vater, vielleicht Mitte 30, mit zwei Töchtern, rückt mir zu nahe, deulich unter die 1,5-Meter-Schwelle, um deren Beachtung auch der Markt bittet. Der Mann trägt Mundschutz, seine Töchter nicht. Ich sage zu ihm: „Bitte halten Sie Abstand.“ Er guckt mich groß an über den Rand seiner Maske hinweg und gibt zurück: „Ich trage Maske, informieren Sie sich mal richtig.“ Ich bin erstmal perplex, denn eigentlich halte ich mich für recht gut informiert, während der junge Mann in dieser Hinsicht offensichtlich einige Defizite aufzuweisen hat. Und normalerweise bin ich nicht auf den Mund gefallen. Trotzdem dauert es ein bisschen, bis ich den richtigen Konter (meine ich jedenfalls) parat habe. Inzwischen habe ich an der Kasse gezahlt, und ich sehe den Mann an, der noch immer nicht den Abstand eimhält (ohne dass die Kassenkraft was gesagt hätte), und sage zu ihm: „Was ist so schwer daran zu verstehen, wenn Sie gebeten werden, den Abstand einzuhalten?“ Das hätte ich sicher freundlicher formulieren können, aber ehrlich gesagt: Meine erste Bitte war weder unfreundlich formuliert noch aggressiv vorgetragen, hatte aber trotzdem keinen Erfolg. Wie hätte ich davon ausgehen können, mit einer zweiten Bitte im selben Ton mehr Erfolg zu haben? Der junge Vater geriet dann unter Druck – aber nicht wegen mir, sondern weil seine zwei Töchter ihn fragend ansahen. Und weil eine andere Kundin in der Reihe sich einschaltete und fragte: „Können Sie dem Herrn“ – gemeint war ich – „nicht einach die Bitte erfüllen?“

Sonderbar, nicht wahr? Wer wird sich über eine zweite Welle wundern?

Naoned!

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