Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie
Für alle, die durch meine Kolumne vom 7. April im FR-Leserforum – siehe Screenshot rechts – hierher zu uns stoßen: Sie lesen gerade meinen Tagebucheintrag von gestern. Drei Wochen Homeoffice sind jetzt voll. Am Montag vor drei Wochen habe ich noch von der Redaktion aus gearbeitet. Zum letzten Mal seitdem. Morgen beginnt also mit Tag 22 die vierte Woche. Wie viele Wochen werden folgen? Das kann mir wohl niemand sagen. Dabei wüsste ich gern endlich mehr. Und damit bin ich ganz sicher nicht allein!
Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 21
Montag, 6. April 2020
Als jemand, der es gewohnt ist, viel von zu Hause aus zu arbeiten, ist mir die Umstellung aufs Homeoffice sicher viel leichter gefallen als all den jungen Familien, deren Kinder nicht mehr in Schulen und Kitas durften und dürfen. Die Kleinen müssen daher zu Hause betreut und versorgt werden – mit der Folge, dass die Eltern ihren Jobs nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr nachgehen können. Das ganze Land, die ganze Welt leidet unter der Sars-CoV-2-Pandemie. Wie lange noch?
Wenn ich das nur wüsste. Kanzleramtsminister Helge Braun sagte kürzlich, der Höhepunkt stehe uns noch bevor. Das deckt sich mit dem, was die Experten sagen: Der Anstieg bei den Infiziertenzahlen ist immer noch exponenziell, auch wenn er sich abzuschwächen scheint. Die Zeit, in der sich die Zahl verdoppelt, ist also gewachsen. Neulich waren es noch 5,5 Tage, jetzt sind es neun Tage. Das ist eine gute Nachricht, und so wachsen die Chancen, dass wir die Infektionswelle zumindest hier in Deutschland in den Griff bekommen. Aber noch mal die Frage: Wie lange wird das noch dauern? Wann können wir wieder raus?
Jederzeit. Am gestrigen Sonntag haben mein Mann und ich – wir leben in Offenbach – eine Radtour nach Seligenstadt gemacht. Darüber habe ich gestern in Ausgabe 20 meines Homeoffice-Tagebuchs berichtet. Ja, wir dürfen raus! Wir müssen aber Abstand halten, aus Sorge für unsere Mitmenschen. Überall ist diese Solidarität zu beobachten und zu spüren. Es gibt zwar Ausnahmen, bei denen man annehmen darf, dass sie es nie begreifen werden, aber die meisten haben inzwischen verstanden. Es ist ein bisschen wie in der Hochphase der „Willkommenskultur“ im Herbst 2015, als sich viele Menschen in Deutschland hilfsbereit und solidarisch mit den ankommenden Flüchtlingen gezeigt haben. Die Egoisten gibt es trotzdem, aber sie sind derzeit nicht tonangebend. Ich finde, sie sollten dies auch nie wieder werden.
Foto: Lutz „Bronski“ Büge
Hier ein bisschen „Flower Power“. Ich möchte Sie in meinem Tagebuch daran teilhaben lassen, wie Homeoffice ist. Sie sind natürlich eingeladen, über die Kommentarfunktion, siehe unten, eigene Erfahrungen beizusteuern. Aber es passiert noch mehr. Vielleicht ist dies die Zeit, die Gelegenheit, der Augenblick, mal ein bisschen Hetze aus dem Leben zu nehmen. Die Japanische Zwergquitte (Foto) in meinem Garten wirkt jedenfalls ziemlich entspannt. Für sie ist es jedes Jahr dasselbe: Sie blüht, ist dann irgendwann damit fertig, und wenn sie bestäubt wurde, kriegt sie Richtung Herbst dicke gelbe Beulen, die weit weniger schön anzusehen sind als die Blüten. Alle Jahre wieder. Immer dasselbe.
Ein bisschen Gelassenheit. Darauf will ich heute hinaus. Wir wissen nicht genau, wann die Maßnahmen aufgehoben werden können, die unsere Lebensfreiräume derzeit einschränken. Aber der Zeitpunkt wird kommen. Ich bleibe geduldig und habe mit Ihrer Post an die Frankfurter Rundschau genug Ablenkung vom Einerlei des Homeoffice. Zwischendurch setze ich mich bei diesem schönen Wetter auch mal für ein paar Minuten auf die Terrasse und sehe zu, wie Spatzen, Meisen und Gartenrotschwänze durch die Zweige der Büsche im Garten zischen. Neulich war sogar ein Rotkehlchen da. Das ist keine Selbstverständlichkeit hier, mitten in der Großstadt.
Seit 3 Wochen bin ich gelassen. Jetzt kommt bei mir Unruhe auf. Um dieser etwas entgegenzusetzen – habe Urlaub – bin ich mit dem Rad unterwegs. Heute kam ich auf dem Weg nach Hanau am Offenbacher Campingplatz vorbei. So leer war der noch nie, aber es stand ein Camper aus den Niederlanden da. Es sind also doch noch Menschen mit dem Wohnmobil unterwegs.
Hätten Sie nur ein Foto gemacht! Das hätte womöglich Seltenheitswert!
EIN Wohnmobil? Echt wahr?
So weit ich weiß darf da doch gar kein Wohnmobil stehen ! Wo bleibt da die Polizei, oder die Rentner die sich um so etwas kümmern ? Man muss doch jederzeit damit rechnen, dass alleLBundeslandgrenzen geschlossen werden im Rahmen des neuen Kleinstaaten Gesetzes. Entsprechende Zollhäuschen und Schildwachen sind schon bestellt !
Mir gefällt der leicht sarkastische Ton Arno Widmanns bei seiner Besprechung von Pater Anselm Grüns Buch: „Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung„.
Eine „Klosterzelle“ ist noch kein „Homeoffice“. Und was die Arbeit in Letzterem angeht, hätte ich vor einem Monat noch gesagt: Das ist doch hervorragend für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ganz zu schweigen für die Umwelt, wenn sie täglich eine oder zwei Stunden weniger auf der Straße liegen. Jetzt aber, nach Rückmeldungen mehrerer Betroffener, befürchte ich, dass Arbeitgeber auf den Geschmack kommen werden, weil zuhause intensiver und mehr gearbeitet wird oder werden muss als im Büro. Und dass Homeoffice nach Corona großen Zuspruch bekommen wird … und das sicher nicht aus Sorge um unseren Planeten Erde.
Bravo, Gregor Böckermann!
„Klosterzelle“ versus „Homeoffice“ – „Quarantäne“ versus „Stubenarrest“ usw.
Das dürfte übrigens das 110. Buch von Anselm Grün sein. Schlau ist er ja mit Verkaufen.