„Im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine hat die russische Regierung längst ihren Status als zuverlässiger Lieferant verloren“, schreibt mir Albert Alten aus Wernigerode. „Russland setzt den Gaspreis und die Lieferung als politischen Preis zur Durchsetzung seiner politischen Interessen offensiv ein, und Deutschland sollte auf jeden Fall vermeiden, weiter von russischen Gasimporten abhängig zu werden. Obwohl die westeuropäischen Gasvorräte schwinden, sollte es nicht dazu kommen, eines nicht fernen Tages vom russischen Gasmonopol abhängig zu werden. Dieser Gasstreit ist auch ein willkommener Anlass, eine Energiewende in Deutschland und Europa einzuleiten.
Auch sollten sich die Europäer vermehrt um möglichst viele Lieferanten von Gas aus anderen Ländern bemühen. Das macht flexibel und schützt vor möglichen Lieferausfällen aus Russland.“
Arthur Schoenfisch aus Birstein hat eine Bitte:
„Der kalte Krieg ist vorbei, machen Sie bitte kein Feindbild aus den Russen, die seinerzeit Deutschland sogar angeboten hatten, die Rolle eines Generalverteilers des russischen Gases in Europa zu übernehmen. Bei der Pressekonferenz von Glos und Medwedew wurde doch deutlich gemacht, dass die Ukraine die Lieferungen bremst.“
Sven Jösting, Hamburg:
„Da kann man Gazprom doch gut verstehen, wenn ausstehende Rechnungen eingefordert werden. Und: Dass man in Voraussicht des mit zeitlicher Verzögerung eintretenden Preisrückgangs für Gas (in Anlehnung an den schon stark gefallenen Ölpreis) bereits einen entgegenkommenden Preis von 250 US-Dollar statt über 400 pro tausend Kubikmeter angeboten hat, ist als fair zu bezeichnen.
Worauf ich hinaus will ist aber etwas anderes: Solche Entwicklungen wie z.B. Boykottaufrufe von Ländern wie Ukraine, Polen u.a. in Bezug auf den Transport und die Lieferwege von Öl und Gas aus Russland zeigen, wie wichtig die Ostseepipeline für Europa ist, um nicht von den Interessen Dritter in irgendeiner Weise abhängig zu sein. Zudem ist es ja wohl bewiesen, dass Länder wie die Ukraine, Weißrussland u.a. auch manchen Teil an Gas und Öl unrechtmäßig abzwacken, umleiten, neudeutsch: entwenden, was ja früher von Gazprom durchaus geduldet wurde. Nur, heute ist Gazprom immer mehr ein Wirtschaftsunternehmen, welches zwar auch als politisches zu sehen ist (Russland hält ja 51 Prozent), doch gelten hier die Marktwirtschaftregeln.
Wir sollten hier im Westen ein Unternehmen wie Gazprom nicht immer als „Bösewicht“ darstellen, sondern mehr als verlässlichen Energiepartner verstehen, der sich nicht anders verhält als andere Großunternehmen.“
Gunther Schirmer, Leipzig:
„Unser vorzüglicher Minister für Wirtschaft muss das Volk für dämlich halten. Da stellt er sich hin und erzählt – angesichts der Probleme in anderen Ländern –, dass Deutschland sich um die Gas-Versorgung keine Gedanken machen muss. Wir sind doch keine unmündigen Deppen. Wenigstens nicht alle. Natürlich muss man sich Sorgen machen! Die zitierten Gasvorräte im Untergrund reichen doch nur kurze Zeit. Und sie gehören nicht mal uns, sondern der Gazprom. Nur mit deren Genehmigung können sie angezapft werden.
Dieses ganze Theater mit der Ukraine ist doch nur eine Inszenierung, um die Preise zu erhöhen. Und wir werden uns nicht wehren können. Schon gar nicht mit diesem Wirtschaftsminister. Man soll uns die Wahrheit sagen! Mit meinen siebzig Jahren habe ich noch nie einen so inkompetenten Menschen in einem derart wichtigen Staatsamt herummurksen sehen.“
Jürgen Böck, Wasserburg:
„Es ist immer wieder verblüffend zu sehen, welch tiefen Wahrheitsgehalt unsere Sprichwörter haben: ‚Wer einen Hund schlagen will, wird einen Knüppel finden!‘ Darum dreht sich zweifellos auch das Drama, das sich derzeit zwischen Moskau und Kiew abspielt. Dahinter steckt der auf der Basis eines Ölpreises von 140 US-Dollar pro Fass und den damit verbundenen reichlichen Einnahmen erstellte russische Staatshaushalt. Der Ölpreissturz lässt ihn nun wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Was Wunder, wenn der lupenreine Demokrat Blutin nun die Nerven verliert und mit dem Gaspreisknüppel auf die Ukraine einschlägt.“
Stefan Pauly, Bundenbach:
„Schon in den 90ern wurde ein Energieeffizienzkonzept für die Ukraine und Osteuropa erstellt, besonders um Kernkraftwerke überflüssig zu machen. Mit wenigen Milliarden Euro kann die Effizienz in der Energieversorgung vervierfacht werden und die Abhängigkeit von Russland stark reduziert werden. Und diese Investitionen würden sich für Deutschland stark lohnen mit geringeren langfristigen Energiepreisen und einem weniger aggressivem Russland mangels Rohstoffeinnahmen. Aber daran sind einflussreiche Kreise der Energieversorgungsindustrien natürlich nicht interessiert. Ansonsten würden ja die Konzepte nicht in den Schubladen verschwinden. Und von Erdgas-Schröder und Pipelineendstation-Merkel und ihren Gehilfen ist ja nichts zu erwarten.“
Ich glaube, die ganze Angelegenheit ist so komplex, dass man als Normalbürger überhaupt nicht durchblickt. Ich traue mir da kein Urteil zu. Jede Interpretation, jeder gute Rat betrifft immer nur ein Zipfelchen des Ganzen. In der FR stand ein interessanter Beitrag, der beim Gas die Verflechtung von Industrie, Politik und Mafia beschreibt. Da versuche mal einer reinzuschneiden! Ich finde es gut, wenn auch u. U. unangenehm, dass auch bei uns jetzt deutlich wird, wie abhängig wir von russischen Gaslieferungen sind und wie wir von Streitereien betroffen sein können, die uns erst mal gar nicht direkt betreffen. Das ist auch Globalisierung. Das ganze Gerede der Politiker: „Das Gas ist sicher, wir sind nicht betroffen, usw. “ erweist sich endlich als heiße Luft. Ich stimme meinen Vorrednern zu, dass unbedingt andere Lieferquellen erschlossen werden müssen, die zuverlässig sind: andere Länder, andere Energiearten (z.B. flüssiges Gas usw.)
Habe ich noch vergessen: die Wahrheit sagen. Es gibt nicht eine Wahrheit, leider. Die Anzahl der Wahrheiten enstpricht immer der Anzahl der Konfliktparteien. Das kennt jeder aus seiner eigenen Familie. Dieses Ping-Pong mit den Schuldzuweisungen bringt nichts, höchstens Eskalation. Alle Mann an einen Tisch und dann nach Kompromissen gesucht, bei denen jeder etwas gewinnt, aber auch etwas verliert.
Herrn Alten aus Wernigerode frage ich, ob ein Gaspreis von 250 Euro/1000m³ als Angebot von Gasprom ein zu hoher und damit politischer Preis war. Die geforderten 418 Euro waren ja nur die Ausstockung auf EU-Niveau. Was ist daran denn nun auszusetzen: Oder zahlen wir etwa viel zu viel an die Eon-Avacon?
Vor wenigen Tagen wurde in Moskau eine OGEC (eine Organisation Gas-exportierender Länder) gegründet, damit haben wir einen weiteren (vielleicht eher „Haupt-„) Faktor am Gas-Weltmarkt.
Und nun ohne etwas zu verbergen!
Man schreibt den Winter 2008-2009… Europa friert. Wer ist schuld daran? Lasst uns ganz aufrichtig und ohne etwas zu verbergen reden.
Wir sind schon daran gewohnt, dass jeder Jahresbeginn durch Moskow-Kyjiw-Streit gekennzeichnet ist. Aber diesmal ist uns eine andere und ganz ausserordentliche Situation getroffen. In erster Linie geht es um die Kremlforderung die Gaspreise für die Ukraine über das mitteleuropaishe Niveau zu erhöhen.
Ausserdem niemals früher wurden die Gaslieferungen an die einzelnen europaischen Staaten unterbrochen. Jetzt wird solch eine Gefahr zur Realität. Besonders kras kam diese Situation auf den Balkanen zum Vorschein und jetzt kann sie auch die entwickelten europaischen Demokratien bedrohen.
Man muss auch bemerken, dass Russland Lehre aus verlorenen Informationskriegen gezogen hat. Diesmal hat Kreml in voraus mit dem aggressiven Informationsbeschuss der westlichen Staaten angefangen. Jeder kann dies besonders deutlich gerade in der deutschen Presse spüren und in Erklärungen einiger Wirtschaftler und Politiker. Dabei wird das Ventil nicht nur auf dem Territorium von Russland zugedreht. Aber die Ukraine trägt dafür keine Verantwortung, weil sie dazu keine entsprechenden technischen Möglichkeiten hat. Und das offizielle Kyjiw nicht nur deklariert, sondern auch alle möglichen Schritte in der Richtung der Europäischen Union tut. Eben das erzürnt die Kremlmacht besonders. Lasst uns an die Ereignisse in Georgien im August 2008 erinnern. Gerade damals hat Moskau seine echte Haltung demonstriert zu den Staaten des postsowjetischen Raumes, die für sich nach einer günstigeren Perspektive im Rahmen von EU und NATO suchen, statt in einer Sklavenorientierung Richtung Kreml Staaten zu bleiben.
Moskau braucht einen Waffengeklirr. Aber nur die Hauptstadt Russlands ist nicht der ganze Staat, und ihr Scheinglanz ist nur ein Schaufenster für den allgemeinen Verfall der Grossmacht. Nur die Schaffung einer Atmosphäre der Einigung der Nation um die Zielen des Zentrums kann den Zerfall dieser bunt gemischter Formation vorbeugen
Der Algorithmus ist ganz einfach. Die von Russland initiierten militärpolitischen Konflikte werden durch den wirtschaftlichen Druck Moskaus ergänzt. Und hier sind nach Moskaus Vorstellung Erdöl und Gas seine Trumpfkarte. Und wir müssen beim nächsten Versuch Russlands seine hypothetischen Vorteile zu demonstrieren präsent zu sein. Eben dies fühlen wir jetzt in den halbkalten europäischen Staaten, ohne Rücksicht auf die unbegründeten Behauptungen.
Ich glaube ,dass Moscow die Ukraine auf diesem Wege zurückgewinnen will und in diesem Fall mit der wirtschaftlichen Waffe den Krieg führen will.
Wenn auf diesem Wege die derzeitige Regierung in der Ukrine stürzen wird werden die Moscowtreuen an die Macht kommen und der Krieg ist gewonnen.
Ohne Blut
Was ist neu daran?
Wir werden das auch erleben.
Es gibt schon Monopole die ein ganzes Volk erpressen in der BRD