Der Tod von George Floyd hat in den USA erneut die Frage aufgeworfen: Sind die US-amerikanischen Polizeien reformierbar? Dort scheint ein institutioneller Rassismus weit verbreitet zu sein, der sich vor allem im Hass auf Schwarze ausdrückt. Die Sicherheitskräfte, die eigentlich den Rechtsstaat durchzusetzen haben, setzen zum Teil schockierend rücksichtslos Gewalt ein. George Floyd starb, weil ein Polizist ihm das Knie auf den Hals gepresst hatte, um ihn zu Boden zu drücken. „Ich kann nicht atmen“, soll Floyd geächzt haben. Das hat den Polizeibeamten, der inzwischen suspendiert und in Haft ist, nicht erweichen können. Angeblich soll Floyd versucht haben, Zigaretten mit Falschgeld zu kaufen. Doch selbst falls er ein Kleinkrimineller gewesen sein sollte – das rechtfertigt keineswegs die maßlose Gewalt, deren Opfer er wurde.
Ähnliche Fälle kennen wir aus der Vergangenheit. Sie hatten kaum Folgen. Am Problem, dass die US-Polizeien mit Rassismus haben, hat sich jedenfalls nichts Grundsätzliches geändert. Diesmal könnte es jedoch anders sein, denn es gab nicht nur weltweite Proteste, sondern es wird hier und da – Minneapolis, wo Floyd starb, ist dieser Tage nicht der einzige Ort rassistischer Exzesse – werden Überlegungen laut, Polizeibehörden aufzulösen und neu aufzubauen. Die US-Demokraten haben sich entsprechend positioniert. Das Thema wird also auch im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf eine Rolle spielen. US-Präsident Donald Trump hat bisher kein Wort der Anteilnahme gefunden, wohl aber Randale verurteilt, zu der es im Zuge von Anti-Rassismus-Protesten in mehreren US-Städten gekommen war. Zudem hat er den Einsatz von US-Militär gegen demonstrierende Zivilisten ins Spiel gebracht – ein Vorschlag, der sogar einen früheren Getreuen, den Ex-Verteidigungsminister Mattis, auf den Plan rief. Mattis erinnerte die Soldaten daran, dass sie ihren Eid auf die Verfassung geschworen hatten, nicht auf den Präsidenten. Trump ließ dies kalt wie immer; er ist bereits im Wahlkampfmodus, und ihm dürfte es gelingen, mit Sprüchen wie diesem seine Wählerbasis angemessen zu unterhalten. Unabhängig davon hat in den USA eine Debatte über Erinnerungskultur eingesetzt.
Was sind die Wurzeln dieser Gewalt? Das ist keine einfache Frage, auch dann nicht, wenn man sie allein auf die USA bezieht, ein Land, in dem vielfach die Meinung vorherrscht, dass man mit Gewalt tatsächlich Probleme lösen kann. Denn auch in Deutschland gibt es Rassismus bei den Behörden, auch wenn er dort eher latent schlummert. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken musste sich viel Kritik anhören, als sie kürzlich auf diesen Rassismus aufmerksam machte. Unten folgt ein Leserbrief, der dazu eine Geschichte erzählt.
Natürlich wird auch wieder die Kritik vorgetragen, dass man eigentlich nicht von Rassismus reden sollte, da die Menschen, gegen die sich dieser Hass richtet, keiner anderen Rasse angehören. Ich plädiere dafür, den Rassismusbegriff erweitert zu verstehen, so wie er längst im allgemeinen Bewusstsein verankert ist, und keine Begriffsklauberei zu betreiben. Auf Wikipedia ist hierzu zu lesen:
„Ein erweiterter Rassismusbegriff kann eine Vielzahl anderer Kategorien einbeziehen. Menschen mit rassistischen Vorurteilen diskriminieren andere aufgrund solcher Zugehörigkeit, institutioneller Rassismus verweigert bestimmten Gruppen Vorteile und Leistungen oder privilegiert andere. Rassistische Theorien und Argumentationsmuster dienen der Rechtfertigung von Herrschaftsverhältnissen und der Mobilisierung von Menschen für politische Ziele. Die Folgen von Rassismus reichen von Vorurteilen und Diskriminierung über Rassentrennung, Sklaverei und Pogrome bis zu sogenannten „ethnischen Säuberungen“ und Völkermord.“
Denn auch wenn die Wissenschaft längst nachgewiesen hat, dass es keine unterschiedlichen menschlichen Rassen gibt, ist dieser Rassebegriff eine historische Realität. Darum steht er im Grundgesetz. Menschenfeinde haben mit ihm im Nazi-Reich Fakten geschaffen. Er ist ein Stück deutscher Geschichte. Daher sollte er weiterhin im Grundgesetz stehen, um an diese historische Realtiät zu erinnern. Aber das nur am Rande.
Wir brauchen eine Bewegung gegen Rassismus
Weltumspannend demonstrierten jetzt Hunderttausende gegen Rassismus und brachten damit ihre an den Menschenrechten orientierte Gesinnung zum Ausdruck. Sie standen auf gegen die verletzte Würde von George Floyd und den Mord an ihm. Schuldig daran sind Politiker wie Donald Trump und andere gewissenlose „Verantwortungsträger“. Der zunehmende Rassismus, ob in den USA, der Bundesrepublik oder in vielen anderen Staaten, fordert zum Widerspruch heraus. Stephan Hebel hat recht mit seiner Aussage, dass eine Änderung dieser Situation davon abhängt, ob sich diesmal eine dauerhafte Bewegung entwickelt, die nach Möglichkeit weltumspannend die widerliche Fratze des Rassismus bekämpft. Zu Beginn der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts entstanden die neuen sozialen Bewegungen wie die Bewegung gegen die NATO-Nachrüstung, ein neuer Schwung in der Frauenbewegung und die Anti-Atomkraft-Bewegung. Genauso eine Bewegung brauchen wir heute wieder. Wir brauchen ein Durchdringen der Gesellschaft gegen Gewalt, gerade auch Polizeigewalt für die Gültigkeit der 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Deklaration der Menschenrechte. Es ist unerträglich, dass heute noch immer Menschen wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden und die Tatsache, dass sie Schwarze sind, mit dem Leben bezahlen müssen. 1963 hatte Martin Luther King mit seiner I-have-a-dream-Rede die USA und die Welt aufgerüttelt. Doch seitdem hat sich trotz der Präsidentschaft Barack Obamas rund um den Erdball offensichtlich nichts oder nur wenig geändert. Wir brauchen eine Bürgerrechtsbewegung auch bei uns in Deutschland, die die himmelschreiende Ungerechtigkeit der rassistischn Idewologie anprangert und die Kraft dazu besitzt, Antirassismus in Politik umzusetzen. Wir alle sind aufgefordert aufzustehen und für Demokratie zu kämpfen überall dort, wo sich Rassismus auch nur im Ansatz zeigt.
Manfred Kirsch, Neuwied
Collateral lifes matter
Beim Protest gegen den US-Rassismus im Inland fehlt mit die Empörung über die außenpolitische Komponente. Zum Protestschrei „Black lifes matter“ gehört für mich dringend „Collateral lifes matter“ hinzu. Es werden zwar keine Sklaven mehr gelyncht, aber bei Drohnenlynchmorden ist der US-Präsident Ankläger, Richter und Henker zugleich, und der Mord an zufällig Anwesenden, auch Kindern, wird als „Kollateralschaden“ euphemistisch bagatellisiert. Um zunächst vor der eigenen Tür zu kehren: Deutschland muss die logistische Unterstützung dieser Lynchjustiz mit ihren Nebenmorden beenden. Es muss einen Aufschrei geben gegen die Pläne der CDU-Ministerin Kramp-Karrenbauer, Kampfdrohnen anzuschaffen. Militärexperten wie Peter Bartels (SPD) oder Henning Otte (CDU), die solche Waffen als Schutz für deutsche Soldaten rechtfertigen, sind an Oberst Klein zu erinnern. Er ließ zum Schutz seiner Soldaten Tanklaster bei Kundus bombardieren, wobei mehr als 100 Zivilisten, auch Kinder, starben. Zum einen waren deutsche Soldaten gar nicht unmittelbar bedroht, zum andern verbot Klein warnende Tiefflüge, weil sonst die Talibanführer geflohen wären, die er töten wollte. Bei Lynchmorden mit Kampfdrohen kommen Warnungen erst recht nicht in Betracht und Nebenmorde werden noch viel häufiger die Wut neuer Terroristen erzeugen. Besonders eine deutsche Regierung muss dem weltweiten Menschen verachtenden US-Rassismus absagen und durch waffenlose Konfliktbearbeitung Menschenleben wieder achten.
Friedrich Gehring, Backnang
Politische Hochkultur à la Donald Trump
Was derzeit zum Thema George Floyd in Verbindung mit den neuen Zahlen des amerikanischen Arbeitsmarktes aus dem Weißen Haus in Washington D.C. vernehmbar ist, lässt sich vielleicht folgendermaßen charakterisieren: Der – vermutlich nur vorläufige – Höhepunkt der US-amerikanischen, politischen Hochkultur à la Trump.
Peter Leiß, Berlin
Zur Not genügt dem Rassisten auch ein Italiener oder Franzose
Der Rassismus braucht keine Schwarzen! Die gegenwärtige Rassismus-Diskussion lässt vergessen, dass ihre Grundthese „Hass auf Menschen mit anderer Hautfarbe“ (eine allzu gängige Etikettierung!) vieles ausblendet. Der Rassismus ist keineswegs nur auf eben solche, eben die „Andersfarbigen“ beschränkt, und er ist kein genuin amerikanisches Problem. Diese Abschieberei auf andere Kulturen (und das geschieht jetzt in den Diskussionen oft) ist leichtfertig: In unserer europäischen Gesellschaft hier handeln viele nach dem Motto: „Wer hier ein Schwarzer ist, das bestimme ich“, und ergehen sich überheblich in den erhebendsten Verurteilungen des amerikanischen Rassismus.
Die gegenwärtige Diskussion ist einseitig. Rassismus verbreitet sich überall – auch dort, wo es keine Schwarzen gibt. „Der Antisemitismus setzt keine Juden voraus. Er funktioniert auch ohne sie“, ist zu Recht gesagt worden. Der Schwarze ist für den Rassisten ein Zufallsopfer: Findet er sich nicht in Gegenwart eines Schwarzen, an dem er sich stoßen kann, genügt ihm auch ein Italiener, Franzose, vielleicht morgen schon Sie in Deutschland, aus welchem Grund vermöchte der Tatrassist gar nicht zu sagen. Er gleicht dem Löwen, der sich schon mal mit Aas begnügen muss, wenn er kein Zebra erjagen kann, sei aus Schwäche oder mangelndem Frischfleichangebot. Der perfekte Tatrassist lässt sich nicht vorschreiben, wen er demütigen, treten, ohrfeigen, schlagen, umbringen kann. Ihm ist letztlich jeder recht, und er nimmt sich das Recht und die Freiheit, den zu nehmen für seine Vernichtungsgelüste, den er dafür für geeignet hält. Und das kann schon bald jeder sein, je nach Marktlage, nach Gesellschaftsstruktur, nach Polizeipräsenz, nach vorherrschender juristischer Gefahrenzone. Als Feigling sucht er sich Jagdgefilde aus, in denen er sicher sein kann vor Verfolgung und Vergeltung. Er ist ein Gruppentier, braucht den Schutz, den er nicht zugeben kann. Er umgibt sich mit seinesgleichen, Leuten, die ihm nicht gefährlich werden können, die den gleichen Tritt nach unten eingeübt haben wie er selber. Von unbedingtem Vorteil ist ihm seine beschränkte Intelligenz, seine mangelnde Reflexionsfähigkeit. Er funktioniert am besten automatisch nach vorgegebenem Modell, das ihm Billigstlehrbücher aus Fernsehsendungen anbieten oder die er findet auf dem Trödelmarkt vergilbter Heldenmonogaphien. Er orientiert sich an Bildern, ihm, dem geborenen Kitschler, genügen Abbildungen einer Antirealität. Realitäten verabscheut er, sie wären seine Bedrohungen. Was er an Wirklichkeit antrifft auf seinen irren Dauerläufen durch diese Welt zerstört er ungehindert. Man lässt ihn tun und walten, aufzuhalten ist er schlecht. Meint man. Und daraus schöpft er seine Kraft. Und die ist groß. Er weiß es. Und jeder kann sein Opfer werden, heute gelten andere Kriterien als morgen für seine Beuteauswahl. Das macht ihn unheimlich, er ist unberechenbar, und daraus erwächst seine Stärke. Und die Gegner, die er heute noch finden könnte, geben bald auf, verkriechen sich in die Strohhütte ihrer Feigheit. Was sie noch an Chancen hätten,will ihnen nicht einleuchten, sie geben lieber gleich und leicht und leichtfertig auf. Sie stigmatisieren sich auffälig und für alle Zukunftstäter sichtbar als prädestinierte Wildbretspender. Völlig freiwillig, die billigste Gutware, die umsonst zu haben ist. Einen gefährlichen Überlebenskampf braucht der Täter erst gar nicht zu riskieren, er weiß sich überlegen aus dem Wissen heraus, das sein Opfer ihm so generös selber zur Verfügung stellt.
Hier hat die Darwinsche Theorie längst ausgespielt und verloren, der Löwenkampf der römischen Arena findet auf dem Fussballfeld der lautlosen und unblutigen Abtötung erst gar nicht statt. Es genügt jetzt und hier schon, ein Weißer zu sein, um überfallen zu werden. Man schämt sich dann als Opfer. Ist ja unglaubwürdig. Also schweigt man. Man braucht nicht besonders (schwarz?) auszusehen,um Opfer von Überfällen zu werden. Hier in Europa, in Deutschland. Den Opfern dieses Rassismus hilft keiner. Man wirft ihnen schon mal vor, eben keine Schwarzen zu sein. Sie passen nicht ins Schema. Ins Beuteschema der Rassisten und der Rassismusforscher. Aber der Rassismus kann alle töten, er ist nicht wählerisch. Morgen trifft er alle, nur sich selber nicht, er überlebt, ist überlebensfähig in jeder Situation. Und das Beste: er ist unauffällig, weiss sich zu verbergen, sich unkenntlich zu machen, ist so raffiniert, dass er den Analytikern und Forschern, den Allesklugen, entwischt.
Hermann Hofer, Marburg
Der Rassismus in den USA geht uns Deutsche an
Herr Heise ist der Meinung, dass Demonstrationen gegen amerikanische Polizeigewalt in Deutschland wenig Sinn haben. Ich bin da völlig anderer Ansicht. Der Rassismus in den USA, der auch nach dem Ende der Sklaverei und deren Abschaffung nach dem Bürgerkrieg tief im Denken der Weißen bis zum heutigen Tage verwurzelt ist, ist sehr wohl ein Phänomen, das auch uns Deutsche angeht. Nicht allein deshalb, weil auch bei uns natürlich „people of colour“, Araber, Marokkaner etc. diskriminiert werden und von der Polizei häufig per se als potentielle Verdächtige belästigt werden, sondern , weil die USA, zumindest bis zum Vietnam Krieg, für viele Deutsche das Land der Freiheit und Demokratie waren – trotz Rassismus. Mit Obama stieg die Hoffnung auf eine Überwindung des Rassismus (die , wie zu erwarten,nicht erfüllt wurde) und unter Trump , der gegen friedlich demonstrierende Bürger bewaffnetes Militär auffahren lässt, ist die Lage , nicht zuletzt durch Covid 19 und die hohe Zahl an Opfern unter der schwarzen Bevölkerung , eskaliert. Wenn 15 000 in Berlin auf die Straße gehen, richtet sich ihr Protest auch gegen einen völlig entfesselten, Hass twitternden, autokratischen amerikanischen Präsidenten und es ist ein Zeichen der Solidarität, wenn in Europa und Australien Protestierende sich dem slogan „Black lives matter“ anschließen.
Dieser Protest hat eine politische Botschaft – ganz im Unterschied zur Paddeltour auf dem Landwehr Kanal!
Renate Graf, Berlin
Es fehlt jedes Verständnis
Politische Botschaften auf der Spielkleidung sind von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem DFB untersagt. Offensichtlich meinen einige ausländische Spieler in der Bundesliga diese Regel nicht befolgen zu müssen. „Justice for George“ (Grechtigkeit für George) zeigten u.a. Weston McKennie (Schalke) Und Jadon Sancho (BVB) auf ihrem Trikot. Könnte man ihr Fehlverhalten noch ihrer Jugend zuordnen, fehlt einem jedes Verständnis, wenn die Vereine diese Aktion unterstützen. Selbst Oliver Kahn und der ehemalige BVB Keeper Roman Weidenfeller stellen sich undifferenziert hinter den Protest, der sich gegen Rassismus und Polizeigewalt richten soll.Zu diesem Protest der Schwarzen gehören auch Plünderungen und Brandstiftungen. Unter dem Deckmantel einer politischen Botschaft wurden schwerste Straftaten begangen, die durch nichts gerechtfertig sind, aber von den Unterstützern verschwiegen werden. Das DFB Sportgericht wird aufgefordert, den ausländischen Spielern zu verdeutlichen, dass auch sie sich an Regeln zu halten haben. Eine Sperre von mehreren Spieltagen wäre angemessen.
Horst Gorgs, Braunschweig
Diese Kritik ist viel zu billig
Alter Verwalter! Da hat aber Leser Horst Gorgs aus Braunschweig die ganz große „Bazooka“ ‚rausgeholt und mit „Wumms“ auf diejenigen gerichtet, die einem seit langem schwelenden, aber nie richtig angegangenem Problem, massiven und landesweit übergreifenden, Widerstand entgegengesetzt haben. Das hierbei, und da gebe ich dem Schreiber ausdrücklich recht, Grenzen weit überschritten und aus Protest heraus unentschuldbare Verbrechen verübt worden, ist unstrittig und wird auch von mir verurteilt.
Aber warum kam es überhaupt dazu? Diese Antwort verschweigt der Verfasser geflissentlich. Genauso, wie er, so jedenfalls liest es sich, ausschließlich den „Schwarzen“ diese Verbrechen in die Schuhe schiebt. Woher hat er das Wissen, das nicht auch „Weiße“ Demonstranten, gerne mit rassistischem Hintergrund, dabei waren, wie im Fernsehen zu sehen war? Und dass sich sogar Polizisten beider Hautfarben, mit den friedlich (!) protestierenden, verbündeten?
Warum verschweigt Herr Gorgs auf der anderen Seite, die für jedermann sichtbare Polizeigewalt, das eigentliche Übel, welches das Fass zum Überlaufen brachte? Nein, Herr Gorgs- da ist Ihre Kritik zu billig! Und jetzt Fußballern, ob mit schwarzer oder weißer Hautfarbe, den Protest verbieten zu wollen und für Aktive nach drastischen Strafen zu verlangen, zeigt, wie wenig verstanden worden ist.
Ja, die verstaubten DFB- Statuten sehen solche drakonischen Verurteilungen, die in manchen Fällen auch zu recht bestehen, vor, aber: gerade der DFB, der zu tröge, selbstgefällig und unfähig ist, seine eigene Vergangenheit (u. a. Sommermärchen 2006) rückhaltlos aufzuarbeiten, soll hier als Tugendwächter auftreten- was haben wir gelacht!
Keiner von uns hier bei uns sollte sich aufschwingen, zu wissen, wie und ob jemals, die USA ihr latentes und unwürdiges Rassismus Problem in den Griff bekommt. Aber ein Fußballspieler, ein Vereinsfunktionär oder Schiedsrichter, egal ob jung oder alt, der Zivilcourage besitzt und für eine, ohne (!) Gewalt geführte Debatte, eintritt, ist mir dreimal lieber als Personen, die rückwärtsgewandt und einäugig, argumentieren.
Nichts gelesen, nicht gesehen, nichts kapiert, Herr Gorgs! In der Schule hätte dies bedeutet: Thema verfehlt! Setzen, sechs!
Michael W. Rimkus, Bad Hersfeld
Solidarität und Politik
Es bleibt nur zu hoffen, dass Herr Gorgs den Artikel „Wo hört Solidarität auf und fängt Politik an?“ gelesen hat, der ebenfalls am 5. Juni in der FR auf S. 20 erschienen ist.
Fritz Brehm, Frankfurt
Bekenntnis zur Würde des Menschen
Ich habe nicht nur vollstes Verständnis, sondern erwarte sogar, dass sich deutsche Spieler dem Protest Ihrer Kollegen anschließen. Um welche Regel ging es da noch mal ;“ Spieler sollen sich auf dem Spielfeld nicht politisch äußern“ . Nun bin ich der Meinung, dass demonstrieren gegen rassistische Unterdrückung das Bekenntnis für :“ Die Würde des Menschen ist unantastbar“ darstellt, somit zu unseren Grundwerten gehört und daher unabhängig von „ Politik „zu sehen ist. Das heißt es steht über allen politischen Unterschieden (Ausnahmen bestätigen die Regel) . Diese Differenzierung haben offensichtlich DFL, DFB , Roman Weidenfeller und Oliver Kahn etc. anscheinend auch so vorgenommen.
Die Demonstrationen gegen jahrhundertelange rassistische Unterdrückung und Diskriminierung in den USA sind trotz der aufgestauten Wut fast ausschließlich friedlich. Plünderungen und Brandstiftung müssen verfolgt und bestraft werden. Sie als Alibi für eine Diskreditierung der gesamten Bewegung zu benutzen ist undifferenziert und kursichtig.
Man muss also sagen, dass die betreffenden Spieler im Sinne unserer Werte gehandelt haben. Das heißt, sie verdienen nicht nur unser vollstes Verständnis sondern auch unsere Unterstützung. Gerade wir haben durchaus Nachholbedarf entsprechende Zeichen zu setzen.
Friedrich Creutz, Rosbach
Da geht der Hut hoch
Herr Georgs, das kann nicht unwidersprochen bleiben! Da bringen Spieler den Mut auf gegen Rassismus zu protestieren und sie fordern deren Bestrafung. Wir (Sie?) ergötzen sich an sportlichen öder kulturellen Leistungen dieser Menschen (oder gehören sie gar zu denen die dort am liebsten nur „germanische“ Menschen sehen würden?), aber sie sollen gefälligst den Mund halten, bzw. höchstens noch als Werbeträger rumlaufen.
Ist es Ihnen schon zuwider wenn der DFB z.B. vor Länderspielen plakativ gegen Rassismus eintritt? Nehmen die Spieler es ernst und engagieren sich tatsächlich und nehmen dafür Unannehmlichkeiten in Kauf scheint Ihnen der Hut hochzugehen. Das erinnert mich z.B. an die Völkerschauen die z.B. Hagenbek noch Anfang des letzten Jahrhunderts veranstaltete und dem Publikum „exotische“ Völker und Stämme in der Arena vorführte auf das sich das Publikum wahlweise amüsieren oder gruseln konnte. Man sollte meinen wir wären weiter und alle Menschen gleich!
Jochim Maack, Hamburg
Hat Saskia Esken eventuell untertrieben?
Am 10. Mai letzten Jahres war ich nachmittags im Zug von Offenbach nach Rieneck unterwegs. Der Zug war sehr voll und viele Menschen standen. Auf der Strecke nach Schlüchtern stand in meiner Nähe (auf der Ein- bzw. Ausgangsebene ein Mann, der an seiner Kleidung als Angehöriger der Stadtpolizei Offenbach erkennbar war; sein Rucksack war mit der Aufschrift „Lauftreff Amtsgericht“ versehen. Er unterhielt sich mit einer Frau. Aus der Unterhaltung ging hervor, dass sie Kollegin oder Kollegin seiner Frau und bei der selben Behörde angestellt war. Die Frau deutete mit dem Kopf auf eine Gruppe Zugreisender, die im oberen Teil des Zuges saßen und mindestens ein kleines Kind bei sich hatten. Die Frau bemerkte für alle Umstehenden gut vernehmbar: „Lauter Kundschaft!“ Sie äußerte sich weiter abfällig über die Gruppe. Dann sagte sie: „Rumänische oder bulgarische Zigeuner, ich tippe bulgarische!“ Der Stadtpolizist pflichtete ihr bei. Dann deute die Frau auf einen Kinderwagen und mit dem Kopf auf die Gruppe, über die sie sich bereits geäußert hatte. Der Kinderwagen stand an
der Seite auf unserer Ebene; es gab keinen günstigeren Platz für den Wagen; alle Ein- und Aussteigenden kamen gut an ihm vorbei; er blockierte weder den Ein- noch den Ausstieg.
Die Frau sagte: „Den Wagen einfach an der nächsten Haltestelle rausschmeißen! Hähä!“ Der Stadtpolizist pflichtete ihr bei. Die Frau ergänzte: „Ich steh‘ dazu!“ Ich sprach sie an: „Sie stehen wozu? Dazu, dass Sie Rassistin sind?“ Sie erwiderte: „Ich bin keine Rassistin!“ Sie stieg in Langenselbold aus, der Kollege in Gelnhausen. Dieses Erlebnis ist eines unter vielen – selbst als Weiße kann ich ähnliches beinahe täglich wahrnehmen, sobald ich die Augen und Ohren öffne!
Saskia Esken hat von einem latenten Rassismus in der Polizei Deutschlands gesprochen. Für den Begriff „latent“ finde ich im Wörterbuch als Erklärung „vorhanden, aber [noch] nicht in Erscheinung tretend“, „nicht unmittelbar sichtbar oder zu erfassen“. Ich frage mich, ob Saskia Esken nicht vielleicht doch untertrieben hat!
Brigitte Hoßbach, Offenbach
„Wenn Sie Türke wären, würde ich es umsonst machen“
Nein, das gibt es bei uns nicht: Polizisten, die einen Menschen achteinhalb Minute lang vor laufenden Handys ums Leben bringen und dabei den Filmern nicht das Handy aus der Hand, den Filmer selbst zu Boden schlagen oder zumindest festnehmen. So unangreifbar fühlen sich unsere Polizisten nicht. Der allgemeine Rassismus bei uns zeigt sich unauffälliger und seit ich lebe bei „entnazifizierten Lehrern“ die Klassenkameraden mehrfach ohrfeigen weil sie eine Elvis-Tolle aus dem Gesicht streichen, einem Ex-Chefarzt, der in seinem Ruhestand in seiner Privatpraxis der dunkelhäutigen MTA , die schwanger wird, schlechte Gene nachsagt, dem Kassierer im Bahnhofsladen, der dem schwarzhäutigen Kunden auf den zerknitterten Geldschein aus der Hosentasche vorwirft: „habt er kaa Pottmannee, des müsse mer eusch ach noch lerne“ worauf der Kunde antwortet “ lehren , auf Deutsch sagt man lehren“. Und der Urologe, der bei der Frage nach den Kosten einer Vasektomie (Unfruchtbarmachung bei Männern) antwortet, „wenn sie Türke wären, würde ich es umsonst machen“.
Ein öffentlich rechtlich bestellter Dipl. Ing für Baubegutachtung aus Berlin verschickt seine privaten Büchersendungen mit einem Werbeaufkleber für das rechtsextreme und volksverhetzerische Portal Politically Incorrect und antwortet auf den Vorwurf des Empfängers, der dafür auch noch das Porto bezahlen muss, die behauptete „Wahrheit“ Sarrazin habe recht könne niemals eine Zumutung sein. Wenn von dicken Neger- oder Judenärschen geredet wird, dann weiß ich, wo ich bin. Nicht in einem Land, in dem der Parkplatzwächter geholt wird, wenn ich einer schwarzen Fahrerin die Ausfahrt blockiere. Dort bittet der mich dann, die Ausfahrt freizugeben. Und im Hotel an die Wand zu klopfen und den Nachbarn um Ruhe zu bitten, ist auch falsch in jenem Land, in dem Polizisten Menschen öffentlich umbringen. Es folgt der Anruf von der Rezeption mit nachfolgendem Besuch und dem Hinweis, sich zu beschweren und nicht lärmend an die Wand zu klopfen.
Ja, der Unterschied zwischen dem freiesten Land der Welt, in dem jeder herumballern darf, wenn er sich bedroht fühlt, und dem unseren ist schon gewaltig. Wir munkeln im Dunklen. Dort ist Mord und Totschlag so öffentlich wie der zur Schau gestellte Reichtum und die Dummheit. Fragt sich, wo ich lieber wäre.
Manfred Kramer, Frankfurt
Öffnen wir Augen und Herzen
Vielen Dank für die wichtigen Artikel heute und seit Tagen schon, mit denen uns hier der so eingefleischte Rassismus, verdeutlicht wird, der im Westen, zu dem auch wir uns ja rechnen, durch Jahrhunderte von vielen nicht als anstößig erlebt wurde. Aber diejenigen, die unter ihm leiden, die haben oft keine Stimme (mehr). Jetzt endlich eröffnet sich wieder die Möglichkeit, Augen und Herzen zu öffnen.
Auch aus Menschen-Verachtung wird der Waffenhandel gespeist – und danke, dass Sie (auf Seite 9) die Waffen-Firma Sig Sauer erwähnen, die sich nun wegen einer Anklage aufgrund illegaler Waffen-Exporte zu verantworten hat. Bitte berichten Sie über den Fortgang des Verfahrens. Denn dass dieses Unternehmen trotz einer ersten Verurteilung (im letzten Jahr) nun gerade so weitermachen und an Waffenlieferungen verdienen konnte an die höchst fried-losen Länder Kolumbien, Nicaragua und Mexiko, das erfüllt mich mit Scham. Indirekt sind wir alle auch beteiligt: Steuergelder, die diese Firma in Schleswig-Holstein zahlt, gehen ein in staatlich zur Verfügung stehende Mittel. So möchte ich unbedingt berichtet bekommen, wieso solche Waffenlieferungen nicht gestoppt werden konnten. Wieso in diesen Ländern, in denen die Bevölkerung von bewaffneten Gruppierungen blutig drangsaliert wird, mit deutschen Waffen geschossen wird.
Vielen Dank für das heutige Titelbild! Nachdem ich gestern über Twitter die schrecklichen Videos von den Übergriffen des ultrarechten Mobs in London gesehen habe, sah ich heute im Guardian (online, meine erste morgendliche Quelle) dieses Foto und las die zugehörige Nachricht. Dann hole ich „meine“ FR aus dem Briefkasten und sehe dasselbe Foto als Bild des Tages – für mich ein wohltuender Moment der Verbundenheit.
Anmerkung Bronski: Gemeint ist das Bild, das ich oben in der Anmoderation verwendet habe. Es zierte die Titelseite der FR vom 15. Juni.
Gruß, Bronski
Wir stellen uns bitte folgendes Szenario vor: Bei den Olympischen Spielen 1940 in Tokio (die nicht stattfanden) protestiert ein jüdischer Sportler gegen die Verfolgung der Juden in Deutschland, indem er bei der Siegerehrung eine Kippa trägt. Er wäre heute zu Recht ein Held. Ein Beispiel für Zivilcourage. Ein Spieler der Fußballbundesliga kniet nieder und protestiert gegen den Rassismus, die Gewalt in den USA, und der DFB verzichtet gnädig auf Sanktionen. Ähnlich nun die Reaktion des IOC: „Politischer Protest könnte möglich werden, wenn es denn um die Ideale der Olympischen Charta geht“. Können sich die „Verantwortlichen“ des DFB und des IOC vorstellen, dass es höherwertige Rechtsnormen gibt als die eines Fußballverbandes oder eines internationalen Komitees? Zwar verpflichtet Paragraph 2 der Satzung des DFB diesen zu parteipolitischer und religiöser Neutralität. Einverstanden, aber auch, wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht? Zumal Paragraph 2 auch sagt, dass jeder Form von diskriminierenden oder menschenverachtenden Einstellungen oder Verhaltensweisen entgegengetreten wird. Beim IOC heißt es entsprechend „respect for universal fundamental ethical principles“, d. h. die Verbände oder Komitees könnten Stellung nehmen ohne Bruch der Satzung bzw. Charta oder wenigstens das Handeln anderer nicht verurteilen bzw. sogar billigen. Paul Watzlawick stellte fest, dass man nicht nicht handeln kann, d.h. in bestimmten Situationen bedeutet „Nichts-Tun“ oder die Neutralität wahren u. U. Zustimmung, zumindest aber Desinteresse. Wo bleibt die Zivilcourage der Verbände?
Zu: „Polizisten zeigen Kollegen wegen Rassismus an„, FR-Regional vom 5. Juni
Wie gut, dass der kollegiale Zusammenhalt nicht mehr unwürdiges, strafbares Verhalten von KollegInnen deckt. Respekt vor so viel Rückgrat und Wertebewusstsein! Mobbingopfer lernen mühsam, dass das Aufdecken böser Taten kein Petzen ist, sondern um die Macht des Täters zu stoppen, ist dies notwendig und verhindert, dass weitere Menschen Opfer werden. Steht auf, liebe PolizistInnen, und verbündet euch gegen KollegInnen, deren Umgang mit Menschen deren Würde nicht achten, die rassistisch motiviert erscheinen oder von anderen niederen Beweggründen angestachelt werden! Erhaltet euch euer Rückgrat für den menschenwürdigen Umgang mit Menschen jeder Coleur!
Ihr Vorgesetzte und AusbilderInnen: Vorsicht! Die Sensibilität der Bevölkerung für Übergriffe jeglicher Art wächst! Prägt die euch Anvertrauten im Sinne von „Die Würde des Menschen ist unantastbar “! Vermittelt Werte!Ermutigt sie, bei Vorfällen gegen KollegInnen aufzustehen und Stärke zu zeigen!
Weder die SPD-Vorsitzende Saskia Esken noch eine andere Politikerin oder ein anderer Politiker haben im Zusammenhang mit der Debatte über Polizeigewalt den Eindruck entstehen lassen, als ginge es um eine pauschale Verurteilung der Polizistinnen und Polizisten, die sicherlich in ihrer Mehrheit nicht von Rassismus geprägt sind. Saskia Esken hat lediglich darauf hingewiesen, dass es auch hierzulande in den Reihen der Sicherheitsorgane Rassismus gibt. Das ist eine Tatsache, die jede und jeder, die oder der kritische Medien verfolgt, selbst weiß. Es dürfte auch keine Seltenheit sein, dass diejenigen, die an Demonstrationen teilgenommen haben oder sonst mit offenen Augen unterwegs sind, schon einmal bemerkt haben, dass es im Polizeialltag auch zu rassistischen Aktionen kommt. Es sei nur an die „Routineüberprüfung“ Farbiger durch Polizeikräfte erinnert. Die Tatsache, dass in Polizeigewahrsam auch schon Menschen umgekommen sind oder dass Notrufe bei der Polizei wegen Übergriffen gegen Farbige oder nazistischer Aktivitäten nicht ernst genug genommen wurden, ist keine Seltenheit. Auch die Drohungen gegen eine Frankfurter Anwältin, nämlich Seda Basay-Yildiz, sind nichts Besonderes. Um es klarzustellen: Die Mehrheit der Polizeibeamtinnen und -beamten sind in ihrer alltäglichen Arbeit sicherlich von Rassismus geleitet. Aber in vielen Bereichen von Polizei, Bundeswehr oder auch insbesondere privaten Sicherheitsdiensten gehört Rassismus zur DNA der Handelnden. Saskia Esken ist dafür zu danken, dass sie in ihrem Interview den längst überfälligen wichtigen Anstoß gegeben hat, um Rassismus, falschen Korpsgeist und Gewalt in den Reihen von Polizei und Bundeswehr zu bekämpfen. Gerade in den Reihen demokratisch gesinnter Polizistinnen und Polizisten wird dieser Schritt auch unbedingt erwartet. Esken hat durch ihr mutiges Interview dazu beigetragen, das Bewusstsein für Polizeigewalt und Rassismus auch hierzulande zu schärfen. Sie sollte sich dabei auch nicht von opportunistisch gesinnten Politikerinnen und Politikern anderer sich links verorteten Parteien daran hindern lassen.
Vor dem Rassismus steht die Respektlosigkeit. Viel zu lange haben wir weggeschaut und weggehört. Dieser Entwicklung wurde von der Gesellschaft kein Einhalt geboten. Es sind nicht nur andersfarbige Menschen betroffen. Frauen, Andersgläubige, Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung und Behinderte werden verbal diskriminiert und auch oft körperlich angegriffen. Auch die Angriffe auf Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Krankenhauspersonal und Polizeibeamte haben wir nur zur Kenntnis genommen. Dem muß Einhalt geboten werden. Demonstration allein helfen nicht, im Alltag müssen die geschützt werden die Zivilcourage zeigen oder auf Vorkommnisse hinweisen außerhalb von den Demonstrationen.
@ Elisabeth Kämmerling
Den Beitrag von Frau Heinzmann unterstütze ich zu 100 Prozent. Es müsste sehr viel mehr Mutige geben, die nicht einfach alles laufen lassen. Allerdings weiß man aus vielen Fällen, dass Verräter einfach aussortiert werden. Es kommt in die Personalakte und schadet der Karriere. Danke den mutigen Polizisten!
Mein Vater war Polizeibeamter. In Bayern. Ein Kalauer meines Vaters bei Kaffeeeinladungen in den 1970ern war, dass er im Dienst einen „Türken“ kontrolliert hätte ( den Anlass kenne ich nicht), der auf die Frage wie er heißt offensichtlich Güçlü GüGül antwortete. Meinem Vater und seinem Kollegen, natürlich des türkischen nicht mächtig, waren das offensichtlich zu viele „ü“, und sie haben ob dieses Namens gedacht, sie würden verarscht. Sie starteten ohne jeglichen weiteren Grund, so seine Erzählung, einer der wenigen aus seinem Dienst, das volle Programm: Personenkontrolle inklusive Durchsuchung der Taschen usw.
Mein Vater war ganz früher auch starker Raucher, hörte dann aber auf. Als ich 16 Jahre alt war, fing auch ich an zu rauchen. Daraufhin schlug mich mein Vater zusammen. Ich lag am Boden, mein Hemd war zerissen. Der Korpsgeist hat meinen Vater letztendlich fertiggemacht, er war nicht mehr er selber, er war so eine Art Wutbürger in Uniform. Die Kollegen gingen über alles. sogar über die Familie. Bis zuletzt. Mehr gibt es zur Polizei in Deutschland eigentlich nicht zu sagen. Heilige, nur weil sie Uniform tragen, sind die allermeisten jedenfalls nicht. Das sollten wir alle endlich mal begreifen, allen voran die Innenminister und z.B. endlich mal unabhängige Ermittlungsstellen einrichten!
Starkes Titelbild! FR 15. Juli.
Herr Heise ist der Meinung, dass Demonstrationen gegen amerikanische Polizeigewalt in Deutschland wenig Sinn haben.
Ich bin da völlig anderer Ansicht.
Der Rassismus in den USA, der auch nach dem Ende der Sklaverei und deren Abschaffung nach dem Bürgerkrieg tief im Denken der Weißen bis zum heutigen Tage verwurzelt ist, ist sehr wohl ein Phänomen, das auch uns Deutsche angeht. Nicht allein deshalb, weil auch bei uns natürlich „people of colour“, Araber, Marokkaner etc. diskriminiert werden und von der Polizei häufig per se als potentielle Verdächtige belästigt werden, sondern , weil die USA, zumindest bis zum Vietnam Krieg, für viele Deutsche das Land der Freiheit und Demokratie waren – trotz Rassismus. Mit Obama stieg die Hoffnung auf eine Überwindung des Rassismus (die , wie zu erwarten,nicht erfüllt wurde) und unter Trump , der gegen friedlich demonstrierende Bürger bewaffnetes Militär auffahren lässt, ist die Lage , nicht zuletzt durch Covid 19 und die hohe Zahl an Opfern unter der schwarzen Bevölkerung , eskaliert. Wenn 15 000 in Berlin auf die Straße gehen, richtet sich ihr Protest auch gegen einen völlig entfesselten, Hass twitternden, autokratischen amerikanischen Präsidenten, und es ist ein Zeichen der Solidarität, wenn in Europa und Australien Protestierende sich dem slogan „Black lives matter“ anschließen.
Dieser Protest hat eine politische Botschaft – ganz im Unterschied zur Paddeltour auf dem Landwehrkanal!
Ich denke nach den Ereignissen gestern in Stuttgart oder auch bei dem was in Dietzenbach passiert ist kann wohl klar sagen das die Polizei in den USA nicht mir der in D. vergleichbar ist. In den USA wäre wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit scharf geschossen worden. Das was in D. derzeit vorkommt mit den Angriffen auch auf die Rettungskräfte kann auf jeden Fall nicht akzeptiert werden. Wenn es stimmt das Iraker und Afghanen stark beteiligt waren in Stuttgart sollte man diesen Personen die kurzfristige Ausreise ermöglichen. Deutsche die da mit machen gehören hinter Schloss und Riegel.
Verschiedene Rassen? Fehlanzeige! Denn ursprünglich sind wir alle Afrikaner: Vor 200 000 Jahren begann Homo sapiens, aus Afrika auszuwandern und sich über den gesamten Erdball zu verbreiten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und nur ein Prozent des Genoms unterscheidet sich bei Mensch und Schimpanse. Da schluckt der Rassist.
Sie sollten diesen Artikel lesen. Es ist wichtig!
Rassismus bei Rossmann: schwarzer Kundin wird Kartenbetrug vorgeworfen, weil der Name darauf deutsch ist. Polizei droht ihr vor ihrem Kind mit Gefängnis: “Sprechen Sie überhaupt deutsch? Deutsche Sprache, schwere Sprache.”
https://www.bz-berlin.de/berlin/charlottenburg-wilmersdorf/rassismus-skandal-an-berliner-rossmann-kasse
Aus welchen geistigen und seelischen Fundamenten erwachsen rassistische Monstrositäten wie der mutmaßliche Totschlag an George Floyd? Der Psychiater Hans Joachim Maaz empört sich über ein Engagement im Kampf gegen rechts, das zwar groß sei, aber das tieferliegende Problem hilflos verschleiere. Seine Proklamationen verkennten die Quellen des Extremismus, welche gerade auch die Versagung intensiver Zuwendung in der Kindheit bilde. Diese Traumatisierung der Kinder sei heute durch zu frühe Fremdbetreuung weit verbreitet. Laut dem Kindheitsforscher Michael Hüter haben wir vorrangig in den „hoch entwickelten“ Ländern den Blick für die naturgegebenen Bedürfnisse des Kindes verloren, und das macht heute 50 Prozent (!) der Kinder krank und viele junge Menschen buchstäblich verrückt. Viele Eltern verzweifeln an ihren Schuldgefühlen, weil sie von einer familienfeindlichen Politik dazu gezwungen werden, ihre Kinder zu früh in eine Kita zu geben und ihnen damit eine optimale Frühbetreuung zu versagen. Diese basiert, so Maaz, eben nicht auf Zwangs-Bildung, sondern auf Bindung, und kann nur von den Eltern gewährt werden. Wer das zehntausend Jahre lang in allen Kulturen unangetastete „Naturgesetz“, das Menschenkind bis zum sogenannten zweiten Zahnen im familiären Verbund zu belassen, mit ideologisierter Phrasenhaftigkeit als antiquiert aushebelt, früheste Fremdbetreuung dagegen zum Fortschritt erklärt, der legt in Maaz‘ Augen eine Axt an die Wurzeln unseres Gemeinwesens, denn dem Untergang der Hochkulturen ging stets der Zerfall des Familienwesens voran.