Die Zeche bezahlt der stinknormale Bürger

Das Ziel der Europäischen Zentralbank ist klar: In einer beispiellosen geldpolitischen Maßnahme sollen in den nächsten zehn Jahren 1000 Milliarden Euro, also eine Billion Euro in den Geldkreislauf der Eurozone gepumpt werden, um — lassen Sie es mich pointiert ausdrücken — die Inflation wieder in Gang zu bringen. Inflation ist etwas, wovor uns vor wenigen Jahren noch viele Experten gewarnt haben. Etwas genauer: Das Gespenst der Hyperinflation ging um, als im Zuge der Eurorettung ein Schutzschirm aufgespannt wurde, der mehrere hundert Milliarden Euro schwer ist. Dieses Gespenst verflatterte, inzwischen droht das Gegenteil: Deflation, genau wie Robert von Heusinger noch vor knapp einem Jahr im FR-Leitartikel (den ich hier sehr gern noch einmal verlinke) gewarnt hatte. Wie das Beispiel Japan zeigt, ist es anscheinend unmöglich, aus einer Deflation wieder herauszukommen, wenn man erst drin ist. Also besser gar nicht erst einsteigen. Tatsächlich entwickelten sich die Preise in der Eurozone zuletzt negativ: Im Dezember lag die Preissteigerung bei einem Wert von -0,2 Prozent, maßgeblich beeinflusst von den relativ niedrigen Energiekosten (ohne diese lag der Wert bei etwa 0,6 Prozent). Also flutet die EZB die Geldmärkte in der Hoffnung, dass die schiere Masse an billigem Geld endlich wieder zu „Geldwertstabilität“ führt. Diese sieht die EZB erreicht, wenn die Inflation bei zwei Prozent liegt.

Die EZB tut also, was sie kann. Ob’s reicht? Ich bin skeptisch, denn ihre Argumentation ist rein monetaristisch, und auch wenn es absolut wünschenswert wäre, dass „Geldwertstabilität“ erreicht wird — unter anderem, weil dann das neoliberale Konzept der „privaten Altersvorsorge“ wieder funktioniert, auf das sich viele Deutsche eingelassen haben –, ignoriert diese Argumentation meines Erachtens zu viele Faktoren (auf die die EZB allerdings keinen Einfluss hat). Der wichtigste dieser Faktoren dürfte der Druck auf die Löhne im Euroraum sein. Gute Tarifpolitik, wie sie in Deutschland lange verstanden wurde, handelte bei Tarifabschlüssen immer auch einen maßvollen Inflationsausgleich heraus. Doch die Reallöhne etwa der Deutschen sind im letzten Jahrzehnt kaum gestiegen, und in großen Teilen Südeuropas, wo es viele Arbeitslose gibt, ist die Bereitschaft zum Arbeitskampf gering; die Menschen haben verständlicherweise Angst davor, ihre Arbeit zu verlieren. Die Arbeitslosenquote im Euroraum lag Ende 2014 bei ungefähr 11,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist dabei sehr ungleich verteilt: In den südeuropäischen Ländern ist sie erschreckend hoch, in Deutschland dagegen niedriger denn je (auf statistische Tricksereien will ich hier nicht näher eingehen). Wenn die Menschen mehr Geld hätten, um es auszugeben, gäbe es vermutlich kein Deflationsgespenst. Was also für die Wirtschaft gut zu sein scheint — niedrige Personalkosten, günstige Produktionsbedingungen –, ist in Wahrheit schlecht für die Wirtschaft: Wenn die Leute sich mit dem Kaufen zurückhalten, entsteht Druck auf die Preise, und eine Abwärtsspirale kommt in Gang.

Das Fazit ist frustrierend: Die EZB kann den Finanzmärkten so viel Geld zur Verfügung stellen, wie sie will — wenn die Menschen kein Geld ausgeben, etwa weil sie keines haben oder weil sie es zur Sicherheit lieber auf die Seite legen, werden diese Maßnahmen verpuffen. Leider haben viele Menschen, so zumindest mein Verdacht, das Vertrauen verloren. Selbst in Deutschland, derzeit Motor des Euroraums, gibt es verbreitet Abstiegsängste. Diese Ängste werden von einer Politik genährt, die im Arbeitnehmer nur den Kostenfaktor sieht und nicht mehr das Humankapital.

Wolfgang Köhler aus Frankfurt:

„Der Chef der europäischen Zentralbank, Draghi, will die schwache Konjunktur bekämpfen, indem er Staatsanleihen aufkauft, um rund 1000 Milliarden Euro in die Finanzmärkte zu pumpen. Man muss kein Ökonom sein, um die negativen Konsequenzen dieser Geldpolitik zu verstehen. Herr Draghi möchte, dass Firmen mehr investieren, ein guter Gedanke, aber es braucht auch eine Bevölkerung, die das Geld zum Ausgeben in der Tasche hat, damit sich Investitionen überhaupt rechnen! In den unteren Einkommensgruppen und bei Hartz-IV-Empfängern ist genügend Bedarf, um den Konsum anzukurbeln. Mein Vorschlag: das Geld direkt den bedürftigen Verbrauchern zukommen zu lassen – und die Wirtschaft boomt.“

Claus Reis aus Schwabach:

„Nun ist es also vollbracht. Der (T)Euro wird zu dem, was der Franc, die Lira und die Drachme stets waren: eine wachsweiche Inflationswährung. Bereitwillig haben Draghi und seine EZB den (T)Euro an die Wand gefahren, um die EU-Schuldenstaaten mit billigem Geld zu fluten. Gnadenlos werden die Notenpressen aktiviert und so ein Scherben- bzw. Schuldenhaufen, an dem auch noch die Folgegenerationen zu tragen haben, kreiert. Schuld daran sind vor allem Helmut Kohl und sein Finanzminister Theo Waigel. Bei Zugrundelegung von betriebs- und volkswirtschaftlichen Grundkenntnissen müssen sie schon in Maastricht gewusst haben, dass das Konstrukt (T)Euro nicht zu halten ist. Aber die Gemeinschaftswährung war wohl der wahre Preis für Deutschlands Wiedervereinigung. Koste es was es wolle. Und da auch die folgenden Regierungen nicht ernsthaft an einer Abwehr des sich abzeichnenden Unheils arbeiteten, kann man heute jeden verstehen, der im Zusammenhang mit der Unglückswährung an Hochverrat denkt. Nur nützt das dem gemeinen Volk nichts mehr. Die Zeche bezahlt wie immer der Stino (der stinknormale Bürger). Seine Ersparnisse wurden auf dem europäischen Altar geopfert. Dafür darf er sich weiterhin als böser Deutscher oder übler beschimpfen lassen. Immerhin etwas.“

Udo Schütt aus Neuberg:

„Beim Lesen der Artikel und Kommentare zum Ankauf von wertlosen Staatsanleihen könnte einem der Gedanke kommen, die Mafia hätte ihre Hände im Spiel.  Soweit ich mich erinnere, habe ich vor 1970 etwa sechs DM für 1000 italienische Lire, im Jahr 1999 nur noch rund eine DM dafür gezahlt. Meine Befürchtung ist, das wir diese Inflation auch beim Euro erleben werden.
Vielleicht kann man die Politik der EZB besser verstehen, wenn man aus einem Land kommt, das zwar große Kunstwerke in Dichtung, Musik, Malerei, Bildhauerei und Architektur geschaffen, aber auch Persönlichkeiten wie Nero (Brandstifter Roms), Caligula (wollte sein Pferd zum Konsul ernennen), Vespasian (pecunia non olet) oder sehr weltliche Päpste und Berlusconi usw. hervorgebracht hat.“

Dieter Domabil aus Erlangen

„Wieder trifft es die einfachen Menschen ungünstig, was hohe politische Finanzwirtschaft verursacht. Viele ältere Arbeitnehmer, die wohlweislich wegen der zu erwartenden geringeren Bezüge über die Altersrente durch Versicherungen, Direktversicherungen und ähnliches vorgesorgt haben. Sie werden in den zu erwartenden Erträgen aus Ihren Einzahlungen über viele Jahre stark beschnitten. Ob das das PLUS für ‘‚Häuslebauer‘‘, Kreditnehmer und Länder in Not aufwiegt bezweifele ich stark. Der Euro verliert an Wert. Ich denke Deutschland muss sich da anders positionieren. Die Aussagen von Herrn Schulz aus dem Europa Parlament sind da fast als lächerlich zu bezeichnen (passt zu Ihm). Es muss auf einen stabilen Euro Wert gelegt werden.“

Holger Günther aus Bad Orb:

„Was wäre, wenn alle Spareinlagen bei unseren Sparkassen und Banken abgeholt würden? Dann müsste auch der Juliusturm der EZB wanken! Also: Wer gibt einem Herrn Draghi das Recht, unsere mühsam ersparten Einlagen so zu strapazieren? Wo bleiben unsere Volksvertreter zum Schutze unseres Vermögens? Sollten wir doch auf die Henkels hören und Europa in zwei Hälfte teilen?
Wir alle wollen Europa als ganzes, aber auch nur, wenn die Südeuropäer anpassungsfähig sind, ansonsten sollten wir uns währungstechnisch teilen. Vielleicht öffnet uns Griechenland die Augen.“

Verwandte Themen

27 Kommentare zu “Die Zeche bezahlt der stinknormale Bürger

  1. Alles Stimmen, die nur eines belegen. Deutsches Denken heißt, rettet das Prinzip, ganz gleich, ob die (Wirtschafts)-Welt um uns herum zugrunde geht. Deutsche Prinzipienreiterei auch in der Ökonomie, und die Welt staunt und schüttelt den Kopf. Hankel, Schachtschneider und wie sie alle heißen, und dann noch gefolgt von dem Oberökonomen und AfD-Gründer Prof. Lucke. Besser kann man sein Außenseitertum nicht adeln. Was für eine Karriere, wenn man hinterher in den Reihen der AfD gelandet ist, nicht wahr, Herr CSU-Gauweiler ? Entweder die EZB schafft mit einer Maßnahme das Paradies herbei, oder man schafft sie ab. Eine echt deutsche Alternative ist das. Warum denke ich nur daran, meine Rentenzeit besser in Italien zu verbringen als hier ?

    Plemplem als deutsche Sonder-Kunstform. Auch die deutsche Satire geht offenkundig eigene ökonomische Wege. Draghi ist doch auch nur Ausländer. Raus mit ihm.

    Nicht weniger, mehr Italiener braucht das Land.

  2. Lieber Bronski,

    einerseits zeigen Sie sich skeptisch, andererseits hoffen Sie darauf, dass die sogenannte Geldwertstabilität wieder erreicht wird, „…unter anderem, weil dann das neoliberale Konzept der ‚privaten Altersvorsorge‘ wieder funktioniert, auf das sich viele Deutsche eingelassen haben…“. Diese Aussage unterstellt, dass es einmal funktioniert hätte. Da bin ich äußerst skeptisch, dass dem so ist. Die Riester-Rente wurde inzwischen als des Kaisers neue Kleider entlarvt, nicht nur deshalb, weil die Zinserwartungen derzeit so niedrig sind. Allein dass die Privatversicherer für die Werbung und die Verwaltung der Verträge rund zehn Prozent des einbezahlten Geldes einbehalten, zeigt: das System kann nicht funktionieren, auch wenn die Inflationsrate in die Nähe der Zwei-Prozent-Marke steigt, die von den Marktliberalen als ideal angesehen wird.

  3. Da kann man sich den Wolf warnen , ob in Fr oder anderswo , die Warner werden zur Seite geschoben und hinterher wird auf Unschuldslamm gemacht , “ das hat aber nun wirklich keiner vorhersagen können“.

    Die drohende Deflation ist auch Ergebnis der deutschen Inflationsparanoia , Ulrike Herrmann hat das treffend formuliert , die langsam , aber sicher zu einer deutschen Tragik zu werden drohe.

  4. Einige Anmerkungen zum Thema. Das es keine Deflation gibt hat Bronski selbst geschrieben als er auf den Einfluss der Energiepreise verwiesen hat. Wenn es keine gibt muss man sie auch nicht bekämpfen.
    Das es bisher noch nicht zu hohen Inflationsraten gekommen ist heißt nicht das es so bleibt. Es kann doch gar nicht sein das es egal ist wie viel Geld im Umlauf ist und das die Geldmenge keinen Einfluss auf den Wert des Geldes hat. Zumindest nicht auf Dauer. Deshalb sehe ich das in etwa so wie bei der Immobilienblase in den USA . Über diese wurde auch jahrelang geschrieben bevor sie dann geplatzt ist.
    Warum man dieses Geld , wenn man es schon verschenkt den Banken, Börsen und ähnlichem gegeben hat erschließt sich mir schon mal gar nicht. Überschlägig sind das ca 3000 Euro je Einwohner im Euroland. Hätte man das Geld diesen Leuten geschenkt hätte man Inflation und Aufschwung zumindest erst einmal sicher gehabt. Daran kann man sehen das die Geldmenge nur egal ist wenn die Masse des Geldes nur ganz wenige haben. Dann bewirkt es aber auch nichts.

  5. Die EZB musste leider handeln, weil die Politik sich ihrer Verpflichtung des Handeln entzogen hat.
    Die EZB hat mit dem trügerischen Gelddrucken (Geldvermehrung ohne realen Gegenwert) lediglich Zeit für die Politik zum Handeln gekauft. Dieser Kauf von Zeit hat unter anderem der deutsche Sparer mit seinem Verlust des Geldwerts ersparter Guthaben zu zahlen.
    Das betrifft nicht nur die „neoliberale Konzept der privaten Altersvorsorge“, also nicht nur die Lebens- und Rentenversicherungsverträge, sondern auch alle Pensionskassen und Firmenpensionen.

    Das Grundübel in der Schaffung des Euros war, dass im Vorfeld keine Harmonisierung der Steuer- Sozial und Wirtschaftssysteme der teilnehmenden Staaten geschaffen wurde. Das rächt sich jetzt bitter. Man hatte das nicht einmal im Ansatz versucht, so berauscht waren etliche Politiker von der Aussicht als „Große Europäer“ in die Geschichte (u.a. in die europäiche Gechichte als Deutcher) einzugehen.
    Wer sich die Mühe macht, sich mit der Entstehung des Euro etwas näher zu befassen, dem sei folgender Link empfohlen.

    http://de.wikimannia.org/images/Bilanz_einer_gescheiterten_Kommunikation.pdf

    Vielleicht wird dann einiges klarer.

    Die „deutsche Inflationsparanoia“ ist keineswegs unbegründet. Den Deutschen ist im vergangenen Jahrhundert zweimal das Ersparte über Nacht vernichtet worden. Diese „Erfahrung“ haben sie anderen Europäern voraus.

    Von einer drohenden Deflation kann man wirklich nicht sprechen, sie ist in erster Linie auf die deutlich gesunkenen Erdölpreise (ca 50 % innerhalb eines halben Jahres und auf Herrn Draghis Vorwand, eine Chimäre bekämpfen zu müssen)zurückzuführen. Dass der Ölpreis auf diesem niedrigen (politischen) Niveau verharren wird, ist sehr unwahrscheinlich. Solange der Ölpteis auf diesem niedrigen Niveau bleibt, stellt er ein separates Konjunkturprogramm dar … und das ohne staatliche Eingriffe!!

    Ein steigender Ölpreis wird die gewünschte Inflation (und damit das Wachstum) anregen.
    Letztlich braucht nur Saudi Arabien den Ölhahn drosseln, schon steigt der Ölpreis wieder kräftig. Zurzeit regelt der Markt den Ölpreis nicht oder nur in untergeordnetem Umfang.

    Die Geldpolitik der EZB ist sehr riskant, weil sie die Bildung von Blasen fördert, denn das an sich wertlose, frisch gedruckte Geld wird in die Kapitalmärkte fließen und Aktienkurse und Immobilienpreise treiben. Wenn die EZB das frisch gedruckte Geld wieder einsammeln wird, dann gibt es ein sehr böses Erwachen.

    Warten wir es ab. Es dürfte spannend werden.

  6. Nachdem Draghi schon einmal den Euro gerettet und damit die gesamte EU-Wirtschaft vor dem Sturz in den Abgrund bewahrt hat (wie hätten die Klagen der Euro-Skeptiker dann ausgesehen !), traue ich ihm und seinen Untersützern auch jetzt zu, denn besseren Überblick über Tendenzen und Risiken der Wirtschaftsentwicklung zu besitzen als seine vielen Kritiker, deren Gemeinsamkeit vor allem darin besteht, aus einer Vielzahl von Aspekten lediglich die ihnen bequemen und ihrer Argumentation förderlichen heraus zu selektieren. Niemand würde zu einem Arzt gehen, der einen Großteil der Erkrankungsumstände aus Diagnose und Therapie ausklammert. Aber die EZB wird aufgefordert, genau dies zu tun. Draghi ist souverän genug, derartige Ansinnen zurückzuweisen.

    „Stinknormaler Bürger“ und „Zeche zahlen“ aus der Titelüberschrift sind sprachlich dem Stammtisch entlehnt. Die Nullverzinsung von Sparguthaben enthüllt nur eines, nämlich den Zusammenbruch der „privaten“ Säule der Alterssicherung, und zwar den Zusammenbruch des Versprechens der Sicherheit dieser Anlageform. Der Bürger hatte schon verloren, als die Erosion des Umlagesystems von der Politik beschlossen wurde.

    Selbst, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Eintritts in eine Deflation nur bei 50 % läge, wäre die Politik Draghi´s gerechtfertigt. Die Euro-Billion ist damit Vorsorge und Riskioabsicherung in bestem Sinne. Die EZB hat sich unter Draghi bekannt zu einer Politik der Verantwortung, die in Wirtschaft mehr sieht als nur eine Angelegenheit von Geldwertstabilität. Sie hat den traditionell enggestrickten Ansatz deutscher Ökonomen zu unser aller Vorteil überwunden. Aber sie kann nicht allein handeln und die Aufgaben der Politik ersetzen.

    Die EZB hat vermutlich auch die Schockwellen der Griechenlandwahl abgemildert, die durchaus eine neue schwere Vertrauenskrise in den Euro hätte auslösen können. Zu unser aller Nachteil. Insofern wäre die EU gut beraten, den Demagogen von Athen zu vedeutlichen, daß nach der Party nun Ernüchterung angesagt ist.

  7. Schön das sie Herrn Draghi Prokura für sein Handeln geben und ihn sogar zum ‚Souverän‘ erklären, passt ja auch insoweit das es zur Entscheidung der Staatsfinanzierung durch die Notenpresse nicht einmal eine Abstimmung im EZB-Rat gab. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/wie-die-ezb-ihre-entscheidungen-trifft-13387083.html

    Gesetze und Verträge?
    Nö, legal, illegal, scheißegal.

    Selbst wenn das Vorgehen fachlich richtig sein mag (was sie natürlich eindeutig wissen, aus der hohlen Hand, weil Positionen belegen ist ja nicht so ihres und bei ihren Recherchen kam ja sogar raus das Voltaire ne Frau war, gelle^^)
    muss man sich doch wundern das parlamentarische Kontrolle für die EZB und wohl auch für sie eher unnötige Hindernisse sind, die die Arbeit von so souveränen Lichtgestalten wie Draghi behindern.
    Da kann man dann wirklich wählen wen man will, da tauscht man dann den Lokführer im Zug nach nirgendwo.
    Schöne neue Welt.

  8. @runeB

    Die Angst vor Inflation mag begründet sein , aber es bringt nichts , daraus eine starre und immer in die gleiche Richtung gehende Reaktion abzuleiten.
    Vor allem aber hat diese Angst mit zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung beigetragen.
    Die aktuelle Politik hat bekanntlich auch zu extrem niedrigen Zinsen geführt , den Häuslebauer mags freuen , der Sparer hingegen erlebt die Inflation durch die Hintertür , wenn auch nicht in größeren Ausmaßen.

  9. Die finanzielle Rettung Griechenlands war einmal „Alternativlos“. Hätte der Geldadel sein in Griechenland angelegtes Spielgeld nicht wiedergesehen, gäbe es auch keine Kredite mehr für Länder der Eurozone. Geld ist flüchtig und staatliche Kreditnehmer gibt es rund um den Globus genug. Jetzt kann jeder Kreditgeber bei einer Staatspleite im Euroraum, dank der Steuerzahler, damit rechnen keine finanziellen Verluste zu erleiden. Eine Staatspleite ist „Vorstellbar“! Länder unterschiedlicher Leistungsfähigkeit haben zur wirtschaftlichen Anpassung den Wechselkurs. Bei Gründung der Eurozone wurde „vergessen“ gleichwertiges zum Wechselkurs einzuführen. In Deutschland nennen wir diese Anpassungsmöglichkeit Länderfinanzausgleich. Probleme damit gibt es nur seit das Bundesland Bayern vom Empfänger zu Zahler wurde (viel Glaube wenig Solidarität). Euro(pa)weit hätten die reichen Euroländer (Norden) den armen Euroländern (Süden) einen Finanzausgleich zahlen müssen. Bei derartigen Verträgen hätte es mit den Deutschen Geizhälsen keine Eurozone gegeben. Um das Problem der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit noch zu vergrößern schaffte Deutschland noch einen für Unternehmen lukrativen Niedriglohnsektor der Unternehmensgründungen in anderen Euroländern ziemlich unmöglich machte. Die Griechen haben richtig gewählt, nur leider Syriza zwei Mandate zu wenig zugestanden.
    Jetzt haben wir den Salat: Der Länderfinanzausgleich wird wohl für die letzten 13 Jahre auf einmal fällig, mit Zins und Zinseszins, ein mieses Geschäft!
    Eine tolle Leistung der europäischen „ELITE“ aus Wirtschaft, Politik und Geldadel. Die europäischen Mittelständler und Geringverdiener die die Zeche zahlen bedanken sich recht herzlich!

  10. Es bedarf wohl des hintergründigen Sachverstandes des Signore Draghi in Verbindung mit dem Glauben und der Hoffnung der Regierungschefs der Euro-Länder, freilich mit Ausnahme von Frau Merkel, die einzig über die notwendige Kompetenz verfügt, wie ihre Austeritätspolitik beweist: 1000 Milliarden Euro werden’s schon richten! Allein die Viertelbillion, mit der Griechenland seither unterstützt wurde, zeigt das!

    Die Griechen konnten ihre Banken und den Staatshaushalt vor der Pleite retten, Gläubiger bedienen, wo die Schulden nicht ohnehin erlassen wurden, und ein paar Milliärdchen dort versickern lassen, wo kein Europäer seine Nase reinzustecken hat. Der Erfolg, soweit er den „stinknormalen Bürger“ betrifft, kann sich sehen lassen: Die Arbeitslosenrate stieg von knapp 8 % 2008, dem Jahr des Ausbruchs der sogenannten Finanzkrise auf rund 25 % in den Jahren 2012 – 2014.

    In Japan, das in den zurückliegenden Jahren durch eine Deflation in seinen wirtschaftlichen Grundfesten erschüttert wurde, lag die Arbeitslosenrate in der Dekade bis 2014 bei max. 5 % im Jahr 2009.
    In der Euro-Zone war die Arbeitslosenrate während dieses Zeitraums im Schnitt mehr als doppelt so hoch. Von einer Deflation war hier noch nicht die Rede.

    Es ist die Frage, inwieweit Deflation und Rezession oder gar Depression einander bedingen. Nach dem Börsencrash von 1929 in den USA, bei dem rund 6000 Banken pleite machten, ging mit der Deflation eine Depression einher, die eine große Verelendung der Besitzlosen nach sich zog. Hier führte tatsächlich die drastische Erhöhung der Geldmenge zur Rückkehr der Stabilität.

    2008 führte das Platzen einer „Immobilienblase“ zur Erschütterung der Bankenwelt in den USA und in Europa. Banken und auch Staaten, wie z.B. Griechenland in der Euro-Zone mußten vor der Pleite gerettet werden. Das war nur mit sehr viel Geld von den reichen Ländern möglich, die den armen Ländern eine Hungerkur verordneten. Hier trat Frau Merkel als Diätassistentin auf den Plan.

    Sparen ist gut. Deshalb hat sich Europa für die Euro-Einführung 1992 einen Stabilitätspakt verordnet, dessen Kriterien von Deutschland nicht so eng gesehen wurden. Zum Zwecke der Selbstkasteiung wurde hier dann 2009 die Schuldenbremse eingeführt, 2013 verstärkt durch den europäischen Fiskalpakt. Das Wort „kaputtsparen“ kam in dieser Zeit auf, hat es jedoch nie zum Wort oder Unwort des Jahres gebracht.

    Dem „stinknormalen Bürger“ in Griechenland, das sich’s gerade durch eine schiefgelaufene Wahl bei den guten Europäern verschissen hat, werden zusätzliche Milliarden von der EZB nicht helfen. Hier müßte erst ein Augiasstall ausgemistet werden – eine echt griechische Herakles-Aufgabe!

    Deutschland braucht kein Geld von der EZB. Es ist eines der reichsten Länder in Europa. Trotzdem droht der Absturz, wenn weiterhin nichts unternommen wird, um die für das Funktionieren der Wirtschaft wichtige Infrastruktur zu erhalten. Es wird gestritten über neue Autobahnen, Eisenbahntrassen, Energietrassen und wie große und kleine Flughäfen in den Sand gesetzt werden können. Dabei wird übersehen, daß die Unterhaltung der meisten Verkehrswege, ob im Zuständigkeitsbereich des Bundes, der Länder, der Kreise oder der Gemeinden aus Geldmangel vernachlässigt wird. Geld ist derzeit so billig wie nie. Nichts wäre vernünftiger, als sich jetzt neu zu verschulden, solange die Zinsen noch niedrig sind. Investitionen in das Bestehende sind die primäre Aufgabe der öffentlichen Hand und nebenbei ein sicheres Konjunkturprogramm. Und vielleicht würde der „stinknormale Bürger“ sogar einsehen, wofür er seine Zeche zahlt.

  11. zu DH
    „Die Angst vor Inflation mag begründet sein , aber es bringt nichts , daraus eine starre und immer in die gleiche Richtung gehende Reaktion abzuleiten.“
    Die EZB druckt Geld, Papier ist bekanntermaßen geduldig, das trifft auch auf Geldscheine zu, hinter denen kein echter Wert steht. Es handelt sich nur um Spielgeld, das die Preise für Immobilien, Aktien und andere Anlageformen nach oben treibt. Bestes Anzeichen ist der Dax, der jetzt schon historische Höchstwerte erreicht hat.

    Startet ein computergestütztes Programm eine große Verkaufsorder (siehe wie – soweit ich mich erinnere – 1987 geschehen), so kann in einer Art Kettenreaktion (wie damals) ein Kurssturz (damals ca. 25% in einem Tag) ausgelöst werden. Das ist dann die Inflation, mit der Vermögenswerte über Nacht vernichtet werden.

    Die niedrigen Zinsen stellen keinen Anreiz zur Konsolidierung der Staatsfinanzen dar, im Gegenteil sie verleiten zum Leichtsinn.

    Es wird ja schon wieder gefordert, mittels Verschuldungen die Konjunktuer anzukurbeln. Was aber wenn die Zinsen steigen? Dann besteht die akute Gefahr, dass zahlreiche Staaten der Eurozone die Zinsen nicht mehr bedienen können und wollen (siehe Griechenland).

    Die Folge wären Staatspleiten, die Draghi dann wieder verhindern müsste, indem er mittels Strafzinsen die Besitzer von Geldvermögen zur Kasse bittet oder noch mehr Geld druckt. Die „Vermögenden“ werden jedoch versuchen auszuweichen, um nicht enteignet zu werden.

    Draghi sitzt in der Zinsfalle, er wird die Zinsen gar nicht erhöhen können, selbst wenn er es wollte, weil es dringend angebracht wäre.

    Sämtliche Staatschefs der Eurozone würden unisono über ihn herfallen und seine Zinspolitik wütend ablehnen.

    „Vor allem aber hat diese Angst mit zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung beigetragen.“
    Dafür werden schon die Märkte und die Geldanleger sorgen. Und das hat mit selbsterfüllender Prophezeiung rein gar nicht zu tun.

    Warten wir ab, was da auf uns zukommt.

  12. @runeB

    Die EZB druckt doch kein Geld , das ist doch bereits bewiesen mit der Tatsache , daß wir eine Deflationsgefahr und eine sehr niedrige Inflation haben. Verwunderlich , diese Mär vom Gelddrucken , wäre dem so , hätten wir längst galoppierende Inflation.
    Auch hat Inflation nichts mit Börsenkursen zu tun.

    Wer Schulden ideologisch verteufelt wie es leider weite Teile der Politik tun , hat seinen eigenen Kapitalismus nicht verstanden , ohne Schulden gäbe es diesen gar nicht , folgerichtig ist es – etwas provokativ formuliert – antikapitalistisch , den Staat mit aller Gewalt auf Null-Verschuldung bringen zu wollen.

    Draghi in der Zinsfalle , aus der zunächst richtigen Zinspolitik als Übergang wird eine Dauerlösung , das ist gefährlich , stimme zu.

  13. zu 12 DH
    „Die EZB druckt doch kein Geld , das ist doch bereits bewiesen mit der Tatsache , daß wir eine Deflationsgefahr und eine sehr niedrige Inflation haben.“

    Woher – so frage ich mich – kommt das Geld zum unkontrollierten Ankauf von Staatsanleihen, die ohne die EZB keinen Käufer finden
    würden? Es kommt aus der Notenpresse der EZB.

    Wer Staatsanleihen, also die Schulden von Staaten, nicht akzeptiert, wird keine Staatsanleihen kaufen. Dann werden die Zinsen für diese Papiere steigen, weil die Gläubiger Angst haben, ihr Geld nicht zurüchzubekommen.

    Weiterhin: Die Geldgeber werden stattdessen z.B. Beispiel Aktien kaufen, bis dass die Kurse durch die Decke schießen.
    Wenn diese Rallye zu Ende geht, werden Silber und Gold gekauft oder Grundstücke oder Explorationsrechte in Gegenden, wo Bodenschätze (z.B. Erdöl in der Ägäis) vermutet werden.

    Dann ist die Staatsfinanzierung mittels Schulden Vergangenheit, die Geldgeber werden Realwerte bevorzugen.

    Um an Geld zu gelangen, werden die Staaten dann immer abenteuerliche Finanzierungsmodelle kreieren. Vielleicht eine neue Art einer „Finanzierungskriegsanleihe“.
    Kriegsanleihen gab es auch schon früher, sie wurden allesamt wertlos.

  14. @runeB

    Diese zwanghafte Fixierung auf die (Halb?-)Götter aus der Finanzwelt ist genau unser Problem. Alle dürfen Schulden machen ,Betriebe, Banken , Finanzwelt , nur der Staat nicht , das ist weder kapitalistisch noch marktwirtschaftlich , sondern im Kern nichts Anderes als eine Ideologie der Staatsfeindlichkeit.

  15. zu 14 DH
    “ Alle dürfen Schulden machen ,Betriebe, Banken , Finanzwelt , nur der Staat nicht , das ist weder kapitalistisch noch marktwirtschaftlich , sondern im Kern nichts Anderes als eine Ideologie der Staatsfeindlichkeit.“

    Wie erklären Sie bitte die Tatsache, dass allein die Bundesrepublik Deutschland inzwischen rund 2 Billionen Euro, also 2.000 Milliarden €(ohne die Pensionen der Beamten gerechnet, für die es keine Rückstellungen gibt) angehäuft hat? Ist das die von Ihnen beklagte „Ideologie der Staatsfeindlichkeit“?

    Die Verschuldung in den übrigen Flächenstaaten der EU sieht noch schlechter aus, offenbar als Folge einer um sich greifenden Ideologie der „Staatsfeindlichkeit“.

    So kann man das Problen natürlich auch sehen, um sich damit nicht auseinandersetzen zu müssen (oder wollen). Macht die Argumentationen viel einfacher und sichert sich den Applaus Gleichgesinnter. (Was ich Ihnen keineswegs unterstellen möchte).
    Der „Staat“ ist keine Institution, die absolutes Vertrauen verdient, sondern er muss kritisch betrachtet werden, da sich letztlich dahinter auch nur Menschen verbergen. Und Menschen neigen dazu, eigene Fehler nicht eingestehen zu wollen. Das passiert in dieser Angelegenheit in einem unglaublichen Maße. Sogar die Griechen haben eingestanden, dass es ein Fehler war in die Eurozone einzutreten, sich – wie zugegebenermaßen mit massiven Betrug straflos trotz Fälschung von Unterlagen eingeschlichen zu haben.
    Doch davon ist kein einziges Wort zu hören. Weil man es verdrängen will, ebenso so wie die Tatsache, dass Griechenland seine Schulden (wie auch die übrigen EU-Staaten)wird niemals zurückzahlen können und auch nicht wollen.

    Vermutlich existiert bereits eine heimliche Allianz, die eine langsame, aber sichere Inflationierung der Währung namens Euro beschlossen hat, um die gewaltigen Staatsschulden loszuwerden. Dann wäre allen „Staatslenkern“ geholfen und ihnen auch in der Annahme, der normale Steuerzahler oder Geldbesitzer würde das alles klaglos schlucken, geholfen.
    Das dürfte wahrscheinlich auch gelingen. Packen wir es an!

  16. @ runeB

    Oh Mann, oh Mann!

    „Wie erklären Sie bitte die Tatsache, dass allein die Bundesrepublik Deutschland inzwischen rund 2 Billionen Euro …“

    Ganz einfach, runeB: Weil es nicht immer so war, dass staatliche Intervention als Teufelszeug betrachtet wurde. Bevor sich die Ideologie von Milton Friedman und seinen Chigaco Boys durchsetzte, die heute den Erdball beherrscht, galt eine wesentlich humanere Ideologie als gesetzt, nach ihrem Begründer als Keynesianismus genannt. Danach konnten Staaten nicht nur steuernd eingreifen, es wurde sogar von ihnen gefordert. Im Idealfall der reinen Lehre sollte das antizyklisch erfolgen: Geht es der Wirtschaft schlecht, dann schiebt der Staat Investitionen an und bringt die Wirtschaft wieder auf Zack. Geht es der Wirtschaft gut, hält der Staat sich raus und erntet die Früchte der Investitionen, die er angeschoben hat. Eine schöne Idee – in der Theorie. In der Praxis hat das nicht funktioniert, weil kein Konsens darüber zu erzielen war, wann es der Wirtschaft gut geht und wann nicht. Das ist bis heute so. Rutscht das Wirtschaftswachstum, ruft die Lobby: Katastrophe! Politische Führer sind nicht zwangsläufig gute Wirtschaftslenker, weder im Sozialismus noch im Kapitalismus. Trotzdem sind wir mit Keynes besser gefahren als mit Friedman. Insofern hat DHs Aussage über die Staatsfeindlichkeit Hand und Fuß, während Sie sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass Sie Hans-Werner Sinn nach dem Mund reden.

    „Vermutlich existiert bereits eine heimliche Allianz, die eine langsame, aber sichere Inflationierung der Währung namens Euro beschlossen hat.“

    Und noch eine unsinnige Verschwörungstheorie. Inflation ist etwas völlig Normales. Es hat sie immer gegeben, es wird sie immer geben. In stabilen Zeiten haben Verbraucher die Möglichkeit, der Geldentwertung durch geschickte Geldanlagen entgegenzuwirken. Damit meine ich keine Fonds, sondern konservativ angelegtes Festgeld und solche Dinge. Das funktioniert derzeit nicht, und allein das müsste Ihnen runeB doch schon zu denken geben. Der Wurm ist drin im Geldkreislauf. Zurzeit droht dem Geldwert Gefahr durch Deflation.

    Ehrlich gesagt, runeB, ich kann Ihr scheinaufklärerisches Gesäusel, das in Wahrheit pure neoliberale Ideologie ist, nur schwer ertragen.

  17. zu 16 Tiefer Seufzer
    Die Ideologie von Milton Friedman funktioniert nicht, die von Keynes aber auch nicht. So Ihre Ausführungen.
    Eine geschickte Geldanlage (Festgeld und „solche Dinge“) funktioniert derzeit auch nicht. Was funktioniert denn überhaupt? Der Geldkreislauf auch nicht (da ist der Wurm drin).

    Eine Diagnose und Therapie dagegen kann man Ihren Ausführungen nicht entnehmen.

    Zurzeit gibt es keine Deflation. Das Vorliegen einer Deflation ist eine pure unbewiesene Behauptung, Ursache sind in erster Linie die drastisch gesunkenen Energiepreise. Sobald diese anziehen (was nur ein Frage der Zeit ist), wird auch die Inflation anziehen.

    Als Folge einer Deflation sinken die Preise, das heißt der Geldwert steigt, weil man für den gleichen Geldbetrag mehr Waren bekommt. Bestes Beispiel zurzeit der Benzinpreis. Man bekommt für 10 € heute mehr Benzin in den Tank als vor einigen Monaten.
    Die Gefahren einer Deflation liegen ganz woanders.

    „Inflation ist etwas völlig Normales. Es hat sie immer gegeben, es wird sie immer geben.“ Da haben Sie unstreitig recht. Es kommt lediglich auf die Geschwindigkeit einer Inflation an und daran haben die Deutschen keine guten Erinnerungen.

    “Vermutlich existiert bereits eine heimliche Allianz, die eine langsame, aber sichere Inflationierung der Währung namens Euro beschlossen hat.” Sie kritisieren diesen Satz als „unsinnige Verschwörungstheorie“, was aber macht Draghi? Er will die Inflationrate nach oben drücken, ganz offiziell. Wie Sie da auf die Behauptung einer „unsinnigen Verschwörungstheorie“ kommen, lässt sich nicht nachvollziehen.

  18. Noch mal tiefer Seufzer. Mir scheint, Sie lesen Ihre eigenen Kommentare nicht oder haben das, was Sie absondern, in der nächsten Minute schon wieder vergessen.

    SIE waren es, der von einer „heimlichen Allianz“ zur Inflationierung gesprochen haben. Es ist aber nicht nötig, eine solche „heimliche Allianz“, also eine Verschwörung, anzunehmen, um die EZB-Politik zu verstehen, denn das offen erklärte Ziel der EZB ist es, die Inflationsrate bei etwa 2 % zu halten. Daran ist nichts heimlich, sondern das ist das erklärte Ziel.

    Zurzeit gibt es in der Eurozone eine Deflation. Es hilft nämlich nichts, die Energiepreise herauszurechnen, denn die sind Teil des Warenkorbs, aus dem Preissteigerung errechnet wird. Der Druck auf die Löhne, der die eigentliche Ursache der Deflation ist, wird in der Eurozone nicht nachlassen, solange von Berlin aus Austerität als Leitlinie in Europa gepowert wird. Mittelfristig werden die Energiepreise wieder steigen, aber wann, das hängt maßgebich davon ab, wie lange die OPEC ihre Kampfpreise aufrechterhält. In den USA machen zurzeit die ersten Fracking-Firmen dicht, weil sich das Fracken nicht mehr lohnt. Darum geht’s bei den niedrigen Energiepreisen.

    Was Diagnose und Therapie betrifft, runeB, sind Sie der Erste, der Vorschläge einzubringen hätte, denn Sie äußern sich breit und selbstgefällig, aber Konstruktives habe ich von Ihnen hier bisher nicht vernommen.

  19. zu 18 Tiefer Seufzer
    Die gesunkenen Energiepreise habe nichts mit der Eurorettung und Griechenland zu tun. Sie gelten weltweit. Ursache – und das dürfte Ihnen auch geläufig sein – ist die Weigerung Saudi Arabiens, die Ölförderung zu senken, um die Preise für Erdöl zu halten.
    Die Frage wird sein, ob die USA es zulassen, dass ihre Fracking-Explorer dicht machen oder ob es ein nationales Rettungsprogramm geben wird.

    Die EZB flutet mit stillem Einverständnis etlicher Regierungen der Eurozone die Märkte mit einer enormen Geldmenge.Reines Papiergeld ohne realen Gegenwert. Ohne dieses stille Einverständnis wäre es vermutlich nicht zu dieser „Draghi-Bazooka“ gekommen.

    Man muss wohl den Tatbestand akzeptieren, dass Griechenland seine Schulden wird nicht zurückbezahlen können, es sei denn man findet in der Ägäis Ölvorkommen, die wirtschaftlich exploriert werden können. Unabhängig hiervon wird man um einen Schuldenschnitt früher oder später nicht herumkommen.

    Was nun aber ist Ihrer Meinung nach Deflation? Einmal ist der Geldwert in Gefahr ein anderes Mal der Druck auf die Löhne?

    Die EU-Zone kann auf Dauer gesehen nur funktionieren, wenn alle Staaten ohne permanente Unterstützung anderer Staaten d.h. ohne Transfer-Leistungen existieren können.

    Einen „Grexit“, ob zeitlich befristet oder nicht, kann man als Folge der momentanen Situation nicht völlig ausschließen. Das dürfte allen Beteiligten inzwischen ins Bewusstsein gerückt worden sein. Auch den Griechen namens Tsipras und Varoufakis, die ja mit aller Macht im Euro bleiben wollen .. aus guten Gründen.

  20. Doppelttiefer Seufzer!

    „Die gesunkenen Energiepreise habe nichts mit der Eurorettung und Griechenland zu tun.“

    Das hat auch keiner behauptet.

    „Ursache – und das dürfte Ihnen auch geläufig sein – ist die Weigerung Saudi Arabiens, die Ölförderung zu senken, …“

    Genau das habe ich in meinem vorigen Kommentar geschrieben, bezogen auf die OPEC.

    „Die EZB flutet mit stillem Einverständnis etlicher Regierungen der Eurozone die Märkte mit einer enormen Geldmenge.“

    Nein. Die EZB braucht dafür nicht das Einverständnis „etlicher Regierungen“, weder das stille noch das ausgesprochene. Sie folgt autonom ihrer Doktrin vom Zwei-Prozent-Ziel.

    „Man muss wohl den Tatbestand akzeptieren, dass Griechenland seine Schulden wird nicht zurückbezahlen können.“

    Hat niemand bestritten.

    „Die EU-Zone kann auf Dauer gesehen nur funktionieren, wenn alle Staaten ohne permanente Unterstützung anderer Staaten d.h. ohne Transfer-Leistungen existieren können.“

    Quatsch. Durch den ESM hat die Eurozone bereits eine Art Länderfinanzausgleich. Das wird weiterentwickelt werden.

    „Einen “Grexit”, ob zeitlich befristet oder nicht, kann man als Folge …“

    Schwafel schwafel schwafel. Befristeter Austritt aus dem Euro? Merken Sie wirklich nicht, was Sie da für einen Unsinn reden?

    „Was nun aber ist Ihrer Meinung nach Deflation? Einmal ist der Geldwert in Gefahr ein anderes Mal der Druck auf die Löhne?“

    Ihnen ist der Zusammenhang zwischen Lohnentwicklung und Kaufkraft unbekannt?

    Ein schönes Leben noch.

  21. „Durch den ESM hat die Eurozone bereits eine Art Länderfinanzausgleich, Das wird weiterentwickelt werden.“

    Treffende Analogie .

  22. zu 20 Tiefer Seufzer
    „Ihnen ist der Zusammenhang zwischen Lohnentwicklung und Kaufkraft unbekannt?“

    Mir nicht, aber Sie scheinen Kaufkraft mit Geldwert gleichzusetzen.

    „Im allgemeinen Sprachgebrauch wird mit Kaufkraft häufig nicht der Geldwert, sondern das verfügbare Einkommen einer Person oder Personengruppe bezeichnet (siehe Kaufkraft (Konsum)). Die Konsum-Kaufkraft ist von dem Geldwert zu unterscheiden.“
    Der Geldwert von beispielsweise 100 € ist von der Höhe des Einkommens unabhängig.

    “ Nein. Die EZB braucht dafür nicht das Einverständnis “etlicher Regierungen”, weder das stille noch das ausgesprochene. Sie folgt autonom ihrer Doktrin vom Zwei-Prozent-Ziel.“
    Aufgabe der EZB ist die Geldwertstabilität und nicht einer angebliche Doktrin vom Zwei-Prozent-Ziel. Die Gefahr einer Deflation ist in Anbetracht der Tatsache, dass die Energiepreise (die in den Warenkorb eingehen) erheblich gesunken sind, vorgeschoben. Da die EZB mit ihrer Handlungsweise Zeit für unliebsame Entscheidungen der Poltik erkauft, ist ihr die stille Zustimmung der Regierungen (einschließlichs Deutschlands) sicher.
    Es sollte nicht übersehen werden, dass die gesunkenen Energiepreise eine Art kostenloses Konjunkturprogramm für alle Bürger der Eurozone darstellt, die Kaufkraft wird gestärkt. Eine Ursache für eine Deflation ist darin nicht zu erkennen.
    Die Niedrigzinspolitik der EZB dient allein der erleichterten Finanzierung zahlreicher Staaten der Eurozone, aber zulasten der deutschen Sparer.

    „Quatsch. Durch den ESM hat die Eurozone bereits eine Art Länderfinanzausgleich. Das wird weiterentwickelt werden.“
    Vorausgesetzt die Teilnehmer sind damit weiter einverstanden, in zunehmenden Umfang (Weiterentwicklung) Lasten zugunsten anderer zu übernehmen.
    Der Euro ist noch lange nicht über den Berg.

    Mit zunehmender Dauer des Niedrigzinsumfelds verschiebt sich das Verhältnis von Nutzen und Kosten. Die Risiken aus anhaltend niedrigen Zinsen für die Finanzstabilität nehmen zu. An den internationalen Finanzmärkten steigt die Gefahr, das die Suche nach Rendite unter Inkaufnahme erhöhter Risiken zu Übertreibungen führt. Je mehr sich die Märkte in ihrer Risikobewertung an die aktuell außerordentlichen finanziellen Bedingungen gewöhnen, umso höher dürften die Kosten ausfallen, wenn sich die Zinsen und Refinanzierungsmöglichkeiten normalisieren.

    Der seit längerer Zeit von der EZB vorgegebene Niedrigzins hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht, jetzt kauft die EZB Staatsanleihen auf … was, wenn das auch nicht, wie erhofft, funktioniert?
    Wieder Geld drucken?

    Ist das Ihr Lösungsansatz die Probleme zu bewältigen?

  23. Daß Griechenland seine Schuden niemals zurückzahlen könne, ist natürlich Unsinn. Man muß nur ein wenig die Mathematik bemühen und Rückzahlungshöhe mit der Laufzeit in Verbindung setzen. Und kämen dabei 60 Jahre heraus, dann zahlen sie eben über 60 Jahre zurück.

    Das Problem sind nicht nicht eigentlich die Schulden, sondern nur deren Fälligstellung. Und das perfide an der Idee des Schuldenschnitts ist, daß die Griechen nach der Insolvenz munter mit der Verschuldungspolitik weitermachen wollen. Das ist der Sinn hinter dem schuldenschnitt. Aber das ist keine Therapie, sondern nur die Verlängerung der Sucht. Eine Schuldenentziehungstherapie muß jetzt her bzw. forgesetzt werden und nicht irgendwann.

  24. V. Grebe

    „Daß Griechenland seine Schuden niemals zurückzahlen könne, ist natürlich Unsinn.“

    Was hier „natürlich Unsinn“ ist, haben Sie nicht zu entscheiden. Bleiben Sie freundlich, so wie das den Regeln dieser Webseite entspricht. Unterstellen mir nicht, Unsinn zu reden. Sonst bekommen Sie entsprechend zurück. Wenn Andere Ihnen diesen hochnäsigen Ton durchgehen lassen – ich nicht.

  25. zu 24 Tiefer Seufzer

    „Ehrlich gesagt, runeB, ich kann Ihr scheinaufklärerisches Gesäusel, das in Wahrheit pure neoliberale Ideologie ist, nur schwer ertragen.“

    „Was Diagnose und Therapie betrifft, runeB, sind Sie der Erste, der Vorschläge einzubringen hätte, denn Sie äußern sich breit und selbstgefällig, aber Konstruktives habe ich von Ihnen hier bisher nicht vernommen.“

    „Quatsch. Durch den ESM hat die Eurozone bereits eine Art Länderfinanzausgleich. Das wird weiterentwickelt werden.“

    „Schwafel schwafel schwafel. Befristeter Austritt aus dem Euro? Merken Sie wirklich nicht, was Sie da für einen Unsinn reden? “

    „Was hier “natürlich Unsinn” ist, haben Sie nicht zu entscheiden. Bleiben Sie freundlich, so wie das den Regeln dieser Webseite entspricht. Unterstellen mir nicht, Unsinn zu reden. Sonst bekommen Sie entsprechend zurück. Wenn Andere Ihnen diesen hochnäsigen Ton durchgehen lassen – ich nicht.“

    Wie wäre es, wenn Sie Ihr eigenes Dikussionsverhalten mal gründlich überprüfen würden?
    Entscheiden Sie was Quatsch, Schwafel, Unsinn ist?

  26. #24 T. Seufzer

    Daß Griechenland seine Schulden niemals zurückzahlen könne, ist ein Behauptung aus dem hohlen Bauch heraus, wenn Ihnen diese Formulierung lieber ist. Teilen Sie einmal die Gesamtschuld durch die jährliche Rükzahlungsrate, und Sie erhalten die Tilgungszeit in Jahren. Generationenverträge gehen halt über Generationen, wie der Name ja sagt. Insofern kann ich Ihnen leider keinen Trost anbieten. Und ob ich etwas als Unsinn bezeichne, ist natürlich meiner Einschätzung vorbehalten. Ich erlaube Ihnen selbstverständlich, auch meine Beiträge als Unsinn zu bezeichnen, würde dann allerdings in der Sache widersprechen. Das können Sie auch tun.

  27. Hier stimmt irgendetwas nicht.
    Die EZB kauft voraussichtlich die 1.000 Mrd. Anleihen nicht wie angekündigt:
    “ In einer beispiellosen geldpolitischen Maßnahme sollen in den nächsten zehn Jahren 1000 Milliarden Euro, also eine Billion Euro in den Geldkreislauf der Eurozone gepumpt werden…“.
    Schön wär´s, wenn es stimmen würde. Das reale Kaufprogramm ist wesentlich radikaler, es läuft von März 2015 bis Sept. 2016, ist also binnen 16 Monaten abgewickelt und erstreckt sich nicht über 120 Monate (=10 Jahre).
    Man sollte halt gründlicher nachlesen und sich an die eigene Nase (betrifft ausschließlich mich) fassen.

Kommentarfunktion geschlossen