Mal ganz ehrlich: Ich bin jedes Jahr um etwa dieselbe Zeit wie jetzt froh, dass es vorbei ist. Gemeint ist die Buchmesse. Ich muss nicht mal dort gewesen sein, um sie stressig zu finden. Allein der Gedanke genügt. Auch wenn es natürlich eine geradezu wundervolle und mitreißende Erfahrung ist, all diese Menschen zu erleben, die sich für Bücher interessieren.

Das tun diese Menschen doch wohl, oder was meinen Sie?

Das Buch. Die Zeitung. Das gedruckte Wort. Unsere Welt wandelt sich, und das Gedruckte wird digital. Man sollte wohl nicht vergessen, dass es bei alledem weiterhin um Ideen und Geist geht. Das Buch selbst, auf Papier gedruckt, ist nur das Vehikel für diese Ideen, die keineswegs wertlos oder uninteressant werden, wenn sie digital vermittelt werden, ohne auf Papier gedruckt zu sein. Ideen und Geist wird es weiterhin geben. Doch der nächste Umbruch steht schon vor der Haustür der Verlage: Künstliche Intelligenz. Das wird noch spannend.

Dieses Thema beschäftigt Kunstschaffende schon lange. Stanley Kubrick hat in „2001 – Odyssee im Weltraum“ eine KI geschaffen, die (fast) eine ganze Mannschaft eines Raumschiffs umbringt. In den „Terminator“-Filmen hat eine KI namens Skynet in der Zukunft die Herrschaft über die Erde errungen und greift auf die Vergangenheit zu. Auch ich selbst darf mich einreihen, auch wenn meine Bücher noch nicht verfilmt worden sind: Im Jahr 1999 erschien mein Roman „Genetics“, in dem eine KI die Regentschaft über ein Genlabor ausübt, in dem sie den „Amerikaner der Zukunft“ zu erschaffen versucht. In meinem Virenkrieg-Romanzyklus (2013 bis 2020) sind sogar mehrere KI aktiv. Und jetzt kommen wir zum Punkt: Diese KI – im Roman heißt sie „Pioneer“ – betrachtet sich als eigenständige Spezies. Als Fortentwicklung, über den Homo sapiens hinaus.

Es würde uns Menschen, der vermeintlich weise ist und darum „Homo sapiens“ heißt, nur weil er denken kann, gut zu Gesicht stehen, ernsthaft darüber nachzudenken, was wir tun. Denn das, was da mit ChatGPT etc. getan wird, läuft exakt darauf hinaus: Wir entwickeln eine neue Spezies. Den meisten Zeitgenoss:innen ist vermutlich nicht klar, was das bedeutet. Falls es so weit kommt. Aber darauf läuft es hinaus. Darwin lässt grüßen: Der Mensch entwickelt etwas, was über ihn hinausweist. Das muss nicht schlecht sein. Der Mensch selbst ist gerade dabei, sich selbst zu überkommen.

Ich persönlich mache das, was ich als Autor machen kann: Ich schreibe drüber. In meinem überübernächsten Roman – das wird dann wieder ein SciFi-Roman – wird es um die Abwehr gegen KI gehen. Kennen Sie die Borg aus „Star Trek“? Ein auf den ersten Blick verblüffendes Konzept der Kollektivierung von Bewusstseinen. Keine KI im engeren Sinn. Aber ist KI nicht eine Art von Kollektivierung?

Mal sehen, wann auf der Buchmesse zum ersten Mal ein von einer KI verfasster Roman präsentiert wird,

Ihr Bronski

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