Die Rhein-Main-Region als Privatbesitz

Ich möchte keine Flugreisen mehr machen. Und da es wegen meiner Romane ziemlich unwahrscheinlich ist, dass ich jemals zu einer Lesereise in die USA eingeladen werden, muss ich das wohl auch nicht. Aber wer weiß, was noch kommt. Die Aufenthaltsbereiche am Boarding auf den Flughäfen sind mir ebenso ein Graus wie die Enge an Bord. Bei dem Gedanken, in einem solchen Transitbereich gezwungenermaßen übernachten zu müssen, weil das Flugzeug, mit dem ich weg möchte, wegen Unwetter und Nachtflugverbot nicht mehr abheben darf, verursacht mir Übelkeit. Aber ich muss ja nicht fliegen. Alle Urlaubsziele, die mich anziehen, liegen in erfahrbarer Distanz in Europa. Ich bin also alles andere als ein Vielflieger. Ich bleibe am Boden.

WolkenEine solche Situation — Unwetter, Nachtflugverbot — hat es am Wochenende am Frankfurter Flughafen gegeben — siehe „Die Chaos-Nacht am Frankfurter Flughafen„. Dort kam es sogar zu einer Schlägerei. Die Fluggäste hatten offenkundig sehr wenig Verständnis dafür, dass sie am Boden bleiben mussten. Betroffen waren 7000 Menschen, von denen etliche schon in ihren Maschinen gesessen hatten, welche dann doch nicht starteten. 2550 Hotelzimmer hat die Lufthansa besorgen müssen und hat trotzdem nicht genug Betten für alle Fluggäste bekommen. Wie gesagt: So ein Transitbereich ist nichts, wo Menschen sich normalerweise lange aufhalten möchten. Dafür wird jedermensch Verständnis haben.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die, von der die unten folgenden Leserbriefe erzählen. Als Konsequenz aus dieser Chaos-Nacht wird erneut am Nachtflugverbot gerüttelt. FR-Autor Georg Leppert plädiert im FR-Kommentar für eine flexiblere Handhabung des Nachtflugverbots, um Fluggästen solche schlimmen Nächte im Transitbereich zu ersparen. Mit der Konsequenz, das zehntausende von Menschen rund um den Flughafen um ihre Nachtruhe gebracht würden.

Das Nachtflugverbot ist das mühsam ausgehandelte Ergebnis langer, quälender Kämpfe, Diskussionen und Verhandlungen. Es ist ein Kompromiss, der allen Beteiligten — den Einwohnern wie dem Flughafenbetreiber Fraport — Zugeständnisse abverlangt. Ein schwieriger Kompromiss, mit dem, wie man sieht, niemand richtig zufrieden ist. Vielleicht ein schlechter Kompromiss, einer, der dennoch zwingend ist, weil die Nazis 1933 einfach in zu großer Nähe an Frankfurt gebaut haben. Allerdings war der Flughafen damals noch für Luftschiffe geplant, weniger für Flugzeuge. Mit den Folgen dieser Entscheidung muss die Region heute klarzukommen versuchen, denn der Frankfurter Flughafen lässt sich natürlich nicht einfach verlegen. Niemand hat damals vorhersehen können, dass hier einmal 61 Millionen Passagiere jährlich gezählt werden würden, wie es 2015 der Fall war.

Der Flughafen pocht auf seine Rechte, denn sein Geschäft besteht darin, Menschen zu befördern. Aber auch die 5,5 Millionen Einwohner der Metropolregion Rhein-Main haben Rechte, unter anderem das auf eine ungestörte Nachtruhe. Politik ist das bisweilen schwierige Geschäft, solche Interessen auszutarieren. Wenn die Ausgangslage schwierig ist, so wie hier, dann ist ein Kompromiss, an dem alle zu knabbern haben, womöglich ein guter Kompromiss, weil er alle Beteiligten an die Schmerzgrenze führt. Daher haben wir ein Nachtflugverbot, das von den Menschen in der Region zähneknirschend akzeptiert wird. Die Akzeptanz schwindet jedoch, wenn es bei jeder Gelegenheit zur Disposition gestellt wird. Der Flughafenbetreiber sollte das akzeptieren, auch um den Preis von 7000 unzufriedenen Fluggästen. Dass diese Menschen zum Teil am Flughafen übernachten mussten, ist in erster Linie höherer Gewalt anzulasten und erst in zweiter dem Nachtflugverbot. So, wie man schlechtes Wetter nicht „flexibler handhaben“ kann, sollte der Flughafenbetreiber Fraport das Nachtflugverbot ganz einfach wie eine Naturgewalt begreifen.

Elisabeth Marx aus Frankfurt meint:

„7000 Passagiere am Flughafen gestrandet – wir stranden Tag für Tag in unseren Wohnungen, in denen wir immer wieder unsere Gespräche unterbrechen müssen, wo im Garten zu sitzen kein Genuss mehr ist, wo wir morgens um fünf wach werden, wenn die ersten Flieger rausgehen und landen. Wir sind Hunderttausende, mindestens. Und da sollen wir noch kürzer als sechs Stunden schlafen dürfen, weil ein paar Hundert pünktlich in den Urlaub wollen? Das geht gar nicht!“

Hans Schinke aus Offenbach:

„Fordern Ausbaugegner eine Ausweitung der Nachtruhe auf 22 bis 6 Uhr, kontert Fraport regelmäßig mit dem Argument, es gäbe am Flughafen bereits das schärfste und knallhart eingehaltene Nachtflugverbot von 23 bis 5 Uhr weltweit. Können aber 25 Flugzeuge wegen lokaler Unwetter mal nicht mehr bis 24 (!!!!) Uhr starten, dann wird das angeblich schärfste Nachtflugverbot sofort zur Disposition gestellt. Unwetter führen übrigens auch in vielen anderen Lebensbereichen zu Einschränkungen: Keller laufen voll. Blitzschlag verletzt in Nieder-Roden 29 Menschen. Auf der überfluteten Autobahn stehen Familien mit plärrenden Kindern stundenlang im Stau. Und wer bis 24 Uhr seine Steuererklärung nicht in den Briefkasten des Finanzamts eingeworfen hat, kann auch keine Fristverlängerung beanspruchen nur weil gerade Gewitter war. Mit den Unwägbarkeiten des Wetters müssen wir halt alle mehr oder weniger schlecht und recht leben. Wäre die Lobby der Fluglärmgeschädigten so medienmächtig wie die Fraport AG, hätte die FR am 25. Juli als Überschrift nicht getextet: „Mehr Starts nach 24 Uhr- Nach Unwettern fordert Fraport Ausnahmen ein“, sondern „Nachtflugverbot erneut ausgehebelt – Hunderttausende in der Rhein-Main-Region um den Schlaf gebracht“. Fraport will in einer der am dichtest besiedelten Region Europas mit dem Bau von Terminal 3 noch mehr Verkehr, noch mehr Umsteiger aus aller Welt und damit noch mehr Krach ans Drehkreuz holen, um die Flugbewegungszahlen von heute 470.000 auf 700.000 zu steigern. Solange sie an diesem irren Geschäftsmodell festhält, werden Politik und Bürger auch weiterhin von der Fraport AG in Geiselhaft genommen und erpresst.“

Heinz Kapp aus Neu-Isenburg:

„Ja! Man sollte über das Nachtflugverbot nachdenken, aber nicht so wie es der Flughafenbetreiber FRA tut.
Wegen höherer Gewalt (Blitzgefahr) konnten am 22.Juli 16 nicht alle vorgesehenen Maschinen auf dem Vorfeld abgefertigt werden. Grob eine Stunde – in die viel zu kurze – Nachtruhe hinein, wurden Maschinen mit Ministererlaubnis kreuz und quer außerhalb der Abflugrouten in den Himmel geschickt. In Neu-Isenburg und andernorts , in Häusern über die gar keine Flugzeuge fliegen dürfen, saßen erschreckte Kinder und schlafbedürftige Erwachsene senkrecht in ihren Betten.
Warum? In Massen fliegen Menschen teils 2-3x jährlich in ferne Urlaubsorte. Höhere Gewalten (Amokläufer/Gewitter/Schneelage) können das verschieben.
Was haben die, die per Bahn, bzw. selten in den Urlaub fahren oder nur hier wohnen damit zu tun? Die Nachtruhe sollte auf das halbwegs gesundheitlich verträgliche Maß von 22-6 Uhr ausgeweitet werden. Dann kann es eine Flexibilität geben, dass bei Problemen beim Abflug mal eine Stunde länger geflogen werden kann. Auf der anderen Seite sollte als Ausgleich an Hitzetagen noch mal eine Stunde eher Schluss sein mit den lärmenden Starts, wenn man unmöglich bei geschlossenen Fenstern schlafen kann! Nur so wird eine interessenausgleichende Logik daraus, an die Herren der FRA und das Wirtschaftsministerium!“

Stefan Plock aus Ober-Ramstadt:

„Wie bitte, damit 7000 Menschen nicht am Flughafen übernachten müssen, soll Zehntausenden die Nachtruhe noch weiter unmöglich gemacht werden? Schlimm genug dass es überhaupt irgendwelche Ausnahmegenehmigungen gibt und das Menschenrecht der Anwohner immer noch mit Füssen getreten wird, da noch etwas draufzupacken zu wollen ist eine Frechheit sondergleichen.
Niemand kann am Wetter etwas ändern, auch nicht die Anwohner um den Flughafen, da ist es doch nicht mehr als recht und billig wenn die Betroffenen Fluggäste und Fluglinien das Problem ausbaden müssen und nicht die Anwohner. Es ist doch die Schuld von Fraport und Co. wenn der Tag derart mit Flügen zugeschüttet wird, dass für „Notfälle“ keinerlei Puffer mehr übrig ist. Und ausgerechnet die Grünen wollen sich einmal wieder mit einem Unternehmen an einen Tisch setzten welches in seiner gesamten Historie noch nie auch nur die geringste Rücksicht auf die Menschen genommen hat (nur unter gerichtlichem Zwang, und selbst Gerichtsurteile werden oft einfach ignoriert, siehe an- und abschwellender Verkehr in den Randstunden).
Nein, Fraport müssen endlich die Flügel gestutzt werden, das Unternehmen muss auf einen Dienstleister der Region reduziert werden. Weg vom übermächtigen Moloch der eine ganze Region als Privatbesitz ansieht und zerstört. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, damit ist ganz sicher nicht das Recht auf einen verzögerunsfreien Anschlussflug gemeint sondern vielmehr das Recht auf eine vollständige Nachtruhe der Bewohner vor Ort.“

Michael Schiedermeier aus Oberursel:

„Statt eine „flexible“ Handhabung zwischen 23 und 5 Uhr zu fordern,sollten die Flugverbotszeiten auf acht Stunden ausgedehnt werden. Als Oberurseler Bürger registriere ich seit Wochen einen erhöhten Lärmpegel durch immer mehr und – nach meinem Eindruck – immter tiefer fliegende Jets aus allen möglichen Richtungen. Insbesondere nachts gegen 23 Uhr scheint es eine „Rush-hour“ am Flughafen zu geben, denn dann häuft sich der Lärm zahlreicher Maschinen auch über Oberursel. Um den ständig steigenden Flugverkehr wieder in erträgliche Dimensionen zu lenken wäre eine Bepreisung der Flüge unter vollständigem Einschluss der Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden dringend erforderlich. Hier versagen die in Hessen mitregierenden Grünen-Politiker ebenso, wie alle anderen. Neben der Autoindustrie ist die Flugbranche offenbar eine der „heiligen Kühe“, die Politiker – gleich welcher Richtung – nicht antasten. Hauptsache, das Geschäft brummt und die Rendite stimmt.“

Eberhard Bacher aus Frankfurt:

„Immer häufiger wird das Nachtflugverbot ab 23 Uhr durch Ausnahmeregelungen der Landesregierung überschritten. Am vergangenen Freitag (22.7.) donnerten die Flugzeuge bis mindestens 01.00 Uhr mit ohrenbetäubendem Lärm über die Siedlungsbereiche rund um den Flughafen. An Schlafen war für die Anwohner nicht zu denken. Grund für die sog. Ausnahmeregelungen war ein vorausgegangenes Gewitter. Die Unwetter mit Gewitter häufen sich und somit auch die Ausnahmeregelungen mit der Lärmfolter für die Anwohner. Statt sich für die nächtlichen Schlafstörungen zu entschuldigen, sollen sie bei derartigen und anderen Fällen zur Regel werden. Das ist die aktuelle Forderung der Fraport und der Lufthansa sowie ihrer Interessenverbände.
Das darf doch nicht wahr sein! Nach 1 Uhr endet die „Lärmorgie“ und bereits um 5 Uhr beginnt sie erneut.
Als ich heute beim Frühstück den Artikel über die Forderung nach einer weiteren Lockerung des Nachtflugverbots lese, donnern wie jeden Tag im „Halbminuten-Takt“, die Langstrecken-Flieger mit überwiegend Ur-laubs-Touristen über unsere Dächer. An eine Frühstücks-Atmosphäre mit Appetit und Unterhaltung ist nicht zu denken. Der ständige Fluglärm mit seinen bedrohenden Lärm- und Pfeifgeräuschen, macht aggressiv und übellaunig. Man fragt sich oft, wie lange das die Menschen das noch aushalten? Bei diesem seit vielen Jahren anhaltenden Konflikt, dürfen nicht nur die organisatorischen- und wirtschaftlichen Interessen der Fraport und der Lufthansa maßgebend sein sondern es muss auch eine Interessenabwägung der davon betroffenen Menschen erfolgen, denn der Flugbetrieb ist kein Selbstzweck für Unternehmen und deren Aktionäre.
Eine Lösung des Konflikts ist nur durch eine objektive Interessenabwägung unter Abwägung der zahlenmäßigen Betroffenheit zu erreichen. Wie dies auch bei der politischen Entscheidung über den Ort der Landebahn der Fall gewesen sein soll (so Roland Koch). Auf der einen Seite waren angeblich 8 000 Urlaubsreisende betroffen und auf der anderen Seite leben rund fünf Millionen Menschen in der Flughafenregion, die in der Nacht wegen des Fluglärms nicht zur Ruhe kommen.
Für Flugreisende ist das Risiko ein Lande- oder Startverbot zu erleben, relativ gering. Während für die Anwohner das Risiko der Ausnahmeregelungen gegen das Nachtflugverbot permanent besteht. Die Landesregierung sollte diese Position gegenüber der Fraport und der Lufthansa klarstellen. Jede weitere Aushöhlung des Nachtflugverbots wird zur Eskalation er Auseinandersetzung um den Flughafenausbau führen und letztlich auch den Betrieb und die Sicherheit des Flugbetriebs gefährden. Die Forderung der Menschen in der Flughafenregion lautet: „Ausbau des Nachtflugverbots von 22 bis 6 Uhr“.“

Klaus Philipp Mertens aus Frankfurt

Die Forderung von Fraport nach mehr „Flexibilität beim Nachtflugverbot“ ist dreist. Wegen heftiger Gewitter hätten 25 Maschinen trotz Ausnahmegenehmigung einen Start bis Mitternacht nicht mehr geschafft.
Allein schon das Erteilen einer Ausnahegenehmigung ist ein Angriff auf die Menschenrechte tausender Anwohner, deren ohnehin knapp bemessene Nachtruhe um eine weitere Stunde gekürzt wurde. Obendrein werden mit solchen Begehrlichkeiten Ursache und Wirkung in manipulativer Absicht verdreht. Denn die Luftfahrt zählt zu den größten Mitverursachern der Klimaveränderung, welche die von Jahr zu Jahr heftiger werdenden Unwetter hervorruft. Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber genießen sogar noch ein weiteres Privileg: Kerosin wird im Gegensatz zu anderen fossilen Brennstoffen nach wie vor nicht besteuert.
Jetzt möchte Fraport noch eines draufsetzen und leitet aus der systematischen Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen sogar einen Anspruch ab, den man so beschreiben könnte:
Wir sind der größte Klimakiller, deswegen ist es recht und billig, dass wir auch für die Folgen nicht herangezogen werden. Der Flugverkehr (korrekterweise das in ihn investierte Kapital) ist auf einen unbegrenzt verfügbaren Luftraum angewiesen. Dem haben sich andere Interessen unterzuordnen. Denn Geld regiert die Welt. Das halten die Schwarzen für richtig, mittlerweile auch die Grünen und die Rosa-Roten klammheimlich auch. Der Rest ist zu vernachlässigen.
Das zuständige Verkehrsministerium signalisierte bereits Bereitschaft, sich mit den Beteiligten an einen Tisch zu setzen. Unter Beteiligten versteht man dort selbstverständlich nicht die um ihre Gesundheit und Lebensqualität Betrogenen. Eben jenen Rest, auf den es nicht anzukommen scheint.

Diskussion: frblog.de/gestrandet

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5 Kommentare zu “Die Rhein-Main-Region als Privatbesitz

  1. Flüge zu vermeiden ist nicht jedem vergönnt. Wenn ich meinen in den USA lebenden Sohn und seine Familie mehr als ein-, zweimal im Jahr sehen möchte, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich ins Flugzeug zu setzen. Auch ich habe schon erlebt, dass der Flieger, in dem ich saß, wegen eines Unwetters nicht am geplanten Ort landen konnte, und als wir dann endlich dort ankamen, die Anschlussmaschine schon weg war. Wie immer in solchen Fällen ist man dann nicht der einzige, der auf diese Weise strandet, und es ist kein Hotelzimmer mehr zu bekommen. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als uns auf den Schalensitzen (!) im Flughafengebäude langzulegen und am nächsten Tag auszuharren, bis 22 Stunden später ein Ersatzflug für uns organisiert worden war. Wenn man solche Langstreckenflüge mit Umsteigen unternimmt, muss man mit so etwas rechnen, und wenn man fit genug für eine solche Reise ist, übersteht man das auch, sonst sollte man lieber zu Hause bleiben.
    Ein solches Missgeschick ist mit Sicherheit kein Grund, das aus gutem Grund verhängte Nachtflugverbot zu umgehen.

  2. Ist irgendwie auch ein geiler Vergleich:

    61 Millionen „Flieglinge“ jährlich werden von einer Provinzregion wie Deutschland einfach mal so gewuppt und über fast jedes Problem der Unterwohner setzt man sich mit dem Kunden-Argument hinweg.

    Wenn ein schlappes Milliönchen „Flüchtlinge“, oder sagen wir großzügig, zwei, aus besseren Gründen reisen, dann ist ganz Provinzdeutschland echt mal total überfordert.

    Vorschlag:
    Die leeren Sitze der „Fliehzeuge“ mit „Flüchtlingen“ besetzen und sie kostenlos rund um die Welt reisen lassen. Die „Flieglinge“ übernehmen Betreuung, Sprachkurse und Ausbildung und wenn sie alle wiederkommen, sind sie alle klüger.
    Man reist ja, um Land und Leute kennenzulernen.

  3. Einerseits verstehe ich die Argumentation der offenbar betroffenen Anwohner der Region. Andererseits frage ich mich, seit wann diese Menschen dort leben. Zumindest wer in den vergangenen ca. 30 Jahren in das Rhein-Main-Gebiet gezogen ist, musste sich über einen wachsenden Flughafen und die damit verbundenen Auswirkungen im Klaren sein.

    Ich habe in der 1980er Jahren in Gravenbruch (Neu-Isenbuurg) gewohnt, also quasi direkt in der An- und Abflugschneise. Damals gab es meiner Erinnerung nach kein Nachtflugverbot. Stattdessen gab es damals noch die US-Airbase. Und deren Maschinen, darunter extrem laute Exemplare wie die Lockheed Galaxy, starteten und landeten rund um die Uhr. Ich habe in dieser Zeit problemlos geschlafen und kann keine Spätfolgen feststellen (in einer Wohnung mit Einfachverglasung ohne jeglichen Schallschutz). Ich frage mich deshalb, ob wir es hier nicht ein Stück weit mit einem kollektiven „sich hineinsteigern“ zu tun haben. Jedenfalls kann ich die Aufregung nicht nachvollziehen, wenn an normalerweise wenigen Tagen im Jahr das Nachtflugverbot um eine Stunde nach hinten verschoben wird, und man dadurch mehreren tausend Menschen eine Nacht auf Flughafengestühl erspart. Wir leben in einer extrem verkehrsreichen Region des Landes, ja ganz Europas (nicht nur Flugverkehr). Dessen sollte man sich bewusst sein. Fraport wird nicht umziehen (wohin auch). Genauso wenig wird man eines Tages aufwachen, und die A3 ist nicht mehr an ihrem Platz.

    Ich war etliche Jahre Vielflieger, und ich habe es in dieser Zeit sehr genossen, einen internationalen Flughafen vor der Tür zu haben, trotz der damit verbundenen Nachteile. Jetzt fliege ich nur noch sehr sporadisch, kann aber trotzdem mit dem Flughafen leben. Es muss auch mal eine andere Meinung erlaubt sein.

  4. @Napez
    Klingt erstmal logisch. Aber bei genauerer Betrachtung ist das Lärmproblem doch nur eine ein Problem der Betreiber, ihre Ressourcen bestmöglich auszunutzen.

    Die Leidtragenden (die Passagiere) und die Lärmtragenden (die Anwohner) passen sich willig oder unwillig an die Bedürfnisse der Betreiber an und lassen sich dabei von Preisen und der angeblichen Zeitvorteilen oder mit pseudowirtschaftlichen Argumenten ködern.

    Dazu muß man sagen, daß die Kalkulationen der Betreiber einfach nicht wahrhaftig sind, da sie jeglichen kostenintensiven Nebenaspekt (in vulgo: Kollateralschaden) ganz einfach hinwegleugnen und auf andere, wehrlose und möglichst viele Schultern verteilen.

    Verkürzt: Es gibt keinen Grund, von Frankfurt aus abzufliegen, keinen Grund, zu bestimmten Zeiten zu fliegen und schon gar keinen Grund, nachts zu fliegen, als allein das Diktat der Betreiber.

    Der freie Wille der Verfügbarkeit ist in Wahrheit keiner. Wenn jemand, das sage ich bewußt, mit seiner Arbeit oder Freizeit in Zeitdruck gerät, muß er sich sagen lassen, daß er sein Leben nicht im Griff hat.

  5. zu @ Napez
    Der Grund für die allgemeine Unentspanntheit ist das vor wenigen Jahren eine zweite Landebahn in Betrieb genommen wurde. Das bedeutet es gibt eine zweite Einflugschneise und Leute die dem völlig fassungslos gegen über stehen weil sie das was sie geschildert haben nicht kannten. Ich kenne das schon und bin ganz froh das die dicken Brummer mitten in der Nacht weg sind. Davon abgesehen ist das derzeitige Nachtflugverbot ein Kompromiss der grundsätzlich einzuhalten ist. Wenn man aber ein bisschen Entspannter wäre bei dem Thema könnte man auch sagen Ausnahmen bestätigen die Regel.

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