Liebe Leute,
demnächst gibt es was zu feiern: Die Frankfurter Rundschau wird 70. Ein runder Geburtstag also. Ich will jetzt keine blöden Sprüche hören, von wegen die alte Tante Rundschau sei in die Jahre gekommen. „Alte Tante Rundschau“, so wurde die FR schon in den Achtzigerjahren genannt. Ich habe mir sagen lassen, der Grund dafür sei der gewesen, dass die FR damals oft Gewerkschaftspositionen vertreten habe und für die Armen und Unterprivilegierten eingetreten sei. Letzteres tut sie heute noch. „Alte Tante Rundschau“– ich könnte mir vorstellen, dass dieser Begriff in den Achtzigern von jenen Leuten gestreut worden sein könnte, die damals (auf der Basis des Lambsdorff-Papiers) den neoliberalen Umbau Deutschlands in Angriff nahmen.
In die Jahre gekommen? Tatsächlich ist die FR eine sehr lebendige und kritische Zeitung, und ihre lange Tradition — sie war die zweite Zeitung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland erscheinen durftte — ist Erbe, Verpflichtung, aber auch Versprechen. Die FR begleitet weiterhin, auch in Zeiten eines kräftigen Strukturwandels, zahlreiche Menschen durch ihr tägliches Leben.
Zum Siebzigsten planen wir eine Sonderbeilage, an der wir Sie auf einer Doppelseite beteiligen wollen. Schreiben Sie uns, welche besonderen Erlebnisse und Erfahrungen Sie persönlich mit Ihrer FR verbinden. Die FR hat Sie doch sicher schon mal zum Lachen gebracht? Oder zum Weinen? Lassen Sie uns an diesen emotionalen Momenten Ihres Lebens teilhaben.
Natürlich sind Sie auch eingeladen, kritische Würdigungen zu schicken, die wir im regulären Leserforum veröffentlichen können. Auf dieser Sonder-Doppelseite aber soll es persönlich und emotional zugehen.
Haben Sie Fotos aus zurückliegenden Tagen, die mit der FR zu tun haben? Wenden Sie sich damit an die Adressen, die Sie im täglichen Leserforum im Bronski-Infokasten finden, oder posten Sie Ihre Beiträge hier, im FR-Blog, das Sie auch ganz unkompliziert zur Kontaktaufnahme nutzen können. Alles, was eingesandt wird, wird auch veröffentlicht – entweder auf der gedruckten Sonderseite oder auf einer Jubiläumsseite auf FR-online.de.
Ihr Bronski
Tja, lieber Bronski, keine blöden Sprüche! Verdammt schwer; denn die alte Tante mit ihren in sie gekommenen Jahren fällt ja jetzt schon mal flach.
Herzlichen Glückwunsch, zunächst mal!
Da hätte ich einen:
Steht hinter der FAZ immer ein Kluger kopf, so wiegt hinter der FR immer ein Weiser sein Haupt.
Das war’s erst mal; zum Fünfundsiebzigsten sehen wir weiter.
wegen (nachvollziehbaren) poststreiks bekommen wir seit fast 2 wochen keine fr… also entgehen uns vermutlich manche informationen zum jubiläum…
wiedemauchsei, vorabgratulation an alle gestorbenen und lebenden wesen, die es ermöglicht haben, diese lesenswerte zeitung am leben zu erhalten. ein gebührlicher beitrag folgt.
wann genau war die gründung? und welches war die andere zeitung?
Die erste Lizenz der amerikanischen Militärverwaltung wurde am 1. August 1945 an die Frankfurter Rundschau vergeben, als erste Zeitung genehmigten die US-Truppen jedoch bereits am 24. Januar 1945 (ohne reguläre Lizenz) die Aachener Nachrichten, die am 27. Juni eine offizielle britische Lizenz bekamen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pressegeschichte_in_Deutschland
Die Rundschau war mal das Maß eines Dings:
570 x 2 + 160 = 1300
800 + 70 = 870
Zeitungshöhe x Partner + Kaffeekanne = Tischlänge
Zeitungsbreite + Kaffeetasse + Rand = Tischbreite
900×1300 war das Maß.
Dank FR 100.000 DM gespart.
Durch einen Mitte der 1990er Jahren erschienenen Artikel in der FR habe ich erfahren, dass jeder Mieter ein gesetzliches Vorkaufsrecht für den Fall hat, dass seine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in eine Eigentumswohnung umgewandelt und anschließend verkauft werden soll. Im Falle eines Verkaufs an einen Dritten muss der Vermieter den Mieter informieren und ihn den notariellen Kaufvertrag zukommen lassen, damit der Mieter die Wohnung zu denselben Konditionen erwerben kann. Letztendlich hat meine ehemalige Vermieterin nach 5 Jahren mein Gebot, dass 100.000 DM niedriger war als ihr Kaufangebot, akzeptiert.
Nachdem wir in einer Studenten-WG die FR in den siebziger Jahren abonniert hatten, habe ich sie seit etwa 1978 ununterbrochen selbst bezogen.
Wenn ich auch nicht mit allen Beiträgen, insbesondere seit der Übernahme durch die FAZ, einverstanden bin, so stellt doch die FR noch eine gewisse Alternative zur überwiegenden Presselandschaft dar und zeichnet sich durch hervorragende Kommentare, wie z.B. von Stephan Hebel, Joachim Wille, Holger Schmale oder Christian Bommarius, aus. Besonderen Glückwunsch für die Veröffentlichung des Interviews mit Gesine Schwan zu Griechenland.
Ebenso kann ich glücklicherweise durch die Mehrzahl der Leserbriefe erkennen, dass ein Großteil der Leserschaft auf meiner Linie liegt.
Schließlich bin ich Bronski dankbar, dass er die meisten meiner Leserbriefe auch veröffentlicht, was mir schon öfter positive Rückmeldungen aus dem Bekanntenkreis, aber auch von Fremden in Telefonanrufen oder deren Leserbriefen eingebracht hat.
Aus einem früheren Anlass habe ich noch einen Nachdruck der Erstausgabe vom 01.08.1945 (Einzelpreis RM 0,20), der Ausgabe vom 09.05.1960 (Preis DM 0,20), vom 20.03.1970 und vom 30.04.1986 (Preis DM 1,20) in meinem Archiv.
Ich wünsche der FR für die Zukunft viel Erfolg, einen kritischen und guten Journalismus sowie zahlreiche, treue Abonnenten sowie eine solide finanzielle Grundlage für ihre künftige Arbeit.
@bronski
Hallo Bronski, zum Thema des 70’sten würde passen:
„The most moving songs..“
Höre gerade Tracy Chapman und ich denke, kaum jemand hat je die Welt so bewegt, wie diese Sängerin.
Wie wäre es, zu jedem Altersjahr der FR einen solchen „Most moving song“ zu küren?
?
Der Aufmacher von heute „Es können nicht alle kommen“ von Ursula Rüssmann hat mich an die ersten Begegnungen mit der FR erinnert, denn die Bewertung des Verhaltens der Bundeskanzlerin spricht mir aus dem Herzen.
Es muss 1969 oder 1970 gewesen sein, dass ein Onkel mich, damals noch Schüler, bei einer Familienfeier völlig überraschend fragte, ob ich ein Abo einer Tageszeitung wolle. Meine spontane Antwort: „Gerne, die Frankfurter Rundschau!“ Und dies, obwohl ich die FR noch nie in Händen gehalten hatte. Aber beim morgendlichen Hören der Sendung Blick durch die Presse des Südwestfunks waren die zitierten Kommentare der FR genau meine Wellenlänge im Unterschied zu fast allen anderen Zeitungen. Der Onkel rief im Übrigen am folgenden Tag nochmals an um zu erfragen, ob ich nicht die FAZ gemeint habe, deren Kommentare jedoch genau das Gegenteil meiner Grundauffassungen zum Ausdruck brachten. Auch die FAZ hatte ich bis dahin noch nie in Händen. Die FR erhielt ich daraufhin für zwei Jahre als Geschenkabo und danach abonierte ich sie selbst.
Ich freue mich, dass die FR wieder zur damaligen Form gefunden hat, auch wenn dies in wirtschaftlicher Verbindung mit der FAZ erfolgt.
Alles Gute zum 70.
Herzlichen Glückwunsch, FR!
Auch wenn ich, Abbonnentin seit 1972, mich manchmal über die sprachlichen Klopper deiner Journalisten ärgere – die andere große Frankfurter Tageszeitung kommt für mich nicht in Frage. Während meiner drei Jahre in Rom habe ich manchmal die FAZ gekauft, weil sie die einzige deutsche Tageszeitung war, die man um 1980 herum am Herausgabetag am Kiosk erwerben konnte. Und ich muss sagen, mir ist bei der Lektüre der dort veröffentlichten politischen Kommentare manchmal der Kaffee hochgekommen.
Deshalb bleibe ich dir treu, liebe FR.