In den Krankenhäusern fehlt sogar Toilettenpapier

Da war man sich in Brüssel wohl doch ein wenig zu früh ein wenig zu sicher: Alexis Tsipras, der neue griechische Regierungschef, werde nach gewonnener Wahl zwangsläufig verbal abrüsten müssen, denn Griechenland habe Verträge mit seinen internationalen Geldgebern, und wenn es die nicht einhalte, werde kein Geld fließen. Dann sei Griechenland in Nullkommanichts bankrott. Zwei Tage später war man schon ein bisschen vorsichtiger, denn ganz so leicht scheint der Grieche es den Europäern nicht machen zu wollen. Vielmehr tut Alexis Tsipras das Unerwartete, und zwar in vielerlei Hinsicht.

So geht er eine Koalition mit der rechten Anel-Partei ein, die europapolitisch mit Syriza vergleichbare Standpunkte vertritt. Ansonsten, so zunächst der Tenor der Berichterstattung, hätten die beiden Parteien keine gemeinsame Schnittmenge. Klare Sache: Tsipras wichtigste Primärziele sind europapolitischer Natur, und daher koaliert er mit eben jener Partei, mit der er bei diesem Thema möglichst viel gemeinsam hat. Ob diese Koalition das erste Jahr übersteht? Könnte durchaus sein, denn es gibt noch eine weitere gemeinsame Position mit Anel: Man könnte doch mal in Russland nach Verbündeten schauen. Tsipras selbst war schon in Moskau, Anel-Chef Kammenos ebenfalls …

Dass Tsipras quasi nebenher bereits laufende Privatisierungen stoppen, dass er Beamte wieder einstellen lässt, also Sparauflagen nicht umsetzt, wäre an anderen Tagen in Brüssel vermutlich Aufreger genug, aber dort hat man jetzt andere Sorgen. Tsipras macht Putin schöne Augen! Will er sich etwa Geldgeber in Russland beschaffen? Lässt er sich von Russland als Spaltpilz einsetzen, um die strukturellen Schwächen europäischer Politik auszunutzen, die außenpolitische Positionen einstimmig vertreten muss? Und der neue griechische Finanzminister ist ein hochintelligenter Ökonom mit Schwerpunkt Spieltheorie — will Tsipras mit der EU zocken? Es ist schon fast komisch zu sehen, wie das politische Brüssel, das sich eben noch so sicher war, plötzlich Angst bekommt angesichts des Pokerface in Athen.

Pokerface? Alexis Tsipras. (dpa)
Pokerface? Alexis Tsipras. (dpa)

Was soll Tsipras aber sonst machen? Die Verelendung Griechenlands im Blick, hat er weitreichende Wahlversprechen gegeben. Wenn er nur eine Handvoll davon umsetzen kann, werden die Griechen ihm dankbar sein. Wie sich jetzt zeigt, ist Tsipras‘ Position nicht so schwach, wie viele geglaubt haben. Er holt Politikfelder in die Verhandlungsmasse, die aus Brüsseler Sicht nichts mit dem wirtschaftlichen Problemen zu tun haben. Er macht das vermutlich, um für Griechenland etwas herauszuschlagen.

Es könnte daher sein, dass sich die beispiellose Instinktlosigkeit der Merkel’schen Austeritätspolitik noch rächt. Da wurde Griechenland eine neoliberale Radikalkur nach dem Muster einer Schock-Strategie verordnet (wie das funktioniert, ist in Naomi Kleins gleichnamigem Buch nachzulesen), und das Land wurde gezwungen, in kürzester Zeit alle Sünden auszubügeln, die eine korrupte Politikerkaste über Jahre begangen hatte. Soziale Standards runter, Gesundheitssystem an die Wand, Perspektivlosigkeit überall — an den Militärinvestitionen jedoch wird nicht gespart, und es wird auch nichts dafür getan, endlich ein funktionierendes Steuersystem aufzubauen, das die vermögenden Griechen nach ihren Möglichkeiten an der Entwicklung des Landes beteiligt. Und die unzähligen Milliarden Euro der Troika, die Griechenland gegeben wurden, um es liquide zu halten — wo sind die hin? Die Griechen hatten nichts davon, denn das Geld ist in den Schuldendienst geflossen, an die Banken und internationale Investoren. Derzeit beläuft sich die Schuld Griechenlands auf 320 Milliarden Euro, eine Summe, die es unmöglich jemals wird zurückzahlen können. Ein Viertel seines Staatsetats muss Griechenland aufbringen, um diese Schulden zu bedienen. Und da wundert man sich in Brüssel und Berlin über einen frech auftretenden Tsipras, der alle ihm zur Verfügung stehenden Optionen zu nutzen versucht? Einen Schuldenschnitt fordert? Reparationsforderungen an Deutschland stellt? Die Griechen sind ein kleines Volk, aber sie sind ein stolzes Volk, und sie haben ein feines Gespür für Demütigungen, von denen sie unter den Osmanen und im Zweiten Weltkrieg auch unter den Deutschen einige erfahren haben.

Das Problem, das hat auch Paul Krugman kürzlich gesagt, sitzt in Berlin, nicht in Athen. Ich hoffe daher sehr, dass man Tsipras substanziell so weit entgegenkommt, dass er einen Teil seiner Wahlversprechen umsetzen und die Situation des griechischen Volkes zumindest in Ansätzen verbessern kann. Jetzt ist Pragmatismus gefragt. Das neue Griechenland hat schon gezeigt, dass es pragmatisch sein kann, denn der neue griechische Außenminister nahm an der ersten Außenministerrunde in Brüssel teil, auf der auch über neue Sanktionen gegen Russland gesprochen wurde, und stimmte mit. Brüssel und Berlin müssen jetzt ebenfalls pragmatisch sein. Griechenland braucht einen weiteren Schuldenschnitt, der die Belastung auf ein Maß reduziert, das gestemmt werden kann. Das Land braucht einen Marshallplan und Perspektiven, die klar signalisieren: Es gibt eine gemeinsame Zukunft mit der EU. Mit dem ökonomischen Kahlschlag muss Schluss sein, sonst könnte es durchaus sein, dass Tsipras tatsächlich gemeinsame Sache mit Putin macht. Dann wäre die EU außenpolitisch so gut wie handlungsunfähig. Das kann nicht in Merkels und Junckers Interesse sein. In dem von Alexis Tsipras allerdings auch nicht.

Peter Boettel aus Göppingen:

„Nachdem in den Beiträgen in der FR vom 27. und 28. Januar 2015 das Ergebnis der Wahlen in Griechenland nicht gerade wohlwollend beschrieben und kommentiert wurde, muss den Leserbriefen vom 28. 1. beigepflichtet werden.
Als bekannt wurde, dass der dritte Versuch der Präsidentenwahl am 29.12.2014 gescheitert war, überschlugen sich die Überschriften in den Zeitungen mit den schlimmsten Parolen und Horrormeldungen gegenüber dem griechischen Volk, gegen der Partei Syriza und deren Spitzenkandidat Alexis Tsipras, die jegliche journalistische Seriosität vermissen ließen, gefolgt von den Warnungen, nur ja „richtig“, also die Nea Demokratia zu wählen. Dabei zeichnet sich der Wahlsieger Syriza im Gegensatz zu Nea Demokratia des Merkel-Vasalls Samaras und dessen Koalitionspartners Pasok dadurch aus, nicht durch jahrzehntelange Korruption, Vetternwirtschaft, Begünstigung von Steuerhinterziehung und unverantortliche militärische Aufrüstung vorbelastet zu sein.
Abgesehen von der Tatsache, dass die von der EU geleisteten Zahlungen lediglich dazu dienen konnten, Zinsen abzustottern, hat die Troika-Politik unter Anleitung von Merkel gegenüber Griechenland zum Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion im Jahre 2014 um fast ein Viertel gegenüber 2008 geführt, die Arbeitslosigkeit ist auf 27 Prozent gestiegen, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bereits über 50 Prozent, was wiederum zur Abwanderung dringend benötigter Arbeitskräfte führt; das Gesundheitswesen wurde völlig kaputtgespart, so dass Medikamente fehlen, dringende Operationen nicht mehr durchgeführt werden können und sogar das Toilettenpapier in den Krankenhäusern fehlt. Während die Bundesregierung sich gnadenlos und menschenverachtend gegenüber europäischen Mitbürgern verhält, die bereits im Zweiten Weltkrieg unter der Besatzung zu leiden hatten und viele Opfer zu beklagen hatten, beteiligte sich Griechenland im Jahre 1953 am Londoner Schuldenerlass, durch den die Hälfte der deutschen Schulden erlassen wurde.
Wenn nun die griechische Bevölkerung von ihrem demokratischen Recht Gebrauch gemacht hat, eine Regierung, deren Parteien eine wesentliche Mitschuld an diesem Elend tragen, abzuwählen, wird ihr dies noch von „christlich sozalen“ Politikern wie Herrn Söder übel genommen, bzw. es greifen manche Blätter wieder zur Keule mit Ausdrücken wie „Euroschreck“, „Brandstifter“ oder „Rattenfänger von Athen“ gegenüber einem
demokratisch gewählten Ministerpräsidenten, der entsprechend seinem Amtseid „die nationale Unabhängigkeit und die Unversehrtheit des Landes verteidigen, die Rechte und Freiheiten der Griechen schützen und dem allgemeinen Interesse des griechischen Volkes dienen“ will, während insbesondere sein Vorgänger Samaras das exakte Gegenteil davon praktiziert hat.
Und geradezu beschämend ausgerechnet für Sozialdemokraten klingt es, wenn Eurogruppenchef Dijesellbloem mit Hilfsstopp droht, oder SPD-Chef Gabriel gleich nach der Wahl ausgerechnet in der Bildzeitung eine Weiterführung der Sparmaßnahmen fordert. Das Schicksal der Pasok, die als Koalitionspartner der konservativen Nea Demokratia von stolzen 48 Prozent im Jahre 1981 auf nunmehr 4,67 Prozent (in Deutschland wäre sie nicht mehr im Parlament) abgesunken ist, sollte für die SPD ein warnendes Beispiel sein!“

Marianne Friemelt aus Frankfurt

„Die bösen Griechen wollen nun also an das Steuergeld der fleißigen Deutschen, und heldenhaft stellt sich der deutsche Finanzminister vor die Steuerzahler und garantiert mit strengem Blick, dass deutsches Steuergeld nicht für ausgabefreudige Griechen zur Verfügung steht und er die Interessen des deutschen Steuerzahlers bis aufs Blut verteidigen wird. Und der deutsche Michel streicht sich wohlgefällig über den Bauch und empört sich tagtäglich über die von der Presse servierten Milliardenkosten.
Gleichzeitig ist zu lesen: CETA, TTIP und TISA sehen Klagerechte für multinational operierende Konzerne vor, wenn sie ihre Investitionsinteressen durch Gesetze eingeschränkt sehen. Klagen über Milliardenzahlungen sind zu befürchten, private Schiedsgerichte werden über diese Interessen hinter verschlossenen Türen entscheiden. RWE und Vattenfall führen es aktuell bereits vor, wie das geht. Mit Unterstützung von Herrn Bouffier stehen die Chancen für RWE gut. Die Verträge für die Freihandelsabkommen stehen, die Klagerechte können angeblich nicht mehr herausverhandelt werden.
Und weiter: Herr Gabriel will die marode Infrastruktur durch privat finanzierte Projekte (ÖPP) sanieren. Dafür wurde eigens eine Kommission gegründet. Dass ÖPP auf Dauer erheblich teurer kommt als wenn der Staat das Geld fast zinsfrei als Schulden aufnimmt und die Projekte selbst durchzieht, leuchtet jedem ein, der zur Kenntnis nimmt, dass die an den ÖPP-Projekten beteiligten Banken und Versicherungen mit Renditen bis zu 7 Prozent (!!) winken (Plusminus vom 14.1.2015). Im Kreis Offenbach zeigt das als ÖPP-Leuchtturmprojekt gepriesene Schulsanierungsprogramm exorbitante Kostensteigerungen, die der Kreis nicht mehr stemmen kann. Gebührenerhöhungen und Leistungskürzungen sind die Folge.
Wo, Herr Schäuble, ist Ihr mannhafter Einsatz für den Steuerzahler und gegen Steuerverschwendung durch Freihandelsabkommen und ÖPP-Projekte? Warum ziehen Sie nicht die Notbremse gegenüber diesem Wahnsinn?
Von mir aus können stattdessen die Griechen gerne ein paar Milliarden bekommen, wenn sie dafür den Privatisierungswahnsinn stoppen und ihre Bevölkerung vor dem Hungern retten! Dieses Geld ist gut angelegt!“

Peter Bläsing aus Bonn:

„Nun ist es also doch passiert! Erstmalig ist ein Kommunist auf demokratischem Weg Regierungschef eines europäischen Landes geworden. Die größte Krise des Kapitalismus seit dem Zweiten Weltkrieg hatte in Europa Griechenland am härtesten getroffen. So erscheint es irgendwie logisch, dass es dort passiert ist. Die Augen der Kommunistenfresser werden sich jetzt vom Thüringer Wald abwenden und auf die Akropolis starren.
Aber Tsipras scheint nicht der Ramelow von Athen zu sein. Genau wissen wir das noch nicht; denn unsere durchgestylten Medien haben bisher kein klares Bild des Neuen zustande gebracht. Ich weiß zum Beispiel erst seit vorgestern, dass Tsipras Kommunist ist. Bisher lief er durch unsere Medienlandschaft als der junge, dynamische und erfolglose Linke, von denen es ja in Europa eine Menge gibt und um die man sich nicht näher zu kümmern braucht. Erst seit Neuwahlen anstanden, und die Umfragen Tsipras vorn sahen, schien sich das ein klein wenig zu ändern. Das aufkeimende Interesse erlahmte aber sofort wieder, als die Institute vorige Woche meldeten: Keine Panik, Tsipras-Werte sinken! Und nun das: Fast absolute Mehrheit! Bravo, deutsche Medien, auf Euch kann man sich immer weniger verlassen!
Wenn nicht der Ramelow von Athen, was ist er dann? Man ist auf Puzzeln angewiesen. Er trägt keinen Schlips, braucht zwanzig Minuten, um mit einem, den die Medien als „rechtspopulistisch“ einordnen, eine Koalition zu bilden, wird zwei Tage nach der Wahl vereidigt, leistet den Eid nicht auf die Bibel und trägt noch immer keinen Schlips. Wer sein dicker Koalitionspartner ist, weiß kaum einer. Kammenos heißt er. Die einzige Übereinstimmung mit Tsipras soll die Ablehnung der Sparpolitik sein. Wichtig genug! Wie er sich in der zweitwichtigsten Frage, der Besteuerung der Superreichen, verhält, müssen die Korrespondenten erst noch herausfinden. Die einen flüstern, er sei dagegen, die andern, er sei es nicht. Aber dass er an „antideutsche Ressentiments“ appelliert, das wissen sie schon. Und siehe da, noch eine Übereinstimmung.
Tsipras fährt nach seiner Vereidigung zu einem Mahnmal für von Deutschen ermordete kommunistische Widerstandskämpfer und legt Blumen nieder. Ja, wieso denn das? Bisher kannte man nur das Bild, wie 1941 deutsche Soldaten die Reichskriegsflagge auf der Akropolis hissen, und man wusste, dass Max Schmeling über Kreta abgesprungen war und sich ein Bein gebrochen hat. War da sonst noch was? Immerhin erfährt man jetzt auch aus deutschen Medien, dass die deutsche Wehrmacht zwischen 1941 und 1945 in Griechenland fast so schlimm gewütet hat wie in der Sowjetunion. Nur über die Opferzahlen besteht noch Unklarheit, je nach politischer Ausrichtung waren es bei den einen 300 000 getötete Griechen, bei den andern 800 000. Tsipras und vermutlich auch Kammenos erinnern daran, dass die Frage der deutschen Reparationen seit 70 Jahren offen ist. Schäuble wird wohl bald gefragt werden, ob man die jüngsten deutschen Kredite an Griechenland vielleicht damit verrechnen könnte. Ansonsten liegt die griechisch-europäische Zukunft noch im Medien-Dunkel. Aber unsere Journalisten sind ja fleißig, wir werden bald mehr wissen. Es dürfte spannend werden.“

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91 Kommentare zu “In den Krankenhäusern fehlt sogar Toilettenpapier

  1. Ich kann Ihrem Artikel im wesentlichen zustimmen. Bedauerlicherweise enthält der Kommentar von Gerd Höhler in der FR vom 29.01.15 jedoch im Gegensatz zu Ihren Ausführungen nur die üblichen Anschuldigungen gegen Tsipras.

    Mal ganz ehrlich: Wie kann irgendjemand tatsächlich verlangen, dass eine griechische Regierung das von der Troika unter Federführung der deutschen Bundesregierung ersonnene Austeritätsprogramm fortsetzt?

    Man muss sich doch nur einmal die Auswirkungen dieses Programms anschauen: Die Menschen sind zu einer erheblichen Prozentsatz arbeitslos, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei weit über 50%, diejenigen, die noch Arbeit haben, erhalten für ihre Leistungen deutlich weniger Gehalt, Renten und Pensionen wurden gekürzt. Es wird ja immer von einem „Forderungsverzicht“ der Gläubiger Griechenlands gesprochen, dass aber auch die griechischen Arbeiter und Rentner erhebliche Beiträge geleistet haben und damit irgendwo auch auf Forderungen verzichtet haben, wird in der deutschen Öffentlichkeit meistens unterschlagen.

    Und das Ergebnis dieser einmaligen Austeritätspolitik? Die Schulden sind nicht etwa gesunken sondern, gemessen am BIP noch drastisch gestiegen- und die Wirtschaft ist in einer Weise eingebrochen, die man sich hier in Deutschland nicht vorstellen mag. Auch die angeblich frohe Botschaft, dass die Wirtschaft ja nun in ein paar Quartalen minimal gewachsen ist, stellt sich bei genauerer Betrachtung als Ente heraus, weil das „reale“ Wachstum nur durch eine Verminderung der Teuerungsrate zustandegekommen ist.

    Ich weiß nicht genau, wie die Eidesformel des griechischen Ministerpräsidenten genau lautet aber wenn da auch was drinstehen sollte, wie „Schaden vom (in dem Fall griechischen) Volk abzuwenden“, dann bleibt Tsipras doch keine andere Wahl als die Sparprogramme über Bord zu werfen, denn diese haben dem Volk evident geschadet.

    Und es schadet dem griechischen Volk eben auch, wenn der von Herrn Höhler in seinem Kommentar explizit erwähnte Verkauf griechischen Staatseigentums, fortgeführt wird. Wie soll Griechenland denn in der Situation, in der es sich befindet, also sozusagen unter Zwang, einen adäquaten Preis für die Staatsunternehmen erzielen, die man ja vom Steuergeld aller Bürger irgendwann einmal erworben bzw. aufgebaut hat?

    Es stellt sich die altbekannte Frage (die von der deutschen Regierung und den ihr nahestehenden Ökonomen lange beantwortet ist): Ist die Wirtschaft für den Menschen da oder hat sich der Mensch den ökonomischen Prinzipien zu unterwerfen und (wie in Griechenland) muss der Mensch dafür leiden, dass irgendwelche statistischen Messgrößen verbessert werden können (dies entspricht wohl der deutschen Auffassung)?

    Wenn man der Auffassung ist, dass Wirtschaft nicht Selbstzweck ist, dann muss man doch konstatieren, dass die von Frau Merkel und Konsorten für richtig erachtete Politik in Griechenland krachend gescheitert ist. Und wenn man das erkennt, dann kann man doch nicht ein entschlossenes „Weiter so!“ fordern.
    Nichts anderes aber macht die EU! Die erfolgreichen „Reformprogramme“ (wozu der Begriff „Reform“ wohl noch alles missbraucht werden wird?) müssen weitergeführt werden.

    Dabei machte die Troika genaueste Angaben hinsichtlich der unter ihrer Ägide geduldeten Gesundheitsausgaben während man entsprechend konkrete Ziele für den Aufbau der Steuerverwaltung oder der Höhe des Militärhaushalts schuldig blieb- ein Schelm, der böses dabei denkt.

    Selten war mehr Blindheit!

    Oder soll man es besser Populismus nennen? Denn natürlich ist auch Frau Merkel und Herrn Schäuble lange klar, dass Griechenland die Schulden nie mehr zurückzahlen kann- nur wird es so eben dem deutschen Wähler nicht gesagt, weil der dann böse werden und unbotmäßige Parteien wählen könnte.

  2. Es ist immer ratsam, seine eigenen Erfahrungen selbstkritisch mit den Meinungen und Erfahrungen anderer zu vergleichen. Seit über dreißig Jahren besuche ich nun Griechenland und komme dort über die Jahre verteilt auf einen Aufenthalt von mehr als einem Jahr. Rückblickend muss ich feststellen, dass sich in diesem schönen Land mit seinen liebenswerten Menschen sehr wenig bewegt hat. Diese Entspanntheit und Zufriedenheit der Menschen haben wir immer genossen, und gerade deshalb machen wir dort auch so gerne Urlaub. Bis zur Einführung des Euros gab es für Griechenland keine von Europa und Deutschland diktierte Sparpolitik. Während unseres Urlaubs im Sommer 1999 musste mein Schwager, der leitender Oberarzt und Chirurg ist, wegen eines nächtlichen Unfalls im Hotel den Verletzten in das Krankenhaus von Samos begleiten. Meine Höflichkeit verbietet mir zu beschreiben, was mir mein Schwager am nächsten Morgen von seinem nächtlichen Aufenthalt in dieser Notaufnahme berichtete. Er war total entsetzt von dem Zustand der Notaufnahme, der Geräte und auch des Engagements des diensthabenden Krankenhauspersonals. Das war vor der verordneten Sparpolitik! Die Leute, die nun Ursache und Grund für die anhaltende Wirtschaftskrise Griechenlands überwiegend auf Berlin und Frau Merkel verdichten, erinnern mich an den berühmten Pfarrer, der, wenn er durch ein Fernrohr schaut, doch nur den Kirchturm sieht. Für einen politisch neutralen Beobachter ist es deshalb sehr enttäuschend feststellen zu müssen, wie wenig kritisch die Koalition von Syriza mit der Anel-Partei gesehen wird. Dabei ist dieser Schulterschluss geradezu ein Paradebeispiel für solche politischen Handlungsweisen, die die Bürger politikverdrossen machen. Es sind deshalb nicht nur die „Deutsche Linke in Erklärungsnot“, wie M. Decker in der FR vom 28. 1. richtigerweise feststellt, sondern auch diejenigen, die der Ansicht sind, dass links von der Mitte die ehrlichere und für die Mehrheit der Menschen bessere Politik gemacht wird. Allein die Tatsache, dass diese Koalition innerhalb nur weniger Stunden zustande kam, deutet doch daraufhin, dass es schon vor der Wahl zwischen Tsipras und Kammenos Absprachen bezüglich eines potentiellen Bündnisses gegeben haben muss. Wenn dem so ist, haben Tsipras und Kammenos die Wähler an der Nase herumgeführt. Eine solche Unehrlichkeit könnte man auch als einen gemeinsamen Nenner zwischen diesen beiden Politikern bezeichnen. Was sie neben ihren Schuldzuweisungsstrategien gegen das Spardiktat aus Brüssel und Berlin weiterhin vereint, ist ihre vereinfachende Sichtweise auf die Komplexität des Miteinanders unter den Nationen und Regionen und die daraus folgenden populistischen Maßnahmen. Tsipras, Kammenos und viele Griechen in Griechenland haben immer noch nicht kapiert, dass sich ihr Land auch innerhalb der EU dem Wettbewerb der Nationen und Regionen stellen muss, wenn sie einen Lebensstandard, wie er in industriell hochentwickelten europäischen Ländern für die Mehrheit der Menschen üblich ist, erreichen möchten. Aber wettbewerbsfähig sind und werden Menschen und Gesellschaften nur, wenn sie sich in einer innovationsfreudigen und verbesserungsbereiten Atmosphäre befinden. Mit Tsipras und Kammenos geht kein Innovationsruck durch Griechenland, und auf lange Sicht wird es auch ihnen nicht gelingen, das Land aus seinem lähmenden Konservatismus – im Sinne von Bewahren und Wiederherstellen liebgewonnener Bequemlichkeiten – in eine erneuerungsfreudigere Zukunft zu führen.

  3. Was Sie in Ihrem Kommentar unterschlagen, ist die Situation in Griechenland!

    Der bisherige „Innovationsdruck“ hat zu einer Verelendung von großen Teilen der Bevölkerung geführt, die entweder arbeitslos sind oder als Arbeiter/Angestellter/Beamter und Rentner von einem deutlich geringeren Einkommen leben müssen als früher.

    Dies führt lehrbuchhaft- vor allem in einer wenig exportorientierten Wirtschaft wie der Griechenlands zum Wegbrechen der Nachfrage und damit zu einem Einbruch der Wirtschaft. Dies genau ist in den letzten Jahren passiert- mit dem Resultat, dass der Schuldenstand gemessen am BIP deutlich angewachsen ist und viele Experten inzwischen klar sagen, dass diese Schulden nie mehr zurückgezahlt werden können- wie auch, wenn über 50% der Jugendlichen arbeitslos sind.

    Man muss also nicht über die Wirksamkeit der im wesentlichen von Merkel und ihren Ökonomen diktierten Austeritätspolitik theoretisieren- man kann sie an Griechenland ersehen:

    Deutliche Verschlechterung des Lebensstandards des Großteils der Bevölkerung, Wegbrechen sozialer Standards, Einbruch der Wirtschaft und dadurch bedingt: Verlust der Möglichkeit, die Kredite jemals wieder zurückzuzahlen.

    Durch eine andere Wirtschaftspolitik müsste erstmal wieder die Voraussetzung geschaffen werden, damit Griechenland wieder schuldentragfähig ist, denn derzeit ist es das Land sicher nicht.

    Was in dem Zusammenhang Privatisierungen bringen sollen, ist mir absolut schleierhaft. Wenn der Käufer weiß, dass der Verkäufer verkaufen MUSS, wird der gebotene Preis sicher nicht fair sein.

    Natürlich gibt es auch Hausaufgaben, die in Griechenland gemacht werden müssen- die können aber nicht lauten: Noch mehr von der Medizin, die die Krankheit noch schlimmer macht.

    Vielleicht sollte man dagegen mal die Steuerverwaltung und die Katasterämter mit Hochdruck aufbauen, vielleicht sollte man in Griechenland den Militäretat halbieren und natürlich versuchen, die Korruption zu bekämpfen etc.

    Es behauptet auch niemand, dass früher in Griechenland super gelaufen ist- nur muss man doch die bisherigen Maßnahmen einmal evaluieren- und dann kann doch niemand der bei Verstand ist rufen „Weiter so!“

  4. Griechische „Selbstmordattentäter“ wollen die EU in die Luft sprengen ? Na, ob das wohl funktioniert ? Man hat da so seine Zweifel. Die „Tatortreiniger“ von Troika II stehen schon in den Startlöchern. Blendgranate „Tsipras I“ hat die Lunte schon gezündet. Offen ist noch, ob er sie selber austritt oder es seinem Volk überläßt, falls es ihm nicht den „Sprenggürtel von Amts wegen“ vorher abjagd. Reservekandidaten Putin und Il Jong. Dschungelcamp in neuester Version, diesmal auf dem Olymp. Mit Götterdämmerung inclusive. Sie „saufen den Met, bis keiner mehr steht …“

  5. Das spannende ist ob es der neuen Regierung gelingt die Oberschicht von Griechenland dazu zu bewegen einen Anteil der Staatskosten zu bezahlen. Wenn das in nennenswertem Maße gelingt könnte da ein Modell rauskommen das noch andere Länder übernehmen könnten. Zypern ist dafür schon ein erfolgreiches Beispiel und geht überall. Das weiß die Oberschicht in Europa aber und wird alles tun um das zu verhindern. Das Tsipras dazu eine Neuregelung der Schulden braucht um Handlungsspielraum zu gewinnen ist seine zweite Baustelle. Wenn er aber wirklich gute Berater hat dann könnte sich Griechenland zu einem Modellprojekt entwickeln. Es bleibt spannend.

  6. #2 Michael G. Hoffmann

    „Tsipras, Kammenos und viele Griechen in Griechenland haben immer noch nicht kapiert, dass sich ihr Land auch innerhalb der EU dem Wettbewerb der Nationen und Regionen stellen muss…“.

    Wenn man sich die Begriffe wie ‚Wettbewerb‘ oder ‚wettbewerbsfähig‘ derer angeeignet hat, die sie tagtäglich predigen, weil sie den größten Nutzen daraus ziehen, ist man nicht in der Lage, die Folgen des ‚Wettbewerbs der Nationen‘ zu analysieren. Die Begriffe um ‚Wettbewerb‘ wurden früher vornehmlich im Bereich des Sports, dem friedlichen und fairen Gegeneinander, benutzt. Genau dieses soll auch für den Wirtschaftsbereich insinuiert werden. Schauen wir uns den ‚Standortwettbewerb‘ an: Die Folgen sind niedrige Löhne, Senkung der Unternehmenssteuern und die Aufhebung sozialer Standards. Gerade dieser ‚Wettbewerb‘ hat in die Krise geführt, die heute auch gerne von den Verursachern ablenkend ‚Schuldenkrise‘ genannt wird. Der ‚Wettbewerb‘ im Bereich des Sports hat nicht zufällig zur Folge, dass Leistungssteigerungen oft nur noch unter Zuhilfenahme speziell entwickelter Verfahren aus dem chemisch-medizinischen Bereich erreicht werden können. Wer die Wettbewerbsideologie zuende denkt, müsste doch merken, dass sie kein ewig geltendes Prinzip sein kann.

    Herr Hoffmann, Sie schreiben doch selbst: „Rückblickend muss ich feststellen, dass sich in diesem schönen Land mit seinen liebenswerten Menschen sehr wenig bewegt hat. Diese Entspanntheit und Zufriedenheit der Menschen haben wir immer genossen, und gerade deshalb machen wir dort auch so gerne Urlaub.“ Das müsste Ihnen doch zu denken geben. Wettbewerb, oder genauer: Konkurrenzkampf, führt nicht zwingend zu Entspanntheit, Zufriedenheit und Liebenswürdigkeit.

  7. Die bedauerliche Lage, in der sich die Menschen in Griechenland befinden, ist nicht primär durch ein von der Trojka verordnetes „Kaputtsparen“ entstanden, sondern wurde durch das von den griechischen Regierungen in Jahrzehnten betriebene und von den Wählern honorierte Kaputtverschulden verursacht. Eine Klientelepolitik der Verteilung von Wahlgeschenken, ein aufgeblähter, ineffizienter öffentlicher Sektor und Fehlinvestitionen in Prestigeprojekte sind zum erheblichen Teil durch Schulden finanziert worden, weil auch gleichzeitig den Reichen Steuergeschenke gemacht wurden und Steuerhinterziehung als Volksport betrieben wurde. Milliarden an EU-Subventionen sind nicht in zukunftsweisende Projekte investiert worden, mit denen produktive Arbeitsplätze hätten geschafft werden können, sondern wurden verschwendet.

    Als dann Griechenland seine Schulden nicht mehr bezahlen konnte, wurde das Land durch Kredite der Trojka vor der Pleite gerettet. Ohne diese Umschuldung hätte das Land keine Renten und keine Gehälter mehr zahlen können. Wenn behauptet wird, gerettet wurde nicht Griechenland, sondern die „Finanzmärkte“, schiebt die Schuld den Kreditgebern zu statt sie bei dem überschuldeten Kreditnehmer zu suchen.

    Die Wut der Griechen über die bisherige Sparpolitik ist verständlich, doch sucht sie sich in der EU das falsche Ziel. Es wäre die Aufgabe der griechischen Regierung gewesen, die Sparlast halbwegs gerecht zu verteilen. Die neue griechische Regierung müsste sich darauf konzentrieren, das Geld für den notwendigen sozialen Ausgleich von den vermögenden Griechen zu holen, statt auf neue Kredite zu setzen. Kredite braucht Griechenland für zukunftsweisende Investitionen und nicht für Konsum.

  8. Ist die Wut der Griechen über die Sparpolitik verständlich ? Nein, nicht im geringsten. „Wut“ ist verständlich, aber nicht über Europa, nicht über die Sparpolitik, und am wenigsten über die zur Sündengeiß gestempelte Kanzlerin Merkel, sondern allein und ausschließlich über die Hemmungslosigkeit, mit der die Griechen über Jahre und Jahrzehnte höchstselbst ihr Land und ihre Gesellschaft zerfleddert haben. Nun nach einer gesellschaftlichen Klammer zu jammern, die vor allem aus dauerhaften Geldzuflüssen und Subsidien aus anderen EU-Ländern besteht, würde das Land erst recht zur europäischen Bedürftigentafel abstempeln und den Griechen ihre Würde nehmen.

    Es ist bezeichnend, daß nun ein politischer Abenteurer und Traumtänzer in ein Amt gewählt wurde, der zuerst sich selbst und dann ein Gutteil der Wählerschaft in einen Vollrausch versetzt hat, dem ein böses Erwachen unweigerlich folgen muß.

    Was soll man auch von einem Mann halten, der seinem Land die schlimmste Austeritätspolitik verordnet, die es nur geben kann, nämlich ein Hinführen in eine Staatspleite ? Was soll man von Kommentaren und Kommentatoren halten, die Tsipras unter solchen Umständen auch noch Charisma und „Sexappeal“ bescheinigen ? Kann man, darf man Persönlichkeitsmomente wie diese überhaupt moch trennen von einem Mann, der einer politischen Selbstverblendung verfallen ist ?

  9. An Rudi:
    Vielen Dank für Ihre Anmerkung zu meinem Kommentar. Wettbewerb und Konkurrenzkampf stehen für ein natürlich angelegtes Verhalten im Menschen, das in fast alle Bereiche des Lebens hineinspielt. Eine Demokratie kommt ohne Wettbewerb gar nicht aus, sie lebt sogar von ihm. Oder sind Wahlkämpfe und Wahlen kein Wettbewerb um die Gunst der Wähler? Stehen die Vertreter der verschiedenen politischen Richtungen nicht in einem Konkurrenzkampf? Aber Sie haben auch recht: An Tsipras, Kammenos und Varoufakis sehe ich, was der Konkurrenzkampf um die Macht in Griechenland bewirkt hat. Diese drei Wichtigtuer sind weit weg von Entspanntheit und Zufriedenheit. Besonders liebenswürdig kommen sie mir auch nicht vor; im Gegenteil: Sie wirken sehr machohaft, insbesondere der Motorradfahrer, Ökonomieprofessor und Erbsenzähler Varoufakis. Der Fisch soll zwar vom Kopf her stinken, aber ich habe die Zuversicht, dass dieser Gestank nicht von Athen bis nach Samos zieht, denn dort leben die Nachfahren des Epikur: „Der Reichtum, nach dem unsere Natur verlangt, ist begrenzt und leicht zu verschaffen. Der aufgrund haltloser Ansichten angestrebte Reichtum geht ins Unermessliche.“

  10. # Michael G. Hoffmann

    „Wettbewerb und Konkurrenzkampf stehen für ein natürlich angelegtes Verhalten im Menschen…“.

    Aha, Sie setzen als Axiom voraus, dass der Konkurrenzkampf „ein natürlich angelegtes Verhalten im Menschen“ sei. Folglich fordern Sie auch den „Wettbewerb der Nationen und Regionen“. Wohin dieses natürlich angelegte Verhalten im Sozialgefüge der Weltbevölkerung geführt hat und weiterhin führen wird, zeigen Studien des World Institute for Development Economics Research, einer Abteilung der Uno, oder der Organisation Oxfam. Letztere hat kürzlich veröffentlicht, dass ein Prozent der Weltbevölkerung so viel besäße wie die restlichen 99 Prozent. Wenn 80 Menschen über so viel Eigentum verfügen wie 3,5 Milliarden Bewohner dieses Planeten, könnte mit diesem Wohlstandswettbewerb doch etwas falsch gelaufen sein, zumindest aus der Sicht derer, die nicht zu dem kleinen Zirkel zu zählen sind. Beharrt man jedoch auf diesem von Ihnen in die Diskussion eingeführten Axiom, ist der Zustand der Wohlfahrtsverteilung die „natürliche“ und damit zu bejahende Folge des Wettbewerbs. Dass Sie diejenigen, die an dem „natürlichen“ System für ihre Landsleute etwas ändern wollen, aus der Ferne als Wichtigtuer diagnostizieren, müssen Sie mit sich selbst ausmachen. Auch dass Sie drei Mitglieder der neuen griechischen Regierung und deren Wähler mit einem toten Fisch in Beziehung setzen, der vom Kopf her stinke, überzeugt nicht, dass das Konkurrenzsystem, dem Sie frönen, als anstrebenswertes Ziel zu verfolgen sei. Zum Glück gibt es Menschen, die sich über das Wettbewerbsszenario hinaus Gedanken gemacht haben, wie das gedeihliche Zusammenleben auf diesem Planeten befördert werden könnte.

  11. Danke, ‚ 10, Maiillimi, für den erhellenden Link.

    Ich finde, alle Kritiker sitzen da auf einem ganz schön hohen Roß, oder auf einem prall gefüllten Bankkonto, was auf das Gleiche rauskommt. In Griechenland gab es doch über Jahre hinweg eine unheilige Allianz der Reichen und Mächtigen, incl. sanktionierter Steuervermeidung und -hinterziehung durch Korruption, und irgendwie Durchwursteln zwischen Karamanlis, Papandreou und Anderen mit Oligarchen und Reedern. Unduchsichtige Steuergesetze, fehlende Grundlagen wie das fehlende Kataster und Erbhöfe wie die Vererbung von Renten und Pensionen spielten natürlich auch mit rein. Und keiner wollte dies ändern, und die EU, weil auch weitgehend vom neoliberalen Gedanken dominiert, wollte wahr haben, das hier die Ursache – nicht nur – des sich auftürmenden griechischen Schlamassel lag. Besteuerung von Pools? Kein Thema, decken wir sie eben ab! Doppelt so hohe Verteidigungskosten wie D. – egal, wenn die Bestechungsgelder fließen, kaufen wir auch Leopard-Panzer etc.

    In Spanien ist die Anzahl der, vorwiegend in D. gekauften, Luxus-Limousinen seit Verordnung der drakonischen EU-Sparmaßnahmen um rund 30% gestiegen. Die Kluft zwischen Arm und Reich genauso, genauso auch bei uns.

    Wer begreift, daß bei den ganzen drakonischen Sparmaßnahmen nur die Unten und z.T. auch die Mittelschicht abkassiert wird, die „Oben“ aber außen vor bleiben? Und wenn die „Oben“ jetzt weitere Sparmaßnahmen verordnen, wissen sie genau, das „sie“ now & never nicht die Betroffenen sein werden.

    Ich freue mich über so Bewegungen wie Syriza und Podemos, weil sie endlich einmal eine Warnlampe hoch halten. Und selbst Le Pen in Frankreich könnte Einiges ins Rollen bringen.

    Wir lassen uns von Merkel, Schäuble, Gabriel & Co. herrlich mit dieser stinkenden neoliberalen Seife einseifen und begreifen nicht, das hier ätzende Säure dabei ist, die uns letztendlich das Fell abzieht. Auch PEGIDA läuft da auf der falschen Seite, denn: „Wirr ist das Volk“. Die schwarze Null ist nur deshalb theoretisch erreichbar, weil rund 205 Milliarden Auslandsschulden von Herrn Gabriel in den Gesamtwirtschaflichen Entwicklungsbericht mit reingerechnet wurden. Und unsere Export-Industrie würde sich umgucken, wenn das Ausland wirklich einmal „sparen“ würde, beim Export deutscher Produkte. Ein Fakt, der bei der Übertragung des Verhaltens schwäbischer Hausfrauen auf alle und Alles sofort eintreten würde.

    Mich wundert immer noch, warum soviele Deutsche diese Verarsche nicht durchschauen: Löhne kürzen, Sozialleistungen streichen oder mit anderen verrechnen, und dann auf die Konsum-Freude der Menschen hoffen???

  12. @12, Wolfgang Fladung, Sie sprechen mir aus der Seele. Ich finde es erschreckend, (vielleicht nicht warum, aber) dass so „kluge“ Menschen sich immer wieder von Lügen und Halbwahrheiten einlullen lassen und erlesene Kritik zu Papier oder PC bringen.

  13. An Rudi:
    Ich habe nichts von einem natürlichen System gesagt! Weder fröne ich dem Wettbewerb und Konkurrenzkampf, noch fordere ich etwas, was real schon seit Menschheitsgedenken existiert. Stichwort Globalisierung. Wenn Menschen ein Konkurrenzverhalten haben, ist dies ein Verhaltensmerkmal, welches Teil ihres Phänotyps ist. Richtig oder nicht richtig? Der Phänotyp bedeutet in der Genetik die Menge aller Merkmale eines Organismus. Richtig oder falsch? Warum Konkurrenzverhalten nicht „ein natürlich angelegtes Verhalten im Menschen“ sein soll, entzieht sich meinem derzeitigen Wissenstand. Vielleicht habe ich da einen Paradigmenwechsel versäumt?

  14. Ich traue Statistiken: Danach mögen 80 % der Griechen die Deutschen nicht, 80 % der Deutschen mögen die Griechen nicht; der Rest versteht nicht, weshalb 80 % der Griechen die Deutschen nicht mögen, und mag deshalb nur die übrigen 20 %.

    Gibt es überhaupt irgendeinen Grund, Griechen zu mögen, etwa, weil sie – zum überwiegenden Teil – keine Moslems sind? Ich sage nein; denn alles, was wir an den Griechen zu mögen geglaubt haben, sei es das Reiseland, das Essen, die Kultur, sind ein schlechter Abklatsch des türkischen – sprich: osmanischen – Originals.

    Griechische Strände, griechische Hotelbunker unterscheiden sich nicht von türkischen.

    Tzatziki, diese fürchterliche griechische Knoblauchpampe ist nichts anderes als schlecht kopiertes türkisches Cacik. Gyros läßt sich nicht mit Kebap vergleichen: Während Kebap halal sein muß, ist man beim Gyros auf’s Schwein gekommen. Werden türkische Bratkartoffeln in einem Öl zweifelhafter Herkunft zubereitet, so schwimmt die griechische Entsprechung in Altöl aus den verrosteten Tankern des seligen Ari Onassis.

    Wer sich auf die Suche nach griechischer – also altgriechischer – Kultur begibt, wird am ehesten noch in der Türkei fündig. Die alten Griechen ließen ihre Bauwerke ziemlich ramponiert zurück; erst die Türken haben daraus Baudenkmäler gemacht. Selbst die Akropolis über dem griechischen Athen, wie sie sich heute darbietet, wurde architektonisch nicht unerheblich von den Osmanen mitgestaltet.

    Zurück zur heutigen Situation: Die Griechen sind undankbar und trotzköpfig. Sie düpieren das demokratische Europa, indem sie Kommunisten wählen und dann so tun, als hätten sie die großzügige Unterstützung in Form von Geld seitens Europas und Motivation seitens Frau Merkels nicht nötig.

    Denen ist nicht zu helfen!

  15. In vino veritas: Am Beispiel Weinbau wird vielleicht deutlich, warum die Griechen viel Mitverantwortung an ihrer Wirtschaftskrise tragen: Seit über 40 Jahren trinke ich sehr gerne und regelmäßig Wein, würde mich aber nicht als Weinkenner bezeichnen. Zu Schüler- und Studentenzeiten war das Geld knapp, und bei unseren Weintouren durch die Konstanzer Altstadt mussten wir uns immer mit dem „Rentner-Viertele“ zufriedengeben. Das war ein Pfälzer Wein aus Maikammer, der eine Mark kostete. Für den Badischen Wein, der ja bekanntlich von der Sonne verwöhnt ist, hat das Geld nicht gereicht. Aber inzwischen hat der Pfälzer Wein derart an Qualität gewonnen, dass er sich hinter dem Badischen Wein nicht mehr verstecken muss. Das Gleiche gilt für den Moselwein, Rheingauwein und alle anderen deutschen Weinanbaugebiete. Was ist da passiert: Die jungen Winzer haben von ihren Eltern die Betriebe übernommen, umgekrempelt und experimentierfreudig neue Weine kreiert, die weltweit begehrt sind. Und was ist in dieser Zeit im Griechischen Weinbau passiert? Bis auf wenige Ausnahmen, nicht viel. Alles wird so weiter gemacht, wie es die Altvorderen praktiziert haben. Es ist doch ein Armutszeugnis, dass Griechenland als Weinexportland hinter Deutschland liegt, obwohl Griechenland von seiner natürlichen Umgebung viel besser für Weinbau geeignet ist als das nasskalte Deutschland. Und jetzt geht mit Syriza und der Anel-Partei ein Spirit durch das Land, der bis zu den Weinbauern gelangen und Lust auf kreativen Weinanbau erzeugen soll?

  16. Kann man Griechenland wirklich als einen Staat bezeichnen, als ein funktionierendes Staatswesen?
    Zweifel sind da angebracht. Ein düsteres Beispiel ist die Cassandra Mine, die vom griechischen Staat für 11 Mio.Euro 2002 an Hellas Gold, ein griechisches Unternehmen verkauft wurde. Hellas Gold wurde von European Goldfields übernommen.

    European Goldfiels verkaufte die Cassandra Rechte für 2,5 Millarden Dollar an Eldorado Gold (Canada).
    Nachzulesen in
    http://www.gold.de/artikel,1124,griechenland-goldmine-steht-auf-der-kippe.html
    Absatz Goldmine beschäftigt die Justiz.

    Die Frage, wer hier den großen Reibach gemacht hat, drängt sich geradezu auf. Ob ein Herr Tsipras diesen Augiasstall binnen kürzester Zeit ausmistet, dürfte zu bezweifeln sein.

    Es macht sich auch nicht gut, dass Herr Tsipras jetzt Bundesgenossen gegen die Deutschen, die an allem schuld sein sollen, sucht und die Südstaaten gegen die Nordstaaten ausspielen möchte.

    Jetzt jubelt die vereinigte Linke in ganz Europa so laut, dass man glauben möchte, sie hätte schon überall einen Wahlsieg errungen.

    Möglicherweise ist dieser Jubel jedoch verfrüht. Die Gefahr einer Spaltung der Eurozone ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.

    Die Griechen machen es sich etwas zu einfach. Schuld sind nicht sie, sondern die Deutschen. Zur Erinnerung sei gesagt, nicht die Deutschen haben Karamanlis , Papandreou und Co. gewählt, sondern ausschließlich die Griechen.
    Aber es ist immer einfacher, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben und dafür eignen sich die Deutschen besonders gut.

    Das Jahr 2015 wird noch etliche Überraschungen bereithalten, dessen bin ich mir fast sicher.

  17. #10 maiillimi,

    Ihr Link in Ehren, hätten Sie sich aber auch sparen können. Argumentative Vorurteile und Falschzuordnung von Problem, Ursache und Abhilfe. Niemand erhält Banken um der Banken willen, wie eines dieser unausrottbaren Vorurteile lautet, und am wenigsten, um die Banker mit Einkommen zu versorgen. Zu hanebüchen, um darauf weiter einzugehen.

    Griechenland ist im Grunde nicht autonomiefähig, nicht souverän darin, die eigenen Angelegenheiten zu besorgen, Reformen durchzuführen, Verwaltung aufzubauen und eine soziale Politik mit Mindeststandards im Inneren zu gestalten. Die Wahl der neuen Regierung hat an diesem Grundproblem nichts geändert. Griechenland ist souverän nur dem Papier nach. Tsipras hat daher nur eine einzige Chance. Tiraden und Ausfälle gegen Deutschland und andere solidarische EU-Staaten unverzüglichst einstellen und mit dem sofortigen Aufbau eines funktionierenden Staatswesens beginnen. Steuern, Steuern Steuern, und dann kann er das Sozialwesen in reformerischen Angriff nehmen. Das bedeutet jedoch Arbeit, Arbeit, Arbeit und ein Verzicht, Verzicht, Verzicht auf jedes Maulheldentum, Maulheldentum, Maulheldentum.

    Was soll man von einem Finanzminister halten, der sich darüber beschwert, daß Griechenland zuviel (!) Geld erhalten habe und von „Finanz-booarding“ spricht ?

    Möglicherweise hat sogar AfD-Lucke einen durchaus diskussionswerten Vorschlag gemacht, wenn er sagt, ein Schuldenschnitt müsse an die Bedingung eines Austritts Griechenland´s aus EURO-Währungszone geknüpft werden. Danach wäre Tsipras frei darin, sich an wen auch immer zur Finanzierung seiner neuen Schulden zu wenden, und heiße er Wladimir oder Putin oder Kim oder Il Jong.

    Tsipras ist deshalb brandgefährlich für den Zusammenhalt der EU, weil seine Erfolge weitere populistische Bewegungen in anderen südlichen EU-Staaten begünstigen würden, an denen die EU schlußendlich zerbrechen könnte. In den Nordstaaten dagegen würden umgekehrt rechts-nationale Bewegungen wie AfD und Pegida Auftrieb erhalten. Ganz Europa würde in einem Sumpf an Neo-Nationalismus regelrecht ertrinken. Wenn „boarding“ gerechtfertigt ist, dann ein boarding mit nationalistischem Getöse und Überschwang.

    Tsipras muß scheitern, damit nicht die europäische Idee selbst unter die Räder kommt. Und Tsipras muß auch deshalb scheitern, um dem Neo-Nationalismus nicht erst noch Dünger zuzuführen.

  18. Ja, die Griechen. Haben immer und jederzeit alles falsch gemacht, incl. dem köstlichen Raki die Ouzo-Plörre. Eben auch bei Wahlen, einschl. der jetzigen. Und weil das so ist, und bleiben wird, geschieht es ihnen auch Recht, das mit der Arbeitslosigkeit, der Hoffnungslosigkeit, den Kranken und Selbstmorden. Strafe muß schließlich sein!

    Nur wir Deutschen machen immer und jederzeit alles richtig. Wir haben den Ossis verziehen und eine aus deren Reihen zur Kanzlerin gemacht. Wir haben die Religion gewechselt und beten jetzt Friedman & Co. und die anderen neoliberalen Götter an. Wir haben Einsicht gezeigt, die wahren sozialen Demokraten gewählt und uns längst überfällige Reformen wie die Agenda 2010 einschl. Hartz IV verpaßt. Endlich sind Millionen von Deutschen da, wo sie hingehören, in der Armutsfalle und ihr Geld auch da, wo es hingehört, bei den Banken, den Versicherungen und den Reichen. Und mit unseren Exporten, billig gemacht durch Dumping-Löhne, werden wir auch noch die letzten niederkonkurrieren, die es wagen, am deutschen Wesen und/oder Unwesen, an dem die Welt genesen soll, zu zweifeln. Und wem das alles nicht(s) hilft, den und die werden wir mit CETA, TTIP und anderen Kuhhandelsabkommen über den Tisch ziehen, bis die Schwarte kracht. Das walte die heilige Angela und der heilige Wolfgang und der heilige Volker und der heilige Sigmar. Amen.

  19. Hier die ersten Punkte aus dem 40-Punkte-Programm von Syriza:

    Überprüfung der Staatsschulden und Neuverhandlung der Zinsforderungen unter Einstellung der Zahlungen, bis die Wirtschaft sich erholt hat und Wachstum und Arbeitsplätze wiederhergestellt sind.
    Aufforderung an die EU, die Rolle der EZB so zu ändern, dass sie Staaten und öffentliche Investitionsprogramme finanziert.
    Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 75% für alle Einkommen über 500’000 Euro.
    Änderung des Wahlgesetzes zu einem Verhältniswahlrecht.
    Steuererhöhungen für Grossunternehmen bis hin zum europäischen Durchschnitt.
    Die Einführung einer Finanztransaktionssteuer sowie einer Luxussteuer.
    Verbot von Finanzderivaten.
    Aufhebung der finanziellen Privilegien der Kirche sowie der Werftindustrie.
    Kampf dem Bankgeheimnis und der Kapitalflucht.
    Drastische Reduzierung der Militärausgaben.

    Aber die Griechen sind ja nicht lernfähig, oder doch? Und wenn PODEMOS in Spanien im Herbst die Wahlen gewinnt, wird es eng für alle NEOLIBERALEN in Europa und auch unter den FR-Bloggern.

  20. @16, Michael G. Hoffmann:
    Das mag ja alles stimmen mit dem Weinbau. Dennoch ist da was schief, denn bis heute gibt es kein einziges Weingut im Weinland Deutschland, das sich auch nur ansatzweise bemüht hätte, einen g’scheiten Retsina – z.B. Mallamatina – zu immitieren. Statt dessen kuscht man vor den Nörglern, die die Nase rümpfen, wenn man ihnen Retsina anbietet…und sie verbringen trotzdem fröhlich ihren Urlaub in diesem „widersprüchlichen“ Griechenland… Was für ein Manko!

    @ 15, Manfred Petersmark:
    Ich bin tief beeindruckt von Ihren Geschichtskenntnissen und deren Interpretation. Mir fehlen allerdings wichtige Details. Bei den „Durchwurschtlern“ vermisse ich Onassis. Als wichtiges Negativbeispiel für die grichische Kultur sollte man nicht versäumen, die ebenfalls osmanisch geprägte Musik zu erwähnen. Rembetiko, Theodorakis, Irene Papas… alles Begriffe, die das andere Bild des verpöhnten Vielinselstaats (dem mancher Kommentator ja die Eigenschaft eines Staates abspricht) prägen.
    Auch halte ich es für wichtig, die neugriechische Sprache zu erlernen, um von aussen imstande zu sein, hinter die Kulissen zu schauen.
    Ansonsten bin ich gespannt auf Ihre weiteren Beiträge.

  21. Herr Fladung hat es auf den Punkt gebracht, bravo. Dass die Griechen so gewählt haben, konnte man ja erahnen. Umverteilung von Unten nach Oben, und das kommt dabei raus, wenn man statt Armut die Armen bekämpft.
    Die Geschichte wiederholt sich.
    Franklin Roosevelt hat die Wirtschaftskrise 1932 mit radikalen Reformen bekämpft. Er hat die Verursacher der Krise, die Banken und Spekulanten zur Kasse gebeten. Die Banken wurden reguliert die Steuer für Reiche wurde auf 79 % angehoben, die Erbschaftssteuer wurde stark erhöht und als das alles noch nicht reichte musste man das Gold beim Staat abliefern. Er wurde dafür vom Volk geliebt und wurde 4 mal zum Präsident gewählt. Das hat keiner nach ihm geschafft. Danach ging es Amerika wieder gut.
    Nach unserer Bankenkrise 2009 hat unsere Regierung versprochen die Banken zu regulieren eine Transaktionssteuer einzuführen, aber leider waren es leere Versprechungen. Die Wähler haben noch nichts begriffen, sie sind unzufrieden gehen für Pegida auf die Straße, haben sich aber in der Adresse geirrt.

  22. Danke, Herr oder Frau Krause, für die Zustimmung. Ich hatte schon den Eindruck, daß hier auch nur Blogger posten, die ihren ökonomischen Sachverstand im Kaugummi-Automaten gezogen haben.

    Ich empfehle diesen Link: (…). Albrecht Müller, immerhin studierter Ökonom, trauert hier, unter Anderem, den Zeiten nach, in denen es noch Sachverstand zumindest in der SPD gab.

    Mich erinnert die ganze Situation mittlerweile an den blöden Witz aus meiner Jugend:

    Der Lehrer fragt: Fritzchen, wenn ihr beim Bäcker 10 DM, beim Metzger 20 DM, beim Schuster 20 DM und beim Lebensmittelhändler 50 DM Schulden habt – wieviel macht das zusammen?

    Antwort: Das weiß ich nicht, Herr Lehrer. Dann ziehen wir immer um.

    Obama will mehr als 400 Milliarden in die US-Infrastruktur stecken. Ökonomischer Hazardeur oder kluger Akteur? Kann bei uns nicht passieren, weil wir ja „sparen“ müssen.
    Bis der Arzt kommt, oder eher der Notarzt, der dann eine Leiche wiederbeleben soll.

    (…) Link entfernt unter Anwendung von Blogregel 8.
    Gruß, Bronski

  23. Ein Nachtrag noch. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, das PODEMOS, u.U. mit Koalitionspartner, die nächste spanische Regierung stellt. Dto. die Wahrscheinlichkeit in Frankreich, daß Marine Le Pen nächste Staatspräsidentin wird. Da wird es lustig, rund um den Euro, der eigentlich D-Euro hießen müßte. Zurück zur DM, und dann die DM aufwerten? Dann können wir uns von unseren Export-Erfolgen verabschieden, und statt Ouzo und Cognac Doppelkorn auf La Merkel & Co. trinken. Wie sagen wir Hessen: Dann guud Nacht, Sannche!

  24. An maiillimi: Vielen Dank für Ihren Hinweis. Den Retsina Mallamitina kannte ich bislang noch nicht und werde ihn deshalb probieren.Vielleicht sollten deutsche und griechische Winzer mal zusammenarbeiten und ihre Erfahrungen untereinander austauschen, zum Nutzen aller. Da könnten gute Weine entstehen.

  25. zu 18 V. Grebe
    „Möglicherweise hat sogar AfD-Lucke einen durchaus diskussionswerten Vorschlag gemacht, wenn er sagt, ein Schuldenschnitt müsse an die Bedingung eines Austritts Griechenland´s aus EURO-Währungszone geknüpft werden.“

    Venizelos: Schäuble schlug Austritt Griechenlands aus dem Euro vor.
    Angeblich hat Schäuble – laut Venizelos – 2011 den „freundlichen“ Austritt Griechenlands aus dem Euro in einem Gespräch mit Evangelos Venizelos in einer Bar eines Hotels in Breslau bereits im November 2011 vorgeschlagen. Venizelos war damals griechischer Finanzminister. Er konnte Schäuble von den Gefahren eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone und somit vom Verbleib der Griechen in der Eurozone überzeugen.
    Sollte diese Mitteilung von Venizelos, die er einer griechischen Zeitung gemacht haben soll, zutreffen, dann wäre das ein Beleg, dass die Politik allmählich in der sich abzeichenden Realität angekommen ist. Auch wenn das vielen Bürgern noch nicht als realistisch erscheinen mag.
    Wird nicht gehandelt, dann fliegt uns wahrscheinlich die Eurozone samt Währung um die Ohren.

    zu 24v W.Fladung
    “ Zurück zur DM, und dann die DM aufwerten? Dann können wir uns von unseren Export-Erfolgen verabschieden, und statt Ouzo und Cognac Doppelkorn auf La Merkel & Co. trinken. “

    Ein Blick auf Schweden dürfte genügen. Die Schwedenkrone wertete auf um etwa 25% (wie jetzt auch die Schweiz). Allerdings kontinuierlich. Ist Schweden etwa untergegangen?
    Auch die Schweiz wird die Aufwertung überleben, obgleich die Aufwertung des „Fränkli“ über Nacht kam ohne jede Vorbereitung.
    Schon jetzt wird Deutschland wegen seiner Exporterfolge von unseren Nachbarn angeklagt und einer falschen Politik bezichtigt. Wertet die DM auf, so sinken die Exporterfolge und unsere Nachbarn schlafen ruhiger. Dann wäre beiden Seiten Rechnung getragen.
    Die Deutschen würden nicht die Nachbarn mit Exporterfolgen belästigen und die Nachbarn könnten über ihre eigene Währungen verfügen, so wie es ihnen beliebt.

    Sprich, also Geld drucken, bis die Druckmaschinen qualmen. Dann scheinen wohl alle Problem gelöst.

    Es dürfte noch spannend werden.

  26. #24. W. Fladung

    „Ein Nachtrag noch. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, das PODEMOS, u.U. mit Koalitionspartner, die nächste spanische Regierung stellt. Dto. die Wahrscheinlichkeit in Frankreich, daß Marine Le Pen nächste Staatspräsidentin wird. Da wird es lustig, rund um den Euro, der eigentlich D-Euro heißen müßte…“

    Wenn man den scharlatanesken Pirouetten der neuen neuen griechischen Führung nicht die verdiente Abbuhr erteilt und der deutschen Fangemeinde von Tsipras und seinem pseudosozialistischen Schmus nicht heftigst widerspricht, dann haben Sie tatsächlich recht, wie ich zuvor schon geschrieben habe.

    Podemos hält man dadurch klein, daß Tsipras sich bis auf die Knochen blamiert. So, wie er sich aus dem Fenster gehängt hat, ist die Blamage unvermeidlich geworden. Und erst dann, dann, dann kann man Griechenland wirklich helfen.

    Auh Deutschland muß sich helfen wollen. Zum Beispiel dadurch, daß wir Haushaltsüberschüsse endlich, endlich, endlich in die Infrastruktur investieren. Davon lese ich von Ihnen und anderen Sozialismusbefürwortern leider überhaupt nichts. Viel Leid, alles so schwer und ungerecht. Jammeren, jammern, jammern. Diese Leier hängt uns an wie Mehltau. Solange das Fressen immer vor dem Investieren kommt, solange wird es nichts mit der Zukunft.

  27. Ifo-Berechnung: Deutschland hat weltweit höchsten Exportüberschuss
    Der deutsche Handelsüberschuss wird in der EU kritisch beäugt. Laut Ifo-Institut hat sich das Ungleichgewicht 2014 sogar verschärft. Demnach hat kein anderes Land weltweit einen so hohen Exportüberschuss wie die Bundesrepublik. […]
    Laut Berechnung des Ifo-Instituts stieg der Überschuss in der Leistungsbilanz 2014 um rund 30 Milliarden auf knapp 220 Milliarden Euro (285 Milliarden Dollar). In diese Statistik fließen neben dem Warenaustausch auch alle anderen Transfers mit dem Ausland ein – von Dienstleistungen bis zur Entwicklungshilfe.

  28. # 27, V. Grebe: Kennen Sie den Unterschied zwischen einem islamistischen Fundi und einem Anhänger der Austeritätspolitik a la Merkel/Schäuble?

    Antwort: es gibt keinen. Alle glauben an Wunder, ersetzen Wissen durch Glauben, legen sich ihre Heilslehre so aus, wie sie sie brauchen, und lassen sich durch die Wirklichkeitg nicht von ihrem Irrglauben abbringen.

    Wodurch hat denn D. einen Überschuß erwirtschaftet? Richtig, indem es halb Europa finanziell ruiniert hat, durch Dumping-Preise und dergleichen. Welche Deutschen haben profitiert und welche nicht? Antwort: 10% oben ja und 40% unten nein. Ohne die relative Armut bei uns wären die Export-Erfolge nicht möglich gewesen. Haben meine Frau und ich mehr Rente, aufgrund der Export-Erfolge? Nein, denn die aus niedrigeren Löhnen gezahlten geringeren RV-Beiträge beeinflussen natürlich auch die Höhe der Renten.

    Die Vorgänger-Regierungen von Pasok und Nea Demokratia mit Samaras, Papandreou und Karamanlis erfreuten sich ja des Wohlwollens aus der Brüsseler und Berliner Elite. Und profitiert haben vornehmlich private, vornehmlich ausländische Banken und Fonds und nicht die Staatskasse. Eben die Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten durch die Verlagerung auf öffentl. Gläubiger.
    Forderungen nach Aufbau eines Katasters, nach höherer Besteuerung der Reichen, Abbau von Sonderprivilegien etc. hörte man nur vereinzelt.
    Und zu unseren Export-Erfolgen gehörte dann eben auch der Verkauf von Leopard-Panzern an eine überschuldete griech. Regierung.

    Haben die ganzen Austeritätsmaßnahmen zu Erfolgen geführt? Nein, nur zur Verarmung breiter Schichten, zu hoher Arbeitslosigkeit, zu Selbstmorden usw. usf. Es wundert nicht, wenn unfähige und korrupte Regierungen wie die in Griechenland und Spanien abgewählt wurden und werden.

    Und Tsipras, der dieses Verarmungsprogramm anstatt wirtschaftlicher Blüte jetzt beenden will, hat nur „pseudosozialistischen Schmus“ im Kopf? Dann ist Obama auch ein „Pseudosozialist“ weil er jetzt einen neuen Haushalt mit über 2 Billionen US$ aufstellt, incl. allein über 400 Milliarden für Infastruktur, und dies nicht aus „Export-Überschüssen“. Und, Pfui Teufel, er will sogar Reiche und Vermögende höher besteuern!

    An der Rezession in Griechenland ist „la Merkel“ Schuld. Und das Problem ist nicht Griechenland, sondern Deutschland. Jetzt muß, wie Jakob Augstein am 29.01. bei SPON schrieb:
    „ein Linker den Kapitalismus retten.“

    Ich freue mich, wenn es jetzt Bewegungen gegen die Prekasrisierung des Abendlandes gibt. Denn dies ist das Problem, nicht die Islamisierung, die nur die Wut der Menschen ablenken und kanalisieren soll.

  29. Ich erinnere an das Stabilitätsgesetz, das 1967 erlassen worden ist: 1. Stabilität des Preisniveaus, 2. hoher Beschäftigungsstand, 3. außenwirtschaftliches Gleichgewicht, 4. angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum.

    Das außenwirtschaftliche Gleichgewicht wird seit vielen Jahren von den Bundesregierungen nicht mehr angestrebt. Im Gegenteil, man ist sogar stolz darauf, Exportweltmeister zu sein. Dass dieser exorbitante Exportüberschuss zu Lasten der anderen Länder geht, ist offensichtlich. Diese sind, wenn sie vom Güterimport stark abhängen, kaum in der Lage, die eigene Produktion voranzutreiben. Nicht alle Staaten können Exportüberschüsse produzieren, ohne gleichzeitig Defizite in anderen Ländern zu erzeugen. Deshalb ist die heilige Wirtschaftsmonstranz, Exportüberschüsse zu erzielen, nichts anderes als aggressive Wirtschaftspolitik, oder, um es mit den Worten eines Bloggers in diesem Thread zu sagen, der natürlich angelegte Wettbewerb, der allerdings verderblich wirkt. Nicht nur für Griechenland. Erst wenn Deutschland das alte Ziel wieder verfolgen würde, hätten andere Staaten mehr Luft und könnten sich mit weitaus besseren Chancen aus der nach unten laufenden Defizitspirale befreien. Ein kleiner Schritt wäre, die Binnenkonjunktur am Standort Deutschland zu stärken, etwa mit höheren Löhnen und Arbeitsverträgen, die auch zu Abgaben in die Sozialkassen führen. Leiharbeitsverträge u.a., die die Lohnstückkosten drücken, sind Gift, auch für Griechenland.

  30. #29. W. Fladung

    Mit solchen Aussagen machen Sie nur die rechten Gegenbewegungen in Europa groß, Herr Fladung. Sie haben Ihre festgefügte Weltsicht, und was soll ich da groß gegen an argumentieren. Sie sagen z.B., an der Rezession in Griechenland sei Frau Merkel schuld. Diese Aussage ist allein schon derart absurd, daß ich einfach nicht weiß, wo bei Ihnen anfangen und wo aufhören. Frau Merkel und die vielen anderen Regierungen haben Griechenland vor dem Absturz in das schwarze Loch einer Staatspleite gerettet. Kein Grieche mit Regierungsverantwortung war je dazu aufgerufen, Hilfsgelder für einen Leopard II zu verschwenden. Und den ewig aufgeregten Herrn Augstein kenne ich bestens aus seinen sonntäglichen Phönixrunden, wo er sich im wesentlichen in reinen Provokationen erschöpft und dann noch seinem Widerpart zumeist das Wort abschneidet. Nichts, was ich an dem Mann so richtig goutieren könnte.

    Und „Prekarisierung des Abendlandes“ ist als Wortschöpfung eine monströse Übertreibung. Reden sie von der horrenden Jugendarbeitslosigkeit in der Südstaaten, aber stellen sie nicht den im Weltvergleich großen Wohlstand und Reichtum Europa´s in Abrede.

    Haben Sie schon gehört, daß der Begriff „Schuldenerlaß“ nun dem Begriff von der „Schuld mit einer Rückzahlungspflicht im Unendlichen“ weichen soll ? Und da mögen Sie dem griechischen Dilettantenteam noch Beifall klatschen ?

  31. Zu 29: Volle Zustimmung Hr. Fladung, aber wie viele Menschen gibt es die bereit sind auf etwas Wohlstand der mit dem Leiden anderer verdient wurde zu verzichten? Es kann nicht sein das ich weniger in der Tasche habe und ein mir vollkommen Unbekannter, in meinem vielleicht nächsten Urlaubsland, tatsächlich seinen täglichen Bedarf decken kann! Um wie viel Euro wird sich dann auch noch mein Urlaub verteuern? Es gibt genug deutsche die sich im Urlaub ein Herr (wir)/ Diener (Einheimische)Verhältnis wünscht um seinen in D erlittenen Frust abzureagieren. Fortsetzung unter die Zeche Bezahlt der… #9 (http://frblog.de/draghi).

  32. Ich bin froh, dass es in diesem Blog noch ein paar „offene“, optimistische, nicht ewig Verdammende gibt…
    Eigentlich sind Zeit und Platz zu schade, um sich mit denen auszutauschen, die so hoch auf dem allwissenden Ross sitzen, dass keine Leitern reichen hinaufzusteigen oder sie zu bitten, herunterzukommen.
    Übrigens: Die neue griechische Regierung verkauft ihren aufwändigen Fuhrpark. Und es soll keine Luxuslimusinen mehr geben. Einige Minister fahren Taxi und manche sogar Motorrad oder Fahrrad.
    Ich kenne keinen deutschen politischen „Würdenträger“ (ausser Ch. Ströbele), der sich so verhält… Diese Bescheidenheit am eigenen Leib wird natürlich von obenaussen nicht gern gesehen. 1987 gab es schon einmal einen Regierungschef, der versucht hat so zu leben: Thomas Sankara in Burkina Faso… Lange hat er seinen neuen Weg nicht überlebt (er fuhr einen R4) und wurde im Auftrag seines engen Freundes Blaise Campaoré umgebracht (fortan wieder dicke Limusine fahrend) , der daraufhin fast 25 Jahre „regiert“ hat und ein Schosskind der europäischen Geber wurde… Aber auch ihn hat die Geschichte hinweggefegt, bevor er die Verfassung zu seinen Gunsten ändern konnte. Das burkinabeische Volk ist auf die Strasse gegangen und hat erreicht, dass er sich „abgesetzt“ hat ins Nachbarland. Ach, ich freue mich immer wieder, wenn es neue Hoffnungsschimmer gibt… Und ich lasse mich nicht auf die miesmacherischen Prognosen ein, die Alexis Tsipras jegliche Glaubwürdigkeit absprechen. Ist Arroganz eine besondere Eigenschaft der Deutschen, fragte mich neulich einmal ein Freund nicht europäischer Herkunft…

  33. # 31 – V. Grebe: Versuchen wir doch einmal, sachlich miteinander zu debattieren. Dazu gehört z.B. die Frage, wo Sie in meinen Aussagen das Großmachen rechter Gegenbewegungen entdecken und woran Sie dies festmachen. Sehen Sie keinen Zusammenhang zwischen der Austeritätspolitik von Merkel & Co., nicht nur an den Ergebnissen in Griechenland? Absurd ist hier höchstens die Negierung. Es wurden, wie ich bereits mehrfach schrieb, zuvörderst Banken gerettet – und nicht das Land. Natürlich hat man Griechenland nicht mit vorgehaltener Pistole gezwungen, Panzer zu bestellen. Aber die Lobbyisten standen auf der Matte, und in einem Land, in welchem seit Jahrzehnten die Korruption blüht, ist schnell eine Unterschrift unter einen milliardenschweren Kaufvertrag gesetzt. Und Augstein unterbricht Blome genauso oft wie Blome Augstein. Aber das sind Petitessen.

    Wenn Sie von der horrenden Jugendarbeitslosigkeit reden, dann glauben Sie doch nicht, das diese quasi von selbst gekommen ist, und nur durch Sparen, sparen, sparen zu lösen ist, oder?

    Ich weiß nicht, wo Sie leben, aber Menschen wie in Griechenland, welche ihre Möbel verfeuern, weil sie kein Geld mehr für Energie haben, schwerst erkranken, weil ihnen das Geld für Medikamente fehlt oder sich umbringen, weil ihnen das Leben sinnlos erscheint – machen die dies, weil sie – im Weltvergleich – in großem Wohlstand und vor allem „Reichtum“ leben. Und von dem Reichtum merken meine Frau und ich auch nix.

    Yanis Varoufakis, der neue griech. Finanzminister, studierter Ökonom, im Gegensatz zu W. Schäuble, ist ja bekennender Keynesianer, und als solcher bestens bestückt und vertraut mit dem Unterschied zwischen Betriebs- und Volkswirtschaft – im Gegensatz zu den deutschen Stümpern in unserer Regierung. So weiß er, das die Überschüsse der Einen die Defizite der Anderen sind. Oder kennen Sie eine Welt, in der alle nur Überschüsse gerieren? Kurzfristig mag dies zum Vorteil einer Volkswirtschaft sein, langfristig jedoch, falls fortgeführt, ein Verlustgeschäft für alle, weil man sich dadurch Zukunftsmärkte entgegen läßt. Weil, wenn sie ihre Überschüsse in geschwächten Gebieten investieren würden, langfristig nur gewinnen könnten. Das nennt man übrigens – auch – Nachhaltigkeit.

    Sollte dies alles nicht stimmen, dann wäre ich genauso ein Depp wie Keynes, Davidson, Stiglitz oder Flassbeck.

    Und bitte, wenn Sie ernsthaft diskutieren wollen, kommen Sie mir nicht mehr und nur mit Platitüden, sondern mit ernsthafen Vorschlägen, wie es gehen kann – nachhaltig!

  34. Hallo Bronski,

    vielen Dank für den seitherigen toleranten Umgang mit meinen Beiträgen. Sie waren in ihrer Mehrzahl als Satire gemeint, und ich hoffe sehr, daß sie von den Lesern auch so verstanden wurden. Meinen letzten Beitrag von heute ganz früh suche ich jetzt vergebens im FR-Blog. Ich hänge den Text nochmal unten dran.

    Ich bin fähig zur Einsicht und deshalb bemüht, aus meinen Fehlern zu lernen, so sie mir bewußt (gemacht) werden. Mein Text gäbe das beste Exempel ab.

    Je suis Manfred.

    Viele Grüße

    Manfred Petersmark

    @ 16, Michael G. Hoffmann

    Ihnen, der erst seit 40 Jahren Wein trinkt, ist wahrscheinlich entgangen, daß der Weinbau in Griechenland während der Zeit des Obristenregimes von 1967 bis 1973 völlig zum Erliegen kam.

    Georgios Papadopoulos, der führende Kopf der Militärdiktatur, bekannte sich in der griechischen Öffentlichkeit emphatisch zu seinem angeblichen Lieblingsgetränk, dem Ouzo, obwohl er den türkischen Raki, das Original, weit mehr schätzte.

    Es wird kolportiert, daß bei dem ersten Staatsbankett, das die griechische Führung ausrichtete, und zu dem allerhöchste Repräsentanten, Regierungschefs und Spitzendiplomaten aus ganz Europa geladen und auch gekommen waren, Retsina gereicht wurde. Über Papadopoulos, der dieses Getränk nicht kannte, wird berichtet, er habe nach dem ersten Schluck einen hochroten Kopf bekommen, das Wort „Terpentin“ ausgestoßen, die Gesellschaft fluchtartig verlassen und sei nicht wieder aufgetaucht, was in der europäischen Diplomatie für Verstimmung gesorgt habe. Papadopoulos, dem zur Kenntnis gebracht wurde, es habe sich bei diesem Getränk um griechischen Wein gehandelt, sah sich veranlaßt, den Anbau von Wein kategorisch zu unterbinden. Diese Zeit bis zum Sturz des Regimes 1973 wird als „Retsina-Krise“ bezeichnet.

    Mit dem Schlager „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens im Jahr 1974 begann der „Imiglykos-Frühling“, benannt nach der süßlichen Plörre, die die Kehlen von uns Deutschen wie in einem Rausch eroberte. Wonach die folgenden Jahreszeiten benannt wurden, ist nicht überliefert, aber über die folgenden Jahrzehnte hinweg auch nicht so wichtig.

    Udo Jürgens ist kurz vor Weihnachten 2014 zu unserem und dem der heimatverbundenen Griechen Leidwesen von uns gegangen. Inwieweit der Heimgang dieses österreichischen Schweizers, den ausnahmslos alle Griechen für einen Deutschen hielten, das jüngste Wahlergebnis bei den aller Hoffnung beraubten Griechen beeinflußt hat, darüber darf nur spekuliert werden.

  35. #34. W.Fladung

    Sie rühren derart viele Dinge in einem Topf zusammen, sodaß ich einfach keine Lust auf Entwirren habe. Ist mir zu anstrengend. Solch Diskussionen bin ich nicht bereit zu führen. „Potluck“ ist etwas ganz anderes.

    Folgendes gern aber nochmal. Sie unterschlagen, daß Merkel und die europäischen Partnerländer Griechenland vor dem Absturz in die Finsternis der Staatspleite gerettet haben. Bewahrt also vor der schlimmsten nur denkbaren Verarmung der griechischen Bevölkerung ! Vor diesem Hintergrund ist das von Ihnen so geschmähte Austeritätsprogramm nicht anderes als ein Rettungsprogramm, das Griechenland aus seiner – hören Sie bitte genau hin – mitverschuldeten Krise heraushelfen soll. Insofern ist Ihr anklagender Ton völlig unangebracht. Austerität ist ein Symbol für die Härten der Rettung, die Griechenland zu seiner Gesundung zu durchlaufen hat. Und niemand kann die Gesundung stellvertretend für Griechenland übernehmen. Auch nicht Deutschland, indem es seine Wettbewerbsfähigkeit unterminiert, die ganz gewiß nicht Griechenland, sondern vor allem China und anderen Tigerstaaten zugute kommen würde. Austerität ist auch ein Symbol dafür, daß die Größenordnung der finanziellen Hilfe auch daran zu messen war, was den Menschen in den europäischen Partnerländern an Opfern bzw. Solidarität zugunsten Griechenlands zuzumuten war, ohne ihren Widerstand hervozurufen und politische Gegenbewegungen stark zu machen. Wer die Austeritätspolitik anklagt, Merkel zum Sündenbock macht und mehr oder weniger direkt für einen quasi unbegrenzten und bedingungslosen Finanztransfer nach Griechenland plädiert, der allerdings macht die rechten Gegenbewegungen stark wie Front national, Pegida, AfD, Podemos oder wie sie alle heißen mögen. Allen deutschen Transferromantikern und Merkel´schen Daueranklägern sei ins Stammbuch geschrieben, daß sie mit ihrem Ätzen gegen Merkel Europa nur auseinandertreiben und die Menschen in die Arme von rechten und linken anti-europäischen politischen Extremen treiben. Blinde Wut tut selten gut.

    Ein Wort noch zu ihrem Idol Varoufakis. Was der Mann so alles schon erzählt hat läßt mich daran zweifeln, ob der überhaupt ein Studium erfolgreich absolviert hat. Messen wir ihn doch einfach nur an seinen Worten und Taten. Und da ist er über einen Abenteurer- und Dilettantenstatus bei mir noch nicht hinausgekommen.

  36. Korrektur: Soll in meinem Beitrag natürlich heißen:
    „Überschüsse generieren“ und im nächsten Satz: „Zukunftsmärkte entgehen“

  37. Als sich am Wahlabend Tsipras Sieg deutlich abzeichnete, kommentierten einige deutsche Politiker (auch aus den Parteien der Großen Koalition) das Ergebnis mit Hinweisen auf die in Griechenland seit jeder korrupte Oberschicht, die das Land durch Steuerverweigerung und Vermögenstransfers habe verkommen lassen und nunmehr dafür die Quittung bekommen hätte.

    Das würde bedeuten, dass sowohl deutsche Regierungen als auch die anderer EU-Länder die Einführung des Euros und später, nach der Finanz- und Eurokrise, die Stützung der Banken bewusst mit einer kriminellen Vereinigung vereinbart haben. Ganz ohne Rücksicht auf die Steuerzahler. Und dies auch noch völlig unverfroren als notwendige Maßnahmen im europäischen Einigungsprozess etikettiert haben.

    Mir wurde schlecht beim Zuhören und mir war nach großem Kotzen zumute. Aber ich habe dann lieber einen alten Schlager rasch umgedichtet, nämlich die „Weißen Rosen aus Athen“ des Jahres 1961:

    Rote Fahnen in Athen

    Rote Fahnen in Athen:
    Troika, komm‘ nie mehr wieder,
    raus, auf Nimmerwiederseh‘n:
    Rote Fahnen in Athen.

    Athen erwacht, die Hoffnung, sie kommt wieder
    und für Europa bricht sie an, die neue Zeit.
    Kein Platz für Draghis flinke Euro-Schieber,
    und auch von Jun(c)_ker(n) sind wir bald befreit.

    Rote Fahnen in Athen:
    Troika, komm‘ nie mehr wieder,
    raus, auf Nimmerwiederseh‘n:
    Rote Fahnen in Athen.

    Rote Fahnen weh’n im Wind,
    in Berlin noch gut zu seh‘n;
    stör’n das Brüsseler Labyrinth,
    rote Fahnen aus Athen.

    Ein kleines Land, ein Nest für Oligarchen,
    dort sieht die Zukunft über Nacht ganz anders aus.
    Fort mit den fürchterlichen Geld-Monarchen,
    bald zieht Europa in ein neues, bess‘res Haus.

    Rote Fahnen in Athen:
    Troika, komm‘ nie mehr wieder,
    raus, auf Nimmerwiederseh‘n:
    Rote Fahnen in Athen.

    Der ursprüngliche Text ist von Hans Bradtke, die Melodie komponierte Manos Hadjidakis; erste und erfolgreichste Interpretin war Nana Mouskouri.

  38. sehr kreativ! demnächst wird ’s laienbaritonsolo-gesungen und mit laien-querflöte und verstimmtem klavier begleitet. endlich mal wieder etwas aufbauendes (wider den tierischen ernst).

  39. Gestern am 3.2.15 lief im ZDF die Sendung „Die Anstalt“, sie wird in Kürze auf 3SAT wiederholt. Zu unseren Diskussionen gab es dort viel zu lernen und es wurden auch viele Wahrheiten ausgesprochen, die man uns sonst verschweigt.

  40. Tja, es gibt wirklich Unbelehrbare. Und wenn man Fakten präsentiert, dann ist dies „zu anstrengend“. Wenn man keine Antworten hat, ist es auch schwer, Diskussionen zu führen. Und Fakten lassen sich nun mal nicht verbiegen, es sein denn, man reiht sich unter die Schiffschaukelbremser ein. Oder unter die Geisterfahrer, die ja auch dazu neigen, wenn sie die Meldung im Radio hören, angesichts des dichten Gegenverkehrs an der Zahl „eines“ Geisterfahrers zu zweifeln.

    Also:
    1. Varoufakis: promovierte 1987 an der Universität of Essex in Ökonomie, Danach ein Jahr Fellow an der Univ. von Cambridge. Anschließend bis 2000 Lehrbeauftragter in Ökonomie an der Uni Sydney und danach Professor für Ökonomische Theorie an der Uni Athen. Wahrlich ein absoluter „Dilettant“. Anders hingegen die Fachkräfte Schäuble und Merkel:

    2. Dr. Schäuble, seit 1971 Dr. iur. promoviert, mit einer Arbeit über „die berufsrechtliche Stellung der Wirtschaftsprüfer“. Und 3. Dr. Merkel: Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften – Dr. rer. nat., zuletzt tätig im Institut im Bereich „analytische Chemie“. Man sieht, beides ausgewiesene Fachkräfte in National-Ökonomie.

    Alle in der Syriza-Regierung einschl. Tsipras geißeln die Verantwortungslosigkeit der griech. Eliten, würdig vertreten durch die vorherigen Regierungen und natürlich, da alles „lupenreine Demokraten“, kräftig von Berlin und Brüssel hofiert. Ein Seitenhieb auf D. mußte auch sein, aber ein wahrer, das Griechenland D. in der Schuldner-Konferenz 1953 alle Schulden erlassen hat, trotz der ganzen Greueltaten der Nazis. Und auch die USA schlossen sich beim Schuldenerlaß an, mit dem Erlaß des größten Teils der Schulden beim Marshallplan.

    Wahrheiten stören nur, nämlich die, das D. mit seiner Austeritäts-Agenda inzwischen sowohl in der internationalen Politik als auch in der Wirtschaftswissenschaft völlig isoliert ist. Aber natürlich sind nur die Griechen „Realitätsverweigerer“. Ein solcher Verweigerer scheint mir auch der amerik. Präsident Obama zu sein, wenn er sagt: „Sie können Länder, die sich mitten in einer Depression befinden, nicht immer weiter ausquetschen“. Und hinzufügt: „Bei einer Wirtschaft, die sich im freien Fall befindet, braucht es vor allem eine Wachstumsstrategie. Nur so könne ein Land seine Schuldenlast reduzieren.“

    Ach so, die Milliarden die G. erhielt, flossen umgehend zurück, an – vor allem – deutsche Banken. Glaubt die Naturwissenschaftlerin Merkel tatsächlich an die Erfolgsträchtigkeit des Austeritätskurses, obwohl alle Welt mit gutbegründeten Fachurteilen das Gegenteil vertritt? Und die SPD macht kräftig mit. Wohl eine Partei, die nur darauf wartet, so wie die PASOK zerlegt zu werden. Wie wir auch am Verhalten zu TTIP sehen, steht die SPD inzwischen rechts vom IWF. Aber Irrsinn muß sein.

    Ja, unsere gigantischen Exporterfolge. Diesen „Erfolgen“ haben Millionen Beschäftigte bei uns Reallohnverluste zu verdanken. Ist dies jetzt trotz – oder wegen – der Exporterfolge? Soll ich mich jetzt über diese Erfolge freuen, obwohl ich mir viele der Güter nicht mehr leisten kann, weil auch mein Einkommen gesunken ist?

    Und wie lange geht es noch gut, daß wir quasi Wettbewerbsfähigkeit zu unseren Nachbarn exportieren, einschl. der Kredite des wohlhabenderen Teils der Deutschen, damit unsere Nachbarn die deutschen Produkte auch ezahlen können?

    Aber es ist ja ganz einfach, für die Schiffschaukelbremser-Ökonomen. Die Nachbarn sollen eben ihren Gürtel enger schnallen, dann geht es auch wieder aufwärts. Wenn allerdings jeder jeden niederkonkorriert, was ein Ergebnis des „Gürtel enger schnallens“ ist, um sich zunächst kurzfristig Vorteile zu verschaffen, sind am Ende aller ärmer.

    Und zum Schluß: Ja, Griechenland hat sich in den Euro reingemogelt, aber alle wußten dies, und haben sämtliche Augen und Hühneraugen zugedrückt. Daher mein Resümee: Sparen in der Rezession, und eine solche ist in der Mehrheit der EU-Länder an der Tagesordnung, führt nicht zu Wachstum, sondern zu Stagnation und dann Rezession. Je länger dann diese Schwäche dauert, desto größer wird die Zahl der Anhänger eines Wandels, siehe Syriza, siehe Podemos, siehe Le Pen und Andere. Wer jetzt meint, Syriza wäre nur eine Art Betriebsunfall, irrt gewaltig.

    Wer von den Griechen erwartet, den alten Kurs fort zu führen, erinnert an eine Notambulanz, in der ein lebensgefährlich Verletzter mit hohem Blutverlust eine Transfusion erhält – mit Eigenblut. Dann ist der Exitus nicht mehr weit.

  41. @ 38 Klaus Philipp Mertens

    Danke für die „Roten Rosen“ bzw. „Weißen Fahnen“!
    Es wäre schön, wenn Ihnen zu dem Thema „Griechischer Wein“, dem ich mich weiter oben unter Punkt 35 widmete, etwas Vergleichbares einfiele.

  42. An 35, Manfred Petersmark,

    vielen Dank für Ihren erhellenden Beitrag. Mir geht es allerdings ähnlich wie den Griechen. Ich glaube nämlich immer noch, dass Alexis Sorbas ein Kreter ist, obwohl ich weiß, dass dieser tolle Bursche aus Chihuahua, Mexiko stammt, wo er 1915 das Licht der Welt erblickte. Aber wenigstens bei Costa Cordalis bin ich mir sicher, dass er ein waschechter Grieche ist und 2004 zum Dschungelkönig gekrönt wurde. Sein Preisgeld hat Costa der Kinderkrebshilfe gespendet. Den sollte man sich zum Vorbild nehmen. Aber ob solche Spenden im Sinne des „ollen Keynes“ sind, weiß ich nicht, da ich von Ökonomie so gut wie gar nichts verstehe.

  43. Es ist im Grunde ganz einfach: Wir führen in Europa einen erbarmungslosen Kampf Arm gegen Reich. Die Oben können den Hals nicht voll genug kriegen, und sichern sich ihre Pfründe durch Steuerhinterziehung, korrupte Politiker, Einwirkung auf Gesetze (wo arbeitet Walter Riester noch mal gleich?) und versuchen, denen „unten“ auch noch den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen.

    Und die „unten“ schämen sich, wollen ihre Verarmung nicht zugeben, schieben die Schuld auf die Falschen – die Medien mischen dabei kräftig mit – und wähnen sich noch irgendwo als „Mittelschicht“, genauso überigens wie viele Millionäre. Zu befürchten ist nur, das letztendlich die rechtspopulistische Seite a la Le Pen, Jobbik, AfD oder Vlaamse Blok die Oberhand bekommt und nicht die Linke.

  44. #42. W.Fladung

    Sie sind ein Meister im Ausweichen, und das zumeist mit argumentativen Stereotypen, die ich politisch in das Transfer-optierende und anti-subsidiäre Spektrum der BRD einordnen würde. Da Sie sich außerstande sehen, Ihre fundamentalen Irrtümer bezüglich der Rettung Griechenland´s vor der Staatspleite durch die Euro-Zone einzuräumen und außerdem lieber in Ihren Tiraden gegen Merkel verharren, als wäre sie der ultimate Feind Griechenland´s, bleibt mir nichts anderes übrig als Ihnen nochmals vorzuwerfen, daß Sie nur rechte Gegenbewegungen in den nordeuropäischen Staaten stark machen. Sie blinken links, und Ihr Fahrzeug biegt rechts ab. Vielen Dank dafür, mir reicht´s !

    Übrigenst kann der Arzt nicht stellvertretend für den Patienten gesund werden. Ich sagte das schon mal. Das gilt leider auch für den Patienten Griechenland. Außerdem ist der Arzt selber nicht voll gesund. Wie schrieb ich oben ? Solange bei uns das Fressen vor dem Investieren kommt, solange haben wir selbst ein Problem. Und daran schuld sind genau die Transfer-optierenden und anti-subsidiären Kräfte in der BRD. Und zu diesen Krften zähle ich auch Sie persönlich nach Lesen Ihrer Beiträge. Und ja, mit der ewigen Larmoyanz im Vortrag kommen Sie auch nicht weiter. Sie ruinieren damit nur Ihr Immunsystem.

    Schauen Sie einmal hin zu der peinlichen Veranstaltung, den die neue griechische Regierung bietet. Halbstark Sprüche klopfend und dann von Juncker an die Hand genommen wie ein trotziger Knabe, der nun seine Lektion erhält. Und kaum anders Varoufakis nach seiner Unterrichtsstunde bei Draghi und der anschließenen EZB-Entscheidund bezüglich griechischer Staatsanleihen. Das ist Schmach für Griechenland, weil das Land eine blamable Führung gewählt hat, aber nicht die harte Arbeit, zu der die Menschen dort aufgerufen sind. Andere Staaten, zumal die baltischen, haben bewiesn, wie man es mit Sparen und harter Arbeit schaffen kann ! Und für die Ungerechtigkeiten in Griechenland sind ganz zuförderst die Griechen selbst verantwortlich zu machen. Also, Herr Fladung, putzen Sie erstmal die Brille und justieren Sie Kimme und Korn, bevor Sie wild durch die Gegend schießen.

  45. @ 38 K.P. Mertens und @ 45 W. Fladung:

    Absolut richtig. Ich kann Ihnen beiden nur zustimmen.

    Erstaunlicherweise schimpfen jetzt alle (auch Mitglieder der deutschen Bundesregierung, wobei sich mit Merkel und Schäuble die beiden wichtigsten Akteure noch auffalend zurückhalten)auf die griechischen Millionäre und Milliardäre, die ihrer Steuerpflicht nicht nachkommen und tun so als ob nichts dringenderes gäbe, als die Steuerverwaltung in Hellas aufzubauen.

    Erstaunlicherweise habe ich bis zu den Wahlen davon rein gar nix vernommen. Da hieß es aus Deutschland nur „Die Reformen müssen fortgesetzt werden!“.
    Da hat man so getan als ob man den Griechen noch nicht genug abverlangt hätte und als ob man die Schraube noch etwas weiter drehen müsste (denn nix anderes heißt in der Diktion der in Deutschland herrschenden neoliberalen Ökonomen „Reformen müssen fortgesetzt werden“).

    Nirgendwo wurde darüber reflektiert, welche Auswirkungen diese „Reformen“ auf die Menschen und damit letztendlich auf die Demokratie haben. Von Frau Merkel und Herrn Schäuble habe ich nie etwas über die jetzt in teilen der Öffentlichkeit beklagte „Unwucht“ der Belastungen gehört (ich gehe davon aus, dass diese beiden das auch tatsächlich nicht so empfinden, denn sonst hätten sie den seinerzeitigen Premier aus ihrer Schwesterpartei ja mal entsprechend „eingenordet“).

    Was aber allen Beteiligten klar sein sollte ist, dass eine noch so gut funktionierende Steuerverwaltung und noch so stringente Gesetze nichts nutzen, wenn man die „Sache“ nicht mindestens europaweit, besser noch weltweit, organisiert. Und da muss auch niemand sagen, dass das leider nicht geht. Die USA (sonst ja gerne als Vorbild genommen) führen es doch vor. den früher als uneinnehmbar geltenden Schweizer Banken wurde einfach mit der Entziehung der Bankenlizenzen gedroht für den Fall, dass es keine Infos über die Zinsen US-amerikanischer Staatsbürger gibt- und schwupps gab es diese Infos.

    Aber wenn ausgerechnet Herr Gabriel, der wie weiland Gerhard Schröder, ganz schnell nach den Wahlen seine Steuererhöhungspläne für die Reichen und noch Reicheren kassiert hat, nun den Griechen empfiehlt, doch die reichen Familien etwas stärker an der Finanzierung des Staatswesens zu beteiligen, dann hat das schon was.

    Herr Fladung hat in seinem Beitrag 45 absolut Recht.

    Der beliebte Satz: „Uns geht es heute sehr gut, weil wir früher den Gürtel enger geschnallt haben.“, krankt an einer ganz entscheidenden Stelle.

    Zwischen den „wir“ die den Gürtel enger geschnallt haben und den „uns“, denen es sehr gut geht, besteht keinerlei Personenidentität.

    Während die „Normalsterblichen“ tatsächlich den Gürtel enger geschnallt haben- Stichworte: Lohnverzicht, Reallohnstagnation, Beendigung der paritätischen Finanzierung der Sozialversicherungssysteme und damit Verlagerung der Lebensrisiken in den Privatbereich, Drastische Beschneidung der Rentenformel zugunsten von Versicherungen und Fondsgesellschaften, starke Vernachlässigung der öffentlichen Investitionen etc.- wurden den Reichen und Superreichen die Steuern gesenkt bzw. abgeschafft (Kapitalverkehrssteuer, Gewerbekapitalsteuer, Vermögenssteuer, Kapitaleinkünfte werden flat mit 25% besteuert, Senkung der Körperschaftssteuer und des Einkommenspitzensteuersatzes etc.).

    Kein Wunder, dass sich die Einkommens- und dadurch bedingt Besitzverhältnisse deutlich zugunsten der Einkommen aus Unternehmensbesitzern und Kapitalanlegern geändert hat.

    Dieses neoliberale Modell wurde in den südlichen Ländern Europas in einem noch viel stärkeren Maße durchgezogen- mit den bekannten Ergebnissen.

    Dies führt in letzter Konsequenz dann tatsächlich zu einer Aushöhlung der demokratischen Parteien durch Links- und Rechtsextreme. Und man kann den Leuten, die die anderen Parteien abwählen nichtmal einen Vorwurf machen- sie handeln sozusagen in Notwehr bzw. sie handeln im Prinzip „alternativlos“ (auch wenn die Kanzlerin das Wort eigentlich für ihre Politik reserviert hat).

  46. # V. Grebe 5. Februar 2015 7:24: Ihr „Kompliment“ kann ich nur mit einer roten Rose, oder roten Nelke – ich weiß nicht, welche Sie lieber mögen – zurück geben.

    Ich, der „Meister des Ausweichens“ habe immer konkrete Fakten eingebracht, und Sie weichen aus, mit Beschimpfungen etc.

    Was ist denn bitte an der Merkel’schen und damit natürlich auch EU-Beeinflußten Politik „subsidiär“?

    Ich habe nie behauptet, das die Griechen an ihrem selbst angerichteten Schlamassel unschuldig wären. Das hat sogar Tsipras mit seinem: „Wir haben Mist gebaut“ zugegeben. Aber wenn ein Patient Lungenkrebs hat, wollen Sie ihm dann Hilfe verweigern, weil er 40 Jahre lang „Mist gebaut“ hat, und 40 Gauloises am Tag geraucht hat?

    Die Larmoyanz im Vortrag entdecke ich eher bei Ihnen, weil Sie den alten Rezepten, die den Süden in die Scheiße (pardon) geritten haben, weiter anhängen.

    Wie, bitte schön, ist denn Ihr Vorschlag auf Besserung – nicht nur Änderung! Ich hatte ja schon einmal den Begriff der Nachhaltigkeit ins Spiel gebracht, aber dieser scheint Ihnen unbekannt zu sein, oder Sie ordnen diesen unter „Stereotypen“ ein.

    Ich nehme gerne Ihren Vergleich auf: Sie, Herr (oder Frau) V. Grebe, blinken rechts, und das Fahrzeug biegt dann, wie derzeit in Griechenland, und im Herbst in Spanien, und im November wohl auch in Italien, und – leider – nicht in Frankreich, links ab. D’accord?

    Übrigens ist mein Immunsystem schon ruiniert, mit einer vor 13 Jahren festgestellten MONOKLONALEN GAMMOPATHIE. Meine Brille putze ich jeden Tag. Und wenn Sie wollen, dann streiten wir uns irgendwann einmal, sofern Sie nicht Hunderte von Kilometern weg wohnen, bei einem Doppelkorn, den ich auch noch ohne Kimme, weil Gleitsichtbrille, erkennen kann.

  47. #48. W. Fladung,

    die Griechenland-Rettung der Eurozonenländer besteht darin, ein Netz gezogen zu haben, daß das Land vor dem Zerschellen auf dem Boden gerettet hat. Dieses Basis-Faktum habe ich Ihnen leider mehrfach ins Gedächtnis rufen müssen, denn es macht den entscheidenden Unterschied zu Ihrer These eines „Verarmungsprogramms“ aus, daß Merkel und Co. angeblich über Griechenland verhängt hätten. Eine Verarmungsabsicht zu unterstellen ist billigste Polemik. Hat sich leider nicht viel mit den Fakten, die Sie glauben, hier präsentiert zu haben. Und jetzt wird sogar deutlich, daß die Griechen Hilfen erhalten haben, die alles übersteigen, was irgendein anderes Land der EU je erhalten hat. Von daher ist die Attitüde des Klägers, den die neue Regierung dort eingenommen hat, schon mehr als geschmacklos zu nennen. Sie ist sogar in höchstem Maße unverschämt.

    Redlichkeit bemüht sich zuerst, die eigenen griechischen Fehler zu benennen und zu korrigieren. Das Dilettantenteam Tsipras-Varoufakis dagegen lädt eine neue Hyoothek auf ihr Land, weil es die Glaubwürdigkeit ruiniert. Allein der irrlichternde Auftritt des neuen „Katastrophenteams“ dürfte Schäden an der griechischen Wirtschaft verursachen, die ich jedenfalls nicht auszugleichen bereit bin. Was deutsche Bundesbürger hingegen bewegt, in den griechischen Klagechor helfend einzustimmen, obwohl ihr eigenens Land Investitionen bitter nötig hat, ist mir völlig rätselhaft.

    Es ist übrigens eine ganz andere Frage, wie man die Hilfen auf eine jeweilige Situation bezogen feinjustiert. Wir in Deutschland müßten jetzt selbst ein Investitionsfeuerwerk starten, und die Haushaltsüberschüsse erlauben es uns auch, dies zu tun. Spätestens jetzt. Alles Gründe, der Geldverschwendung generell den Kampf anzusagen und der griechischen Variante allemal.

    Es ist auch nicht unsere Aufgabe als Partnerland Griechenland´s, ihnen vorzuschreiben, wie sie ihre Sozialpolitik und andere Politiken zu gestalten haben. Es war nun einmal nicht möglich, Griechenland zum EU-Protektorat zu machen und einen Komissar dort einzusetzen. Griechenland krankt an seiner Unterentwickeltheit einerseits und dem Hochmut seiner Eliten und Geldbürger andererseits. Und die dritte Krankheit ist die Unfähigkeit der Massen, die Ursachen im eigenen Land zu suchen. Hier wird mit Merkel und Deutschland wieder einmal ein Sündenbock angeklagt, weil es einfach bequem ist, vom eigenen Versagen abzulenken.

    Ich wünsche Ihnen mehr Optimismus, Herr Fladung, auch angesichts Ihres „Basis-Problems“. Und ich wünschen Ihnen Ärzte, die die Dinge so sehen, wie sie sind, und nicht in voreiligen Schlüssen verharren oder Lieblingsurteilen anhängen. Ich sehe die Dinge zwar aus einer geographischen Randlage, sehe mich aber mitten unter ihnen (den Dingen nämlich).

  48. Hallo, nicht nur V. Grebe: Wer gestern MONITOR gesehen hat, hat eine kurze, aber knackige Abhandlung anhand von Fakten zu Griechenland erhalten, hier der Link: http://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/griechenland714.html
    Ergänzen läßt sich dies noch durch folgende Debattenbeiträge:
    http://www.ipg-journal.de/rubriken/europaeische-integration/artikel/griechenlandkrise-die-truempfe-liegen-in-berlin-761/
    und
    http://www.cicero.de/weltbuehne/griechenland-krise-der-deutsche-kurs-ist-krachend-gescheitert/58826

    Wie zu sehen ist, tummeln sich die Geisterfahrer nur so auf der Gegenfahrbahn. Und Unkenntnis hat noch nie jemand geschadet, oder so ähnlich.

  49. #50. W. Fladung,

    ich habe Monitor gesehen und fand den Beitrag über Griechenland mehr als dürftig. Daß Griechenland bereits Wachstum erlangt hatte, bevor es Neuwahlen gab, hat niemand davon abgehalten, das Verarmungsgeschrei anzustimmen. Nicht Herrn Tsipras, nicht die Anti-Merkelisten in unserem Land. Jetzt wird es erstmal heruntergehen mit dem Wachstum, und mitverantwortlich ist ein angeblicher Ökonom namens Varoufakis. Die neue Regierung ist eine Hypothek für die Entwicklung Griechenlands. Das werden irgendwann auch ihre glühendsten Anhänger merken, falls sie nicht wieder jemandem die Rolle des Sündenbocks zuweisen. Darin haben Griechen und Anti-Merkelisten ja Übung.

  50. # 51, V. Grebe: No comment (mehr). Ich gebe es auf, und verabschiede mich aus diesem Blog. Weiterhin viel Vergnügen bei Ihrer „Überzeugungsarbeit“. Welch Geistes Kind Sie sind, zeigt sich schon bei Ihrer Verwendung des Prädikats „angeblicher Ökonom“ zu Herrn Varoufakis.

    Gut, wenn man Tatsachen nicht zur Kenntnis nehmen will…, dann weiterhin viel Vergnügen bei der Geisterfahrt. Der Drops ist geluscht, und, wie wir Hessen sagen „de Käs‘ ‚gesse“.

  51. Diese ganze Diskussion ist eigentlich zu eng gefasst. Das Ganze hat seinen Anfang genommen mit dem Zusammenbruch der Planwirtschaft im Osten 1989.Bis zu diesem Zeitpunkt gab es einen Wettbewerb zweier Systeme und das System Marktwirtschaft musste um als das Bessere wahrgenommen zu werden eine soziale Komponente haben. Vor 89 wäre Hartz 4 undenkbar gewesen das hat sich ja inzwischen geändert wie man weiß. Auf Grund dieser Vorgeschichte gab es jahrelang die Möglichkeit Umverteilung von Unten nach Oben zu betreiben da ja aus der sozialen Komponente Umverteilungsmasse vorhanden war. Das wurde mit allen möglichen Maßnahmen betrieben z.B. Senkung das Spitzensteuersatzes, Hartz 4, Abschaffung Vermögenssteuer, Umverteilung der Energiekosten durch Zweckentfremdung der Energiewende u.s.w. Auf Wunsch kann die liste nahezu beliebig verlängert werden. Ich habe jetzt geschildert was in D. passiert ist. Ohne jetzt so genau die Details zu kennen wird das in anderen westlichen Ländern auch passiert sein. In Griechenland zahlt die Oberschicht halt keine Steuern. Also sind sie in diesem fall schon etwas weiter als D. denn das die großen Konzerne seit einiger Zeit kaum noch Steuern zahlen hat sich wohl inzwischen herumgesprochen. Ich glaube nicht das bei großen Vermögen das wesentlich anders ist. Die müssen nur keine Bilanz veröffentlichen. Im Grunde ist das aber alles nur die Umverteilung der oben genannten sozialen Komponente. Jetzt kommen wir aber an dem Punkt an das die soziale Komponente aufgebraucht ist. Wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe sind 80% aller Neuzulassungen bei Autos größer Golf Firmenwagen. Mit anderen Worten ein normaler Arbeiter oder Angestellter kann sich so etwas nicht mehr leisten. Damit stellt sich aber die Frage was passiert wenn Autos keine Autos kaufen können was aber wohl offensichtlich so ist. Zuerst einmal muss man der Oberschicht sagen das die Umverteilung nicht so weiter gehen kann wie seit fast 20 Jahren gewohnt, sonst kann keiner mehr die Miete bezahlen für die Wohnungen die sie vermieten wollen. Außerdem sollten sie mal darüber nachdenken ob es sein kann das die ganz großen Unternehmen keine Steuern zahlen u.s.w. Die einzelnen Länder im Euroraum haben bei ihren Staatsausgaben unterschiedlich auf diese Situation reagiert. In Ländern in denen eine größere Bereitschaft zum Generalstreik als in D. besteht haben die Regierungen die ja meist eher Merkel nahestehend waren zwar die Umverteilung laufen lassen aber ihre Bürger durch Schulden vor den Folgen der Umverteilung geschützt. Das es so nicht ewig gehen kann war wohl zu erwarten. Jetzt tritt in G. eine Regierung an die beginnt das was ich hier geschrieben habe beim Namen zu nennen. Es wird sehr spannend wie der Rest Europas darauf reagiert. ich könnte jetzt noch über Themen wie EZB Gelder, die wohl auch nichts bewirken weil sie da hin gehen wo Geld eh schon im Überfluss vorhanden ist. Deshalb bewirken sie auch keine Inflation. Das könnten sie nur wenn die Masse an diese Gelder käme. Das ist aber wohl nicht gewollt. Auch das Thema Zypern wäre spannend denn das ging ja überall und würde die Finanzkrise auch sofort beenden, oder warum wurden in den USA so viele Banken geschlossen und verstaatlicht? Haben wir im Euroland wirklich ein kapitalistisches System oder gelten diese regeln nur für teile der Bevölkerung? Da ich mich aber meistens kurz fasse möchte ich diese Themen nur mal kurz benannt haben weil sie zu dem Schuldenproblem gehören.

  52. @ V. Grebe (51)

    Wenn ich so etwas lese: „ein angeblicher Ökonom namens Varoufakis“, wird mir nicht übel, aber es stimmt mich bedenklich, weil es eine persönliche Herabwürdigung ist. Deshalb hier ein Hinweis aus Wikipedia, dem „angeblichen“ Lexikon:

    „Nach Abschlüssen in Mathematik und Statistik promovierte Varoufakis 1987 an der University of Essex in Ökonomie. 1988 war er für ein Jahr Fellow an der Universität von Cambridge. Er war 1988 bis 2000 Lehrbeauftragter in Ökonomie an der Universität von Sydney und wurde dann an die Universität von Athen berufen. Seit 2013 unterrichtete er auch an der Lyndon B. Johnson School of Public Affairs der Universität von Texas in Austin.“

    Schauen wir uns diejenigen an, die in Deutschland an politisch verantwortlicher Stelle das wirtschaftliche Geschehen dieser Landes und – das kann man schon sagen – der EU lenken: Da haben wir die Physikerin Merkel, den Juristen Schäuble und den Gymnasiallehrer Gabriel. Bei diesen Dreien könnte man fast ohne Zögern von angeblichen Ökonomen sprechen. Damit wäre man nicht mal polemisch, würde man die von Ihnen so geschätzten Politiker so titulieren. Gut, bei Schäuble könnte man noch ein Auge zudrücken, hatte er doch als Student neben Jura das Fach Wirtschaft belegt. Um die Politik des griechischen Finanzministers ab- und die deutsche aufzuwerten, ist die Unterstellung, Varoufakis sei eigentlich gar kein Ökonom, nicht überzeugend. Sie legt vielmehr den Blick auf den Argumentationshorizont des Verfassers dieser Behauptung frei.

  53. @ Hans (53)

    „In Ländern in denen eine größere Bereitschaft zum Generalstreik als in D. besteht…“.

    Ein Generalstreik bei dem alle bzw. fast alle Arbeitnehmer die Arbeit niederlegen, ist in Deutschland nicht möglich. Er ist durch das Streikrecht nicht abgedeckt. Denn dieses wird als Instrument gegen den Produktionsmittelbesitzer innerhalb der Tarifvereinbarungen betrachtet. Ein Generalstreik wird als politische Handlung interpretiert. Wer dazu aufruft bzw. daran teilnimmt, müsste mit finanziellem Regress rechnen. Das Streikrecht ist bei uns im Grundgesetz nicht verankert. Es ist nur das Recht auf Bildung von Gewerkschaften vorgesehen. Ein interessantes Thema wäre, weshalb die deutschen Gewerkschaftsfunktionäre niemals Forderungen erheben, die den politischen Streik ohne Schadensersatzforderungen möglich machten.

  54. Dank und Anerkennung an all diejenigen, die die Diskussion lesens- und nachdenkenswert gemacht haben. In zunehmendem Masse hat sich bei mir wegen der sich wiederholenden Herabwürdigungen in Form von lächerlich machenden Formulierungen und unzutreffenden Behauptungen (Beispiel: Herr Varoufakis) Unlust und Unmut angestaut weiterzulesen. Ich habe eine andere Vorstellung von einem „niveauvollen“, offenen Blog.
    Jedenfalls hat das für mich nichts mit „Streitkultur“ zu tun.

    etsi eine

  55. Es gab, versteckt im kurzfristig geänderten Nachprogramm des WDR, ein filmische Dokumentation, welche meine Frau und mich tief betroffen gemacht hat: http://www1.wdr.de/fernsehen/film_serie/kinozeit_dokumentarfilm/sendungen/agora106.html.

    Betroffen auch deshalb, mit welcher Ignoranz, mit welcher Unmenschlichkeit und welchem Zynismus hier ein Land in den Ruin getrieben wurde. Den Verantwortlichen mal ein paar Tage Obdachlosigkeit auf den Straßen Athens gewünscht, und dann vielleicht als eine Art Morgengymnastik ein lustiges Verprügeln durch die Anhänger der „Chrysi Avgi“.

    Hätte ich mir keinen Ouzu eingeschenkt, ich hätte gekotzt. Nein, falsch, ich habe mit mir gerungen, ob menschlicher Ignoranz durch Kalaschnikows beizukommen ist.

    Und danke, # 54, Rudi, das Sie nochmals ausführlicher das wiederholen, was ich schon in meinem Beitrag # 42 gesagt hatte. Aber Geisterfahrer können Sie mit Argumenten nicht überzeugen, sie bleiben stets und weiterhin auf der Spur, bis ihnen der starke Gegenverkehr – dann mit Kollateral-Schäden – ein Ende setzt.

  56. #54.Rudi und #57 W.Fladung,

    ich sagte schon mal, daß wir Menschen nicht nach ihren Titeln, sondern nur nach ihren Worten und Handlungen beurteilen sollten. Und da fällt Herr Varoufakis bei mir krachend unten durch. Ich sage Ihnen beiden nichts voraus, was Sie nicht längst selber ahnen. Herr Tsipras und Herr Varoufakis werden demnächst mit leeren Händen vor ihr Volk treten müssen und sagen, wir haben Euch belogen und betrogen. Wir konnten unsere Versprechen niemals halten, und wir wußten das. Zumindest Herr Varoufakis wußte das, wenn er denn ein Ökonom ist. Und wir treten deshalb auch von unseren Ämtern zurück.

    Sie können auf die Tränendrüse drücken wie Sie wollen, Herr Fladung, entscheidend ist immer die Frage nach der Verantwortung. Und da sagte ich Ihnen, daß der Arzt nicht stellvertretend für den Patienten gesunden kann. Denken Sie diesen Satz bitte noch einmal gründlich durch.

  57. @ 56, maiillimi

    Da kann ich ja froh sein, daß ich bei Ihnen so gut weggekommen bin.

    Unter dem Rubrum „In den Krankenhäusern fehlt sogar Toilettenpapier“ hatte ich eigentlich keinen Beitrag zur derzeitigen Situation in Griechenland erwartet; aber dieser Mangel ist schon ernstzunehmen.

    Auch für mich ist jetzt Schluß des Lesens und des Schreibens. Ich schreite zur Tat: einen Zehnerpack Klopapier nach Hellas! Mit Hermes.

  58. Die Besorgnis über den Kurs der neuen griechischen Regierung, speziell von Tsipras und Varoufakis, ist massiv gewachsen. Beide trampeln wie die Elefanten im europäischen Porzellanladen herum, und es wird sogar nicht mehr ausgeschlossen, daß es zu einer griechischen Staatspleite duch Zufall kommen könnte. Eine Staatspleite als Betriebsunfall sozusagen (Der Spiegel), in die das Land durch die Ungeschicklichkeit des „Super-Ökonomen“ Varoufakis ungeplant hineinstolpert. Schon jetzt sind die Schäden an der griechischen Wirtschaft zu besichtigen, und sie sind direkt zurückzuführen auf das Wolkenkuckucksheim, das die beiden Herren vor einer staunenden Welt ausgebreitet haben. Auf dem Kapitalmarkt könnte sich das Land nicht mehr refinanzieren, denn die Zinsen sind ins Unbezahlbare gestiegen, und das Volk verschlimmert die Situation, weil jeder sich der Nächste ist, wenn er sein Geld von den Banken abzieht. Und die Tiraden gegen Deutschland könnten geeignet sein, selbst den Tourismus einbrechen zu lassen, der doch eines der wichtigsten Standbeine der griechischen Wirtschaft ist.

    Die Bilanz von Tsipras und „Su-Ök“ Varoufakis könnte nicht verheerender sein. Und das innerhalb so weniger Tage nach Regierungsantritt. Die Herrn sollten sich besser auf die griechische Innenpolitik und Gesellschaftspolitik konzentrieren und zunächst die eigenen Spielräume für eine Umverteilung zugunsten sozialer Mindeststandards ausschöpfen. Sie sollten besser die Steuerschlupflöcher schließen, den Verteidungshaushalt kürzen und sich endlich, endlich an die eigentliche Arbeit machen, anstatt mit prahlerischen Drohgebärden durch Europa zu reisen. Es ist schon jetzt klar, daß es weder einen Schuldenschnitt geben wird noch die Geldgeber darauf verzichten werden, die Einhaltung maßvoller Entwicklungsziele zu überwachen. Auch die Südländer wie Italien, Spanien und Portugal würden Geld verlieren, und es ist nur folgerichtig, wenn sie sich Tsipras und Varoufakis verweigern. Die Frage ist nur noch, wann die beiden Herren vor ihr Volk treten und einräumen, es mit unhaltbaren Versprechungen in einen falschen Traum gelullt zu haben.

  59. zu @ 55 Rudi
    Sie haben meine Aussage zum Thema Generalstreik zu wörtlich genommen. Das man das in D. nicht so einfach darf ist mir bekannt. Ich wollte damit mehr eine Geisteshaltung beschreiben.

  60. Für Leute, die mit dem Gedanken spielen, menschlicher Ignoranz mit der Kalaschnikow beizukommen, gibt es gute psycchogische Beratungsstellen in Frankfurt. Menschliche Ignoranz ist nicht immer schlimm, ganz natürlich und jedem Menschen eigen. Das gilt sowohl für die Putzfrauen als auch für die Professoren. Von unserer türkischen Putzfrau in der Firma habe ich schon manch ökonomisch Kluges gehört, an das die Professoren nicht einmal im Traum denken würden. Auch bin ich sehr überrascht, hier erfahren zuhaben, mit was für einer Ehrfurcht der Titel eines Ökonomieprofessors hier bedacht wird. Das erinnert mich ein wenig an meine schönen Ausflüge nach Bregenz und Vorarlberg, wo man den Herren Professoren und Doktoren noch richtig ehrerbietig gegenüber tritt.

  61. Vielen Dank Herr Fladung für den Hinweis
    auf den Film vom WDR. Unsere sogenannten
    Vorurteile wurden durch den Film eindrucksvoll
    bestätigt. Herr Grebe sollte ihn sich auch mal
    anschauen. Bei uns hat jede neue Regierung
    eine 100 Tagefrist, bei Griechenland scheinbar
    nicht.

  62. Guten Tag !

    Ich kann die Diskussion teilweise nicht wirklich nachvollziehen. Es bedarf keiner theoretischen Abhandlung und auch keiner ideologischen Vorurteile, um zu erkennen, dass die sogenannte und von der deutschen Bundesregierung maßgeblich geprägten „Griechenlandrettung“ in jeder Beziehung gescheitert ist.

    Der einzige „Erfolg“ besteht darin, dass sämtliche außergriechischen Banken ihre Griechenlandanleihen zu einem akzeptablen Kurs an die europäischen Steuerzahler losgeworden sind.

    Wenn man theoretische Diskussionen mag, dann kann man ja auch die Frage stellen, wie es ein Land „entschulden“ soll, wenn ein Kreditgeber dem Land Kredite zur Ablösung anderer Kredite zur Verfügung stellt und gleichzeitig das Land durch Sparauflagen in eine tiefe Rezession führt?

    Fakt ist: Die Schuldenlast Griechenlands hat sich seit dem Beginn der Rettung absolut und realtiv weiter erhöht- mit anderen Worten: Das Ziel wurde nicht ansatzweise erreicht.
    Das muss man doch jenseitig von ideologischen Auseinandersetzungen einmal zur Kenntnis nehmen.

    Und dann muss man doch innehalten und sich fragen, ob man da vielleicht einen Fehler gemacht hat- zumal dann, wenn es eine ganze Reihe internationaler Ökonomen gibt (u.a. auch Nobelpreisträger), die die Austeritätspolitik von Anfang an für falsch gehalten haben.

    Neben der „Zielverfehlung“ hat die Politik aber auch noch andere- in meinen Augen katastrophale- Auswirkungen gehabt.

    25% der Griechen sind nun arbeitslos, bei den Jugendlichen ist es fast jeder zweite, die griechische Wirtschaft ist regelrecht zusammengebrochen, de Griechen, die noch Arbeit haben, wurden die Löhne drastisch gekürzt, ebenso wie den Rentnern die Rente und den Beamten die Bezüge, der Sozialstaat in Griechenland bricht langsam weg- und das alle, man kann es nicht oft genug betonen, ohne jeden Erfolg in der Hauptsache, der Schuldentragfähigkeit Griechenlands!!

    Ich kann deshalb nicht verstehen, wie Schäuble, Merkel und die sie unterstützenden Regierungen in Europa verlangen, dass die erfolglosen Maßnahme in jedem Fall weitergeführt werden müssen, nur weil man das vor ein paar Jahren (vielleicht in guter Absicht) mal so beschlossen hat. Angesichts der Ergebnisse dieser Politik kann der Widerstand gegen eine Änderung nicht nachvollzogen werden.

    Wenn die Politik erfolgreich gewesen wäre, dann würde ich das ja noch verstehen. So wie es jetzt ist, dient das ganze wohl eher als „Showveranstaltung“ für die eigenen Wahlbürger, denen man am Anfang erzählt hat „Kein Euro für Griechenland“ und von denen man fürchtet, dass sie sich anderen Parteien zuwenden, wenn auch Schäuble und Merkel das offensichtliche Scheitern ihrer eigenen Politik einräumen müssten.

    Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die deutsche Regierung mit ihrem Veto in den europäischen Institutionen relativ schnell relativ alleine stehen wird. Die deutsche Berichterstattung ist von einer sehr deutschen Sicht auf die Dinge geprägt- und der überwiegende Teil der deutschen Medienlandschaft ist sehr neoliberal geprägt- die FR macht da eine sehr löbliche Ausnahme.

    Ich bin mir nicht sicher, ob nicht der italienische MP Renzi die griechische Auffassung unterstützen wird, dass das Land durch weiteres Sparen noch weiter in den ABgrund gestoßen wird und dass man das von keiner griechischen Regierung, die dem griechischen Volk verpflichtet ist, verlangen kann- und wer sehr aufmerksam zugehört hat, hat sicher auch erkannt, dass der französische Finanzminister Sapin die Forderungen von Syriza nicht ansatzweise so deutlich abgelehnt hat, wie Herr Schäuble.

    Die Hoffnung einiger „Austeritätsfans“, dass sich Tsipras und Varoufakis nun konzillianter zeigen werden, wird mMn auch nicht erfüllt werden- die beiden sind inzwischen auf europäischer Bühne so etwas wie Popstars, denen auch Bürger anderer Nationen zujubeln und Hoffnungen in sie setzen. Und in Griechenland hat sich die Popularität von Syriza nach der Wahl noch einmal ganz erheblich gesteigert. Das werden die Beiden nicht aufs Spiel setzen.

    Wer glaubt, dass sie keine Karten im Spiel haben, sollte noch einmal nachdenken. Einmal könnte Griechenland die NATO Karte spielen und mit einer drastischen Kürzung der Militärausgaben drohen- dies würde dann sicher die USA ins Spiel bringen.

    Zudem könnten sie für die Übergangszeit (und nur darum geht es ja derzeit) Kredite von anderen Ländern erbeten (China oder eben Russland, dessen Präsident sich diesen Coup sicher, trotz Probleme der einheimischen Wirtschaft niemals entgehen lassen würde).

    Und last but not least, könnte Griechenland andere Entscheidungen der EU blockieren- z.B. wie schon einmal angedeutet, Entscheidungen zu Sanktionen gegen Russland.

    Ob die EU sich dieser Gefahr aussetzt, wenn es zunächst einmal um einen Überbrückungskredit bis Mai geht (in Mai will die Regierung Tsipras dann ja IHR Sparprogramm vorlegen und der EU detailliert darlegen, wie man- auf ganz anderen Wegen als bisher- den Etat ausgleichen möchte) ?

    Ich glaube nicht, dass die EU das riskiert und ich stimme hier all denjenigen zu, die das im Interesse der normalen Bürger in Griechenland, die nie über ihre Verhältnisse gelebt haben, nun aber unter den Sparvorgaben unendlich leiden, hoffen!

  63. #64 A.H.,

    die Griechenland-Rettung ist zweifellos nicht (!) gescheitert, sie ist allerdings noch längst nicht zu Ende.

    Es gab das Risiko der Staatspleite, die abgewendet wurde. Es gab das Risiko eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone mit katastrophalen Folgen für Griechenland und die Weltwirtschaft, was abgewendet wurde. Und es gab das Risiko, daß die europäischen Parlamente, Parteien und Bevölkerungen ein mehrheitliches Nein zur Griechenlandrettung abgegeben hätten, was ebenfalls vermieden werden konnte.

    Demgegenüber versteht es die neue Regierung von Tsipras und Varoufakis, das Risiko einer Staatspleite in den Bereich des Denkbaren gerückt zu haben. Sie haben es geschafft, daß die europ. Bevölkerungen sich der Schulden-weg-und-Geld-her-Forderung der Griechen verweigern werden. Und es ist klar geworden, daß das Verlassen von Eurozone und EU die einzige Alternative zur Fortsetzung der bisherigen Rettungspolitik für Griechenland ist. Eine Therapie, die für Griechenland alles nur noch schlimmer macht, kann eigentlich niemand wollen. Es haben sich Zeichen einer Erholung eingestellt, die vom Gespann Tsipras-Varoufakis derzeit brutal niedergetreten werden. Wie man das für eine kluge Politik eines Ökonomen halten kann, ist mir wirklich schleierhaft.

    Ob die Griechen in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht haben, wird ja von vielen Beobachtern sehr bezweifelt. Dies ist offenkundig die Hauptquelle für den Verdruß in der griech. Bevölkerung, und Tsipras verdankt seine Wahl allein dem Umstand, daß er neben seinem Wolkenkuckucksheim erfolgreich einen Sündenbock aufbauen konnte, nämlich Merkel bzw. Deutschland. Und daran scheinen sich auch in Deutschland genügend Leute noch zu beteiligen.

    Dazu begünstigt Tsipras das Aufkommen von Wolkenkuckucksheimparteien am linken Rand und Gegenbewegungen am rechten Rand des politischen Spektrums. Was für eine „obergeniale“ Politik !

    Die Frage, wie man Härten für Griechenland mildert und Spielräume für soziale Abfederungen schafft, wäre an und für sich die Aufgabe einer neuen Regierung, insbesondere, wenn sie mit einem prahlerischen Anspruch startet wie geschehen. Tut sie nicht.

    Ich jedenfalls habe keine Zeit, mir Illusionen zu machen.

  64. Guten Tag !

    Also Herr Grebe, die Schäden, die Sie bei der griechischen Wirtschaft „besichtigen“ nun dem von Ihnen offenbar wenig geschätzten Herren Tzipras und Varoufakis in die Schuhe schieben zu wollen, ist schon ziemlich dreist und unverschämt.

    Unverschämt ist es auch, einen Ökonomen nur deshalb zu verunglimpfen, weil er es wagt, die ausschließlich in der deutschen Ökonomenzunft herrschende angebotsorientierte Le(e/h)re nicht zu vertreten (wobei er sich da in guter Gesellschaft mit sehr vielen anderen Ökonomen befindet).

    Man kann weiß Gott der gesamten Ökonomenzunft skeptisch gegenüberstehen und sicher die Frage stellen, warum man in Deutschland immer noch so tut als ob es auf eine wirtschaftswissenschaftliche Frage immer nur eine einzige richtige Antwort gibt und alle anderen Antworten falsch sind (hier vielleicht auch ein kleiner Hinweis an Herrn Riesbeck: Die „Spieltheorie“, zu der Herr Varoufakis eine gewisse Expertise besitzt, ist keinesfalls ein Ausweis dafür, dass er ein Talent „zum Zocken“ besitzt sondern eine Theorie, die mindestens genauso ernst zu nehmen ist, wie das, was andere Ökonomen als Theorie vor sich hertragen). Es gibt bei den Wirtschaftswissenschaften eben nicht „richtig“ und „falsch“ sondern nur verschiedene gleichgewichtige Ansichten und Theorien!

    Ob etwas „funktioniert“ oder nicht, zeigen deshalb normalerweise erst die Ergebnisse der Politik!

    Dass die europäisch/deutsche Lösung die Probleme in Griechenland nur größer gemacht hat- sowohl ökonomisch als auch sozial- steht aber doch vollkommen außer Frage und kann tatsächlich in Griechenland „besichtigt“ werden.

    So wie bisher kann es daher einfach nicht weitergehen, weil es Griechenland dem Ziel „Schuldentragfähigkeit“ nicht näher bringt sondern das Land unter Inkaufnahme sozialer und letztendlich auch politischer Verwerfungen immer weiter davon entfernt und in den Abgrund reißt.

    Und ein Griechenland im Abgrund (ob mit oder ohne Euro) wird die Verbindlichkeiten gegenüber den „Geberländern“ erst recht nicht zurückzahlen können- auch das sollten Schäuble und Merkel bedenken (man stelle sich den Triumph der AFD vor, wenn Deutschland 80 Mrd Euro „abschreiben“ muss und dazu wird es kommen, wenn man das Ruder in Bezug auf die „Rettungspolitik“ nicht entschlossen und sofort herumwirft).

    Insofern muss es doch im wohlverstandenen Interesse Deutschlands und der deutschen Steuerzahler liegen, Griechenland wieder in den Stand zu versetzen, die eigenen Schulden auch tilgen zu können.
    Die Argumentation von Herrn Schäuble- die griechische Regierung hat aber die Verträge unterschrieben und muss sich jetzt daran halten- mag formaljuristisch zutreffen, inhaltlich ist diese Position aber nicht nur schwach sondern letztendlich auch schädlich für Deutschland!

    Ich kann nur hoffen, dass sich diese Ansicht auch in der deutschen Regierung endlich durchsetzt.

    Ich bin sogar davon überzeugt, dass Deutschland den Griechen keine Steine in den Weg legen würde, wenn Schäuble und Co. nicht von anderen Ländern wie v.a. Spanien und Portugal unter Druck gesetzt werden würden, Griechenland nicht nachzugeben. In beiden Ländern wurden ähnlich drastische Programme durchgeführt wie in Griechenland und in beiden Ländern wird die Regierung dafür nicht grade geliebt und wird wohl bei den kommenden Wahlen ihr Mandat verlieren.

    Zu recht werden die Bürger dieser Ländern dann ihren Regierungen die Frage stellen, warum nicht auch sie, selbstbewusst in Brüssel aufgetreten sind, um für ihre Bürger das Sparprogramm abzufesern, zumal es in beiden Ländern zu ähnlichen Ergebnissen wie in Griechenland geführt hat (hohe Arbeitslosigkeit, Einbruch der Wirtschaft, soziale Verwerfungen).

    Nur bin ich mir sicher, dass die EU das Risiko dauernder politischer Lähmung (bei einstimmigen Entscheidungen über was auch immer, haben die Griechen dann- mit und ohne Euro- ein gewisses Drohpotential) nicht eingehen wird- auch nicht für die spanische und portugiesische Regierung.

    Dass die „Rettungspolitik“ dann anhand der Fakten in diesen Ländern ebenfalls neu bewertet werden muss, dürfte dann aber auch auf der Hand liegen.

  65. @ Beitrag 65 (Herr Grebe):

    Die Griechenlandrettung ist nicht gescheitert? Das erstaunt mich aber. Sind die Schulden gesunken- absolut oder wenigstens relativ? Nö!

    Ist die griechische Wirtschaft seit Beginn des Rettungsprogramms gewachsen? Nö!

    Stattdessen: untragbare Arbeitslosigkeit (vor allem bei der Jugend), drastische Lohnkürzung bei den Bürgern, die noch Arbeit haben (gilt auch für Renten und Beamtenbesoldung), wegbrechender Sozialstaat.

    Wenn das eine „gelungene Rettung“ ist, wie würde denn dann ein misslungener Plan aussehen?

    Wo sehen Sie denn Zeichen einer nachhaltigen Erholung (und jetzt kommen Sie mir nicht, mit dem Miniwachstum im Quartal vor der Wahl oder den EU Prognosen für die kommenden Jahre- die EU Prognosen sind noch nie eingehalten worden).

    Wenn Sie sagen, dass die Griechenlandrettung in die richtige Richtung geht, aber das noch nicht genug gespart worden ist, wo soll denn dann als nächstes gespart werden? Nochmal eine „kleine Gehaltskürzung“ um 30%?

    Worauf Sie im Prinzip hinauswollen, Sie haben es ja auch geschrieben, ist ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Ist Ihnen denn nicht klar, dass Deutschlands Steuerzahler dann die 80 Mrd „Griechenlandhilfe“ sofort abschreiben können/müssen. Wie soll denn Griechenland mit einer vermutlich dann drastisch abwertenden Drachme die in Euro nominierten Schulden jemals zurückzahlen?

    Grade WEIL Griechenland irgendwann doch mal die Schuldentragfähigkeit wiedererlangen soll, muss man die derzeitige Politik, die nicht einen einzigen Schritt auf dieses Ziel hingeführt hat, drastisch ändern. Es ist ja auch bezeichnend, dass es fast niemanden gibt, der das ernsthaft bestreitet- Schäuble zieht sich ja ausschließlich auf formale Argumente zurück („Die Verträge sind unterschrieben also müssen sich auch alle Beteiligten daran halten!“).
    Er fürchtet wohl zurecht, mit der von Ihnen aufgestellten Behauptung „Griechenland ist auf einem guten Weg“ auf offener Bühne ausgelacht zu werden!

  66. Bei der ganzen Diskussion wurde vergessen, dass Griechenland noch Tafelsilber zu verscherbeln hat. Der neue Präsident hat dem Ausverkauf zunächst einen Riegel vorgeschoben, zum Leidwesen der Heuschrecken.

  67. @ 68:

    Und das ist auch gut so. Das war ein besonderes „Meisterstück“ der „Rettungspolitik“, Griechenland zwingen zu wollen in einem bestimmten Zeitrahmen seine Besitztümer zu verscherbeln- Steuerverschwendung auf Anordnung sozusagen.

    Es ist doch so klar wie nur etwas, dass Häfen, Flughäfen, Unternehmen in Staatsbesitz und dementsprechend erbaut und unterhalten mit Steuergeld der Bürger, keine marktgerechten Preise erzielen können, wenn der potentielle Käufer weiß, dass der Verkäufer verkaufen MUSS. Ein besonder „schönes“ Beispiel dafür, wessen Interessen bei der Rettungspolitik vorrangig Geltung haben.

  68. @V.Grebe (58)

    „Herr Tsipras und Herr Varoufakis werden demnächst mit leeren Händen vor ihr Volk treten müssen und sagen, wir haben Euch belogen und betrogen.“

    Ich denke, er wird eher sagen müssen: Wir wurden belogen und betrogen.

  69. Ich versuche mich einmal als Verschwörungstheoretiker. Für mich hängt derzeit vieles zusammen, Ukraine-Krise, Griechenland-Krise und TTIP.

    Wie wäre es mit meiner Theorie, das Tsipras droht, beim Zudrehen des Geldhahns sich die nötigen Milliarden in Rußland zu holen, und damit den Russen den Fuß in die EU (und auch in die NATO) stellen zu lassen? Merkel reist derzeit viel, wie wäre es mit einem Deal: keine Rüstungslieferungen an die Ukraine gegen Hilfszahlungen für Griechenland? Um das zu verhindern, was Tsipras, mit dem Rücken zur Wand, machen könnte: sich Rußland als Retter ins Boot zu holen? Oder ein anderer Deal: Wir stimmen TTIP zu, und dafür gibt es Ami-Geld für Griechenland? Mir erscheint inzwischen alles möglich, aber nicht unbedingt auch wahrscheinlich.

    Immer noch meine Lieblingsfrage: Qui bonum, wem nützt es, und warum und wofür? Wir wissen, das die USA kein Interesse an einer Konkurrenz zu ihrer Leit-Währung Dollar haben, und ihnen eine Schwäche oder auch ein Auseinanderbrechen des Euros zu Pass käme.

    Wir können inzwischen wählen, zwischen Hoffnungs-, Ausweg- und Sinnlosigkeit. Nur die unerschütterlichen Neo-Cons und Neo-Libs haben da noch Hoffnung, weil ihr Geld in den Stahlkammern von Credit Suisse & Co. doch ach sooo sicher liegt. Wenn sie sich nur da mal nicht irren.

    Und danke, A.H., für Ihre Unverdrossenheit im rhetorischen Kampf gegen XYZ. Ich habe es inzwischen aufgegeben, weil ich gegen Schiffschaukelbremser als Geisterfahrer nicht ankomme.

  70. Zitat: Wenn das eine “gelungene Rettung” ist, wie würde denn dann ein misslungener Plan aussehen?

    Ja das würde ich auch mal gerne wissen.
    Aber ich bin ja anscheinend nicht der einzige der angesichts der Grebeschen ‚Diskussionstechnik‘ die Lust vergeht. Von daher belasse ich es auch bei diesem Post.

    Vorher hatten die Griechen weniger Schulden, und die bei privaten Banken, jetzt haben sie mehr Schulden, und die bei der öffentlichen Hand, dazu dann noch 20% Verlust der Wirtschaftsleistung, Rentenkürzungen und Massenarbeitslosigkeit.

    Soweit ich weiß hat das ’32 bei uns nicht so gut geendet, wenn jemand den Rechten den Steigbügel hält sind das ja wohl eher die Leute die diese Politik verantworten & verteidigen. Auch wenn sie das wohl unfreiwillig tun. Immerhin das will ich ihnen zugestehen.

  71. Eine „gelungene Rettung“ ist eine solche, bei der der Organismus infolge der Rettung überlebt, selbst wenn es Intensivstation für Monate oder Jahre bedeutet.

    Die Rettung der hoch verschuldeten Staaten vor der Staatspleite funktioniert, wie die Beispiele Irland, Spanien und Portugal zeigen. Portugal bedarf des ESM-Schirms nicht mehr und hat angekündigt, Schulden sogar vorzeitig zurückzuzahlen. Wachstum zeigt sich, sogar beim größten Sorgenkind Griechenland.

    Nun gibt es Leute, nicht nur in Griechenland, sondern merkwürdigerweise auch bei uns, die wie besinnungslos auf die Retter einprügeln, und das nur, weil der Patient auf die Intensivstation verbracht wurde und nicht gleich ins nächste Restaurant zu feinem Dinner und edlem Wein mit anschließendem Tanzvergnügen. Als wäre es die Rettung selbst gewesen, die den Wirtschaftsorganismus Griechenland krank gemacht hätte und nicht eigentlich der Zusammenbruch, der die Rettung auf dem Plan gerufen hat.

    Ein derart kranker Patient, wie es Griechenland ist, kann nicht von heute auf morgen genesen. Es gibt anscheinend Leute, die genau dies glauben mögen. Nimm Dein Bett und wandle ! Ein echtes Phänomen, was Leute so alles glauben !

    England bereitet sich bereits darauf vor, daß Griechenland die Euro-Union verläßt. Es stellt sich bei mir so langsam der Verdacht ein, daß dies das geheime Ziel von Tsipras und Varoufakis von vornherein gewesen sein könnte. Nämlich einen Schuldenschnitt durch vorsätzliche bzw. inkaufgenommene Staatspleite zu erzwingen. Und die Not, die dann über die Griechen hereinbricht, vor allem den Deutschen anzulasten. Dem Katastrophenteam Tsipras-Varoufakis traue ich mittlerweile sogar das schlimmste zu.

  72. @ Herr Grebe:

    Auch wenn Sie es noch so oft behaupten: Der griechische Patient ist nicht auf dem Weg der Besserung- es gibt kein Wirtschaftswachstum in Griechenland- das im Quartal vor den Wahlen ausgewiesene Wachstum kommt ausschließlich durch die Deflation in Griechenland zustande- nominell ist die griechische Wirtschaft weiter abgeflacht! Es prügelt auch niemand auf die Retter ein- der griechische Finanzminister hat ja sogar darauf verwiesen, dass den Griechen viel zu viel Geld gezahlt worden ist (und von einem „Retter Griechenlands“ zu sprechen verbietet sich angesichts der Ergebnisse der Rettung von ganz alleine).

    Allerdings könnten Sie in einem Punkt Recht behalten: Wenn sich die EU insgesamt so stur stellt wie Herr Dr. Schäuble und eine Umgestaltung der bisherigen zu katastrophalen Ergebnissen (auch wenn Sie es nicht gerne lesen- Wahrheit bleibt Wahrheit) führenden Politik im wesentlichen aus formalen Gründen („Die Verträge müssen erfüllt werden“) ablehnt, dann kann es sein, dass Griechenland sich das Geld zur Überbückung irgendwo anders besorgt (offenbar gibt es schon Angebote von China und natürlich Russland) oder- worst case- Griechenland wird aus dem Euro gedrängt. Das würde dann aber dazu führen, dass Deutschland die 80 Mrd Euro Hilfe nie mehr wiedersieht- deshalb ist es ja sehr zu hoffen, dass Herr Schäuble „auf seine alten Tage“ immer noch lernfähig ist:

    Und um in Ihrem Bild zu bleiben: Wenn Sie mit einer starken Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert werden und Ihnen die Ärzte eine Medizin verbareichen, nach deren Einnahme sie dann auf der Intensivstation liegen und sich ziemlich elend fühlen und wenn sie dann noch merken, dass die Theorie, die ihr Arzt verfolgt, von der Mehrheit der Mediziner weltweit als „falsch“ angesehen wird und wenn ihn dann noch ihr behandelnder Arzt sagt, dass er sie nur weiter behnadeln wird, wenn sie weiter seine Medizin schlucken, die sie erst auf die Intensivstation gebracht hat, weil sie sich ja freuen müssen, dass sie noch nicht ganz tot sind und wenn Sie, werter Herr Grebe dann tatsächlich voller Glaube, Liebe und Hoffnung dem Arzt vertrauen, der sie erst richtig krank gemacht hat und die Medizin weiter schlucken, dann…ja dann sind Sie noch um einiges blauäugiger als ich bisher gedacht habe;-). Nix für ungut!

  73. #74 A.H.,

    das lese ich anderes. Die Fakten über Griechenland´s Anfänge einer wirtschaftlichen Erholung sind nachzulesen und müssen von Ihnen nicht bestritten werden. Griechenland kann die Krise hinter sich bringen, wenn es den eingeschlagenen Weg der harten Reform fortsetzt. Daß Griechenland zur Gesundung eine tiefe Talsohle würde durchlaufen müssen, ist immer offen gesagt worden. Daß Griechenland eine Menge dazu getan hat, Reformen zu verschleppen, ist ebenfalls nachzulesen. Alles, was hier bislang erreicht worden ist, wird von den Herren Tsipras und Varoufakis in ihrer blinden Wut nun kaputt gemacht.

    Das „Team“ möchte allerdings einen Schuldenschnitt, und es wird ihn mit seinem Crash-Kurs dann auch vermutlich erzwingen. Ich sagte das schon. Daß die EU-Zone den Versuch Griechenland´s, sie mit in den Abgrund der Scheiterns zu ziehen, widerstehen muß, sollte selbst Ihnen eigentlich klar sein. Denn auch Sie werden dafür zu blechen haben.

    Medizin scheint nicht Ihre Stärke zu sein, A.H. Varoufakis behauptet, die Auflagen der Troika hätten „toxisch“ gewirkt, und er wußte sogar, daß sie zu 30 % „toxisch“ gewesen seien. Nun sollte doch auch Ihnen bekannt sein, daß sich künstliche Beatmung auf der Intensivstation nicht mit Kinogehen verträgt. Herr Varoukakis würde jetzt den Ärzten vorwerfen, mit ihrer Therapie den Kinobesuch unmöglich gemacht zu haben. Welch Schweinerei. Da beklagen sich nun die Griechen, daß eine kranke Wirtschaft mit Krankheitssymptomen einhergeht. Und finden auch noch deutsche Unterstützer. Die Welt driftet schon ein bißchen ab, finde ich.

  74. Ich glaube, wir brauchen das hier eigentlich nicht fortzusetzen.

    Wenn Sie tatsächlich nicht begreifen, dass die Schuldentragfähigkeit eines Landes, das seit Beginn der Rettung 25% seiner Wirtschaftskraft verloren hat, dessen Bürger in einem hohen Maße arbeitslos sind oder immense Gehaltsverluste erleiden mussten, was zwingend logisch dazu führt, dass die Wirtschaft mangels Binnennachfrage immer weiter einbricht und das auch von der überwiegenden Mehrheit der nicht deutschsprachigen Ökonomen genau so vorhergesagt wurde, immer weiter aus den Augen verliert, dann kann ich Ihnen, bei vorhandenem guten Willen, leider nicht mehr helfen.

    Alles was bisher durch die Maßnahmen zur Rettung Griechenlands erreicht wurde ist ein Wechsel der Gläubiger (weitestgehender Ersatz der privaten Gläubiger- insbesondere der außergriechischen Banken und Versicherungen- durch die öffentliche Hand).

    Von Kinobesuchen träumen viele Griechen nur noch und „toxisch“ ist als Bezeichnung für die Maßnahmen nur allzu zutreffend.

    Vielleicht haben Sie ja- selbstverständlich nur bis zur Wahl der von Ihnen so heißgeliebten Syriza- tatsächlich den Eindruck gehabt, dass die Rückzahlung der geliehenen Gelder von Tag zu Tag sicherer wird- aber dann wären wir wieder bei Ihrer Augenfarbe;-).

    Einem Land in dessen Krankenhäuser sogar das Toilettenpapier fehlt (ich zitiere mal die Eingangsschlagzeile), erscheint mir jedenfalls nicht auf einem guten Weg zu sein.

    P.S.: Ich gebe Ihnen in einem Punkt recht: Die Welt driftet schon ein wenig ab! 🙂

  75. Überfordert sie das die Diagnose ‚Die griechische Wirtschaft ist krank‘ hier von niemandem in Frage gestellt wird?
    Die Frage ist ob man die so toll mit den 30-33 in Deutschland sehr ‚erfolgreichen‘ Methoden heilen kann.
    Fällt ihnen echt nicht selber auf das sie hier die AFD-Position vertreten und gleichzeitig vor einem irgendwie gearteten Rechtsruck warnen?

  76. #76. A.H.,

    mit dem ersten Satz gebe ich Ihnen recht. Wir beide werden uns im Moment nicht einigen, also sollte man eine Pause einlegen beim Thema.

    Einige „kleinere“ Irrtümer Ihrerseits darf ich aber doch noch einmal aufgreifen, genehmigen Sie mir das ? Die Welt steht also voll auf der Seite der Griechen und damit auf Ihrer Seite ? Ziehen Sie da aber bitte ab die gesamte Euro-Gruppe (60%), den IMF (10%), die EZB (6%), griechische Banken (3%), die griech. Zentralbank (1%), Bond-Halter (15%), Darlehensgeber (3%), ferner alle jene Staaten und Wirtschaftsunternehmen, die ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone befürchten, sollte es zu einer erneuten Verschärfung der Schuldenkrise im Euro-Raum kommen. Die Prozentzahlen in Klammern belegen das jeweilige Engagement bei der Kreditversorgung (bailout) Griechenland´s (entnommen der BBC), wobei sich die griech. Gesamtschuld auf 323 Milliarden Euro beläuft. Ist wohl nichts mit Ihrer weltweiten Unterstützerszene, sehr geehrter A.H.

    Im Falle der Staatspleite wären also 323 Milliarden Euro weg und von den Griechen durchgebracht. Wer soll danach den Griechen denn dann noch Geld geben, frage ich Sie ? T-V (Tsipras-Varoufakis) fahren ihr Land auf Crashkurs mit dem sich jeden Tag verschärfenden Risiko, in die Staatspleite zu schliddern, und ich habe selten soviel politische Verantwortungslosigkeit gesehen, gebündelt in den Köpfen zweier Besinnungsloser im Drogenrausch ihrer Hypertrophien.

    Daß der Weg der wirtschaftlichen Gesundung hart werden würde für die griech. Bevölkerung, ist immer kommuiniziert worden. Es lag jedoch in der Verantwortung Griechenlands selbst, die Solidarität im Inneren zu organisieren, um die Krise für die wirtschaftlich Schwachen abzumildern. Darüber sollten T-V Klage führen, nämlich über die Unfähigkeit des eigenen Landes, sich in einem solidarischen Akt auf die Zukunft vorzubereiten, anstatt die Retter der mangelnden Solidarität anzuklagen, die das Land vor dem harten Aufprall in der Staatspleite bewahrt haben. Hier werden systematisch die Helfer denunziert und die eigenen Schuld mit falschen und intriganten Anklagen zu verstecken gesucht. Überall in Europa geht es mit den Krisenländern bergauf, nur Griechenland möchte die ewige Ausnahme sein.

    Die Schulden Griechenlands sind übrigens absolut tragbar, denn die Rückzahlungsbedingungen sind absolut tragbar ! Und wenn man die Rückzahlung auf 100 Jahre streckt. Nur darf man eben nie an der Rückzahlumngsverpflichtung rütteln, denn erst dies erst setzte die finanzielle Todesspirale für Griechenland in Gang. Fragen Sie einmal nach bei Frau Lagarde, der IWF-Chefin !

  77. Eines muß man Varoufakis lassen – Arroganz kann der Mann. Nun machte er nicht nur die Finanzminister der Euro-Grupppe sprachlos, sondern auch die internationale Presse. Als „kid on the bloc“ schlendert man zum Hallosagen mal bei den Finanzministern rein, hat an der eigentlichen Arbeit aber kein Interesse. Man trifft sich ja demnächst wieder. Was ihm wohl dann wieder als Ausrede einfällt ? Mit anderen Worten, Tsipras und Varoufakis wollen die griechische Staatspleite. Denn mit ihren Forderungen sind sie gescheitert. Da kann man nun auf Klamauk machen. Wie das betrogene Volk dann reagieren wird ? Das könnte die Zeiten unter dem Rettungsschirm eines Tages noch für golden ansehen !

  78. Ich verstehe bei der ganzen Debatte nicht, das immer noch nicht begriffen wird, daß das betriebswirtschaftliche Handeln Einzelner nicht gleich zu setzen ist mit dem volkswirtschaftlichen Handeln ganzer Staaten und Völker.

    Also: die schwäbische Hausfrau ist verschuldet. Sie spart, indem sie Abos kündigt, nix mehr spendet, statt beim Bäcker, Metzger Gemüsehändler etc. nur noch beim Discounter einkauft. Prima, sie erreicht ihr Ziel. Nur, wenn dies auch alle anderen schwäbischen Hausfrauen machen, erleiden Bäcker, Metzger, Gemüsehändeler und Andere Umsatz-Einbußen, müssen entlassen, oder ganz dicht machen. Nicht schlimm? Was machen dann alle Entlassenen, oder diejenigen, die von den Selbständigen profitiert haben, z.B. die Verkäufer von Produkten für diese Einzelhändler, oder der Verkäufer von Firmen-Transportern? Finden wohl alle Arbeit bei den Discountern? Nein, diese Milchmädchen-Rechnungen gehen nicht auf.

    Seit wir hier in unseren Kurort vor 17 Jahren gezogen sind, hat mehr als die Hälfte unserer Restaurants und Kneipen dicht gemacht. Für einen Hartzer ist es eben nicht mehr zu leisten, für ein 0,3 Lt. Pils 3,20 Euro zu zahlen, wenn er dafür beim Discounter einen Sixpack bekommt. Und das bißchen soziale Leben liefert ja das Vorabend-Programm der Privaten.

    Schulden sind immer auch Verbindlichkeiten, und ein Gläubiger kann nicht existieren ohne Schuldner. Ganz einfach, oder? Wenn wir durch unser jahrelang betriebenes Lohn- und Sozaildumping andere Staaten gnadenlos nieder konkurrieren, und dann auch noch stolz auf unsere „Export-Erfolge“ sind, dann lügen wir uns in die eigene Tasche. Denn diese „Erfolge“ sind die Negativ-Zahlen in den Bilanzen anderer Staaten. Es gilt eben überall das Prinzip der schwäbischen Hausfrau. Den Euro, den ich bei ALDI ausgebe, kann ich nicht zum Metzger tragen. Und so veröden unsere Innenstädte, und so zerbröckelt unser sozialer Zusammenhalt. Aber Hauptsache, Kauder & Merkel können sich selbstgefällig zurück lehnen, und sich im Recht fühlen.

    Interessanterweise hat nie jemand so genau hinschauen wollen, als sich die Griechen mit gefakten Zahlen in den Euro hinein betrogen haben. Und niemand wollte wissen, was die Forderungen der Troika im Leben der Griechen anrichteten. Wenn man so rund 20.000 Euro im Monat kassiert, fällt es ja auch schwer, sich ein Leben auf der Straße, ohne soziale Absicherung, ärztliche Hilfe, ohne Obdach und mit Essen aus dem Müll vorzustellen.

    Aber, Strafe muß sein, weil ja schließlich – alle – Griechen jahrelang in Saus und Braus auf unsere Kosten gelebt haben. Waren ja alle Reeder.

  79. #80. W. Fladung,

    „Und niemand wollte wissen, was die Forderungen der Troika im Leben der Griechen anrichteten.“

    „Aber, Strafe muß sein, weil ja schließlich – alle – Griechen jahrelang in Saus und Braus auf unseren Kosten gelebt haben. Waren ja alle Reeder.“

    Geht´s noch weinerlicher, Herr Fladung ? Ich wische mir schon die Tränen. Um in Ihrem Bild zu bleiben. Die Griechen waren nicht alle Reeder, aber sie haben sich alle wie die Reeder gegeben!

    Die Verantwortungslosigkeit war schon kollektiv, und was wir an Getöse und wüsten Beschimpfungen gegen die Helfer der Troika-Institutionen derzeit erleben, hat ein unerträgliches Maß an Geschmacklosigkeit und Undankbarkeit erreicht. Und dazwischen noch deutsche Stimmen wie die Ihre, die Griechenland einen permanenten Zugang zu deutscher Staatsknete einräumen wollen ? Griechen als Luxus-Hartzer sozusagen mit dem Sonderrecht ausgestattet, sich auf das Fordern zu beschränken und Fördern als würdelos abzulehnen ?

    Wieviel wollen Sie eigentlich pro Monat für die Griechen abzweigen aus Ihren Einkünften, Herr Fladung ? Haben Sie schon freiwillig gespendet, eine Lastschrift ausgestellt zugunsten von Herrn Varoufakis, oder schicken Sie schon Toilettenpapier nach Griechenland ?

    Ich weiß, von Ursachenerforschung halten Sie nicht viel, Herr Fladung. Für Sie ist es immer der Arzt, der das Leiden zum Patienten bringt. Es ist nicht das Leiden, daß den Arzt auf den Plan bringt.

    Ein Tipp. Sie können auch Spenden an deutsche Krankenhäuser abgeben. Da fehlt es z.B. an Personal, um den hygienischen Anforderungen zu genügen. Warum helfen die Griechen dann hier nicht aus ? Bei ihrer hohen Arbeitslosigkeit ? Wir zahlen natürlich hier als Lohn für Arbeit, die auch hier verrichtet werden muß, aber was haben Sie nur dagegen, Herr Fladung ?

    Die Griechen haben eine Menge Ungemach in Europa angerichtet, die ganze Wirtschaftswelt hat lange vor ihrer Unberechenbarkeit und Verantworungslosigkeit gezittert. Das mit dem Zittern hat nun glücklicherweise ein Ende gefunden. Verantworungslosigkeit hat nun ein Kürzel, nennen wir es T-V. Prassen ist out, und Tsi-prassen wird es nicht zur europäischen Norm schaffen. Die Griechen tun jetzt entweder selber etwas für ihre Rettung, oder sie verschwinden im Abgrund der Staatspleite.

  80. @ Herr Grebe:

    Auch wenn Sie es offensichtlich nicht verstehen wollen: Grade der von Ihnen präferierte Weg (entweder weiter so mit Sparauflagen für Griechenland a la Troika oder Austritt Griechenlands aus dem Euro) führt dazu, dass der deutsche Steuerzahler belastet wird.

    Die 80 Mrd Euro, die Deutschland derzeit „im Feuer“ hat sind nämlich futsch, wenn Griechenland entweder den Euro abgibt oder die griechische Wirtschaft weiter abgewürgt wird.

    Das was Sie wollen, wird teuer für Deutschland- Sie werden es erleben, wenn Herr Dr. Schäuble weiter aus formalen Gründen auf die Weiterführung der „Rettung“ so wie bisher besteht- aber sagen Sie dann nicht, Sie hätten es nicht gewusst. 80 Mrd Euro werden auch an Deutschland nicht spurlos vorbeirauschen.

    Wie gesagt, Sie brauchen keine Krokodilstränen weinen, Sie müssen sich nur anschauen, was die „Rettungspolitik“ bisher erreicht hat.

    Das Ziel „Schuldentragfähigkeit“ ist weiter entfernt als je zuvor, die Wirtschaft wurde abgewürgt.

    Kein Theoretisieren, kein Polemisieren, kein Ideologisieren ist hier nötig. An den Fakten kann man nicht vorbei!

  81. #82. A.H.,

    die Eintrittswahrscheinlichkeit für den Austritt Griechenland´s aus dem Euro-Verbund wird von Wirtschaftswissenschaftlern derzeit mit 25 – 40 % bewertet (Quelle: onvista.de). Dieses wäre alleinige Folge des hoch unverantwortlichen Crashkursus, den das Katastrophengespann Tsipras-Varoufakis fährt. Unterstützt dabei auch von falschen Freunden in Deutschland. Zu diesen falschen Freunden Griechenland´s muß ich leider auch Sie zählen, A.H.

    Griechenland sitzt noch im gemeinsamen Boot, hat aber eine Bombe mit brennender Lunte in der Hand, so das Bild im weiteren. Was passiert, wenn die Bombe nun explodiert, A.H. ? Griechenland wird das Boot nicht versenken, aber sich aus dem Boot heraussprengen. Und was dann mit Griechenland passiert, würde Sie vielleicht darüber belehren, wie schrecklich Sie auf dem Holzwege sind, A.H., wenn Sie über eine angebliche Verarmung Griechenland´s als Folge der Rettungspolitk faseln. Die Verarmung und Düsternis, die bei Staatspleite einsetzen würde, würde Ihnen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Und Tsipras-Varoufakis könnten sich als Wahlbetrüger der schlimmsten Sorte feiern lassen.

  82. @ Herr Grebe:

    Oh zuviel der Ehre ! Ich glaube nicht, dass ich gemeinsam mit meinen Freunden Tsipras und Varoufakis dafür sorge, dass es den Grexit gibt.

    Es gibt doch nur drei Möglichkeiten:

    1) Weiter so! Das führt direkt dazu, dass Griechenland die Schulden nicht mehr zurückzahlen kann- das hat die Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen. Bei „weiter so“ verliert Deutschland also etwa 80 Mrd Euro

    2) Grexit: Dies führt dazu, dass Griechenland eine neue „Superweichwährung“ namens Drachme einführt- im Resultat verliert Deutschland etwa 80 Mrd Euro

    3) Man gibt der griechischen Regierung die Gelegenheit eine Politik abseits von den Empfehlungen der Austeritätspolitiker und ihren Hofökonomen zu machen- dann besteht wenigstens die Chance, dass Deutschland nix verliert.

    Ich wähle Möglichkeit 3! 😉

  83. A.H., ‚ 84: Sie vergessen die Option No. 4, die zwar derzeit als unwahrscheinlich erscheint, aber für mich nicht als unmöglich: Es kommt zum Grexit, und Griechenland wendet sich in seiner,
    für mich durchaus veständlichen Not, an einen, eigentlich unwillkommenen Retter namens Rußland. Und dieser rettet, weil geopolitisch bedeutsam. Die Schwarzmeerflotte nicht mehr nur im Hafen von Sewastopol, sondern auch im Hafen von Piraäus, why not? Oder vielleicht ein Deal: Hilfen für die Ukraine, die ja finanziell noch pleitier ist als Griechenland, im Austausch für Hilfen für Griechenland? Gibt interessante Kombis!

    Und die ganze Sippenhaft-Debatte geht mir ganz stark auf den Senkel, weil Deutschland, ein Land, welches in seiner nationalen Hybris 2x in Weltkriegen Schäden unermeßlichen Ausmaßes angerichtet hat, finanziell verziehen bekam, in den Geber-Konferenzen, aber Griechenland nicht. Sippenhaft muß sein, weil schließlich die Eltern von Tsipras und Varoufakis Schuld tragen an dem Klientelismus, an dem Griechenland erkrankt ist – ein wenig auch Erbe des türkischen Nepotismus – und man deshalb sofort und gleich Genugtuung fordert, auf Biegen und Brechen.

    Aber, was, wenn das alles nicht so funktioniert, wie in Brüsseler Funktionlärsstuben ausgedacht, sind ja alles quasi Fachleute vor Ort.

    Quo vadis, Domine? Diese Frage würde ich heute jedem Verantwortlichen stellen. Die Griechen haben Schuld auf sich geladen, also prügeln wir sie. Und wir, sind oder waren wir besser?

  84. #84 A.H.,

    immerhin können Sie bis 3 zählen. Aber das Zahlenreich ist doch ein wenig größer. Schon Herr Fladung (#85) hat sich bis zur 4 gewagt.

    Schauen Sie, bei Griechenland kann ich bei den anstehenden Lösungen nur bis 1 zählen. Die Hilfen zur Abwendung der Staatspleite gehen in gleicher Weise weiter, diesmal (!!!) aber ergänzt um den Eigenanteil an Reformen, die Griechenland als Land selbst beizusteuern hat, leider aber bislang schuldig geblieben ist. Das Land krankt ausschließlich an seiner mangelnden Bereitschaft, bei der Selbstrettung mitzuhelfen. Tsipras und Varoufakis wollen Geld, nichts anderes. Und das umsonst. Umsonstismus á la Greque ! Das scheint generell das griechische Mantra zu sein, nun aber in ultimater Blüte. Holt das Geld, und sei es von den Nazis ! Nazi sind in diesem Zusammenhang auch Sie und Herr Fladung, und ich ja sowieso !

    Und nun finanzieren die Armenhäuser unter den Euroländern den griechischen Dauerankläger und Oberschnorrer, dem es bei allem Geschrei sogar noch besser geht als den Bürgern der baltischen Staaten ? Warum denke ich da nur an den gefräßigen jungen Kuckuck, der seine Geschwister aus dem Nest wirft, um dann die Pfelegeeltern unermüdlich Nahrung herbeischaffen zu lassen ?

    Vielleicht kommt es schon diese Woche zum Grexident, wenn der Vogel vor lauter Gier aus dem Nest fällt. Im Boot wird dann keiner hinterhertrauern.

  85. @ Herr Fladung

    Okay Möglichkeit 4 sehe ich auch. Allerdings müsste Griechenland dafür gar nicht mal den Euro verlassen.
    Wenn sich Griechenland seine „Übergangsfinanzierung“ von Russland besorgt, könnte es auf absehbare Zeit noch im Euro bleiben.

  86. Am Ende der Woche werden die Griechen dann 323 Milliarden Euro „vertsiprasst“ haben. Noch „varoufaken“ sie ein bißchen herum, um das eigene Volk zu täuschen. Wer als Grieche noch einen funktionierenden Verstand hat, der holt seine Moneten von der Bank. Die intelligenten Griechen haben längst ihr Urteil über die beiden Falschspieler an der Regierungsspitze gefällt. Schuldenzeiger auf Null und dann neue Geldgeber suchen ? Bitte sehr, dann viel Glück. Aber ohne Rest-Europa.

  87. Lieber Herr Grebe,
    wer ist denn für die griechischen Schulden verantwortlich? Doch wohl nicht Syriza. Die Schulden haben Nea-Demokratia eine Liberal-Konservative Partei und Pasok Sozialdemokraten zu verantworten. Diese Politik ist gescheitert. Endlich kommt mal eine Partei mit jungen Politikern die die verkrusteten Strukturen aufbrechen wollen.
    Bisher hatte eine neue Regierung immer eine Schonfrist von 100 Tagen, halten Sie sich auch mal dran. Das Volk hat gesprochen es ist unten angekommen, mehr Armut geht nicht. Endlich werden die Profiteure zur Kasse gebeten. Umverteilen von Oben nach Unten und die Vetternwirtschaft abschaffen. In Spanien begreifen die Menschen endlich, dass es so nicht weiter gehen kann, dort hat sich auch eine Linkspartei gegründet, Pablo Iglesias ist der neue Heilsbringer und er hat großen Zulauf. Verständlich, dass die Konservativen zittern. Ich wünsche Podemos viel Erfolg. Den Sozialdemokraten in Stammbuch, ihr wart mal eine Arbeiterpartei, warum steht ihr in der Wählergunst so schlecht da? Weil sich das Volk von euch nicht mehr vertreten fühlt.

  88. @ V. Grebe
    Sie baden ja förmlich in exzessiver Sprachlust, die Griechen als Schmarotzer und Gierpansche darzustellen. Klar, das dürfen Sie, aber Ihr Verbalradikalismus überzeugt nicht. Nicht DIE GRIECHEN haben den Karren in den Dreck gefahren, sondern ihre Regierungen, die vielleicht ernsthaft in letzter Zeit versucht haben, den Karren wieder raus zuziehen. Die eiserne Sparpolitik in dieser krassen Form konnte gar nicht gut gehen, weil sie die Jugend und die Armen besonders getroffen hat, den sehr Reichen aber noch viel Spielraum gegeben hat, ihre Pfründe ins Ausland zu retten. Das Volk hat diese Regierungen abgewählt, weil sie kein Vertrauen mehr in ihre Fähigkeiten und in ihre Redlichkeit gesehen hat. In der Hoffnung auf frischen Wind. Und den warte ich jetzt hoffnungsvoll ab. Wir sehen ja auch bei uns, dass die „schwarze Null“ auf Kosten der weniger Betuchten, zu Lasten unserer Infrastruktur (marode Schulen, kaputte Straßen usw.) erreicht wurde. Dabei stehen wir dennoch wirtschaftlich blendend da. Mit diesem Sozialgefälle geraten die westlichen Demokratien in Europa in große Gefahr zurück in nationale Tümeleien zu fallen. Die EU hat leider viele Fehler gemacht. Ein einiges Europa ohne Grenzen sollte doch anders aussehen.

    Und ganz am Rande: Ich liebe Griechenland wie viele andere aus dem Norden auch. Nicht nur, weil es dort so schönes Wetter gibt, sondern gerade weil die Griechen so großzügige und tolerante Menschen sind, die unsere kleinkarierten Vorschriften einfach nicht mit machen. Komisch, dass sich einige der „Nordländer“ da so frei fühlen, aber zu Hause gegen die Südländer schimpfen.

  89. #90. I. Werner,

    die Regelung der inneren Verhältnisse obliegt den Griechen und den von ihren gewählten Regierungen ganz allein ! Insofern ist alle nach außen getragene Wut und Anklage gegen die Retter der Euro-Gruppe pure Falschmünzerei. Es wäre an der Zeit, den selbst fabrizierten Augiasstall auszumisten anstatt mit gr0ßmäuligen Reden die Wirtschaftswelt zu verschrecken und dazu die Solidarität der europäischen Partnerländer zu untergraben.

    Ich selbst verbalisiere hier mein Entsetzen und das Ausmaß an Verantwortungslosigkeit zweier griechischer Herren. Mit Herakles, der den Augiasstall auszumisten wußte, identifiziere ich keinen von beiden, mit den allergrößten Mistproduzenten schon. Die kennen ihre eigenen Mythen nicht, die Spieler von Zeus´ Gnaden.

    Die beiden Spieler haben schon mit Vorfeld jeder Reform, und das durch ihren Verbalradikalismus allein, der griechischen Wirtschaft eine gigantischen Schaden und Vertrauensverlust beschert. Verantwortungslosigkeit á la Tsipras und Varoufakis kostet, und so gut wie niemand in Euro-Europa ist noch bereit, für diesen himmelschreienden und geldverschwendenden Dilettantismus einen extra Kredit zur Verfügung zustellen. Weg mit Schaden, soweit haben es die Griechen mittlerweile gebracht, sekundiert von ihren falschen Freunden in Europa, die immer noch nicht begriffen haben, daß auch sie zu den Betrogenen gehören. Es ist nur der Groschen, der bei ihnen zu langsam fällt.

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