Schul- und Bildungspolitik geht uns alle an. In Zeiten schwindender Rohstoffe – um nur ein Beispiel zu nennen – werden wir Ameisen auf dem Planeten Erde schon bald neue Möglichkeiten benötigen, unser Überleben zu sichern. Dazu brauchen wir Forschung. Und deren Voraussetzung ist, dass genügend helle Köpfe nachwachsen, die neugierig nach diesen neuen Möglichkeiten suchen. Also brauchen wir gute Schulen. Eine einfache kausale Kette, wie es scheint. Auch klar: Diese Kette zu beherzigen, ist eine der vornehmsten Aufgaben der öffentlichen Hand. Aber konkrete Schulpolitik sieht anders aus. Das Ergebnis: Jede/-r vierzehnte Schüler/-in besucht in Deutschland eine Privatschule, weil Eltern dem öffentlichen Schulsystem misstrauen. Und zwar tun dies nicht nur die Reichen, sondern auch „zunehmend die Mittelschicht“, schreibt Frauke Haß in ihrem Leitartikel „Flucht ins Private“: „Alleinerziehende darunter, in der Regel aber wohl eher berufstätige Paare, denen in vielen Fällen, sind die Kinder erst einmal in der Schule, womöglich nicht mehr höllisch viel zum Leben bleibt.“

Zieht da eine Spaltung der Gesellschaft am Horizont herauf? Die Armen verbleiben im öffentlichen Schulsystem, und die, die es sich leisten können – wenn auch vielleicht nur gerade eben so – flüchten ins private System? Was bleibt denn anderes übrig? Fragt sich auch FR-Leser Bernhard Müller aus Wiesbaden:

„Die Kolumnistin beklagt die Flucht der Mittelschicht in die Privatschulen und damit den Verlust der gesellschaftlichen Durchlässigkeit. Aber diese Feststellung ist zu kurz gesprungen. Sie beschreibt nämlich nur den resignierten, wenn auch materiell gut ausgestatteten Schlusspunkt einer Entwicklung, die die hessische Landesregierung in vollem Bewusstsein um die Konsequenzen eingeleitet hat.
Eltern machen die Erfahrung, dass in hessischen Schulen die vom Kultusministerium koordinierte Demontage den Alltag beherrscht. Die „Bildungsoffensive“ der Kultusministerin ist nur die Marketingkampagne rund um ein Kaputtsparprogramm. An Beispielen mangelt es nicht: Die Eingangsklassen an den Gymnasien sind völlig überbelegt und in ihren räumlichen Möglichkeiten unzumutbar beengt. Die Schulbücher sind teilweise über 25 Jahre alt, so dass ich mich theoretisch in den Benutzerlisten der Bücher meiner Kinder wieder finden könnte. U-Plus ist nur ein Rechenexempel, denn Unterricht, der den Namen verdiente, fällt faktisch aus.
Der Alltag der schulpflichtigen Kinder an staatlichen Schulen ist mittlerweile mit einer endlosen Aneinanderreihung von Frustrationen gepflastert. Dass sie mit der Flucht in die Privatschule unwissentlich und ungewollt Gesellschaftspolitik machen, ist nicht den Eltern und Schülern anzulasten, sondern der erwünschte Effekt der konservativ-elitär erstarrten, hessischen Schulpolitik.“

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59 Kommentare zu “Mit Frustrationen gepflastert

  1. Es ist ein hanebüchender Fehlschluss, einerseits den Forschungsstandort Hessen hochzujubeln und ihn gleichzeitig kaputt zu sparen. Ebenso dumm ist es, einen Mangel an Fachkräften und Akademikern zu prognostizieren und gleichzeitig Studiengebühren einzuführen. Diese Logik muss mir die CDU erstmal erklären!
    Ein Rückzug ins Private ist ganz offensichtlich gewünscht und wird durch das Sparprogramm gefördert. Doch das ist ebenso durchsichtige wie falsche Klientel- und Elitenförderung. Bitter!
    Sollte man da nicht über ein Umdenken in der elitären Schulpolitik nachdenken und Bildung und Forschung endlich zum größten Posten im Haushalt machen? In zwanzig Jahren ist es dazu zu spät…

  2. Ein Umdenken ist nötig, aber auch in Hinblick auf die in meinen Augen unsinnige Kultur“hoheit“ der Länder.

    Der Föderalismus-Gedanke ist im Bildungsbereich fehl am Platz.
    Nur mit einem einheitlichen Bildungssystem kann m.E. der derzeitigen Misere begegnet werden.
    Nebenbei könnte man dadurch 16 Ministergehälter einsparen und dem Bildungshaushalt zukommen lassen.

    Der Weg über Privatschulen ist zwar nachvollziehbar, er sorgt jedoch auch für Unruhe, Unzufriedenheit und Neid
    .. und wollen wir das fördern?

  3. @ #2. Hajo Gebhardt

    Gell Herr Gebhardt,

    Sie merken immer noch nicht, was Sie für einen widersprüchlichen Unsinn hier als ernsthaft konstruktiven Beitrag in der Debatte ausgeben?

    Sie fordern, ganz im Sinne des Neoliberalismus ein „einheitliches Bildungssystem“. Dieses wird vom herrschenden System deswegen gefordert, weil dafür eine ihm zu pass kommende Menge n (=100 %) von positiv zu Wissendem festgelegt wird, das am Ende, z.B. im Abitur abgeprüft werden kann. Dann kann man ganz genau messen, wieviel von den 100 % beim Einzelnen vorhanden ist, und die Menschen entsprechend eingruppieren, bzw. Ihnen Arbeit zuweisen oder verwehren.

    Gleichzeitig bemerken Sie, dass Privatschulen in der breiten Bevölkerung für gefährliche „Unruhe, Unzufriedenheit und Neid“ führen. Privatschulen für die herrschende Elite werden aber genau deswegen eingerichtet, weil die Elite ganz genau weiss, dass echtes Wissen nicht dadurch entsteht, dass aus der o.a. vordefinierten Menge n von Wissen möglichst 100 % gelernt werden, sondern, dass ich diese Menge n jederzeit mit den überraschendsten neuen Entdeckungen und Lernergebnissen erweitern kann und können muss. Dazu muss ich Antworten gegen können, die nicht kanonisiert sind, nicht mit anderen Antworten „gleich“ sind. Um also geistigen Überschuss im positiven Sinne zu erzeugen und belohnen zu können, dazu muss es Lehrern z.B. gestattet sein, mit Ihrer Klasse auch Heiner Müller lesen zu können, anstatt Maria Stuart lesen zu müssen, weil es Thema im je nächsten deutschlandweit „vergleichbaren“ Zentralabitur sein wird und bei noch dazu verkürzter Schulzeit für etwas anderes als das sowieso keinen Zeit mehr wäre.

    Diese „Vereinheitlichung“ bedeutet für die heute Herrschenden nur, dass sie damit ihre Herrschaft auf ewig sichern zu können glauben. An diesem, in zukünftig wohl wesentlich besser ausgestatteten Privatschulen erwerbbaren Herrschaftswissen darf die breite Masse wegen des damit befürchtetetn Verlusts der eigenen Herrschaft nicht teihaftig werden. Also wird bis heute ein ungerechtes Bildungssystem im Dienste einer ungerechten Herrschaft unterhalten.

    Wenn Sie also ein „vergleichbares Billdungsystem“ fordern, dann zementieren Sie die geistige und materielle Beschränktheit, d.h. Unfreiheit der Masse der Menschen, während sie sich gleichzeitig fassungslos und ohne Erklärung wundern, warum dieselben Menschen im Angesicht der Möglichkeiten der Eliten doch nur wegen deren Verweigerung für die Massen selbst – eigentlich sehr einsehbar – unruhig und neidig, damit unkontrollierbar und gefährlich werden.

    Wenn Sie wirklich Frieden in der Gesellschaft wünschten, dann dürften Sie nicht eine falsche, Ohnmacht stabilisierende „Gleichheit“ für den ohnehin beherrschten Teil der Gesellschaft fordern, die der andere Teil aus für ihn guten Gründen nie für sich haben wollte, sondern sich gerne in einem anderen „ungleich“ schöneren Teil auf der Welt einrichtet.

  4. Theordor W. Adorno:
    „Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an die Erziehung.“

    Eva Hermann:
    „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich das genaue Gegenteil eines Nazis bin.“

    Heute geht es in der Bildungspolitik kaum mehr darum, was Adorno wollte, nämlich Erziehung zu kritischer Selbstreflexion, also über sich und die einem bestimmenden Umstände in hinterfragender Weise nachdenken zu lernen. Heute geht es zunehmend um die materielle Verwertung des Humankapitals, wenn über Bildung diskutiert wird. Die jüngste OECD-Studie, die auch von der FR nahezu kritiklos übernommen worden ist, produziert Schlagzeilen wie ‚Deutschland fehlen Ingenieure’ oder ‚Hoher Bildungsstand bringt Erfolg am Arbeitsmarkt’. Der Bildungsbegriff wird heutzutage reduziert auf Ausbildung, auf Fertigkeiten, die darauf abzielen, möglichst effizient Mehrwert zu produzieren zu können. Das Bundesministerium für Bildung sagt’s mit anderen Worten: „Ein hoher Bildungsstand ist ein Indikator dafür, dass die Bevölkerung den Anforderungen der modernen Lebens- und Arbeitswelt gewachsen ist.“

    Alle OECD-Untersuchungen, die wohl bekannteste ist die Pisa-Studie, werden unter dem Blickwinkel der Marktverwertung in Auftrag gegeben. In der ‚Organisation for Economic Cooperation and Development’ versammelt sind die wichtigsten Industrieländer der Erde, deren satzungsgemäßes Ziel es ist, die optimale Wirtschaftsentwicklung zu fördern und die Ausweitung des Welthandels zu begünstigen. Mit dieser Art von Bildungspolitik werden wir noch viele Eva-Hermann’sche Schwestern und Brüder hervorbringen.

  5. @3 karla_m

    eigentlich wollte ich Ihrem dümmlich-unverschämten Kommentar nichts erwidern, aber so einfach mache ich’s mir nun doch nicht:

    Natürlich muss es eine Vergleichbarkeit geben, wie wollen „Arbeitgeber“ denn letztendlich eine Grundlage für die Auswahl der Bewerber finden? Klar, auch hier spielen Unternehmens-interne Auswahlverfahren eine Rolle, aber die Vor-Auswahl sollte doch sein.

    Ich habe dabei nichts über den „Lehr-Inhalt“ ausgesagt. Hier ist – bestreite ich keinesfalls – Reformbedarf. Aber der Reformbedarf darf doch nicht heissen: Zugang zu „besserer“ Bildung nur für diejenigen, die sie sich leisten können oder diejenigen, die sich – möglicherweise durch „Wohlverhalten“ – Subventionen in Form von Stipendien o.ä. er“kauft“ haben, ist es das, was Sie wollen? Dann zielen Sie sicherlich darauf, Menschen wie Mehdorn, Ackermann, Neukirchen u.dgl. zu „züchten“.
    .. na bravo!

  6. Sie irren, Herr Gebhardt, wenn Sie behaupten:

    „Natürlich muss es eine Vergleichbarkeit geben, wie wollen „Arbeitgeber“ denn letztendlich eine Grundlage für die Auswahl der Bewerber finden? Klar, auch hier spielen Unternehmens-interne Auswahlverfahren eine Rolle, aber die Vor-Auswahl sollte doch sein.“

    Schule ist ein Institut zur (allgemeinen) „Bildung“, die die Grundlage für „Ausbildung“ im und zum Beruf ist. Schule leistet also keine „Vorauswahl“ für den Beruf, sondern erzieht Menschen zu Individuen, die eigenverantwortlich in der Lage sind, kritisch Ihr Leben, Ihre fernere Ausbildung selbst in die Hand zu nehmen. Wie dies in der Schule durch den einzelnen Lehrer für den einzelnen Schüler verwirklicht werden kann ist so verschieden, wie schwierig, aber nicht unmöglich. Das jetzige Schulsystem jedenfalls entfernt sich immer mehr von diesem humdoldtschen Bildungskonzept, zu dem Leute wie Abendroth, Klafki, und die Reformpädagogik u.a. längst praktikable Vorschläge gemacht haben, die aber für die Wirtschaft niemals eine Rolle gespielt haben. Warum wohl?

    Der Rest Ihres Beitrages #5 spricht für sich selbst, aber gegen Sie: Wenn Sie glauben, mir neoliberale Bildungskonzepte mit einhergehendem faschistischem Vokabular („züchten“) unterstellen zu müssen, dann entlarvt dies nur einmal mehr, wie wenig Sie in der Lage sind, das behandelte Thema zu durchdringen (z.B. erkennen Sie nicht den engen Konnex zwischen Inhalten der Bildung und Formen derer Vermittlung und Überprüfung), bzw. wiewenig genau Sie in der Lage sind, komplexere Beiträge im Blog zu verstehen, geschweige denn zu kritisieren (s. Ihren impliziten Faschismusvorfurf oder sei dies auch nur eine ebenso falsche Annnahme, ich sei für neoliberale Gesellschaftskonzepte. Wo gäbe mein Text soetwas her?)

  7. Wir sind erst am Anfang der Diskussion und haben schon einen Nazi- Vergleich sowie eine nicht sehr zivilisierte Diskussionskultur…
    Ich denke, man muss sich gut überlegen, was man von der Schule will: Einerseits kann man sehr wohl die Effizienz- Orientierung der OECD- Studie kritisieren. Ich möchte keine effizienten Schüler, sondern solche, die zu kritischem Denken angeregt werden. Da folge ich der Argumentation von karla_m. Gleichwohl ist die Diagnose der OECD- Studie durchaus richtig: Wenn Deutschlands Bildungssystem so weiter selektiert (Stichwörter: Studiengebühren und selektives Schulsystem!), haben wir bald keine „effizienten“ Fachkräfte mehr, die Arbeitsplätze halten und schaffen. Ob zur Behebung dieser Misere einheitliche Standards nötig sind, ist eine andere Frage. Ich war als Schüler (und das ist nicht so lange her) immer gegen Vereinheitlichung, weil ich immer das machen wollte, wozu ich Lust hatte, und nicht das, was irgendein Ministerium (in Unkenntnis der schulischen Wirklichkeit) vorschrieb. Auch heute sehe ich den Sinn von Vereinheitlichung nicht. Eine andere Sache ist es, über gewisse Qualitätsstandards nachzudenken. Man kann ruhig bundesweit nachdenken, was Schule soll und kann und es wäre nicht schlecht, sich da aucf eine Art Linie zu verständigen, das muss und soll nicht in einem Einheitsabitur enden.

  8. @7 Folke

    Was bedeutet für Sie Effizienz? Bereitet nicht die Schule auf das, was man so „Leben“ nennt vor und gehört nicht zum Leben (ich meine das, in dem man seinen Unterhalt erwirbt) auch ein gewisser Anspruch auf Ausbildung? Und ist nicht die Schule eben eine solche Institution, die diesen Anspruch (mit) zu erfüllen hat?

    Sie schreiben: „Ich war als Schüler .. immer gegen Vereinheitlichung, weil ich immer das machen wollte, wozu ich Lust hatte ..“, aber ist das Leben (ich strapaziere diesen Begriff vielleicht etwas stark, aber es fällt mir nichts passendes ein) denn ein Wunschkonzert?

    Ich stimme mit Ihnen überein, dass kritisches Denken zu einer guten Schulbildung gehört, aber 1. ist das alles, was Sie von „der Schule“ erwarten und 2. welchen Stellenwert hat da das Erlernen von Selbstkritik?

    Und bitte beachten Sie, dass auch aus Nicht-Abiturienten anständige Menschen werden können (wie auch umgekehrt aus Abiturienten ..).

    Nicht jeder, der von „Zucht und Ordnung“ (bitte die Anführungszeichen und deren – in diesem Zusammenhang – allgemein (na ja, offenbar doch nicht so allgemein!) üblichen Bedeutung zu beachten) schreibt ist ein mehr oder weniger verkappter Nazi (geht ausdrücklich nicht in Ihre Richtung!).

  9. Das kritische Denken kann in Schulen, das ist mein konkreter Erfahrungshorizont, nicht mehr gelehrt werden, da diejenigen, die das vorleben und lehren sollten, selbst dazu nicht in der Lage sind. Ich würde gerne mal einen Lehrer kennenlernen, der fähig wäre, mir seine ihm zugeschriebene Rolle und Funktion im Bildungssystem zu erklären und kritisch zu analysieren. Wo sind die Lehrerinnen und Lehrer, denen klar ist, welche Aufgabe ihnen in den OECD-Studien zugewiesen wird? Sogar die dt. Bildungsgewerkschaften haben sich in das von der Wirtschaft getragene Lobbysystem PISA mit einspannen lassen und damit indirekt jegliche Kritikmöglichkeit von gesellschaftlicher Relevanz verspielt. Sie haben sich am Nasenring durch die Bildungslandschaft ziehen lassen, die von vom Wähler nichtlegitimierten Machtgruppen mit den Ideen des Neoliberalismus vollgestopft wird. Es gibt keine zweite Berufsgruppe mit Hochschulabschluss in Dt., die mit derart vielen Teilzeitkräften zu Rande kommt und die sich einen Dreck darum scheren, für welche politische und wirtschaftliche Leitkultur sie eingespannt werden.

  10. Ich frage mich, wieso die Mittelschicht vermehrte Anstrengungen unternimmt, die Kinder auf Privatschulen zu schicken. Ich finde folgende Gründe:

    1. Die heutige Mittelschicht ist weit gebildeter als früher und verlangt Einfluß auf die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder. Sie ist nicht mehr bereit, die Kinder der Willkür von Politikern zu überlassen, die die weltanschauliche Neutralität der Schule nach Belieben aushebeln und ihre Vorstellungen an den formbaren und wehrlosen Kindern zu verwirklichen versuchen.
    Sie greift damit nach Privilegien der ehemaligen „Oberschicht“.

    2.Die Analyse und Voraussage von Bedarf an Qualifikationen hat sich als ungeeignet erwiesen, weil sie die persönlichen Vorlieben, die Suche nach Sinn und das freie Spiel der (kreativen, persönlichen) Kräfte nicht mehr Rechnung trägt. Die Bedingungen, die heute der Grundlagenforschung gewährt werden (witzigerweise aufgrund pädagogischer Erkenntnisse) werden den in der Entwicklung befindlichen Kindern nicht mehr gewährt. Kreativität kann nicht allein zielgerichtet sein, weil sie die Ziele hinterfragen muß!)
    Dazu kommt, daß die Analysten,Manager und Unternehmer selbst nicht mehr in der Lage sind, treffende Voraussagen zum Bedarf zu treffen. Das belegt ihr eigenes,massenhaftes Scheitern.

    3. Schulpolitik hat sich vom dem Ziel, den gesellschaftlichen Bildungsstandard zu heben verabschiedet und verfolgt nur noch die kostengünstige Effektivität im Sinne eines Mitteleinsatzes nach Erfolgshoffnung. Erfolgshoffnung ist die realistische Einschätzung der Entwicklungsmöglichkeiten eines Individuums bei optimalen Bedingungen.

    Dieses Problem hat nicht einmal die Wissenschaft gelöst.
    Optimale Bedingungen bereitzustellen ist noch keiner Regierung gelungen.

    Was liegt also näher, daß Eltern ganz mittelalterlich reagieren und ihre persönliche Kenntnis der eigenen Kinder mit der persönlichen Einflussnahme auf den Lehrer verbinden?

    Wenn alle ihre Willkür an meinem Kind ausleben,
    dann steuere ich doch mit meiner Liebe zum Kind dagegen:
    Gegen meine Dummheit kann mein Kind sich wenigstens wehren!

  11. @ 9. bakunix

    Lieber bakunix,

    ich habe Ihre beiträge immer mit Interesse und Zustimmung gelesen, diesmal klappt das nicht so ganz.

    Zwar ist es richtig, dass die PISA-Studie von der Deutschen Bildungspolitik total mißbraucht worden ist, der lehrerschaft aber pauschal selbstkritisches Bewußtsein und Professionalität abzusprechen kann nicht angehen. Lernen Sie doch mal Lehrer näher kennen. Pädagogisch sind zwar Angebote wie die U-Plus-Vertretungsmaßnahme der hessischen Kultusministerin nichts wert, aber als Erfahrungs- und Abenteuerurlaub für alle die selber Schule nur als Schüler kennengelernt haben, taugen Sie vielleicht doch noch etwas.

    Dass Sie zu Recht die Vereinahmung öffentlicher Bildung durch privatkapitalistische Interessen anprangern, sollte Sie aber nicht zu dem Schluss verführen,

    „Es gibt keine zweite Berufsgruppe mit Hochschulabschluss in Dt., … die sich einen Dreck darum scheren, für welche politische und wirtschaftliche Leitkultur sie eingespannt werden.“

    Bevor Sie derart einseitig den Lehrern mangelndes politisches Bewußtsein vorwerfen – (hier wäre eigentlich von revolutionärem Bewußtsein zu reden) -, sollten Sie sehen, dass sich dieses in seiner Qualität in nichts von dem jeden Facharbeiters in z.B. der Metallindustrie unterscheidet (mit Ausnahmen in beiden Gruppen) Und jetzt sagen Sie mir wo bringen die Metallarbeiter es fertig die Agenda 210 aufzuhalten, wäre das in Ihren Augen ein gerechter und praktikabler Vorwurf?

    Das Herrschende System gestaltet mit oder ohne Beamtenstatus den Bildungssektor ökonomisch schon so aus, dass auch hier, wie in der Industrie die Luft zum Atmen sehr, sehr dünn geworden ist.

    Schließlich sollten Sie mit ernstzunehmenden Argumenten aufwarten. Sie behaupten:

    „Es gibt keine zweite Berufsgruppe mit Hochschulabschluss in Dt., die mit derart vielen Teilzeitkräften zu Rande kommt…“

    Selbst wenn es so wäre. Teilzeitarbeit ist im Lehrerberuf die einzige Möglichkeit, um die Arbeitsbelastung im Einzelfall so abzusenken, dass die objektive Überforderung im Beruf – nicht nur bei Lehrern]kompensiert werden kann, oder sind Sie für die 42-45 StundenWoche?. Dass dabei freiwillig individuell auf Entgelt und Alterssicherung verzichtet wird sollte dabei nicht unerwähnt bleiben. Teilzeitbeschäftigung hat im übrigen nichts mit unqualifizierter Leiharbeit zu tun. Die Durchnittsrate bei Teilzeitarbeit liegt in Deutschland übrigens bei 21% aller Beschäftigungsverhältbisse (lt. Mikrozensus 2002).

    [Näheres s. http://www.innovations-report.de/html/berichte/statistiken/bericht-21797.html ].

    Nix für ungut,

    ich freue mich auf Ihre nächsten Beiträge.

    karla_m

  12. @ #11. karla_m

    +++ Korrektur +++

    Der von mir gewählte Begriff „unqualifizierte Leiharbeit“ muß ersetzt werden durch „Arbeitsverhältnisse mit unterqalifiziertem Personal im untertariflichen, bzw. 1-Euro-Arbeitsverhältnissebereich“.

    Professionelle Leiharbeit, wiewohl aus anderen Gründen nicht unproblematisch, arbeitet in der Regel mit qualifizierten zu Vermittelnden.

  13. # 11 karla_m

    Liebe karla,
    auch wenn meine Beobachtungen über die Lehrerschaft, dass sie einerseits zu wenig politische Bildung besäßen und kaum in der Lage seien, ihre eigene Rolle im Bildungssystem zu reflektieren und andererseits die Berufsgruppe darstellten, die mit dem höchsten Anteil an Telzeitkräften auskäme, bei Dir als Vorurteil rüberkommt, lasse ich mich von meiner unwissenschaftlichen These noch nicht abbringen, da meine empirischen Wahrnehmungen dem entgegenstehen. Es ist ja nicht nur so, dass ich den Lehrkörper selbst mal erfahren habe, ich beobachte diesen aus der Nähe ja wieder, da ich wg. meines Nachwuchses involviert bin. Und ich stelle fest: Je jünger die Schüler sind, desto höher ist der weibliche Anteil des Lehrerkollegiums, und ein (großer) Teil davon pflegt sein halbes Deputat mit Genuss, weil das Familieneinkommen locker auszureichen scheint, denn bei den Ehegatten oder Lebenspartnern der Lehrerinnen handelt es sich meist um Ärzte, Rechtsanwälte, Unternehmer, höhere Angestellte etc. Lehrerinnen gestatten sich wg. ihrer Kinder durchaus mal eine Auszeit von fünf, sechs, acht oder zehn Jahren, um dann wieder – anscheinend problemlos – einzusteigen. Meine Beobachtungen im privaten Sektor gehen in die selbe Richtung. Lehrerin mit halbem Deputat zu sein, scheint der ideale Job, um Privatleben und berufliche Abwechslung verbinden zu können. Und in dieser Situation ist politisches oder berufsständisches Bewusstsein nicht gefragt, sonst könnten bspw. in Hessen nicht derart viele pädagogische und didaktische Laien zur Kompensation des Stundenausfalls herangezogen werden.

    Ich gebe zu, die Datenbasis meiner Behauptung ist zu bescheiden, um verallgemeinerbar zu sein, ich meine jedoch, ganz falsch kann ich nicht liegen. Widerspruch lasse ich mir gerne um die Ohren hauen!

  14. Bakunix hat leider recht. Wir Lehrer sind sehr deutsche Lehrer. Wir sehen uns mehrheitlich nicht als „abhängig Beschäftigte“, die solidarisch gegen die kontinuierliche Verschlechterung unserer und unserer Schüler Arbeitsbedingungen zu kämpfen hätten, sondern à la Schiller als Glieder eines großen Ganzen, dem wir pflichtbewusst bis zur verDIENTEN Pension mit 67 oft sinnlos (sinnenlos?) zuarbeiten. Und die wenigen politisch Bewussten erleben fassungslos, wie gut unsere bürokratischen Hierarchen und die neoliberale Inspektoren“elite“ kollaborieren.

  15. @ #13. bakunix

    Also lieber Bakunix,

    jetzt gibts nix um die Ohren, aber Empirie für die Leseohren:

    Meiner eigenen beruflich gestützten Erfahrung nach haben weiterführende Schulen einen Anteil von „Halbe-Stellen-Inhaber(inne)n von ca. 10 %; bei Grundschulen (90% aller GLs sind Frauen) liegt der Anteil höher, dürfte aber nicht über 30% hinausgehen, was noch unter der durchschnittlichen Teilzeitarbeitsqote von 40% unter allen abhängig erwerbstätigen Frauen liegt.

    Die durchschnittliche Unterrrichtsverpflichtung für ein volles Deputat eines Lehrers liegt heute bei ca. 25-26 Unterrichtsstunden, was nach Gewerkschaftsuntersuchungen leicht einer 55-60 Stundenarbeitswoche (umgerechnet auf normale 30 Tage Urlaub im Jahr, das heißt, die „langen“ Ferien der Lehrer eingerechnet) entspricht. Die Durchschnittsklassengröße liegt inzwischen wieder bei 30 Schülern. Meine Tochter, sie macht im nächsten Jahr ihr Abitur, hat sich ihr Schülerleben lang beklagt, dass beide Eltern nie so (viel) an den Wochenenden Zeit (für sie) gehabt hätten, wie alle anderen Eltern; soviel zum Thema Familienwochende und Freizeit.

    Dass die Altersverteilung im Lehrerberuf durch die schweinezyklenartige Einstellungspraxis der Länder seit Anfang der 80iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts völlig aus dem Lot geraten ist, stand heute morgen sogar in der FR. Ältere Menschen sind naturgemäß nicht mehr so leistungsfähig, wie jüngere, das bedeutet auch etwas.

    Dass ökonomische Verelendung und soziale Deprivation der breiten Massen, die Bildungsaufgabe des Lehrers tendenziell torrpediert, er statt dessen – besser zusätzlich – mehr Sozailarbeiter, bzw. Ersatzelternteil zu sein hat (Sozialarbeiter sind regulär an Schulen nicht vorgesehen, Eltern sind ihrer Erziehungsaufgabe zunehmend nicht mehr gewachsen) schaffen Belastungen, die über jedes normale Maß hinaus gehen, ohne dass Hilfe nachgewachsen wäre.

    Der Leistungsdruck für Schüler und Lehrer ist inzwischen ebenso überhoch, was nicht heißt, dass Industriearbeiter grundsätzlich in einer anderen Situation wären.

    Jetzt komme ich zum politischen (revolutionären) Bewußtsein: ich bezweifle stark, dass es qualitativ einen Unterschied im Bewußtsein über die objektiven gesellschaftlichen Verhältnisse und den daraus zu ziehenden Folgerungen gibt, zwischen Angehörigen der Unter- und Mittelschicht auf der einen und Angehörigen der Oberschicht (Eliten) auf der anderen Seite, solange die einen tatsächlich nur leiden können und die anderen tatsächlich nur ihren Vorteil dabei haben. Dass die einen leiden und die anderen Vorteil nehmen, führt eben – zumindest bisher – nicht von sich aus zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, zum Sein von Freiheit für alle. Wenn ich auch jederzeit sage, dass die Leidenden immer die aktuell mehr zu Bedauernden sind, muss ich auch erkennen, dass ich das so sehe, das hilft ihnen auch nicht notwendig. Es ist die alte Frage der Solidarität.

    Zurück zu den Lehrern: Wenn sich also Lehrer durch Teilzeitarbeit bessere Verwirklichung ermöglichen, dann tun Sie das aus denselben Gründen, aus denen der der DGB einmal die 35-Stundenwoche fast erreicht hatte, und diese Arbeitszeit liegt genau auf ca. der Hälfte der Arbeitsbelastung, die heute ein Lehrer mit voller Stelle nach dem Willen seines Dienstherrn zu leisten hat.

    Ergo, keine Kritik an Teilzeitarbeit (von Lehrern), sondern Verhältnissen, die einigen diese Lösung mehr ermöglichen als zu vielen anderen.

    P.S.: Es gibt sie die Ärztinnengattinen, etc. die sich zum Büttel hessischer Hilfslehrerkolonnen machen lassen, aber an ihnen ist das Exempel nicht alleinen zu statuieren.

    Danke Bakunix, für den Anlass.

  16. Abgesehen von den Eltern die ihre Kinder in die Privatschulen geben, wollen auch viele kinder ins Private. Die Größeren wissen, dass der Arbeitsmarkt schwer ist und das Connections immer wichtiger werden. Also denkt man folglich (vielleicht sogar wegen einem Klischee) das man auf der Privatschule diese Verbuindungen knüpfen kann.
    Außerdem werben auch viele Privatschulen: DIe Besten aus der 9. haben letztes Jahr einen Brief von dem Privat-Internat Schloss Hansenberg bekommen, der von Karin Wolff handsigniert mit blauer Tinte wurde.
    Wenn sowieso fast alle versuchen, die aufs Gymnasium gehen,Abi zu machen, wie kann man dann noch auffallen? Der eigentliche Grund Abi zu machen, war doch der, Studieren zu gehen. Mittlerweile braucht man dem um einen Lehrausbildungsplatz zu bekommen. Wie soll man sich dann noch irgendwie auszeichnen, außer mit tollen Noten und einem impossantem Schul-Namen? Es ist zwar schade, dass da etwas versagt, aber, wenn die, die etwas tun sollten nichts tun, muss ich mich selber darum kümmern. Wie gesagt, man muss versuchen das Beste aus seiner Zukunft rauszuholen und mit den staatlichen Schulen und Lehrern geht dies wahrscheinlich nicht.

  17. Wenn die Klassengesellschaft des Bildungssystems deutlich werden soll, nehme man den Großen Internate-Führer zur Hand. Dort sind die Elite-Bildungsstätten auf 235 Seiten katalogisiert. Ich nenne einige Beispiele:

    Hermann-Lietz-Schule, Schloss Hohenwehrda, Haunetal in Hessen, Kosten pro Monat 2175 Euro plus 130 Euro Nebenkosten

    Odenwaldschule Ober-Hambach, Heppenheim in Hessen, Kosten pro Monat 2070 Euro plus 120 Euro Nebenkosten

    Schloss Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern, Kosten pro Monat 2307 Euro, Nebenkosten nach Verbrauch

    Schloss Salem in Baden-Württemberg, Kosten pro Monat 2300 Euro, Nebenkosten variabel

    Üblicherweise werden dort die Nachkommen des Finanz- und Prominentenadels aufgepeppt, um später in die entsprechenden Positionen über die Verbindungen des Herrn Papa nach dem Besuch der Privat-Uni samt diversen Auslandsaufenthalten und einigen Praktika in den obersten Leadership-Etagen befördert zu werden. Dass diese Kastengesellschaft mit ihrem Propaganda-Apparat die Öffentliche Hand arm sparen will und in vielen Politik-Darstellern ihre Kombattanten findet, die manchmal in die von ihnen bereitgestellten Positionen aufsteigen dürfen, rundet das Gesamtbild der dt. Bildungspolitik ab.

  18. Frustriert bin ich auch, lieber Bronski, ich warte immer noch auf den KritikBlog den sie mir zusagten. Der Offene Brief sollte doch hierfür genügend Material gelliefert haben.

  19. @ #16. vlatka

    Sorry Vlatka,

    aber Schloss Hansenberg ist ein staatliches Oberstufengymnasium, das das Land Hessen allerdings in sogenannter Privat-public-partnership mit der Privatindustrie ins Leben gerufen hat (näheres s. http://de.wikipedia.org/wiki/Internatsschule_Schloss_Hansenberg ). Theoretisch „kann dort also jeder hin“.

    Tatsächlich ist der Platz dort aber äußerst beschränkt, es ist eine Vorzeigeprojekt der Hessischen Landesregierung, das ausgestattet ist wie keine öffentliche Schule sonst im Land. Wären alle Schulen so, hätten wir keinen Bildungsnotstand und bräuchten keine Privatschulen.

    Hansenberg ist ein bildungsökonomischer und politischer Skandal und ein Schlag ins Gesicht aller Lehrer und Lehrerinnen sonst in Hesssen, wie für deren Schüler. Die „normalen“ Schulen werden jetzt automatisch an den paradiesischen Zuständen in Hansenberg gemessen, die ihnen selbst nicht bereitet werden.

    Zum Anderen: Ich nehme es Dir vielleicht persönlich nicht übel, sie haben Dir nichts anderes beigebracht, aber Deine Ansichten darüber, warum man lernt, auf das Gymnasium geht sind – mit Verlaub – großer, großer Unsinn, wenn auch allgemeine „Meinung“ in der breiten Öffentlichkeit. Dieser Unsinn ist genau die Ideologie, mit der das Klassensystem dieser Gesellschaft über das Bildungssystem stabilisiert wird.

  20. @ #18. Ingo Schäfer

    @ Bronski,

    Meine Herren,

    Bronski wird hier auf einen offenen Brief angesprochen. Dazu eine Frage:

    Ein „offener Brief“ an die FR sollte auch irgendwo „veröffentlicht“ sein.

    Wo kann man diesen Brief – ich nehme an, es ist der, den der Blogger Fiasco vor einiger Zeit vorgeschlagen hat – einsehen?

  21. Der Brief liegt der Redaktion vor, scheint dort aber nicht als veröffentlichungswürdig deklariert zu sein….

    Im Gegensatz zu fehlerhaften Grafiken, schlamigen Kolumnen und Falschaussagen von Vertretern der deutschen Versicherunswirtschaft…

    Schöner neuer Profit einer schnöden alten Welt…

  22. @ vlatka #16

    Ich finde es ausgesprochen interessant und lehrreich, Beobachtungen und Reflexionen über das Schul- und Bildungswesen zu lesen aus den Reihen derjenigen, deren Bildung und Ausbildung die entsprechenden Unternehmungen letztlich dienen sollen.
    Danke also für den erhellenden Beitrag!

    Und: So ist eben carla_m (#19), wie Phönix aus der Asche ein vollgültiger Ersatz für den unsäglichen Oliver Thiele (?), dessen Abtauchen hier seinerzeit Erleichterung ausgelöst hat: „großer, großer Unsinn“, was du schreibst, kleines Dummchen, aber „sie haben Dir nichts anderes beigebracht“, du Arme, deshalb nehme ich es dir „vielleicht (!) persönlich nicht übel“, worüber du bestimmt sehr erleichtert sein darfst.

    Widerlich! Sei froh, dass du nicht solche Lehrer hast (so hoffe ich doch jedenfalls für dich) und Lass‘ dich bloß nicht durch solche Leute davon abhalten, dich in öffentlichen Foren mit deinen klugen Gedanken und Beobachtungen einzumischen!

    Schöne Grüße von
    heinrich

  23. @ 20

    Wenn wir alle offenen Briefe veröffentlichen würden, die uns täglich ins Haus flattern, hätten Sie sicher Ihren Spaß mit der FR.

    Das Thema hier ist die Schul- und Bildungspolitik. Alles klar?

  24. @ #23. Bronski

    Lieber Bronski,

    sie antworten mir:

    „Wenn wir alle offenen Briefe veröffentlichen würden, die uns täglich ins Haus flattern, hätten Sie sicher Ihren Spaß mit der FR.“

    Ich sehe wir verstehen uns. Die FR-Werbung sagt, Sie sagen es selbst, Die neue FR soll mehr Spaß machen (als die alte). Sie, Bronski, haben entdeckt, dass basisgestütze Zeitungsgestaltung selbst „alten“ FR-Lesern, wie mir Spaß macht. Eine Zeitung, die Spaß macht sie zu lesen, wird gelesen, also VERKAUFT (manchmal auch an MDS). – Weiter so!

  25. Tja, ich denke, es wäre ein recht einseitiger „Spaß“. Vielleicht der Ihre, auf jeden Fall der der Autoren solcher offener Briefe. Ich kriege regelmäßig offene Briefe eines alleinstehenden älteren Herrn, der die Bundesregierung und die Kanzlerin in direkter Anrede auffordert, ihm endlich die grundgesetzlich garantierte Lebensgefährtin zu vermitteln. Und auch die vielen offenen Briefe zum Thema „Jesus ist unter uns“ wären sicher sehr erbaulich.

  26. @ #24. – 9. Oktober 2007 um 12:08 Bronski

    Mit verlaub Herr Bronski,

    aber diese Antwort kann man nur als „unter Niveau“ kennzeichnen, die es fast nicht Wert ist, auf sie einzugehen.

    Soweit ich die Blog-Diskussion verfolgt habe ging es mit dem hier in Frage stehenden „offenen Brief“ um ein ernsthaftes öffentlichkeitsrelevantes Thema, die Existenz Ihres Blattes, den Journalismus in Deutschland u.ä. und nicht um die wohl privaten, vieleicht psychischen Beschwerden eines Ihnen bekannten älteren Mannes, der vielleicht menschliche Zuwendung braucht, aber nicht die Benutzung durch Sie in einem öffentlich vorgebrachten, noch dazu haltlosem Argument.

  27. Ich sehe keinen Anlass, einen offenen Brief zur FR zu veröffentlichen, noch dazu im eigenen Blatt. Zeigen Sie mir mal das Unternehmen, wo sowas möglich wäre. Außerdem scheinen wir uns auf dem richtigen Weg zu befinden, denn die verkaufte Auflage steigt erstmals seit vielen, vielen Jahren wieder an.

  28. @Bronski,

    wenn ich mich nicht irre, ist der letzte Anstieg der VERKAUFTEN AUflage gerade mal zwei Jahre her, den verantwortlichen Chefredakteur Storz jedoch wurde gegangen. Offiziel im einvernehmen, tatsächlich wohl durch kurzfristigen Rausschmiss…

    Also erzählen sie hier nicht, dass sie erst jetzt durchd die Umstellung wieder steigen würde, oder kehren sie zur alten Gewohnheit zurück, dass die offiziell angebene Auflage munter in die Höhe schnellt, wärend die gedruckten Exemplare irgenwo kostenlos verteilt werden, nur um den Schein zu wahren?

  29. Zuletzt stieg die verkaufte Auflage nach dem Relaunch von 2003, doch das war nur ein Strohfeuer, das schnell verpuffte. Jetzt jedoch haben wir seit Monaten, namentlich seit der Einführung der neuen FR, einen kontinuierlichen Anstieg der – ich wiederhole – VERKAUFTEN Auflage.

    Und nun bitte zurück zum Thema.

  30. @ #27. Bronski

    Nein Bronski,

    ich kann Ihnen so ein Unternehmen leider nicht zeigen – obwohl: selbst eine große deutsche Bank hat einmal selbst eine unabhängige Studie zu ihrer, für sie auch nicht angenehmen, Vergangenheit im Nationalsozilismus veröffentlicht -, aber ich hatte auch so bisher immer gedacht, die FR sei nicht einfach irgendein Unternehmen, indem nur etwas unternommen wird, wenn damit Geld zu verdienen ist, sondern sie sei, mindestens daneben auch gleichwertig, eine Zeitung. Kennen Sie den Wahlspruch der New York Times?

    Ich empfehle Ihnen hierzu und im Rahmen des Blogthemas „Bildungskultur“ zur Lektüre – – den Aufsatz:

    Adcult
    The Triumph of Advertising in American Culture

    by James Twitchell

    http://www.rgp.ufl.edu/publications/explore/v02n2/adcult1.html

  31. Ohne die gesamte Diskussion gelesen zu haben, möchte ich, ein kommender Abiturient (Prüfungen anfang nächsten Jahres) aus Rheinlandpfalz einige Zustände an unserer Provinzschule aufzeigen.
    In zwei meiner drei Leistungskurse sitzen wir mit ca 30 Schülern, uns wurden unsere Aufenthaltsmöglichkeiten fernab von Mittelstufen und Unterstufenschülern um 3/4 gekürzt, in die Aussensanierung unserer Schule wurde scheinbar soviel Geld investiert, dass die Schule innerlich immer mehr verkommt.
    Soviel zu unseren Rahmenbedingungen (das ist noch nicht alles was bei uns falsch läuft!).
    Die wahrscheinlich schlimmsten Umstände sind im Unterricht selber zu finden.Am krassesten ist es in meinem 30 Man Biologieleistungskurs. Unser Lehrer, ein äußerst gebildeter und begabter Mann, hat scheinbar kein Interesse daran,dass seine Schüler wirklich etwas lernen. Er redet, redet,redet, und hat in 2,5 Jahren Unterricht bei ihm nicht einmal etwas an die Tafel geschrieben, oder etwas mit uns erarbeitet.Uns werden Fakten präsentiert, ohne Erklärung warum das so ist und wie man darauf kommt.In dem 30 Man Englischleistungskurs ist es nicht viel besser.
    Um auf den Punkt zu kommen: Überfüllte Schulen, keine Differenzierung zwischen den Schülern außer Leistungskurs / Grundkurs auf den Gymnasien bzw Realschule und Gymnasium (die Hauptschule lasse ich bewusst weg,denn sie ist scheinbar kein Bestandteil unseres Schulsystems) und vor allem kein Leitfaden für Lehrer ausser einem Lehrplan. bei 11 Kursen und 11 verschiedenen Methoden zu lernen,da hört man auf die Fakten zu lernen,sondern eher wie man am besten bei den jeweiligen Lehrern lernt.Dass es Unterschiede zwischen jedem Lehrer gibt ist zweifelsohne normal,und auch gut,aber wenn man sagt „Wir wollen euch auf das Abitur vorbereiten, da müsst ihr euch dran gewöhnen“,so sollte man Lehrer nach ihrer Erfolgsquote bezahlen,denn was sich manche Lehrer aufgrund ihres Beamtenstandes erlauben ist unglaublich.
    Die Zustände in unserem Bildungssystem können nur durch eine Finanzaufwendige Reform oder eher Revolution,denn es muss schnell gehen,sonst ist es zu spät, überwunden werden.Scheut sich die Politik weiter vor Eingriffen sehe ich schwarz für das „Volk der Denker und Dichter“.
    Wir sind eure Zukunft,also investiert mehr in die Bildung,oder ihr bekommt keine Rente mehr!

  32. @ karla_m

    Zum Glück hat die FR keine Vergangenheit im Nationalsozialismus. Ich verstehe auch nicht, wie Sie das, was die Deutsche Bank lobenswerterweise getan hat, mit unserer Situation vergleichen können. Wir haben der FR eine – zugegeben: radikale – Reform verpasst. Damit kann man zufrieden sein; man muss es nicht. Viele mögen die FR weiterhin, manche mögen sie extra deswegen – und manche mögen sie weniger oder nicht mehr. Das ist wohl bei jeder Reform so. Tatsache ist, dass mit der FR Geld verdient werden muss. Das war schon immer so; was haben Sie denn geglaubt?

    Sind Sie eigentlich auch Mitglied der Linkspartei?

    Und jetzt zurück zur Diskussion. Gerade wurde ein schöner Beitrag gepostet, der zum Wiedereinstieg dienen kann.

  33. 32. Kommentar von: Bronski

    nur damit sich bei Ihnen keinen Mißverständnisse festsetzen: Mein Beispiel mit der Deutschen Bank bezog sich nicht auf die inhaltliche, sondern auf die logische Seite: Das Unerwartete tun, weil es das Richtige ist, selbst, wenn es das gesellschaftlich problematische ist. – Sie selber bezeichneten das Vorgehen der Deutschen Bank als lobenswert.

    Ob ich auch Mitglied der Linkspartei bin? – Was hätte das hier für eine Bedeutung?

    Soll das „auch“ andeuten, dass zu meinen Ihnen problematisch erscheinden Beiträgen wohl solch eine Mitgliedschaft unvermeidlich dazugehört?

    Muß man Ihrer Meinung nach in Deutschland Mitglied einer Partei sein, um dezidierte politische Anschauungen zu haben und sich zu trauen, diese öffentlich zu äußern und wären die Meinen für Sie nur in der Linkspartei denkbar?

    Oder wollen Sie damit für das Blog-Publikum andeuten, dass Karla_ms Stimme, wenn es so wäre, eben sauber in eine unbedeutende, aber doch zu beobachtende sektirerische Schublade dogmatischer Alt-SEDler und/oder nostalgischer BRD-68er eingeordenet werden könnte, sich so meine Position im klassischen GanzLinks-Mitte-Rechts-Schema aus der alten/neuen BRD in Unbedeutendheit auflösen ließe?

    In der Tat, das deutsche Bildungssystem hätte dann im Fach Gesellschaftlehre noch einen immensen Aufklärungs- und Bildungsbedarf, aber da seien die Privatschulen und in Hessen das Fach POWI davor.

    Auch im Leseunterricht besteht offenbar ein Defizit, wie sonst könnten sie mich fragen, ob ich nicht wüsste, dass eine Zeitung auch Geld verdienen müsste. Ich habe das konzediert, allerdings habe ich noch den ketzerischen offenbar linksparteiverdächtigen Gedanken gehabt, dass dies nicht die einzige Aufgabe einer Zeitung sein sollte. Das müssen Sie wohl überlesen oder gar, nicht verstanden haben.

    Was den interessanten Beitrag des Schülers Eman betrifft, so sprach ich die Hintergründe der von im beschriebenen Zustände hier im Blog schon an. Aber vielleicht kann uns ein FR-Bildungsexperte, vielleicht Herr Prof. E. einmal erklären, wie man in SINVOLLER WEISE bei 30-Schülern in der Lerngruppe (5 Wochenstunden im Leistungskurs; daneben ist noch das Restdeputat mit von weiteren mindestens 18 Wochenstunden zu organisieren) die geforderte Binnendifferenzierung hervorzaubern können soll, noch dazu, wenn der Stoff mit G8 in einen um ein Jahr verkürzte Gesamtschulzeit zusammengedrängt wird, und die Leistungsanforderungen gleichzeitig ständig erhöht werden, der wohl gewünschte Ausleseprozess erst so richtig ermöglicht wird? (Eman ist jedenfalls sicherlich nicht nur Opfer eines vielleicht schlechten oder nur nicht ganz so guten Lehrers, der Alleintäter mit schlechtem Vorsatz wäre).

  34. Ich unterrichte an einem staatlichen Gymnasium in Baden-Württemberg und finde an meiner Schule wirklich gute Bedingungen vor. Die Architektur ist ein ästhetischer Glücksfall. Jeden Morgen, wenn ich meine Schule betrete, freue ich mich darüber. Zudem ist die Schule gut ausgestattet. Das Lehrerkollegium ist sehr jung und motiviert. Die Schüler erhalten an den Methodentagen Schulungen im selbständigen Arbeiten (Recherchieren, Hausarbeit schreiben, Präsentieren etc.) und müssen eigenständige Arbeiten – wie in Ba-Wü üblich-als „GFS“ in den Unterricht einbringen. Auch wir haben leider Klassen mit über dreißig Kindern, – offensichtlich eine fehlpolitische Entscheidung. Dennoch sind die meisten Kollegen bereit im Rahmen des Möglichen handlungsorientiertes, selbständiges und individualisiertes Arbeiten in den Unterricht einzubauen durch das Erstellen von Lernzirkeln, Gruppenarbeiten, Lernspielen, Lesetagebüchern, Exkursionen, AGs etc. Es gibt eine ganze Reihe von Arbeitsgruppen, die der Entlastung des Kollegiums dienen, in denen zum Beispiel Oberstufenfahrten ausgearbeitet wurden. Durch gute Vernetzung und Zusammenarbeit kann einiges abgefedert werden. Was guten Unterricht ausmacht, ist bekannt- vieles muss einfach angepackt werden. Und dabei ist Engagement ansteckend. Ohne zu murren kommen die Schüler (und Lehrer) am Samstag und Sonntag in die Schule, wenn es um etwas geht, hinter dem sie stehen, zum Beispiel die Proben für die Theater-Aufführung. Ich bin als Kind bis zur 5. Klasse in NRW zur Schule gegangen und wechselte daraufhin nach Ba-Wü . Nicht nur der Leistungsanspruch war im Süden wesentlich höher, es wurde auch mehr Wert auf eigenständiges Denken gelegt und soziales Engagement. Ich habe als Lehrende drei Staatsschulen von innen erlebt und dort engagierte und motivierte Schüler gefunden, mit großer Bereitschaft etwas zu lernen und sich in der Gemeinschaft einzubringen. Ich mag meinen Beruf.
    susanne

  35. Mir geht so langsam die Galle über
    .. wenn nicht Kommentare wie der von Susanne (34) wären, danke dafür ausdrücklich.

    Sie haben unter den selben Widrigkeiten zu leiden, wie viele andere Kolleginnen und Kollegen, offenbar arbeiten Sie in einem „günstigeren Umfeld“ als z.B. die hessischen Lehrer, aber 30 Schüler sind nun mal 30 Schüler!

    Nur: wo ist dabei das wirkliche Problem? Ich bin in den 50er/60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Frankfurt am Main zur Schule gegangen und glauben Sie, da wären die Klassen kleiner gewesen?

    .. und trotzdem haben wir „etwas“ gelernt und unsere Lehrerinnen und Lehrer haben nicht permanent gejammert!

    Allerdings bestand zu dieser Zeit noch etwas, was man heutzutage immer weiter in Richtung Schule verschieben möchte: die Erziehung im Elternhaus!

  36. @ #34. susanne

    Auch ich bin im Lehrberuf tätig, auch ich mag meinen Beruf, es freut mich für Sie, dass Sie einen archtektonisch gelungenes Schulgebäude haben und ich glaube Ihnen, dass Sie motivierte Schüler erleben und dass Sie Ihren Beruf verstehen. Nur diskutieren wir hier nicht individuelle Schicksale, die übrigens auch ganz anders, inkl. Rückenschmerzen aussehen können, sondern es geht um die tatsächlich, systematisch gesamtgesellschaftlich herrschenden Mißstände eines Bildungs- und Gesellschaftssystems, das solches Erleben, wie Sie es erfahren nicht als allgenmeinen Standard, sondern als die Ausnahme erzeugt. In Kronberg im Taunus gibt es wahrscheinlich vergleichbare Fälle wie den Ihren. Ich jedenfalls habe schon an einer Gesamtschule unterrichtet mit fast 60-prozentigem Ausländer-, besser Armutsflüchtlingsanteil aus Asien und Afrika, von den Rußlandeutschen, die kein Deutsch sprechen gar nicht zu reden, Verhältnisse erlebt, von denen Sie wahrscheinlich lieber nicht einmal träumen möchten. Dort gab, gibt es dann in den 10ten Abschlussklassen in der Regel nur eine Lehrstellenzusage von unter 5% bei Festanstellung aller Lehrer, abgesehen von denen, die sich von Schuljahr zu Schuljahr befristet durchbringen müssen. Da kann einem der Beruf noch so viel Spass machen, man kann ihn noch so gut verstehen, das ist deprmierend und ein Skandal. Gar nicht weiter reden will ich hier z.B. von Ihrer, den oberen Mittelklasseltern sicher imponierenden Theater-AG und der eigentlich skandalösen Sonntagsarbeit von der Sie berichten. Das alles aber ist nicht rgulärer Unterricht, der einem Menschen die Existenzsicherung vorbereiten soll, so wichtig und unverzichtbar es in der Erziehung natürlich auch ist. Als ich noch zur Schule ging, in den 60igern, da habe ich auch schon in der Theater-AG mitgemacht, heute noch spiele ich recht erfolgreich auf der Bühne, aber das hat mir nicht den Blick für die Bildungsmisere verstellt, die tatsächlich heute herrscht.

    Ihr klischeehaftes, Vorurteile und Dünkel bedienendes Reden vom angeblich „höheren Leistungsniveau“ in BAWÜ will ich hier gar nicht diskutieren. Selbst wenn es so wäre, wäre es ein Skandal im Angesicht der GG-garantierten Chancengleicheit für die Bürger dieser Republik.

    Deshalb: An dieser Stelle sollten die Dinge diskutiert werden, die unsere Gesellschaft tatsächlich prägen, wirklich voran bringen könnten, aber auch die, die ihre Entwicklung behindern. Die persönliche Erfahrung sei dabei nicht ignoriert, aber richtig eingeordnet und nicht zum allgemeinen Maßstab erhoben.

    P.S. Ich habe übrigens die Grundundschule, außer in Berlin und Hessen auch in NRW besucht, würde aber nie das Eine gegen das Andere ausspielen wie Sie, die Sie damit die echte, gute Arbeit der Kollegen und Kolleginnen an den verschiedenen Orten in unzulässigster Weise gegeneinander ausspielen und niedermachen, von der Mißachtung gegenüber den jeweiligen Schülern und Schülerinnen dieser Lehrkräfte gar nicht zureden.

    Ich wünsche einen schönen nächsten Rom-Aufenthalt.

  37. @ Susanne #34

    Also, nun hast du endlich mal den Marsch geblasen bekommen für deine klischeehaften, Voruteils-geladenen und dünkelhaften Reden.

    Du kannst doch hier nicht einfach deine persönlichen Erfahrungen wiedergeben, dein „individuelles Schicksal“ (!) beschreiben!

    Was und wie hier diskutiert wird, das bestimmt hier in abstrakt-allgemeingültiger Form der gesellschaftliche Aufklärer und ideelle Gesamtsozialist karla_m in würdiger Nachfolge von Uwe Theel.

    Wenn du wenigstens intellektuell in der Lage wärst, deine persönlichen Erfahrungen richtig einzuordnen, statt sie in unzulässigster (!) Weise zum allgemeinen Maßstab zu erheben!

    Aber was soll man von Lehrkräften erwarten, die nicht nur auf skandalöse Weise freiwillige Sonntagsarbeit verrichten, sondern unter noch skandalöserer Missachtung des Gleichheitsgrundsatzes des GG bestrebt sind, ihre Schüler auf ein angeblich „höheres Leistungsniveau“ zu bringen, was einer üblen Missachtung der anderen Kollegen und deren jeweiliger Schüler und Schülerinnen gleichkommt!

    Setzen, sechs!

  38. @ 22 Errata

    Ich habe zurückgeblättert, statt „Oliver Thiele“ muss es an entsprechender Stelle richtig heißen:

    „Und: So ist eben carla_m (#19), wie Phönix aus der Asche ein vollgültiger Ersatz für den unsäglichen Uwe Theel, dessen Abtauchen hier seinerzeit Erleichterung ausgelöst hat“

  39. Hey Hey,
    warum hetzen denn plötzlich alle gegen Susanne. Wer von denen,die jetzt schön auf Susanne verbal eingeprügelt haben waren denn in den letzten Jahren mal mehr als ein paar Stunden in der Schule wenn überhaupt.
    So leid es mir tut,sie hat Recht.
    1. Ich stehe in ständiger Korrespondenz (via InternetRelayChat aka IRC) mit meinem Cousin.Dieser besucht ein staatliches Gymnasium in Bayern.Er ist ähnlich ineteressiert, und die Anforderungen die er bewältigen muss sind ENORM.Aber er sieht es nicht als Last,denn

    2.Er kann sich mit seiner Schule identifizieren,geht gerne dort hin,auch in seiner Freizeit.Es gibt Technik AGs, Fahrten zu Freizeitzielen und ab und an sogar Konzerte von nicht-klassischen-Künstlern.

    Achja meine sehr verehrten Damen und Herren, Wächter des Grundgesetzes und viele anderen mehr.Wenn alle das Recht auf gleiche Bildung hätten,so wäre es sicher nicht so geregelt,dass Bildung Ländersache ist, und vor allem,wenn ALLE das Recht auf Bildung hätten,dann dürfte es keine Studiengebühren geben.
    Aber Heinrich, sie waren sicher auf eine Demo gegen Studiengebühren,oder?

    Bitte kein vorgespielter Idealismus,irgendwie kann ich ihnen nicht glauben…

  40. @39 Eman

    ich glaube, zumindest in Richtung von Heinrich, dass Sie da was in den falschen Hals bekommen haben.

    Heinrichs Ironie ist zwar nicht immer und jedermann eingänglich, ich hatte bisher in einigen Zügen auch so meine Probleme, aber dass sich Heinrich ernsthaft in dieser Weise gegen Susanne ausspricht, erscheint mir wenig glaubhaft.
    (vgl. „Was und wie hier diskutiert wird, das bestimmt hier in abstrakt-allgemeingültiger Form der gesellschaftliche Aufklärer und ideelle Gesamtsozialist karla_m in würdiger Nachfolge von Uwe Theel.“)

    Um die Zusammenhänge zu kennen muss man wohl wissen, dass Heinrich und Susanne (und einige mehr) in der Vergangenheit zu einer „BLOG-Gruppierung“ gehörten, die ich gern respehtlos als Kaffeekränzchen bezeichnet habe. Dies war natürlich freundlich gemeint und gehört wohl auch ein wenig der Vergangenheit an.

    Ist doch wohl – in der gebotenen Kürze – eine brauchbare Erklärung,
    oder, Heinrich und Susanne? 😉

    Gruss
    Hajo Gebhardt

  41. @ 39

    Ach Eman,

    Was ich schreibe, ist doch nicht meine Auffassung, der Himmel bewahre mich davor, sondern nichts als eine zusammenfassende Zitatensammlung, mit kleinen Ergänzungen und syntaktischen Bereinigungen, des Schreibens von karla_m, um den Charakter dieses Schreibens nochmals verschärft zu verdeutlichen.

    Natürlich hat Susanne recht, und es muss dir keineswegs leid tun, das zu bestätigen. Es geht ihr aber erkennbar gar nicht ums Rechthaben, sondern was sie schreibt, ist, wie immer und wie auch deine Postings, erfrischend authentisch, ihre eigenen Erfahrungen beschreibend und reflektierend, und allemal lesenswerter als die pseudo-theoretische Beckmesserei, die carla_m hier absondert.

    Dein Einwand, das GG betreffen, ist klug und völlig berechtigt, entgegen der Rasenmäher-Methode carla_ms.

    Von „Chancengleichheit“ weiß unser Grundgesetz nichts. Dort heißt es in Art.3 Abs.l: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Das ist durchaus etwas anderes. „Chancengleichheit, „égalité des conditions“ ist eine Idee des liberalen Bürgertums des 18. Jhd. in Frankreich, gegen die Rousseau sein Konzept der faktischen sozialen Gleichheit setzt, das in der radikalen Phase der Frz. Revolution bestimmend wird.
    Bei den 70 „Vätern“ des GG, unter denen sich auch repräsentative vier (!) Frauen befanden, spielte das liberale Konzept eine ganz marginale Rolle.

    Ich war nicht direkt auf einer Demo gegen Studiengebühren, als ich in Bonn und Köln anfing zu studieren, musste ich noch jede Vorlesung und jedes Seminar in ein Studienbuch eintragen und dafür bezahlen. In Marburg haben wir dann wochenlang in dem denkwürdigen bundesweit ersten studentischen „Sozialkampf“ gegen eine Erhöhung des Sozialbeitrags die halbe Uni lahmgelegt. Mit Unterstützung übrigens durch meinen differenziert und dialektisch denkenden Politikprofessor R.K., auf den man sich hier nicht berufen sollte zur Unterstützung von kunstvoll aufgebauten Kartenhäusern der fertigen Sätze.

    Unser Bildungswesen beruht auf Ungleichheit und manifestiert diese gesellschaftlich, das ist doch mehr als offenkundig. Dafür aber engagierte Lehrer und Schüler (mit-) verantwortlich machen zu wollen, ist geradezu absurd.
    Ich hoffe, ich habe mich besser verständlich gemacht.

    Bei der Gelegenheit zu #31:

    Für das „Volk der Dichter und Denker“ haben schon ganz andere schwarz gesehen. Karl Kraus bezeichnete es schon vor seinem größten Rückfall in die Barbarei als „Volk der Richter und Henker“.
    Das ist aber nicht nur eine bildungspolitische Frage, und wo, würde ich doch vor solchen kurzschlüssigen Ratschlägen warnen, wie die Lehrer „nach ihrer Erfolgsquote“ zu bezahlen. wie willst du die bemessen, ohne dabei ein vordergründig zweckrationales Bildungsideal zugrunde zu legen?
    Für deine Biolehrer-Schilderung habe ich kein Verständnis. Mit mir hat so etwas kein Lehrer so lange durchgezogen, ohne dass ich ihm auf die Sprünge geholfen habe. Das geht nicht konfliktfrei ab, aber Oberstufenschüler, die sich nicht wehren, auch wenn sie in der schwächeren Position sind, haben solche Lehrer verdient. Die diffuse Angst „der könnte mir schaden“ ist der beste Schutz für alle Formen der Unterdrückung und Entmündigung.

    „Was ist Aufklärung?“, fragt der Philosoph Immanuell Kant, und beginnt seine Antwort mit dem berühmten Satz:
    „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Wozu wir alle weiterhin aufgerufen sind.

    Grüße
    heinrich

    P.S., droh‘ mir bitte nie wieder mit Renten-Entzug, sonst setze ich dich auf Hartz IV!

  42. @ 40 Hajo

    Ich grüße sie, unsere Beiträge haben sich überschnitten.

    Die Blog-Gruppierung“, das „Kaffeekränzchen“ hat nie in der Form einer inhaltlichen „Block-Gruppierung“ existiert.

    Ich und andere pflegten und pflegen jedoch
    gerne, unabhängig von sachlichen Übereinstimmungen und Kontroversen, einen Umgang mit Personen, die man als Diskussionspartner kennen und schätzen gelernt hat, der auch mal ein persönliches Wort einschließt. Und Susanne und ich diskutieren hier mittlerweile, soweit ich sehe, am längsten miteinander.

    So würden Susanne, wenn sie bekannt gibt, dass sie wegen einer Rom-Reise pausiert, meine freundlichen, und nicht süffisante Wünsche begleiten, und hätte ich das vorher realisiert, liebe Susanne, hätte ich dir das schöne Buch „Faustinas Küsse“ von Hanns-Josef Ortheil empfohlen, eine schön erzählte Liebesgeschichte um Goethe, da er in Rom weilt. Ich finde es besonders, in der Metro zu sitzen auf dem Weg zur Spanischen Treppe und dabei zu lesen, wie sich der Anti-Held in meinem Buch gerade zur Spanischen Treppe begibt. Und falls Andalusien, wie gesagt: „Die Jüdin von Toledo“.

    heinrich

  43. Sich gegen einen solchen Lehrer zu wehren, das ist schwer.Denn er ist nicht der Lehrer der mir harten Konsequenzen umherschmeißt.Vielmehr ist es eher so,dass auch die Schüler, bis auf einige weniger, u.a. mir, kein problem damit haben wie es abläuft.Der Unterricht läuft faktisch so ab,dass er mit einigen wenigen, die drei oben genannten sind fast immer dabei, eine Unterhaltung über das „Thema“ hält, wer mit macht,macht mit,wer nicht, der nicht.Oft werden diese Dialoge zu Monologen,und spätestens dann schalten die Schüler ab.
    Und glauben sie mir bitte, ich bin nicht einer der seinen Mund hält nur weil es schlecht für ihn ist.Ganz sicher nicht.Das würde meiner Natur widersprechen.
    Zu dem Bewertungssystem der Lehrer: Es war nur eine Idee, wie diese umgesetzt wird weiß ich leider nicht, ich bin kein Pädagogiker oder Bildungsexperte, jedoch kann es nicht sein dass Lehrer tun und lassen können was sie möchten,auch sie müssen einen Ansporn haben ihre Schüler ordentlich zu unterrichten.

    Übrigens.ich habe angefangen für mein Biologieabitur zu lernen, gottseidank mit ich mit naturwissenschaftlichem Talent gesegnet, denn für viele meines Biologiekurses sehe ich schwarz, wenn man für das Abitur sich einige Dinge nocheinmal komplett und selber beizubringen.

    Ich muss mich übrigens entschuldigen, ich bin neu hier, und kenne die rhethorischen gegebenheiten der einzelnen autoren noch nicht.

  44. @hajo, heinrich und eman,

    art. 3 GG sagt aber auch, dass im Wesentlichen Gleiche GLEICH zu behandeln sein. Und Kinder im Alter von 6 Jahren sind im Wesentlichen (nämlich dem Punkt, dass sie später die Gleichen Chancen und Möglichkeiten im Leben haben sollen) GLEICH und dürfen daher nicht ungleich behandelt werden. So kann ich genauso gut gegen das Dogma der Länderhoheit im Bildunswesen reden. Aber wer in differenzierten Systemen die „bessere“ Seite hat, möchte sich ungerne mit anderen „verwnegen“, bestübnde doch das Risiko, dass es für eine Selbst schlechter wird. Auf diesem Nährboden wächst gedeihlich der kapitaltistische Konkurrenzkampf und die Ellenbogenmenatilität.

  45. @ heinrich

    Erklärung:

    Ich teile hiermit aus gegebenem Anlaß mit, daß der Blogger heinrich mit seiner Veröffentlichung, die er wider besseres Wissen als bloße, wenn auch stark wirkende Annahme tarnte, recht hat: Ich habe im Blog unter dem nick name karla_m Beiträge veröffentlicht.

    Ich tat dies, nachdem sich das Forumsklima im alten FR-Kritik-Blog – aus Gründen die von allen Seiten genügend behandelt worden sind – so verändert hatte, daß ich hier von mir aus eine gewisse Entspannung herbeiführen wollte. Dass ich weiter unter einem nick name veröffentlichte ist allgemeiner Brauch im Blog. Der Blogger heinrich „versteckt“ sich von Anbeginn hinter einem solchen Namen, andere haben schon ganze Stammbäume abgearbeitet; das ist Blog-Eigenart. Das mag man gut finden oder auch nicht, es ermöglicht allerdings, rechtfertigt aber auf keinen Fall persönliche Ausfälligkeiten, wie sie der Blogger heinrich mir gegenüber speziell in diesem Blog sich leistet.

    Ich gebe hier zu wissen, daß ich dem Blogger heinrich, der sich bereits mit den Bloggern Fiasco und Ingo Schäfer zur Zusammenarbeit für den Offenen Brief an die FR bereit erklärt hatte, mit einer privaten Mail vom 11.09.10 die Identität aufdeckte, da ich an diesem Brief auch mitwirkte. Ich bot ihm eine förmliche Entschuldigung für eventuelle Verletzungen aus vergangenen Blogdiskussionen durch mich an und erklärte, daß ich mich nur an dem offenen Brief beteiligte, wenn er damit einverstanden wäre. Ich selbst erhielt nie irgend eine Antwort von heinrich, er selbst zog sich mit der, Erklärung, er kenne die FR zuwenig, um an dem Brief sich beteiligen zu können, gegen über Fiasco und Ingo Schäfer ohne Bezug auf meine Person, aus dem Projekt zurück. Seither trat er karla_m im Blog gegenüber offen feindselig auf, nachdem er vorher mit offensichtlichem Vergnügen mit ihr in mehren Blogbeiträgen angeregt diskutiert hatte, ihr sogar das Du angeboten hat, das er später kommentarlos wieder zurückzog.

    Ich hatte nicht vor, diese Erklärung hier öffentlich abzugeben, aber der offen beleidigende Ton, den heinrich, alle Zusammenhänge wohl kennend, jetzt in den Beiträgen anschlägt, läßt mir keine andere Wahl.

    Uwe Theel

  46. wo bin ich denn hier bloß gelandet?ihr stellt euch an wie kleine kinder, „der hat angefangen“ „nein,der“.die erklärung interessiert wahrscheinlich keinen, klärt sowas doch bitte per pn oder email oder im. [/moderator 😉

  47. Ich denke auch, dass das jetzt reicht. Natürlich kann man jederzeit über weltanschauliche Dinge in Streit geraten – aber, Herr Theel, wenn einer Ihnen nicht auf Kontaktangebote antwortet, dann will er wohl keinen Kontakt mit Ihnen. Das sollten Sie akzeptieren.

    Hört euch an, was der junge Mann zu eurem Betragen sagt. Er hat Recht.

    Ich bin dafür, diese Sache jetzt zu begraben.

  48. @Bronski,

    haben sie den Beitrag richtig gelesen? Es geht nicht um ein Kontaktersuchen, sondern darum, dass die Information dass Uwe Theel und karla_m identisch sind dazu führte, dass heinrich seine Kampfhaltung gegen Herrn Theel wieder einnahm. Wobei ich damit keineswegs Partei ergreifen will, oder einem der beiden recht geben …

  49. @ #41. : heinrich „Chancengleichheit“

    So jetzt wieder zum Thema:

    Der Blogger heinrich mag zwar ein sehr guter Althistoriker sein, aber seine Auslegung der Verfassung geht in diesem Falle an meinem Argument vollkommen vorbei:

    Während er die Kategorie der „Chancengleichheit“ aufs Korn nahm, um zu belegen wie sehr ich mich irrte, war es mir um den definitiv hier greifenden Punkt der „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet oder die Wahrung der Rechts“, wie sie in Art.72 GG festgeschrieben ist:

    Dieser im Art. 72 formulierte Grundsatz bezieht sich zunächst auf die sogenannte konkurrierende Gestzgebung zwischen Bund und Ländern, wie sie im Art. 73 GG dann näher beschrieben wird.

    Die Gesetzgebung im Bildungsbereich ist lt. Abschnitt „VII. Die Gesetzgebung des Bundes“ des GG per Ausschluss aus der Gesetzgebung des Bundes als alleinige Ländergesetzgebung festgelegt. Gleichwohl ist damit nicht gesagt, daß die Länder in Ihrer Gesetzgebung „machen können, was sie wollen“, da der o.a. genannte Grundsatz der „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet oder die Wahrung der Rechts“ des Art. 72 GG grundsätzlich gilt. So ist er beispielsweise im Rahmen der ins GG eingeführten Europagesetzgebung im Art. 23 GG in diesem Sinne noch einmal bekräftigt worden.

    In diesem Sinne habe ich betont, daß beispielsweise der Satz „in Bayern gibt es das bessere Abitur, dort bekommt man bessere Bildungschancen“ zwar empirisch richtig sein, kann aber, politisch gesehen, nicht hingenommen werden darf, da damit belegt wäre, daß die Bildungschancen in Hessen nicht die gleichen sind wie in Bayern, wo die Menschen aber nicht per se oder gar aus genetischen Gründen schlauer sein können. Im unveränderbaren Teil I des GG, dort in Art. 7 GG steht ausdrücklich in Abs (1) „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“. Damit sind nicht Hessen oder Bayern je für sich, sondern ist die gesamte Republik in ihrem föderalen System gemeint. Die Einheitlichkeit des Gemeinwesens und damit letztlich sogar das zwar so nicht im Grundgesetz aber dem Menschen gerecht werdende Prinzip der Chancengleichheit (jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Fertigkeiten), beide sind zu verwirklichen.

  50. @ Eman

    „ich bin neu hier“ Herzlich willkommen und auf eine fruchtbare gemeinsame Diskussion!

    „Ich muss mich übrigens entschuldigen“
    Ich wohl eher: sorry wegen des „Du“. Da hätte ich sie fragen müssen.

    Im übrigen: Missverständnisse sind dazu da, aufgeklärt zu werden. Hauptsache man redet in amgemessenem Stil miteinander.

    @ Inga Wolf

    Ich bin ja nun wirklich nicht gegen Gleichheit, nur gegen dilettantische Argumentationen.

    Die schwierige Diskussion um Art. 3 werden wir hier kaum erschöpfend führen können. Hier der Wortlaut:

    Artikel 3

    (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

    (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

    Von gleichartigen Sechsjährigen steht da nichts, und der Föderalismus ist seinerseits fest im GG verankert (über die Präambel, wo die Länder aufgeführt sind, Art. 20: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ und das Institut des Bundesrats) den wird man schwerlich über Art. 3 beseitigen können.

    Im übrigen stimme ich ihnen zu, und liest man den Artikel 3, wird einem deutlich, wie wenig die Gleichheit selbst der dort genannten Gruppen faktisch realisiert ist.

    Ein französischer Philosoph hat einmal bissig vermerkt: „In Paris ist es sowohl dem Clochard als dem Millionär verboten, unter der Brücke zu schlafen.“

  51. @ Inga Wolf

    Ich bezog mich auf diesen Ausschnitt aus Uwe Theels Posting:

    „Ich gebe hier zu wissen, daß ich dem Blogger heinrich, der sich bereits mit den Bloggern Fiasco und Ingo Schäfer zur Zusammenarbeit für den Offenen Brief an die FR bereit erklärt hatte, mit einer privaten Mail vom 11.09.10 die Identität aufdeckte, da ich an diesem Brief auch mitwirkte. Ich bot ihm eine förmliche Entschuldigung für eventuelle Verletzungen aus vergangenen Blogdiskussionen durch mich an und erklärte, daß ich mich nur an dem offenen Brief beteiligte, wenn er damit einverstanden wäre. Ich selbst erhielt nie irgend eine Antwort von heinrich“

  52. @ #48. Bronski

    Glauben Sie wirklich, ich hätte den Wunsch heinrichs auf keine weiterer Kontaktaufnahme nicht bemerkt? Ich habe daraufhin auch keinen Kontakt als Kala_m zu ihm aufgenommen, sondern, er hat karla_m aufgrund ihrer beiträge, und dies sehr angetan, angesprochen. Karla_m antwortete, was hätte sie/ich sonst machen sollen?

    Zwar könnte ich mir vostellen, dass heinrich dieses den wahren Sachverhalt Verkennens seinerseits nicht verkraftete und deswegen mit den Feindseligkeiten begann, die ich lange Zeit schlicht ignorierte, mit kleineren Gesten versuchte aufzubrechen; alles nachzulesen im BLog. Ich habe die Blog-Identität karla_m jedenfalls nicht angenommen, um den Blogger heinrich in irgend einer Weise vorzuführen, wie ich bereits erklärte – Also bitte Bronski, bleiben sie bei den Tatsachen.

    finis

  53. @ 47, 48, 49

    Ich gebe hier eigentlich keine Grundsatzerklärungen ab, aber da es angesprochen wurde: Ich habe hier keinen persönlichen Streit mit niemandem, ebenso wenig wie eine Liebesbeziehung.

    Es muss daher auch niemand für mich Partei ergreifen. Im Gegenzug finde ich es völlig inakzeptabel, in welcher überheblichen und herablassenden Weise Theel/carla_m hier z.T. mit seinen Diskussionspartnern umspringt. Dafür kritisiere ich ihn ggf. hart und polemisch, das ist alles.

    Das hat auch nichts mit dem Namenswechsel zu tun, liebe Inga Wolf, ich habe Uwe Theel auch als „carla_m“ schon gleich zu Beginn kritisiert wegen seiner Invektiven gegen Hajo und andere.

    Umgekehrt habe ich mit „ihr“, wie mit anderen auch, freundschaftlich diskutiert, solange „sie“ sich nach dem Namenswechsel moderat verhalten hat. Das „Du“ habe ich mehrfach allgemein als Anredeform hier vorgeschlagen und persönlich umzusetzen versucht.

    Wenn die anderen Herrn Theels Umgangsformen, wie zuletzt in seiner von mir karikierten Antwort an Susanne, in Ordnung finden und meine Kritik unberechtigt, soll mir das recht sein, ich kann das auch lassen.

    Im Grunde ist es sowieso fruchtlos, solange er die Kritik nicht annehmen kann, sondern, was er schon als Uwe Theel bis zur Ermüdung getan hat, sich hier noch als das gekränkte Opfer stilisiert.

    Ich dachte damals wie jetzt, ich könnte ihn im Interesse des Blog-Klimas ein wenig eindämmen. Aber dazu sind meine Waffen wohl zu stumpf. Ich persönlich habe da keine Karten im Spiel.

    @ Bronski

    Du kannst ja hier mal eine abstrakt-allgemeine Diskussion anzetteln über die gemäße Weise des Umgangs. Daran beteilige ich mich gerne mit der schon einmal vortetragenen Unterscheidung zwischen Streit in der Sache und persönlicher Beleidigung bzw. Herabwürdigung.

    Das wäre jedenfalls aus meiner Sicht Sach-angemessener als die Schuljungenstreit-Nummer, die Herr Funk mir schon anzudienen versucht hat.

  54. @ 39. Kommentar von: Eman

    ich hoffe, Eman, Sie können anhand meines Beitrages #50 nachvollziehen, dass das Grundgesetz, – wenn mann über den Art 3 hinaus weiterliest, – gerade in der Etablierung eines föderalen Systems das Prinzip der Gleicheit und Gerechtigkeitfür alle Bürger ermöglicht, auch fordert, dem nicht entgegensteht, wie heinrich zu glauben scheint. Dass unser real existierendes Gesellschaftssystem dies oft nicht verwirklicht – durch die von Ihnen angeführten Studiengebühren z.B. geradezu konterkariert – ist zu allerletzt eine Folge, die direkt aus dem GG spränge, sondern eher eine aus Verrat an ihm. Natürlich geht es nicht um „gleichartige Sechsjährige“ die ich angeblich schaffen wollte – das ist platte antilinke Polemik – und wo ich gesagt hätte, dass der Bundesrat über den Art. 3 GG ausgehebelt werden sollte, bleibt mir auch verborgen.

  55. Lieber Herr Gebhardt
    Erstmal herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte! Na, das hört sich ja fast so an, als würden Sie das „Kaffeekränzchen“ vermissen… 😉
    Ich bedaure es jedenfalls sehr, dass der gewitzte Yeti verschwunden ist. Ob und in welcher Form ha-jü noch unter uns weilt, bleibt ein Rätsel.

    Nun möchte ich inhaltlich auf Ihren Kommentar eingehen. Sie schrieben: „Nur: wo ist dabei das wirkliche Problem? Ich bin in den 50er/60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Frankfurt am Main zur Schule gegangen und glauben Sie, da wären die Klassen kleiner gewesen? (…)Allerdings bestand zu dieser Zeit noch etwas, was man heutzutage immer weiter in Richtung Schule verschieben möchte: die Erziehung im Elternhaus!“

    Wenn Unterricht, wie in den 50er/60er Jahren üblich, aus Vorträgen oder gelenkten Gesprächen besteht, ist es im Grunde egal, ob Sie vor einem Publikum von 20, 30 oder 40 Schülern sprechen. Dass Schule heute nicht mehr so stattfinden kann, liegt weniger an den vermeintlich unerzogenen Kids, die nicht mehr in der Lage sind aufzupassen, sondern an einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, auf den die Schule reagieren muss.
    Das fängt schon bei der Wissensvermittlung an. (Bildung geht natürlich über die reine Wissensvermittlung hinaus- dazu später) Wissen insbesondere in den Naturwissenschaften verändert und vervielfältigt sich in Höchstgeschwindigkeit, sodass der einzelne heute nicht mehr in der Lage ist, all das existierende Wissen zu verstehen und zu überblicken. Folglich ist es zum einen schwierig zu definieren, was Grundwissen heute überhaupt bedeutet. Zum anderen müssen die Schüler in der Lage sein, sich selbst zügig neue komplexe Themengebiete selbst zu erschließen. Darauf muss sie der Unterricht vorbereiteten. Ein Lehrer ist also nicht mehr nur Wissensvermittler, sondern ermöglicht selbstgesteuertes Lernen, indem er z.B. entsprechende Materialien erstellt, – und das ist für dreißig Kinder sozusagen der doppelte Aufwand wie für fünfzehn, also schlicht mehr Arbeit und meistens auch mit einem höheren Lärmpegel verbunden, da die Schüler nicht nur still dasitzen sollen, sondern zum Teil in der Gruppe miteinander sprechen müssen, um gemeinsam an einem Thema zu arbeiten.
    Dahinter steht aber auch ein seit den 50er/60er Jahren verändertes Menschenbild bzw. die Absicht, Menschen zur Mündigkeit zu erziehen. Autoritäre Strukturen, die mit Angst und Druck arbeiten sind kontraproduktiv, da zum Beispiel Werte oder ethische Einstellungen niemandem einfach „von oben“ verordnet werden können. In unserer postmodernen Gesellschaft, in der verschiedene Lebensentwürfe und Weltanschauungen nebeneinander existieren, in der vordergründig alles machbar scheint, muss die Schule zu einem Ort werden, der gesellschaftliche Fragen thematisiert und den Schüler den Raum gibt, sich zu gefestigten Persönlichkeiten zu entwickeln. Auch diesbezüglich sind kleinere Klassen von Vorteil, weil in einer kleineren Gruppe leichter ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann und der Einzelne mehr Zuwendung erhält.

    Lieber Heinrich,
    ich weile, wie du siehst nicht in Rom (leider).Ba-Wü hat noch keine Ferien. Ich habe mich trotzdem über deine liebenswürdigen Wünsche gefreut. „Die Jüdin von Toldeo“ habe ich, auf deinen Rat hin, schon vor Monaten gelesen. Ich mag das Buch, stellenweise hat es mich sogar begeistert. Allerdings muss ich aus der Distanz gestehen, dass es kein Lieblingsbuch geworden ist.

  56. @ Uwe Theel

    Hallo Uwe Theel,

    zunächst einmal sehe ich es als einen positiven Effekt meiner Kritik an, dass du wieder unter deinem Hausnamen firmierst. Zusätzlich würden ich und sicherlich auch andere es begrüßen, wenn du deine Diskussionspartner und deren Beiträge durchweg mit Höflichkeit und Respekt behandeln könntest, was Kritik und sachorientierte Polemik nicht ausschließen muss.

    Aus der Diskussion mit dir als karla_m habe ich mich seinerzeit nicht wegen des Namens weitgehend zurückgezogen, sondern nachdem ich dein Faschismusverdikt gegen Müncklers Schrebergarten-Vorschlag mit ausführlicher historischer Begründung als falsch kritisiert habe und du letztlich m.E. rechthaberisch auf deinem Standpunkt beharrtest, indem du deine Kompetenz als Politotologe gegen den vermeintlichen Althistoriker meintest geltend machen zu können.

    Ich muss mich ja hier nicht zertifizieren, aber zur späten Klarstellung: Neben anderen Orten und Fächern habe ich in Marburg bei dem von dir ins Spiel gebrachten Faschismusforscher Reinhard Kühnl Politikwissenschaft studiert und mittelbar an einem seiner Faschismusbücher mitgewirkt.

    Und meine Examensthemen bei ihm waren damals u.a. die politische Philosophie der Aufklärung und das Grundgesetz. Auch wenn das lange her ist und der Schwerpunkt ein anderer war, folgendes zu deiner Argumentation:

    1. Was du im ersten Teil in # 55 schreibst, ist mir schlechterdings unverständlich, und meine Rede von den gleichartigen Sechsjährigen und der Aushebelung der Länderhoheit durch Art. 3 war keine Antwort auf dich, sondern auf Inga Wolf # 45.

    2., zu # 50: Was der „Althistoriker“ heinrich zum Unterschied von égalité des conditions, soziale Gleichheit und Rechtsgleichheit samt historischer Herleitung sagt, hat schon Hand und Fuß und könnte bei Gelegenheit näher ausgeführt werden.

    Deine Berufung auf Art. 72 zielt leider ins Leere. In welchen Bereichen die Gesetzgebung „konkurrierend“ ist, wo der Bund also vorrangige Gesetze gegenüber den Ländern erlassen kann, ist dezidiert aufgeführt in Art 74 und bezüglich von Rahmengesetzgebung in Art. 75. Dazu gehört zwar die Hochschulpolitik, weswegen der Bund ein Hochschulrahmengesetz erlassen konnte, nicht jedoch die Schulpolitik, über welche die Länder seit 1947 eifersüchtig und erfolgreich wachen, allen Versuchen des Bundes, z.B. durch die Errichtung eines zahnlosen „Bundesbildungsministeriums“, zum Trotz. Wo überhaupt bundesübergreifende Koordination stattfindet, da nicht durch den Bund, sondern nur über einstimmige Beschlüsse der „Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder“.

    In Art. 7 GG Abs (1) „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“ ist also entgegen deiner Auffassung tatsächlich Bayern, Hessen usw. der Staat und nicht der Bund.

    Schönen Gruß
    heinrich

  57. Nachschlag:

    Zu Art 72 (2), „Der Bund hat in diesem Bereich das Gesetzgebungsrecht, wenn und soweit die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet“: „in diesem Bereich“ bezieht sich also auf die in Art 74 aufgeführten Bereiche, und unter „gleichwertige Lebensverhältnisse“ sind eben leider im wesentlichen sozial-ökonomische gefasst, nicht kulturelle und bildungsmäßige.

    Auf diese Weise gehört das kleinste Bundesland „Freie Hansestadt Bremen“ zwar zu denen, die am meisten vom „Länderfinanzausgleich“ partizipieren, damit die „gleichwertigen Lebensverhältnisse“ hergestellt würden, das Geld wird aber für prestigeträchtige Projekte wie einen „Space-Park“ ausgegeben, bei welchen die Planer und Macher kräftig absahnen, bevor sie sie als insolvente Wüsten hinterlassen, während die Schüler bei allen Vergleichsstudien das Schlusslicht bilden, es in den Schulen durch die Dächer in die Klassenräume regnet und die jungen Lehrer, die den überalteten Kollegien zur Unterstützung zugesellt werden, besonders motiviert sind, da sie teilweise zunächst gar nicht mehr vom Land als Angestellte, geschweige denn als Beamte, eingestellt werden, sondern von einer Art Leihfirma namens „Stadtteil-Schule“, zu Löhnen etwas über Hartz VI -Niveau.

    Man glaube nicht etwa, dass mir das gefalle, aber dem ist leider mit den Instrumenten, die das GG und zumal der Art. 3 bereitstellt, nur sehr bedingt abzuhelfen. Quod erat demonstrandum.

  58. @ heinrich #57, 58

    Hallo Heinrich,

    est ist gut wieder miteinander zu reden.

    Wir werden hier sicher nicht die Problematik von Gerechtigkeit und Gleichheit, wie sie insbesondere das GG zu regeln versucht erschöpfend diskutieren können.

    Du, wie ich haben darauf hingeiesen, dass Art. 72 im Zusammenhang mit Art.74, 75 das Bildungssystem nicht explizit mit einschließt.

    Du hast es ausdrücklich bedauert, ein plastisches Beispiel für Bremen gleich dazugesellt, hältst das problem im Rahmen des GG aber, wenn ich recht versteheh nicht für lösbar.

    Ich dagegen fordere die Geltung des Satzes für den Bildungsbereich ausdrücklich ein. Ich gehe dabei – notgedrungenh wieder zu verkürzt formuliert – von einer nicht positivistischen Interpretationsposition aus, als dass ich den „Geist“ des Gesetzes auf seiner zivilisatorischen Grundlage (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit in Gerechtigkeit und Rechtssicherheit) mit einfordere und mich nicht nur auf den positiven Wortlaut (Liste der konkurrierenden, bzw. ausschließlichen Gesetzgebung des Bundes) stütze.

    Was den Beitrag von #45 von Inga Wolf betrifft, so war er mir bei meiner von Dir angesprochenen Replik gar nicht im Kopf. Nachgelesen, halte ich in in seiner Kürze doch einordenbar in meinen Ansatz, insofern würde ich ihn auch verteidigen.

    Gruß

    Uwe Theel

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