Sowas wie ein frischer Wind scheint durch die katholische Kirche Deutschlands zu gehen, seit der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden ist. Der Mann, ein liberaler Geist, hat sich gegen Denkverbote beim Thema Zölibat ausgesprochen: Die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit sei nicht theologisch notwendig, sagte Zollitsch dem Spiegel. Im nächsten Atemzug rüffelt er den Augsburger Bischof Walter Mixa, der davon gesprochen hatte, dass Frauen mit der Politik von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zu Gebärmaschinen degradiert würden. Zollitsch: „Solche Begriffe gehören nicht zu meinem Wortschatz.“
Besonders zum Thema Zölibat hat Zolltisch damit ein Fass aufgemacht. Eine solche Frage könnte nur von einem Konzil entschieden werden; und Teile der katholischen Kirche würden möglicherweise nicht mitgehen. Schon beginnen die Flügelkämpfe. Die Laienverbände, allen voran das Zentralkomittee der deutschen Katholiken, begrüßen die Debatte, denn das Thema brennt ihnen „auf der Seele“, wie Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ es formulierte. Zuvor allerdings hatte der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der als erzkonservativ gilt, Zollitsch öffentlich angegriffen und ihm durch die Blume Stümperei vorgeworfen – ein für die Verhältnisse in der katholischen Amtskirche unerhörter Vorgang. Vielleicht auch motiviert durch Zollitschs Kritik an der CDU, die sich „stärker neoliberalen Thesen angenähert“ habe und Gefahr laufe, „die soziale Marktwirtschaft oder das Soziale nicht mehr genügend im Blick zu haben“.
Dazu Wolfgang Thierse im FR-Interview: „Das ist eine schäbige Begrüßung des neu gewählten Vorsitzenden durch einen anderen Bischof. (…) Bischof Zollitsch hat nüchtern daran erinnert, dass es keinen verpflichtenden Zusammenhang zwischen Priesteramt und Zölibat gibt, sondern dass dieser erst im Laufe der Kirchengeschichte entstanden ist. Dies ist keine neue oder originelle Einsicht.“
Die katholische Kirche muss sich bewegen, meint Walter Hürter aus Ingolstadt:0
„Weltweit haben zigtausende Priester in den letzten Jahrzehnten wegen des Zölibats ihr Amt aufgeben müssen, häufig fähige und beliebte Seelsorger. Der Mangel an Priestern wird immer gravierender. Viele Priester leben den Zölibat zum Schein, häufig mit Wissen ihrer Bischöfe (Doppelmoral!). Der Zölibat führt zu einer beängstigenden Negativauslese beim ohnehin geringen Priesternachwuchs. Es ist höchste Zeit zu handeln. Erzbischof Zollitsch kann man nur zustimmen, auch wenn reaktionäre Bischofskollegen dies nicht wahrhaben wollen. Mixa sollte erklären, warum er und Papst Benedikt sich dafür stark gemacht haben, dass verheiratete ehemalige evangelische Pfarrer katholische Priester werden können, während katholische Priester, die heiraten wollen, ihr Amt aufgeben müssen!“
Franz Kruske aus Eschborn:
„Ich möchte auf einen Text der Bibel hinweisen: ‚Seht, wie sie einander lieben.‘ Das sollte vorbildlich sein für christliche Umgangsformen. Ich stelle fest: Meissner, Mixa und Müller sind die besten Christenkiller. Die Unglaubwürdigkeit in der Führungsebene der katholischen Amtskirche ist traurig und beschämend.“
Update: Mely Kiyak hatte ja ihre Kolumne „Lieber Papst Benedikt“ in der FR. Darin war ebenfalls von, wie sie es ausdrückt, Beschnackselung die Rede. Dazu folgender Leserbrief von Jana Martin aus Dortmund:
„Da kauf ich mir seit Jahren mal wieder eine FR, ist ja auch ein schönes Layout, und die Linken sind ja irgendwie auch die netteren Menschen, auch wenn ich selbst immer konservativer werde, und nur die Welt kompakt ist genauso kompakt, aber leider manchmal etwas dünn vom inhalt – na ja, da kauf ich mir also nach langer Zeit wieder eine FR, und worauf stoß ich auf der meinungsseite, lag es am schönen Foto? Ich stoß auf Fräulein Kiyaks launige Kolummne.
Ich erspare mir jetzt eine beleidigte katholische Reaktion auf diese Geschmacklosigkeit und hoffe einfach auf einen genauso anzüglichen Kommentar ihrer Mitarbeiterin über Mullas, Muftis und Imame. Da wird es doch was geben, was sie als Frau an denen auszusetzen hat, auch wenn sie so glücklich drüber ist, einen heiraten zu dürfen.“
Zweck dieser
öligen und
lügenhaften Ideologie
ist die
beleidigende Herabsetzung
alles menschlichen Empfindens zur
traurigen Verherrlichung der Not.
Bevor die kath. Kirche sich entscheidend bewegt, muß noch jemand mit großen Füßen über’s Wasser laufen.
Und hier ist es nicht anders wie nebenan im Themenbereich – Machterhalt. Es sind die kleinen frommen Leut‘ die das Kreuz der kath. Kirche tragen, nicht die in Rom und anderen goldenen Glaubenstempel Hof halten.
Erinnern kann ich mich noch gut an die Hexenjagd aus dem Dom zu Fulda. 20 Jahre später zeigt der Hessische Rundfunk eine Schulklasse, die zu dieser „Hexe“ geht und bei ihr über die Wiesen etwas lernt (Johannes Dyba 1983–2000 Erzbischof)
Der Umgang mit pädophilen Pristern ist auch so eine Geschichte für sich, ebenso die Teufelsaustreibung, die wir – wie sind ja alle nun Papst laut Kirchenpropaganda der Bild – nach Amtsantritt verfestigt haben. Wenn da wer dabei drauf geht, war böses in ihm (siehe Pfarrer Ernst Alt und Pater Willhelm Renz /Stichwort: Die Teufelsaustreibung von Klingenberg).
Der Umgang mit jenen, die mit beiden Füßen im Leben stehen, das Leben vor ihrer Pforte wahrnehmen, nach Lösungen suchen statt Bibeltexte abzuarbeiten, ist auch überarbeitenswert (siehe Limburg / Schwangerschaftsberatungen oder auch Eugen Drewermann).
Die Frage nach dem Zölibiat: Schwule Priester, darf nicht sein. Ehe, darf auch nicht sein. Lustobjekt Haushälterin wird geduldet. Kinder: Der Herr gibt, der Herr nimmt.
Vielleicht läuft ja Erzbischof Robert Zollitsch über ein Rinnsal hinaus und es passiert wirklich etwas.
Bleischwere Zungen tragen ranzige Lügen hinaus in altbekannte Gefilde. Die Wahrheit ist ein schwaches Rinnsal träge versiegt im zerrissenen Bett. …ist nur noch Dunst und Nebel im trüben Gewölk. Morsch und stinkend zieht der in des Charakters Gebälk. (nicht von mir)
@S.I.T.
Glückwunsch zu dem gelungenen Text!
Hat es ja sogar in die Printessenz geschafft.
Satirisch anzumerken ist noch, daß doch gerade die Ehe den Mann dazu treibt, Trost in der Religion zu suchen.
Nur mit dem „Vice versa“ hapert’s nun wieder, bei den Katholiken.
Sehr geehrter Herr Bischof Tebartz-van Elst,
in dem Interwiev in der Rheinzeitung v. 1.3.2008 „Neuer Bischof verteidigt Zölibat“ haben Sie es als eine Zielsetzung ihrer Amtszeit als Bischof von Limburg bezeichnet, „in den Gemeinden ein berufungsfreundliches Klima zu schaffen und deutlich zu machen, dass der Zölibat eine Lebensform ist, mit der man wirklich erfüllt und froh leben kann.“ Erfreulich ist es, dass Sie nicht einfach nur zu mehr Gebet um Priesterberufe aufgerufen haben. Aber das Problem ist tiefer, als dass es auf die oft priesterlosen Gemeinden und dazu in ungewisse Zukunft abgewälzt werden kann. Als Bischof der Römisch–katholischen Kirche verstehen Sie sich in der Nachfolge der Apostel, die bekanntlich mehrheitlich verheiratet waren. Heutige Exegese geht sogar davon aus, dass es im Jüngerkreis Jesu viele Ehepaare gab. Noch im 1. Timotheusbrief aus nachpaulinischer Zeit, wird vorausgesetzt, dass ein Episcopos verheiratet und ein guter Familienvater sein soll. (1 Tim 3,1ff). Allein aus historischen Gründen müssen Sie sich zumindest die Frage gefallen lassen, warum der priesterliche Pflichtzölibat, der sich in der Lateinischen Kirche des 2. Jahrtausends durchsetzte, auch in unserer Zeit so bedeutsam sein muss, dass nicht einmal das Nachdenken erlaubt ist.
Woher nehmen Sie, sehr geehrter Herr Bischof, eigentlich die Gründe für Ihre Behauptung, dass „die ehelose Lebensform…..Ausdruck dafür ist, dass Priester mit ganzer Hingabe für Gott und die Menschen da sein wollen“. Wahr ist es, dass die geforderte Ehelosigkeit Energien freisetzen kann, aber auch Blockade und menschliches Leid – und nicht nur in Einzelfällen – gehören zur Realität. Haben Sie die tausende Priester, die wegen der erzwungenen Ehelosigkeit ihre priesterliche Berufung nicht mehr ausüben können, aus dem Blick verloren? Können Sie es einfach übergehen, dass mittlerweile das Problem der pädophilen katholischen Priester in einzelnen Diözesen zur Existenzfrage wird? Wo ordnen Sie eigentlich den hohen Anteil schwuler Priester ein, für die die Ehelosigkeit kein Problem ist, und auch alle die Priester, die in geheimer oder offener Beziehung leben? Was bedeutet eigentlich die Überalterung von Klerus und Episkopat für die Zukunft unserer Kirche und dass bereits viele Gemeinden keine Seelsorge mehr kennen?
Im Gegensatz zu Ihren Äußerungen zum Pflichtzölibat sind Ihre ökumenischen Intentionen mutmachend positiv. Deshalb ist es unbegreiflich, warum Sie nicht einfach sagen können: “Für mich ist der Pflichtzölibat ein hoher Wert für die Kirche, aber ich will die Diskussion in meiner Diözese nicht behindern.“
Dieter Kittlauß
Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen
Endlich mal eine interessante Kurzmeldung im FR-Magazin (S. 47): Benediktiner-Mönch klaut Sex-DVD`s im Sex-Shop: „In seiner Zelle wurden insgesamt 230 DVD`s gefunden, 42 davon stammen eindeutig aus dem Sexshop in Würzburg.“
Fiasco fordert:
1.) Unangekündigte Hausdurchsuchungen bei den Bischöfen Meixner und Mixa.
2.) Gehalts- und Taschengelderhöhungen für alle katholischen Priester und Mönche. Wo kommen wir denn hin, wenn das verfügbare Geld zum Kaufen von Sex-Videos nicht ausreicht?!?