Drei Landtagswahlen in Ostdeutschland führen die eingeübte demokratische Praxis der Bildung von Regierungen an Grenzen: Ohne die Beteiligung des politischen Randes gibt es in keinem der drei Landtage eine Mehrheit für eine Regierung. Das „Bündnis Sahra Wagenkecht“, das einbezogen werden müsste, ist ein unbeschriebenes Blatt. Trotzdem haben die Wählerinnen und Wähler dem BSW durch ihre Wahl massiv ihr Vertrauen ausgesprochen.

In allen drei Bundesländern, in denen kürzlich gewählt wurde – Thüringen, Sachsen und Brandenburg -, holen sich die politischen Extreme BSW und AfD zusammen fast die Hälfte der Stimmen. Die „etablierten Parteien“ haben das Nachsehen. Vielleicht sollte man sie eher als Wessi-Parteien bezeichnen? Sie werden jedenfalls anscheinend immer weniger als die Parteien gesehen, die etwas für die Menschen tun. Befördert wird diese Sicht von einem katastrophalen Image der in Berlin regierenden Ampelkoalition. Da hilft auch das begütigende Statement von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert nicht viel, die Ampel habe zwei Drittel der Punkte abgearbeitet, die sie sich im Koalitionsvertrag vorgenommen habe. Fleißig, fleißig! Das wird ihr niemand absprechen können, der oder die genau hinsieht, statt beim beliebten Parteienbashing mitzumachen. Ja, sie hat fleißig gearbeitet, die Koalition. Wenn das nun auch noch in der Außenwahrnehmung ankommen würde. Landauf landab herrscht jedoch ein anderes Narrativ: Diese Koalition ist heillos zerstritten. Mal ist die FDP daran schuld, mal die Grünen – je nachdem, wer gerade den Diskurs zu dominieren versucht. Und die SPD, obwohl Kanzlerpartei, sitzt mehr oder weniger zwischen den Stühlen. War da nicht mal was mit einer gewissen Richtlinienkompetenz des Kanzlers? Regiert Olaf Scholz überhaupt noch?

Die Ampelparteien haben in den Landtagswahlen verloren, mit einer Ausnahme: In Brandenburg hat Ministerpräsident Woidke den Starken gemacht. Damit ist er angekommen. So was mögen die Wählerinnen und Wähler offenbar: starke Führungsfiguren. Nicht nur in Ostdeutschland. Die FDP hingegen ist in allen drei Bundesländern nur noch eine Splitterpartei. Man muss vielleicht noch mal über das berühmte Wort von Christian Lindner aus dem Jahr 2013 nachdenken, als er sich einer Ampel verweigert hatte: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ Offenbar finden die Wählerinnen und Wähler im Osten, dass die FDP etwas falsch macht.

Trotzdem ist die Bereitschaft vieler Menschen in Ostdeutschland irritierend, Extreme zu wählen. Über die AfD ist in dieser Hinsicht schon viel gesagt worden. Es scheint die Menschen nicht im Mindesten zu stören, dass der bundesdeutsche Verfassungsschutz die AfD-Landesverbände als „gesichert rechtsextrem“ einstuft. Das scheint aus deren Sicht lediglich ein Etikett aus dem Westen zu sein, das der AfD angeheftet wird, um es ihr möglichst schwer zu machen. Zugleich kann man aber den Eindruck haben, dass diese Wählerinnen und Wähler die Positionen nicht kennen, für die die AfD steht. Sie ist keine Partei der kleinen Leute, auch wenn ihre Protagonisten dem Volk nach dem Mund reden, indem sie aussprechen, was man in diesem Land angeblich nicht mehr laut sagen darf. Sie scheint vielmehr eine Partei zu sein, die den Menschen ein Gemeinschaftsgefühl gibt. Das ist etwas, was die „etablierten Parteien“ nicht vermocht haben. Auch weil sie sich kaum um derlei Befindlichkeiten gekümmert haben. Dieses Versäumnis könnte sich noch rächen.

Landtagswahl in Brandenburg: „Woidke sticht“, FR-Titel vom 23. September


Woidke hat einen Pyrrhussieg eingefahren

Das wahltaktische Verhalten von vielen bisherigen Wählern der Grünen zugunsten von Woidkes SPD ist ziemlich in die braune Hose gegangen. Denn durch das Ausscheiden der Grünen ( und der Linken) verfügt die AfD jetzt im zukünftigen 4-Parteien Parlament – wie in Thüringen-über eine Sperrminorität. Somit ist Woidkes Erfolg zu einem Pyhrus-Sieg geworden. Zumal er jetzt für eine Regierungsbildung auf das putinnahe BSW angewiesen ist.

Wolfgang Lackinger, Frankfurt

Kein Grund, um in Euphorie auszubrechen

Als Sozialdemokrat mache ich es mir nicht so einfach und resümiere aus der gewonnenen Landtagswahl für die SPD einfach die Feststellung, dass das Wahlergebnis in Brandenburg gezeigt hat, dass Sozialdemokraten noch Wahlen gewinnen können. Viel zu stark sind die exorbitanten Gewinne der zumindest in Teilen rechtsextremen AfD und auch die Gewinne des BSW sprechen nicht unbedingt vom Vertrauen der meisten Wählerinnen und Wähler in gesellschaftlichen Fortschritt und Demokratie. Denn die ausländerfeindlichen Positionen des BSW sind viel zu stark, als dass wirklich Liberale in Euphorie ausbrechen könnten. Trotzdem hat der Zweikampf zwischen SPD und AfD mit den Argumenten Dietmar Woitkes für die SPD zwar knapp, aber dennoch sich ausgezahlt. Die Brandenburger sind also nicht in einem anderen braun gefärbten Land aufgewacht, was zunächst mal Erleichterung erzeugt. Olaf Scholz als Bundeskanzler sollte ähnlich wie Woidke in Brandenburg bei den Bundestagswahlen im kommenden Jahr alles auf eine Karte setzen und deutlich machen, worum es in erster Linie geht, nämlich um den Erhalt der liberalen Demokratie in der Bundesrepublik – und zwar ohne braune Flecken.

Manfred Kirsch, Neuwied

Der Turbokapitalismus unterhöhlt die Demokratie

Die Landtagswahlen im Osten haben die Republik erschüttert – es wird nichts mehr so sein, wie es war! Vielerlei Erklärungsversuche für den Erfolg der Rechten kursier(t)en. Fast nirgends zu hören war aber, dass eine wesentliche Ursache hinter dem Rechtsruck in Deutschland, Europa und weltweit der neoliberale Turbo-Kapitalismus ist, der seit 30 Jahren dazu geführt hat, dass die Reichsten reicher, die Masse aber zurückgeblieben oder ärmer geworden ist. Dank der FR gab es aber zuletzt doch drei Artikel zu diesem Thema, von Ch. Butterwegge, St. Hebel und M. Hesse (zu Tony Judt), die diesen Aspekt aufgreifen!
Butterwegge sagte in seinem Gastbeitrag (vom 16.9.): Ursächlich ist die wachsende soziale Ungleichheit, unter der zwangsläufig auch die politische Gleichheit leidet. Demokratie bedeutet, dass alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen Einfluss auf die Staatsführung nehmen können. Doch in Wahrheit haben Reiche und Hyperreiche einen mehrfach höheren Einfluss! Und Millionen frühere DDR Bewohner fühlen sich zurecht benachteiligt, abgehängt und nicht gewürdigt
Sehr klar sind die Worte des Historikers Tony Judt, der schon vor gut 10 Jahren die durch neoliberale Politik wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und die Schwächung des Sozialstaates geißelte. (s. FR v. 6.9.24) Er sah sie als Gefahr für die Stabilität von Demokratien, da sie die sozialen Spannungen verschärfe und das Vertrauen in staatliche Institutionen untergrabe. Die soziale Ungleichheit hat sich seitdem in den meisten westlichen Ländern verstärkt, die Einkommensunterschiede zwischen den obersten Prozenten und dem Rest der Bevölkerung sind stetig stärker geworden. Der Sozialstaatabbau ging häufig weiter, während Privatisierungen und Deregulierung zunahmen. Da das an die Reichen abgeflossene Geld nicht angetastet wird, fehlen dem Staat die Finanzmittel. All dies entfremdet Teile der Bevölkerung von der Politik.
Verloren gegangen ist das Denken in Kategorien des Gemeinwohls, Werte wie Solidarität und soziale Verantwortung fehlen – das Fundament der demokratischen Gesellschaft ist gefährdet. Auch Stepan Hebel stellt fest, dass es nach 1990 zum Siegeszug eines globalisierten Turbo-Kapitalismus kam, verbunden mit ideologischer Verachtung für öffentliche Angelegenheiten und massiver Umverteilung des Reichtums nach oben – dazu der übermäßige Verbrauch der planetaren Ressourcen.
Ganz sicher ist nicht ‚die Migration die Mutter aller Probleme‘ im Land – aber evtl. der Kapitalismus?

Winfried Kallabis, Dieburg

Wenig Erfahrung mit Ausländern

Der Erfolg der ausländerkritischen AfD gerade in den neuen Bundesländern hat viele Ursachen: Nach dem Ende der DDR versprach Kanzler Kohl „blühende Landschaften“, doch es kam als Folge der sozialistischen Misswirtschaft, deren Ausmaße in Ost und West niemand für möglich hielt, die Massenarbeitslosigkeit, was zu Verbitterung führte, das Vertrauen in die Demokratie als Staatsform erschütterte und die Angst schürte, man würde den inzwischen mühsam erungenen Wohlstand wegen der Flüchtlinge wieder verlieren.
Die DDR-Bürger hatten wenig Erfahrung mit Ausländern. Es gab ja nur wenige „Vertragsarbeiter“ und die Sowjetsoldaten, die in Wohnheimen/Kasernen weggesperrt waren. Begegnungen mit der Ortsbevölkerung waren nicht erwünscht.
Unsere Regierungen erklären zu wenig, dass wir aus humanistischen wie juristischen Gründen Flüchtlinge aufnehmen müssen, und dass wir gesteuerte Zuwanderung brauchen. Was wären wir ohne ausländische Zimmermädchen/Erntehelfer/Pflegekräfte?
Fazit: Wir sollten die Sorgen/Verletzungen der AfD-Wähler ernstnehmen, geduldig argumentieren, niemanden moralisch aburteilen, zugleich kluge Wahlbündnisse aller Demokraten vor Ort bilden.

Christian Fuchs, Gutenstetten

Mit Achtung für den Wert von menschlicher Arbeit

Im Bundestagswahlkampf der SPD 2021 war es der Begriff „Respekt“, der überall auf den Plakaten zu lesen war. Diesen Begriff bezogen auf den Lebensbereich der Arbeit zu füllen, müsste sich diese Partei als Aufgabe setzen, um auch die Menschen im Osten wieder als Wählerinnen und Wähler zu gewinnen. 1972 war die SPD als traditionelle Arbeiterpartei stärkste Fraktion im Bundestag. Seitdem haben sich lohnabhängige Arbeit und gehaltsbasierte Beschäftigungen stark gewandelt. Zeitarbeitsverhältnisse, befristete Verträge, Leiharbeit, Influencing waren damals unbekannt. Mitbestimmungsmodelle wie bei VW oder eine Sozialverpflichtung, die bei Thyssen Krupp Tradition war, sind heute kaum noch vermittelbar. Eine Firma wie der Median Konzern schließt zum Beispiel Standorte von Kliniken, um sie nebenan wieder zu eröffnen, nur um eine Arbeitnehmervertretung zu umgehen. Was in der Arbeitswelt von heute an Bedeutung verloren hat, ist das Bewusstsein vom identitätsstiftenden Wert der Arbeit, der sich gegen die Erzählung von schnellem Geld durch smarte Geschäftsideen, Wertpapierhandel und Influencing behauptet. Warum stehen Menschen jeden Morgen diszipliniert und verantwortungsvoll auf und erfüllen mit der Kraft ihrer Persönlichkeit gewissenhaft ihre Aufgaben am Arbeitsplatz? Arbeit bedeutet für die Identität jedes Menschen mehr als auf dem Gehaltszettel steht und das Konto füllt. Sie erfahren durch ihren Einsatz und ihre Kompetenz Wertschätzung und ein Erlebnis der Würde. Die SPD wäre aufgerufen für die moderne Zeit eine Erzählung zu liefern, wie Arbeit auch in der Epoche des Big Business und der New Economy zur Gestaltung der Lebenszeit und der individuellen Sinnfindung beiträgt und höhere Rendite hat, als das Wertpapier der Börse. Das innere Bewusstsein des gesellschaftlichen Wertes und die Anerkennung des eigenen Beitrages an Arbeit verpflichtet die Menschen für die demokratische Gesellschaft und ihre Protagonisten. Wird der Wert menschlicher Arbeit hoch geachtet, müssen im Gegenzug auch den öffentlichen Ämtern in Schule und Politik unserer Gesellschaft Wertschätzung und Respekt entgegen gebracht werden. Das Bemühen um Bildung, um eine ethisch-moralische reflektierte Lebensführung und lebenslanges Lernen sollte die Menschen aus allen Schichten und Kulturen vereinen. Kreative Tatkraft, Initiative und Innovationswille müssen sich lohnen und bei den Menschen im Osten und Westen nachgefragt werden. „Respekt, weil du es wert bist“, wäre ein Motto für den neuen Wahlkampf.

Peter Hartwig, Ginsheim-Gustavsburg

Anspruch und Wirklichkeit liegen beim BSW weit auseinander

Im Januar formulierte Sarah Wagenknecht im Interview mit der Berliner Morgenpost: „Wir sollten die AfD nicht größer reden, als sie ist“ und „Natürlich wünsche ich mir, dass wir viele Wähler, auch solche der AfD, überzeugen können. Das könnte dazu beitragen, dass Thüringen wieder regierbar wird, mit einer Koalition, die eine parlamentarische, aber auch gesellschaftliche Mehrheit hinter sich hat.“
Tatsächlich hat die abenteuerliche Teilnahme des BSW an der Landtagswahl in Thüringen dazu geführt, dass die AfD mit deutlichem Abstand zu allen anderen Parteien die stärkste Fraktion im Thüringer Landtag geworden ist. Jetzt kann die AfD mit Berufung auf parlamentarische Tradition für Björn Höcke den Posten des Ministerpräsidenten einfordern.
Auch und gerade beim BSW liegen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Eine Koalition aus AfD und BSW sollte am Ende niemanden wirklich überraschen. „Reflexartig alles abzulehnen, was von der AfD kommt, hat die Partei nicht ausgebremst “ – Sarah Wagenknecht zur FAZ vor der Landtagswahl.

Hans Möller, Frankfurt

Ein Zusammenleben in Ruhe und Ordnung

Die Demokratie bietet uns Menschen die wohl beste Wahl, in Ruhe und Ordnung zusammenzuleben. Dazu braucht es sicher Menschen, die uns diese Ruhe und Ordnung garantieren. Menschen, die sich in Politik und Wirtschaft, in Organisationen oder in ehrenamtlicher Arbeit engagieren. Das ist gut, ohne diese funktioniert keine Demokratie. Was ich für den Begriff und das Empfinden für Demokratie störend empfinde, sind Worte wie Wahlkampf (der Kampf um die Macht?), Wahlsieg, danach dann Fraktionszwang. Macht und Demokratie, das passt nicht so recht zueinander. Demokratie spricht andere Worte.

Wilhelm Pabst, Erlensee

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10 Kommentare zu “Der Erfolg der AfD hat viele Ursachen

  1. Der Leserbriefschreiber Winfried Kallabis identifiziert den Turbokapitalismus und die neoliberale Politik mit all seinen Folgen für das staatliche Handeln zulasten sozialer Ungleichheit durch Umverteilung von unten nach oben, zulasten der Pflege der Infrastruktur und der Bildung und zulasten der Naturnutzung als die eigentlichen Ursachen für den Wandel des Wählerverhaltens und die Erosion der Ziele Gemeinwohl und Solidarität. Ich stimme ihm in allen Punkten zu und möchte noch ergänzen, dass nationale Egoismus in den Staaten der EU das Dublin-Abkommen und andere wichtige Vereinbarungen für notwendige europäische Lösungen haben scheitern lassen.
    Lösungsvorschläge zur Eindämmung der negativen Mechanismen des Kapitalismus, z.B. über das Steuer- und Haushaltsrecht, für sozialen Wohnungsbau und natur- und klimaschützendes Umweltrecht gibt es genug. Sie alle aufzuführen, würde diesen Leserbrief sprengen. Aber solange es keine Parteien gibt, die solche Vorschläge ernsthaft in die Tat umsetzen, wird es weder gesellschaftliche Gerechtigkeit, sozialen Ausgleich oder erfolgreichen Klimaschutz geben.
    Leider versagen in Deutschland SPD und Grüne, leider machen FDP und CDU/CSU eine Rolle rückwärts. Alle nähern sich stattdessen der neoliberalen, demokratie- und menschenrechtsfeindlichen AFD an. Die Tendenz zur Unfreiheit und zu autoritären Parteien und Führungspersonen ist weltweit, was die Macht des Großkapitals auf das Weltbild der Menschen zeigt.
    Es kann einem Angst und Bange werden.

  2. Es ist tragisch, daß die Grünen ihre Herkunft aus der Friedensbewegung als antimilitaristische Kraft vergessen haben. Sie reden der Aufrüstung das Wort und setzen den Rüstungsexporten nichts entgegen, auch nicht die Idee, durch geduldige Diplomatie dem Frieden näher zu kommen. Ein Bundeskanzler Habeck, der 2026 Mittelstreckenraketen aufstellt, ist für mich, leider, nicht mehr wählbar.

  3. Liebe FDP! Nach diesen zugegeben nicht ganz so schönen Wahlergebnissen im Osten kann es doch nur eine Losung geben! Kurshalten!
    Wer denn sonst – wenn nicht ihr – soll für ökonomische Vernunft und freies Unternehmertum eintreten? Wer – wenn nicht ihr – soll den herrschenden Sozialneid beim Namen nennen – und nicht nur hintenrum oder verdruckst, wie die anderen Ampelparteien, die Leistungsträger und Besserverdienenden angemessen entlasten? Es kann doch nicht sein, dass die, die arbeiten und Steuern zahlen, nun auch noch AfD wählen.
    Doch lasst euch jetzt bitte nicht durch die Ergebnisse im Osten irritieren. Die paar Leute! Denen fehlt durch lange sozialistische Dressur jegliche wirtschaftsliberale Kompetenz! Entscheidend ist und bleibt der Westen! Zur Erinnerung: „Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt’s einen, der die Sache regelt!“ So sprach einst der Vorsitzende Guido Westerwelle. So muss es jetzt auch Christian Lindner angehen!
    Mein Vorschlag: Es braucht wieder positive Erzählungen und eindrucksvolle Bilder- mit Alleinstellungsmerkmal: Hochzeitsbilder auf Sylt, beindruckende Urlaubsfotos, nächtliche Autobahnfahrten im Porsche! Ja: Ruhig noch mal die Hochzeitsfotos mit dem im Privatjet angereisten Friedrich Merz. Denn glücklicherweise besteht zwischen den beiden eine gewisse Seelenverwandtschaft – politisch und privat. Warum die jetzt nicht endlich auch strategisch nutzen?
    Gern erinnern wir uns an alte Zeiten, in denen die CDU ihre Wähler*innen zur Abgabe der Zweitstimme für die FDP aufrief: Zweitstimmenkampagne! So kann’s doch gehen! Nur Mut!

  4. Das Sparen am falschen Ende und an öffentlichen Investitionen ist eigentlich ein schwerer Fehler, weil von Jahr zu Jahr alles immmer teurer wird. Eine einfache Binsenweisheit, die scheinbar an der Logik mit dem jährlich begrenzten Bundeshaushalt daran scheitert.
    Investitionen sind die Gewinne und Vorteile von morgen für künftige Generationen. Das gilt nicht nur für Unternehmer. Wer sich auf der Vergangenheit ausruht, der verspielt die Zukunft, spaltet die Gesellschaft weiter und öffnet Tür und Tor – nicht nur in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, sondern in ganz Deutschland – für die rechten und linken extremisten und den Populismus. Wer sät, der wird auch ernten.

  5. Hallo Ullrich Horstmann/Winfried Kallabis
    Der Antrieb für die Wirtschaft ist natürlich der Kapitalismus, er ist das, was den Menschen überhaupt ticken lässt. Ob er das ist, was die AfD beflügelt, da bin ich mir nicht so sicher. Es ist die Russlandnähe, die ich so irritierend finde.Billiges Gas/Öl würde dafür sprechen aber vieles spricht dagegen. Da wären die USA wohl näher. Das gilt auch für BSW. Noch unerklärlicher erscheint mir das Verhalten der Wähler. Von 1945 bis 1990 hat man unter dem Regime gelitten. Die Menschen sind reihenweise geflüchtet, später hat man eine Mauer gebaut um dies zu verhindern. Ab 1990 konnte man raus, die Begeisterung war riesig und jetzt will man zurück ? Zu Herrn Putin ? Dann ging die Landflucht weiter. Das Gebiet der ehemaligen DDR verliert bis heute Menschen, für Viele ist die AfD sogar der Anlass, Motto : Wenn die drankommen… Das gilt auch hier besonders für Migranten, die gerade in Krankenhäusern und Pflegediensten unbedingt benötigt werden, die mit dem Geschrei um Remigration aber völlig verunsichert werden. All dies hat mit Kapitalismus wenig zu tun.
    Am Tag als die Mauer fiel haben meine Frau und ich uns gefragt, wie die Menschen in der DDR wohl mit dem Leben im Westen umgehen werden, es würde eine ziemliche Umstellung werden. Kohl fiel nichts Besseres ein als von blühenden Landschaften zu faseln. Von Umbau und Härten und viel Ungerechtigkeit hätte der Mann reden müssen, da war der Kapitalismus bestimmend. Aber das hat der Mann nicht verstanden. Was hier nun die AfD besser machen soll weiß ja offensichtlich nicht einmal die AfD selbst. Es wird an allem kritisiert. aber es wird nirgendwo deutlich was geändert werden , ausser : Keine Waffen für die Ukraine, keine Flüchtlinge und dann die Sache mit Corona. Geimpft oder nicht war ja schon ein Glaubensbekenntnis und was sollte das alles bewirken. Komplett lächerlich.
    Nun haben wir erlebt was in Thüringen passierte, bei der Parlamentseröffnung. Die AfD versuchte mit untauglichen Mitteln den Posten des Landtagspräsidenten zu besetzen. Das hat nicht geklappt und jetzt spricht Frau Weidel in bewährter Trump Manier von einer gestohlenen Wahl. Es bleibt abzuwarten wie es nun weiter geht. Die meisten Dinge, die im Wahlkampf immer thematisiert wurden sind keine Ländersache. Bleibt die Bildungspolitik. Was wird passieren ? Wer gendert als Lehrer kommt ins Gefängnis, als Schüler bleibt man sitzen oder ähnliches. Das wird dann wieder einige zum Weggang animieren. Ob das nationale Tamtam wie im dritten Reich die gleiche Wirkung hat, mit Jugendorganisationen und „Kraft durch Freude “ kann ich mir nicht vorstellen.
    Zusammengefasst: Was AfD und BSW sich für die Zukunft erhoffen ist mir ein Rätsel. Dinge. die unser aller Zukunft bestimmen werden als da sind Klima und Umwelt schlicht und einfach weg zu lassen,“ nein das gibt es nicht,“ ist kindlich naives Verhalten, wenn ich mir die Augen zu halte ist die Welt weg….. Nein ist sie nicht.

  6. Hallo H. Winter,
    sie übersehen etwas. Ein Großteil der Bürger aus den neuen Bundesländern hat gegenüber von uns aus dem Westen einen großen Vorteil. Sie oder ihre Eltern haben schon einmal in einer Diktatur gelebt und können ihre Situation heute mit der damals vergleichen. Nach den Kontakten die ich mit diesen Menschen gehabt habe möchte ich mal behaupten das es einen ordentlichen Anteil gibt denen es wirtschaftlich in unserem System nicht besser geht als früher. Sie haben nur mehr Probleme können zwar sagen was sie wollen aber das interessiert eh keinen solange sie wenigstens gar nicht wählen gehen. Da ist das Problem meiner Meinung nach versteckt. Man muss jetzt ca 35 Jahre nach der Wiedervereinigung halt feststellen das unser Wirtschaftssystem versagt hat und den Menschen nicht in der Breite den Wohlstand gebracht hat den sie sich erhofft haben. Man könnte sogar vermuten das der Grund warum es im Westen besser gelaufen ist einfach darin zu suchen ist das es bis 1990 mit der Planwirtschaft im Osten eine Konkurrenzsituation gegeben hat die verhindert hat das der Kapitalismus die Verteilung so wie jetzt bestimmt. Ich sage mal als Beispiel 30 Tage Urlaub in der Metallindustrie hat es schon vor 1990 gegeben und seit dem ist genau nichts hinzu gekommen. Das Bundesurlaubsgesetz hat viele Jahre 18 Werktage vorgesehen mehr nicht. Jetzt wählen die Leute Protest. Wenn mich jemand fragt würde ich immer sagen Rechts ist keine Lösung aber ein gewisses Verständnis habe ich schon.

  7. Hallo Hans,
    so ganz verstehe ich nicht, worauf sie hinauswollen. Keine Frage, ob es dem Menschen schlechthin heute in der „Zone“ besser geht als vor dem Mauerfall ist eine Frage des Blickwinkels. Etwas freier ist es heute schon, auch demokratischer.Frau Wagenknecht hat eine Partei gegründet und schwupp wird sie auch gewählt. Das hätte früher nicht geklappt. Das meinen die Leute aber gar nicht, wenn sie sagen, sie wollen gehört werden. Die Frage ist doch, was wollen sie denn ? Warum sagen sie es nicht ? Rumspazieren und brüllen wir sind das Volk ist doch einfach nicht zielführend. 6 Personen meiner Familie leben in Sachsen, haben also einen gewissen Einblick, meinen aber die eigentlichen Probleme seien mehr oder weniger die gleichen wie hier. Dafür. gibt es ja auch gute Gründe, die so gut wie nie zur Sprache kommen.
    Es beginnt damit, dass die Politiker wie auch die Wissenschaftler nicht öffentlich über die Problemlage hinsichtlich Klima und verbunden damit Umwelt berichten. Die Öffentlichkeit wird nicht informiert, dass die Lage unverändert aller Bemühungen für die Zukunft nichts gutes verheißt. Es wird einfach nur gewurstelt, warum? Wirklich greifende Maßnahmen sind demokratisch nicht durchzusetzen, schon gar nicht weltweit und darum geht es doch. Man sieht doch selbst hier im Land wie alle Maßnahmen die auch nur ein wenig Verständnis und mitmachen erfordern sofort in der Luft zerrissen werden. Gleichzeitig wird die Atmosphäre zunehmend weiter mit Treibhausgasen verschmutzt, so dass jeder für sich ausrechnen kann, wo das hinführt. Darüber wird aber nicht geredet, nein, man freut sich über das bisschen grünen Strom, den
    man hier herstellen kann.Gelegentlich wird über über Umwelt berichtet, vor kurzem hörte ich im TV, Schwebfliegen seien gegenüber früher um 94% zurückgegangen , ja, und Pilze gibt es auch keine und der Wald stirbt weiter, trotz allen Regens und und und. Alles Probleme, die wir und der Rest der Welt vor uns herschieben. Natürlich ist es schlicht Blödsinn deswegen AfD oder BSW zu wählen, bloß weil die so tun als gäbe es die Probleme nicht, aber viele Menschen denken eben nicht so weit. Ja und die Putins dieser Welt offensichtlich auch nicht und von denen gibt es auch immer mehr, man muss sich. nur den nahen Osten ansehen. Und den Sudan. Oder Venezuela oder China oder Nordkorea oder was auch immer. Ich habe 1982 ein Bild dazu gemalt, die Lemminge. Hat auch nicht geholfen.
    Die Menschheit bekommt langsam Panik.

    Panik

  8. Hallo H. Winter
    die Unzufriedenheit im Osten hat sich auch mit zu hohen Erwartungen zu tun. Da gibt es natürlich ganz viele Sichtweisen. Nach meiner Meinung spielt da eine Rolle das Kohl die Rentner im Osten 1990 mit Geld zugeschüttet hat um sie auf jeden Fall zu kaufen. Fragen sie doch mal bei ihrer Familie in Sachsen was sie denken wie hoch die monatlichen Frauenrenten im Westen im Durchschnitt sind. Wenn ich so etwas bisher gemacht habe wurde ich immer ungläubig angesehen. Jetzt haben die Leute Jahrzehntelang in die DRV wenig eingezahlt und wundern sich das nichts raus kommt oder zumindest viel weniger als erwartet Ich war in meinem Leben seit 1982 ca 10 mal am Schwarzen Meer in Urlaub. Das letzte mal in den den Tagen der Thomas Cook Insolvenz. Ich bin eigentlich immer noch schockiert wie gleich das Leben der Menschen aus dem Osten geblieben ist und werde mir das nicht mehr antun.

  9. zu @ Bronski
    Danke für den Link. Da ist was wahres dran an dem was Herr Kowalcuz da gesagt hat. Nach meiner Meinung gibt er aber zu sehr den Bürgern aus dem Osten die Schuld. Wie sollten diese Menschen denn wissen das sie mit dem Einigungsvertrag in Wirklichkeit ihre Arbeitsplätze gegen ihre Sparbücher getauscht haben. Mit den festgelegten Wechselkursen war die gesamte DDR Wirtschaft sofort pleite. Ich kann mich noch daran erinnern das ich damals das Buch von Helmut Schmidt “ Handeln für Deutschland “ gelesen habe. Ich bring es jetzt nicht mehr komplett zusammen aber er hat eine völlig andere Vorgehensweise vorgeschlagen. Kohl hat einfach die Wirtschaft der DDR Pleite gehen lassen und dann billig an die Westkonzerne verscherbelt. Unter diesen Rahmenbedingungen hat dann unser System versagt und die Erwartungen nicht erfüllt. Das so etwas möglich war ist aber die Schuld der Wähler aus dem Westen. Eigentlich hätten hier die Bürger aus ihrer Erfahrung raus erkennen müssen dass das mit der Portokasse eher nichts wird nicht die Bürger aus der DDR. Man könnte dazu noch einiges mehr schreiben. Ansonsten stimme ich dem was in dem Link steht weitgehend zu.

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