Der Meeresgrund ist tief, Moral ist ein Abgrund

Dies war eine Woche, in der das Sommerloch schon spürbar war. Sommerloch kennen Sie? Wenn alle in Ferien sind und sich die Medien, na ja, die Nachrichten aus den Rippen schnitzen müssen. Jedes Jahr dasselbe. Und dann passiert irgendwas, auf das sich alle stürzen, so wie jetzt das „Titan“-Unglück. Wobei es möglicherweise kein Unglück war, sondern mit Ansage erfolgte, weil das U-Boot, das zur „Titanic“ wollte, wohl nicht ausreichend zertifiziert war. Nun, das werden wir erfahren. Das kriegen die Medien, auch Ihre FR, ganz gut hin: solche Sachen auszugraben.

Traurig ist natürlich, dass hier fünf Menschenschicksale in die Top-Nachrichten gelangen, zweifellos auch wegen der hochplakativen Aktion, mit der sie runter wollten zur „Titanic“, vier Kilometer Wassersäule über sich für 25.000 pro Kopf. Woraufhin nach ihrem Verschwinden eine der aufwendigsten Rettungsaktionen gestartet wurde, die das Meer je gesehen hat. Während gerade erst Hunderte Menschen im Mittelmeer ertrunken sind, die anscheinend niemand retten wollte. Flüchtende Menschen, die nach Europa wollten.
Sie haben natürlich nicht vorher gefragt, ob wir sie hier haben wollen. Sie haben sich einfach auf den Weg gemacht. Menschen in Not. Und was tun wir? Wir lassen sie ertrinken?


Multimillionäre wabern durch die Gazetten

Ist es nicht bemerkenswert, dass die sinnfreie Tauchfahrt irgendwelcher, gelangweilter Multimillionäre nun schon seit Tagen durch die Gazetten wabert, während gleichzeitig reihenweise Boote mit verzweifelten Menschen an Bord im Mittelmeer versinken, was allenfalls als lästige Randnotiz zu europäischen (Flüchtlings-) Konferenzen Erwähnung findet.

Diethelm Henkelmann, Mörfelden

Ein grelles Licht auf unsere Gesellschaft

Während vor der griechischen Küste Hunderte hilfloser Flüchtlinge elend ertrinken, suchen einige superreiche Abenteurer den ultimativen Kick bei einer Tauchexkursion zum Wrack der Titanic. Dass deren Schicksal z.Z. noch ungeklärt ist, stellt zwar keinen Grund zur Schadenfreude dar, wirft aber ein grelles Licht auf die Extreme innerhalb der menschlichen Gesellschaft insgesamt: Wer 250 000 Dollar für ein Ticket bezahlt, um mit der „Titan“ zur Besichtigung des über 110 Jahre alten Wracks fast 4 km tief zu tauchen, sollte sich angesichts des Elends von schiffbrüchigen Flüchtlingen abgrundtief schämen.
Der Meeresgrund ist tief, die Abgründe moralischer Perversion aber noch viel tiefer!

Werner Fröhlich, Altenstadt

Der nächste bekloppte Irrsinn wartet schon

Was für dem Menschen machbar erscheint, das wird der Mensch auch machen, ganz egal, aber irgendwie auch ohne Rücksicht auf etwaige Verluste.
Menschen ziehen in den Krieg, Menschen fliegen zu Mond und noch weiter weg, Menschen tauchen ab ins Meer, Menschen machen dies und auch das, meist überwiegt das Sinnfreie; denn sinnfreies wird immer sofort erledigt!
Geht dann trotz aller Warnungen dabei einiges schief; dann ist erstmals der Jammer und die Betroffenheit riesengroß, aber egal, der nächste bekloppte Irrsinn wartet schon genau da vorne, an der nächsten Ecke vis-a-vis!

Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Schauen wir uns heute mal die „Titanic“ an

500 Immigranten, „MENSCHEN“, ertrinken vor ein paar Tagen im Mittelmeer, welche vor Krieg, bitterer Armut, Unterdrückung unter den grausamsten Bedingungen geflohen sind,
Fünf Luxus-Abenteurer geraten in Seenot während einer Sightseeing-Tour zur Titanic. Eine der größten Rettungsaktionen in der Geschichte wird gestartet. Nein, nicht für die 500 Flüchtlinge welche schon davor ein trauriges Dasein führten, sondern für die fünf Milliardäre und Millionäre,die sich freiwillig für ein Vermögen haben inspirieren lassen,heute mal die Titanic anzusehen.
Wie viele Schicksale von Angehörigen der 500 Familien haben Nachrichtenagenturen öffentlich gemacht und wie dramatisch wird jetzt das Leid der Fünf in der Presse publiziert? Was für eine Anzahl Leben konnten und können mit dem Aufwand im Mittelmeer wohl gerettet werden? Es mangelt uns nicht an Wissen und Möglichkeiten, aber vielleicht daran, jeden Tag von Neuem ein Mensch zu bleiben und auch das Leid aller anderen Menschen gleich, bewusst und gerecht wahr zu nehmen und zu handeln.

Enrico W.Arndt, Heidelberg

Gruppenegoistisches Handeln

„Man müsse endlich erreichen, daß die Menschen sich gar nicht erst auf den Weg machten“ (aus Kriegs-und Krisengebieten in sicherere Länder), sei laut Frankfurter Rundschau zu hören gewesen von Leuten, die meinten, sich zum neuesten bekannten Bootsunglück mit vermutlich hunderten Ertrunkenen äußern zu müssen. Interessante Wortwahl.
Man muß sich nicht äußern, wenn Unglücke passieren, die nicht vorhersehbar und somit nicht vermeidbar sind. So ein Unglück ist dann einfach nur traurig.
Der Schiffbruch vor der griechischen Küste passierte allerdings aufgrund einer Vielzahl vermeidbarer Fehler. Es waren Fehler mit System. Deshalb muß jeder mit Argusaugen auf die Toten und schwer traumatisierten Schiffbrüchigen gucken. Damit dies nicht noch einmal passiert.
„Man muß erreichen, daß die Menschen sich gar nicht erst auf den Weg machen“ ist ein zutiefst inhumaner Denkfehler. Sich nicht auf den Weg machen müssen, darüber kann man diskutieren. Aber verhindern, daß sich traumatisierte Menschen in Sicherheit bringen wollen ist für Humanisten indiskutabel!
Welches Naturgesetz schreibt vor, daß Menschen sich nur in einem bestimmten Gebiet aufhalten dürfen? Wer dies fordert handelt gruppenegoistisch. Das Beste für meine Gruppe, das Beste für mich, sollen „die Anderen“ verrecken.
Wie verhindert man, daß jemand sich auf den Weg macht? Gleich im Land noch erschießen, wie es die DDR-Grenzer gemacht haben? In der Wüste verdursten lassen und nicht darüber berichten, wie es in Afrika passiert? Im Mittelmeer beim Ertrinken zuschauen oder weggucken, wie es die Friedensnobelpreisträgerin und viel über die „westlichen Werte“ schwadronierende Europäische Union tut?
Wie verhindert man, daß Menschen aus Kriegs-und Krisengebieten überhaupt in sicherere Länder fliehen wollen? Das ist gar nicht so einfach.
Menschenrechte verteidigen, wie das gerade die ukrainische Regierung mit Nato-Waffen tut. Wie man sieht, kostet es viele Menschenleben, wenn man Menschenrechte (notfalls) mit der Waffe verteidigen will. Soll man nur die Ukraine verteidigen? Oder soll man nochmal Truppen zurück nach Afghanistan senden? Wagner-Truppen in Afrika vertreiben? Was ist mit Syrien? Nordkorea? China? Russland?
Keine Waffendeals mit Diktatoren. Eine Sache des politischen Willens. Überhaupt keine Deals mit Menschenrechtsverletzern. In einer vernetzten Welt mit Abhängigkeiten zum Beispiel von Rohstoffen nicht einfach durchzuführen.
Fairer Handel mit allen Ländern statt quasi postkoloniales und sklavenähnliches Ausquetschen der Menschen in arm gehaltenen Ländern.
Die Treibhausgasemissionen so schnell und stark vermindern, daß die Erde sich nicht noch weiter aufheizt und in der Folge nicht mehr so viele Menschen fliehen müssen vor Dürre, Überschwemmung, Sturm.
Solange dies nicht passiert, werden Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten nicht aus touristischen Gründen Europa aufsuchen, sondern zu uns fliehen, weil sie es zu Hause nicht mehr aushalten. Und das ist absolut verständlich und gerechtfertigt. Und umgekehrt macht sich schuldig, wer sie daran hindert!

Ralf-Michael Lübbers, Marienhafe

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29 Kommentare zu “Der Meeresgrund ist tief, Moral ist ein Abgrund

  1. Wir sind alle Erdenbürger! Wenn in meiner Heimat Krieg herrscht, ich verfolgt werde, Wassermangel ist, Hunger mich bedroht: natürlich gehe ich dann dorthin, wo ich mir ein besseres Leben erwarten kann. Ich stimme Herrn Lübbers zu, wir können und dürfen nicht verhindern, dass sich Menschen auf den Weg machen!

  2. Moin lieber Herr Büge,

    ich möchte gerne diese Mail von WeMove Europe weiterleiten, weil sie sich mit dem Thema dieses Forums beschäftigt. Diskussion ist wichtig. Presse ist wichtig. Leserbriefe sind wichtig. Eine Skandalisierung des menschenverachtenden Umgangs mit Flüchtlingen ist wichtig. Mit unten stehender Mail hat man zusätzlich die Möglichkeit, einen Protestbrief zu unterschreiben.

    Ich weiß nicht, ob das ok ist. Hans Joachim Friedrichs soll mal gesagt haben, ein Journalist solle sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer „guten“. Sie dürfen entscheiden:-)

    Ähm, wahrscheinlich muß dann der „Unterschreiben“-Button noch irgendwie aktiviert werden…

    Lieber Ralf-Michael Lübbers,

    vielleicht haben Sie sich in den letzten Tagen auch gefragt, ob das Leben einer Handvoll Millionäre mehr wert ist als die Leben von Hunderten von Flüchtlingen.

    Die Medien verfolgten mit angehaltenem Atem im Minutentakt das Schicksal der Besatzung des U-Boots Titan, das in die Tiefen des Atlantiks tauchte, um das Wrack der Titanic zu bewundern. Internationale Rettungskräfte wurden mobilisiert, um nach dem U-Boot zu suchen. [1]

    Kurz davor ereigneten sich zwei weitere Tragödien – aber die internationale Solidarität blieb aus. Ein Boot mit bis zu 750 Menschen an Bord, die Schutz und Sicherheit suchten, ging vor der griechischen Küste unter. Hunderte von Menschen starben, darunter viele Kinder. Und als ein Schlauchboot auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln sank, starben mindestens zwei Menschen auf der Flucht, und es wird befürchtet, dass 35 weitere ums Leben kamen. [2]

    Wir dürfen nicht zulassen, dass noch mehr Menschen, Familien und Kinder auf den Fluchtrouten sterben. Europa darf nicht wegschauen. Wir wollen ein Migrationssystem, das Rettungseinsätze unterstützt und die Rechte von Menschen, die Sicherheit suchen, respektiert. Helfen Sie uns, dies zu erreichen:

    Jetzt unterschreiben

    Referenzen:
    [1] https://www.npr.org/2023/06/21/1183417735/missing-sub-titan-titanic-rescue
    [2] https://www.nytimes.com/2023/06/21/world/europe/spain-migrants-canary-islands.html

    Unten folgt unsere E-Mail von letzter Woche:

    600 Menschen sind tot, weil Europa so grausam gegen Schutzsuchende an unseren Küsten vorgeht. Sorgen wir dafür, dass dies nie wieder geschieht. Sind Sie dabei?

    Jetzt unterschreiben

    Lieber Ralf-Michael Lübbers,

    ich schreibe Ihnen heute mit großer Traurigkeit und Wut.

    Letzten Dienstag um 23 Uhr ist ein Boot mit bis zu 750 Menschen an Bord vor der griechischen Küste gesunken. Es dauerte 5 Stunden, bis die Rettungsschiffe eintrafen. Unter den Toten sind viele Kinder. Stand heute, während ich dies schreibe, gibt es nur 104 Überlebende. [1]

    Das war ein Massenmord an Menschen auf der Flucht. Sie suchten Schutz und starben im Meer. Bei den Opfern handelte es sich um Familien – es waren Menschen wie Sie und ich. Sie hätten Hilfe, Sicherheit und Würde verdient, aber die Behörden haben nicht gehandelt. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich so etwas wiederholt.

    Deshalb schließt sich WeMove mit Organisationen in ganz Europa zusammen. Gemeinsam können wir die Verantwortlichen für diese Katastrophe zur Rechenschaft ziehen. Die europäische Grenzpolitik ist verantwortlich für den Tod von Menschen. Wenn wir uns jetzt zusammenschließen, kann dies der Wendepunkt für Europas grausamen Umgang mit Menschen auf der Flucht werden.

    Schließen Sie sich dieser Kampagne an, damit so etwas in Europa nie wieder passiert!

    Das darf nie wieder passieren

    14 Stunden lang wusste Frontex, die Grenzschutzagentur der EU, dass das Boot in Seenot war. 12 Stunden lang war die griechische Küstenwache vor Ort. Keiner von ihnen griff ein, bevor das Boot sank. Überlebende haben berichtet, dass die Küstenwache möglicherweise sogar eine Rolle dabei gespielt hat, dass das Boot kenterte. [2]

    Wir wissen, was geschehen muss, damit das Sterben an Europas grenzen aufhört:

    Unsere Politiker*innen müssen verhindern, dass der Migrationspakt im EU-Recht verankert wird. Er muss durch eine Politik ersetzt werden, die die Menschen schützt und die Menschlichkeit in den Vordergrund stellt. Wir wollen ein Migrationssystem, das: die Rechte von Asylsuchenden respektiert Rettungseinsätze auf See unterstützt und Menschenrechtsverletzungen an den Grenzen unterbindet die Verantwortung für die Aufnahme von Flüchtenden gerecht auf die europäischen Länder verteilt Frontex muss sofort aufgelöst werden und die Mittel müssen für die Aufnahme gestrandeter Flüchtlinge an den europäischen Küsten und Grenzen verwendet werden. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden – für ihren Anteil an dieser schrecklichen Tragödie.

    Immer wieder beweisen wir gemeinsam, dass nichts unmöglich ist, wenn wir geschlossen handeln. Erst letztes Jahr ist der langjährige Direktor von Frontex zurückgetreten, weil wir Druck gemacht haben, gemeinsam mit Europaabgeordneten, Partnerorganisationen und Aktivist*innen. [3]

    Lassen Sie uns jetzt zusammenarbeiten, um Menschen auf der Flucht zu schützen.

    Ralf-Michael, sind Sie auf unserer Seite?

    Jetzt unterschreiben

    Aleksandra Zielińska (Warschau), Anna Deveraux (London)
    für das gesamte WeMove Europe Team

    Referenzen:
    [1] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/griechenland-schiffsunglueck-100.html
    [2] https://www.bbc.com/news/world-europe-65914476
    [3] WeMove Europe: EU-Grenzchef: Treten sie zurück

  3. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    In D. gibt es über 2500 Verkehrstote im Jahr. Das ist einmal im Jahr eine Meldung wert und eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es deshalb schon mal gar nicht. Selbst solches Entsetzen wie sie es gerade aufzeigen bleibt weitgehend aus. Was haben die drei Arten zu Sterben gemeinsam. Keine einfache Frage aber mir würde dazu erst mal einfallen das alle Betroffenen freiwillig unterwegs waren. Währen die Menschen die im Verkehr ums Leben kommen zuhause geblieben würden sie noch leben. Gerecht ist die unterschiedliche Behandlung nie.

  4. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Ja, ich kann nichts daran ändern das Menschen sich auf Nussschalen setzen und aufs Meer raus fahren oder das es zu vielen Verkehrstoten kommt oder das es Millionäre gibt die in den Weltraum fliegen oder zur Titanic fahren. Man könnte da noch Terroranschläge u.s.w. anführen. Ein Punkt ist für mich ob jemand gezwungen wird das zu tun, und das würde ich z.B. bei den Frauen die aus der Ukraine kommen so sehen, oder nicht.

  5. @ hans:

    „Was haben die drei Arten zu Sterben gemeinsam. (…)mir würde dazu erst mal einfallen das alle Betroffenen freiwillig unterwegs waren. Währen die Menschen die im Verkehr ums Leben kommen zuhause geblieben würden sie noch leben.“

    Während ich jetzt einen Hausbesuch fahren muß (!) (mit Rad und Helm) können Sie ja mal spezifizieren, wen Sie mit „alle freiwillig unterwegs waren“ meinen. Und wenn Sie zu Hause Zeit haben, schauen Sie (vorsichtig!) mal nach, wie viele Menschen durch Haushaltsunfälle ums Leben kommen im Vergleich zu Verkehrsunfällen. (Sie haben hoffentlich einen FI-Schalter). Und inwiefern man davon sprechen kann, daß gefolterte oder vor Krieg oder Armut oder Umweltkatastrophen fliehende Menschen „freiwillig unterwegs“ sind.

    Vorhin gewitterte es hier. Da wäre ein Faradayscher Käfig nicht schlecht ( zum Beispiel Automobil).

  6. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Ich habe das Verkehrsthema genommen weil ich davon, dieses Risiko auf mich zu nehmen, selbst betroffen bin und es deshalb beurteilen kann ob ich es eingehe oder nicht. Die Frage was ich machen würde wenn ich als junger Mann in Syrien leben würde kann ich nicht beantworten. Ob es besser ist aufs Meer raus zu fahren nach dem man seine Familie im Stich gelassen hat weiß ich nicht und kann ich auch nicht wirklich beurteilen.

  7. @Alle:

    Es scheint mir wichtig zu sein, daß Betroffene sich in diesem Forum zu Wort melden. Jetzt beim Thema Flucht zum Beispiel Flüchtlinge. Warum fliehen sie?

    Ich stelle mir vor, daß eine von Putin`s Schergen auf syrische oder auf afrikanische Menschen abgeworfene Bombe diese genauso schrecklich buchstäblich zerreißt wie eine auf Ukrainer:innen. Und das Bomben keinen Unterschied machen zwischen jungen und alten Männern, Kindern, Frauen. Und das Menschen als Menschen das gleiche Recht haben sollten, davor zu fliehen. Ich weiß es aber nicht. Ich habe noch nie eine Bombe explodieren sehen.

    Und Folter, ich hatte mal einen Chef, „Dr. Streichholz“ hieß der (nicht in Wirklichkeit), wenn sein Kopf rot anlief war Kacke am Dampfen, der machte vor versammelter Mannschaft und vor Patienten rund, aber Folter stelle ich mir noch schrecklicher vor. Möchte jemand aus eigener Anschauung berichten? Wie fühlt es sich an, in einem libyschen Lager von einer Horde von Soldaten vergewaltigt zu werden, und der Ehemann muß zugucken? Man muß geographisch vielleicht garnicht so weit weg. Gibt`s hier einen DDR-Flüchtling, der berichten kann, warum er sein Leben beim Sprung über die Mauer riskiert hat?

    Scheiß auf Rechtschreibung und Grammatik. Nur Mut! Egal ob sächsisch oder plattdeutsch oder suahelisch die Heimatsprache ist. Es kommt nur auf Inhalt an!

  8. @hans:

    „Was haben die drei Arten zu Sterben gemeinsam. Keine einfache Frage aber mir würde dazu erst mal einfallen das alle Betroffenen freiwillig unterwegs waren. Währen die Menschen die im Verkehr ums Leben kommen zuhause geblieben würden sie noch leben.“

    Es fällt mir schwer, diese Sätze ernst zu nehmen. Jeder muß sich bewegen, und deshalb nimmt jeder am Verkehr teil. Vom Säugling bis zum Toten. Oft ist Verkehr nicht vermeidbar. Es brennt. Jemand hat Hunger. Jemand braucht Geld. Einer hat einen Herzinfarkt. Jemand möchte lesen und schreiben lernen. Da kommt Bewegung auf. Nicht jeder kann so autark leben wie Sie, hans. Ich kenne Sie zwar nicht, aber Sie müssen es ja irgendwie geschafft haben, nicht am Verkehr teilnehmen zu müssen.

    Natürlich gibt es viel „vermeidbaren“ Verkehr. Im Sinne von Umwelt und Sicherheit sollte unerwünschter vermeidbarer Verkehr tatsächlich vermieden werden. Zum Beispiel Arbeit, die man zu Hause erledigen kann, sollte man zu Hause erledigen können.

    Was, wenn man sich aus purer Freude an der Bewegung bewegen will? Ich lasse den Satz so stehen.

    Was mich an Ihrer Argumentation am meisten abstößt, hans, ist Folgendes: Wenn ein unbehelmter betrunkener Motorradfahrer „aus Spaß“ durch die Gegend rast und dabei einen Unfall verursacht, dann wird in unserem Land alles getan, um Leben und Gesundheit der Verletzten zu retten, und zwar auch das des Unfallverursachers. Und das absolut völlig zu recht. Und wenn ein Schiff untergeht oder zu havarieren droht, dann rettet man die Schiffbrüchigen, und zwar alle, die man retten kann. Das geht gar nicht anders. Egal ob sie aus purer Freude am Segeln unterwegs waren im Wattenmeer oder ob sie sich wohlbegründet mit vielen anderen in eine Nußschale ins Mittelmeer begeben. Alles andere ist strafbewährte unterlassene Hilfeleistung. Punkt.

    Ich habe nicht viel Erfahrung mit dem offenen Meer. Was mich bei meinem Sea-Wach-3-Einsatz 2017 sehr beeindruckt hat war, mitten im Wasser kein Land mehr sehen zu können. Man ist den Element Wasser ausgeliefert. Ich hatte keine Angst. Ich bin seefest, und unser Schiff war sicher (darauf habe ich mich verlassen). Die von Ihnen erwähnten Menschen in einer Nußschlale müssen sehr unter Druck stehen, daß sie dieses Risiko unterzugehen auf sich nehmen. Das sie ihren Familienangehörigen und Kindern dieses Risiko zumuten. Es zeigt, wie dramatisch schlimm die Situation in ihren Heimatländern sein muß, daß sie bereit sind, lieber zu sterben und ihre Kinder und Partner:Innen sterben zu lassen, als zu Hause zu bleiben.

    Die bringen sich nicht freiwillig in Gefahr. Die sind gezwungen dazu.

  9. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Natürlich nehme ich auch am Straßenverkehr teil. Das es ein Risiko gibt ist mir bewusst und muss ich akzeptieren. Da kann ich aber im kleinen etwas machen. Ich brauche nämlich keinen Staat der mir eine Geschwindigkeitsgrenze vorgibt. Wenn alle das machen würden die in Umfragen dafür stimmen hätte der Fall sich praktisch erledigt.
    Jetzt zu dem Thema Flüchtlinge. Wie haben ja derzeit zwei Gruppen von ihnen. Aus der Ukraine kommen hauptsächlich Frauen mit Kindern und aus Nordafrika junge Männer. Warum ist das so?

  10. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3JiYl8yMDhhOWY2YS0yNjBjLTQ0ZTAtYjJmYy00NTI3MTE2YTcwZTZfcHVibGljYXRpb24
    Natürlich sollte man jeden Menschen der in Lebensgefahr schwebt versuchen zu retten. Egal ob im U-Boot, Auto oder auf einer Nussschale. Das habe ich auch nie in Abrede gestellt. Wenn das aber gemacht ist sollte man diesen Menschen auch ermöglichen zu ihren Familien zurück zu kehren damit solche Situationen wie in dem Link zu sehen nicht entstehen. Politisch Verfolgten ist natürlich Asyl zu gewähren. Wenn die Politik nicht anfängt das alles zusammen zu sehen haben wir bald ein Problem. Ich denke das Klima wird uns nicht viele Jahre mehr lassen in denen die Zeit so gut war wie heute um das zu klären

  11. @hans:

    „Aus der Ukraine kommen hauptsächlich Frauen mit Kindern und aus Nordafrika junge Männer. Warum ist das so?“

    In der Ukraine gilt meines Wissens für jüngere Männer die Wehrpflicht. Meines Wissens dürfen junge Männer das Land nicht verlassen. Sie machen sich dann strafbar.

    (Ich hoffe, daß die Männer in der Ukraine den Kriegsdienst verweigern dürfen, wenn sie das wollen; das ist ein anderes wichtiges Thema. Ich erinnere mich, daß ich mich 1984 nach reiflicher Überlegung und mit sehr schlechtem Gewissen zu 50,0Periode1Prozent für den Wehr- und gegen den Zivildienst entschieden hatte, heute sehe ich angesichts des totalitären Massenmörders Putin keine Alternative zum Militär.)

    In Äthiopien gibt es meines Wissens einen lebenslangen Militärdienst.Betrifft der beide Geschlechter?

    „Politisch Verfolgten ist natürlich Asyl zu gewähren“, schreiben Sie, hans. Tja, nett. Dazu ist zweierlei zu sagen:

    Viele Menschen, die ein Recht auf politisches Asyl hätten, können es nicht einlösen, weil sie nicht geordnet hierher kommen und einen Asylantrag stellen können. „Lieber Staat, weil du mich folterst, möchte ich gerne ausreisen. Läßt du mich bitte. Liebes Einreiseland, ich bin von meinem Staat gefoltert worden und möchte deshalb einreisen. Läßt du mich?“ Das wäre die optimale Lösung, von der ich aber noch nie gehört habe, daß sie realisiert worden wäre, aus für mich nachvollziehbaren Gründen, zumindest was die wie soll ich sagen Motivation der Folterstaaten betrifft.

    Zweitens ist das Asylrecht zu eng gefasst. Menschen fliehen nicht nur, weil sie ihre Meinung sagen möchten (Leuuuteee, junge Männer und Frauen aus Nordafrika und von überall, hier in Deutschland könnt ihr eure Meinung sagen, tut das! bitte). Sie fliehen, weil sie (im Interesse der Reichen Industriestaaten) ausgebeutet werden. Sie fliehen, weil sie nichts zu essen haben, kein Dach über dem Kopf, keine medizinische Versorgung. Sie fliehen wegen unserer Grillwürste, unseren überdimensionierten Autos, unseren Flugreisen, unseren billigen Kleidern, unserem unfairen Tabak, ja, und auch wegen Putin. (Mit „unser“ meine ich das Konsumverhalten der meisten Menschen in den Industrie-und Schwellenländern, ich selbst konsumieren keine Tiere, keinen Tabak, und selbstveranlaßt habe ich im letzten Jahr 1000 (eintausend) Kilometer mit einem VW Polo zurückgelegt, meine letzte Flugreise war 2019 nach Catania/Sizilien zu einem Sea-Watch-Einsatz, zurück war die die Zeit nicht so drängend, und ich konnte sie im Zug verbringen. Man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen.)

  12. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Sie weichen aus. Wie soll eine Lösung aussehen die nicht zu den derzeitigen Fehlentwicklungen führt? Das sollten wir jetzt klären solange die Flüchtlingszahlen so niedrig sind. Wenn sie in x Jahren in vielfaches sind sollte entschieden sein wie da zu verfahren ist. Wenn die zehnfache Menge an Menschen im Land sind die unsere Verfassung und die dazu gehörenden Gesetze nicht achten ist es zu spät. Deshalb finde ich die von der EU jetzt beschlossenen Asylregeln , auch weil mir nichts besseres einfällt, auch erst mal einen guten Ansatz. Ich habe mein Arbeitsleben in der Deutschen Exportindustrie verbracht und da immer mit vielen Ausländern zusammen gearbeitet. Diese Leute sind und waren für mich nie ein Problem. Das ändert aber genau nichts. Personen die sich nicht einordnen wollen und straffällig werden müssen das Land verlassen oder besser gar nicht erst rein kommen ohne das Nothilfe oder Asyl verweigert wird. Dafür braucht es eine Lösung die auch noch bei viel höheren Flüchtlingszahlen funktionieren kann. Da können sie noch so oft beklagen wie schlimm die Welt ist. Das Ganze an der Grenze zu klären gefällt mir auch nicht. Es fällt mir aber nichts besseres ein.

  13. @hans

    Kann das sein, daß Sie versehentlich einen falschen Link einkopiert haben? Ich sehe in der kontraste-Vorschau nichts, was mit unserem Thema zu tun hätte. Clan-Kriminalität? Psychiatrie hinter Gittern? Ich sehe da keine anderen Themen.

  14. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Nein ich habe das Thema Clan Kriminalität gemeint. Das gehört zu dem Thema Einwanderung, Ausländer und Fehlentwicklung. Man kann das alles nicht getrennt sehen. Gerade lief im Fernsehen ein Bericht was heute in Gießen los war. Das kann doch nicht wahr sein und zwar genau so wenig wie das man im Mittelmeer Menschen ertrinken lässt. Das sind Fehlentwicklungen für die es eine Lösung braucht.

  15. Es ist doch derzeit recht klar zu sehen was am passieren ist. Die Menschen sind bereit über eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine zu akzeptieren. Wenn aber über das Mittelmeer Menschen aus Syrien kommen die dann einen Clan bilden und in Essen gegen die Stämme aus dem Libanon um die macht in der Stadt kämpfen sollte klar sein dass das nicht geht. Das geht übrigens auch nicht wenn sie in Syrien politisch verfolgt waren. Die könnte man höchstens fragen ob sie noch alle Tassen im Schrank haben nach dem was sie dort erlebt haben. Wie ich weiter oben geschrieben habe. Ich verstehe die Menschen nicht. Eritrea ist ja auch so ein Land. Warum prügeln die heute sich mit 1000 Polizisten von denen 22 danach verletzt sind? Die sollten doch froh sein aus dem Land raus zu sein und nicht hier letztlich die Machtfrage stellen sobald ein paar zusammen kommen.

  16. @hans:

    „Sie weichen aus. Wie soll eine Lösung aussehen die nicht zu den derzeitigen Fehlentwicklungen führt?“

    Worin bestehen für Sie die Fehlentwicklungen?

    „Personen die sich nicht einordnen wollen und straffällig werden müssen das Land verlassen oder besser gar nicht erst rein kommen ohne das Nothilfe oder Asyl verweigert wird.“

    Personen, die straffällig werden, weil sie gegen Gesetze verstoßen (und nur dann!), müssen angemessen bestraft werden. Da sind wir uns glaube ich einig. Mir würde da so ein Audi-Manager einfallen, Stadler oder so, der ist für tausende Feinstaub-Tote verantwortlich, der gehört in den Knast und nicht nach Hause nach (mutmaßlich Bayern) abgeschoben.

    Ich hatte bisher den Eindruck, daß man Menschen, die gegen Gesetze verstoßen, daran erkennt, daß sie gegen Gesetze verstoßen. Sie können erkennen, bevor sie gegen Gesetze verstoßen? Toll, das müssen Sie mir verraten, wie das geht. Ich habe immer mal wieder Privatpatienten, die die Rechnung nicht bezahlen. Wenn ich die vorher erkennen könnte, würde ich sie sofort nach Upgant-Schott oder Osteel abschieben, wo sie herkommen, die Halunken!

    „Wenn die zehnfache Menge an Menschen im Land sind die unsere Verfassung und die dazu gehörenden Gesetze nicht achten ist es zu spät. Deshalb finde ich die von der EU jetzt beschlossenen Asylregeln , auch weil mir nichts besseres einfällt, auch erst mal einen guten Ansatz“.

    Die zehnfache Menge, hui. Die gehören alle in einen Topf, diese Ausländer, also abgesehen von denen, die Sie als in der Exportwirtschaft Arbeitender selbst kennen – und wohl schätzen gelernt haben?
    Ich fand den heutigen Artikel in der Frankfurter Rundschau „Gelebtes Leben wird nicht gewürdigt-das kränkt“ (Seite 24 und 25) interessant. Es gibt anscheinend nicht nur Rassismus und Ausländerhass und Hass auf Frauen sexuelle Minderheiten, sondern auch Alterdiskriminierung. Ich als privilegierten weißer Mann könnte irgendwann mal diskriminiert werden, nur weil ich ein bestimmtes hohes chronologisches erreicht haben werde (wenn alles gut geht). Ups, “ für den einen ist das mit dem 50. Lebensjahr“, wenn das mit dem Alter losgeht. Scheibenkleister. 50? Also, ich will jetzt nicht mit meiner 92jährigen Mutter in einen Topf geworfen werden, nur weil ich ein bißchen über 50…

    Sie wissen vielleicht, daß alle Menschen Ausländer sind. Fast überall. Sie meinen also, sobald ich in Österreich urlaube halte ich mich sofort strikt nicht an die österreichischen Gesetze und überfallen als erstes Banken und tue anschließend das, was ausländische Männer tun, wenn sie einheimische Frauen sehen?

    Im Ernst: (ich weiß nie, ob man das groß oder klein schreibt) Ausländer verstoßen häufiger gegen Gesetze. Aber nur, was das Ausländergesetz betrifft (wogegen Einheimische definitionsgemäß nicht verstoßen können), nicht was andere Gesetze betrifft. Und junge Männer verstoßen häufiger gegen Gesetze als Frauen und …puh!:-) ältere Männer. Und zwar einfach nur, weil sie testosterongesteuerte junge Männer sind, aus Düsseldorf, mit kurdischem Hintergrund, erzkatholisch, protestantisch, nicht gläubig, mit Vorfahren, die noch während der Eiszeit direkt nach wo heute Deutschland ist gekommen sind und solche, die gerade erst zugereist sind aus Polen oder Pakistan. Aber: Nicht alle jungen Männer sind ausschließlich testosterongesteuert. Manche haben auch ein Großhirn.

    Morgen kann ich Ihnen nicht antworten. Da muß ich mig dem Auto durch Ostfriesland kurven. Kassenärztlicher Notdienst. Geben Sie mir ruhig schnell den Tipp, wid ich diese schmarotzenden nicht zahlenden Privatpatienten erkenne. War für mich bisher schwer herauszufinden, weil die meisten von ihnen ihre Rechnungen bezahlen. Gibt es da so Merkmale? Kopftuch? Sonnenbrille? Teure Uhr? Sommersprossen vielleicht? Ich hab’s gewußt! Es sind die mit den Sommersprossen, oder?

  17. Ich habe das, was Sie ab 18 Uhr geschrieben hatten, noch nicht gelesen, als ich meinen Text geschrieben habe. Muss ich noch nachholen.

  18. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Fällt ihnen eigentlich auf das sie mir in fast jedem Beitrag Aussagen unterstellen die ich nie gemacht habe? So mal als ein Beispiel:
    Die gehören alle in einen Topf, diese Ausländer, also abgesehen von denen, die Sie als in der Exportwirtschaft Arbeitender selbst kennen
    Das ist nichts anderes als eine Unterstellung von der ich mich ausdrücklich distanziere. Ob sie Probleme mit Privatpatienten haben oder nicht trägt auch nur in sehr überschaubarem Maße dazu bei unser Problem zu beschreiben. Um es auf den Punkt zu bringen ist das Problem das z. B Syrer oder jetzt Eritreer sich aus dem Mittelmeer retten lassen nach D. kommen sich dann syrischen Clans anschließen und hier im Land dabei sind die Machtfrage zu stellen. Das ist möglicherweise das Problem zugespitzt Formuliert und ich weiß auch nicht wie man damit umgehen sollte aber gewähren lassen kann wohl nicht die Lösung sein. Mit großer Sicherheit trifft das auch nicht auf die Mehrheit der Ausländer zu aber bei den Menschen aus den genannten Ländern bin ich mir da nicht so sicher. Soweit ich weiß lässt das Strafrecht zu das diese Menschen ihr Aufenthaltsrecht verlieren. Nur hilft das ? Offensichtlich nicht weil sie nicht abschiebbar sind. Also braucht es eine andere Lösung. Ein Audi Chef der etwas falsches gemacht hat wird von einem Gericht verurteilt und das Urteil wird umgesetzt. Ich würde mir als erstes wünschen dass das auch bei Menschen geschieht die von einem Gericht gesagt bekommen das sie kein Aufenthaltsrecht in diesem Land mehr haben. Wie auch immer so ein Urteil umzusetzen ist. Mit anderen Worten. Gleichbehandlung verurteilter Menschen egal ob Ausländer oder Deutsche bei der Umsetzung einer Gerichtsurteils.
    Und als letztes möchte ich sie bitten mir nicht dauernd Sachen zu unterstellen die ich weder vertrete noch sage nur weil sie auch leine Lösung für die Probleme haben und deshalb ausweichen.

  19. @hans:

    „Fällt ihnen eigentlich auf das sie mir in fast jedem Beitrag Aussagen unterstellen die ich nie gemacht habe“, fragen Sie?

    Die Freundin von meinem Sohn sagte mal, als sie ein Gespräch beobachtete: „Du achtest ja genauso scharf auf Sprache wie Tobias.“ Sie ist Ausländerin, spricht aber akzentfrei deutsch (Heimatsprache luxemburgisch). Ich weiß nicht, ob sie das als Kompliment oder als Kritik meinte. Ich finde es jedenfalls extrem wichtig, auf präzise Sprache zu achten. Denn die Art, wie wir denken und sprechen beeinflußt wie wir handeln. Und, vielleicht sind`s Gene, dann kann ich sowie so nichts dafür;-)

    Ich versuche, mich mit den Teilnehmern des Forums inhaltlich auseinanderzusetzen. Es geht mir um Themen und nicht um Personen. Bei Ihnen, hans, habe ich manchmal das Problem…ich will es an einem Beispiel erläutern:

    „Was haben die drei Arten zu Sterben gemeinsam. Keine einfache Frage aber mir würde dazu erst mal einfallen das alle Betroffenen freiwillig unterwegs waren (als Verkehrsteilnehmer, Anmerkung von mir). Währen die Menschen die im Verkehr ums Leben kommen zuhause geblieben würden sie noch leben.“ Ich hatte Sie gefragt, ob Sie das ernst meinen.

    Was Sie geschrieben haben ist (vor allen Dingen menschenverachtend, aber auch) unpräzise. Fast jeder ist gezwungen, sich außerhalb der eigenen Wohnung und des eigenen Grundstücks zu bewegen, also am Verkehr teilzunehmen. Man kann das Risiko, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, nicht nullen. Es ist zynisch, zu schreiben: „Währen die Menschen die im Verkehr ums Leben kommen zuhause geblieben würden sie noch leben“. Es ist zynisch, weil viele Verkehrsopfer nicht freiwillig am Verkehr teilnehmen. Diskutieren kann man, ob man unnötige Risiken vermeiden sollte. Nach meinem Dienst fahre ich gleich mit dem Bus nach Hause. Wenn sich in dem Bus Sicherheitsgurte befinden, werde ich wahrscheinlich wieder der Einzige sein, der einen solchen anlegt. Das wundert mich. Die Gesellschaft sollte dafür sorgen, daß unnötiger Verkehr vermieden wird und für die restlichen Kilometer die jeweils sichersten und umweltschonensten Verkehrsmittel in der sichersten und umweltschonensten Weise genutzt werden. Aber das weicht jetzt alles sehr vom Thema ab.

    Noch ein Beispiel bezüglich Formulierungen:

    „Um es auf den Punkt zu bringen ist das Problem das z. B Syrer oder jetzt Eritreer sich aus dem Mittelmeer retten lassen nach D. kommen sich dann syrischen Clans anschließen und hier im Land dabei sind die Machtfrage zu stellen.“ Diese Formulierung weckt in mir die Phantasie, alle (!) Syrer:innen und alle Eritreer:innen nehmen den lebensbedrohlichen Weg über das Mittelmeer auf sich, um sich dann endlich in Deutschland syrischen Clans anschließen zu können. Muß ich morgen unbedingt mit meiner syrischen medizinischen Fachangestellten besprechen. Wenn Sie anschließend nichts mehr hören, dann hatten Sie Recht, hans.

    Einig sind wir uns darin, hans, daß Verbrechen bestraft werden müssen. Ich meine, sie müssen angemessen bestraft werden (absolut ohne Todesstrafe).

    Ich hoffe, daß ich morgen in der Mittagspause etwas Zeit habe, um Ihre Kernfrage „wie soll man mit Flüchtlingen umgehen“ zu diskutieren.

  20. Das hat der aus Syrien stammende Ehemann meiner medizinischen Fachangestellten geschrieben. Ich darf das weiterleiten…

    Clans befinden sich in Daraa und Swiedaa im Süd-Syrien und im Ost-Syrien vor allem in Der Alzzour und Raqqa. Diese findet man nicht in Damskus, Latakia, Homs, Aleppo, Hamah oder in der anderen Städte so weit ich weiß.
    Diese Verstöße, die sich in NRW passiert, waren eine Reaktion auf wiederholte Provokationen seitens der seit Jahrzehnten in Deutschland existierenden libanesischen Clans.
    Natürlich gibt es keine Rechtfertigung für solch schlechte Taten der syrischen Clans
    Aber wenn die Polizei in NRW schon früher die rechtigen Maßnahmen gegen die Provokationen der libanesischen Clans ergriffen hätte, wäre es nicht zu diesem schlimmen Punkt gekommen.

  21. @hans: Wie mit Flüchtlingen umgehen?

    In der ganzen Menschheitsgeschichte mußten immer wieder Menschen fliehen vor Gewalt, Ungerechtigkeit, Umweltkatastrophen. Es ist unwahrscheinlich, daß sich das in Zukunft bessern wird.

    Viele in Deutschland geborene und sich als „Ur-Deutsche“ empfindende Menschen haben Angehörige mit Fluchtgeschichte. Sie müßten sich eigentlich in die Problematik der Flüchtenden einfühlen können. Absurd ist es, wenn diese Menschen mit ausländischen Wurzeln auf Menschen mit ausländischen Wurzeln herumhacken.

    Wir brauchen aus wirtschaftlichen Gründen Menschen aus dem Ausland, die tatkräftig unsere Wirtschaft in Gang halten.

    Nationalismus ist ein untaugliches Konzept, was Menschen künstlich trennt.

    Kann man Fluchtursachen beseitigen? Man kann es versuchen. Man sollte es auch versuchen. Es ist aber schwierig, selbst wenn man sich anstrengt. Und ich sehe nicht, daß sich auch nur im Geringsten darum bemüht wird, Fluchtursachen zu beseitigen.

    Durchgeknallte Diktatoren und Nationalisten, die Menschen gewaltsam unterdrücken, sind eine wichtige Fluchtursache. Hier ist es wichtig, solche Diktatoren nicht zu unterstützen. Vor allen Dingen nicht mit Waffen. Passiert nicht.

    Die menschengemachte Heißzeit wird in Zukunft zunehmend dafür sorgen, daß Menschen fliehen müssen. Ich denke zum Beispiel an die Leute in Ahrweiler, die vor einem Jahr plötzlich zu Binnenflüchtlingen wurden. Und an die Menschen in Pakistan, wo -wie war das- 2/3 der Landfläche überschwemmt war. Die Treibhausgasemmisionen steigen, Kipppunkte werden überschritten.

    Die Ausbeutung von Menschen im Ausland, die sie zunehmend verarmen läßt und bei ihnen den verständlichen Wunsch weckt, dorthin zu gehen, wo die Gewinne ihrer Arbeit hinfließen.

    Wahrscheinlich gibt es neben dem Nationalismus ein Kernproblem, das angegangen werden muß. Der Autor eines Buches, das ich gerade gelesen habe, nennt das „Blackrock und Co enteignen!“. Die ungezügelte Marktwirtschaft muß auf die bekannte soziale Marktwirtschaft umgestaltet werden mit einer ausreichenden ökologischen Komponente (also hin zu einer ökosozialen Marktwirtschaft). Die Teilnahme an demokratischen Entscheidungen darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Dazu braucht es Parteien, die für eine ökosoziale Politik eintreten. Seit Ronald Reagan, Margret Thatcher, Bill Clinton, Toni Blair, gerd schröder, dem unter schröder ehemaligem Arbeitsminister Olaf Schloz, sogar Barak Obama gibt es solche Parteien nicht mehr.

    So stelle ich mir die Beseitigung von Fluchtursachen vor. Not easy. Also werden weiter Menschen fliehen…

  22. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Zunächst für sie die Information das ich vom System oder Bronski gesagt bekommen habe ich soll nicht so viele Beiträge schreiben. Da wir hier zu Gast sind werde ich mich daran halten.
    Nun zu ihrem letzten Beitrag. Im Grund kann ich dem komplett zustimmen allerdings sind es nur Überschriften die relativ wenig Aussagekraft haben zu dem was im Land leider tatsächlich am passieren ist. Die Eritreer die am letzten Wochenende in Gießen eingetroffen sind und sofort um 5:30 Uhr die Polizei angegriffen haben könnten leicht zu einem hohen % anerkannte Asylanten gewesen sein, oder das was in Essen passiert ist oder hier wurde vor einigen Jahren in Dietzenbach ein Feuerwehreinsatz mitten in der Nacht herbeigeführt , da hat man die Eisatzkräfte eingekesselt und mit Steinen beworfen. Soll das ein Staat einfach als unvermeidliche Begleiterscheinung von Einwanderung hinnehmen? Wieviel Prozent z. B. von Syrischen Flüchtlingen, sie können auch jede andere Nation nehmen, sich solchen Gruppen anschließen weiß ich nicht. Es sind nur zu viele. Ich möchte weiter in einem freien Land leben können und da passen solche Gewaltausbrüche nicht nur nicht dazu sondern sie beenden diese Art zu leben. Nach meiner Meinung sollten diese Menschen aus dem Land entfernt werden. Eigentlich bin ich sogar davon überzeugt das die Mehrheit der Ausländer die ich in meinem Leben, wie oben schon genannt, kennengelernt habe sich dieser Meinung anschließen würden.

  23. @hans:

    „Zunächst für sie die Information das ich vom System oder Bronski gesagt bekommen habe ich soll nicht so viele Beiträge schreiben.“

    Ich denke mal, es wird der aus Fleisch und Blut bestehende Lutz Büge/“Bronski“ gewesen sein und hoffentlich nicht künstliche „Intelligenz“. Ich habe mich auch schon mal bei Herrn Büge/“Bronski“ dafür entschuldigt, wenn ich in kurzen Abständen hintereinander Leserbriefe geschrieben habe. Deshalb versuche ich, mich auf Themen zu beschränken, die mir wirklich wichtig sind und die ich nicht ausreichend beleuchtet sehe. Und mir ist es peinlich, wenn mein Name unter der Rubrik „jüngste Kommentare“ x mal hintereinander erscheint. Andererseits äußere ich mich meistens nur zu meinen eigenen Leserbriefen, wenn die in der FR gedruckt wurde. Das kann egozentrisch wirken. Nützt ja nix, wie man bei uns sagt…
    Nebenbei: Ich weiß nicht, ob es unhöflich ist, einfach nur „Bronski“ zu schreiben. Wahrscheinlich nicht, Bronski, weil es ist ja ihr Markenzeichen beziehungsweise ihr Künstlername…“hans“ schreibe ich, weil sie sich in diesem Forum ja so nennen.

    Sie schreiben: „Nun zu ihrem letzten Beitrag. Im Grund kann ich dem komplett zustimmen allerdings sind es nur Überschriften die relativ wenig Aussagekraft haben zu dem was im Land leider tatsächlich am passieren ist.“ Sie meinen wahrscheinlich mit „was im Land tatsächlich passiert“ Verbrechen oder Ausschreitungen von nicht …ursprünglichen Deutschen (weiß nicht, ob dieses komplizierte Wort „mit Migrationshintergrund“ wirklich sachdienlich ist…). Wenn ein Verbrechen begangen wird, spielt es keine Rolle, welche Nationalität oder Hautfarbe oder Geschlecht oder Religion oder auch Nicht-Religion jemand hat. Wenn man allen Menschen, die in eine Gruppe hineingeboren wurden, unterstellt, daß sie mitschuldig sind an Verbrechen, die angeblich in ihrem Namen verübt wurden, dann ist das rassistisch. Ich muß mich zum Beispiel nicht dafür entschuldigen, daß Protestanten im Nordirland-Konflikt Katholiken erschossen und zerbombt haben, einfach weil sie katholisch waren. Und meine verstorben Patentante mußte sich zu Lebzeiten bei mir nicht dafür entschuldigen, daß Katholiken im Nordirland-Konflikt Protestanten erschossen und zerbombt haben, einfach weil sie evangelisch waren. Die haben das nicht in meinem Namen gemacht. Und die haben das auch nicht im Namen meiner Tante gemacht. Das gilt auch aktuell für die von Ihnen erwähnte syrischen Clans. „Natürlich gibt es keine Rechtfertigung für solch schlechte Taten der syrischen Clans“, schrieb der aus Syrien stammende Ehemann meiner aus Syrien stammenden medizinischen Fachangestellten. Es gibt dafür keine Rechtfertigung, das was da passierte ist ein Verbrechen, aber niemand muß sich für ein Verbrechen entschuldigen, das er nicht begangen hat. Die Antwort von dem Ehemann ist perfekt!

    Eine weitere Frage ist, wie schlimm sind die Verbrechen der syrischen Clans und der eritreischen Protestierer? Die waren laut und haben Chaos verbreitet. In der Frankfurter Rundschau stand (sinngemäß), die eritreische Regierung habe in Deutschland Propaganda für sich betreiben wollen, und dagegen haben diejenigen, die genau wegen dieser diktatorischen Regierung hierher geflüchtet sind, protestiert, unangemessen hart, muß ich zufügen.

    Schlimm ist in meinen Augen, wenn die Individuen und die Gesellschaft sowenig Klimaschutz betreibt, daß Kipppunkte überschritten werden und sich das Klima auf Dauer unerträglich erhitzt. Schlimm ist, wenn am Schreibtisch entschieden wird, daß Waffen an Diktatoren verkauft werden. Schlimm ist, wenn führende SPD-Mitglieder sozialdemokratisch Ziele hintertreiben und Grüne sich nicht für ausreichenden Klimaschutz einsetzen und sich eine rotgrüngelbe Bundesregierung pure gelbe neoliberale Politik betreibt (vor allen Dingen, weil Olaf Scholz es so will, denke ich).

    Das alles bewirkt, daß Menschen aus Syrien und aus Eritrea hier nicht zu Besuch sind, um sich als zahlende Touristen unser schönes Land anzugucken, sondern weil sie es in ihren diktatorischen und ausgebeuteten Heimatländern nicht aushalten. Das sind Nachrichten. Das muß thematisiert und skandalisiert werden. Und ja, die Verbrechen der syrischen Clans sind nicht zu rechtfertigen und müssen angemessen bestraft werden. Und die anderen von mir erwähnten Verbrechen noch viel mehr!

  24. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Im Regelfall schreibe ich auch nur zu einem Thema. Letzte Woche habe ich auch nebenan zum Thema AFD geschrieben weil da immer der meiner Meinung nach wichtigste Punkt für die vielen Protestwähler in Osten nicht angesprochen wird. Das werde ich in Zukunft wieder sein lassen und mich auf ein Thema konzentrieren.

    tatsächlich am passieren ist.“ Sie meinen wahrscheinlich mit „was im Land tatsächlich passiert“
    Dazu kann ich nur sagen das diese Aussage alleine aufzeigt wie sehr sie die Situation unterschätzen. Inzwischen vermute ich schon das es an der beschaulichen ruhigen Nordseeküste liegen könnte an der sie, wenn ich es richtig verstanden habe, leben. Weder der Syrische noch der libanesische Clan in Essen sind selbst in den Minuten in denen ich das schreibe nicht aktiv. Da ist dauernd etwas am passieren. Diese Leute fahren nicht aus Zufall mit einem Porsche durch die Gegend. Das hat immer Gründe auch wenn sie nicht öffentlichkeitswirksam um Macht in der Stadt kämpfen. Gestern konnte man bei der heute Sendung hören das es hauptsächlich junge Männer arabischer Herkunft sind die derzeit die Schwimmbäder in Berlin aufmischen. Das können sie ernsthaft nur wenn sie organisiert als Gruppe auftreten. Das zu den Gruppen die das Land verändern wollen nicht alle Ausländer gehören und das sich niemand für etwas entschuldigen muss das er nicht getan hat ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit die man nicht erwähnen braucht. Selbst wenn diese Menschen die sich völlig daneben benehmen eine kleine Minderheit währen sind es zu viele. Sie sind dabei die Machtfrage zu stellen wenn der Staat das nicht klar unterbindet. Zwei Gründe warum die AFD so stark geworden ist habe ich an anderer Stelle schon genannt. Das ist jetzt der Dritte und nach meiner Meinung letzte.
    Es wird mir aber kaum möglich sein sie zu überzeugen. Den Versuch habe ich gemacht. Jetzt schau ich mich mal nach einem neuen Thema um.

  25. @hans:

    „Das zu den Gruppen die das Land verändern wollen nicht alle Ausländer gehören und das sich niemand für etwas entschuldigen muss das er nicht getan hat ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit die man nicht erwähnen braucht.“

    Leider habe ich den Eindruck, daß das keine Selbstverständlichkeit ist (das ist übrigens auch mein Eindruck beim Gespräch mit bestimmten Familienangehörigen; meine Mutter mochte meine Patentante nicht, „weil Katholiken falsch sind“ und „weil sie ein Flüchtling ist“, Binnenflüchtling, würde man heute sagen, aus Ostpreußen oder so; das ist jetzt ein Beispiel einer Person).

  26. Was nicht meine Lieblingsbeschäftigung ist ist Reden halten. Jetzt bin ich von der Auricher Amnesty International-Gruppe eingeladen worden, so etwas zu tun. Unten stehendes Manuskript hat mit unserem Thema zu tun.

    Weiß jemand, wie diese russischen Puppen heißen, die „ineinander“ stehen?

    Rede:

    Wenige Kilometer von diesem Platz entfernt, kurz vor Norderney, stürzte ein Flugzeug ab. Es ist ein paar Jahre her. Die Ostfriesischen Nachrichten berichteten damals davon. Zur Rettung des Piloten waren unter anderem Christoph 26, die Hubschrauber des SAR Northern Rescue, die Polizei Niedersachsen, der Seenotkreuzer Eugen, die Seenotrettungsboote Ellie Hoffmann-Röser und Otto Diersch, ein Schiff der Wasserschutzpolizei sowie Taucher eingesetzt worden. Und zwei zivile Schiffe beteiligten sich dazu. 

    Ein Mensch gerät in Not, und sofort wird alles in Gang gesetzt, um diesen einen Menschen zu retten. Alle Rettungsmittel, die verfügbar waren, und Nicht-Profis, die zufälligerweise vor Ort waren, taten ihr Bestes. So rettet man Menschenleben. Oder man versucht es wenigstens. In diesem Fall leider vergeblich. Der Pilot konnte nur tot geborgen werden.

    Ein paar Jahre zuvor im Hafen von Catania in Sizilien. Mit dem Flugzeug wurde ich hingeflogen. Alles mußte schnell gehen. Die Sea-Watch 3 wartete auf ihren Einsatz. Ich sollte mit Kolleg:innen Menschen medizinisch versorgen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten sind. 

    Wir konnten vom Hafen aus den Ätna  sehen. Er rauchte damals vor sich hin. Je nach Windrichtung änderte sich die Richtung der Fahne. So ging das jeden Tag. Wir warteten darauf, endlich Auslaufen zu dürfen. Denn wir wußten, da draußen, auf dem Meer, da waren kleine mit Menschen überfüllte Boote, die in Seenot gerieten, und die Menschen würden jämmerlich ertrinken, wenn man sie nicht rettete. So ging das jeden Tag. Ich machte Fotos von der Rauchfahne des Ätna. Es ist erstaunlich interessant, so einen Vulkan zu beobachten, der immer gleich aussieht und doch jeden Tag anders. Währenddessen ertranken wenige hundert Kilometer von uns entfernt Familien mit Kindern, Männer, Frauen, weil keine staatlichen Rettungsschiffe sich aufmachten, um sie zu retten. Und weil der Besatzung der Sea-Watch 3 und den Besatzungen anderer Rettungsschiffe das Auslaufen verboten war.

    2 Jahre zuvor. Ganz andere Welt damals. Sea-Watch und andere private Hilfsorganisationen durften Schiffbrüchige vor dem Ertrinken retten.

    Spiegelglatte See. Kein Wind. Nur Wasser, soweit das Auge reicht. Wie muß es sich anfühlen, in einem kleinen Boot zusammen mit hunderten anderen zusammengepfercht

    zu sein. Kein rettenden Ufer zu sehen, kein Schiff.

    Es ist Nacht. Ich habe Wachdienst auf der Sea-Watch 3. Heftiger Wind zieht auf. Der Himmel und die Sterne bewegen sich schwankend. Faszinierend. Es ist nicht der Himmel,  der so hin und her schwankt, es ist die Sea-Watch 3. Ich fühle mich sicher, denn unser Schiff ist sicher, und die Seeleute sind Profis. Es macht mir Spaß. 

    Wie müssen sich die Menschen fühlen auf den kleinen Flüchtlingsbooten. Wie Sardinien in einer Dose sind sie zusammengepfercht. Kinder, Männer, Frauen. Schwangere. Gebärende. Tage oder Wochen sind sie auf den Booten. Wohin mit ihren Exkrementen? Heftig schaukeln die Boote, wenn Wind und Sturm aufzieht. Die Männer und Frauen am Steuer sind keine Profis. Wer nicht seefest ist kotzt sich die Seele aus dem Leib. Werden wir gerettet? Müssen wir ertrinken? Sterben meine Kinder?

    Es ist Nacht. Der Kapitän weckt mich. Ich muß aufstehen. Es kommen Schiffbrüchige an Bord. Übernommen von einem Schiff einer anderen Hilfsorganisation. Ich gehe ins hospital. Warte auf Patienten, die ärztlicher Hilfe bedürfen. Eine Mutter mit ihrem frisch entbundenen Säugling wird gebracht. Die Rettungssanitäter, der Krankenpfleger und ich versorgen sie. Dem Neugeborenen geht es gut. Die Mutter bekommt Fieber. Ich gebe über einen Tropf Antibiotika. Die Mutter faßt Vertrauen in uns. Nach einigen Tagen fummelt sie umständlich einen zusammengeknüllten Plasikbeutel auseinanderauseinander, indem mehrere andere ineinander geknüllte Beutel sind.

    Wie die russischen Puppen. Im innersten Beutel ein Fetzen Papier. Darauf stehen der Name der Mutter, der Name des Kindes, so es geboren werden sollte, und die Telefonnummer eines libyschen Arztes. Der habe ihr geholfen. Den sollen wir anrufen. Informieren darüber, daß sie und ihr Kind überlebt haben. Diese Frau wollte sicherstellen, daß von ihr und ihrem Kind wenigstens ein trockener Fetzen Papier übrig bleibt mitmit ihren Namen, wenn sie es nicht bis Europa schaffen würden, sondern als Leichen in der Tiefe des Mittelmeers versunken wären. 

    Ich habe nur wenige Fotos von den Geretteten gemacht auf der Sea-Watch 3, 2017. Ich wollte sie nicht in ihrem Leid zeigen. Ein Foto allerdings schaue ich mir gerne an. 3 fröhlich in die Kamera grinsende kleine Jungs, die albern und verspielt in meine Kamera schauten. Wie schön, daß sie gerettet waren. Und auch die anderen über 200 Schiffbrüchigen. Die Mutter mit ihrem neugeborenen Kind.

    Christoph 26, die Hubschrauber des SAR Northern Rescue, die Polizei Niedersachsen, der Seenotkreuzer Eugen, die Seenotrettungsboote Ellie Hoffmann-Röser und Otto Diersch, ein Schiff der Wasserschutzpolizei sowie Taucher. 2 zivile Schiffe. So rettet man Menschenleben. Sea-Watch 3 und andere Rettungsschiffe am Auslaufen hindern, keine eigenen staatliche Rettungsschiffe rausschicken, so tötet man Menschen.

     

    Beim Lesen des Artikels über die leider gescheiterte Rettungsaktion vor Norderney kam mir der Gedanke: Und die Retter durften einfach so in Not geratene Menschen retten?

     

    Genau. Das ist das Normale und Selbstverständliche, was da vor Norderney passierte. Menschen in Not rettet man und läßt sie nicht sterben. Was auf dem Mittelmeer mit Schiffbrüchigen geschieht ähnelt eher dem Verhalten eines Unrechtsregimes als dem Verhalten einer Friedensnobelpreisträgerin Europäische Union. 

  27. Die EU zahlt dem autokratischen tunesischen Präsidenten Kais Said 900 Millionen Euro, damit dieser buchstäblich mit allen Mitteln Flüchtlinge davon abhält, Richtung Europa zu fliehen. Mutmaßlich Kais Said veranlaßt seine Grenztruppen, Geflüchtete ohne Wasser und Lebensmittel in der Wüste auszusetzen. Alle daran Beteiligten verhalten sich erbärmlich und kriminell. Das Foto auf der Titelseite vom 18.7.23 mit der Überschrift „In die Wüste geschickt“ ist für mich Pressefoto des Jahres 2023. Zusammen mit dem Foto auf Seite 4. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zusammen mit der rechtsradikalen italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und dem autokratischen tunesischen Präsidenten Kais Said, die beiden Frauen verschmitzt lächelnd.

    Es wäre schlimm, wenn die Europäische Gemeinschaft hier ihr wahres Gesicht zeigt.

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