Blogtalk zum Thema Integration

Angeregt durch die Diskussion über die Sarrazin-Thesen hatte ich die Idee, dass wir uns Einsichten aus erster Hand verschaffen könnten. Ich freue mich, dass Offenbachs Bürgermeisterin Birgit Simon (Grüne, zuständig für das Sozialdezernat) zugestimmt hat, mit uns in einem Blogtalk über Integrationspolitik in Offenbach zu sprechen. Seit September 2006 bekleidet Birgit Simon dieses Amt. Fast die Hälfte der Offenbacher Bevölkerung hat Migrationshintergrund; etwa 30 Prozent der in Offenbach lebenden Menschen haben einen ausländischen Pass; mehr als hundert Sprachen werden in Offenbach gesprochen, das zurzeit mit rund 118000 Einwohner die fünftgrößte Stadt Hessens und die Stadt mit dem höchsten Ausländeranteil Deutschlands ist und von einer Ampelkoalition regiert wird. Offenbach wurde „2009 mit der Auswahl der Stadt als Modellregion Integration von der Hessischen Landesregierung als beispielhaft anerkannt“, wie es hier heißt. Dabei wollen wir natürlich auch über die „Problemzonen“ sprechen, also über die östliche Innenstadt, wo sich besonders viele ausländische, von Arbeitslosigkeit betroffene Einwohner konzentrieren. Wir wollen aber auch wissen, wie es kommt, dass Offenbach mit den Problemen, die aus der Bevölkerungsstruktur herrühren, offenbar besser zurechtkommt als viele andere Städte.

Der Blogtalk wird am 21. und 22.9. stattfinden und ist offen, d.h. Fragen können auch von Userseite kommen. Ich hoffe, dass meine Kollegin Wiebke Rannenberg, FR-Redakteurin in Offenbach mit Schwerpunkt „Soziale Themen“, mir bei diesem Blogtalk zur Seite stehen wird. Sie hat Lust darauf, muss aber noch klären, ob sie Ressourcen frei hat.

Wenn Sie Fragen haben, scheuen Sie sich nicht, sich zu beteiligen. Es gibt nur eine Bedingung: Beteiligen Sie sich an diesem Blogtalk mit Klarnamen! Wenn Sie unbedingt an einem Nicknamen festhalten wollen, geben Sie mir per Mail Ihre Identität (mindestens mit den Angaben Name und Wohnort) bekannt und stimmen Sie zu, dass ich Birgit Simon darüber informiere, mit wem sie redet. Diese Mindesteinschränkungen erachte ich schon allein aus Gründen der Höflichkeit für richtig. Darüber hinaus denke ich, dass niemand etwas zu fürchten hat, wenn er oder sie hier eine offene Frage stellt – also warum nicht gleich mit Klarnamen?

Herzlichen Dank!

Bronski

Verwandte Themen

124 Kommentare zu “Blogtalk zum Thema Integration

  1. Sehr geehrte Frau Simon,

    die Diskussionen um das umstrittene Buch Thilo Sarrazins zeigen u.a. eines sehr deutlich: Die Bürger sind mit der Integrationspolitik der Vergangenheit äußerst unzufrieden. Trotz seiner kruden, biologistischen Erklärungsmuster gibt es eine Mehrheit in der Bevölkerung, die den Thesen des ehemaligen Berliner Finanzsenators zumindest teilweise zustimmt.

    Ich wohne in Berlin und erfahre die Probleme, die Sarrazin u.a. benennt. Viele Zuwanderer, v.a. jene aus der Türkei und arab.Ländern, schotten sich in Parallelgesellschaften ab, leben nach eigenen Regeln, die häufig nicht mit unserer Werte- und Rechtsordnung vereinbar sind. Die Studie des Berlin-Institituts von 2009 belegt, dass bei angesprochenen Einwanderergruppen ein Mangel an Integrationsbereitschaft vorhanden ist. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass andere Migrantengruppen bei gleichen Voraussetzungen sehr gut an Gesellschaft und Arbeitsmarkt partizipieren (wie z.B. jene aus SO-Asien).
    Wie erklären Sie sich dieses Ergebnis?

    Ich will einige Problembeispiele ansprechen, die aufzeigen, welche Gefahren mit der Manifestierung von Parallelgesellschaften einhergehen.
    In Berliner Frauenhäuser stammen die meisten Schutzsuchenden (über 50%, Quelle:Tagesspiegelbericht) aus türk. und arab. Migrantenmilieus. Dies ist ein überproportional hoher Anteil. Und selbst in diesen Einrichtungen werden sie noch von den Familienclans bedroht, weggelockt und anschließend erneut mißhandelt.

    Nach dem Ehrenmord an Hatan Sürücü befragte der rbb muslimische Schüler nach deren Einstellung zu der Tat. Das Ergebnis war erschreckend und hatte laut Tagesspiegel zur Folge, dass die Berliner Regierung verbindichen Ethikunterricht einführte. Eine große Mehrheit der männl. Heranwachsenden hatte zugegeben, eine solche Tat ebenfalls zu begehen, wenn das Familienoberhaupt dies verlange.

    In der letzten Printausgabe der linksalternativen(!) Berliner “Zitty” wird unter dem Titel “Flucht vor Multikulti, wenn Familien ihren Kiez verlassen” über die Mißstände in Berliner Problemschulen mit hohem Migrantenanteil berichtet. Lernniveau und -bereitschaft sind hier extrem gering. Beleidigungen gegenüber Lehrern kommen häufig vor, nicht selten kommt es zu Übergriffen. Eine Mutter erzählt, dass ihre Tochter von ihren vorwiegend muslimischen Mitschülern gemobbt wird, weil es bekennt, nicht an Gott zu glauben. Selbst der Mitbegründer der TAZ, Max Thomas Mehr schickt als Kreuzberger seine Kinder nicht auf örtliche Kiezschulen. Er hält das Niveau, auf dem in der linken Szene Integrationsprobleme diskutiert werden, für völlig überholt. Das Hauptproblem sieht er in dem Nachzug von Ehepartnern, die sich nicht in Deutschland sozialisiert haben.

    Es gibt sicher Millionen von Einwanderern, die sich in diesem Land eingelebt haben und wohl fühlen. Doch dies darf nicht den Blick auf o.g. Probleme vesrtellen, die stark zunehmen.
    Wäre es nicht wichtig, Einwanderern unsere Erwartungshaltung besser zu vermitteln und Integrationsleistungen auch verstärkt einzufordern?

  2. @ fox

    Danke für den Beitrag. Ist registriert und wird in den Talk einfließen. Ich erkenne die Positionen von Necla Kelek.

    Der Blogtalk ist allerdings erst am 21. und 22.9. Ich habe aber nichts dagegen, hier schon mal Fragen zu sammeln. Müssen dann allerdings schauen, ob sie für die Situation in Offenbach genauso relevant sind wie für die in Berlin.

  3. Deutschland hat Probleme, was die Integration von Mitgliedern
    anderer Kulturkreise und religiöser Gemeinschaften anbelangt.
    Diese Probleme lassen sich nur unter Einbeziehung der Migranten und einer realitätsbezogenen Politik lösen.

    Herr Sarrazin hat kein Konzept, diese Probleme auch nur annähernd zu benennen oder gar Lösungsmöglichkeiten anzubieten.
    Er zündelt, und dass auf höchst gefährliche Art und Weise.
    Ohne jegliche Sachbezogenheit, solche Thesen (Sprüche)
    in die Welt zu setzen ist mehr als gefährlich.
    Wenn auch vor anderem Hintergrund, die Geschichte der Weimarer Republik zeigt was Sprücheklopfer vom Schlag Sarrazin anrichten können.

    Wolfgang Schmitz

  4. Im Gegensatz zu Herrn Schmitz möchte ich hier /nicht/ die Sarrazin-Debatte führen, dazu gibt es andernthreads ausreichend Gelegenheit [1]. Ich möchte mich, wie fox, vorab an der Fragensammlung für den Blogtalk beteiligen und damit Frau Simon Gelegenheit geben, sich entsprechend vorzubereiten. Von Frau Simon erhoffe ich mir Antwort auf folgende Fragen.

    1. Könnten Sie zunächst einmal definieren, was Sie unter „Integration“ verstehen. Daraus ergäbe sich für mich zwangsläufig die Folgefrage „Was ist gelungene Integration und woran erkenne ich sie?“

    2. Welche Voraussetzungen sollten Menschen mitbringen, um sich erfolgreich in die aufnehmende Gesellschaft zu integrieren / integrieren zu können? Lassen sich Merkmale erkennen, die es bestimmten Gruppen erschweren, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren?

    3. Welche Forderungen der aufnehmenden Gesellschaft an Migranten halten Sie für notwendig und zulässig?

    4. Schließen Sie sich der Meinung des SPD-Vorsitzenden Gabriel an, dass es ausreicht, wenn Migranten die deutsche Sprache erlernen und die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes anerkennen?

    5. Sind Sie der Meinung, dass der Begriff „Assimilation“ in diesem Zusammenhang nichts anderes ein Synonym für „Verbrechen wider die Menschlichkeit“ ist, wie es die – in Deutschland gehaltene – unsägliche Rede des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan sagt?

    6. Wie stehen Sie zum Einfluss ausländischer Behörden und Medien auf die hier im Lande lebenden Migranten? Als Beispiel sei das Präsidium für Religiöse Angelegenheiten (Diyanet Isleri Bakanligi/DIB) der Türkei genannt, das seinen Transmissionsriemen im DITIB, der „Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion“ (Diyanet Isleri Türk-Islam Birligi/DITIB), hat?

    7. Wäre es i.S. von Integration nicht sinnvoller, statt eines separierenden bekenntnisorientierten (!) Religionsunterrichts einen gemeinsamen wissens- (und werte-) orientierten Ethikunterricht einzuführen?

    8. Wie lässt sich verhindern, dass durch einen erdrückenden Anteil von Migrantenkindern in den Grundschulen die Bildungschancen der deutschen Kinder erheblich beieinträchtigt werden?

    Meine Schwester war Grundschullehrerin in einem „guten“ Bezirk Berlins (Charlottenburg-Wilmersdorf) und hatte Klassen mit einem Migrantenanteil von teilweise über 90%. Die Probleme entstanden nicht nur durch völlig unzureichende Sprachkenntnisse (von Eltern und Kindern), sondern vor allem durch riesige Defizite im Sozialverhalten. Nachdem meine Schwester sich jahrelang mit unermüdlichem Einsatz in der Elternarbeit aufgerieben hat, hat sie schließlich vor den Verständigungs- und Verständnisschwierigkeiten, den Verleugnungs- und Verweigerungsstrategien und nicht zuletzt vor den z.T. massiven Angriffen (auch körperlicher Art) der muslimischen Migranten kapituliert.

    9. Wie stehen Sie zur doppelten Staatsbürgerschaft? Sind Sie der Meinung, man könne gleichzeitig Diener zweier Herren sein, d.h. die staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten zweier Staaten wahrnehmen bzw. erfüllen?

    10. Wie hoch beziffern Sie den Anteil von Integrationsverweigerern in Offenbach? Welche Kosten entstehen dem Steuerzahler dadurch?

    Bundesinnenminister de Maizière hat von 10-15% Integrations/verweigerern/ gesprochen. Cem Özdemir erkennt zwar die Prozentzahl ausdrücklich an, nennt diesen Personenkreis im Berliner Tagesspiegel vom 09.09.2010 nun allerdings abschwächend Integrations/unwillige/. Entweder ist diese Wortverdrehung politisches Kalkül oder er kennt den Unterschied zwischen „Verweigerung“ und „Unwillen“ nicht.

    11. Könnten Sie präzisieren, was Ihr Parteivorsitzender Cem Özdemir unter den Wischiwaschi-Begriffen „ausreichend“ und „mit Nachdruck“ versteht?

    In dem o.a. Zeitungsartikel sagt Herr Özdemir: „Viel wichtiger ist, dass wir ausreichend Sprachförderung bei Kindern und Jugendlichen anbieten und mit Nachdruck dafür sorgen, dass diese auch angenommen wird.“

    12. Was fassen Sie unter den Begriff „Migranten“?

    Bronski hat in der Einleitung nur davon gesprochen, dass ca. 30% der Offenbacher einen ausländischen Pass haben. Zu den Migranten zählen nach der mir bekannten Definition aber auch die sog. „Passdeutschen“, d.h. die Kinder der Einwanderer, also diejenigen, die man mit dem Begriff „ndH“ (nichtdeutscher Herkunft) oder eben „mit Migrationshintergrund“ bezeichnet. Ansonsten könnte man ja auch einfach von Ausländern oder Einwanderern reden und bräuchte diesen verkorksten Begriff „Migranten“ nicht.

    13. Meines Wissens sind Hartz IV-Bezieher dazu verpflichtet, zunächst eigenes Vermögen zu verwerten. Trifft dies auch für Hartz IV-beziehende Migranten zu, die in ihren Heimatländern über z.T. umfangreichen Land- und/oder Hausbesitz verfügen, der verwertet werden könnte?

    [1] Vielleicht könnten Sie, Bronski, den Beitrag von Wolfgang Schmitz in den Sarrazin-Thread, also http://www.frblog.de/sarrazin2/, verschieben?

  5. Lieber Bronski,

    könnten Sie neben Frau Simon auch Vertreter der Migranten in Offenbach zu dem Blogtalk einladen? Dann würde man nicht nur über sie, sondern mit ihnen diskutieren. Viele Fragen zur Rolle des Islam bzw. der islamischen Gemeinden (es gibt acht in Offenbach, denen nur 2.000 der mindestens 15.000 Muslime der Stadt angehören) können nur die Betroffenen selber beantworten. Z.B. was die Migranten-Comunities selber zur Integration beitragen (durch Deutschkurse, Hausaufgabenbetreuung), was sie gegen Gewalt, Fremdenhass (ja, den gibt es auch unter Migranten) und Antisemitismus unter Jugendlichen unternehmen und warum sie einen für alle muslimischen Kinder gemeinsamen Religionsunterricht in Deutsch in den Schulen wünschen.

  6. @ Michael Beitz

    Das sind viele Fragen, und ein guter Teil davon bezieht sich auf die Bundespolitik. Ich hätte den Schwerpunkt unserer Unterhaltung gern auf die Verhältnisse in der Kommune Offenbach gelegt, denn dort, vor Ort, entscheidet sich, ob Integration gelingt oder nicht. Das heißt nicht, dass Ihre Fragen keine Rolle spielen sollen bzw. können. Muss mal sehen, wie wir das in den zwei (!) Tagen, in denen wir Blogtalk machen, unterbringen. Zum Wesen von Blogtalks gehört ja, dass Fragende und Antwortende Zeit für ihre Kommentare lassen können. Frau Simon hat außerdem an diesen beiden Tagen auch noch Termine zu erledigen.

    @ Abraham

    Die Idee finde ich grundsätzlich sehr gut. Allerdings gilt auch hierfür: Wir haben nur zwei Tage Zeit. Ich finde es daher besser, einen weiteren Blogtalk mit Migrantenvertretern zu machen als zwei Gesprächspartner in einem Blogtalk zu befragen.

  7. @ Bronski,

    meine Intention war nicht, zusätzlich zu Frau Simon weitere Gesprächspartner zu befragen, sondern gezielt Migranten aus Offenbach motivieren, sich mit Fragen und Kommentaren an dem Blogtalk zu beteiligen.

    Schon unsere bisherige Debatten über Integration und den Islam leiden unter der Abwesenheit der Betroffenen.

  8. @bronski
    Ich muss vielleicht meinen Beitrag unter #1 ergänzen. Natürlich bestehen zwischen Offenbach und Berlin allein in bezug auf Größe und Strukturen erhebliche Unterschiede. Trotzdem gibt es die Erfahrung, dass Parallelgesellschaften und die hieraus resultierenden Probleme auch in kleineren Städten existieren. Allerdings sind deren Ausprägung von Stadt zu Stadt sehr verschieden.

    Natürlich bin ich daran interessiert zu wissen, wie die Situation des interkulturellen Zusammenlebens in Offenbach aussieht, welche Probleme es speziell dort gibt oder warum es vielleicht in der Stadt am Main besser funktioniert als andernorts. Ich gebe aber zu bedenken, dass die Themnenfelder, die ich unter #1 angesprochen habe, von den meisten Statistiken kommunaler Verwaltungen gar nicht erfasst werden. Die Situation zu innerfamiliärer oder interethnische Gewalt, Zwangsehen etc. werden aus naheliegenden Gründen kaum erfasst. Hier stellt sich die Frage, wie gut können kommunale Verwaltungen über die Zustände in den eigenen Einwanderermilieus bescheid wissen?

    Noch eine weitere Frage an Frau Simon: In wie weit kooperieren die Kommunen konkret bei diesen Problemstellungen zusammen, gibt es genügend Erfahrungsaustausch?

  9. @ Bronski

    Ich finde Abrahams Vorschlag Klasse, auch wenn ich ein wenig beschämt bin, genau diese Ebene nicht mitgedacht und mitgefühlt zu haben. Allerdings bin ich Ihrer Meinung, dass man wohl besser zwei verschiedene Blogtalks daraus macht.

    Äusserst beeindruckt war ich übrigens von einer ARD-Dokumentation Anfang September, die natürlich wieder zu nachtschlafener Zeit lief: „Hart und herzlich“ [1]. Bei der Protagonistin, Frau Betül Durmaz, und dem gesamten Kollegium der Malteser Förderschule in Gelsenkirchen habe ich mich in einer E-Mail für ihr Engagement und ihre tolle Arbeit bedankt. Zur Relativierung meiner eigenen sinnlichen Erfahrung würde ich mir mehr solcher Berichte zur Prime Time wünschen.

    Übrigens weiss ich nicht, wie ein solcher Blogtalk eigentlich funktioniert.

    [1] u.a. http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/Doc~E890530DDF18048FAB54A61C01A03BF6D~ATpl~Ecommon~Scontent.html
    bzw. handelsübliche Suchmaschine der eigenen Wahl

  10. Multikultur ist keine muslimische Monokultur

    Ich kann das, was Herr oder Frau „Fox“ gesagt hat, nur untersstreichen. Es geht in der Integrationsdebatte nicht um das Ja oder nein für eine „Multikulturelle Gesellschaft“, sondern hauptsächlich um die Probleme, die von Menschen mit „islamischen Migrationshintergrund“ ausgehen.
    Ich bin grundsätzlich für eine Multikultur. Deutschland mit seinen 10 Grenzen – das ist nebenbei Weltrekord – war immer ein Land mit einer Multikultur und vor allem ein „Einwanderungsland“. Ein Land in dem sich verschiedene Einflüsse mit einander vermischten. Es verbindet Italien mit Dänemark. Frankreich mit Polen. Im deutschen Kulturkreis – zu dem ich auch Österreich zähle – lebten bis 1914 fast 20 verschiedene Völker, Volksgruppen friedlich unter einem Dach. Ebenso viele Sprachen und Dialekte wurden gesprochen. Deutschland ist auf Grund seiner geografischen Lage ein „Miniatur-Europa“ Der jüdische Schriftsteller Josef Roth berichtet in seinen Büchern begeistert von diesem friedvollen Miteinander. Wien war um 1900 so „multikulturell“ daß Adolf Hitler angewidert nach München auswanderte, um endlich zwischen richtigen Deutschen zu wohnen.
    Wer genauer hinsieht merkt schnell, daß fast alle in Deutschland einwandernden Menschen sich erstaunlich gut integrieren. Bis auf eine Gruppe. Die mit islamischen Hintergrund. Viele linke Intellektuelle glauben, dies läge an den wirtschaftlichen Verhältnissen dieser Migranten. Das ist ein großer Irrtum. Auch Vietnamesen, Russen oder nichtmuslimische Afrikaner kommen oftmals aus unteren Schichten.
    Es liegt einzig und allein am Islam, der mit seinem Alleinvertretungsanspruch gar keine Multikultur will, sondern eine „muslimischen Monoklutur“, sowie sie in islamischen Ländern üblich ist. Er will keine Integration, sondern eine langsame Machtübernahme. Es ist daher völlig irrelevant ob die Sure „Tötet die Götzendiener und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf“ oder „Die Frauen um deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet , schlagt sie und sperrt sie in die Schlafzimmer ein“ (Sure 4,38)von einem Hinterhofiman, oder von einem studierten Wolf im Schafspelz den Kindern eingebläut wird. In beiden Fällen ist das ein Aufruf zur Gewalt an Frauen und Mitschülern.
    „Es gibt nur einen Gott außer Allah“ wird in jeder Moschee gepredigt und führt dann zu den von Fox angeführten Gewaltaktionen.
    Hieße die Formel: „Es gibt nur einen Gott- die einen nennen ihn Allah, die anderen Nirvana, die dritten Jawe usw.“ könnte auch ich mit diesem Islam leben. Aber diesen toleranten Islam gibt es nicht.
    Gläubige Muslime werden niemals „sekularisierte Gläubige“ werden, wie eingewanderte Buddhisten, die z. B. nichts dagegen haben, wenn ihre Tochter einen Christen oder Atheisten heiratet. In der Intoleranz des Islam liegt das eigentliche Problem. Integration findet vor allem in der kleinsten Zelle des Staates statt. In der Familie.

    Klaus Lelek

  11. @ Klaus Lelek

    Mit ein paar Zitaten aus dem Koran können Sie genauso wenig über den Islam erfahren wie über das Judentum aus Bibelzitaten oder über die katholische Kirche aus Evangelien-Zitaten. Ohne die (oft widersprüchliche) Traditionen, die historische Entwicklungen und vor allem die Lebenspraxis mit einzubeziehen, muss sich ein schiefes Bild ergeben.

    Wie falsch Sie liegen, zeigt schon die Annahme, „Allah“ wäre der Name des „muslimischen“ Gottes. Das ist falsch: Auch Juden und Christen, wenn sie arabisch beten, verwenden das Wort „Allah“.

    So wenig Sie alle Christen nach dem Pius-Brüdern beurteilen können (obwohl diese ihre Auslegung des Christentums für die einzig gültige halten), können Sie alle Muslime nach dem Moslem-Brüdern oder anderen Islamisten bzw. Fundamentalisten.

  12. Symphatie mit dem Agressor

    Sorry. Da sind sie bei mir an der falschen Adresse Adresse. Üble Unterstellung. Ich habe nicht nur den Koran gelesen, sondern auch die unsäglichen Berichte über die Greultaten des „bewaffeneten Propheten“
    „Sahil al Buhari“ Nachrichte und Taten und Aussprüche des Propheten Mihammad“
    Ein nettes Kapitel gefällig?
    Was wollen sie hören oder lesen? Das Kapitel wo der Massenmörder eine arme Frau erst nach der Geburt ihres Kindes steinigen läßt oder lieber
    „..Ich habe gesehen, daß die Mehrzahl der Höllenbewohner Frauen sind“

    (…) Passage gelöscht. Keine Beleidigungen hier im FR-Blog. Beachten Sie die Regeln! Bronski

    Wenn Sie mit einem studierten Religionswissenschaftler über den Islam diskutieren wollen, müssen sie sich schon warm anziehen.
    Ich habe die Avesta gelesen, die Baghvagida, die Upinaschaden, die Reden des Buddha,die Schriften der Essener, das spätjüdische Hennochbuch, Lao Tse, die Reden des Kunfutius, das I-Ging das Tibetanische Totenbuch… usw.usw.usw.
    Nirgendwo finden sie so viel haßerfülltes Gestammel. Keiner dieser weisen wunderbaren Menschen hat dazu aufgefordert Menschen umzubringen. Selbst der Wagenlenker in der Baghvagita ringt mit der Frage ob er töten darf. Wahrscheinlich identifzieren sie sich selbst mit den Mordbrennern. Symphatie mit dem Agressor nennt man so was.
    Sie können das Christentum nicht mit dem Islam vergleichen. das Christentum ist eine sekularisierte Privatreligion. Der Islam hat einen Machtanspruch. Er ist Gesetz. Wann kapiert ihr das endlich.

  13. @Wolfgang Schmitz
    Auch ich finde Sarrazins hausbackene Thesen zur Intelligenzvererbung gefährlich. Hier muss ihm klar widersprochen werden. Aber ebenfalls gefährlich wäre es, wenn bestehende Integrationsprobleme weiterhin verschleiert werden. Heinz Buschkowski, SPD-Bürgermeister von Neukölln sagte hierzu im stern-Interview:
    „Im Moment wollen alle vor allem den Störenfried Sarrazin loswerden. Aber es gibt die Einwanderung in die Sozialsysteme, es gibt Integrationsverweigerung und Parallelgesellschaften. Es gibt Rückschrittlichkeit und Kriminalität. Der Risikofaktor jung, männlich, Migrant ist Realität. Aber die große Politik sagt: Integration – eine einzige Erfolgsgeschichte, alles, was die Leute stört, ist nur gefühlt.“

    Ich begrüße es daher, dass Bronski einen Blogtalk zu diesem Thema macht. Es gibt sicher viele positive Beispiele, die belegen, dass unter bestimmten Voraussetzungen multiethnisches Zusammenleben sehr gut funktioniert. Nur müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass die Verhältnisse in vielen Stadtvierteln verschiedener Städte schon gekippt sind. Wie dies in noch-funktionierenden Bezirken verhindert werden kann, wie verloren gegangene Viertel wieder gerettet werden können, das muss diskutiert werden.

    Im rbb lief vor wenigen Tagen eine Sendung zu diesem Thema unter dem Titel:“Prinz, Pascha, Prügelknabe“. Gezeigt wurde die aufopferungsvolle Arbeit von zwei Sozialarbeitern, ein Mann und eine Frau türkischer Herkunft, in Berlin-Wedding. Ihre Klienten waren Jugendliche mit gleichem MH, die auf der Straße verwahrlosen, den Schulunterricht verweigern. Häufig werden aus Schulschwänzern Intensivstraftäter, solche Karrieren finden laut verschiedener Statisken fast immer auf diese Weise ihren Anfang. Einige der Jungs hatten bereits Menschen krankenhausreif geschlagen. Mit viel Mühe wird versucht, diese Jugendlichen in ein geregeltes Leben zurückzuführen. In Kursen wird ihnen Selbstvertrauen gegeben, es werden Alternativen zu gewaltsamen Handlungen in Konfliktsituationen aufgezeigt. Doch häufig ohne Erfolg. In vorwiegend muslimischen Milieus herrscht eine Macho-Kultur vor, die so schnell nicht bewältigt wird.

    Einer der Jugendlichen hatte von den Sozialarbeitern eine Ausbildungsstelle bekommen, von der seine Freunde nur träumen konnten. Er zeigte sich vor der Kamera überglücklich. Allerdings nach wenigen Tagen brach er die Ausbildung ohne Angaben von Gründen ab. Seinen Sozialarbeiter hatte er darüber nicht informiert. Die Arbeitgeber waren baff, wollten sie einem jungen Menschen mit problematischer Jugend doch eine Chance geben. Die Streetworker konnten einem leid tun.

    Alle Bemühungen von Lehrern und Sozialarbeitern, alle noch so teuren Programme sind völlig umsonst, wenn Eltern ihren Kindern nicht die Bedeutung von Schulbildung und Sprachkenntnissen vermitteln und mithelfen, sie zu erziehen. Wenn Jugendliche nie ausreichend gelernt haben, sich zu konzentrieren und einigermaßen zielstrebig zu arbeiten, haben sie im Arbeitsleben später kaum eine Chance. Aber geanu dieses o.g. Desinteresse an schulischer Bildung findet man sehr häufig in bestimmten Milieus. Viele Eltern befürchten eine Entfremdung ihrer Kinder von der eigenen Kultur, wenn sie in westliche Schulen gehen.Viele denken auch, nach dem Aufenthalt in Deutschland in die Heimat zurückzukehren, in der eine schulische wie berufliche Qualifizierung der Kinder nicht unbedingt nötig ist. Diese Situation wird u.a. ausführlich in dem Buch von Ursula Rogg: Nordneukölln beschrieben. Sie war Lehrerin eines Neuköllner Gymansiums.

    So, muss mich jetzt erstmal ins WE verabschieden.

  14. @ Klaus Lelek

    Ich habe jetzt ein Weilchen überlegt, ob ich eine Bemerkung zu Ihrem Kommentar hinterherschicken soll, und mich nun dafür entschieden, obwohl ich mich sonst nicht in Diskussionen einmische.

    Sie haben eine knallharte Meinung zum Islam. Das sei Ihnen unbenommen. Sie wissen – schließlich habe ich schon entsprechend pointierte Leserbriefe zu anderen Themen von Ihnen veröffentlicht -, dass ich zugespitzte Meinungen durchaus schätze, da sich mit Ihnen gut Diskussionen eröffnen lassen. Bei Ihrem Kommentar # 12 kriege ich aber Bauchschmerzen. Nicht wegen Abraham; der weiß seine Positionen sehr wohl zu vertreten, und ich denke, nicht er ist es, der sich warm anziehen sollte, sondern Sie. Bauchschmerzen habe ich, weil Ihr Kommentar erkennbar an der Realität vorbeigeht. Sie mögen ja eine Menge gelesen haben, aber mit der Lebenswirklichkeit hat das meines Erachtens wenig zu tun. Auch wenn es, was ich gar nicht in Abrede stellen will, Islamisten geben mag, die die von Ihnen angeführten Bücher so verstehen wie Sie und die daher Ihre Position bestätigen. Nach meinem Verständnis sind das Extremisten. Analogien hinken immer, aber um es Ihnen begreiflich zu machen: Die RAF-Terroristen waren Extremisten, doch ihre Existenz kann und darf nicht das gesamte linke Meinungsspektrum diskreditieren. Neonazis sind Extremisten, doch ihre Existenz kann und darf nicht das ganze rechte Meinungsspektrum diskreditieren. Und was Christen betrifft, Katholiken wie Protestanten: Hier in Deutschland lebt nur ein Bruchteil von ihnen wirklich nach der Bibel. Auch da stehen schlimme Sachen drin. Ein Teil dieser Christen ist fundamentalistisch. Auch deren Existenz kann und darf nicht das gesamte christliche Spektrum diskreditieren. In meiner persönlichen Nachbarschaft leben viele Moslems überhaupt nicht nach dem Koran. Sie trinken Alkohol, bestehen nicht auf Halal. Nach Ihrem Verständnis müssten das alles Schläfer sein …

    Diese Haltung, Herr Lelek, ist paranoid, aber wenn Sie sie vertreten wollen, dann tun Sie das. Bedenken Sie dabei aber bitte, dass Sie sich ganz scharf am Rand dessen bewegen, was die Regeln dieses Blogs erlauben. Wenn ich nicht so gutmütig wäre, hätte ich in Ihrem Kommentar oben vor allem eines erkannt: den Willen zur Hetze. Also bleiben Sie sachlich! Belegen Sie vor allem mal, wie sich die fürchterlichen Schriften, die Sie gelesen haben, im täglichen Leben mit Ihren Nachbarn auswirken.

    Und nicht zu vergessen: Verzichten Sie auf persönliche Beleidigungen wie in der oben gelöschten Passage. Auf diesem Niveau wird hier nicht diskutiert!

  15. @bronski:
    ich habe Herrn Lelek nicht so verstanden, dass er jeden Moslem automatisch für einen religiösen Extremisten hält (Herr Lelek, bitte verbessern Sie mich, sollte ich falsch liegen) sondern dass der Islam als Religion einen starken Machtanspruch hat.
    Diese Meinung teile ich auch (insbesondere die Sicht, es handele sich um eine langsame Machtübernahme).

    In einem anderen blog habe ich bereits auf die Namen vieler Moscheen in Deutschland hingewiesen und was mir besonders übel aufstößt ist das Datum des Tags der offenen Moschee. Wenn der schon unbedingt auf einen deutscher Feiertag gelegt werden muss, dann hätte es getrost der 1. Mai sein können (gerade die Gewerkschaften sollte das getreu dem Motto „mach meinen Kumpel nicht an!“ nicht stören).

    Besonders pikant finde ich übrigens eine Regierung, die gleichzeitg (aus Angst?) Islamkonferenzen abhält statt klar zusagen, das wird toleriert und dieses nicht
    und die ansonsten einen unsägliche Gender-Unsinn absondert und hier besonders hart durchgreift.
    Ich hätte sogar Verständnis für Muslime, die sagen, in eine Gesellschaft, in der es keine „Frauen“ und „Männer“ mehr geben soll, wollen wir uns nicht integrieren.

  16. Katja Wolf #15

    Nicht, dass Abraham sich nicht selbst verteidigen könnte, wenn er denn K.L.s Einlassungen in der kurzen Zeit, in der sie hier zu lesen gewesen waren, zur Kenntnis genommen hätte. Genau darum ging es in der von Bronski gelöschten Passage, so dass auch mich ein starkes Gefühl des Fremdschämens überkam. Ich war noch am überlegen, ob ich mich dazu äußern sollte, da war Bronski schon aktiv geworden.

    Ich selbst gehe ja auch keiner Polemik aus dem Weg. Aber K.L.s Einlassungen empfand ich wirklich als ehrverletzend, zumal ich aus Abrahams Beiträgen – bei allen inhaltlichen Differenzen – immer Anregungen zum Weiterdenken entnehmen konnte.

  17. @ Katja Wolf

    „…und was mir besonders übel aufstößt ist das Datum des Tags der offenen Moschee. Wenn der schon unbedingt auf einen deutscher Feiertag gelegt werden muss…“
    Dazu einige Begründungen:
    .
    „Der bewusst gewählte Zeitpunkt am Tag der Deutschen Einheit soll das Selbstverständnis der Muslime als Teil der deutschen Einheit und ihre Verbundenheit mit der Gesamtbevölkerung zum Ausdruck bringen“
    (Zentralrat der Muslime 2009)

    „Vor zwölf Jahren hatte der Zentralrat der Muslime (ZMD) den Tag der Deutschen Einheit mit einem Tag der Offenen Moschee verbunden. Die Absicht war, zu zeigen, dass auch die Muslime zur Einheit Deutschlands gehören.“
    Ayyub Axel Köhler: Rede in der Rüsselsheimer Moschee am 3. Oktober 2008 (nach Wikipedia)

    „Dieser Tag alleine reicht nicht aus, um mit unseren Nachbarn und Interessierten in Kontakt zu treten. Doch diese Aktion trägt dazu bei, dass Muslime ein Zeichen der Solidarität zu ihrer deutschen Gesellschaft setzen und auch gemeinsam bundesweit für Offenheit und Friedfertigkeit werben.“
    (ZMD: Pressemitteilung zum 10. Tag der offenen Moschee (nach Wikipedia)

    Ich glaube, diese vielen subtilen Signale seitens der Mehrheitsgesellschaft, die besagen: „Ihr gehört nicht zu uns“, tragen viel dazu bei, dass sich insbesondere junge Menschen trotzig abwenden. Damit will ich kein Fehlverhalten entschuldigen, aber mal zum Nachdenken anregen. Diese jungen Menschen sind Deutsche in der 3. und 4. Generation und sie sind Teil unserer Gesellschaft. Und auch PRODUKT unserer Gesellschaft.

  18. Ein Aspekt, so finde ich, ist bei den Betrachtungen, warum viele Deutsche dem Islam mißtrauisch gegenüber stehen, nicht genügend berücksichtigt worden.

    Es war der 11.Sept.2001, der die Welt veränderte.

    Seit diesem Zeitpunkt sehen, hören und lesen wir tagtäglich von Anschlägen, von Selbstmord-Attentätern, die dutzende unschuldige Menschen in den Tod und ins Elend schicken.

    Es sind nun mal alles Leute mit muslimischem Glauben. Sie tun es,um Allah zu gefallen, um einen Platz in den forderen Reihen im Himmel. (Die wartenden Jungfrauen spielen vielleicht auch eine Rolle…)

    Diese tagtäglich auf uns einstürmenden Informationen aus aller Welt hinterlassen doch Spuren, wenn auch mitunter nur unbewusst.

    Dass damit mein netter, muslimischer Nachbar nichts zu tun hat (hoffe ich), ist mir klar. Aber ein Misstrauen gegen eine solche Religion ist nun mal gegeben.

    Übrigens, ich bin gegen alle Religionen mißtauisch, deshalb auch zum Agnostiker geworden.

    maderholz

  19. …man sollte halt die angebotene Vorschau benutzen – sorry!

    Das kommt vom vielen „fördern und fordern“ –

    So ist’s richtig : „..in den vorderen Reihen…“ :-).

  20. @ maderholz

    Die „Krieg gegen den Terror“ haben allerdings die Evangelikalen in den USA ausgerufen – allen voran George W. Bush, ein wiedergeborener Christ. Das sollte man nicht unterschlagen wenn man auf die vielen Anschläge hinweist.

  21. @ I.Werner #17

    „Diese jungen Menschen sind Deutsche in der 3. und 4. Generation und sie sind Teil unserer Gesellschaft. Und auch PRODUKT unserer Gesellschaft.“

    Ich verweise in diesem Zusammenhang gerne noch einmal auf den FR-Artikel „Debatte über Einwanderung – Reden wir mal über deine Zukunft“ mit zwei Auszügen aus Cem Gülays dtv-Buch „Türken-Sam. Eine deutsche Gangsterkarriere“.

    [1] http://www.fr-online.de/kultur/debatte/reden-wir-mal-ueber-deine-zukunft/-/1473340/4643794/-/index.html

  22. @ Bronski, Schnippsel

    Danke für die Verteidigung gegen Klaus Leleks Äußerungen, wenn ich auch nicht weiß, was er mir beleidigendes auf den Kopf geworfen hat. Zur Zeitpunkt seines Postings war ich schon offline; vom Freitagabend bis Samstagabend war nämlich der jüdische Versöhnungstag, Jom Kippur, den wir mit Fasten begehen (auch so ein religiöses Ritual, für das Sie, Schnippsel, wahrscheinlich wenig Verständnis haben). Eines der vielen Gebete, die wir an diesem höchsten Feiertag gesprochen haben, lautet: „Mein Gott, bewahre meine Zunge von böser Rede und meine Lippen vor Lüge. Denen gegenüber, die mir Böses wollen, lass mich angemessen reagieren, und meine Seele möge gelassen bleiben, was auch geschieht.“

    Dem Vorwurf, ich würde „Sympathie gegenüber Aggressor“ zeigen, kann ich wirklich gelassen nehmen, habe ich doch deutlich zwischen der Mehrheit der Muslime und den Islamisten und Fundamentalisten unterschieden. Klaus Lelek mag viele islamische Schriften nach „bösen Stellen“ durchgeforstet haben, mit der Lebenswirklichkeit der Muslime (worauf Bronski verweist) sowie der nicht fundamentalistischen islamischen Philosophie und Theologie hat er sich offensichtlich nicht auseinandergesetzt. Auch Martin Luther hat viel über das Judentum gelesen, ohne die jüdische Religion wirklich verstanden zu haben, was seine antisemitischen Schriften belegen. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam, die nicht nur legitim, sondern dringend notwendig ist (und längst innerhalb der muslimischen Gesellschaft geführt wird), geht ohne Differenzierung nicht.

    Ihre „Verteidigung“ der Muslime, lieber Bronski, sie seien ja gar nicht mehr so religiös, empfinde ich als zwiespältig. Auch Muslime, die kein Alkohol trinken und auf Halal-Speisen Wert legen, können integrierte, „moderne“ Bürger Deutschlands sein. Die publizierten Untersuchungen zeigen eine hohe Werteübereinstimmung zwischen den (mehrheitlich religiösen) Muslimen in Deutschland und dem Rest der Bevölkerung, mit der Ausnahme des Grades der Religiosität, der Sexualmoral und der Familieneinstellungen. Zu diesen Bereichen vertritt ein Gutteil der Muslime ausgeprägt konservative Positionen, die noch vor 30, 40 Jahren typisch z.B. für die Mehrheit der katholischen Bevölkerung Bayerns waren. Was die religiösen Einstellungen betrifft, ist auch bei den Muslimen ein Prozess der „Modernisierung“ im Gange, der sich zunächst in der Lebenspraxis der Mehrheit und erst allmählich in der „Theologie“ bemerkbar macht (verstärkt auch durch die gänzlich dezentrale Strukturen des Islam; nur rund 20% der Muslime gehören einer Moscheegemeinde an, viele der Gemeinden sind zudem nicht zentral organisiert). Ein Teil dieses Prozesses ist auch die „Islamkonferenz“, bei der durchaus auch kritische Fragen an den Islam gestellt wurden. Ein Ergebnis ist eine Grundsatzerklärung des Zentralrats der Muslime, mit dem sich dieser eindeutig zur freiheitlich demokratischer Grundordnung und der Religionsfreiheit (einschließlich des Rechts zum Wechsel oder Aufgabe der Religion) bekennt. Ein „Machtanspruch“ des Islams findet sich in dieser Erklärung nicht, sondern ein Bekenntnis zum friedlichen „Wettbewerb“ der Ideen (wie er schon längst in den USA praktiziert wird). Diese Erklärung lässt sicher noch einige Fragen offen (über die auch weiter in der Islamkonferenz diskutiert werden soll), auch deshalb, weil sich gemäßigte Konservative manchmal schwer tun, bestimmte tradierte Einstellungen (z.B. die ablehnende Haltung zu interreligiösen Ehen) aufzugeben, obwohl sie längst nicht als verbindlich empfunden werden. „Liberale“ Theologien (die es auch im Islam gibt), setzen sich erst allmählich durch. Parallelen dazu gibt es auch in anderen Religionen.

    maderholz meint, den „Vorbehalt“ gegenüber dem Islam mit den Selbstmordattentaten islamistischer Terroristen begründen zu können. Nur sind Selbstmordattentate keine islamische Erfindung und die Mehrzahl der „neuzeitlichen“ Selbstmordattentate von Islamisten richtet sich gegen Muslime. Selbst im World Trade Center waren unter den Opfern zahlreiche Muslime. Wir kommen doch auch nicht auf die Idee, „die“ Basken für die Eta-Morde verantwortlich zu machen.

  23. # 21,
    Markus, Ihrer Aussage widerspreche ich nicht.

    Sie hilft aber nicht bei der Klärung, ob die täglichen, für den Islam gewiss nicht vorteilhaften Meldungen nicht auch ihren Anteil daran haben,dass weite Teile der Bevölkerung gerade dieser Religion sehr kritisch gegenüber stehen.

  24. @ I.Werner:
    „Ich glaube, diese vielen subtilen Signale seitens der Mehrheitsgesellschaft, die besagen: “Ihr gehört nicht zu uns”, tragen viel dazu bei, dass sich insbesondere junge Menschen trotzig abwenden.“

    Ich habe bereits in einem anderen blog meine Beobachtung kundgetan, dass zum Beispiel im Sommer im Günterburgpark bei einem mehrwöchigen, kostenlosen, mittelmäßigen bis sehr guten Programm z.B. keine Türken zu sehen sind.
    Dabei handelt es sich bei den Vorstellung wahrlich um keine deutschtümelnden Darbietungen und gerade bei den musikalischen „Events“ auch um keine Veranstaltungen, bei denen man der deutschen Sprache mächtig sein müsste.
    Nein, man bleibt lieber unter sich.

    Ein weiteres persönliches Beispiel: ich war einmal recht gut mit einem Muslim bekannt (ich kannte ihn von der Uni), der auch bei uns zuhause Silverster gefeiert hat (wenn ich mich recht erinnere, trank er sogar einen Schluck Alkohol, obwohl ihn niemand dazu genötigt hätte) und es war ein netter Abend. Der junge Mann hatte an der Uni alle Möglichkeiten und war durchaus beliebt.

    Irgendwann hat er sich seim Glauben „intensiver“ zugewendet, was sich u.a. dadurch zeigte, dass er mir auf einmal nicht mehr die Hand gab.

    Beide Beispiele (allgemeine Beobachtungen und eine meiner persönlichen Erfahrungen)
    haben – und tun es auch immer noch – reichlich irritiert und in meinem mittlerweile sehr kritischen Gesamtbild dieses Glaubens bestärkt.

  25. @ I.Werner:
    Hätten der Zentralrat der Muslime oder Ayyub Axel Köhler den Vorschlag gemacht, den 3. Oktober zum Tag des offenen Gotteshauses zu machen, sähe die Sache vielleicht anders aus.
    Es hätte ein Tag sein können, an dem Christen, Juden oder andere Nichtmuslime sich einmal in eine Moschee und umgekeht z.B. Muslime sich in den Kölner Dom wagen.
    Aber genau das ist wohl nicht gewollt.
    Man hat eher erkannt, dass die Deutschen nach wie vor ihre Schwierigkeiten mit sich selber haben, was sich an der freudlosen Gestaltung des 3. Oktober ja auch immer zeigt, und genau in diese Kerbe gehauen.

  26. Sehr geehrte Frau Wolf, sehr geehrter Herr Brosnki,

    Mir gehen manchmal die Gäule durch! Sorry. Frau Wolf hat mich genau richtig verstanden. Noch in den 80jahren war der Islam für mich kaum ein Problem. Ich lebte damals zeitweilig in Paris. In einem echten Multikulti-Haus. In einem Studetenwohnheim nahe der City-Universität, wo ich meine früh verstorbene Ex-Frau besuchte. Meine besten Freunde waren Kabylen, geborene Muslime. Alle gingen hier total locker und vor allem tolerant miteinander um. Aber so nach und nach kroch dann die Schlange aus dem Ei. Auch im familieren Umfeld meiner Kabylischen Freunde gab es die ersten Islamisten, daß heißt Leute, die eigentlich nichts anderes taten, als das, was im Koran steht wortwörlich zu befolgen. Und dann gingen in Paris die ersten Bomben hoch. Das war 1983/84!!! Eine Explosion hätte ich beinah selbt erlebt. Seit dieser Zeit galten in öffentlichen Gebäuden besondere Sicherheitsbestimmungen. Natürlich habe ich auch einen stinkarroganten Hindu, aus der Bramanenkaste kennengelernt, dessen Eltern ihn davor gewarnt hatten, sich in Europa zu „beschmutzen“. Für mich als alten 68ziger waren solche Sätze völlig neu. Das hat mich aus den Latschen gehauen.
    Ich will damit sagen, daß hier seit den 80ziger und 90ziger Jahren ein ganz gefährlicher Trend Europa erfaßt hat, eine Intoleranz und ein Rassismus sich ausbreitet, der seinen Ursprung nicht im lasziven Europa hat, sondern von außen aus despotischen, patriachalischen, antidemokratischen Gesellschaften kommt. Im Studentenwohnheim lebten Leute aus der Karibik, Algerien, Portugal, Spanien, Griechenland,Syrien und ein Chinese, der Tag und Nacht Mozart geigte… Es gab die unterschiedlichsten Paare. Eine muslimische Inderin hatte es satt Muslimin zusein, malte sich einfach einen Punkt auf die Stirn, und war fortan eine Hindu, vögelte mit einem Franzosen. Heute würde man sie dafür in einem Pariser Vorort anzünden. So haben sich die Zeiten geändert. Und damit sie sich nicht noch mehr ändern, sollten wir alle etwas dagegen tun, ohne gleich als „Hetzer“ „Rassist“ oder „Rechter“ dazustehen.

    Klaus Lelek

  27. Mormor schreibt:

    In der Deutschlandausgabe der FR las ich die Info zum Blogtalk: „Integration in Offenbach nach Sarazin“. Mit großem Interesse, schon Neugier, lese ich nun die Diskussionsbeiträge. Bisher fand ich darin zu wenig Offenbach!

    Ich bin in Offenbach geboren und zur Schule gegangen und lebe seit langem im Norden Deutschlands. Das Eltern bzw. Großelternhaus in dem ich am Rande der erwähnten „östlichen Innenstadt“ aufwuchs, bewohnt inzwischen die 4. und 5. Generation. Telefon, Internet und leider viel zu wenige Besuche helfen, aktionsnah am Geschehen und Erleben der jungen Familie dabei zu sein. Unsere abonnierten Zeitungen aus der Region, wie Frankfurter Rundschau und Offenbach Post, informieren „offiziell“!

    Mir ist diese liebens- und lebenswerte Stadt mit Macken also schon „vor Sarazin“ bekannt. Auf die spezielle Offenbacher Geschichte, z.B. die Aufnahme der Hugenotten, möchte ich nicht eingehen, ist aber sicher wichtig. Sie ist Heimatkunde.

    Unsere Enkeltochter, die oben erwähnte 5. Generation, geht in Offenbach in die Wilhelmschule. Sie liegt auch am Rand der Innenstadt, direkt neben dem wunderbaren, überregionalweit geschätzten Wochenmarkt, auf dem man „einmal um die Welt“ einkaufen kann(!!!) Dort fände jedes Kind der Wilhelmschule Gemüse, Kräuter, Öle … aus der jeweiligen Heimat seiner Eltern, eher schon Großeltern und Urgroßeltern.
    Diese Grundschule, besser die Schulleiterin und das Kollegium, haben sich in den letzten Jahren den Herausforderungen stellen müssen, die an einer Schule dieses Standortes (… Achtung Vorurteil!) täglich anfallen. Mit der „alten Schulweisheit“ kam man nicht weiter! Die Kinder standen fordernd da! Fordernder als an anderen Schulstandorten, wo man sich „noch nicht bewegen musste“!
    Was ich, gefiltert durch das Erleben eines kleinen Mädchens, über deren Schulalltag weiß, könnte die Überschrift „Klarheit“ haben. Klare Forderungen und Anforderungen: in der Schule wird gelernt, wir wollen, dass du Leistung zeigst und wir zeigen dir wie es geht! Wir helfen dir wenn du an Grenzen triffst sie zu meistern … aber es ist deine Aufgabe die Grenze dann zu überwinden. Regeln werden abgesprochen und dann eingehalten. Rituale helfen, sich zurecht zu finden.
    Und da jedes dieser kleinen Menschlein mit unterschiedlichen Voraussetzungen dieses alte, wunderschöne und unpraktische Schulgebäude betritt, bekommt auch jedes die Förderung, die ihm weiterhilft. Ob beim Erlernen der Sprache, die hier gesprochen wird, in dem Land, das seine Eltern für es als Lebensland aussuchten, oder bei der Unterstützung und Förderung besonderer Begabungen.
    Wichtig ist, dass hier Grundlagen für demokratische Handlungskompetenz für ein eigenverantwortliches Leben in unserer Demokratie gelegt werden.

    Ich bin froh, dass unsere Enkelin mit Li, Muhammed, Parios und Luigi zur Schule geht.
    Etwas gefällt mir jedoch nicht: durch die in Hessen verbindliche Vorgabe des getrennten Religionsunterrichts (möglichst auch getrennt nach evangelisch und katholisch!!!) wird eine große Chance vergeben, denn Wissen schützt vor Vorurteilen.

  28. @Lelek
    Zit: „Und damit sie sich nicht noch mehr ändern, sollten wir alle etwas dagegen tun, ohne gleich als “Hetzer” “Rassist” oder “Rechter” dazustehen.“
    Sehen Sie, ein solcher Satz impliziert ganz heimlich still und leise, daß „Linke“ nichts gegen solche Auswüchse unternehmen würden. Das Gegenteil ist der Fall.
    Man könnte auch sagen
    „Und damit sie sich nicht noch mehr ändern, sollten wir alle etwas dagegen tun, ohne gleich als “Aufwiegler” “Kommunist” oder “Linker” dazustehen.“

    Der Unterschied liegt in den Methoden und den Zielen, mit denen und für die eingegriffen wird.

  29. @ Mormor

    Sie haben sicher nichts dagegen, dass ich Ihren Kommentar aus dem Blogtalk-Thread wieder rausgenommen habe. Sie haben ihn ja identisch hier noch einmal veröffentlicht. Ich freue mich über Ihren Kommentar. Bin seit einem Dreivierteljahr selbst Offenbacher und lebe mitten in der südlichen Innenstadt, die jetzt wohl als nächstes Offenbacher „Problemviertel“ nach der östlichen Innenstadt in den Fokus der Stadtentwicklung („soziale Stadt„) rückt. Vorher lebte ich im Frankfurter Nordend, wo ich mich bei weitem nicht so wohl gefühlt habe wie hier.

    Die Offenbacher Wilhelmschule hat offenbar zurzeit noch keine eigene Homepage, sonst hätte ich sie hier verlinkt. Über diese Schule werden wir uns auch mit Frau Simon unterhalten. Sie bietet übrigens herkunftsprachlichen Unterricht und eine Vorklasse an.

    Dienstagmorgen geht der Talk los.

    @ Klaus Lelek

    Auch über Ihren Kommentar #27 habe ich mich gefreut. Auf dieser Basis können wir weiterreden. Zum Beispiel darüber, woher die Radikalisierung etlicher Muslime überhaupt kommt. Über viele Jahrhunderte ist der Islam – nach kriegerischer Anfangsphase – immerhin auch tolerant gelebt worden. Das klassische Beispiel ist die Herrschaft der Mauren in Spanien, eine Phase der Toleranz zwischen Muslimen, Christen und Juden unter muslimischer Vorherrschaft. Ähnlich lief es im Heiligen Land bis zu den Kreuzzügen. Unter dem Kalifat von Cordoba blühte in Spanien die Kultur, und es wurden erstaunliche wissenschaftliche Leistungen erbracht; Abraham hat bei anderer Gelegenheit schon auf die Bedeutung der muslimischen Gelehrten von damals für die Überlieferung der altgriechischen Philosophen hingewiesen, aber auch in der Medizin und der Mathematik haben die muslimischen Denker damals Leistungen erbracht, ohne die unsere heutige Wissenschaft nicht denkbar wäre. Das alles wie gesagt unter dem Islam. Es ist die gleiche Religion, die uns heute mit der größten denkbaren Intoleranz begegnet. Damit will ich sagen: Fast alle Religionen haben radikale, ja besessene Phasen durchlebt, und ich denke, dass auch in Zukunft fast keine Religion vor solchen Entwicklungen gefeit ist (Ausnahme ist vielleicht der Buddhismus). Markus hat die Evangelikalen schon ins Spiel gebracht. Die Zunahme evangelikaler Strömungen auch in Deutschland (Pfingstler) beobachte ich mit Sorge.

    Meines Erachtens ist es jedoch nicht die Religion selbst, die die Menschen radikalisiert. Wenn der Islam im Kern wirklich so gewalttätig wäre, wie Sie, Herr Lelek, ihn sehen, dann wären seine ruhigen, toleranten Phasen nicht erklärlich. Auch das Christentum hat seine radikalen Phasen (Kreuzzüge, Inquisition, Conquista u.v.a.m.) durchlebt und sich tendenziell eher als intolerant hervorgetan. Kommt es nicht immer darauf an, wie eine Lehre ausgelegt wird? Ist letztlich nicht die Interpretation ausschlaggebend? Wer auf eine solche Radikalisierung zielt, wird sowohl im Koran als auch in der Bibel leicht fündig. Ich will damit sagen: Der Islam wird politisch instrumentalisiert, um die moslemischen Massen zu radikalisieren. Dahinter stecken ganz bestimmte Köpfe. Die Ursache des Problems ist der Nahost-Konflikt, und der „Krieg gegen den Terror“ zieht die Gewaltschraube weiter an. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Wir befinden uns in einem Teufelskreis. Es ist meiner Meinung nach nicht der Islam an sich, der gewalttätig ist, sondern es ist seine tendenziöse Interpretation durch bestimmte interessierte Köpfe.

    Diese Radikalisierung findet auch bei uns statt, möglicherweise sogar in meiner „liebens- und lebenswerten Stadt mit Macken“, wie Mormor geschrieben hat. Irgendwem muss diese Radikalisierung nutzen. DAS ist meines Erachtens die Frage, die zum Kern des Problems führt. Der Islam hat, entsprechend interpretiert, radikalisierendes Potenzial. Die entsprechenden Lehren müssen jedoch auf einen fruchtbaren Boden fallen. Was macht die Köpfe empfänglich für die Radikalisierung? Normalerweise würde ich – Max Wedell darf lachen – annehmen, dass dieser Nährboden da vorhanden ist, wo es keine Perspektiven gibt, wo die Menschen abgekoppelt sind vom gesellschaftlichen Prozess; allerdings macht mir Katjas Kommentar #25 so’n bisschen einen Strich durch die Rechnung. Ähnliche Geschichten habe ich schon von anderer Seite gehört. Doch wenn man annimmt, dass Underdogs anfälliger für Radikalisierung sind als durchschnittlich zufriedene Muslime, dann müsste man fragen, warum diese Menschen abgekoppelt sind. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass die Ursache des Problems im Sozialen zu suchen ist, wie es auch fox‘ Kommentar #13 nahezulegen scheint, und nicht im Religiösen. Ich glaube, dass wir, wenn wir nur über das Religiöse sprechen, das Problem insgesamt weder begreifen noch lösen werden. Zumal, das wollen wir nicht vergessen, es den Islam gar nicht gibt. Es gibt Schiiten, Sunniten, Aleviten, Ahmadiyya … Die letztgenannten drei islamischen Strömungen sind auch in Offenbach präsent. Hier scheinen sie sich zu vertragen, aber anderswo (Türkei) gibt es durchaus Spannungen zwischen Sunniten und Aleviten.

    Ich denke daher, dass wir uns vom eigentlichen Problem entfernen, wenn wir den Koran überhöhen. Der Koran ist für mich zunächst nur bedrucktes Papier zwischen zwei Buchdeckeln.

  30. Na besten Dank. Hätte wohl nicht so schnell aufgeben sollen bei der Suche … 😉

    Eine Idee: Machen Sie doch die Eltern Ihrer Enkelin auf unseren Blogtalk aufmerksam. Ihre Erfahrungen mit der Wilhelmschule könnten im Rahmen des Gesprächs interessant sein.

  31. Das folgende Gespräch zwischen einem muslimischen Mädchen und ihrem älteren Bruder hörte ich von meinem Balkon aus. Es ging um meinen Sohn, damals noch im Grundschulalter:

    Bruder: Halt Dich fern von ihm!
    Mädchen: Warum denn?
    Bruder: Der ist Deutscher!
    Mädchen: Er ist doch halber Chinese.
    Bruder: Der hat aber einen deutschen Pass.
    Mädchen: Wir haben doch auch deutsche Pässe.
    Bruder: Trotzdem, der ist anders als wir. Halt Dich fern von ihm!

    Es gab darüber hinaus mehrere Vorfälle mit Muslimen in unserer direkten Umgebung, bei denen das Jugendamt oder die Polizei einschaltet werden musste. Dieser kurze Dialog aber belegt exemplarisch die ausschließlich bei muslimischen Einwanderern zu verzeichnende krass antideutsche Haltung. 2 von 3 türkischstämmigen Migranten lehnen bekanntlich einen deutschen Ehepartner für Ihre Kinder ab, und zwar unabhängig von ihrer eigenen Staatsangehörigkeit.

    Einbürgerung allein löst dieses Problem also ganz offensichtlich nicht. Deutschkurse vermindern auch nicht zwangsläufig die unter Muslimen übliche Verachtung für „Ungläubige“. Unser Grundgesetz hilft hier ebenfalls nicht weiter, schließlich kann man den Respekt vor der Leitkultur des Gastlandes und seinen Einwohnern kaum gesetzlich verordnen.

    Wer mit Muslimen in Offenbach oder anderswo in Deutschland häufiger in Kontakt kommt, sei es in unmittelbarer Nachbarschaft (wie bei uns) oder bei der Nutzung öffentlicher Plätze, Verkehrsmittel, oder Schulen, wird diesbezüglich vermutlich ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

    Notorische Integrationsverweigerer gibt es übrigens in ganz Westeuropa nur unter Muslimen. Alle anderen Einwanderer integrieren sich schon seit Jahrhunderten problemlos (und ohne Integrationsbeauftragte).

    Zum Beispiel mein Sohn (chinesischer Migrationshintergrund), der auch aufgrund unangenehmer Erlebnisse mit in Offenbach lebenden Muslimen bereits seit der ersten Klasse die Waldorfschule in Frankfurt besucht, damit er vernünftig lernen kann und in seiner Freizeit nicht öfter als unbedingt nötig belästigt wird. Wir haben diese Entscheidung nie bereut.

    Fazit: Integrationshemmnis Nummer 1 ist eindeutig der Islam. Dessen Protagonist Mohammed darf kein Vorbild für Migranten in Deutschland (bzw. zivilisierte Menschen weltweit) sein, ebensowenig sind die im Koran postulierten Verhaltensregeln vereinbar mit den universellen Menschenrechten. Da helfen auch keine Beschönigungen („Auslegungen“) oder die unter Politikern und Medien grassierende Realitätsverweigerung. Stattdessen müssen die Vorschläge „so genannter Islamkritiker“ (FR) endlich konsequent umgesetzt werden.

  32. Also erlassen wir wieder Rassengesetze und richten Konzentrationslager ein, ja?

    Ich möchte hier nichts lesen, was nicht vom Grundgesetz gedeckt wird.

  33. Ich bin die Tochter von mormor und kann mich ihr nur anschließen. Ich bin froh, dass meine Tochter an die Wilhelmschule geht. Dort ist es normal mit vielen Kulturen zusammen zu lernen und zu leben. Sie bemerkt keine Unterschiede zwischen ihren Mitschülern (außer vielleicht, dass sie Ethikunterricht haben und nicht in Religion sind wie sie). Da ist ein Muhammed genauso doof wie ein Paul (es sind halt Jungs…). Die (aktuell) besten Freundinnen meiner Tochter sind mit griechischem und türkischem Migrationshintergrund. Das ist die Realität!
    Angesprochen auf die Multikuliklassen der Schule antwortete mir ein Lehrer: Das ist kein Problem, sondern eine Chance!
    Ich denke, dass Kinder, die dies vorgelebt bekommen, die besten Chancen haben sich nicht erst integrieren zu müssen, sondern sind schon integriert.

    @bronski
    Der muttersprachliche Unterricht findet nicht nur in der Wilhelmschule statt. Die unterschiedlichen Sprachen finden verteilt in verschiedenen Schulen statt.

  34. @Bronski

    Mein Beitrag ist (im Gegensatz zum Koran) 100% kompatibel mit dem Grundgesetz. Einige Politiker geben vor, mit dem eigentlich selbsterklärenden Begriff „Leitkultur“ nichts anfangen zu können, denn alles zur Integration erforderliche sei doch bereits im Grundgesetz enthalten.

    Diesen Unsinn habe ich hier an einem Beispiel klar widerlegt. Unsere Leitkultur anzuerkennen bedeutet beispielsweise, dass Einwanderer grundsätzlich gerne bereit sind, mit Einheimischen zu verkehren. Wenn einem muslimischen Mädchen in diesem Zusammenhang der Umgang mit „ungläubigen“ deutschen Kindern verboten wird, hat dies unter anderem negative Auswirkungen auf ihre Fähigkeit, sich zu integrieren.

    In meinem Beitrag steht überhaupt nichts von „Konzentrationslagern“ oder „Rassengesetzen“, auch nicht zwischen den Zeilen. Was mich und viele andere an dieser Diskussion stört, sind solche Unterstellungen, mit denen Sie Sarrazin, Heisig Giordano, Kelek, Brooder oder jetzt mich diffamieren.

    Versuchen Sie doch bitte, sachlich zu bleiben, auch wenn es Ihnen (wohl aus ideologischen Gründen) offensichtlich sehr schwer fällt.

  35. Vielen Dank Herr Weinberger,

    Jeder ihrer Sätze geht bei mir runter wie Öl. Ich finde es beruhgend, daß es immer mehr Menschen gibt, die hier gegegensteuern. Ich bin leider manchmal etwas genervt – was daran liegt, daß ich schon viel zu lange, teilweise sogar aktiv, mit nur ganz wenigen Mitstreitern den Islamismus bekämpfe. Irgendwann ist man einfach müde und möchte sich ein wenig zurücklehnen.
    Auch Sie sehen als Hauptquelle der Probleme den Islam als Lehre, und hier möchte ich gleich zu Herrn Bronski überleiten, der die sogenannten „friedlichen Phasen“ des Islam beschwört.
    Ich muß leider sagen, daß hier z.Z. an einer „modernen Legende“ gestrickt wird, an der Legende vom „Lieben Muslimen und bösen Kreuzfahrer“
    Wenn Sie den Klassiker von Steven Runciman „Geschichte der Kreuzzüge“ (1262 Seiten!)aufmerksam gelesen haben, dann gingen den Angriffen der Krezfahrer massive Angriffe der Muslimen vorraus, die dazu geführt haben, das Armenien überrant und die Türkischen Seldschuken weit in in Byzantinisches, urchristliches Gebiet vordrangen.
    Die Kreuzzüge waren demnach zunächst ein reiner Verteidigungskrieg. Er hat das Vordringen der Türken auf Europa, um mindestens 200 Jahre hinausgezögert. Natürlich waren die Kreuzfahrer keine Waisenknaben, sie waren gierig, grausam und dumm. Allein das Massaker an der Bevölkerung Jerusalems, der auch viele orientalische Christen zum Opfer fielen und das Abschlachten des wichtigsten Bündnispartners Konstantinopel spricht Bände. Parallell wurden die Katharer in Südfrankreich in einem beispielslosen Völkermord ausgerottet.
    Ich habe mehrere Studienreisen in dieses Gebiet unternommen.
    Die Fragen, die sich stellen lauten: War der Islam wirklich so friedlich? Wann und warum wurde das Christentum kriegerisch?
    Beide Fragen sind grausam miteinder verknüpft.
    Die Raubzüge des Islam trafen das das christliche Abendland völlig unvorbereitet. Spanien wurde überrannt, sogar das Frankenreich angegriffen, Ägypten fiel fast kampflos in die Hände des Islam.
    Das Christentum war keine Kriegsreligion. Im Frankenreich missionierten in dieser Zeit waffenlose friedliche irische Mönche, gründeten Klöster. Niemand kam auf die Idee mit Gewalt anderen Leuten einen Glauben aufzuzwingen. Allein das Glaubensvorbild „Jesus“ sowie die Schriften des Neuen Testamentes liefern hier keine Gebrauchsanweisung. Im Gegenteil: Selig sind die Friedfertigen, heißt es in der Bergpredigt. „Wenn dir einer auf die rechte Wange schlägt, ….“
    Daß jemand im Namen eines Gottes Menschen versklavt und umbringt traf das Abendland daher wie ein Schock.
    Daß die Muslime zwischen 800 und 1ooo relativ friedlich waren, lag daher nicht an der Friedfertigkeit ihrer Religion, sondern daran, daß sie alles mit beispielloser Gewalt vorher befriedet hatten.
    Ab 1000 ging ja die muslimische Gewalt in vollem Umfang wieder los und hörte ohne Unterbrechung erst im 18. Jahrhundert auf, als es österreichischen Truppen gelang, die Türken zurückzuschlagen.
    Umgekehrt beeinflußte die islamische Gewalt das Christentum auch in seinem Wesenskern. Karl der Große, war ein großer Bewunderer der islamischen Welt. Er war dann auch promt der erste deutsche Kaiser der Gewalt gegen Andersgläubige anwendete. Das Massaker von Verden an den heidnischen Sachsen usw.
    Fazit: Ohne den kriegerischen Islam und seine ständigen Angriffe hätte es niemals ein kriegerisches eroberungslüsternes Christentum gegeben. Der Islam hat die Gewalt als Teil der Religion auch auf andere Religionen übertragen. (Eine Paralelle gibt es auch im Hinduismus- siehe Shiks)
    Der aufflammende gewalttätige Islamismus unserer Tage ist daher nichts neues. Es ist ein altes Feuer, daß eigentlich nie richtig erloschen ist. In der Asche war immer noch Glut. Daß ausgerechnet die Engländer 1914 („Befreiung der Araber“) in ihrer puritanischen Gier, dieses Feuer wieder angefacht haben, ist ein anderes Kapitel, auf das ich vielleicht das nächste Mal eingehe.
    Bis auf weiteres verbleibe ich jetzt erstmal

    Klaus Lelek

  36. @36 Peter Weinberger

    Jeder Mensch, der auf Dauer in diesem Lande lebt oder leben möchte, ob Deutscher, Nicht-Deutscher, Fast-Deutscher, guter, richtiger oder falscher Deutscher, Moslem, Christ, Jude, jung, alt, weiß, schwarz, MUSS sich eindeutig, ohne wenn und aber, zum Grundgesetz und zur bestehenden Rechtsordnung bekennen. Darüberhinaus MUSS er nichts MÜSSEN, sondern alles geschieht auf freiwilliger Basis. Von einer Lei(d)tkultur steht auch nix im Grundgesetz, und das ist auch sehr gut so. Insofern ist das auch kein Unsinn, und in diesem Zusammenhang haben Sie auch nichts widerlegt. Die Begrifflichkeit Leitkultur hat in Sachen Integration genauso wenig zu suchen wie Assimilationzwang oder Ähnliches. Was mich an dieser Diskussion stört, dass gerade Zeitgenossen, die entweder ein gespaltendes Verhältnis zu allem Fremden (insbesondere Moslems) haben, oder deren Thesen gutachterlich eindeutig als kultur- und sozialrassistisch eingestuft wurden, sich bundesweit zu Integrationsexperten aufschwingen bzw. dazu auserkoren werden. Vielleicht sollten diese Lautsprecher (einige davon haben Sie erwähnt), die sich insbesondere durch maßlose Eitelkeit und Geschäftssinn „auszeichnen“, einmal darüber nachdenken, dass sich die Menschen gar nicht so gewaltig unterscheiden, wie das immer verlautbart wird. In aller Regel möchte jeder Mensch, egal welcher Religion, Kultur oder Nation er angehört, doch nichts anderes als Sie oder auch ich: Ein einigermaßen auskömmliches Leben, hin und wieder etwas Spaß, und vor allen Dingen keinen Ärger, Stress oder gar Schlimmeres. Natürlich ist nicht zu bestreiten, dass es immer auch einige völlig Verrückte und Abgedrehte gibt. Allerdings ist die Anzahl verschwindend gering, und es gibt sie unter ALLEN Religionen und Kulturen. Ich persönlich halte es auch nicht nur für sinnvoll, sondern auch integrationsfördernd, wenn die aufnehmende Gesellschaft auf die so genannten Migranten zugeht, und dadurch zu verstehen gibt, ja, ihr seid Willkommen. Dadurch bricht der Mehrheitsgesellschaft kein Zacken aus der Krone, zumal die Auswirkungen sehr positiv sind, wie ich es schon öfters selbst erlebt habe. Wer jedoch Ablehnung oder gar Feindschaft spürt bzw. erlebt, zieht sich zurück, und daraus entstehen u.a. so genannte Parallelgesellschaften. Eine völlig normale menschliche Reaktion, auch für Deutsche, die sich in einem anderen Land befinden. Vielleicht denken Sie darüber einmal nach, zumal es zwar viele Kulturen, Religionen, Riten und Gewohnheiten gibt, aber nur eine Zivilisation.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  37. @ Peter Weinberger

    Sie finden den Begriff „Leitkultur“ selbsterklärend. Dann erklären Sie doch mal bitte. Mir erklärt er sich nämlich nicht so ohne weiteres, und wenn ich die Debatte um diesen Begriff richtig mitbekommen habe, bin ich damit nicht der Einzige.

    Es gibt Versuche, „Leitkultur“ als europäisch zu definieren. Zum Begriffsumfeld von „europäischer Leitkultur“ gehören nach Wikipedia: Vorrang der Vernunft vor religiöser Offenbarung; Demokratie, die auf der Trennung von Religion und Politik basiert; Pluralismus; und Toleranz. Ich hätte keine Probleme, mich mit Ihnen auf diese „Leitkultur“ zu einigen.

    Zum Punkt „diffamieren“: Tut mir leid, das wollte ich nicht. Wenn Sie wüssten, wie viele Kommentare hier mal schnell veröffentlicht (und so schnell wie möglich von mir wieder gelöscht) werden, die die Segregation der deutschen Muslime fordern, würden Sie meinen Kommentar #34 vielleicht besser verstehen.

    Dessen ungeachtet bin ich gespannt, von Ihnen zu hören, wie Sie per „Leitkultur“ dafür sorgen wollen, dass muslimische Mädchen mit ungläubigen Mädchen umgehen dürfen.

    @ Klaus Lelek

    Sie mögen Recht haben – oder auch nicht. Eines steht immerhin fest: Sie haben mehr gelesen als ich. Dieses Buch, das Sie erwähnen, interessiert mich. Ich werde es mir besorgen.

    Was mich an dieser Diskussion besorgt, ist die Tatsache, dass manche Beteiligten davon auszugehen scheinen, dass der „Clash of Civilizations“ zwangsläufig zu sein scheint. Müsste nicht eher die Frage im Vordergrund stehen, was man dagegen tun kann? Auch Sie, Herr Lelek, sind vorrangig darum bemüht, Verantwortliche ausfindig zu machen – für Sie ist es der Koran. Ich sage es noch mal: Der Koran ist ein Buch. Entscheidend ist, wie er ausgelegt wird. Die Art und Weise, wie der Islam gelebt wird, wird von Menschen bestimmt, die den Koran interpretieren. Und auch das wiederhole ich noch einmal: Es gibt im Islam nicht weniger unterschiedliche Strömungen und Lebenswirklichkeiten als im Christentum. Manche sind liberal, manche sind fundamentalistisch. Meines Erachtens reicht das weiterhin nicht, um den Islam in Gänze zu diskreditieren.

  38. @ Jutta Rydzewski,

    von Leitkultur steht natürlich nichts im Grundgesetz, da gehört so etwas ja auch nicht hin. Wir erwarten aber über die Beachtung unserer Gesetze hinaus von allen Einwanderern, egal woher diese kommen und welchen Glauben sie haben, eine positive Einstellung zu unserer Gesellschaft und der hier vorherrschenden Leitkultur. Das ist nicht einklagbar, sondern selbstverständlich. Wer unsere Lebensweise oder unser Menschen- und Frauenbild verachtet, sollte nicht hier einwandern.

    Die von mir beschriebenen Feindschaft meinem Sohn gegenüber war jedenfalls vollkommen unbegründet und ist durch nichts zu entschuldigen! Die Ablehnung ging, wie leider allzu häufig, von muslimischen Migranten aus und nicht von uns. Deutsche haben generell schon lange kein Problem mehr damit, Fremde willkommen zu heißen. Nicht Ausländerfeindlichkeit ist (zumindest in Offenbach) ein Problem, sondern Deutschfeindlichkeit.

  39. @ Peter Weinberger/Klaus Lelek

    Zu Ihrer undifferenzierten Verdammung des Islams verweise ich auf meinen Beitrag # 23. Was die religiöse Toleranz des Islams betrifft, war sie über lange Zeiträume hinweg größer, als die des Christentums. Als 1492 Juden, die sich nicht taufen liessen, aus dem „befreiten“ Spanien vertrieben wurden, hat sie der Sultan eingeladen, sich im Osmanischen Reich niederzulassen, um nur ein Beispiel zu nennen. Es gab allerdings Zeiten und Regionen, in denen die jüdische und die christliche Minderheit in islamischen Ländern diskrimniert und zum Teil drangsaliert wurden. Pogrome hat es dort aber nicht gegeben.

  40. @40 Peter Weinberger

    „von Leitkultur steht natürlich nichts im Grundgesetz, da gehört so etwas ja auch nicht hin.“

    Eben. Dann sind wir uns zumindest darin einig. Übrigens, Leitkultur klingt so nach Leithammel, und hat nichts mit Integration zu tun. Wer seine vorgebliche Leitkultur anderen Kulturen sozusagen überstülpen will, wird garantiert scheitern und exakt das Gegenteil erreichen. Was „wir“ erwarten und was „wir“ letztlich bekommen, hängt in erster Linie von „unserem“ eigenen Verhalten ab. Aber dazu hatte ich Ihnen in meiner ersten Zuschrift ja Näheres mitgeteilt, wobei ich mich schon ein wenig wundere, dass Sie darauf überhaupt nicht eingegangen sind. So sehr die von Ihnen so empfundene Feindschaft gegenüber Ihrem Sohn zu bedauern ist, so können Sie dieses Einzelbeispiel nicht als generell geltendes Kriterium anwenden. „Wir“ können eben nicht von allen Einwanderern erwarten, dass sie eine positive Einstellung zu unserer Gesellschaft und Kultur haben. Dazu ist kein Einwanderer verpflichtet und das ist auch sicher nicht selbstverständlich. „Wir“ können aber durch „unser“ Verhalten dazu beitragen, dass es eventuell einmal dazu kommen könnte.

    „Wer unsere Lebensweise oder unser Menschen- und Frauenbild verachtet, sollte nicht hier einwandern.“

    Hier packen Sie erneut etwas zusammen, was nicht zusammen gehört. „Unser“ Menschen- und Frauenbild ist im Grundgesetz festgeschrieben (insbesondere im Artikel 1), „unsere“ Lebensweise dagegen nicht. Wenn die deutsche Lebensweise das Maß aller Dinge wäre, hielte ich das, obwohl ich eine „richtige“ Deutsche bin, im Übrigen auch für furchtbar. Nein, nein, weder Leitkultur noch irgendeine andere Leitung, sondern jeder so wie er möchte, auf dem Boden unseres Grundgesetzes und Rechtsordnung.

    „Deutsche haben generell schon lange kein Problem mehr damit, Fremde willkommen zu heißen.“

    Schön wäre es, aber leider ist es nicht so.

    „Nicht Ausländerfeindlichkeit ist (zumindest in Offenbach) ein Problem, sondern Deutschfeindlichkeit.“

    Versuchen Sie doch mal, auch wenn es sehr schwer fällt, die ganz persönlichen Dinge hinsichtlich Ihres Sohnes,
    nicht ausschließlich in den Vordergrund zu rücken, sondern betrachten Sie die „Anderen“ schlicht und ergreifend als Menschen wie du und ich, die sich in ihren Grundbedürfnissen gar nicht so gravierend unterscheiden. Aber das steht ja alles in meiner ersten Zuschrift. Übrigens, ein Vorschlag, den ich in diesen Tagen, auch hier im Blog, schon öfters gemacht habe: Gehen Sie am 03. Oktober in eine Moschee, schauen sich alles an und reden ganz normal mit den „Anderen“. Wer weiß, wie Sie dann über alles denken. Sie können ja anschließend darüber hier berichten.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  41. @Bronski

    Die Definition der „europäischen Leitkultur“ laut Wikipedia ist mir persönlich nicht konkret genug, obwohl ich grundsätzlich zustimme. Gerne erläutere ich anhand einiger Beispiele Ihnen (und auch allen anderen, die bei diesem Begriff offenbar Verständnisschwierigkeiten haben), was (deutsche) Leitkultur praktisch bedeutet:

    Überall in Nord- und Mitteleuropa werden Kinder im Vorschulalter üblicherweise nach dem Sandmännchen ins Bett geschickt, es wird noch eine Gutenachtgeschichte vorgelesen, und dann das Licht gelöscht. Für Grundschüler ist Bettruhe in der Regel um 20:00 Uhr angebracht, bei Jugendlichen spätestens um 22:00 Uhr. Alle verantwortungsbewussten Eltern werden hier sicherlich zustimmen. Versuche in Frankreich, dies gesetzlich zu regeln (durch Ausgangssperren), stießen auf erheblichen Widerstand seitens der muslimischen „Community“: Diese Regelung beträfe doch ausschließlich Moslems, alle anderen Franzosen verhielten sich nämlich bereits so. Eben!

    Deutsche (und „ungläubige“) Eltern wiederum halten sich weitestgehend aus der Partnerwahl ihrer Kinder heraus, und es gibt keinerlei rassistische Vorbehalte gegenüber Freundschaften außerhalb ihrer Ethnie und Glaubensgemeinschaft. Leider trifft das auf viele Muslime nicht zu, wie ich schon eingangs beschrieben hatte.

    Die „Ehre“ von Frauen und Mädchen wird hier nicht durch Brüder, Cousins oder wem auch immer überwacht. Frauen führen bei uns ein selbstbestimmtes Leben, ohne jegliche Bevormundung durch Männer. Dazu gehört auch der angstfreie Umgang mit der eigenen Sexualität.

    Wir Deutsche lehnen Geschlechtertrennung grundsätzlich ab. Frauen und Männer schwimmen bei uns gemeinsam, in der hierzulande üblichen Schwimmbekleidung oder sogar ganz nackt, wo es erlaubt ist. Selbstverständlich nehmen Frauen (wie Männer) an sportlichen Aktivitäten teil, und zwar ohne behindernde Kleidung. Das Kopftuch wird in diesem Zusammenhang eindeutig als Zeichen besonderer Frömmigkeit getragen und hat schon deshalb an unseren bekenntnisneutralen Schulen nichts zu suchen. Religiös motivierte Vermummungen sind darüber hinaus ein Affront gegen unsere moderne Gesellschaft und schon deshalb unerwünscht.

    Musikerziehung ist nicht „des Teufels“, ebensowenig wie regelmäßiges Lesen weltlicher Werke, sondern integraler Bestandteil einer guten Bildung. Wer seine Jugend stattdessen mit dem stupiden Auswendiglernen von Koranversen, Beten zu Unzeiten oder ausgiebigen Moscheenbesuchen verplempert, wird den in Europa erforderlichen Bildungsstandard schwerlich erreichen können.

    In Deutschland und der westlichen Welt gilt Leistungsbereitschaft das ganze Jahr über, und nicht nur an 11 von 12 Monaten. Wer die Fastenregeln des Ramadan einhält (d.h. tagsüber hungert und durstet, nachts übermäßig viel isst) riskiert nicht nur seine eigene Gesundheit sondern eventuell auch die eines ungeborenen Kindes, sofern die Frau schwanger ist. Wegen regelmäßigem Dehydrieren des Gehirns erleben Lehrkräfte bei muslimischen Schüler und Azubis in dieser Zeit immer wieder erhebliche Leistungseinbußen. Wer Ramadan praktiziert mag durchaus in der Lage sein, eine Ziegenherde zu hüten. Wer aber bei uns in der gymnasialen Oberstufe oder in anspruchsvolleren Berufen bestehen will, muss Ramadan sein lassen.

    All diese Dinge lassen sich kaum in Gesetze fassen, das wäre wohl auch nicht sinnvoll. Von allen Einwanderern kann aber soviel Einsichstfähigkeit erwartet werden, das sie eine allseits bekannte Redensart beherzigen: „When in Rome do as the Romans do“. Dies gilt vor allem, wenn „Rom“ zivilisierter als das Heimatland ist.

  42. @Peter Weinberger
    Ihr Kommentar bringt mich zum Lachen. Sandmännchen als Inbegriff europäischer Leitkultur- was für ein Bild! Hier meine Gute-Nacht-Geschichte:

    Sand in den Augen, der Blick körnergetrübt
    „Wo ist die Leitkultur, wo?“ rief der böse, böse Wolf
    „Hier bin ich!“, antworteten Sandmännchen und Rotkäppchen im Chor
    und da der böse Wolf nichts mehr sah, fraß er alle mit Haut und Haar
    Tja- das war’s mit der guten Bildung. Alle tot.
    Ende.

  43. @42 Jutta Rydzewski

    Die geschilderte Ausgrenzung meines Sohnes ist kein bedauerlicher Einzelfall, sondern gängige Verhaltensweise einer Kultur, die Ungläubige verachtet und verfolgt. In Moscheen war ich schon sehr oft, deshalb verspreche ich mir von einem erneuten Besuch keine großen Erkenntnisgewinne.

    @41 Abraham

    Ich differenziere sehr wohl. Es geht hier aber darum, ob wir in Offenbach Schwierigkeiten mit der Integration haben, bzw. mit wem und warum. Das ist das Thema hier, und nicht ob Moslems sich auch zivilisiert verhalten können, wenn sie den Spagat zwischen unserer modernen Welt und ihrem rückständigen Aberglauben auszuhalten gewillt sind. Ehemalige Muslime haben es da jedenfalls leichter. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist die islamische Welt seit jeher intolerant, antisemitisch und frauenfeindlich eingestellt.

    Nennen Sie mir bitte ein einziges moslemisches Land, in dem Christen einen Büchertisch mit christlicher Literatur aufzustellen können, oder wo ein Muslim konvertieren kann, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben.

    Islamische Büchertische oder Bekenntnisfreiheit, all dies geht im Westen völlig problemlos. Das ist Religionsfreiheit, und die gibt es halt nur bei uns!

  44. @44 maat

    „Sandmännchen“ bedeutet ca. 18:00. Da hab ich Sie jetzt wohl überfordert. Kinder haben Sie offensichtlich keine. Na, Hauptsache Sie hatten Ihren Spaß!

  45. @Peter Weinberger
    Was kann ich dafür, dass Sie solche Witze reißen?!
    Offensichtlich waren Sie noch nie mit einer Gruppe wohlerzogener Jugendlicher auf Studienfahrt. Nach der Bettruhe treffen sie sich heimlich, betrinken sich und pinkeln vom Balkon oder treiben sonstige Dinge, die ihnen ihre Lehrer verboten haben. Wenn sie wirklich meinen, deutsche, um nicht zu sagen christliche Jugendliche würden sich wie Engelchen benehmen im Gegensatz zu muslimischen, scheinen sie tatsächlich an die Heile-Welt-Gute-Nachtgeschichten des Sandmännchens zu glauben. Mit der Realität hat das nichts zu tun.
    Auch können sie sich gerne mal mit christlichen Fundis auseinandersetzen, die dagegen intervenieren, dass Harry Potter in der Schule gelesen wird. Haben Sie mit solchen Leuten schon mal über Darwin diskutiert? Viel Vergnügen! Wie passt eigentlich in ihr Leitkultur-Bild, dass Priester und Lehrer in deutschen Elite-Internatsschulen vor und nach dem Sandmännchen ihre Schützlinge befummelt haben? Gehört das auch zur deutschen Leid(!)kultur? Aus dem Koran haben sie das jedenfalls nicht.

  46. @ Bronski

    Unsäglich, Bronski, Ihr Beitrag #34! Ich jedenfalls stelle mir unter einem „Moderator“ etwas anderes vor: der, der mäßigend, lenkend, steuernd eingreift. Wenn Sie das Niveau allerdings hier wieder auf die Schiene von „Rassengesetzen“ und „Konzentrationslager“ bringen wollen, sehe ich dem Blogtalk mit sehr gemischten Gefühlen entgegen.

    @ all

    Überhaupt scheint es im Bezug auf Ausländer, Einwanderer und Eingewanderte eine gewisse sprachliche Nebelwand („Gutsprech“) zu geben. „Migranten“ sind eigentlich „die auf Wanderschaft Befindlichen“, die also noch nicht so genau wissen, wohin sie ihr Ei eigentlich legen wollen. Aber darunter werden hierzulande auch die bereits Angekommenen (also die Immigranten) nebst ihrer Nachkommenschaft bezeichnet. Und da man unterschiedliche Sachverhalte unter einen gemeinsamen Begriff subsumiert, kann man mit der Keule der „Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit“ alle diejenigen treffen, die auch nur im entferntesten Kritik an „Migranten“ – und seien es die hardcore Integrationsverweigerer – äußern

    Interessant auch die Bezeichnungen für Herkunft und Hintergrund. Normalerweise sprechen wir von „Italo- oder Deutschamerikanern“, also Amerikanern mit italienischen bzw. deutschen Wurzeln. Ein „Frankokanadier“ ist ein Kanadier mit französischen Wurzeln. Ein „Ostdeutscher“ oder „Russlanddeutscher“ ist ein Deutscher, der seine Herkunft in den östlichen Bundesländern oder Russland hat. Die „Turkvölker“ sind die Völker, die gemeinsame „türkische“ (ethno-linguistische) Wurzeln haben.

    Jetzt sage mir doch bitte mal einer, was ein „Deutschtürke“ ist? Genau dieser Begriff wird aber von der deutschen Mehrheitsgesellschaft, den Politikern und Medien bereitwillig nachgeplappert. Er ist von türkischen Interessen geprägt und wurde von deren Vertretern (als „politischer Kampfbegriff“?) in die Debatte eingeführt. Hier wird unsere Sprache umgebogen, indem uns begrifflich ein „Türke, der in Deutschland lebt“ als „Deutscher mit türkischen Wurzeln“ untergejubelt wird.

  47. @ Peter Weinberger

    Interessant, was Sie unter Leitkultur verstehen. Übrigens kenne ich Muslime, die sich durchaus Ihrem Katalog konform verhalten, ohne dass „der Deutsche“ das für sie geregelt hätte.

    @ Michael Beitz

    Es sollte Ihnen schon aufgefallen sein, dass ich hier ausnahmsweise mal ein bisschen mitrede. Gestatten Sie, dass ich mir das herausnehme? Und gestatten Sie außerdem, dass ich mich ein wenig pointiert ausdrücke, so wie Sie das für sich ja auch in Anspruch nehmen? Hier wurden kürzlich rasch aufeinander mehrere Kommentare veröffentlicht, die eine Segregationspolitik forderten. Die sind ebenso schnell verschwunden, wie sie auftauchten. Sie haben ähnlich argumentiert wie Peter Weinberger. Ist doch gut, wenn Peter Weinberger dann erklärt, wie er es eigentlich gemeint hat.

    Im Übrigen habe ich mich bereits entschuldigt (#39)

  48. @48 Michael Beitz

    Stimmt eigentlich, es müsste Türkdeutscher heißen. Aber meinetwegen geht’s auch umgekehrt, Deutschtürke spricht sich leichter, finde ich.

    “Rassengesetze” und “Konzentrationslager” war wirklich total daneben, aber Bronski schämt sich glaub ich dafür und hat sich bereits entschuldigt. Ich vertraue jedenfalls darauf, dass er sich ab sofort zusammenreißt.

    Politisch korrekte Integrationsromantiker werden erfahrungsgemäß schnell unsachlich, weil die meisten ihrer Argumente so erbärmlich schlecht sind,

    wie zum Beispiel bei unserem Scherzkeks

    @47 maat

    Wie gut dass es bei uns ein paar Ballermannproleten oder unter Christen eine Handvoll perverser Knallköppe gibt, die dann als „Beweis“ dafür herhalten dürfen, dass wir „genauso unzivilisiert“ sind wie die große Mehrheit der Muslime. 99% von denen lehnen übrigens die Evolutionstheorie rundweg ab. Bei uns Deutschen dürften es maximal 3 bis 4 Spinner sein. Macht aber nix, der Schenkelklopfer war’s wert, gell?

    @42 Jutta Rydzewski

    Es ist sehr wohl selbstverständlich, dass Einwanderer eine positive Einstellung zu unserer Gesellschaft und Kultur mitbringen. Warum sollten sie denn sonst bei uns einwandern? Etwa wegen des Geldes? Nie nicht 😉

  49. @ Michael Beitz/Peter Weinberger

    Russlanddeutsche sind nicht nach Deutschland eingewanderte Russen, sondern die einst nach Russland ausgewanderten Deutsche. Wo ist der Unterschied zu Deutschtürken?

    Wie sich die Wertewelten der Deutschen und der Migranten gleichen (und wo sie sich unterscheiden) können Sie nachlesen unter http://www.liljeberg.net/aktuell/Wertewelten-summary_07.pdf

    An die Evolutionslehre nach Darwin glauben nach dieser Untersuchung auch nur 49% der Deutschen, bei den Migranten türkischer Herkunft sind es immerhin 27%. Wie viele niedrbayerische Katholiken an Darwin glauben, ist nicht erhoben worden. In den 60er Jahren waren es sicher auch nicht mehr als 25%.

  50. @ Peter Weinberger

    Ich bin dafür, die Diskussion wieder zu versachlichen. Daher würde mich interessieren, was Sie konkret wollen, dass die Politik tun soll. Sie weisen zu Recht auf einige Missstände hin, aber was soll dagegen unternommen werden? Wie Abraham finde ich Ihre Argumentation undifferenziert. Ihre Argumente habe ich jedenfalls schon in vielen „islamkritischen“ Blogs gelesen, die aber allesamt außer endlosen pauschalen Schimpfereien keine Lösungen anbieten können. Auch Ihre „Leitkultur“ überzeugt mich bisher nicht. Wie wollen Sie solches Verhalten in Ihrem Sinne regeln, ohne das Grundgesetz anzutasten? Manches, was Sie über das Verhalten von Migranten schreiben, erinnert mich an die Verhältnisse in Deutschland vor ’68.

  51. Es ist doch naiv, nur dem Islam Gewalttätigkeit zu unterstellen. Der grundlegende, „“systembedingte“ Fehler auch des Christentums ist a) die Aufteilung in Gläubige und Ungläubige und b) das Erlösungsversprechen in einem Leben nach dem Tod.

    Meist wird der Kritik, viele Verbrechen würden im Namen einer Religion begangen, entgegnet, dass die jeweilige Religion leider „verfälscht“, „falsch interpretiert“ oder eben „instrumentalisiert“ wurde. Sie scheint sich allerdings für derlei Instrumentalisierungen besonders gut zu eignen. Auf den „Kleinen Prinzen“ von St.Exupéry oder „Die Möwe Jonathan“ von Richard Bach hat sich meines Wissens noch kein Diktator, Kriegsherr oder Menschenschlächter berufen.

    Was mir genauso wichtig erscheint: Religionen haben Unrecht nicht verhindert. Die Beispiele aus der europäischen (einschließlich der süd- und nordamerikanischen) Welt sind Legion. Aber auch die ach so friedlichen Buddhisten haben sich während der Pol-Pot-Zeit als ganz üble Zeitgenossen (ich scheue mich, das Wort „Bestien“ zu verwenden) herausgestellt. Dass die burmesischen Militärmachthaber sich selbst auch als Buddhisten verstehen, hindert sie jedenfalls nicht daran, Greueltaten zu begehen.

    Das Erlösungsversprechen ermöglicht es, im diesseitigen Leben die Wutz rauszulassen. Bei den Christen gibt es die Beichte, um sich von seinen Sünden zu befreien. Im Islam folgt man einfach den 5 Säulen des Islam (Schahada, Salat, Zakat, Saum und Hadsch) und geht ins Paradies ein, auch wenn man ansonsten wüst gelebt hat. Ein Kaffirun (Ungläubiger) kann in seinem Leben so viel Gutes tun, wie nur irgend geht, er wird nicht ins Paradies eingehen (jedenfalls nicht ins muslimische). Der Buddhist ist eh ans „Rad der Leiden“ gebunden und muss halt im Zweifelsfall noch eine Runde und noch eine Runde und noch eine Runde drehen, bis er genug gutes Karma angesammelt hat. (Kleine theologische Ungenauigkeiten bitte ich zu entschuldigen).

  52. @ Abraham #51

    „Russlanddeutsche sind nicht nach Deutschland eingewanderte Russen, sondern die einst nach Russland ausgewanderten Deutsche.“

    Ja eben! Deswegen heisst ein Deutscher, der – als Aussiedler – aus Russland zu uns kommt „Russlanddeutscher“. Er ist ein „Deutscher“, der durch die Vorsilbe „Russland“ näher bestimmt wird. Sie merken und merken ja selber an: hier geht es um einen Teil der deutschen Geschichte, und um die Frage von Staatsbürgerschaft. Insofern ist das ein Sonderfall – und ebenfalls ein „politischer Kampfbegriff“ (gegenüber der UdSSR, z.B.).

    „Wo ist der Unterschied zu Deutschtürken?“

    Nehmen Sie einfach all die anderen Beispiele, die ich genannt hatte.

    Eingewanderte Russen mit deutschen Wurzeln würden wir „Deutschrussen“ nennen. Eingewanderte Türken mit deutschen Wurzeln würden wir „Deutschtürken“ nennen.

    Wie Sie richtig bemerken, wäre die Analogie in der Türkei richtig: /dort/ würde man einst nach Deutschland ausgewanderte Türken „Deutschlandtürken“ nennen. Nun spricht man in der Türkei Türkisch und dort nennt man sie „Almanci“ (meist übersetzt mit „Deutschländer“, so wie die Würstchen von Meica).

    Deutsche mit türkischen Wurzeln würden nach den Regeln der deutschen Sprache als „Türkdeutsche“ oder analog zu „Turkvölker“ als „Turkdeutsche“ bezeichnet. Der Begriff „Deutschtürke“ wird aus Bequemlichkeit (weil’s sich halt einfacher spricht oder man es gewöhnt ist), dann aber meist falsch!, verwendet.

    Oder er wird im Sinne von „in Deutschland lebender Türke“ verwendet. Dies habe ich als „politischen Kampfbegriff“ aus der Ecke Erdogans gekennzeichnet. Die Türken, die inzwischen deutsche Staatsbürger geworden sind, werden von Erdogan natürlich zu den „Deutschtürken“ gezählt, sie sind aber „Turkdeutsche“.

    Die Konfusion der Begriffe, der Wirrwarr mit doppelten Staatsbürgerschaften (!) und natürlich deren jeweilige politische Instrumentalisierung wollte ich nicht unerwähnt lassen. Als das Wichtigste in diesem Blog betrachte ich sie natürlich nicht.

  53. Der Islam bleibt demokratiegefährend, solange sich seine Vertreter im freien Westen nicht eindeutig von Scharia-Ritualen distanzieren. Solange (auch hier) krude Menschenrechtsverletzungen im Namen Allahs vollstreckt werden, solange bleibt die Islamophobie. Kritik muss erlaubt sein, und eine Reformation des Islam ist für eine Integration dringend notwendig. – Also, bei aller Verschleierung: Mehr Toleranz und Transparenz. Das hat NICHTS mit Rassismus zu tun, sondern richtet sich gegen menschenfeindliche Lebensformen und Glaubensrituale.

  54. @Ben Thlin
    Es lässt sich so zusammenfassen:

    „Mein Gott, ich habe einen Ungläubigen getötet.“
    „So wird er nicht mehr zu mir finden.“

  55. Sigmar Gabriel meint, die Beherrschung der deutschen Sprache und die Anerkennung der ersten 20 Artikel GG wären die einzigen Anforderungen, die man bzgl. Integration zu stellen hätte. Es ist schon erstaunlich, dass Selbstverständlichkeiten so herausgeputzt werden. Vielleicht will man uns nun auch als neue Erkenntnis verkaufen, dass man fürs Wohnen Miete zahlen muss!

    Herrn Gabriel et al. ist möglicherweise noch aus der Schule der Begriff „notwendige und hinreichende Bedingung“ bekannt. Deutsche Sprache und GG-Anerkennung sind die notwendigen Bedingungen. Hinreichend, um sein Leben in Deutschland zu führen, sind sie mitnichten.

    Ebenfalls gehört die Anerkennung diverser Gesetze und Verordnungen dazu – egal ob es sich um die StVO (Rechtsverkehr), Ausländer- oder Schulgesetze, die Schneeräumpflicht oder (für den sprichwörtlichen Gemüsehändler, Pizzabäcker, Eiscafébetreiber) Regelungen des Lebensmittelrechts und der Preisangabenverordnung handelt.

    Neben diesen Voraussetzungen könnte man natürlich auch so etwas wie „Kultursensibilität“ erwarten. Also „Sitten und Gebräuche“, kulturelle Besonderheiten, Unterschiede zwischen Stadt und Land, lokale Eigenheiten, Nutzung von Gemeinschaftseigentum, Verhalten im öffentlichen Raum, „ungeschriebene Regeln“. Und, ja, vielleicht auch das zitierte „Sandmännchen“, „Biene Maja“, „Benjamin Blümchen“ oder „Käpt’n Blaubär“.

    Ich gestehe gerne, dass vieles von amerikanischer Seriensoße (manche nennen es auch „US-amerikanischer Kulturimperialismus“) verkleistert wird und das deutsche Fernsehen auch nicht immer dem gewünschten Bildungsauftrag nachkommt. Aber die Fernbedienung, in Verbindung mit einem gedruckten Fernsehprogramm oder dem EPG, ermöglicht es, sich gezielt Sendungen herauszusuchen, die sowohl dem eigenen Geschmack als auch der Erkenntnis über die Mehrheitsgesellschaft entgegenkommen.

    In jedem Land, in dem ich gelebt habe, kannte ich spätestens nach drei Monaten die Namen der Nachrichtensprecher, den ungefähren Inhalt von Vorabendsendungen, die Namen und zwei oder drei Witze der bekanntesten Komiker des Landes. Und irgendeine Gala, in der die Stars des Landes auftraten, gab es innerhalb dieser Zeit auch. Der Name des regional wichtigsten Fußballklubs war mir ebenso bekannt wie der Name des Bürgermeisters. Vieles fand ich in den Diskussionen an der Kasse oder auf dem Markt wieder oder konnte es dort einbringen.

    Selbstverständlich kann ich Migranten nicht dazu zwingen, aber aus eigenem Erleben und eigener Erfahrung heraus finde ich: man könnte es schon erwarten.

    Ach so, heute habe ich mir für 9,95 Euro das 64-seitige Heft „Orientierungskurs, Geschichte – Institutionen – Leben in Deutschland“ geleistet, um einmal zu sehen, was in den Integrationskursen thematisch so läuft.
    (Langenscheidt, ISBN 978-3-468-49168-9).

  56. @50 Peter Weinberger

    „Es ist sehr wohl selbstverständlich, dass Einwanderer eine positive Einstellung zu unserer Gesellschaft und Kultur mitbringen.“

    Nein, das ist sehr wohl eben nicht selbstverständlich. Wenn überhaupt wäre es wünschenswert. Aber auch das Wünschenswerte kommt nicht vom Himmel geflogen. Ob „wir“ diesen Zustand erreichen bzw. ihm so nahe wie möglich kommen, liegt jedoch in erster Linie, wie ich es immer wieder zum Ausdruck bringe, an „unserem“ Verhalten selbst. Das hat auch nix mit Bringeschuld oder dem Gegenteil, sondern vorrangig etwas mit Vernunft zu tun. Wenn die „Anderen“ sich bei „uns“ wohlfühlen, kommt der Rest von ganz alleine. Hört sich vielleicht zu einfach an, ist aber auch nicht so schwierig und kompliziert wie immer, besonders durch „unsere“ Lautsprecher, die fälschlich als Integrationsexperten bezeichnet werden bzw. sich selbst so bezeichnen, behauptet wird. Noch einmal kurz zusammengefasst: Zuwanderer MÜSSEN auf dem Boden des Grundgesetzes und der Rechtsordnung stehen, sonst MÜSSEN sie nix MÜSSEN. Übrigens, auf den Boden des Grundgesetzes und der Rechtsordung MÜSSEN nicht nur Zuwanderer stehen, sondern ALLE in Deutschland lebenden Menschen, einschließlich der „richtigen“ Deutschen. Dieser Hinweis, obwohl selbstverständlich, erfolgte nur der guten deutschen Ordnung halber.;-) Alles was über das Grundgesetz und die Rechtsordnung hinausgeht, auch das, was Sie eine positive Einstellung zu unserer Gesellschaft und Kultur nennen, kann MUSS aber nicht sein. Natürlich kann ein Zuwanderer, Ausländer, Migrant, wenn er dann möchte, auch die deutsche Lebensweise, was immer das sein soll, annehmen, es steht ihm sogar frei, deutscher zu sein als ein „richtiger“ Deutscher. Er kann Sauerkraut essen, Tauben züchten, deutsche Wanderlieder singen usw. usw.. Doch dazu kann er nicht gezwungen werden. Übrigens, es liegt in der Natur der Menschen, je mehr sie angenommen und akzeptiert werden, umso eher und mehr sind sie bereit auch andere Gewohnheiten, Riten, kulturelle Eigenschaften zu übernehmen. Dabei MÜSSEN Unterschiede überhaupt nicht hinderlich sein, sondern ganz im Gegenteil, es macht die ganze integrative Angelegenheit, hüben wie drüben, also für ALLE Beteiligten, noch erheblich interessanter und spannender. Vielleicht sollten Sie mal so an die Dinge herangehen, anstatt nur immer wieder stur auf das Trennende und noch Schlimmeres hinzuweisen. Letztlich tun Sie sich damit selbst keinen Gefallen.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  57. Liebe Leute,

    ich habe das Buch von Sarrazin nicht gelesen oder gekauft, aber vielleicht kann man mal ein „völlig neues“ Argument zur Ausländer-/Integrationsdebatte bedenken, das ich nicht erfunden haben k a n n, das aber nirgendwo auftaucht: hat mal irgendjemand darüber nachgedacht, dass es schlicht eine Frage der Anzahl der Ausländer ist, die in einer Stadt leben, die diese Stadt in punkto gelungener oder mißlungener Integration zu bewältigen hat?? Mit denen auch wir Einheimische leben dürfen oder müssen!? Es sind doch krass viel zu viele, wenn in Offenbach 50% gezählt werden (es sind sicher mehr), auch in Frankfurt überfordert die Anzahl die Stadt und ihre Bürger! Warum fragt eigentlich niemand uns, die deutschen Einwohner, wenn alle ausländischen Zuzügler frei in eine Stadt ihrer Wahl ziehen dürfen?? Ich finde, bis zu höchstens 15% sind gut zu integrieren, mit denen leben wir gerne und möchten, dass sie hier sind – aber nicht mehr!! Es muß also nicht nur green cards geben, Sprach- und Einbürgerungstests, sondern Kontingente pro Stadt!! Ich habe sonst Angst um unsere Demokratie, denn überall in Europa gewinnen rechts bis rechtsradikale Politiker und Parteien Zulauf – es ist echt kein Wunder, wieso wundert sich noch irgendjemand darüber, wenn Städte 50% Migranten/Ausländer integrieren müßten und niemals integrieren können! DAS ist das Problem!!!

    Es grüßt Barbara

  58. @ Barbara

    Es gibt keinen dirketen Zusammenhang zwischen dem Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung und dem Integrationserfolg. München mit einem Anteil von 31% gilt als die Großsstadt mit der besten Integration, Frankfurt mit dem höchsten Anteil von 38% liegt auf dem Platz 3, Berlin mit einem Anteil von 22% auf dem mittleren Platz 10, Leipzig mit 9% auf Platz 14, Nürnberg mit 32% auf Platz 19 und Duisburg mit 25% auf dem letzten, den 20. Platz. Siehe http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Zuwanderung/Integration_RZ_online.pdf

  59. Mir wird sehr wahrscheinlich die Mehrheit auf diesem Blog recht geben, dass es zur Sachlichkeit beitragen und authentisch ist, wenn der eine oder andere aus praktischer Erfahrung berichten kann. Und daher glaube ich auch, dass dies gerade Offenbacher können, die mit seinem 50% Anteil von Ausländern doch irgendwie gestraft sind.

    Wenn ich jetzt Peter Weinberger erwähne und zu seinen Kommentaren etwas sagen werde, weil ich ihn schon eine geraume Zeit lang kenne -. Über die Jahre hinweg habe ich ihn des Öfteren in Offenbach besucht. An jenen Wochenenden, die ich bei ihm wohnte, konnten sich lediglich innerhalb dieser begrenzten Zeiträume meine kurzen Eindrücke über die dortige Atmosphäre und die Zustände in seiner unmittelbaren Umgebung zu einem klaren Bild entwickeln. Wir hatten während unserer Wiedersehen so gut wie nie über die Ausländer in seiner Strasse geredet. Daher ist es im ersten Moment für mich verwunderlich, dass er jetzt eine klare Front mit seinen Äusserungen aufbaut. Die Tatsache des immer grösser werdende Anteils von Türken und Zigeunern, der ihn offensichtlich mittlerweile richtig nervt, kann ich gut verstehen. Meine Eindrücke waren immer nur krass. Schon, dass man nachts kein Auge zu bekommt, wenn man nicht einen sehr guten Schlaf hat. Das ständige Hupen von Autos und Zweirädern, der Hundekot vor seiner Haustür ist bereits geflügeltes Wort bei mir. Keiner dieser Anwohner dort fühlt sich anscheinend verpflichtet, die Exkremente seines Haustieres zu beseitigen. Das einzig Positive und Aufwertende, weil für mich abwechslungsreich, ist der bunte Samstagsmarkt mit seinen türkischen Gemüsehändlern an diesen Wochenenden gewesen. Ansonsten wollte ich dort im Leben nicht wohnen.

    Die vermeintlichen Vorurteile mir gegenüber sollten Sie nun zunächst zurück behalten. Ich hatte lange Zeit in Honolulu auf Hawaii gelebt. Wenn man dort durch die Stadt läuft, dann weiss ich nicht, wieviele Rassen einem entgegen kommen. Mir selbst wird diese Zeit immer in positiver Erinnerung bleiben. Ich hatte die Polynesier, Japaner, Chinesen, Philippinos und viele andere Nationalitäten in meiner direkten Umgebung in der ich auch wohnte. Dieses Farbenfrohe an Kleidung und die verschiedenen Sprachen, die Essensgerüche haben mich immer nur bereichert, weil das Zusammenleben ohne Spannung gewesen war. Heute wohne immer noch einigermassen normal, in Stuttgart. Wer weiss, wie lange noch.

    Meine Eindrücke hatte ich meinem Gastgeber immer bewusst zurück gehalten, weil ich seinen Wohnsitz tolerieren wollte, ohne ihn zu verletzen.

  60. Das Problem mit der Hundescheiße vor der Haustür habe ich auch. Die lieben Kleinen haben sogar an meine Haustür gepisst. Mit ein bisschen Aufmerksamkeit hab ich die Verursacherin gestellt und darauf angesprochen. Es handelte sich um ein ziemlich heruntergekommene Deutsche die um die Ecke wohnt. Seitdem ist da keine Scheiße mehr. Das problem mit der Pisse habe ich auch in den Griff bekommen. Die Tierchen pissen ja da hin wo andre vor ihnen ihre Duftmarke gesetzt haben. Ich hab einfach ein billiges Parfüm gekauft und immer wieder an die betreffende Stelle gesprüht, so viel dass es selbst mir zzu duftig wurde. Da machen alle Hunde jetzt einen großen Bogen drum.
    Ich würde sagen das sind großstadttypische Probleme die aber nichts mit Ausländern zu tun haben.

  61. @ Ben Thlin
    „Der Islam bleibt demokratiegefährdend, solange sich seine Vertreter im freien Westen nicht eindeutig von Scharia-Ritualen distanzieren. Solange (auch hier) krude Menschenrechtsverletzungen im Namen Allahs vollstreckt werden, solange bleibt die Islamophobie.“

    Es gehört zu dem Standardrepertoire von „Islamkritikern“, Muslime zur Distanzierung von der Scharia aufzurufen, ohne zu konkretisieren, was sie mit „Scharia“ meinen. Auch Sie lassen dies offen. Beziehen Sie sich auf die Bestimmungen der Scharia zum Strafrecht? Diese wenden – außer Saudi-Arabien und Iran – auch keine „muslimischen“ Staaten an; die Türkei, aus der die meisten Muslime in Deutschland stammen, hat seit nun fast schon 100 Jahren ein an westlichen Vorbildern orientiertes Strafgesetzbuch. Selbst die Erzkonservativen unter den muslimischen Verbänden in Deutschland haben sich eindeutig zur Gültigkeit der deutschen Rechtsordnung bekannt. Dies gilt auch für das Familien- und Zivilrecht. In diesem Rechtsbereich lässt der Staat seinen Bürgern durchaus Gestaltungsspielräume, z.B. bei Eheverträgen oder Testamenten. Im Rahmen dieser Spielräume können Muslime auch Scharia-Grundsätze verwenden. Auch dort, wo das staatliche Recht bei Streitigkeiten private Schlichtungen zulässt, können Muslime auf die Scharia zurückgegriffen, wie andere das „Standesrecht“ nutzen. Stört Sie daran etwas? Auch in Wirtschaftsangelegenheiten ist es den Bürgern unbenommen, sich im Rahmen der gültigen Gesetze nach religiösen Grundsätzen, auch denen der Scharia, zu richten. Oder wollen Sie z.B. die sehr erfolgreichen „schariakompatiblen“ Anlagefonds verbieten, die immer mehr Banken international anbieten und die sich (weil sie Spekulationen ausschließen) in der Finanzmarktkrise bestens bewährt haben? Schließlich regelt die Scharia alle religiösen Angelegenheiten, wie auch z.B. das „Kirchenrecht“ der katholischen Kirche. Auch dieses Recht werden Sie wohl nicht in Frage stellen.

    Was „krude Menschenrechtsverletzungen im Namen Allahs“ betrifft, beziehen Sie dies vermutlich auf Zwangsehen und „Ehrenmorde“. Beides sind, wie viele islamische Rechtsgelehrten erklärt haben, mit der Scharia nicht zu rechtfertigen. Auch in diesen Punkten haben sich – vielleicht mit der Ausnahme von Randgruppen und Islamisten – die meisten Islamverbände in Deutschland eindeutig erklärt.

  62. @52 Bronski

    Ihren Einwand, „Manches, was Sie über das Verhalten von Migranten schreiben, erinnert mich an die Verhältnisse in Deutschland vor ‘68“, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Falls Sie mir unterstellen wollen, ich wünschte mir die 60er Jahre zurück, liegen Sie falsch. Das lässt sich aus keinem einzigen meiner Beiträge ableiten.

    Zu konkreten Maßnahmen:

    Das Grundgesetz muss man meiner Ansicht nach (ich bin kein Jurist) nur ändern, wenn es anders nicht möglich ist, zum Beispiel um ein Kopftuchverbot an Schulen durchzusetzen. Frau Heisig (Das Ende der Geduld) und Herr Sarrazin haben bereits zahlreiche Vorschläge gemacht, die ich vollinhaltlich unterstütze. Sie an dieser Stelle einzeln aufzuzählen ist müßig. Man kann all das selbst nachlesen, außerdem schweifen wir damit ein wenig vom Thema Offenbach ab. Ich gehe davon aus dass Sie die beiden Bücher auch gelesen haben, im Gegensatz zu unserer Kanzlerin, die zwar offensichtlich keine Ahnung hat, aber trotzdem glaubt, eine Meinung äußern zu müssen (ein Skandal!).

    „Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man läßt“, dichtete sehr treffend Wilhelm Busch. Geschlechtertrennung, Frauenfeindlichkeit, Intoleranz und religiösen Wahn verhindern wir zum Beispiel sicher nicht mit der Einrichtung von Frauenbadetagen. Damit legitimieren wir lediglich die Abgrenzung „reiner Frauen“ von „unreinen Frauen“, nur letztere baden nämlich nach Ansicht vieler Muslime mit Männern zusammen. Ähnliches gilt für den Vorschlag, in deutschen Schulen und Universitäten alle Prüfungen während des Ramadan auszusetzen. Ständig islamistische Marotten zu bedienen wird aber kein einziges der oben beschriebenen Problemen lösen, sondern im Gegenteil die Einwanderer mit dem höchsten Anteil an Integrationsverweigerern zu weiteren und immer dreisteren Forderungen ermutigen.

    @51 Abraham

    Herzlichen Dank für den Link, der ist sehr Aufschlussreich. Ich bezog mich mit 99% der Muslime, welche die Evolutionstheorie rundweg ablehnen nicht auf Deutschland sondern die Welt. Das habe ich nicht aus PI oder anderen einschlägigen Webseiten sondern u.a. der FAZ entnommen. Ich gehe davon aus, dass dieser Wert auch zutrifft.

    Zwischen „an Darwin glauben“ und „Darwin ablehnen“ besteht ein kleiner, aber feiner semantischer Unterschied. Trotzdem überrascht mich der für die deutsche Bevölkerung ermittelte Wert von nur knapp 50% Zustimmung. Kann es sein, dass wir früher „wissenschaftsgläubiger“ waren als heute? Dies wäre ein weiteres Indiz dafür, dass wir tatsächlich sukzessive Verblöden.

    Sie schulden mir übrigens noch den muslimischen Staat mit uneingeschränkter Religionsfreiheit (Konvertierung, christlicher Büchertisch, Sie erinnern sich vielleicht).

  63. @64 Abraham

    Zu Ihren Beschönigungsversuchen bezüglich der barbarischen Scharia:

    „Der Begriff Schari’a bezeichnet das islamische Recht; es enthält die Gesamtheit der auf die Handlungen des Menschen bezüglichen Vorschriften Gottes. Die Gesetze der Schari’a sind für alle Menschen in einer islamischen Gesellschaft verbindlich, auch für Nichtmuslime.“ (Wikipedia)

    Wenn Moslems davon sprechen, diese einführen zu wollen, ist in der Regel dieses gesamte Rechtssystem (und nicht nur Auszüge daraus) gemeint.

    Ich zähle jetzt mal auf, in welchen Staaten zurzeit gesteinigt wird: Afghanistan, Nigeria, Irak, Iran, Jemen, Pakistan, Saudi-Arabien, Somalia, Sudan, Vereinigten Arabischen Emiraten.

    Wie finden Sie das?

  64. @ Peter Weinberger

    Ausschlaggebend ist nicht, was in anderen Staaten passiert, sondern was bei uns passiert bzw. passieren muss. Das Verhalten anderer Staaten kann für uns keine Richtschnur sein. Wenn andere Staaten etwa den Christen die Religionsausübung verbieten oder sie daran behindert, dann ist das etwas, wo die Außenpolitik Einfluss nehmen muss.

    Es ist eine beliebte Volte der „Islamkritiker“, auf andere Staaten hinzuweisen. Damit wird das Thema ausgeweitet und verunsachlicht, es geht dann irgendwann nur noch um „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Diese Auseinandersetzung ist hier unpassend und bringt auch die Debatte um Integration in Deutschland nicht voran.

  65. @67 Bronski

    Sie sprechen hier die Reziprozität (das Prinzip der Gegenseitigkeit) an, die u.a. Henryk Broder einfordert. Es gehört sehr wohl zur Intergrationsdebatte, wenn die meist aus dem Ausland gesteuerten Islamverbände in Deutschland für Ihre Glaubensgenossen einfordern, was sie in ihren Heimatländern nicht mal ansatzweise zu gewährleisten bereit sind. Außerdem habe ich lediglich auf Abraham geantwortet, der den Eindruck erwecken wollte, als würde nur in Saudi Arabien und im Iran die Scharia (bzw. die besonders abscheulichen Körperstrafen) angewendet.

    Aber zurück zu Offenbach: Warum glauben Sie steht immer ein Polizeiauto vor dem jüdischen Kindergarten in der Kaiserstraße? Weil wir hier so viele Nazis haben?

  66. Das Reziprozitätsprinzip macht da Sinn, wo andere Staaten uns reinzureden versuchen. Das ist z.B. bei der Türkei der Fall, die über die DITIB in Deutschland zu wirken versucht. Unter anderem deswegen redet der Innenminister nicht mehr mit der DITIB. Der Rest ist auch hier Außenpolitik und Entwicklungspolitik. Und selbst wenn auch andere Staaten Einfluss zu nehmen versuchen – dann gilt erst recht, dass wir hierzulande den Kampf UM und nicht GEGEN die Köpfe aufnehmen. Die Muslime, um die es hier geht, leben in Deutschland, und sie werden nicht gehen.

    Ist schon klar, was Sie mit dem Beispiel des Polizeiwagens vor dem Kindergarten sagen wollen. Muslime seien per se antisemitisch. Ja, es gibt verbreiteten Antisemitismus vor allem in der muslimischen Bevölkerung. Das ist eine Tatsache. Und jetzt? Was schlagen Sie vor?

  67. @Bronski
    Also irgendetwas kommt mir bei den Zahlen, die Du genannt hast komisch vor lieber Bronski. Ich dachte immer Stuttgart sei die Großstadt mit dem höchsten Anteil von Personen mit Migrationshintergrund (nicht zu verwechseln mit dem Ausländeranteil, der ja lediglich eine Teilmenge darstellt). Auf folgender Seite stand:
    „Betrachtet man einzelne Großstädte, so zeigt sich, dass im Jahr 2005 die höchsten Anteile an Migranten die Städte Stuttgart (40,1 %), Frankfurt (39,5 %) sowie die bayerischen Städte Nürnberg (37,3 %), Augsburg (36,2 %) und München (34,4 %) aufzuweisen hatten (vgl. Tabelle 4).“

    https://milo.bamf.de/llde/livelink.exe/fetch/13318648/13318651/13531090/wp27-grunddaten.pdf?nodeid=13604064&vernum=-2
    Eine weitere Statistik von 2008 habe ich ebenfalls gefunden. Dort stand bezogen auf Stuttgart: Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei 40 %. Damit leben bezogen auf die Gesamtbevölkerung in der baden-württembergischen Landeshauptstadt mehr Menschen mit Migrationshintergrund als in jeder anderen deutschen Großstadt.
    http://www.migration-info.de/mub_artikel.php?Id=080407
    Das verwirrt mich jetzt. Deshalb wollte ich mal nachfragen. Woher hast Du denn die Zahlen aus Offenbach (gemeint ist deine Aussage „Fast die Hälfte der Offenbacher Bevölkerung hat Migrationshintergrund“). Ich kann Deine Zahlen nirgends finden und jetzt bin ich halt einfach neugierig. Offenbach ist doch eine GROßstadt, oder?!!
    Liebe Grüße
    maat

  68. Sehr geehrter Herr Bronski,

    Hier muß ich Ihnen widersprechen. Man muß sehr wohl auf die Ursprungsländer der islamischen Migranten verweisen. Was dort passiert, ist eine Art „Vorgeschmack“ auf das was hier passiert, wenn eine islamische Bevölkerung zu viel Einfluß in unserer demokratischen Gesellschaft gewinnt. Die Trennung „böse Islamisten in islamischen Ländern – gute Islamisten in Deutschland, die man einfach so problemlos integieren kann“ ist brandgefährlich. Bereits jetzt gibt es mitten in Europa „Enklaven“, (etwa in Paris und Brüssel) wo die heimische Justiz und Polizei überhaupt keinen Einfluß mehr hat. Dort wird bereits Sharia in vollem Umfang ausgeübt.
    Der fundamentalistische Muslim aus Anatolien, der sich feindlich gegenüber seiner inzwischen auf einen lächerlichen Rest zusammengeschrumpften aramäischen, armenischen Minderheit verhält, verhält sich hier bei uns in gleicher Weise feindlich gegenüber
    einer „noch“ Nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft. (Herr Weinberger hat dazu schöne Beispiele aus dem eigenen Lebensumfeld genannt.)
    Diese „Migranten“ installieren hier ihre religiöse Intoleranz in einer sekularisierten Gesellschaft. Weshalb auch die lächerlichen Beispiele aus der Mottenkiste der Kirchen in Bezug auf christliche Intoleranz und Grausamkeit nicht greifen, sondern nur auf infame Weise vom Problem ablenken. Spätestens seit der französischen Revolution (1789), (teilweise schon in der Zeit der Aufklärung) wurde die Kirche entmachtet und zu einer reinen „Privatreligion“ umgemünzt. Bereits der Habsburgische Deutsche Kaiser Josef, „Freimaurer“ und Gönner von Mozart, enteignete große Klöster, verbot die Jesuiten, ließ wertvolle Kodizes zu Altpapier verarbeiten. Nach dem Reichsdeputationsausschuß von 1802 gab es kein einziges kirchliches Fürstentum mehr in Deutschland. 1870 wurden die letzte Reste des Kirchenstaates von Garibaldis (ebenfalls Freimaurer) Truppen zerschlagen. Übrig blieb der Vatikan, nicht größer als vier Fußballfelder! Ein dahin siechender uralter kranker Körper, den eigentlich nur noch der Deutsche Steuerzahler am Leben hält und der in der bestehenden Form das Ende dieses Jahrhunderts nicht mehr überleben wird…
    Ich bin immer wieder über das geringe Bildungsniveau der Diskussionsteilnehmer überrascht und noch mehr, daß hier ein despotisches, patriarchalisches, antidemokratisches System, das Frauen zu Menschen 2. Klasse deklariert mit Zähnen und Klauen verteidigt wird.
    Besonders irritieren mich die Äußerungen von Herrn Abraham, dessen Staat Israel ganz ganz oben auf der Abschußliste der islamischen Welt steht. Der „Haß auf Israel“ (das ich so nebenbei auch schon besucht habe) eint beinah alle Muslime, Tolerante, Liberale und Fundamentalisten. Als nach den „Bombendrohungen aus Teheran“, sich im Nobember 2005 eine Demonstration jüdischer Mitbürger vor der Paulskirche versammelte, waren ein Bekannter und ich so ziemlich die einzigen Deutschen, die ihre Symphatie und Solidarität mit Israel bekundeten. Ich denke mir, wer Freund und Feind nicht mehr auseinder halten kann, und noch denen in den Arsch tritt, die es eigentlich gut mit ihm meinen, den soll man seines Weges ziehen lassen, wohin auch immer.
    Ich kann darin eigentich nur noch eine neue Form von Dekadenz erkennen, die teilweise auf Unkenntnis, vielleicht aber auch an einer Art “ Masoschistischen Lust am eigenen Untergang“ beruht.

    Klaus Lelek

  69. @ Peter Weinberger

    Leider steht ein Polizeiauto nicht nur vor dem jüdischen Kindergarten in Offenbach, sondern vor (fast) jeder jüdischen Einrichtung in (fast) jedem europäischen Land. Die so genannte abstrakte Bedrohung, die leider immer wieder in Atentaten sehr konkret wurde, kommt gleichermassen von den Neonazis (vereitelter Anschlag auf die Grundsteinlegung für das jüdische Gemeindezentrum in München), von fanatischen Antizionisten und von Islamisten. Der (relativ neue) Antisemitismus unter türkisch- und arabischstämmigen Jugendlichen ist ein Problem, über das sich viele Muslime in Deutschland ernsthaft Gedanken machen. Dieser Antisemitismus ist die Folge des Nahost-Konflikts (im Gegensatz zum Islamismus, der seine Wurzeln nicht im Nahostkonflikt und auch nicht im „Krieg gegen der Terror“ hat, hier irrt Bronski). Gegen diesen Antisemitismus gibt es auch gemeinsame Initiativen des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Zentralrats der Muslime in Deutschland, obwohl beide Organisationen in der Einschätzung des Nahostkonflikts sehr unterschiedliche Meinungen haben.

  70. @ Bronski #69

    Die Frage in diesem Blogtalk lautet: „Was schlägt die Offenbacher Sozialdezernentin vor bzw. was tut sie bereits?“ – so jedenfalls hatte ich Ihre Einleitung zu diesem Blogtalk verstanden.

    Höchst informativ im übrigen der Bericht in der heutigen FR (Integration (Ortstermin Teil 2) –
    An vorderster Linie).

  71. @69 Bronski

    „Per se“ weiß ich nicht, aber sehr, sehr viele Muslime gefallen sich jedenfalls in ihrem wirklich ekelhaften Judenhass, wohl ohne genauer darüber nachzudenken, weil es in muslimischen Gesellschaften halt üblich ist, Juden zu hassen. Im Koran gibt es dazu die berühmte Sure, wo sich ein Jude hinter einem Stein versteckt, „Gott“ verrät ihn aber, und Muslime schlagen schließlich auch ihn tot.

    Der erste Schritt, den wir, d.h. vor allen Dingen das politische Establishment und die Medien machen müssen, ist, mit den Beschönigungen aufzuhören und die Realitäten endlich anzuerkennen. Eine Analyse ohne Schere im Kopf ist Grundvoraussetzung für effiziente Lösungsansätze.

    Wer stattdessen immer von einer „im Kern friedlichen Religion“ faselt, hat entweder keine Ahnung oder erkennt die Realität aus ideologischen Gründen nicht an. Stattdessen werden alle Einwanderer in einen Topf geworfen, damit Kritik möglichst als Ausländerfeindlichkeit diskreditiert werden kann. Aber nicht der Migrationshintergrund, sondern der Religionshintergrund ist die Ursache der drängenden Probleme. Das wollen viele aus Gründen der politischen Korrektheit einfach nicht wahr haben, weil nicht sein kann was nicht sein darf.

    Claudia Roth und anderen fällt dazu leider nicht viel mehr ein als „Sonne, Mond und Sterne“. Das mag bei grenzdebilen Hippie-Omis ankommen. Menschen, die im Leben stehen und häufig Berührungspunkte mit Muslimen haben reicht das schon lange nicht mehr. Und wir deutsche „lieben“ auch nicht „die Konflikte“ mit integrationsunwilligen Muslimen (wie Claudia Roth), sondern sie kotzen uns mittlerweile an, ebenso wie die gesamte Politikerkaste, die aus ihren Elfenbeintürmchen heraus dummes Zeug schwätzt! Da sollte ikm Oberstübchen mal ein Fenster aufgemacht werden, damit frische Luft reinkommt. Das erhöht hoffentlich die Denkfähigkeit.

  72. @ Michael Beitz

    Das stimmt, und das werden wir Birgit Simon auch noch fragen.

    @ Klaus Lelek

    Da Sie historisch ja so bewandert sind, kommt es mir merkwürdig vor, Sie darauf hinzuweisen, dass die Banlieues und Vorstadtghettos gerade das Ergebnis des Gegenteils von dem sind, worüber wir hier eigentlich sprechen sollten: Sie sind das Ergebnis einer über Jahrzehnte nicht stattgefundenen Integrationspolitik. Nicht nur in Frankreich und anderswo, sondern auch in Deutschland wurde von verschiedenen Regierungen konsequent weggeschaut. Das Resultat: rechtsfreie Räume in verschiedenen Brennpunkten. Am schlimmsten ist es wohl in Paris.

    Ich kenne ein ähnliches Beispiel aus dem beschaulichen Lahr in der Nähe von Offenburg am Schwarzwald. Dort wurden über viele Jahre hinweg Aussiedler aus Russland in Kasernen der kanadischen Armee untergebracht, nachdem die abgezogen war. Das Ergebnis war eine extrem hohe Kriminalitätsrate in diesem Brennpunkt, und die Polizei traute sich kaum noch hin. Das war das Ergebnis verfehlter Politik. Und so ist es auch sonst vielfach in der Einwanderungspolitik. Mit diesen Fehlern müssen wir heutzutage klarkommen. Meines Erachtens kann man von Integrationspolitik allerdings nicht erwarten, dass sie in wenigen Jahren auswetzt, was zuvor über Jahrzehnte falsch gemacht wurde. Die Einstellungen der Parallelgesellschaften haben sich in den Köpfen festgesetzt. Daher muss um diese Köpfe gekämpft werden. Ausgrenzung ist absolut der falsche Weg.

    Mir scheint es darüber hinaus, als ob mancher, der hier vermeintlich „islamkritisch“ argumentiert, in seinen Einstellungen genauso festgefahren ist, wie er es den Muslimen in Deutschland pauschal unterstellt. Sollte diese Wahrnehmung stimmen, würde ich das sehr bedauern, weil wir dann außer dem Kampf um die Köpfe der Muslime auch einen Kampf um die Köpfe der Deutschen führen müssten. Oder sind die Gräben bereits so tief wie im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern? Meines Erachtens ist Besonnenheit gefragt.

    Michael Beitz hat vorhin auf den FR-Artikel „An vorderster Linie“ hingewiesen, den ich hier verlinke. Die Integrationspolitik in Deutschland ist weit über erste Ansätze hinaus.

  73. @ maat

    Offenbach hatte am 31.12.2009 118770 Einwohner, davon fast die Hälfte mit Migrationshintergrund, etwa 30 Prozent haben einen ausländischen Pass (Quelle: Offenbach.de). In Deiner Statistik wird Offenbach möglicherweise nicht geführt, weil die Stadt vielleicht nicht groß genug ist – keine Ahnung.

  74. Fällt denn eigentlich keinem auf dass hier indoktrinierte Köpfe am werk sind? Ich lese auch gelegentlich PI wenn ich mal schön lachen will, und was Herr Weinberger unter Nr 74 schreibt, könnte dort genauso stehen.
    Wenn es interessiert – einfach mal PI googeln. Falls noch nicht bekannt.

  75. Ich bin vor einiger Zeit aus Offenbach weg gezogen, weil meine Tochter bereits kurz nach der Einschulung massive Probleme in ihrer Klasse bekommen hat.Es ging dabei um lächerlich machende Äusserungen aufgrund ihrer Hautfarbe bis zu „religiösen“ Ausgrenzungen.Auf einmal gehörte die Frage welche Religion warum eventuell die bessere ist zum Alltag, ebenso ob es schlecht sei Schweinefleisch zu essen oder ob Moslems besser sind als Christen…ich muss sagen dass es für mich absolut schockierend war festzustellen wie wichtig diese Themen schon von Siebejährigen genommen wurden.Dies wurde mir auch von den Erziehern der dortigen Ganztagsklasse bestätigt.Diese agierten meiner Meinung nach mitfühlend aber hilflos als ich das Gespräch über unsere Situation suchte.
    Meine Tochter hat vor der Einschulung den oben erwähnten jüdischen Kindergarten besucht.Dort sagte man mir bei der Anmeldung dass natürlich die jüdischen Feiertage etc. entsprechend begangen würden und die Religion ein Thema sein würde.Ich war damit einverstanden.Dessen ungeachtet kam in den drei Jahren meine Tochter lediglich einmal mit der Frage, ob wir auch Juden seien oder nicht auf mich zu, sonst war die Themen Religion oder Essensvorschriften nicht existent.
    Man sollte wirklich Eltern die unter der Fahne egal welcher Religion ihre Kinder gegen andere einnehmen in irgendeiner Form begreiflich machen was sie der ganzen Gesellschaft damit antun.

  76. @ Abraham #64

    In Großbritanien gibt es Scharia-Gerichte bereits, wie dem Artikel aus der Daily Mail [1] zu entnehmen ist:

    „Islamic sharia law courts in Britain are exploiting a little-known legal clause to make their verdicts officially binding under UK law in cases including divorce, financial disputes and even domestic violence.“

    Über einen Trick haben Muslime es geschafft, dass ihre Schiedssprüche als rechtlich verbindlich und damit offiziell vollstreckbar angesehen werden, und zwar nicht nur in Ehe- und Finanzangelegenheiten, sondern auch im Bereich des Strafrechts (häusliche Gewalt). Bei Schiedsgerichten gilt, dass der Schiedsspruch rechtlich bindend ist, wenn beide Parteien die Entscheidung des Schiedsgerichts akzeptieren.

    „In all six cases, he said, sharia judges ordered husbands to take anger management classes and mentoring from community elders, but issued no further punishment. All the women subsequently withdrew their complaints to the police, who halted investigations. … But critics fear Muslim women victims will be pressured into accepting a sharia court settlement, and husbands will escape with lighter punishments than in a mainstream criminal court. … In one recent inheritance dispute in Nuneaton, a Muslim man’s estate was spit between three daughters and two sons with each son receiving twice as much as each daughter – in keeping with sharia law.“

    Ein Anti-Aggressionskurs und die Begleitung durch Gemeindeälteste (also etwa den Imam oder Scharia-Richter) – das war’s dann. Im Erbstreit bekommen die Söhne doppelt so viel wie die Töchter zugesprochen – Gleichstellung von Mann und Frau?

    Wie „freiwillig“ geprügelte moslemische Ehefrauen oder enterbte moslemische Töchter die Autorität eines Scharia-Schiedsgerichts anerkennen, statt sich durch ihre Weigerung womöglich tödlichen Konsequenzen auszusetzen, mag sich jeder selbst ausmalen.

    Wie man an dem Focus-Artikel [2] sehen kann, gibt es auch hierbei wieder eine Türöffnerfunktion einer Religion und die anderen ziehen dann mit Berufung auf den Gleichheitsgrundsatz nach. Seit ca. 100 Jahren gibt es dort nämlich bereits jüdische Rabbinatsgerichte (Beth-Din) [Abraham: verzeihen Sie mir bitte erneut meine mangelnde Kenntnis des Judentums]. Auch christliche Ehegerichte gibt es. Wenn sie auch sonst scharf miteinander konkurrieren oder sich sogar /be/kämpfen: im /Er/kämpfen religiöser Sonderrechte sind sie sich dann wieder einig.

    Gerade bei Moslems ergibt sich ein weiteres Problem: das der Fatwas – also welche Auslegung welches Islamgelehrten wird zur Grundlage des Schiedsspruchs gemacht?

    Den Christen könnte man Matthäus 22:21 zugutehalten („Gebt daher dem Kaiser, was des Kaisers ist…“), im Islam gibt es eine Unterscheidung zwischen Weltlichem und Göttlichem aber nicht. Die Scharia ist mitnichten ein „religiöses Gesetz“, sondern eine Vermischung von politischer Theorie und Strafrecht. Sie steht über der Vernunft, über dem Gewissen, über der Natur. Ihr fehlender Anspruch an moralische Grundlagen ist ausdrücklich festgeschrieben: es gibt keinen „Geist des Gesetzes“ im Islam, keine Würdigung der Konsequenzen von Taten.Die Legitimität aller politischen und gesetzgeberischen Macht liegt bei denen, die Allahs Autorität und seinem offenbarten Willen gehorchen, der durch seinen Propheten herabgesandt wurde (Koran 5:59).

    So wie der Koran für die ganze Schöpfung gilt, soll auch die Scharia auf die ganze Menschheit angewendet werden. Alles Recht, das damit nicht vereinbar ist, ist null und nichtig – und zwar nicht nur für Moslems, sondern für die gesamte Menschheit. Juden, Christen und Heiden sind ebenfalls der Scharia unterworfen, und vom Standpunkt Mohammeds her können sie sich nicht auf die Urteile und moralischen Prinzipien vorheriger Offenbarungen berufen (Koran 4:60). Die Nichtmoslems sind in allen Angelegenheiten nach den Gesetzen des Islam zu richten, „ob ihnen das gefällt oder nicht, ob sie sich zum Islam bekehren oder nicht“.

    Den Artikel „In Deutschland wenden wir jeden Tag die Scharia an – Interview mit der Frankfurter Rundschau – Mathias Rohe“ [3] möchte ich nicht unerwähnt lassen, auch wenn ich eher Bassam Tibis Meinung zuneige: „In Europa darf man sich nicht auf die Scharia einlassen, weil das nichts anderes als die Islamisierung Europas wäre.“

    [1] http://www.dailymail.co.uk/news/article-1055764/Islamic-sharia-courts-Britain-legally-binding.html
    [2] http://www.focus.de/politik/ausland/grossbritannien-scharia-fuer-alle_aid_261794.html
    [3] http://www.bpb.de/themen/FE53LX,0,0,In_Deutschland_wenden_wir_jeden_Tag_die_Scharia_an.html

  77. # 66 Peter Weinberger
    Sie besorgen das Geschäft der Fundamentalisten, wenn sie unterstellen, dass nur deren Auslegung der Scharia die einzig richtige ist. Offensichtlich wollen Sie nicht wahrnehmen, dass liberale oder auch konservative Muslime Scharia anders auslegen und praktizieren. Sie wollen auch nicht akzeptieren, dass Ihr (Un-)Verständnis des Religiösen nicht der allgemeingültige Maßstab ist. Eine Diskussion, auch über die unbestreitbar vorhandenen Probleme des Islam, kann nur dann erfolgreich geführt werden, wenn man auch bereit ist zu differenzieren.
    Sicherlich sind einige muslimische Staaten im Mittelalter stecken geblieben oder in dieses zurückgekehrt, doch was sagt dies über die hier lebenden Muslime? Im Übrigen stimmt Ihre Liste der „steinigenden“ Staaten nicht: Weder in Afghanistan noch im Irak gilt im Strafrecht die Scharia, meines Wissens auch in Pakistan nicht. So weit ich weiß geht die „Staatsmacht“ in Pakistan allerdings nicht konsequent gegen Dorfgemeinschaften vor, die außerhalb der Legalität nach der Scharia urteilen – auch das ist schlimm genug, aber ein anderes Thema. Anderes Thema ist auch der Zustand vieler – nicht nur muslimischer – Länder der Welt, in denen die Bürgerrechte (einschließlich der Religionsfreiheit) verletzt werden. Welche Reziprozität soll sich daraus für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ergeben?

    @ Klaus Lelek
    Über Ihre Äußerungen bin ich nicht irritiert, denn solche Chuzpe von so genannten Freunden kenne ich schon. Spurt der Jud nicht so, wie er soll, wird er in seine Schranken gewiesen. Wie soll ich Ihren Verweis auf „meinen Staat Israel“ verstehen? Und wie den Satz, man solle mich meines „Weges ziehen lassen, wohin auch immer“? Mein Staat ist Deutschland und den lasse ich mir von solchen Flegeln wie Sie weder nehmen noch durch Hass kaputtmachen!

  78. @ # 80 Michael Beitz

    Gerne vezeihe ich Ihnen Ihre Unkenntnis und kläre Sie auf: Auch in Deutschland sind Rabbinatsgerichte – eingerichtet einerseits von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz und anderseits von der (liberalen) Allgemeinen Rabbinerkonferenz – die nach dem jüdischem Religionsgesetz (der Halacha) entscheiden, z.B. über Konversionen zum Judentum, über religiöse Scheidungen (die dann eine erneute religiöse Heirat ermöglichen) und andere Streitfragen. Aus sicht des staatlichen Rechts handelt es sich entweder um religiöse Angelegenheiten, in die sich der Staat nicht einzumischen hat, oder um (private) Schiedsgerichtbarkeit. Den Rahmen setz das staatliche Recht.

    Was den sozialen Zwang betrifft, Streit nicht außerhalb der „Familie“ zu tragen, so ist dies kein auf Muslime beschreänktes Problem. Ich kenne das britische Rechtssystem nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob die Beschreibung zutrifft. Im deutschen Rechtssystem ist die staatliche Durchsetzung von schiedsgerichtlichen Entscheidungen an strenge Voraussetzungen, auch was die Rechstaatlichkeit der Verfahren betrifft, verbunden.

    Laut einer Grundsatzentscheidung der islamischen Universität in Kairo, die als die oberste Autorität im nichtwahabitischen sunitischen Islam gilt, hat das Recht des Staates, in dem ein Muslim lebt, vorrang vor der Scharia. Gegen das staatliche Recht darf sich ein Moslem nur auflehnen, wenn dieses ihn an der Erfüllung seiner Grundpflichten hindert. Danach dürfte sich ein Muslim z.B. einem Verbot des Fastens am Ramadan oder der Pflicht zum Verzehr von Schweinefleisch widersetzen. Aber auch dies stimmt mit unserer Grundordnung überein, den solche Verbote bzw. Verpflichtungen wären verfassungswidrig.

    Gegen kriminelle, unmenschliche oder den Grundsätzen des friedlichen Zusammenlebens widersprechende Handlungen müssen der Staat und die Gesellschaft vorgehen, egal ob sie – oft zu unrecht – mit religiösen Motiven gerechtfertigt werden. Einen Kampf gegen „die Scharia“ führt der religiös neutrale freiheitlich-demokratische Staat nicht.

  79. Nachtrag zu # 80 Michael Beitz

    Der von Ihnen verlinkte Artikel “In Deutschland wenden wir jeden Tag die Scharia an – Interview mit der Frankfurter Rundschau – Mathias Rohe” widersprich gänzlich Ihren Ausführungen zur „Gefahr“ der Scharia und bestätigt meine Ausführungen.

  80. @ Marisa #79
    Ich finde Ihren Beitrag interessant. Wollen Sie Ihre Erfahrungen der Offenbacher Bürgermeisterin im parallel laufenden Blogtalk nicht direkt mitteilen und evtl. Fragen an sie richten?

  81. @81 Abraham

    Ich akzeptiere doch, dass es verschiedene Ausprägungen des Islam gibt. Die „liberalen“ Kräfte unter den Muslimen sollten wir alle unterstützen. Das ist ein langfristiger Prozess, und Bildung ist einer der wichtigsten Faktoren dabei, nicht nur in Deutschland. Aber es bedarf einer ideologiefreien Analyse, und das hat lange gefehlt. Dank Sarrazin und anderen beginnt sich der Schleier nun zu lüften. Das war überfällig und ist hilfreich, um die Integrationsprobleme endlich effektiv lösen zu können. Ich möchte dabei natürlich niemanden persönlich verletzen. Religion ist zunächst mal Privatsache, aber das soll es bitte auch bleiben.

    Sie sind ein kluger und wirklich herzensguter Mann. Ich habe großen Respekt davor, auf welch sachliche und engagierte Art und Weise Sie Muslime (nicht zwangsläufig aber den Islam) verteidigen. Einverstanden, alle Einwanderer sollen zu uns gehören können, wenn sie das wollen, unabhängig von der Glaubensrichtung, die sie sich meistens nicht mal willentlich ausgesucht haben, sondern in die sie hineingeboren wurden.

    Aber wer „Türke bleiben will“ macht das doch am besten im Heimatland. Und wenn bei fremden Religionen Bajonette ins Spiel kommen (laut Erdogan symbolisieren das die Minarette der Moscheen), sollte man genau hinschauen.

  82. @ Abraham #83

    Ich habe beileibe nichts dagegen, dass Sie sich bestätigt fühlen 🙂

    Dazu eine persönliche Bemerkung. Mir geht es hier im Blog weder ums Missionieren noch ums Rechthaben. Ich halte das Blog auch nicht für eine geeignete Möglichkeit, Dinge auszudiskutieren. Sondern eher als eine Pinnwand, wo jeder die angepinnten Zettel lesen und als Denkanstöße für eigene Nachforschungen oder Überlegungen nutzen kann. Deswegen bin ich /hier/ auch nicht konsensorientiert und es wäre wahrscheinlich falsch, von meinen Wortbeiträgen auf mein Alltagsverhalten schließen zu wollen.

    In Sinne dieser Pinnwandfunktion wollte ich mit dem Verweis auf Rohe (das Umfeld des angegebenen Links, „Konfliktstoff Kopftuch“, ist ja durchaus beachtenswert) auch einen Hinweis darauf geben, dass ich mich durchaus mit anderen Positionen als denen, die nur mein Weltbild bestätigen, beschäftige.

    Soweit möglich versuche ich zudem, Quellen auszuweichen, die offensichtlich einer radikalen Einseitigkeit frönen. Nun mag man natürlich Focus, SpOn, taz, Die Zeit, Die Welt, die FAZ und die FR ebenfalls als tendenziös betrachten – das bleibt jedem freigestellt.

    Zur inhaltlichen Frage: auch ich kann Rohes Argumentation nachvollziehen, bin aber nur unter ganz eng gesetzten Bedingungen bereit, religiös begründete Regeln und Gerichtsbarkeiten zu akzeptieren. Gerade anlässlich der Missbrauchsfälle durch katholische Priester zeigte sich, dass es an der Nahtstelle zwischen kirchlichem und öffentlichem Recht umfangreichen Klärungsbedarf gibt. Bauchschmerzen bekomme ich z.B. auch bei Rodes Polygamie-Beispiel:

    „Wenn ein Mann einreist, der in seinem Heimatland nach den islamischen Vorschriften rechtmäßig mehrere Ehefrauen geheiratet hat, akzeptieren wir diese polygame Ehe auch hier. Es gibt sogar im Sozialgesetzbuch entsprechende Vorschriften, zum Beispiel wenn es um Rentenanwartschaften geht. Würden wir das nicht tun, würden wir den Frauen Steine statt Brot geben. Denn sie haben sich ja darauf eingestellt, was ihre Versorgung angeht.“

    Das englische Beispiel zeigt allerdings, dass dort mit einem „Trick“ gearbeitet wurde. Das Scharia-Gericht wurde als Schiedsgericht deklariert, so als wäre es sowas in der Art einer Schlichtungsstelle des Kfz-Handwerks. Letztere beruht jedoch auf derselben juristischen Grundlage wie die normalen Gerichte, also z.B. dem BGB. Ein Scharia-Gericht beruht aber auf einer Grundlage, die nicht im normalen Recht codifiziert ist. Entscheidungen eines Scharia-Gerichts könnten vor einem normalen Gericht weder angefochten noch eingeklagt werden.

    Die „Umwidmung“ eines Scharia-Gerichts in ein Schiedsgericht zog aber, wie weiter oben angeführt, die Rechtsverbindlichkeit der „freiwillig“ getroffenen Vereinbarungen nach sich und eröffnete damit den Übergang ins normale Rechtssystem. Und so sahen sich die Briten auf einmal mit einem parallelen, kollidierenden Rechtssystem konfrontiert, das sie /so/ nicht gewollt hatten und /so/ eigentlich auch nicht akzeptieren könnten.

    Dass eine solch fintenreiche, intransparente Durchsetzung moslemischer Ansprüche Ängste und begründete Bedenken weckt, halte ich für nachvollziehbar.

  83. @ # 86 Michael Beitz

    Bei Rohes Polygamie-Beispiel geht es um die Kollision unterschiedlicher Rechtssysteme, nicht um Anwendung der Scharia. Polygamie ist z.B. in Südafrika auch für Nichtmuslime erlaubt, während sie in der Türkei verboten ist. Unser Rechtssystem legalisiert die Polygamie nicht, muss aber mit deren Folgen fertig werden.

    Was die Scharia-Gerichte in England betrifft, muss man dazu wissen, dass das britische Recht immer noch ein Fallrecht ist und sich grundsätzlich vom kontinentaleuropäischen Rechtsystem unterscheidet, auch was die Regelung der Scheidungsfolgen betrifft. In Deutschland haben wir eine klare Gesetzeslage: Die Scheidungswilligen können die Scheidungsfolgen einschließlich der Frage, wem die Kinder zugesprochen werden, miteinander vertraglich regeln. Dabei ist es egal, ob eine solche Vereinbarung durch Anwälte ausgehandelt und eventuell in der Form eines notariellen Ehevertrags schon vor der Ehe festgelegt wird (was in der „Oberschicht“ üblich ist), oder von einem Scharia-Gericht zu Stande kommt. Wesentlich ist, dass die Familiengerichte bei der Scheidung diese Vereinbarungen prüfen müssen, ob sie gesetzliche Unterhaltsvorgaben und das Kindeswohl wahren. Damit wird verhindert, dass der schwächere Partner übervorteilt wird. Diesen klaren Vorrang des staatlichen Rechts finde ich gut!

    Die von Ihnen angesprochene „innerkirchliche“ Gerichtsbarkeit findet nicht im luftleeren Raum, sondern fußt auf den staatskirchenrechtlichen Bestimmungen der Weimarer Verfassung. Diese räumt den als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannten Glaubensgemeinschaften das Recht auf eigene Gerichtsbarkeit, setzt aber auch für diese klare Regeln und Schranken. Ich halte es für notwendig, auch den Islam in unser Staatskirchenrecht einzubinden, das dazu reformiert werden müsste (was auch aus anderen Gründen wünschenswert wäre). Nach transparenten Regeln errichtete, durch die muslimischen Verbände berufene Scharia-Gerichte wären mir jedenfalls lieber, als im geheimen wirkende Scheichs und Imame, die von wer weis wem legitimiert sind.

    Der Islam ist ein Teil unserer Realität geworden und wir müssen lernen, mit ihm umzugehen – kritisch und konstruktiv. Ihn zum Feind schlechthin zu erklären bringt uns nicht weiter.
    @ Peter Weinberger

    „Aber wer ‚Türke bleiben will‘ macht das doch am besten im Heimatland.“
    Die Identität von Mitgliedern nationaler und religiöser Minderheiten ist eine facettenreiche, widersprüchliche, den Schwankungen und Stimmungen unterliegende Angelegenheit, bei der Außen- und Innenwelten nicht immer übereinstimmen. Nicht unwesentliche Rolle spielen Trotzreaktionen. Je mehr man den türkischstämmigen Migranten Türke sein lässt, desto deutscher wird er. Wesentlicher ist, wie er sich im Alltag verhält. Rechtstreue und Einhaltung der Grundregeln des Zusammenlebens, zu dem auch eine Verantwortung für die Gemeinschaft gehört, sind von Deutschen und Nicht-Deutschen gleichermaßen einzufordern.

    Was Erdogan betrifft: Ich lasse mir meine Bewertungen nicht von Nationalisten und religiösen Eiferern vorschreiben. Wenn der türkische Ministerpräsident z.B. gegen die Assimilation wettert (und sie als „Menschenrechtsverbrechen“ bezeichnet), und ich solche Sprüche dumm finde, muss ich nicht deshalb die Assimilation für den einzigen richtigen Weg halten.

  84. @87 Abraham

    Sie schreiben: „Je mehr man den türkischstämmigen Migranten Türke sein lässt, desto deutscher wird er.“ Mit dieser These irren Sie sich gewaltig. Auf ihr beruhen die naiven multi-kulti-Träume von einem Karneval der Religionen, die nur genug Narrenfreiheit brauchen, um sich von selbst zu zivilisieren. Bitte nehmen Sie doch mal zur Kenntnis, dass die bei uns bestehende muslimische Parallelgesellschaft den von Ihnen erhofften Effekt auf muslimische Einwanderer nachweislich nicht hatte.

    Keiner schreibt Ihnen vor, wie Sie eine bestimmte Religion bewerten sollen, dass bleibt Ihnen überlassen. Erdogan repräsentiert jedenfalls mit seinen Sprüchen eine erhebliche Anzahl von Türken. Ich habe das Gefühl Sie blenden diese Fakten durch Ihre selektive Wahrnehmung aus und kommen damit zu falschen Schlussfolgerungen. Wer sich als liberaler Muslim bezeichnet, sollte weder ein Problem mit einer kopftuchfreien Schule noch mit einem generellen Burkaverbot haben. Hier zeigt sich dann, wessen Geistes Kind man wirklich ist.

  85. Shalom Herr Abraham,

    Klappen Sie mal ihr Visier hoch,
    Sind Sie der proislamische, propalästinensische jüdische Verleger
    ABAHAM MELZER ?

    der Mann dem Broder öffentlich „Antisemitismus“ vorwirft?
    (steht sogar bei Wikipedia)

    Diese Info wäre vielleicht auch für ihre Gesprächsteilnehmer interessant?

    Ich weiß, ich bin ein Flegel, aber ich bin ein ehrlicher Flegel.
    Daß ich immer mit offenem Visier kämpfe, habe ich einem Landsmann von ihnen zu verdanken Herrn Pollack, von der zionistischen Gesellschaft.
    Er hat mir mal gesagt, „Man muß mit vollem Namen zu dem stehen, was man sagt. Wenn Sie sich hinter einem Pseudonym verstecken sind Sie ein Feigling.“ Diese Worte sind mir noch gut in Erinnerung.
    Wie mir auch noch meine Israelreise gut in Erinnerung geblieben ist.
    Habe dort sehr nette Leute getroffen. Sogar einen alten Widerstandkämpfer aus dem 3. Reich in Naharia besucht.

    Klaus Lelek

  86. Das „Problem“ häufig alleine auf irgendwelche Parallelgesellschaften schieben zu wollen, ist äußerst einseitig.

    Es ist die Mehrheit, die den Ausländern ihre soziale Position vorenthält. Die Stadt Offenbach beispielsweise beschäftigt bei nahezu 1000 Personen keine 30 Ausländer. Bei Akademikerberufen werden ausländische Bewerber ohnehin meist gnadenlos aussortiert, wie zig Tests gezeigt haben. Und wer will in einem Haus wohnen, in dem mehr als drei türkische Namen auf den Klingelschildern stehen? Selbst wenn diese Akademiker sind.

    Wer zu Recht Bemühungen, von denen die kein Deutsch sprechen, fordert, muss diesem Menschen nicht nur formell die gleichen Rechte zugestehen, sondern reel. Niemand verkauft freiwillig Döner für 2€, 14 Stunden am Tag.

  87. Abraham, gestatten Sie meinen Eingriff!

    @ Klaus Lelek

    Unser Abraham ist nicht Abraham Melzer. Seine Identität ist mir bekannt, und wie jede/-r andere User/-in darf er hier unter einem Nicknamen schreiben.

    Was meinen Sie mit „Landsmann von Ihnen“? Abraham hat klargemacht, dass er Deutscher ist und das Deutschland sein Heimatland ist.

    Lassen Sie diese unterschwelligen Anwürfe!

  88. Hallo Bronski,

    ich hab meinen Text #92 versehentlich hier gepostet. Der kann in diesem Blog gerne gelöscht werden.

    Sie schreiben unter #39:
    „Was mich an dieser Diskussion besorgt, ist die Tatsache, dass manche Beteiligten davon auszugehen scheinen, dass der “Clash of Civilizations” zwangsläufig zu sein scheint. Müsste nicht eher die Frage im Vordergrund stehen, was man dagegen tun kann?… Es gibt im Islam nicht weniger unterschiedliche Strömungen und Lebenswirklichkeiten als im Christentum. Manche sind liberal, manche sind fundamentalistisch. Meines Erachtens reicht das weiterhin nicht, um den Islam in Gänze zu diskreditieren.“

    Ich kann Ihnen hier nur zustimmen. Aus meiner Sicht sollte in Deutschland gerade ein liberaler, moderner Islam unterstützt werden, was aber leider nicht wirklich geschieht. Im aktuellen Spiegel gibt es hierzu einen interessanten Leserkommentar von Frau Cezairli, sie ist Beraterin der Islamkonferenz ist. Sie schreibt, dass der Islam, der in Deutschland überwiegend gelebt und von den muslimischen Verbänden vertreten wird, nicht zu den weltoffenen, liberalen Strömungen gehört. Sie bedauert es, dass ausgerechnet erzkonservative, teilweise fundamentalistisch ausgerichtete Verbände einen wachsenden gesellschaftlichen Einfluß in Deutschland haben. Sie haben v.a. Mitbestimmung bei der Besetzung von Lehrtstühlen für islam. Theologie, bei der Imamaubildung und dem musl. Religionsunterricht.

    Hier läuft anscheinend etwas schief.

  89. @Bronski
    Danke für die Antwort
    @allgemein
    Ich bin erschüttert darüber, welche Ansichten hier in diesem Blog vertreten werden.
    @Klaus Lelek
    Sagen Sie mal geht’s noch? Wenn Sie auch nur einen Kommentar von Abraham gelesen und kapiert hätten, müsste Ihnen doch klar sein, dass Ihre Anschuldigungen reine Hirngespinste sind. Es gibt hier keinen Teilnehmer in diesem Blog, der differenziertere Kommentare schreibt als Abraham, der mit bewundernswerter Geduld die Argumente (sofern es welche sind) seiner Diskussionspartner abwägt und ruhig und sachlich seine Positonen erläutert. Also was soll dieser Unsinn, den Sie da von sich geben?

  90. @89 Klaus Lelek

    „Shalom Herr Abraham,

    Klappen Sie mal ihr Visier hoch,
    Sind Sie der proislamische, propalästinensische jüdische Verleger
    ABAHAM MELZER ?“

    Das ist ja schier unglaublich was hier abgeht. Nur weil ein Teilnehmer nicht bereit ist, den bösartigen, aber leider auch offenbar mehrheitlichen Kurs, Religionen und Kulturen, denen er selbst nicht angehört, in Grund und Boden zu verdammen und zu verteufeln, mitzumachen, wird er in dieser erbärmlichen Form angegangen, in dem er u.a. auch wüsten Spekulationen hinsichtlich seiner Identität ausgesetzt ist.

    Herr Klaus Lelek, um in Ihrem Jargon zu bleiben, möchte ich Ihnen dringend empfehlen, das Visier herunterzuklappen und einmal in sich zu gehen. Mit Hetze und Hass gegen „die Anderen“ wird Integration, also ein vernünftiges Zusammenleben, garantiert unmöglich sein. Außerdem sollten Sie bedenken, Integration beginnt immer in den kleinen Einheiten. Auch geschichtliche Rückblicke über die Jahrhunderte, können zwar interessant sein, aber wichtig ist letztlich das, was jetzt und heute geschieht. In diesem Zusammenhang verweise ich auf meine Zuschriften @42 und 58, in denen ich hinsichtlich der kleinen Einheiten und überhaupt, an Ihren Mitstreiter Peter Weinberger gerichtet, zumindest ansatzweise Vorschläge mache. Die Broders, Sarrazine und Co. können mit ihrem teilweise widerlichen Getöse, was auch in erster Linie aus Eitelkeit und Eigennutz erfolgt, sicherlich nicht hilfreich sein. Ausgrenzung, Abgrenzung, Verteufelung, „WIR“ die Guten, „DIE ANDEREN“ die Bösen, bringen keinen Schritt weiter, Herr Lelek, sondern führen auf Dauer mit, im wahrsten Sinne des Wortes, tödlicher Sicherheit in die Katastrophe. Darüber sollten Sie sich mal ernsthafte Gedanken machen, und nicht Ihre Visierphilosophie zum Schlechten geben.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  91. @93 Bronski

    Die „schlimmen“ Beiträge löschen Sie doch sowieso andauernd, oder? Was genau erschüttert Sie denn da noch? Ich finde diesen Blog harmlos.

  92. @ Peter Weinberger

    Wenn „harmlos“ bedeutet, dass man sich hier in Frieden austauschen kann, ohne sich wie sonst in der Blogosphäre üblich gegenseitig Beleidigungen um die Ohren zu hauen, dann stimme ich Ihnen zu. In der Sache wird engagiert bis hart diskutiert. Das ist sicher auch der Tatsache zu verdanken, dass ich dieses Blog vor Hetzern schütze. Z.B. solchen, die verlangen, alle Migranten in Lagern zu internieren. Solche Kommentare werden ohne langes Federlesen sofort gelöscht.

    Vielleicht sollten Sie mal die Blog-Regeln lesen …

    @ Klaus Lelek

    Noch eine Anmerkung im Nachgang: Kommentare wie #89 haben hier jetzt keine Chance mehr. Sie werden gelöscht. Auch für Sie der Hinweis auf die Blog-Regeln!

    @ all

    Und noch etwas, weil hier die Begriffe manchmal vermischt werden: Der Begriff „Blog“ bezeichnet die Diskussionsplattform als Ganzes. Ein einzelner Diskussionsstrang wird „Thread“ genannt. Außerdem: Der Begriff „Blog“ ist sächlich, er kommt ursprünglich von „Weblog“. Es muss als „das Blog“ heißen, nicht „der Blog“. Aber das nur nebenbei.

  93. @ 96 Bronski

    Mit Verlaub, warum sollte ausgerechnet ich die Blog-Regeln lesen?

    Die schlimmste (hier veröffentlichte) Entgleisung stammt ohne Zweifel von Ihnen selbst (siehe #34 “Konzentrationslager”, “Rassengesetze”). Und Markus Dehnerle durfte mich in diesem Blog ohne weiteres als indoktrinierten Kopf beschimpfen (#77). Da hat wohl Ihre Löschtaste geklemmt.

    Nur wenn Sie mit sich selbst „diskutieren“, werden Ihnen alle Äußerungen gefallen. Bei harten Diskussionen braucht es entsprechende Kontrahenten. Auch wenn der temperamentvolle Klaus Lelek gelegentlich über das Ziel hinausschießt, muss man deshalb nicht hysterisch werden.

  94. @ # 88 Peter Weinberger
    Sie lesen (absichtlich?) selektiv. Ich habe doch deutlich geschrieben: „Wesentlicher ist, wie er sich im Alltag verhält. Rechtstreue und Einhaltung der Grundregeln des Zusammenlebens, zu den auch eine Verantwortung für die Gemeinschaft gehört, sind von Deutschen und Nicht-Deutschen gleichermaßen einzufordern.“ Klingt das nach Duldung von Parallelgesellschaften?

    Zu welchen falschen Schlussfolgerungen durch „selektive Wahrnehmung“ des Islams komme, müssten Sie mir erläutern. Ihre Forderung „Wer sich als liberaler Muslim bezeichnet, sollte weder ein Problem mit einer kopftuchfreien Schule noch mit einem generellen Burkaverbot haben“ zeigt jedenfalls, dass Sie nur wenig Ahnung von Religionen haben, die anders als das Christentum strukturiert sind. Liberale Muslime lehnen einen Kopftuchzwang ab, die Mehrheit der konservativen Muslime liegt es fern, solchen Zwang auszuüben (schließlich trägt in Deutschland nur die Hälfte der Musliminnen, die sich als religiös oder sehr religiös bezeichnen, ein Kopftuch). Sie alle verteidigen aber das Recht, seinen Glauben auch durch die Kleidung auszudrücken. Das ist bei uns Juden nicht anders: Auch wenn ich selber keine Kippa und Schaufäden (Zizit) trage, verteidige ich das Recht meiner orthodoxen Glaubensgenossen, mit diesen Kleidungsstücken den Geboten zu folgen, wie sie von ihnen verstanden werden. Zu den strukturellen Unterschieden der Religionen habe ich in einem früheren Thread ausführlich gepostet.

    @ Klaus Lelek
    Zur Bronskis Klarstellung will ich nur zufügen, dass ich gute Gründe habe, unter einem Nick zu posten. Wer frühere Diskussionen – z.B. zum Buch von Sand oder zu Israel – verfolgt hat, weiß, dass mir Antizionismus, aber auch blinder Zionismus fern liegen. Was meinen Landsmann Henryk Broder betrifft, der mir als Vorbild genannt wurde, schätze ich ihn als begabten Polemiker, was eine Bereicherung unserer Medienlandschaft bringt. Von Religion, auch der jüdischen, versteht er aber nicht viel, was er gar nicht leugnet. Auch vermag ich nicht immer zu erkennen, was er wirklich ernst meint und was er aus purer Provokation in die Welt setzt. Es würde mich nicht überraschen, wenn er demnächst verkünden würde, Muslim zu werden und für den Vorsitz des Zentralrat der Muslime zu kandidieren, um den Islam zu reformieren.

  95. @ Peter Weinberger

    „Mit Verlaub, warum sollte ausgerechnet ich die Blog-Regeln lesen?“

    Nur zur Information.

    Zu „hysterisch werden“: Sie hatten in #50 von „politisch korrekten Integrationsromantikern“ … hmmm … gesprochen? Die „indoktrinierten Köpfe“ aus #77 halte ich für eine angemessene Erwiderung. Ich bin froh, dass es nicht auf diesem Niveau weitergegangen ist, abgesehen von Klaus Leleks Beiträgen. Meine Entgleisung war weit davor, und insofern bin ich mitschuldig an dieser Entwicklung. Dazu habe ich bereits Stellung genommen. Auch ich mache Fehler.

  96. @ Jutta Rydzewski #94

    (und andere, da wir ja gerade bei den Umgangsformen sind)

    „Ausgrenzung, Abgrenzung, Verteufelung, “WIR” die Guten, “DIE ANDEREN” die Bösen, bringen keinen Schritt weiter“

    Da haben Sie ja was ganz Tolles vom Stapel gelassen! Ich frage mich nur, warum Sie selbst auf genau dieser Ebene argumentieren? Vielleicht ist es die Geschichte mit dem Splitter im Auge das Anderen und dem Balken im eigenen.

    Wie würden Sie reagieren, wenn ich der Ordensschwester Anjezë Gonxhe Bojaxhiu aus Üsküb (Ordensname Mutter Teresa) unterstellen würde, sie hätte „in erster Linie aus Eitelkeit und Eigennutz“ gehandelt, um vor ihrem Gott gut dazustehen und nach dem Jüngsten Gericht ins Paradies einzugehen? Sie würden aufheulen! Schon allein deswegen, weil ich es wage, die beiden in einer Argumentation auf dieselbe Stufe zu stellen. Aber sind wir nicht alle Menschen, arme Sünderlein allzumal?

    „Darüber sollten Sie sich mal ernsthafte Gedanken machen“ – für mich ist das genau diese hochnäsige Selbstgerechtigkeit, Besserwisserei und Bevormundung, die trennt. /Sie/ wissen also, worüber sich jemand anderes den Kopf zerbrechen sollte. Spontan fällt mir dazu ein: Lehrerin, Sozialpädagogin oder Sozialarbeiterin – die haben’s auch immer gerne, wenn alle nach ihrer Pfeife tanzen, statt „widerliches Getöse“ zu veranstalten.

    „Außerdem sollten Sie bedenken, Integration beginnt immer in den kleinen Einheiten.“ Spontan würde ich sagen: gebongt! Ich habe aber den Eindruck, dass Sie die Erfahrungen all derjenigen, die genau im Kleinen, im Alltag, im unmittelbaren Kontakt schlechte Erfahrungen gemacht haben, nicht akzeptieren wollen.

    Ob Sie nach meinen Anmerkungen nun wohl „in sich gehen“ werden? Ach ja, ich verstehe: bei /Ihnen/ ist das natürlich was gaaaaanz anderes.

  97. Beispiel 1:

    Zwei Tage nach meinem Einzug in den Wohnblock mit 70 Bewohnern (7 Hausnummern) komme ich vom Einkaufen und sehe auf dem Parterre-Balkon eines Nachbarhauses einen Mann stehen, der sich auf Türkisch mit jemand im Inneren der Wohnung unterhält und eine Art Rosenkranz („Tesbih“) benutzt. Ich gehe auf das Haus zu, mache eine leichte Verbeugung und sage: „Guten Tag! Ich bin ein neuer Mieter, zwei Häuser weiter.“ Der Mann dreht sich wortlos um, geht in die Wohnung und schließt die Balkontür.

    Beispiel 2:

    Ein anderer türkischer Nachbar nutzt am Sonntag ausgiebig seine Schlagbohrmaschine. Da ich mich erst hätte anziehen müssen, warte ich bis Montag, um ihn abzupassen.

    – Merhaba! Es wäre nett, wenn Sie die Sonntagsruhe respektieren würden. Das steht auch in der Hausordnung. Also sonntags keine Bohrmaschine, bitte!

    – Egal Sonntag! Ich Muslim!

    Eine Nachbarin, eher politisch grün (wie ich aus einigen Gehweggesprächen weiss), bekommt den letzten Satz mit und mischt sich ein:

    – Was machen Sie denn den Mann so an!?

    Beispiel 3:

    Eine andere türkische Nachbarsfamilie (im 2.Stock). Die Mutter lehnt die schulpflichtige Tochter über das Balkongeländer und ist sichtbar damit beschäftigt, nach Läusen zu suchen. (Nein: nicht alle Türken und nicht alle schulpflichtigen Kinder haben Läuse!)
    Zunächst bürstet sie das Haar ausgiebig, danach wird wieder gesucht, anschließend wird ein Läusekamm verwendet. Dann erneut gebürstet.

    Auf meinen Hinweis „Schön ist das ja nicht gerade, was Sie da tun. Die Haare und die Läuse fliegen doch den Leuten unter Ihnen auf den Balkon! Machen Sie das doch besser im Badezimmer über der Wanne.“ Folgt die Antwort: „Egal. Ist draussen!“

    Beispiel 4:

    Ich komme beim türkischen Gemüsemann vorbei und schaue mir die Auslagen an. Irgendwelche zusammengekritzelten Zettel kleben an den Kisten.

    – Was ist das denn für eine Handelsklasse?
    – Nix Handyklasse.
    – Klar, nix Handyklasse. Ich meine Qualität.
    – ?? (Heute weiss ich: Güteklasse heisst auf türkisch „kalite“)
    – Und das Herkunftsland?
    – ?? (Heute weiss ich: das heisst auf türkisch „yurt“ oder „ülke“)
    – Wo kommt der her? (Ich zeige mit dem Finger drauf).
    – Isch Türkei.
    – Nein, ich meine: der hier!
    – Auch Türkei.
    – Sie müssen doch auf die Ware draufschreiben, so sie herkommt und welche Güteklasse sie ist. Kontrolliert das Ordnungsamt das nicht?
    – Egal Ordnungsamt!

    Beispiel 5:

    Ein weiterer türkischer Gemüsemann. Wo früher die Gehwegbreite durch eine Kiste eingeschränkt wurde, stehen inzwischen drei Kisten hintereinander. Zwischen Kisten und Poller ist knapp ein Meter, eher 80 cm, Platz (ich glaub, es müssten mindestens 1,50 m freigehalten werden). Wenn jemand vor den Kisten stehenbleibt, ist kein Vorbeikommen mehr. Auf die Straße auszuweichen ist wegen der Autos und den in beiden Richtung radelnden Kamikaze-Radfahrer lebensgefährlich.

    – So toll ist das ja nicht, dass man hier kaum noch vorbeikommt. Sie können doch nicht den ganzen Gehweg mit ihren Kisten zustellen.
    – Hau ab, Nazi.

    Beispiel 6 (zum Thema „War ich Gutmensch oder Blockwart?“ oder „Wieso misch‘ ich mich überhaupt ein?“):

    Ein zweigeteiltes Areal. Rechts der Kinderspielplatz mit Rutsche und Wippe etc., Schild „Hunde fernhalten“ und „Kein Fußball“, links in gleicher Größe ein Bolzplatz. Auf dem Spielplatz bolzt eine Gruppe von sechs etwa 10-jährigen Jungen. Zwei verschüchterte migrantische Mütter sitzen auf der Bank und beäugen ängstlich ihre Kleinkinder, die ständig Gefahr laufen, von den Jungs umgerannt zu werden oder den Ball an den Kopf geknallt zu kriegen.

    Ich erkläre den Jungs, dass sie auf dem Bolzplatz doch mehr Platz haben, dass sie doch schon groß sind, dass sie irgendwie sowas wie große Brüder sind und die Kleinen beschützen müssten, dass auf dem Schild ja auch steht „Kein Fußball“, was weiss ich noch alles. Ein Teil der Jungs – ein Junge erkennbar nichtdeutscher Herkunft, die anderen drei aufgrund ihrer Namen und ihres Aussehens erkennbar deutsch – zieht, wenn auch ein wenig maulend, die 5 m auf den Bolzplatz um.

    Die restlichen beiden fangen an, sich gegenseitig hochzuschaukeln und mich anzumachen. Passanten bleiben stehen, geben – ohne Kenntnis der Situation – Kommentare zwischen „Den Blagen sollte man ein paar hinter die Löffel hauen!“ und „Die Blockwarte sterben einfach nicht aus!“ ab. Schließlich baut sich der Kleinste vor mir auf und schleudert mir einen Satz mit vielen „i“ entgegen (hochdeutsche Übersetzung folgt): „fipisdischaldäwixäodäischfickdischdukinnäfickäfickdischselbävonhinnä“

    „Entferne dich per Urin von hier, alter Selbstbefriediger, oder ich übe Geschlechtsverkehr mit dir aus, du Kinderschänder, übe Geschlechtsverkehr mit dir selber aus von hinten!“

    Ich habe schallend gelacht, ihm einen Vogel gezeigt und bin weitergegangen. Wollen Sie wissen, wie der Knirps hieß? Abdullah. Was braucht man mehr, um sein Leben kulturell zu bereichern.

  98. Sehr geehrter Herr Bronski, sehr geehrter Herr Abraham,

    Ich merke schon die Hemmschwelle sinkt, Natürlich bin ich dran schuld, der Hetzer und Aufwiegler. Ich fasse mal zusammen: Ich frage ersthaft betroffen einen bekennenden Juden, warum er immerzu Partei für den Islam ergreift, und muß mich als Israelfreund von ihm als „Rüpel“ beschimpfen lassen. Natürlich mache ich mir meine Gedanken darüber, und fang an als alter Exjournalist ein wenig zu recherchieren… Ich stoße bei meinem Recherchen auf einen jüdischen proislamischen Verleger „Abraham Melzer“. Das ist keinesfalls eine Unperson (so wie etwa Bin Laden), nein ganz im Gegenteil, der Mann ist Judaist, hat Heinrich Heine übersetzt, ist sogar ein alter Kumpel von Broder, eine Frankfurter Verlegerpersönlichkeit, fast so bekannt wie Ulla Berkiewitsch… Und gleich geht eine Welle der Empörung durch den Blog. Oder soll ich besser sagen „Block“!?
    Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich mich hier in unserem Cyberraum in zwei Welten bewege. Da schildert mir ein Mann ziemlich glaubhaft, daß eine Türkin nicht mit seinem Sohn verkehren darf. Eine Mutter hat die Strapaze auf sich genommen, nach massiven Drohungen durch muslimische Kinder ihr Tochter auf eine andere Schule zu schicken. Als Antwort bekommen diese Talkteilnehmer „das solls geben“ und werden von der Offenbacher Dezernentin mit Zahlenbeispielen für gelungene Integration bombardiert. Michael Beitz schildert einige Szenen aus seiner Nachbarschaft, die ich in dieser Art schon duzendmal beobachtet habe. Nicht gestern, sondern schon vor mehr als 17 Jahren, als mein Sohn ohne Geld ausgeraubt und zusammngeschlagen nach Hause kam. Ich kenne weder Herrn Hofmann noch Herrn Beitz, noch die Mutter… Mag sein, daß mein Ton manchmal etwas rauer ausfällt, aber im Prinzip haben wir alle unabhängig von einander die gleichen Erfahrungen in verschiedenen Städten gemacht. Sind wir alle bescheuert? Fehlt es uns an gutem Willen auf andere zuzugehen. Oder ist nicht vielleicht jetzt einfach ein Maß an Unerträglichkeit erreicht, der uns zum Protest, oder sogar zum Widerstand zwingt.
    Daß Sie mich hier zum bösen Bube stempeln ehrt mich beinah. Das scheint Familientradition zu sein. Mein Vater ist in der Strafkompanie gelandet. Meine Tante bekam Ärger mit der Gistapo weil sie sich als Krankenschwester mit einer Tschechin „verbüdert“ hatte. Sie können meine Sätze in den Cybermülleiner werfen. Meine Zivilcourage nicht. Ich werde mich auch weiterhin für Menschen einsetzen, die vergeblich an die Vernunft appellieren und dennoch kein Gehör finden. Nicht Sarazin ist das Problem, sondern die Probeme mit islamischer Intoleranz, mit Migrantengewalt mit Parallelgesellchaften haben einen Mann wie Sarazin überhaupt in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht. Im Grunde genommen ist er ein Abstauber. Mir wäre lieber gewesen, ein anderer hätte sich da an die Spitze gestellt. Im Prinzip sagt Broder in seinem Buch „Hurrah wir kapitulieren“ das gleiche wie Sarazin. Leider ist Giordano schon zu alt, um hier den Fackelträger zu spielen. Ich habe fast eine Stunde mit ihm telefoniert. Er sagte mir, daß er das gleiche Gefühl empfindet, wie in seiner Kindheit, als totalitäre Mächte langsam anfingen Deutschland zu „unterwandern“.
    Ich glaube, daß es wenig Sinn hat, hier überhaupt noch weiter zu diskutieren. Dinge, bzw. Probleme die nicht ins idiologische Weltbild der Gutmenschszene passen, werde einfach abgespalten. Wie Satre und Bloch die grausamen Stalinistischen Säuberungen einfach „abspalteten“. „Schizuide“ nennt man so etwas in der Psychologie. In ähnlicher weise wird hier die Sharia schöngeredet. In der heutigen FR war im Innenteil eine Landkarte über die Länder in denen Todesurteile vollstreckt werden. Natürlich diente der „Aufmacher“ einer Hinrichtung in den USA. Aber die Zahlen auf der Landkarte zeigten deutlich in welchen Ländern die meisten Todesurteile vollstreckt wurden. In islamischen Ländern und in China.
    Das war jetzt mein Schlußwort. Am besten führen sie von nun an Selbstgespräche. Andere Meinungen, als Pseudoliberales Mainsteam-gefasel werden hier eh nicht zugelassen.

    Klaus Lelek

  99. JA das Leben kann so hart sein.
    Ich hab auch ein paar nette Geschichten.
    Bis vor zwei Jahren wohnte ich in einem Block mit 28 Parteien. Zwei getrennte Treppenhäuser, also 14 pro Treppenhaus, Bewohner überwiegend „kaukasisch“. Ich benutz das Wort lieber als „europäisch“. Stammt aus dem englischen und scheint mir etwas breiter aufgestellt *fg* Damit will ich sagen: keine Muslime. Sehr gut, würde man dann denken, nix Muslim nix Problem.
    Eines Nachts gab es Krach im Treppenhaus. Hörte später, da sind Mülltonnen geflogen und die Hausmeisterin musste sich als „Drecksf…“ beschimpfen lassen. Der Lärm hatte sie aufgeschreckt. Dann ging der Aufzug, in dem es weiter rumorte. Er hielt auf meinem Stockwerk. Plötzlich war die Randale ganz nahe. Sie verschwand in der Nachbarwohnung. Mein Schlafzimmer grenzte genau an das Wohnzimmer von denen, und da drüben flogen im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen. Es war so ggen ein Uhr nachts. Ich hörte mir das eine Weile an und fand es nicht besonders amüsant, dachte mir aber dass die sich schon irgendwann beruhigen. Aber das ging zehn Minuten weiter, bis es mir zuviel wurde und ich aufstand. Ich ging drüben klingeln. Die Tür wurde aufgerissen. Der Freund vom Nachbarn stand wutschäumend in der Tür und schrie mich an, was willst du. Wir haben uns nie geduzt Ich konnte diesen kleinen Scheißer noch nie ausstehen, weil er sich so aufgespielt hat von wegen Microsoft-Geschäftsführer, obwohl jeder gesehen hat dass er ein ganz kleines Licht ist. Er schrie mich an. Ich war überrascht blieb aber ruhig. Hör mal, es ist ein Uhr, ich will schlafen, kannst du bitte mit dem Krach aufhören? Er schreit zurück, was duzt du mich du scheißer, du hast mir gar nichts zu sagen. Ich sage, ich bin Ihr Nachbar und will schlafen und es gibt eine Hausordnung. Er schreit, was geht mich die Hausordnung an, ich soll mich nicht aufspielen. Und das regelrecht mit Schaum vor dem Mund. Okay sage ich, dann muss ich die Polizei rufen, dann muss die das regeln. Da flippt der erst richtig aus und brüllt, ich bring dich um, du bist tot Mann! Ich dreh mich um und will in meine Wohnung gehen, da springt er mich von hinten an und tritt mir in die Kniekehlen. Zum Glück geht in dem Moment sein Freund dazwischen, zieht ihn in die Wohnung und macht die Tür zu. Es rumort dann zwar noch ein paar Minuten weiter, aber dann ist halbwegs Ruhe. Schlafen konnte ich nicht, aber die Polizei habe ich auch nicht gerufen.
    Der Typ war Deutscher, jedenfalls wenn man die Westfalen Deutsche sind.
    Andere Geschichte, gleicher Wohnblock. Ein Stockwerk unter mir versetzt grillt die rein deutsche Studenten-WG auf dem Balkon mit Holzkohle. Der Rauch zieht an den Balkonen entlang und in die offenen Türen in die Wohnugnen. Ich beuge mich über das Geländer und mache die jungen Leute darauf aufmerksam dass das mit Holzkohle nicht erlaubt ist wegen der Rauchbelastung. Ich erfahre dass ich ein Spießer bin. Kleinlaut ziehe ich mich zurück. Das geht noch ein paar Stunden weiter mit dem lustigen Grillen
    Andere Geschichte. Hinter dem Haus war ein Gartenstück mit hohen Hecken gegen das Nachbargrundstück und ein paar Büschen. Alles ziemlich schattig und uneinsichtig. Ich schiebe mein Rad aus dem Fahrradkeller hoch und sehe eine Frau die da zwischen den Büschen hockt. Um es zu sagen: eine ältere blonde deutsche Frau. Ich sehe sie erstaunt an und sie sieht erschrocken zurück. Dann springt sie auf, zieht ihre Hose hoch und rennt weg. Ein betörender Geruch verbreitet sich. Ich schaue nach und sehe dass die da hingeschissen hat. Wirklich wahr! Nun kann ich ja nichts dafür dass es keine öffentlichen Toiletten mehr gibt, weil überall gespart werden muss, aber muss deswegen jemand in irgendwelche Gärten scheißen? Ohne Worte.
    Ja und jetzt muss ich natürlich auch noch die Geschichte mit der Hundebesitzerin erzählen, die nicht verhindert hat dass ihr süßes Tierchen mir vor die Haustür schiss und an die Haustür pinkelte. Das hab ich in Kommentar Nr. 62 ja nur angedeutet. Die ist auch Deutsche und die Sache ging nicht gerade konflitkfrei ab. Das war allerdings nicht mehr in dem Wohnblock. Da hatte ich von den vielen guten Sitten mal die Nase voll und hab mir was anderes gesucht. Bei den niedrigen Immobilienzinsen …
    Eigene Haustür, eigener Hundeschiss. Ich lauerte der Frau auf und erwischte sie auch genau in dem moment als ihr Herzchen an meine Tür pinkeln wollte. Das Tier erschrak aber und senkte das Bein. Ist das Ihrer, fragte ich. „Wonach sieht das denn aus?“ Wobei man dazusagen muss dass es zehn Uhr am Vormittag war. Die Frau stank, und zwar nicht nur aus dem Mund. Aber die Alkoholfahne war deutlich wahrnehmbar und sie nuschelte auch ziemlich. Der Köter begann zu kläffen weil ich seine Herrin anmachte. Tiere spüren Aggression ja aber ich bin doch recht ruhig geblieben. Ich hielt ihr eine Plastiktüte hin und fragte ob sie weiß, was das ist. Eine Plastiktüte, sagte sie. Und was kann man mit Plastiktüten machen? Sachen tragen, sagte sie, aber was soll das jetzt, wollen sie mich verarschen? Ich gebe zu dass ich dann ein bisschen herrisch wurde. Bei allem Verständnis für menschliches Elend in dem man gegen fremde Haustüren anteilslos wird. Ich drückte ihr die Tüte in die Hand und sagte, damit kann man Hundescheiße wegmachen, und wenn ich noch einmal einen haufen vor meiner Haustür finde zeige ich Sie an. Ja, dann hab ich schnell mit dem Handy ein Foto von ihr gemacht. Sie war schnell eingeschüchtert und zog dann ab aber es gab nie wieder einen Haufen vor meiner Tür.
    Es ist klar, glaub ich was ich damit sagen will, oder?

  100. Na jetzt hab ich mich in Schwung geschrieben, also kommt noch was. Eine Kollegin in dem Laden, wo ich arbeite fährt immer mit dem Rad zur Arbeit. So wie ich. Für die Mitarbeiter gibt es Parkplätze und einen Fahrradständer in einer Nische. Da haben vielleicht zwanzig Räder Platz aber es ist eng, von Wand zu Wand vielleicht 2,5 m, wobei der Radständer bestimmt mehr als einen halben Meter beansprucht. So, und da stellte die Kollegin ihr Rad immer ganz vorn hin, und zwar schob sie es nicht in den Ständer, so dass der Weg zu den hinteren Plätzen frei bleibt sondern sie stellte es vornedran, wohl weil sie zu faul war das Rad ein bisschen anzuheben, damit es in die Halterung kommt. Und der Weg nach hinten war versperrt. Ich habe versucht mit ihr darüber zu reden, weil das doch rücksichtslos ist. Wenn sie ihr Rad nicht hochheben will oder kann, dann kann sie es ja hinten in der Nische an der Wand anlehnen. Ist natürlich nur eine Kleinigkeit, aber sie war völlig uneinsichtig und hat ihr Verhalten auch nie geändert, das heißt bis heute stellt sie ihr Rad so ab.
    Andere Geschichte. Griechenland, ein Dorf auf Kreta. Alles ganz überschaubar und noch nicht so richitig touristisch. Ich habe immer in einem kleinen Cafenion gefrühstückt und auch zur Kaffeezeit da was gegessen. An einem Nachmittag war eine deutsche Familie da mit dickem BMW mit Münchener Kennzeichen. Ein herrischer Mann mit schicker Frau und Sohn. Der Mann wurde aus der Speisekarte nicht schlau – nur auf griechisch und englisch. Wobei man wirklich sagen muss dass die Gegend eben noch nicht richtig erschlossen war. Früher waren da mal viele hippies. Wenn einem der Ortsname was sagt: Matala, Südkreta. So und der Mann wurde immer ungehaltener und irgendwann rief er die Bedienung, die auch kein Deutsch konnte, und schrie sie auf Deutsch an was das für eine Scheiß-Speisekarte sei, da steht nix auf Deutsch drauf, wie soll man das denn verstehen, und sie wollten doch das geld der Deutschen und müssen sich doch wohl um die Deutschen bemühen und so weiter. Seinem Anhang war es peinlich und die arme Bedienerin wusste überhaupt nicht wie ihr geschah. Eine einfache Frau die ich immer nur sehr freundlich und bemüht erlebt habe.

    Nein, Herr Beitz, es sind nicht allein die Ausländer die sich merkwürdig verhalten. Es sind mindestens genauso die Deutschen selbst. Nach meiner Wahrnehmung sind die Deutschen ein Volk der Ignoranten, Rechthaber, Besserwisser und Egoisten, und wenn Sarrazin mit den Muslimgenen recht hat, dann kann ich nur sagen: Es ist nicht schade um die Deutschen. Sollen die deutschen Gene doch verschwinden. Die Welt wäre ohne die Deutschen wahrscheinlich besser!

  101. Zum „in mich gehen“, was ich hin und wieder sehr gerne tue, haben mich Ihre Anmerkungen allerdings nicht verleiten können. Ihre Umgangsformen, wie Sie das bezeichnen, sind sehr merkwürdig. Sie stellen Fragen, aber die Antworten geben Sie sich dann selber, oder, was noch seltsamer ist, Sie spekulieren darüber, wie ich wohl antworten könnte bzw. würde. Anstatt zu spekulieren, sollten Sie Ihre Frage(n) stellen und abwarten was ich antworte. Übrigens, wie laut ich aufheule, um es in Ihrem Jargon zu sagen, werden Sie dann auch feststellen können. Diese Minimalien sollten Sie zukünftig schon beachten. Nun schlage ich vor, Sie fangen noch einmal von vorne an, stellen Ihre Frage(n), und lassen sich überraschen. Ach, ja, die Mutter Teresa können wir bereits jetzt behandeln. Sie liegen mit Ihrer Spekulation völlig daneben. Das „Unternehmen Mutter Terasa“ sehe ich u.U. noch erheblich kritischer als Sie. Aber das nur am Rande, zumal es ja auch nicht das Thema ist.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  102. @ Bronski

    Bitte bitte, ich weiß dass das provozierend ist aber darf das stehenbleiben? Sie haben ja schon mal gelöscht

  103. @98 Abraham

    Zum Thema Reziprozität (das war ich Ihnen noch schuldig) gab es vor einigen Wochen im SPIEGEL einen sehr überzeugenden Artikel von Henryk Brooder. Islamverbände könnten durchaus in die Pflicht genommen werden, etwa wenn sie Moscheen gründen wollen. Falls das nur durch eine Gesetzesänderung geht, ändert man es eben entsprechend. Der Geist des Grundgesetzes oder gar Meschenrechte werden dadurch nicht berührt.

    „Wesentlicher ist, wie er sich im Alltag verhält. Rechtstreue und Einhaltung der Grundregeln des Zusammenlebens“. Ergo (explizite) Rechtsreue, sowie (implizite) Einhaltung von „Grundregeln“, die sind bekanntlich von Region zu Region etwas verschieden, man nennt das manchmal auch Leitkultur. Und jetzt denken Sie doch noch mal darüber nach, warum Türken die „Türken bleiben“ in aller Regel keineswegs gute Deutsche werden (wie Sie das behaupten) sondern im Gegenteil in einer Parallelgesellschaft landen und erwiesenermaßen die im Schnitt am schlechtesten integrierten Einwanderer sind.

    Sie schreiben weiter, mein Eintreten für eine kopftuchfreien Schule oder einem generellen Burkaverbot zeige, dass ich nur wenig Ahnung von Religionen hätte. Für Burkaverbot oder kopftuchfreie Schule gibt es zweifellos vernünftige Gründe, die Sie aber nicht teilen müssen. Wenn Sie jedoch aus meiner Position zu diesen Themen Rückschlüsse auf meine Religionskenntnisse ziehen, disqualifizieren Sie sich nur selbst. Sie argumentieren hier weit unter Ihrem üblichen Niveau.

    Eine gewisse selektive Wahrnehmung hat jeder Mensch. Um falsche Schlussfolgerungen zu vermeiden, sollte man sich öfter mal mit intelligenten und diskursfähigen Menschen auszutauschen, die möglichst eine andere Position vertreten als man selbst. Insofern danke ich Ihnen Recht herzlich für unser Gespräch.

    Gute Nacht!

  104. Nur wegen der guten deutschen Ordnung.;-)Ich vergaß zu erwähnen, dass sich meine Zuschrift @104 auf @100 Michael Beitz bezog.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  105. Zur Diskussion über „DAS BUCH!“ (Theaterdonner):

    Herr S. und sein Verlag haben es vollständig selbst in der Hand gehabt, das Buch zu präsentieren und zu bewerben.
    Sie haben dieses in der bekannten Weise mit den bekannten provokanten Thesen getan.
    Sie wollten, daß das Buch anhand dieser verkürzten Thesen beurteilt wird, ich habe es anhand dieser verkürzten Thesen beurteilt und ich lehne es deshalb ab, es zu lesen. Thema durch.

    Man muss nicht jeden Fisch probieren.

  106. @ Markus Dehnerle #103 und #104

    Das Sein verstimmt das Bewußtsein.

    Prima, Herr Dehnerle! An Ihren Ausführungen kann ich keine Provokation erkennen, die eine Löschung rechtfertigen könnte. Ganz im Gegenteil: ich persönlich lese gerne Erfahrungsberichte von Menschen, weil sie einen unmittelbaren Zugang zur Wirklichkeit beschreiben. Bronski fing mit der Offenbacher Buntheit an und die FR will uns über die Serie „Ortstermin“ Erfahrungen vor Ort vermitteln. In letzter Zeit werden uns auch diverse Autobiographien von Migranten angedient.

    Dass auch Deutsche ziemliche Armleuchter sind oder zumindest sein können, mich selbst auf jeden Fall eingeschlossen, war aber nicht Ziel meines Beitrags. Leider hatte ich ein wesentliches Detail weggelassen, weil es mir selber so selbstverständlich ist – dass nämlich derlei Erlebnisse, wie ich sie mit den türkischen Mitmietern habe, mit all den anderen Mietern, auch in den gegenüberliegenden Wohnblöcken, nicht vorkommen. Nicht mit den deutschen, nicht mit den polnischen, nicht mit den asiatischen, nicht mit den schwarzhäutigen diverser Herkunft, natürlich sowieso nicht mit all den „Unauffälligen“.

    Es handelt sich für mich daher nicht um die alltäglichen, unvermeidlichen Reibungen im nachbarschaftlichen Miteinander.

    Mag sein, dass ich mit einem ausserordentlich seltenen statistischen Effekt in Berührung gekommen bin, nämlich dass ich unter den Türken nur eine Negativauswahl kennengelernt habe, bei allen anderen Migranten und sonstigen Mietern hingegen ausschließlich eine Positivauswahl.

    Man könnte einwenden, wenn schon nicht auf Fremdenfeindlichkeit, dann beruhe mein Türkenbild, wahlweise mein Islambild, auf soetwas wie einer selbsterfüllenden Prophezeiung, einer selektiven Wahrnehmung, einem Vorurteil (im Sinne von Ressentiment, Voreingenommenheit).

    In den letzten 40 Jahren hatte und habe ich viel mit Ausländern und Migranten zu tun – in Wohngemeinschaften, in politischen Zusammenhängen, in der Arbeit, in der Freizeit, im Freundes- und Bekanntenkreis. Nach 10 Jahren in der internationalen Jugendarbeit mit fast allen Ländern diesseits des Eisernen Vorhangs kam die Begegnung mit Exil-Chilenen und anderen Latinos, Verfolgten des iranischen Mullah-Regimes, von ihren deutschen (Ex-)Ehemännern verprügelte Asiatinnen, ein gutes halbes Jahr in einem Arbeiterwohnheim mit einer fast 100%igen nordafrikanischen Belegung, mehrwöchige Besuche in Entwicklungshilfeprojekten, langjährige Auslandsaufenthalte etc. Und natürlich der alltägliche Umgang mit Italienern, Griechen, Spaniern, Jugos, Portugiesen und vielen anderen Nationalitäten, Ethnien, Kulturen.

    Die Erklärung, ich hätte einen spezifisch turkophoben Psychodefekt, auch wenn ich ansonsten generell offen, freundlich und hilfsbereit gegenüber jedermann und insbesondere Fremden bin, halte ich für dann doch für recht gewagt.

    Vielleicht ist die Erklärung viel einfacher: ich habe mit einer spezifischen Personengruppe schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn Sie die erbitterten Diskussion über ein Radfahrverbot auf der Frankfurter Zeil verfolgen, finden Sie dasselbe Phänomen. Probleme bereiten oft nicht tiefgreifend traumatische Erlebnisse, sondern eine eher niederschwellige aber permanente Nerverei. Sie kennen das sicher von den Etiketten, die in Hemden und T-Shirts am Hals eingenäht sind – im Grunde nichts Schlimmes, aber sowas von nervig!

    Aus einer solchen alltäglichen sinnlichen Erfahrung bildet sich dann eine Einstellung, ein Erfahrungswert, ein Vor-Urteil. Das ist nicht per se schlecht oder verwerflich – es handelt sich dabei um einen Mechanismus, der dem Individuum hilft, sein Leben ressourcenschonend zu organisieren. In anderen Zusammenhängen, z.B. in der Mathematik, würde man es schlicht Wahrscheinlichkeit oder Erwartungswert nennen.

    Ein solcher Mechanismus verlängert die Erfahrung aus der Vergangenheit in eine Erwartung, d.h. eine Annahme über die Zukunft (und dabei selbstverständlich auch über das Verhalten von Personengruppen). Ganze Berufszweige leben davon, aus bisherigem Kundenverhalten Voraussagen darüber zu treffen, welche Produkte in welcher Menge an welche Zielgruppe abzusetzen sind. Problematisch oder gar verwerflich wird ein Vorurteil erst dann, wenn man es dazu benutzt, Einzelnen Unrecht zu tun. D.h. wenn das erfahrungsgestützte Vor-Urteil über eine Gruppe zum unbegründeten Urteil über ein Individuum wird.

    Wenn ich nun feststelle, dass ich nicht der einzige mit derlei Erfahrungen bin, bildet sich daraus der Kern einer intersubjektiven Wahrheit.

    Wohnort, Alter, Familienstand, Ausbildung und Beruf, sozio-ökonomischer Status etc. trennen uns beide wahrscheinlich. Dass Sie aber nicht auch von Ihren eigenen Erfahrungen ausgehen, halte ich hingegen für unwahrscheinlich.

    Auf den letzten Absatz in Ihrem Beitrag #104 einzugehen, fehlt mir die Zeit. Irgendwann muss ich ja auch mal schlafen gehen.

  107. @102 Klaus Lelek

    Sehr geehrter Herr Lelek,

    zu Ihrem „Abschiedsbrief“ erlaube ich mir sozusagen einen angemessenen „Nachruf“, wobei ich hoffe, auch wenn Sie sich nicht mehr verlautbaren wollen, dass Sie dennoch in Ihre alte Wirkungsstelle hin und wieder hineinschauen.;-))

    Die Republik, ein Tollhaus. Es ist schier unglaublich, dass das Geschmiere eines Mannes, dessen Thesen schon lange als eindeutig rassistisch gelten, ein ganzes Land in helle Aufregung und Hysterie versetzen kann. Bis in die höchsten staatlichen Stellen (Präsident, Kanzlerin) hat sich dieses Land dabei bis auf die Knochen blamiert. Der wochenlange unsägliche mediale Budenzauber, über das Geschmiere, ist das Peinlichste was ich erlebt habe. Die immer unerträglicher werdenden Talkshows führen einen Wettstreit nach dem Motto: Geht es noch etwas peinlicher, welche Show ist die peinlichste im ganzen Land? Und es hört immer noch nicht auf. Der Peinlichkeit sind offenbar keine (Geschmacks)Grenzen gesetzt. Z.B. stellt ein gewisser Buschkowsky, einer der vielen momentan aus dem Boden schießenden selbst ernannten Integrationsexperten, neben einem in Trauer schwarz umrandeten Bild, das Buch einer ehemaligen Jugendrichterin vor, die sich erst kürzlich das Leben genommen hat. Eine bodenlose Geschmacklosigkeit. Alles wird instrumentalisiert, sogar Tote. Bei der gleichen „Veranstaltung“ hält ein ehemaliger Schläger, und ehemaliges Mitglied einer so genannten Gang, natürlich mit türkischem Migrationshintergrund, der mittlerweile zum Sozialarbeiter mutiert ist, einen langen Vortrag, mit einem begeisterten Bosbach und Buschkowsky in der ersten Zuhörerreihe. Abgehalfterte Politiker und sonstige „Ehemalige“, teilweise weit jenseits der achtzig, bieten sich, wie sauer Bier, als Sarrazinverteidiger an, den ein populistischer Parteivorsitzender, der sich immer öfters in oberpeinliche Widersprüche verheddert, mal wieder aus der so genannten SPD herausschmeißen will. Andere abgehalfterte Lautsprecher schmeißen ihre eigenen Bücher auf den Markt, nicht nur um ihrer unbändigen Eitelkeit zu frönen, sondern weil offenbar die Gelegenheit günstig ist, mit zwischen zwei Deckeln gepressten Unsinn, wie bei Sarrazin, Millionen zu verdienen. Die Peinlichkeiten alle hier aufzuzählen, würde jeden Rahmen sprengen.

    Nein, Herr Lelek, Sie sind nicht der zum „bösen Buben“ Abgestempelte. Diese Ehre, die Sie selbst, wie Sie schreiben, dabei empfinden, kann ich Ihnen nicht zuteil werden lassen. Sie bzw. „Wir“ sind auch nicht bescheuert, wie Sie das in Ihrem „Abschiedsbrief“ regelrecht herausschreien. Sie sind, neben vielen anderen in diesem Lande, ein Opfer von krassem Politikversagen. Das, was wirklich Integrationspolitik genannt werden könnte, hat es in diesem Lande jahrezehntelang nicht gegeben. Was dagegen stattgefunden hat und auch weitgehend immer noch stattfindet, war und ist regierungsamtliche Integrationsverweigerung. Ja, Herr Lelek, Sie haben richtig gelesen, nicht die „Anderen“, „Wir“ sind die wahren Integrationsverweiger. Und da aus der deutschen „guten“ Seele der Gehorsam und Untertanengeist wohl nie ganz herauszubekommen ist (Stuttgart21 und die AKW-Proteste lassen zwar ein klein wenig hoffen, was die „Revolutionsbereitschaft“ der Deutschen anbelangt);-), haben sich leider weite Teile der Bevölkerung dieser regierungsamtlichen Integrationsverweigerung angeschlossen. Anders lässt sich das hysterische Getöse, und die vorgeblich große Zustimmung für das sarrazinische Geschmiere, auch gar nicht erklären. Übrigens, wenn Sie mal nicht mit Broder und Giordano telefonieren, empfehle ich Ihnen einen Artikel auf spiegelonline: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,718469,00.html. Da beschreibt ein in Deutschland geborener Ausländer (schon alleine diese Bezeichnung lässt den ganzen Wahnsinn in diesem Lande erkennen) wie er die Sache, als jahrelang geduldeter Zuwanderer sieht und empfindet, obwohl in Deutschland, wie gesagt, geboren.

    Kurzum, lieber Herr Lelek, entweder „Wir“ bleiben weiter ein Land der Integrationsverweigerer, oder „Wir“ wachen endlich auf. Aber auch wenn „Wir“ aufwachen sollten, was ohnehin sehr zweifelhaft ist, könnte es bereits zu spät sein. Mittlerweile hauen ja bereits schon mehr aus „Unserem“ schönen Deutschland ab als kommen. „Wir“, Herr Lelek, sollten die Sache dennoch selbst in die Hand nehmen, denn sonst besteht die Gefahr, dass „Wir“, zwar ganz unter „Uns“, aber auf Dauer aussterben. Ich hatte Ihnen und Ihren Mitstreitern in diesem Zusammenhang ja schon einige ganz einfache Tipps gegeben. Ganz wichtig ist für „Uns“ zunächst erheblich mehr Selbstbewusstsein und viel weniger Fremdenangst. Letzteres scheint bei den Deutschen ohnehin quasi „genetisch“ angeboren zu sein. Richtig hingeschaut, Herr Lelek, die „Anderen“ haben auch so Einiges zu bieten, was „Uns“ allen letztlich zugute kommen könnte. Natürlich ist auch mir klar, dass dieser merkwürdige 11.09.01, an dem ein gewisser Bush den Moslems den Weltkrieg erklärt hat, in deren Folge u.a. auch auf Lügen und Fälschungen basierende völkerrechtswidrige Kriege vom Zaune gebrochen wurden, die Lage massiv verschärft hat. Weiterhin ist mir klar, dass „Wir“ als die treuesten Vasallen dem großen Bruder folgen mussten, zumal „Wir“ immer noch keine eigene Außen- und Sicherheitspolitik machen dürfen, was vielleicht auch ganz gut so ist, denn u.U. sind „Wir“ ja (aus alter, jahrzehntelanger Gewohnheit) mittlerweile schon US-amerikanischer als die Amis selbst. Allerdings haben „Wir“ und dieser Bush (dessen Name, auch frühere glühende Verehrer, darunter prominente Journalisten und Politiker, sich schon nicht mehr trauen in den Mund zu nehmen) wohl nicht ausreichend bedacht, dass es sich bei den „Anderen“ nicht nur, wie sonst üblich, um eine kleine Minderheit handelt, sondern um bis zu 1,5 Milliarden Menschen, die es sich schlicht nicht gefallen lassen, zum alleinigen Übel der Welt erklärt zu werden.

    Nun gut, lieber Herr Lelek, ich möchte jetzt auch zum Schluss kommen, zumal ich wohl wieder Mal viel zu umfänglich vorgetragen haben. Aber Ihr „Abschiedsbrief“ verdient auch einen angemessenen „Nachruf“. Ich empfehle noch einmal ganz eindringlich mehr Selbstbewusstsein. „Wir“ müssen nicht vor lauter (Fremden)Angst unter dem Teppich laufen, sondern sollten selbstbewusst, mit offenen Augen, Ohren und Herzen auf die „Anderen“ zugehen. Einfach mal locker und flockig guten Tag sagen, wie geht es. Sie glauben gar nicht, welche Wirkungen mit den einfachsten Dingen erzielt werden können. Ich habe schon erlebt, dass aus „bösen Buben“ und tief überzeugten (deutschen) Integrationsverweigerern überzeugte MultiKulti-Fans und wahre Gutmenschen geworden sind. Viel Erfolg, viel Spaß dabei, und Ihnen als auch Ihren Mitstreitern alles Gute. Naschen Sie vom Baume der (Integrations)Erkenntnis, und lassen Sie sich von den Integrationsverweigerern in Politik und Publizistik nicht weiter vorführen.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  108. Na, was habe ich bis hierher gelernt ?
    Viele gescheite Darbietungen – sehr unterschiedliche Wahrnehmungen.

    Mein Fazt : Ich bin froh, dass Michael Beitz, Peter Weinberger,
    Klaus Lelek hier geschrieben haben. Es gibt sie doch (noch),
    die gelebte, jeweils „andere“ Meinung.

  109. Zu INTEGRATION / ASSIMILATION:

    Im Vestischen Museum unserer Stadt ist eine sehr interessante Ausstellung zur Geschichte der ausländischen Zuwanderer in Recklinghausen.

    Danach waren 1910 23,1 % der Gesamtbevölkerung Recklinghausens Polen, zumeist Bergarbeiter mit ihren Familien. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs gab es in Deutschland fast eine Viertelmillion polnischer Arbeiter.

    Sie waren den gleichen Anfeindungen ausgesetzt wie heute die Türken, so dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als sich abzukapseln, sich eigene soziale Infrastrukturen zu schaffen, und – z. B. in Vereinen – ihre kulturelle Identität zu wahren (Muttersprache, Lieder, Sitten, Bräuche). Es gab in Recklinghausen bis zu ihrem Verbot 1908 polnische Schulklassen und eine politische Partei der Polen. *)

    Als Arbeitskraft, Kunden und Steuerzahler erwünscht, als Mitbürger und –bürgerinnen lange Zeit gemieden, haben sich die Zuwanderer aus dem Osten dennoch gesellschaftlich integriert, und nachfolgende Generationen haben sich schließlich sogar völlig assimiliert. Heute erinnern nur noch die Endungen von Familiennamen an ihre slawische (polnische, russische, tschechische, slowenische) Abstammung: -(c)ki, -(w)iak, -witsch, -law, -(w)itz, -kow, -czik, -tzek, -czak, -ick u. a. (z. B. Marschewski, Grochowiak, Kubi(c)ki, Miaskiewitz, Markowitsch). Schauen Sie in „Das Örtliche“! Die Namen wurden „eingedeutscht“.

    Man wird einwenden, diese slawischen Migranten und die gebürtigen Deutschen gehörten demselben christlich geprägten Kulturkreis an; die soziokulturellen Unterschiede sind nicht so groß wie zwischen Türken und Deutschen; uns trennen Jahrhunderte; sie, die Türken, leben geistig noch im Mittelalter. Und wir?

    Es hat in Deutschland dreihundert Jahre gedauert, bis dank philosophisch-humanistischer und wissenschaftlicher Aufklärung die Säkularisierung, die Trennung von Kirche und Staat, wenigstens formal vollzogen wurde, und die schwindende Zahl der Kirchenbesucher und die Kirchenaustritte zeigen, dass religiöse Bevormundung immer mehr abgelehnt wird. Die Türkinnen und Türken der zweiten, dritten Generation werden sich viel schneller säkularisieren und in unsere Gesellschaft integrieren.

    Laut einer repräsentativen Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge aus dem Jahre 2009 sind „in Deutschland geborene Muslime (die so genannte zweite Generation) insgesamt deutlich besser integriert als ihre Eltern, die häufig aus bildungsfernen Schichten stammen. (…) Die Mehrheit der Muslime bezeichnet sich selbst als gläubig. (…) In religiösen Vereinigungen oder Gemeinden ist allerdings nur eine Minderheit aktiv. Religiöse Veranstaltungen besucht nur ein gutes Drittel ´häufig`, die Mehrheit ´selten oder nie`.“ Und was die Kinderzahl betrifft: sie wird in jungen türkischen Familien deutschen Verhältnissen immer mehr angepasst. Die Angst vor „Islamisierung“ und „Überfremdung“ ist demnach irreal. Helfen wir, Integration zu erleichtern, indem wir unsere Xenophobie, die Fremdenfurcht, überwinden und alle Menschen als Mitmenschen achten!

    —————
    *) Hierzu diese wichtige Studie «Ausländerbeschäftigung im Kaiserreich und in der
    Weimarer Republik», Kapitel «Ruhrpolen» (S.6 ff.)
    http://www.anna.tschaut.de/referate/MigrationausarbeitungI.pdf

  110. Sehr geehrter Herr Stahlbaum,

    Eigentlich wollte ich mich, von ständigen Brechreiz geplagt, schon völlig ausklinken, aber da ich, wie man ja schon an meinem Namen erkennen kann, zur oben „genannten Volksgruppe“ zähle, möchte ich mich doch hierzu äußern. Bevor ich dann endgültig schweige.

    Ein Mitglied meiner Familie „Cyprian Lelek“ (den können sie gerne mal googeln, vertrat die polnischsprachige Minderheit im ersten deutschen Parlament 1848 in der Paulskirche. Bin also mit der Problematik Deutscher Ressertiments gegen polnisch oder slawischstämmige Menschen bestens vertraut. Auch ich wurde in den 60jahren auf diversen Schulhöfen gerne als „Polackensau“ beschimpft. Auch das Schimpfwort „Wasserpole“ ist mir geläufig. Trotzdem kann man zwischen polnischen, oberschlesischen, – ich erweitere die Liste um die italienischen Schuharbeiter und Tunnelbauer der Westpfalz und Migranten aus islamischen Ländern keine Paralelle ziehen.

    Keiner dieser Einwanderer hat den Versuch unternommen, hier in Deutschland seinen eigenen kleinen Staat aufzubauen oder eigene Gesetze (zum beispiel Sharia) einzuführen. Noch weniger gab es gewalttätige Übergriffe gegen die „Urdeutsche Bevölkerung“, zu der sie mit ihrem wohlklingenden deutschen Namen zählen. Ich erzittere vor Ehrfurcht.
    In den katholischen Kirchen des Ruhrgebietes wurde kein Haß auf „Andersgläubige Protestanten“ gepredigt. Die polnischen, märischen, kaschubischen Einwanderer zeigten keinen Deutschenhaß. Sie setzten alles daran um möglichst schnell Deutsche zu werden, ohne ihre polnische Identität zu verlieren. Meine Großeltern sprachen noch fließend Tschechisch, waren sehr fromme Katholiken, aber dennoch
    überzeugte Deutsche.
    Die Schranken, die zwischen den Volksgruppen zeitweilig bestanden, waren nicht nationaler sondern konfessioneller Natur. Man hat dann auch sehr schnell in katholische deutsche, sprich Rheinische Familien hineingeheiratet, nicht aber in protestantische.
    Sie können Gelsenkirchen, Bochum und Bottropp, das zeitweilig 20 prozent Polen aufwies, nicht mit Neuköln, Kreuzberg usw. vergleichen.
    Die oben genannten Städte sind Beispiele für eine gelungene Integration, weil hier eine regelrechte Durchmischung der deutschen und Polnischen Bevölkerung stattgefunden hat. Keine Abschottung. In den heutigen Brennpunkten arabischer Migranten hingegen findet eine „Verdrängung“ der einheimischen Bevölkerung auch der 3. Gastarbeitergeneration “ statt.
    Das Beispiel der Mutter, im Blogtalk, die ihr Kind von der Schule nehmen mußte, sollte ihnen eigentlich zu denken geben. So etwas wäre im Ruhrgebiet unmöglich gewesen. Dort galt immer noch das Wort vom alten Fritz „Jeder soll nach seiner Farcon selig werden“, egal ob er Jude, Katholik oder Protestant war. Niemals hätte in der Schule ein Schüler den anderen wegen seiner Religion beschimpfen dürfen, wie dies Muslime verstärkt tun. Integration bedeutet für sie: Wir sollen Muslime werden. Und sie bekommn ja auch von einigen Deutschen dafür noch Schützenhilfe.
    Hinzu kommt, daß die polnischstämmigen Familien meist eine matriarchalische Strucktur aufwiesen. Während wir es bei islamischen Einwanderern meist mit einer rein patriarchalischen Männergesellschaft zu tun haben. (Die so nebenbei bemerkt total Schwulenfeindlich ist) Allein das sollte als Unterschied genügen. Ich sehe mit Sorgen wie eine halbgebildete Generation von Historikern die Geschichte versucht umzuschreiben. Lesen sie doch mal Teveleit. „Männerphantasien“ Da können sie lesen, wie locker es in den Betten der Ruhrkumpels, auch der polnischen zuging. Das war der reinste „Swingerclub“
    Kreuzberg würde im Blut baden, wenn es die Türkischen Frauen mit der ehelichen Moral genau so genommen hätten, wie seinerzeit die Polen im Ruhrgebiet. Ehemann, Ehefrau und „Untermieter“ schliefen nicht selten in einem Bett.
    Man kann mit Referaten alles belegen, vor allem wenn man nur die halbe Wahrheit auftischt.
    In der Hoffnung ihnnen etwas Nachhilfeunttreicht in slawischer Integratonsgeschichte und der Sittengeschichte der Ruhrgebiets- Arbeiter gegeben zu haben

    verbleibe ich

    mit freundichen Grüßen

    Ps: „Lelek“ heißt auf Deutsch „Nachtschwalbe“. Ein Vogel der auch in finsterer Nacht immer die Augen aufhält.
    Zwischen lauter Blindfliegern wird man da schnell einsam

  111. Ja, deutsch ist schon eine schwere Sprache, Herr Lelek.

    „Sehr geehrter Herr Stahlbaum, Eigentlich …“
    Nach einem Komma geht es klein weiter.

    „von ständigen Brechreiz geplagt“
    Könnte es wohl „ständigem“ heißen?

    „(den können sie gerne mal googeln,“
    Wo ist Schluss der Klammer?

    „der Problematik Deutscher Ressertiments“
    „deutscher“ klein, es sei denn, Sie meinen was Großdeutsches

    „60jahren“
    wasndas?

    „(zum beispiel Sharia)“
    Beispiel groß

    „Urdeutsche Bevölkerung“
    „urdeutsche“ klein, es sein denn Sie meinen wiederum was Großdeutsches

    „zu der sie mit ihrem wohlklingenden“
    Herr Stahlbaum ist keine „sie“ – oder wen meinen Sie?

    „wurde kein Haß auf “Andersgläubige Protestanten““
    „Hass“, „andersgläubige“ klein geschrieben

    „Deutschenhaß“ – dito

    „Sie setzten alles daran um möglichst schnell …“
    Kommaregeln sind auch nicht gerade Ihre Stärke

    „Farcon“
    Pardon, dafür habe ich Verständnis, Deutsche müssen kein Französisch können

    „Und sie bekommn ja auch von einigen Deutschen dafür noch Schützenhilfe.“
    Das machen Sie gut!

    „Strucktur“ – schönes Wort!

    „Die so nebenbei bemerkt total Schwulenfeindlich ist“
    Sollte das was zur Sache tun: schwulenfeindlich klein

    „Ich sehe mit Sorgen wie eine halbgebildete Generation von Historikern die Geschichte versucht umzuschreiben.“
    Ja ja, der Verfall der Sitten. Wenn wenigstens noch die Deutschen deutsch könnten! Voll krass, Alter! Voll die Bildung! Musst du nicht mehr zur Schule gehen, reicht Klaus Lelek im Bronski-Blog …

  112. Liebe Sirene,

    Wenn ich Sie nicht hätte. Danke für die Nachhilfestunde.
    Sollte nicht mehr zu später Stunde schreiben… Ärgerlich

    Nett, daß sie Herrn Dietrich Stahlbaum, Jahrgang 1926, so verteidigen. Netter Mensch,
    Ich mag lieber Herrn Giordano, Jahrgang 1923. Der hockte als verfolgter Jude 1945, Monate lang in einem finsteren Loch. Merkte wie die Ratten langsam Löcher in seine Beine fraßen…
    Während Herr Dietrich Stahlbaum draußen für Deutschland kämpfte.
    Tapferer Mann…

    Daß jemand nach einem Jahr an der Front, nach 50 Millionen Weltkriegstoten und 6 Millionen ermordeter Juden …
    sich 1949 freiwillig als Söldner zur Fremdenlegion- Fallsschirmspringereinheit nach Vietnam meldet, für die Franzosen kämpft, möglicherweise auch Leute umbringt …

    um dann als „überzeugter Pazifist“ heimzukehren

    finde ich „bemerkenswert.

    Frage: Wieviel Tote dürfen es denn sein, bis man den Wert von Frieden schätzen lernt. Was treibt einen Mann nach 1945 in einen neuen Krieg???

    Ich setze mal dagegen: Was soll ich von Leuten halten, die die Glaubwürdigkeit eines Menschen von Rechtschreibfehler abhängig machen.

    Was die Glaubwürdigkeit bezüglich der Integrationsdebatte angeht, so vertraue ich dieser Sache lieber Herrn Giordano als Herrn Stahlbaum.
    Er brauchte genau so wie ich nicht durch Blut waten um ein überzeugter Pazifist zu werden.

    Klaus Lelek

    Na, Frau Oberlehrerin, wieviel Fehler waren denn diesmal drin.
    Herrn Stahlbaums „Heldetaten“ finden sich übrigens auf dessen eigner Homepage.

    das mach ich gut gelle,

  113. @ Klaus Lelek

    Hier eine kleine Übersicht:

    „Nett, daß sie Herrn …“

    dass!

    „1945, Monate“

    ohne Komma

    „Daß jemand …“

    dass!

    „umbringt … um dann als “überzeugter Pazifist” heimzukehren finde …“

    Da fehlen Kommas

    „wieviel Fehler …“

    wie viele Fehler

    Ist halt so eine Sache mit der Leitkultur, gell?

  114. @ Sirene

    “deutscher” klein, es sei denn, Sie meinen was Großdeutsches
    “urdeutsche” klein, es sein denn Sie meinen wiederum was Großdeutsches

    Wie denn nun? Mit Komma oder ohne? Ob „wie viele“ oder „wieviele“ – macht das einen Sinnunterschied aus? Und warum beachten Sie die Regel „Bitte in ganzen Sätzen antworten!“ nicht?

    Wie kommen Sie eigentlich auf die abwegige Idee, dass die NDR (Neue Deutsche Rechtschreibung) nicht nur für Behörden und Schulen, sondern auch für Otto Normalverbraucher verbindlich sei? [1]

    Neulich habe ich die NDR in Vollendung gesehen: da hatte doch tatsächlich einer „die Nachricht gut auf genommen“ und sich danach „hin gelegt“.

    Vielleicht hat Markus Dehnerle (s.o. unter #104) ja doch recht, wenn er schreibt:

    „Nach meiner Wahrnehmung sind die Deutschen ein Volk der Ignoranten, Rechthaber, Besserwisser und Egoisten…“

    Meinte er damit nun nur mich oder Sie oder uns beide oder uns alle?

    Naja, gebildet und niveaulos sind kein Widerspruch, wie man sieht. Wenn hier nur noch solcher Rechtschreibquatsch kommt, sollte Bronski den Thread schließen.

    [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Reform_der_deutschen_Rechtschreibung_von_1996#Rechtliche_Verbindlichkeit_der_reformierten_Rechtschreibregeln
    [2] http://www.staff.uni-marburg.de/~schittek/rechtsch.htm u.v.a.m

  115. @119 Michael Beitz

    „Wenn hier nur noch solcher Rechtschreibquatsch kommt, sollte Bronski den Thread schließen.“

    Zunächst einmal, Herr Michael Beitz, stelle ich fest, dass Sie sich an dem, was Sie als Rechtschreibquatsch bezeichnen, selbst beteiligen. Inwieweit Bronski Ihrer Empfehlung hinsichtlich der Threadschließung nachkommen wird, kann ich nicht beurteilen; frau wird sehen.;-)

    Wenn Sie allerdings zur Sache selbst noch Anmerkungen meinen machen zu sollen bzw. zu wollen, so böte sich dazu an, auf meine Zuschrift @105, die sich ausdrücklich auf Ihre @100 bezogen hatte, zu antworten. Natürlich nur dann, wenn Sie auch mögen, versteht sich. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn Sie auf meine sehr umfängliche Zuschrift @112, die sich an Ihren Meinungszustimmer, Herrn Lelek, richtet, reagieren würden, möchten, wollen, zumal Herr Lelek ja in seiner Abschiedsverlautbarung @102 (letzter Absatz) zum Ausdruck gebracht hatte, nicht mehr teilnehmen zu wollen, weil:

    „(…) es wenig Sinn hat, hier überhaupt noch weiter zu diskutieren. Dinge, bzw. Probleme die nicht ins idiologische Weltbild der Gutmenschszene passen, werde einfach abgespalten. Wie Satre und Bloch die grausamen Stalinistischen Säuberungen einfach „abspalteten“. „Schizuide“ nennt man so etwas in der Psychologie. In ähnlicher weise wird hier die Sharia schöngeredet. (…)
    Das war jetzt mein Schlußwort. Am besten führen sie von nun an Selbstgespräche. Andere Meinungen, als Pseudoliberales Mainsteam-gefasel werden hier eh nicht zugelassen.

    Klaus Lelek“

    Herr Lelek hatte sich dann allerdings, wenn auch „von ständigen Brechreiz geplagt“, in @115 erneut zu Wort gemeldet, um u.a. einem anderen Teilnehmer „Nachhilfeunttreicht (was wohl Nachhilfeunterricht heißen sollte, (Anm. von mir)) in slawischer Integratonsgeschichte und der Sittengeschichte der Ruhrgebiets- Arbeiter“ zu geben, und um sich in @117 selbst für einen (Rechtschreibe)Nachhilfeunterricht zu bedanken. Aber zu meiner bereits erwähnten, umfänglichen, explizit an ihn gerichteten Zuschrift @112 hat er sich nicht eingelassen. Vielleicht reichte die Zeit nicht, oder der „Brechreiz“ hat ihn über Gebühr geplagt. Wie auch immer, natürlich nur wenn Sie mögen, können Sie dazu gerne Stellung nehmen, zumal sich Ihr Standpunkt, nach allem was ich bisher gelesen habe, nicht „signifikant“ von Herrn Lelek unterscheidet.

    So, nun haben Sie alle denkbaren Optionen, entscheiden müssen Sie sich jedoch ganz alleine.;-) Aber vielleicht verfährt Bronski ja auch entsprechend Ihrem Vorschlag.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  116. @ # 102 Klaus Lelek
    Sie teilen gerne aus, mögen aber nicht einstecken. Schwerer wiegt aber, dass Sie nicht bereit sind, auf Argumente einzugehen. Wenn Sie mir vorwerfen, ich würde „immerzu Partei für den Islam“ ergreifen, gehen Sie mit keinem Wort darauf ein, was ich zu den Unterschieden zwischen Islamisten, Fundamentalisten und den Konservativen sowie Liberalen unter den Muslimen geschrieben habe.

    Bei Ihrer generellen Ablehnung des Islams berufen Sie sich auf Ralph Giordano. Diesen schätze ich sowohl wegen seines Lebenswegs als auch wegen seiner publizistischen Tätigkeit sehr, halte ihn allerdings nicht für einen Experten in Sachen Religion (wobei der Umstand, dass er ein bekennender Agnostiker ist, die geringere Rolle spielt). Ich halte mich, was differenzierte Einschätzungen des Islams betrifft, lieber z.B. an Rabbiner Johnatan Magonet, den früheren Rektor des Londoner liberalen Rabbinerseminars (des Leo-Baeck-Colleges), der bereits vor über 15 Jahren in Deutschland die erste christlich-jüdisch-muslimische Bibelwoche organisiert hat.

    Wenn Sie meinen, ich würde die „Sharia schönreden“, dann erläutern Sie mir, was an meinen Ausführungen zur Scharia unter # 64 unzutreffend oder beschönigend ist.

    @ # 107 Peter Weinberger
    Wie soll den die „Reziprozität“ funktionieren? Wollen Sie orthodoxen Juden in Deutschland den Bau einer Synagoge erst dann erlauben, wenn sie gegen die Ausgrenzung des konservativen und liberalen Judentums durch das Jerusalemer Oberrabbinat und den Staat Israel protestieren? Wollen Sie bosnische Muslime für die fehlende religiöse Toleranz in Saudi-Arabien haftbar machen? Nochmals: Unser Grundgesetz kennt keine vom „Wohlverhalten“ abhängigen Rechte.

    Statt auf „Reziprozität“ setze ich auf Universalität der Menschenrechte. Dies ist eine politische Forderung, die auch gegenüber Migrantengruppen in Deutschland durchaus kritisch vertreten werden soll.

    Was das Kopftuchverbot betrifft, habe ich mich sehr verkürzt geäußert, weil wir dieses Thema in einem anderen Thread bereits durchaus kontrovers diskutiert haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dabei den Eindruck erweckt habe, andere Meinungen nicht zu respektieren. Ich bin nicht Blind gegenüber de Tatsache, dass das Kopftuch auch zur Unterdrückung von Frauen und Mädchen (und der Ganzkörperschleier zu deren Isolation von der Gesellschaft) dienen. Sicherlich werden solche religiösen Symbole von Islamistinnen auch als Demonstration der Ablehnung der säkularen Gesellschaft genutzt. Nur gibt es viele andere Gründe dafür, warum eine Muslima zu der Überzeugung kommt, das Kopftuch gehört zu den in der Tradition verankerten Geboten der „gottgefälligen“ Lebensführung. Die Rechte dieser Frauen einzuschränken, um den Missbrauch durch andere zu verhindern, halte ich mit unsere Grundordnung nicht für kompatibel.

    Was mein Hinweis auf Ihr fehlendes Religionsverständnis betrifft, bezog sich dies auf meinen Eindruck, dass Sie die rein ins private abgewanderte christliche Religion zum Maßstab anderer Religionen machen. So weit ich den Islam kenne, gehen Muslime wie Juden davon aus, dass die offenbarten Gebote für die gesamte Lebensführung gelten. Einig sind sich Juden und Muslime (aber im Wesentlichen auch Christen), dass der menschliche Verstand den göttlichen Willen nicht vollständig erfassen kann und nicht selten an scheinbaren Widersprüchen (wie dem zwischen Gottes Gerechtigkeit einerseits und seiner Barmherzigkeit anderseits) scheitert. Die Fundamentalisten, Konservative und Liberale (die dazu noch eine kritisch-historische Sicht der Offenbarungstexte haben) in beiden Religionen ziehen daraus unterschiedliche Konsequenzen, was die konkrete Ausprägung der Gebote und die autonome Entscheidung des Einzelnen betrifft.

  117. # 104, Jutta,

    zu solchen Aussagen, wie Sie sie in Ihrem letzten Absatz formuliert haben, sollten sie sich nicht hinreißen lassen.

    Als „Ur-Deutscher“ fühle ich mich zutiefst beleidigt.

    So, damit müssen Sie jetzt leben…

  118. Die Wirklichkeit ist komplexer, als Sie und viele andere sie wahrnehmen, Herr Lelek. Ihre Meinungen und Urteile beruhen nicht auf gründlichen, umfassenden und zum großen Teil eigenen Erfahrungen und Nachforschungen, sondern auf Begriffen, die auf Sie wie Reizwörter wirken (z. B. «Islam», «Fremdenlegion»).

    Die Methode ist stets dieselbe: Voreingenommen gegen alles, was einem fremd erscheint und deshalb Angst macht, sucht man Beweise für dessen Gefährlichkeit und Schädlichkeit. Man sammelt Fakten, die dies bestätigen sollen: alles, was man an Negativem finden kann, und fügt es zu einem Mosaik zusammen. Alles andere wird ausgeblendet. Das Bild, das so entsteht, war bereits im Kopf vorhanden. Ein solches Konstrukt scheint in sich logisch und wissenschaftlich-objektiv zu sein. Lauter Einzelaspekte sind jedoch nicht die ganze Wirklichkeit.

    Ich habe nicht die Absicht, den extremen Islamismus zu verharmlosen. Siehe im ZEITFRAGENBLOG unter → http://zeitfragen.blog.de/tags/islamismus/ , → http://zeitfragen.blog.de/tags/islam/ und → http://zeitfragen.blog.de/tags/religionen/ .
    Aber ich halte es für Unrecht, DEN ISLAM insgesamt zu verteufeln. Es gibt da positive Ansätze und Entwicklungen, die nicht übersehen werden sollen. Z. B. „trifft“ „das Bild der muslimischen Frau in der Öffentlichkeit nicht die Lebenswirklichkeit vieler junger Musliminnen“ , wie Sineb El Masra in ihrem Buch »Muslim Girls« aufzeigt.
    http://www.eichborn.de/index.php?id=967

    Ein Beispiel von vielen anderen.

    Des Weiteren ein Interview zu den vielschichtigen Problemen der Integration von Ausländern in Deutschland
    http://www.n-tv.de/politik/dossier/Es-gibt-keinen-Integrations-Stempel-article1415676.html

    Ich habe Anfang der achtziger Jahre im Recklinghäuser Stadtteilkulturreferat und später in der Stadtbücherei an verschiedenen Integrationsprojekten mitgewirkt. In den Stadtteilen RE-Süd, Hochlarmark, Suderwich, König Ludwig und in der Dortmunder Straße, in deren unmittelbarer Nähe ich wohne, war und ist der Anteil türkischer Familien sehr hoch, und es gibt hier schon lange Moscheen. Wir haben durch unsere städtischen Projekte (VHS-Kurse für Jugendliche und Erwachsene, darunter auch ältere türkische Frauen, türkischsprachige Literatur und Veranstaltungen in Türkisch und Deutsch in der Stadtbücherei, gemeinsames Kochen, multikulturelle Straßenfeste u. a.) viel erreicht, trotz mancher Widerstände der Patriarchen aus Anatolien. (Die patriarchalischen Strukturen, besonders in den armen, ländlichen Gebieten der Türkei, sind lange vor dem Islam entstanden.) Nicht wenige der jungen Türkinnen und Türken haben den Sprung in mittelständische, z. T. sogar in akademische Berufe geschafft.

    Darüber hinaus haben wir in einem deutsch-türkischen Verein persönliche Kontakte und sogar Freundschaften gepflegt.

    All diese Bemühungen wurden nach der „Wende“, als das sozialpolitische Klima umschlug, zunichte gemacht. Die jungen Türkinnen und Türken fühlten sich mit ihren Identitätsproblemen zwischen zwei Kulturen allein gelassen und überfordert. Daraus erklären sich die Probleme, die heute vielen von uns unlösbar erscheinen: Integrationsunfähigkeit und -verweigerung, Jugendkriminalität, Radikalisierung etc. Andererseits sollten wir die erstaunliche Kulturleistung, die 85-90% der Migranten durch ihre gesellschaftliche Integration vollbracht haben, nicht ignorieren! –

    Was Sie mir persönlich vorhalten, Herr Lelek, will ich hier nicht kommentieren. Sie dürfen gern auf meiner Homepage die «INTERVIEWS / ZEITUNGSARTIKEL» lesen, und wenn Sie mehr von mir über mich und meine Motive erfahren wollen, empfehle ich Ihnen → http://zeitfragen.blog.de/tags/fremdenlegion/
    und den autobiografischen Roman «Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht», Aachen 2000.

  119. @ Jutta Rydzewski #120

    Das haben Sie aber schön gesagt. Und sogar mit Zwinkermännchen! 😉

    Das Tolle am Internet ist: alles kann, nix muss. Oder wie Adrian Monk sagen würde: „Es ist ein Segen und ein Fluch zugleich“. Oder wie ich sagen würde: „Ich bin so frei, selbst zu denken“. Oder wie mein Kumpel Robert sagen würde: „Mach‘ dich locker, Mädsche!“ Oder wie mein Kumpel Wolfgang sagen würde: „Einen trinke mer noch!“ Oder wie meine Freundin Eva sagen würde: „Lauter Irre hier ausser mir!“

    Sie verstehen, was ich meine? (You got it, babe?) Nee? Na, macht nix. Denken Sie einfach mal drüber nach. Und extra für Sie noch ein Lachemännchen :-)) Zu Leleks Brechreiz fragen Sie ihn selbst oder Ihren Arzt oder Apotheker.

    Wie mein Vater gesagt hat: „Wer Gott vertraut und Rüben kaut, hat ordentlich volle Backen. Aber ich bezweifle, dass das am Gottvertrauen liegt.“

    Soviel für heute aus der Hauptstadt, reisenderweise.

Kommentarfunktion geschlossen