21 Tote hat die Katastrophe bei der Duisburger Loveparade bisher gefordert, und es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere hinzukommen, denn mehr als 500 Menschen wurden verletzt. (Hier zur Chronologie der Katastrophe.) Tausende von Menschen, die zur Party wollten oder wieder gehen wollten, mussten einen Tunnel passieren, ein Nadelöhr – ein Zugangskonzept, das offensichtlich jeglichen Sicherheitsbestimmungen und allen Erfahrungen mit solchen Großveranstaltungen widerspricht. 19 meist junge Menschen starben direkt vor Ort, wurden förmlich zerquetscht, als die Panik ausbrach; zwei weitere erlagen später ihren Verletzungen. Man darf sich das gar nicht vorstellen. Und das alles offenbar nur wegen des Größenwahns einiger Politiker, die das Image Duisburgs aufpolieren wollten und dafür auch mal fünfe gerade sein ließen, was die Sicherheit betrifft. Insbesondere der Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) steht nun in der Kritik: Bereits vier Wochen vor der Loveparade habe das Bauordnungsamt massive Einwände gegen das vorgelegte Sicherheitskonzept erhoben. Der Loveparade-Chef Rainer Schaller gibt der Polizei die Schuld. Die, die das Mega-Event unbedingt wollten und es offenbar durchgedrückt haben, sehen sich nicht in der Verantwortung. Doch Monika Kappus meint im FR-Leitartikel, sie müssten zugeben: „Mich trifft Schuld. Ich habe mich auf einen Veranstalter verlassen, der anders als behauptet keine Erfahrung hatte, weil die Loveparade nie vorher auf einem einzigen Gelände tobte. Ich habe Warnungen überhört. Weil ich als OB die Sache durchziehen wollte und weil ich als Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe mitgemacht habe. Weil ich nicht den Mut hatte, den die Kollegen in Bochum aufgebracht haben, als sie die Parade absagten. Ich bitte um Verzeihung. Ich trete zurück.“
Peter Janakiew aus Bad Vilbel meint zu der Katastrophe:
„Mit Fassungslosigkeit und Trauer habe ich von der Schreckensnachricht aus Duisburg erfahren. In vielen Jahren hauptberuflicher und ehrenamtlicher Rotkreuz-Tätigkeit habe ich an Sanitätsdiensten unterschiedlichster Größe und Art teilgenommen, teilweise in Leitungs- und Führungsposition. Umso fassungsloser war ich von der Nachricht, ist es doch für jeden der schlimmste anzunehmende Fall im Rahmen einer sanitätsdienstlichen Betreuung.
Bis jetzt habe ich eine Frage in den Medien nicht gehört: Warum war der Zugang zum Festgelände nicht von der Koloniestraße, Ecke Am Güterbahnhof geplant? Dies ist der offizielle Zuweg zum Gelände, mit einer geschätzten Breite von 400 Metern und seinem flachen Verlauf einfach die beste Variante, Tausende von Menschen einzulassen. Keine gefährlichen Höhenunterschiede oder Verengungen. Die gegenüberliegende Zufahrt über die Mercatorstraße bietet einen weiteren Zugang zum Gelände. Insgesamt stünden so geschätzte 420 Meter Zugangsbreite zur Verfügung, die zudem jederzeit aus der Luft einzusehen und bezüglich der Gefahr einer Massenpanik beobachtbar sind.
Es war mir gestern noch unverständlich, wie es zu einer solchen Katastrophe kommen konnte. Aber mit meinen heutigen Erkenntnissen und meinem Fachwissen sowie meinen Erfahrungen war die Wahrscheinlichkeit einer solchen Katastrophe sehr hoch. Das hätten auch die Sachverständigen erkennen müssen. Erst recht, weil es genügend wissenschaftlich fundierte Methoden zur Evakuierungsberechnung gibt. So hätte mit einfachen Verfahren im Vorfeld sehr schnell festgestellt werden können, dass das Wegekonzept zu einem lebensgefährlichen Irrweg führt.
Ein Tunnel dieser Länge ist ein sehr hohes Risiko; die Menschen im Tunnel und ihre Reaktionen sind nicht vollständig zu erfassen, weil der Überblick von oben fehlt. Im Tunnel gibt es keine Fluchtmöglichkeiten bei Brand oder Panik sowie keine Zugriffsmöglichkeiten von außen für Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Das Wegekonzept und der gewählte Zugang entsprechen nicht den gesetzlichen Vorschriften sowie den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es gab/gibt einen Zugang zum Gelände (der offizielle), der in allen Belangen die erste Wahl hätte sein müssen. Die Entscheidung gegen diesen Zugangsweg ist mir nicht verständlich. Die Konsequenz dieser Entscheidung versetzt mich in Wut und Trauer!“
Andreas Abel aus Frankfurt:
„Ich stehe fassungslos vor den Ereignissen in Duisburg. Mein tiefstes Beileid! Aber es ist dies keine unabänderliche Naturkatastrophe, sondern ein dem Größenwahn geschuldeter Tod.
Seit 25 Jahren arbeite ich in der Veranstaltungsbranche und stehe selbst regelmäßig als „Meister für Veranstaltungstechnik“ und projektbezogener „Technischer Leiter“ in der Verantwortung. Vor meinem inneren Auge läuft seit dem Bekanntwerden der Ereignisse ein Film aus vielen Situationen der vergangenen Jahre, in denen alle Beteiligten dachten, „hoffentlich geht das gut“. Gleichermaßen wird mir übel bei all den raunenden, verlogenen, besserwissenden Konjunktiven, die nun durch den meinungsbildenden Teil der Republik geistern.
War Ihr Biologe mal auf einer Veranstaltung? Ziemlich gewagte und meiner Erfahrung nach reichlich akademische Thesen, die er da vertritt. Trifft vielleicht auf seine Fischschwärme zu. Was für einen scheinbar unredigierten Unsinn darf Ihr Leitartikler verbreiten? „Wiedergeburtskanal“ nach 19 Toten? Ich könnte schreien vor Entsetzen. Hallo FR, jemand zu Hause? Was kommt eigentlich nach Zynismus?
Der Trend zur „Mega-Eventisierung“ ist überhaupt nicht neu. Ob musikalischen Ursprungs, Fußball, Formel 1, Papstbesuch, es ist Alltag, und man kann sich nur wundern und freuen, dass noch nicht viel, viel mehr passiert ist. Vor ziemlich genau vier Jahren legte die T+C GmbH, eine Tochter der Stadt Frankfurt, ohne Not die beiden Großevents Endspiel der Fußball-WM und Museumsuferfest auf ein Wochenende. Warum? Ich bin damals aus der Veranstaltung, die ich plante, ausgestiegen, weil ich das für unplan- und haltbar hielt. Deutschland kam glücklicherweise nicht ins Endspiel. Fazit damals wie so oft: Ist doch nichts passiert. Was wollen denn all die Sicherheits-Miesmacher? Auch für die FR war das damals ‚business as usual‘.“
Michael Müthe aus Berlin:
„Alle sind geschockt. Ich frage mich, wie man geschockt sein kann, wenn doch solch ein Ende einer Massenveranstaltung seit Jahren vorauszusehen war. In Berlin sind solche „Events“ das Hauptanliegen des Senats. Das Hauptargument: Die Massen bringen Steuergelder. Die Jugend wird zum Produkt, und sie lässt sich zum Produkt einer Eventindustrie machen, der doch völlig egal ist, was aus diesen Massen wird. Hautpsache Massen, Massen, und dies nennt sich „Fanmeile“, CSD oder „Love-Parade“ die schon seit Jahren Berge von Müll hinterlassen, einen z.T. zerstörten Tiergarten und Drogen-und Alkohol-konsumierende Jugendliche. Unser neuer Bundespräsident sollte sich besser informieren, bevor er solch einen Unsinn redet von „glücklichen und fröhlichen jungen Leuten“. Unsere Jugend ist ohne Zukunft und lebt in einer Gesellschaft steigender Dekadenz. Das alleinige Ziel unserer Gesellschaft scheint Konsum zu sein, Konsum von Sex, von Klamotten, von Drogen, Alkohol, internet, etc. Deshalb: Wer jetzt Krokodilstränen weint, ist ein Heuchler!“
Mirko Tronicke aus Langen:
„Sinnentleert, das ist das Stichwort. Sinntentleert ist auch eine Ansammlung von ca. 500000 Menschen beim Public Viewing in Berlin. Befragt man am Veranstaltungstag die Teilnehmer nach dem Sinn und dem „Feeling“, so bekommt man bei 9 von 10 Befragten höchstwahrscheinlich die halb gebrüllte, halb gelallte Antwort: „geile Party, coole Leute, geiles Feeling“.
Ich bin immer wieder überrascht, dass in einem Land, in dem sich Horden von Beamten mit der Nummerschildgröße von Motorrädern und Parkvergehen beschäftigen, ein solches Gelände für so viele Menschen zum Partyground ausgerufen wird.
Warum kann eigentlich die Loveparade nach dem Umzug nicht beendet werden, warum muss einfach weitergefeiert werden? Nach dem Umzug sollten es doch alle geschafft haben, sich soweit mit Schnaps und Pillen abzufüllen, das ein Weiterfeiern keinen Spass mehr macht. Aber nein, das Motto lautet doch: „Auf, los ihr Bekloppten, kauft auf einem abgefuckten Gelände, oh sorry auf einer geilen Location mit etwas Musikuntermalung weiter total überteuerte Getränke.“
Auf der Pressekonferenz sitzen dann 4 Knalltüten mit einer Miene wie ein Waschbär beim Kacken, um das Ende eine großartigen Veranstaltungsreihe zu verkünden. Und Sonntag trifft sich wieder alles bei Lohengrin, es wird weiter gefeiert. Gute Nacht.“
Tobias Lipser aus Frankfurt:
„Es ist ebenso erschreckend wie traurig, dass eine Veranstaltung, die aus Spaß an der Freude ins Leben gerufen wurde, mehr Tote zu beklagen hat, als die Bundeswehr die letzten Jahre im Krieg in Afghanistan. „Make love not war“ hatte mal eine andere Bedeutung. Krieg ist etwas grausames, was keiner wirklich verstehen kann. Wenn aber eine solche Veranstaltung „geplant“ und durchgeführt wird, bei der ein einzelner Mensch nichts mehr zählt, sondern nur die Gier nach Profit und Geltung, dann ist das eine Bankrotterklärung an die Menschlichkeit. Leider ist es ein Spiegel der Gesellschaft. Geld, Ruhm und Rampenlicht sind mehr wert als die Zwischenmenschlichkeit. Oberflächlichkeit zerstört Seelen in allen Schichten der Gesellschaft. Jetzt wird viel geredet, wer daran schuld ist, Experten hier und Experten da. Es ist passiert. Die Wurzel allen Übels liegt viel tiefer. Das Denken und Handeln der Menschen ist korrumpiert. Jeder ist sich selbst der Nächste. Man sollte mal wirklich intensiv darüber nachdenken. Traurig!“
Werner Thiel aus Greven:
„Ich habe heute die Zeitungen aus Münster und dem Ruhrgebiet der vergangenen Woche in der Stadtbücherei Münster durchgeschaut und die Artikel über die Loveparade in Duisburg gelesen. Von einer kritischen Bewertung der Veranstaltung insgesamt, der Situation um das Gelände in Duisburg oder des Sicherheitskonzeptes der Stadt konnte ich nichts lesen. Statt dessen Berichte mit Jubeleffekt. Von einer wichtigen Veranstaltung im Rahmen der Kulturhaupstadt 2010 war die Rede. Werbeeffekt, Marketing und Chance waren Worte in Berichten und Kommentaren. Wenn ich jetzt von denselben Medien die kritischen Berichte, Zitate und Kommentare lese, so frage ich mich, wo diese Journalisten in der letzten Woche waren? Haben sie vor der Parade die Briefe, Erklärungen und Kritiken nicht gelesen oder sie gleich wegen „Nestbeschmutzung“ der „Ablage P“ zugestellt? Mir scheint jetzt eine Welle der Scheinheiligkeit in den Medien zu rollen.“
Dr. Gerhard Stehlik aus Hanau:
„Die obere Verantwortungskette der Polizei bis hin zum NRW-Innenministerium trägt nach meiner persönlichen Beurteilung die Hauptschuld an der Katastrophe von Duisburg. In unserem Rechtssystem ist es ausgeschlossen, dass die Polizei ihre hoheitliche Aufgabe für Recht und Ordnung und damit auch für die Sicherheit der Menschen vollständig an eine Privatperson abtritt. In jedem Fußballstadion ist sie sonst auch präsent!
Diese unglaubliche Vorgehensweise ergibt sich aus der Aussage von Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger am Mittwochabend in den ARD – „Tagesthemen“. Jäger sage laut dpa wörtlich: „Ausschließlich der Veranstalter ist für die Sicherheit der Menschen in dem Veranstaltungsraum zuständig – niemand anderes.“ Und dpa meldet, Aufgabe der Polizei sei gewesen, außerhalb des Veranstaltungsgeländes am früheren Güterbahnhof für Sicherheit zu sorgen.
In dieses Bild passt auch, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen von der Polizei in Duisburg auf die in Köln übertrug. In Anbetracht der erkennbaren Dimension des Organisationsversagens bei dieser Katastrophe hätte die Staatsanwaltschaft die Europäische Polizei entscheiden lassen sollen, welche Polizei damit beauftragt werden soll. Eine deutsche Polizei sollte es jedenfalls nicht sein, weder eine deutsche Landespolizei noch die Bundespolizei.“
Es ist schwer dazu etwas zu schreiben. Um so länger die Berichterstattung geht um so fassungsloser steht man vor dem was da geschehen ist. Da mein Sohn auch auf der Veranstaltung war und wir einige Stunden nicht wußten wo, kann ich im nachhinein nur sagen das war auch ein Stück neue Lebenserfahrung die ich vorher so nicht hatte. Darüber nachdenken wie die letztlich betroffenen Angehörige sich jetzt fühlen will ich lieber nicht. Ich habe mich aber später länger mit meinem Sohn darüber unterhalten. Er ist ca 2 Std. vorher durch den Tunnel gegangen und hat dabei weil in dem Tunnel besonders gute Stimmung war davon auch ein Video aufgenommen. Zu der Zeit hat der Veranstalter den Zugang zum Tunnel gebremmst,so das es in dem Tunnel nicht eng war. Beim Aufgang zum Gelände kamm es da schon zu Stauungen. Ich denke mal wie im Fußballstadion das in den Blöcken sich nicht schnell genug vom Eingang weg bewegt wird. Mit dieser Methode sind dann ja auch mehrere hunderttausend Menschen auf das Gelände gekommen. Warum man dann nach dem der Anmarsch schon mehrere Stunden gelaufen ist den Zugang von Mengen von Menschen zum Tunnel erhöht hat ist wohl eine der völlig unverständlichen Tatsachen die zu der Katastrophe geführt haben. Was man sich denkt man so eine Verstaltung durch einen Tunnel füllen und entleeren will übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Zumal es mit dem Ankommen, da die meisten schon da waren, fast gut gegangen wäre. Wie allerdings ein schneller Abmarsch hätte gehen sollen ist nicht nachvollziehbar.
Wenn meine Kinder „Loveparade“ hören, dann sind sie wie aus dem Häuschen. Zum Glück sind sie noc minderjährig, und ich habe sie natürlich noch nicht gehen lassen. Hatten schon Diskussionen ob ich nicht mitgehe. Ehrlich, das ist nicht meine Musik. Aber wenn die jungen Leute feiern wollen, dann sollen sie das tun. Ich wollte das zu meiner zeit auch und deswegen verstehe ich so Leserbriefe wie die von Müthe und Tronicke nicht. Die sollten sich mal erinnern wie das zu ihrer Zeit war und was die Älteren damals über die Musik gesagt haben, die die Kids höern wollten.
@ hans,
was die Frage angeht, warum der Einlaß in den Tunnel geöffent wurde, so scheint mir auch eine Rolle zu spielen, daß natürlich bei einer Regulierung vor dem Tunnel dann eben am Einlaß ein Stau entsteht. Und der ist ja auch dort in großem Ausmaß entstanden. Der ist nicht ganz so gefährlich gewesen, da weit bessere Ausweichmöglichkeiten dort bestanden, aber ich kann mir gut vorstellen, daß die Entscheider/Ordner dort ganz schön unter dem Druck einer sie anpöbelnden Menge von teils alkoholisierten oder sonstwie zugedröhnten Leuten standen, die nicht verstehen konnten, warum sie da stundenlang rumstehen sollten, während auf dem Gelände schon längst gefeiert wurde. Ich denke diese Situation war es, die zur Öffnung der Zugänge in den Tunnel führte. Hier hätten die dafür zuständigen Ordner wohl ein wenig mehr psychische Stabilität besitzen müssen, die Anfeindungen auszuhalten (aber, zugegeben, sagt sich so einfach).
Sehr schön der Leserbrief von W. Thiel. Kann dem wirklich nur zustimmen. Die Menschen werden mit den von oben eingetrichterten Meinungen mal hierhin und mal dahin gehetzt, und das „dahin“ kann auch gern mal in genau entgegengesetzter Richtung zum „hierhin“ liegen, ohne daß es jemand zu merken scheint. Was in den Medien an Meinung kommt, wird gnadenlos und gedankenlos nachgeplappert. Wenn man also liest, welcher Tenor in den Zeitungen zur tragischen Figur des OB angeschlagen wird, ist überhaupt kein Wunder, daß er jetzt Morddrohungen bekommt.
zu @ Max Wedell
Das mit dem Tunneleingang mag nicht so einfach gewesen sein aber es war wohl für die Anreise die absolute Schlüsselstelle. Wie ich am Anfang geschrieben habe hat das wohl lange Zeit auch funktioniert.
Zum Thema Alkohol und Drogen. Ich hatte bei der Berichterstattung von dem Unglück nicht den Eindruck das da nur unzurechnungsfähige Leute rumlaufen. Mein Sohn vertrat die Meinung das Alkohol und Drogen weit weniger verbreitet waren als er erwartet hätte. (was auch immer er erwartet hat)
Zu der derzeitigen Meinungsmache der Medien. Der OB trägt als Chef der Genemigungsbehörde die Verantwortung und sollte deshalb endlich zurücktreten.
Wenn man sich die dauernden Schlagzeilen ansieht und dem gegenüberstellt wieviele Menschen jetzt ungefähr seit dem Unglück völlig geräuschslos im Sraßenverkehr ums Leben gekommen sind, dann past da wirklich gar nichts mehr zusammen.
Daß da „nur“ unzurechnungsfähige rumgelaufen sind, habe ich nicht geschrieben, sondern ich schrieb von „teils“.
Sehr merkwürdig und kritikwürdig fand ich die Positionierung der Polizei in den letzten Tagen. Nach dem Motto: Wir sind außen vor, haben unser Möglichstes getan, irgendwo am Hauptbahnhof oder anderswo, die Verantwortung für das Geschehen auf dem Veranstaltungsgelände hat der Veranstalter. Es waren Polizisten auf dem Gelände, mittendrin, haben Ketten gebildet, abgesperrt und durchgelassen usw. und allein schon als Akteure mittendrin können sie gar nicht frei von jeglicher Verantwortung sein. Außerdem hat sich die Lage auch über 1, 2 Stunden allmählich zugespitzt, d.h. bei einer solchen sich allmählich aufbauenden, drohenden Gefahr ist die Polizei verpflichtet, einzuschreiten, völlig unabhängig von der Veranstalterverantwortung. In meinen Augen, wenn ich die Schilderungen und Augenzeugenberichte Revue passieren lasse, hat hier auch die Polizei versagt. Auf der Rampe selber z.B. standen mehrere Polizeitransporter, deren Besatzungen waren also auf oder in der Nähe der Rampe. Aber für das, was auf der Rampe passierte, waren sie nicht mitverantwortlich?
Es wäre schön, wenn die Medien nicht nur jahrealte Zitate vom Veranstalter Schaller herauskramen würden, die zwar in ganz anderen Zusammenhängen zu ganz anderen Sachverhalten abgegeben wurden, die man aber ganz grandios verwenden kann, um den Eindruck zu erwecken, das Risiko, daß Menschen zu Tode kommen, hätte Schaller ganz bewußt eingehen wollen, und was der grob unfairen Journalistentricks gegenüber Schaller und OB noch so sind, und stattdessen einmal die Unschuldshaltung der Polizei kritischer unter die Lupe nähmen.
Schlimm, was da passiert ist. Ein Blick auf den in der FR abgebildeten Lageplan zeigt deutlich, dass es hier zu gefährlichen Stauungen kommen mußte und somit das Risiko einer Massenpanik durchaus bestand. Die Planer haben dies sicher auch gesehen und wohl über zusätzliche Zugangsmöglichkeiten nachgedacht. Man hätte ja auch die direkt am Gelände vorbeiführende Autobahn A59 während des Events sperren können, von dort aus hätten sich mehr als genug zusätzliche Zugänge schaffen lassen.
Aber solche Maßnahmen hätten zusätzlich weitere sechs- bis siebenstellige Kosten verursacht, und die Finanzierung des Events stand ja ohnedies auf der Kippe. Zugleich fehlte seitens der Stadtverwaltung der Mut, die eigene Überforderung zuzugeben und das Thema an die Landesbehörden zu eskalieren.
Somit haben hier wieder einmal kleinliches Kosten-, Profit- und Zuständigkeitsdenken sowie feiger Gehorsam gegenüber der Hierarchie über die Menschlichkeit und auch den gesunden Menschenverstand gesiegt. Wieder einmal wurde demonstriert, welche schreckliche Folgen mangelnde Zivilcourage haben kann.
zu @ Max Wedell
Für mich sind Fehler die während des Einsatzes passiert sind und Planungsfehler über die Monate nachgedacht wurde nicht dasselbe.
Der OB muß für die Planungsfehler die Verantwortung übernehmen. Das es auch Einsatzfehler gegeben hat wird immer offensichtlicher. Nur glaube ich das es da zu Fehlerketten gekommen ist die der einzelne Entscheider wohl so schnell nicht überblicken konnte.
Vor ein paar Minuten kamen die Tagesthemen, Hauptteil Trauerfeier Loveparade Duisburg.
Wenn ich zu den Trauernden gehört hätte, die Politiker Kraft, Merkel und Wulff u. a. wären rausgeschmissen worden, garantiert. Diese Zurschaustellung von Betroffenheit seitens unserer politischen Prominenz ist einfach nur peinlich. Dazu noch die „Idee“ unseres Bundesgrüßaugusts, die Retter auszeichnen zu wollen. Erst Löw, der ja so viel für das deutsche Volk geleistet hat, für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen, jetzt diejenigen, die in Duisburg bis an ihre körperlichen und geistigen Grenzen im Einsatz waren, mit der gleichen Blechmarke dekorieren zu wollen, ist einfach nur geschmacklos und würdigt alles mögliche, nur nicht den Einsatz der Retter in Duisburg.
Warum haben diese politischen Nullnummern nicht schon vor Jahren gesetzliche Rahmenbedingungen für Großveranstaltungen geschaffen, auf Bundes-, Landes- und Kommunaler Ebene, die eben nicht, „nur mal so“ wie in Duisburg, geändert werden können.
Dann hätte es diese Katastrophe nicht gegeben! Und das Schaulaufen unserer Politikkasper auch nicht!
Der FR ist für die gründliche Dokumentation der Duisburger Katastrophe und ihrer Vorgeschichte zu danken. In der Analyse kommt allerdings bei aller notwendigen Suche nach der Verantwortung einzelner Wichtiges zu kurz oder gerät gar nicht erst in den Blick. Auch wenn Mitverantwortliche jede Schuld von sich weisen, auf andere zeigen und so das eigene schlechte Gewissen unfreiwillig dokumentieren, kann individuelle Schuld, wie immer sie sich am Ende darstellt, das schreckliche Geschehen nicht hinreichend erklären.
Die deutschen Kommunen leiden schon lange unter einer sie tendenziell handlungsunfähig machenden Finanznot. Sie wird seit Beginn der Wirtschaftskrise unerträglich. Kommunen im Ruhrgebiet, in Ostdeutschland und anderen strukturell kritischen Regionen sind noch dazu überdurchschnittlich von ihr betroffen. Die Politik, der verfassungsrechtlich schwachen Stellung der Kommunen bewusst, tut nichts, um gegenzusteuern, die Koalition der Union mit den FDP-Steuersenkungsfanatikern erst recht nichts. Also müssen die Kommunen, die sich durch ihr Konkurrenzverhältnis selbst gegenseitig schwächen, jedem irgend ansprechbaren Investor, ja selbst jedem zwielichtigen Vergnügungsunternehmer vom Typus Schaller hinterherhecheln und trauen sich nicht, Bedingungen zu stellen, durch die sie womöglich die Gunst der Umworbenen verlören. Heraus kommt: Wirtschaft darf alles – wir kennen dieses Prinzip, den ersten Satz im „liberalen“ Glaubensbekenntnis, inzwischen ja recht gut aus den Umtrieben unserer bonusgeblähten Finanzaristokratie.
Noch eines fällt beim gründlichen Lesen der FR-Dokumentation auf: Ausgerechnet Politiker einer Partei, die sich den Bürgern immer wieder als Partei der Sicherheit, des Schutzes von Leib und Leben empfiehlt und ihre politische Konkurrenz beschuldigt, Kriminalität zu begünstigen, setzen sich über Bedenken der Sicherheitsfachleute hinweg. Was im unternehmerischen Handlungsspielraum geschieht, der wohl gar nicht groß genug sein kann, scheint für die Wortführer dieser Partei offenbar nie kriminell oder gar lebensbedrohlich zu sein.
Es ist richtig, den Rücktritt des Duisburger OB Sauerland (CDU) zu fordern. Aber die Dringlichkeit, mit der führende Unionspolitiker ihn verlangen, wirkt verdächtig. Der Mann ist offenkundig ein klassischer Sündenbock…
Ab hier wäre es doch eher angebracht, über Maßnahmen zu sprechen, die solche Situationen vermeiden oder auflösen können.
Sehr kritisch beurteile ich die Vorverurteilungen, die zum Teil formuliert werden. Urteile fällen im Rechtsstaat die Gerichte, Strafen setzen diese fest. Niemand und wirklich niemand sonst hat dazu die Befugnis. Es wundert mich sehr, dass Leser der FR so leichtfertig mit der Rechtsstaatlichkeit umgehen und aufgrund der minimalen Informationen Urteile fällen und Konsequenzen fordern. Kritisch beurteile ich auch die öffentlichen Rücktrittsforderungen gegen Sauerland. Sie untergraben die Rechtsstaatlichkeit wegen des öffentlichen Druckes.
Nachtrag für Unverständige: Ich spreche Sauerland nicht frei, denn auch das steht im Rechtsstaat nur den Gerichten zu. Kritisch beurteile ich auch die Berichterstattung der FR, die viel früher und moderater auf die Problematik hätte eingehen sollen.
„Der Oberbürgermeister von Duisburg kommt nicht zur Trauerfeier für die 21 Gestorbenen und provoziert die Entrüstung der Angehörigen“, titelt die spanische Zeitung EL PAIS am 31.07.2010 bereits kurz nach der Trauerfeier.
Der noch immer amtierende erste Bürger unserer Stadt hat eine Woche nach der Katastrophe nicht einmal den Toten die letzte Ehre erweisen wollen, die Blicke vieler auf sich nehmen und aushalten wollen. Dies am Ende einer Woche der Beschwichtigungen, Verunglimpfungen, Relativierungen und des Schweigens … und
die Welt war Zeuge.
Dieses Verhalten ist erbärmlich und eine Schande für unsere Stadt und unser Land.
Noch immer ist nicht absehbar, ob und wann sich die Führungskräfte dieser Stadt der Verantwortung stellen und die Stadt, ihre Bediensteten und ihre Bürger aus der Geiselhaft ihrer Ignoranz entlassen wollen. Noch immer ist nicht absehbar, ob und wann die Ratsfrauen und -herren diesem unwürdigen „Schauspiel“ ein Ende setzen.
Es geht hier nicht um Schuld, die wird juristisch geklärt werden.
Es geht darum, dass Amts- und Mandatsträger dieser Stadt, die sich im vollen Bewusstsein für eine führende Rolle in unserer Stadt beworben haben, um die BürgerInnen und deren Interessen zu vertreten, nach der Tragödie ihre Amtspflichten und ihren Amtseid verletzt haben und der Stadt, die sie vertreten
wollten, schweren Schaden zugefügt haben und dies weiterhin tun.
Verantwortung zeigen und der Trauer der Stadt einen Ausdruck und ein Gesicht geben, statt sich zu verstecken, vor den MitabeiterInnen stehen, statt sie der Kritik tausender auszusetzen, die sie selbst mit verursacht haben, mit Anstand und Würde den Opfern ehrliches Beileid bekunden und zeigen, statt abzuwiegeln und auf andere zu zeigen, das ist die Pflicht der Verwaltungsspitze dieser Stadt, vom Oberbürgermeister bis zum „Marketing-Chef“, dafür werden Sie bezahlt, von den Bürgern dieser Stadt.
Wie kann es sein, dass die Führungskräfte unserer Stadt in Urlaub fahren oder bleiben, sich verstecken oder verleugnen lassen, mit dem Finger auf andere zeigen, verharmlosen und relativieren, in dem Wissen, dass die Stadt „brennt“ und die Welt auf sie blickt?
Wie kann es sein, dass sich die gesamte Führungsriege einer Großstadt hinter ihrem offensichtlich überforderten Oberbürgermeister versteckt und ihn mit der Last der Verantwortung allein lässt?
Nicht der „Ruf der Straße“, die vermeintliche Vorverurteilung ist schäbig, sondern das Verhalten der „ersten Garde“ hinter dem OB.
Die vergangene Woche, der Umgang mit der Katastrophe erschüttert zutiefst das Vertrauen und den Glauben an Anstand, Moral und demokratische Kultur.
Führungskräfte dieser Stadt: „Machen Sie den Weg frei!“,
Ratsherren und Ratsfrauen dieser Stadt: „Sorgen Sie dafür!“
Duisburg braucht einen Neuanfang!
Interessant finde ich hier, wie die unmittelbarsten Verantwortlichen, d.h. die Personen, die aus reiner Ungeduld die Sperren vor den Tunneln überrannten, nicht ein einziges Mal in den Medien auch nur annähernd als mitverantwortlich geschildert werden (von Leserkommentaren in Internetblogs mal abgesehen… da gibt es noch stellenweise den gesunden Menschenverstand).
„Robert, der Raver aus Düren, sah einige Betrunkene, die zu schubsen begannen, zu drängeln, die Polizisten am Straßenrand als „Bullenschweine“ beschimpften. „Das waren keine Raver, sondern zugedröhnte junge Leute und besoffene Erwachsene“, sagt er. In der Schlange luden sie sich mit Aggressionen auf, auch das sollte sich an diesem Tag noch fatal auswirken. […] Und nur eine Minute später war auf dem Bildschirm zu sehen, wie eine riesige Menschenmenge in den Tunnel Richtung Hauptrampe lief. Aufgeputscht und angefressen vom langen Warten, hatte die Menge die Öffnung für den Krankenwagen genutzt, um durch die Absperrung zu brechen, sie unbrauchbar zu machen. Jetzt gab es nichts mehr, was den Ansturm aus dem Westtunnel auf die Hauptrampe stoppen konnte.“ Spiegel 31/2010
„Ein Ordner, der am Tag der Katastrophe am Einlaß vor dem Tunnel Dienst hatte, berichtete BILD: „Kurz vor 16 Uhr wurde uns von unserem Teamleiter befohlen, alle Einlässe zu sperren. Daraufhin wurden die Besucher aggressiv und durchbrachen die Sperre. Unmengen von Menschen liefen weiter in Richtung Love-Parade.“ […] Folge: Immer mehr Menschen drängten durch den Tunnel in das abgeriegelte Areal. Dort entstand schließlich die Massenpanik, die 21 Menschen das Leben kostete.“ Bild 31.07.2010
„Siebzehn Kameras würden in „Echtzeit nahezu jeden Bereich des Geländes“ überwachen und kontrollieren helfen, aber als die Masse nicht mehr weiterwusste, kletterten etliche Besucher auf Container und rissen die Kamerakabel ab.“ Süddeutsche Zeitung 31.7.2010 (Man beachte die Formulierung: Wenn man nicht mehr „weiterweiss“, dann muß man einfach die Kameras zerstören!)
Also, halten wir fest, diejenigen, die sich dumm, undiszipliniert, ja rabiat verhalten (nach dem Motto, ich bin angepisst, Platz da, hier komme ich, Scheiß auf die Polizisten und Ordner und was die wollen, die sind ja nur da um mich persönlich zu nerven, klar) oder sogar randalieren sind natürlich niemals verantwortlich für irgend etwas… verantwortlich sind heutzutage hingegen jene, die Veranstaltungen durchführen, die nicht auch dann unbedingt sicher ablaufen, wenn ein Teil der Teilnehmer sich asozial, egoistisch, rabiat oder randalierend verhält, denn das ist nun mal scheinbar das, womit man inzwischen unbedingt rechnen muß.
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, daß jemand von denjenigen, die um 16.20 johlend durch die Absperrungen im Westtunnel brachen und sie niedertrampelten, dies hier liest, aber sollte das der Fall sein, kann er oder sie ja mal ein wenig über die persönliche Mitverantwortung an 21 Toten nachdenken. Nicht dass ich die Höffnung habe, daß diese Leute da ein wenig nachdenklich werden. Müssen sie ja auch nicht, die Schuldigen stehn ja schon fest… der OB und der Kapitalismus!!!
zu @ Max Wedell
Wenn das alles möglich war was Sie da schildern. Was soll man denn von der Planung halten. Die Planung und der Tunnel ist das Problem gewesen. Ich sehe es als ein Teil der Planung an genug Einsatzkräfte vor Ort zu haben um den Zugang zum Tunnel auf jeden Fall regulieren zu können. Die Planungsfehler konnten leider nicht im Einsatz kompensiert werden. Wer Chef der Genemigungsbehörde ist weiß wohl jeder. Wer ein Problem mit dem Thema Vorverurteilung hat sollte sich frühere Rücktritte von Politikern ansehen .Ich wüsste im Moment niemanden der bei seinem Rücktritt schon verurteilt war. Außerdem unterstelle ich dem OB keine Absicht. Allerdings wenn es nur Unfähigkeit ist kann das wohl auch kein Beweis sein das er im Amt bleiben soll.
@hans,
die Planung ist fehlerhaft gewesen, eindeutig. Wenn ein Tunnel mit 30.000 Personen pro Stunde Durchsatz angesetzt wird, bzw. bei zwei Tunneln 60.000, dann braucht man für die in der Planung erwarteten knapp 500.000 Personen mehr als 8 Stunden für Hinweg, sowie nochmals mehr als 8 Stunden für den Rückweg. Es hätte aber klar sein müssen, daß die Besucher schneller eintrafen als über 8 Stunden verteilt. D.h. allgemeines, verbreitetes Warten war vorprogrammiert.
Allerdings stirbt vom Warten noch niemand direkt. Erst wenn die ungeduldige Menge die Absperrungen, die sie regulieren sollen, niederreißen und als ungeleitete Horde in solch einen Tunnel strömen, dann wird es gefährlich. Die Frage ist, inwieweit man diese Undiszipliniertheit als provoziert ansieht oder eben doch als schuldhaft. Gibt es eine Teilabsperrung auf der Autobahn, sodaß sich Staus bilden, und ein im Stau Steckender fährt genervt auf die Gegenfahrbahn, um den Stau zu umgehen, und provoziert dadurch einen Frontalzusammenstoß… kann man da sagen, daß die Autobahnmeisterei Schuld an diesem Unfall war, weil sie indirekt den Stau verursachte?
Bei vorraussehbaren Schlüsselstellen wie zwei 20 Meter breite Tunneleingänge sollte es möglich sein für die Polizei einer Großstadt bei entsprechender Vorbereitung diese zu schließen und das innerhalb von wenigen Minuten. Genauso erscheint mir das was an den Tunnelausgängen am Ende der Rampe passiert ist als völlig unverständlich. Bei jeden Stadionbesuch(z.B. Waldstadion) ist es seit allen Zeiten zu Stauungen am Blockeingang gekommen. Dieses Problem kann eigentlich nicht völlig unbekannt sein und man sollte sich vorher überlegt haben wie man damit umgeht um das zu vermeiden. Das Gelände ansich war noch nicht gefüllt. Das ist wohl alles schief gegangen. Man muß sich fragen was haben die Planer und die Genemigungsbehörde überhaupt gemacht.
Inwieweit kommt bei den Sicherheitsvorkehrungen der Faktor
„Trägheit der Masse“ ins Kalkül? Oder Unberechenbarkeit. Keine Frage, daß fatale Fehler gemacht wurden in meiner Heimatstadt.
Ich habe heute in der U-Bahn schon wieder, nur jetzt mit aktuellen Assoziationen, beobachtet, wie Leute sich in die Zugänge zwängen, prallvoll, obwohl rechts und links
Freiraum ist zum Ausweichen und solidarischen Platzmachen. Fast alle bleiben stur da, wo sie eingestiegen sind. Verteilen? Pustekuchen. Man will ja auch vielleicht gleich wieder raus. Wie in Duisburg zum Zeitpunkt des Massenzustroms andere schon wieder rauswollten.
Die Hauptschuld an dieser Katastrophe zu ermitteln, ist zu kompliziert, als dass man hier schnell mal Personen oder Organisationen benennen könnte. Mir ist lediglich klar, dass sich auf alle Fälle die Schuld verteilt. Denn Veranstalter und Kommune haben eine unheilige Allianz gebildet, beide wollten auf Biegen und Brechen einen Mega-Event in der kleinen Stadt Duisburg ausrichten- und haben vor Sicherheitsbestimmungen und Warnungen die Augen zugekniffen. Der Ort war nicht geeignet und schlimmer, das Konzept schlampig erarbeitet und stümperhaft durchgeführt.
Behördenleiter, die rechtzeitig vor den Gefahren gewarnt haben, wurden auf Betreiben des OB Sauerland einfach mal versetzt. So erhöhte sich der Druck auf Amts- und Sachgebietsleiter der Verwaltung, sie wurden gefügig gemacht. Der Duisburger OB trägt somit nicht nur politische Verantwortung, er trägt ganz konkret eine Teilschuld an der Katastrophe.
Dem Veranstalter waren die Gefahren wohl nie richtig bewußt, Sicherheitsforderungen bezüglich ausreichenden Fluchtmöglichkeiten und einem funktionierenden Zugangs- und Ausgangskonzepts mißachtet. Laut verschiedener Berichte wurde das Eventgelände zu spät geöffnet, weil noch Planierarbeiten gemacht werden mussten. Es sollen außerdemnie ausreichend Ordner zur Stelle gewesen sein. Absperrgitter wurden in dem Nadelöhr quer zur Laufrichung aufgebaut, das gegen alle Regeln Zu-und Ausgang zugleich war. Fahrlässigkeit ist das mindeste, was man ihm vorwerfen kann.
Und dann gibt es noch einen Herrn Schreckenberg, Chaos-und Panikforscher. Einer, der Großveranstaltungsgelände beurteilt, ohne sie inspiziert zu haben. Der nach eigenen Angaben nie ein Großevent selbst besucht hat. Er soll dieses fatale Sicherheitskonzept abgesegnet haben. Unglaublich!
@Max Wedell Es gab nur einen Tunnel, der über zwei Rampen (davon war eine wesentlich kleiner), mit dem Festgelände verbunden war. Nicht auszudenken, wie sich die Menschenmassen nach Ende der Abschlusskundgebung durch einen solchen Engpass in kurzer Zeit gedrängt hätten. Vielleicht wäre es noch zu einer viel größeren Katastrophe gekommen.
Ich hoffe, dass die Justiz ihre Ankündigung, diese Katastrophe vorbehaltlos und ohne Rücksicht auf Person und Amt aufzuklären, in die Tat umsetzt und die Täter angemessen bestraft werden.