Dies ist der Parallel-Thread zum öffentlichen Streitgespräch zwischen dem Wirtschaftswissenschaftler Professor Wilhelm Hankel und Robert von Heusinger, dem FR-Leitartikler und stellvertretendem Chefredakteur der DuMont-Redaktionsgemeinschaft – siehe oben. Da das Streitgespräch exklusiv läuft und Kommentare von Außenstehenden nicht zugelassen werden, eröffne ich hier die Möglichkeit, die Argumente der Disputierenden zu diskutieren. Alle Beiträge des Streitgesprächs können hier auch verlinkt werden; so dürften die Bezüge klarer werden. Der Blogtalk läuft bis zum 1. Juni. Ich bitte alle Blog-Userinnen und -User, ihre Diskussionsbeiträge unbedingt hier einzustellen und nicht oben.
Diskussion zum Blogtalk "Die Euro-Krise"
28 Kommentare zu “Diskussion zum Blogtalk "Die Euro-Krise"”
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[Blogologie] Noch eine originelle Veranstaltung im FR-Blog, Gratulation! Eine exklusive Blogseite (#2101 im FR-Blog) [www frblog.de/hankel] und die Diskussion dazu auf [www frblog.de/hankel-2/]. Einige Anmerkungen:
(i) Da steht sogar auf der Homepage [www frblog.de] und auch auf [../hankel-2/] „Streitgespräch zwischen […] Wilhelm und Robert von Heusinger“…
(ii) Ebenso steht da die Bitte an Blogger/innen, „ihre Diskussionsbeiträge unbedingt hier einzustellen und nicht oben“. Läßt denn Ihre WordPress-Blog-Engine-version eine Sperrung der Seite [../hankel] nicht zu, so daß nur die beiden Blogtalker Zugang bekommen? So bleibt den Blogger/inne/n nur der Zugang zu [../hankel-2/].
(iii) Eine Versprechung der beiden Blogtalker, daß sie die anhängige Diskussion nach Möglichkeit ab&zu in Augenschein nehmen und Manches ggf. besprechen würden, täte den Blogger/inne/n m.E. gut.
@ Paul
i: ist korrigiert, danke
ii: Möglich wäre das wohl schon, aber nicht nötig.
iii: gebe ich weiter
Ein mich sehr beeindruckender Beitrag von Herrn Henkel. Denn er zeigt, daß die Verlagerung der Schuldzuweisung von den Spekulanten auf die Schuldenmacherstaaten nicht ausreicht, man muß konsequent weitergehen bis zum Wahnsinnskonstrukt „Gemeinsame Währung unter wirtschaftlich sehr disparaten Nationen“.
Deutschlands Länder haben auch eine gemeinsame Währung, aber sie haben aufgrund ganz unterschiedlicher wirtschaftlicher Leistungskraft auch einen Länderfinanzausgleich. Die Hilfestellung Deutschlands und anderer sehe ich als Länderfinanzausgleich auf europäischer Ebene, d.h. sie wird, wie der LFA zur Dauereinrichtung werden müssen.
Es wird gern und oft darauf verwiesen, daß Deutschland vom Euro profitiert hat, wegen stabiler Preise für seine Exportwaren. Ich sehe das nicht als positiv, sondern als negativ, denn dieser Profit wird jetzt zurückfliessen müssen, aber nicht unbedingt durch die, die ihn machten.
Ohne Euro wäre die Entwicklung klar gewesen, die Drachme hätte aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche Griechenlands an Wert gegenüber dem Euro verloren, was eine natürliche Drosselung der Exporte dorthin bedeutet hätte, da die deutschen Waren z.B. immer teurer geworden wären. Die Griechen hätten längst nicht die Möglichkeiten gehabt, über ihre Verhältnisse zu leben, wie sie sie jetzt, mit gemeinsamer Währung hatten, das System hätte sich selber zur Stabilität hin gedämpft, wie der Physiker sagen würde.
Die gemeinsame Währung zwischen wirtschaftlich sehr unterschiedlich leistungsfähigen Ländern wird also als ganz tolle Sache hingestellt, weil die Tatsache, daß einzelne Länder über ihre Verhältnisse leben können, anderer Länder Exportwirtschaft nutzt (und umgekehrt)… nur, wie lange geht das gut?
Man kann ja gerne 4 Euros machen… Euro-1 bis Euro-4. Die Länder werden dann je nach ihrer wirtschaftlichen Vergleichbarkeit einsortiert, aber untereinander sind die Kurse entkoppelt. Aber ein Euro für alle, vom wirtschaftlich Schwächsten bis zum wirtschaftlich Stärksten, scheint mir der reine Wahnsinn.
Aber der Bürger, die dumme Nuß (sorry, muß jetzt mal sein), war schnell begeistert vom Projekt Euro, denn er mußte ja im Urlaub nicht mehr Geld wechseln oder beim Kaufen von Sonnenbrillen und Luftmatrazen hin und herrechnen… gaaaanz toll!!!
Vergangenheitsbetrachtungen egal wie richtig sie sind bringen uns nicht weiter
Ich stimme Wilhelm Hankel zu, dass sich gegen ökonomische Gesetze sich nicht regieren lässt. Richtig ist auch, dass dringend geboten ist, „über Reformen von EU und Währungsunion nach(zu)denken“, und dass „das katastrophale Krisenmanagement von EU und EZB auf den Prüfstand gehört und von Grund auf geändert werden muss“. Nachvollziehen kann ich auch seine Kritik an den Regierungen der EU-Länder: „Statt sich an die vereinbarten gemeinsamen Spielregeln zu halten (Stabi-Pakt, Vermeidung unverhältnismäßiger Budgetdefizite), missbrauchten einzelne Mitglieder der Währungsfamilie (keineswegs Griechenland allein) den Euro als Blankoscheck, um sich mit seiner Hilfe übermäßig zu verschulden.“
Allerdings überzeugt mich Hankels „Generalkritik“ am Euro nicht. Der Euro mag es Griechenland (und anderen Ländern der Währungsunion) einfacher gemacht haben, sich über Anleihen Geld zu besorgen. Hätten sie sich aber auch ohne Euro nicht – auch als Folge der vom Euro nicht verursachten Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 – ebenso überschuldet? Hätte ohne Euro die Fehleinschätzung der Kreditwürdigkeit Griechenlands vermieden werden können? Dass am Kreditmarkt die einzelnen Euro-Länder nicht gleich bewertet werden, zeigen die unterschiedlichen Zinsen, die für die Anleihen geboten werden müssen.
Für gänzlich falsch halte ich Hankels Rat, zur Lösung der Krise möge Griechenland freiwillig aus der Euro-Zone aussteigen. Die Wiedereinführung der Drachme könnte zwar Griechenland zur Abwertung nutzen und damit die Schuldenlast der bestehenden Anleihen scheinbar verringern. Gleichzeitig würde sich aber die Finanzierung der immer noch bestehenden Staatsdefizite drastisch verteuern, was über kurz oder lang zum Staatsbankrot führen würde. Auch so würde kein Weg an drastischen Sparprogrammen vorbei führen. Die Verteuerung der Importe würde zusätzlich die Inflation einheizen. Welche verheerenden Folgen für die Bevölkerung bis weit in die „besitzende Schicht“ diese Kombination hat, konnte man z.B. bei der Staatspleite Argentiniens erleben. Am Ende wäre Griechenland auch so auf die Hilfe des IWF und der EU-Partnerstaaten angewiesen, die Hankel als „das Kuratel von Fronvogten“ bezeichnet. Ob das Deutschland billiger käme?
Hankel befürwortet eine „Ent-Schuldung, und zwar zu Lasten jener Banken, die das Übel der krisenhaften Verschuldung finanziert haben“. Das klingt populär, ist aber eher populistisch. Staatsanleihen sind bevorzuge Geldanlage für risikoscheue Anleger, sie stecken in Lebensversicherungen, Pensionsfonds und den Streikfonds der Gewerkschaften. Der Ausfall der griechischen (oder anderer) Anleihen träfe also nicht nur „die Banken“, sondern auch den „kleinen Mann“ (zumindest den Mittelstand). Aber auch die Auswirkung im Bankensektor könnte „den Staat“ nicht kalt lassen: Massive Wertberichtigungen würden das Eigenkapital der Banken (nun wohl auch der Sparkassen) aufzehren, und neue Staatsbürgschaften zur deren Rettung notwendig machen. Käme das billiger als der jetzige Rettungsschirm?
In einem Punkt gebe ich allerdings Hankel wieder Recht: Das Kaputtsparen der Staaten ist keine langfristig sinnvolle Lösung, ob mit oder ohne Euro.
Errata:
Im zweiten Absatz muss es richtig heißen:
Die Wiedereinführung der Drachme könnte zwar Griechenland zur Abwertung nutzen und damit die Schuldenlast der bestehenden Anleihen scheinbar verringern. Gleichzeitig würde sich aber die Finanzierung der immer noch bestehenden Staatsdefizite drastisch verteuern. Dies würde genauso drastische Sparprogramme nötig machen oder über kurz oder lang zum Staatsbankrot führen. Die Verteuerung der Importe würde zusätzlich die Inflation einheizen.
@ Abraham und die Nutznießer der EU-Aktion würden bei einer Wiedereinführung der Drachme wer sein?
Problem an der ganzen Sache ist die Lohnpolitik der letzten Jahrzehnte, die dazu geführt hat, dass D innerhalb der €-Zone als Billiglohnland den andern vorschreiben will, wie sie zu handeln haben. Es soll also nach Hankel die Minderheit BRD selbst nach Einführung des Mehrheitsprinzips in der EU beswtimmen wo es lang geht. Das kanns ja wohl kaum sein. Herr v. Heusinger weist zu Recht darauf hin, dass mit der gemeinsamen Währung keine gemeinsame Wirtschaftsregierung und noch weniger eine gemeinsame Fiskalpolitik eingeführt wurde. Die Linke hat aus diesem Grund und, weil der Lissabon-Vetrag es fordert, die Länder der EU massiv aufgerüsten müssen.
Ich weise noch mal darauf hin, dass 30 Md €-Schulden gegenüber der BRD allein dem expansivem Rüstungsetat Griechenlands anzurechnen ist. Das Infame der ganzen Hilfsaktion mit den griechischen Sparmaßnahmen ist allerdings, dass diese völlig unnötigen Ausgaben nicht etwa gestrichen wurden sondern sogar nach Forderung Merkels ausgeweitet wurden. Wie soll denn Griechenland mit seinen Sparmaßnahmen diese überflüssigen Ausggaben schultern?
Ich sehe die Situation so, daß wir wählen können zwischen Pest und Cholera, zwischen 1923 und 1929. Wir kaufen Zeit, aber keine Lösungen. Mit allen Rettungspaketen, so gut die Argumente dafür auch sind, schinden wir nur Zeit heraus, in der Hoffnung, daß uns dann die Lösungen schon einfallen werden. Wer die Dispute verfolgt, wie hier zwischen Hankel und von Heusinger, oder auch bei den Nachdenkseiten zwischen Hickel und Flaßbeck, spürt auch die Hilflosigkeit eher linksgewirkter Ökonomen. Im Grund wird nur noch darüber gestritten, nach welcher Methode das Kind, das in den Brunnen gefallen ist, wiederbelebt wird, und dabei übersehen, daß es schon seit Stunden tot ist.
Alle Staaten Europas – mit wenigen Ausnahmen bei den Nordländern – sind bis zur Halskrause verschuldet. Japan, die USA, sogar China haben immense Probleme mit gewerblichen Immobilien. Die Dollarmilliarden der Chinesen sind das Papier nicht mehr wert, wenn der Dollar crasht. Japan kommt, samt Deflation seit 20 Jahren, nicht auf die Beine.
Und die Europäer stehen vor der Entscheidung: mehr Geld für Produktion, Wirtschaft, Banken, Investitionen, und damit zusätzliche neue Schulden, welches gedruckt werden muß, und damit der Weg nach 1923, oder
Sparen, bis der Arzt kommt, und damit dem Wirtschaftskreislauf das Blut abschnüren, mit aus der anschließenden gewaltigen Rezession/Deflation sich ergebendem Ergebnis verlorerener Arbeitsplätze, sinkender Einkommen und Steuereinnahmen, Streichungen beim Sozialen, Unruhen auf den Straßen (Bundeswehr im Inneren?) = Griechenland ist überall.
Was könnte eine Lösung sein? Für mich ein Haircut aller Schuldenstaaten, also nicht nur Griechenlands, sondern aller Euro-Länder. Ja, dann würden Banken über die Wupper gehen, viele in Banken und Versicherungen ihren Arbeitsplatz verlieren. Aber es wäre ein Ende mit Schrecken, nicht ein Schrecken ohne Ende, und vor allem die Chance auf einen Neubeginn. Und wenn mensch sich bei diesem Neubeginn darauf besinnen könnte, sich der Prinzipien der Freiwirtschaft a la Mario Gesell anzuschließen – Wörgl könnte überall sein!!! dann könnte endlich mal die längst überfällige Rechnung auch aufgehen. Die Rechnung nämlich, daß nur das verteilt und ausgegeben und mit dem kalkuliert werden kann, was auch tatsächlich produziert und erwirtschaftet wurde. Und leistungslosen Einkommen und Boni in Milliardenhöhe und hemmungsloser Spekulation wäre dann der Boden entzogen.
PS: Das Argument, ein Staat könne ja nicht pleite gehen, weil seinen Schulden ja Werte (Infrastruktur etc.) gegenüber ständen, lasse ich insofern nicht gelten, als diese Werte nichts mehr wert sind, wenn sie nicht nachgefragt bzw. gepflegt werden.
Noch etwas zur Ergänzung: Natürlich ist ein solcher Haircut, also eine Teil-Entschuldung der Staaten, nicht für lau machbar, sondern bedeutet massive Einschnitte in Sparpläne, Geldanlagen, betriebliche Altersversorgung etc., weil ja vor allem Versicherungen ihre Gelder z.T. in Staatsanleihen anlegen. Was wäre aber die Alternative: weitermachen wie bisher, also Schulden auf Schulden, Zinsen auf Zinzeszins, bis kein Staat mehr die Zinsen aufbringen kann? Oder eine Situation wie 1929, mit einem Arbeitslosenheer in Deutschland von 12 Millionen, mit sozialen Verwerfungen und radikalen Kräften links- und rechtsaußen, Straßenkämpfe inclusive?
Ich kann den Ausführungen unter 3) im Hankel-Heusinger-Blogtalk nur voll und ganz zustimmen.
Machen wir uns ein Bild: Da verzockt jemand Haus und Hof, borgt sich Geld für neue Zockerei, verliert – und spielt weiter im Casino. Er hat ja „gute Freunde“, die ihm bereitwillig weiter Geld leihen, weil er ihnen klargemacht hat: Wenn er mir nicht weiter helft, und mich fallen laßt, dann stecke ich (im übertragenen Sinne) eure Hütten in Brand. Schließlich ist der Chef vom Casino mein Schwager, und dieser hat ja Anrecht auf eine ordentliche Fettlebe, von meinem und eurem Geld.
Bin mal gespannt ob oder wann die Herren sich dem Thema Zukunft annähern.
Zukunft – welche Zukunft? Während wir eine, pardon lieber Bronski, hannoveranische Hupfdohle mit dünnem Stimmchen bewundern – wir sind Lena! – und sicherlich, wenn wir auch noch Fußball-Weltmeister werden, nicht nur unsere Herzen, sondern auch unsere Brieftaschen öffnen, unsere Konten auflösen, unsere Gold- und Silberbestände verkaufen und die ganze Welt einladen werden, mitzufeiern
erhält die atlantische Meeresfauna von BP die letzte Ölung.
Feiern wir heute – morgen ist auch noch genug Zeit für Tränen. Tränen, die wir vergießen werden über die weiteren ungenügenden und ungerechten Sparvorschläge unserer Politiker, weil wir alle spüren werden, daß diese zu spät kommen und vor allem nichts bewirken werden. Aber die Mehrheit der Deutschen, die wählen gegangen sind, haben diese Stümper gewählt. Also muß diese Mehrheit dann auch gemeinsam mit die Ergebnisse der Stümpereien auslöffeln.
Ein Paradigmenwechsel wäre nötig, aber dazu fehlt der Wille, die Kraft, und vor allem die Macht. Denn Deutschland wird schon längst von Ackermann & Co., und, wer heute den Presseclub gesehen hat, von solchen Hanseln, Steigbügelhaltern und selbsternannten Leistungsträgern wie Hugo Müller-Vock.
Wir hätten in Hessen bereits umsteuern können, wenn nicht Frau Ypsilanti von allen Seiten – auch von der FR! – Knüppel zwischen die Beine geschmissen bekommen hätte. Und jetzt? Koch geht – die Ratte verläßt das sinkende Schiff, und geht dahin, wo Barthel den Most holt, und dahin, wo sowieso schon lange die Ansagen stattfinden, in die freie (Finanz-)Wirtschaft.
Meine Hoffnung ist perdu, weil, wie bereits geschrieben, das Kind bereits ertrunken ist, und daher alle Wiederbelebungsversuche der alten, untauglichen Art zwecklos.
@ hans
Alles was bisher gegen die Griechenlandkrise unternommen wurde, basiert auf Erfahrungen. Diese aber wurden in der Vergangenheit gemacht.
Zukünftig kann sich D nicht einfach mit seiner Wirtschfastpolitik herausreden, dass sie für anderer Länder Desaster nicht verantwortlich sind. Es ist die Lohnpolitik – und da sind auch Arbeitgeber und Gewerkschaften gefragt – die geändert gehört. In der BRD wurden Löhne und Gehälter real gesenkt. Dazu kam dann noch der Abbau von Sozialleistungen, was dann zu dem Niedriglohnsektor führte. Kaum wer von denen, die jetzt die Schuld auf Griechenland oder Spanien schieben, denken darüber nach, dass mit dieser Wirtschaftspolitik D zwar Exportweltmeister werden konnte aber nicht dran gedacht wurde auch Importweltmeister zu werden. Kürzer gesagt: Wir haben unsere Arbeitslosigkeit exportiert. Die Kanzlerin hat also nicht recht, wenn sie behauptet, wir hätten über unsere Verhältnisse gelebt. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben zwar für Millionen Menschen eine wirkliche Arbeitzeitverkürzung durchgesetzt, für die jedoch auf Null/h. Es wäre durchaus besser gewesen, die Arbeitszeit wg der niedrigen Lohnstückkosten auf alle Schultern zu verteilen. Dann gäbs nicht die Angst arbeitslos zu werden und der private Konsum wäre nicht so niedrig.
Anstatt die Soldaten aus Afghanistan abzuziehen, werden immer mehr dorthin geschickt. Das kostet. Wenn abgezogen würde, würde das dem Bundesetat mehr als 2 Md € im Jahr als Sparmaßnahme bringen. Der Rüstungsetat könnte ebenso eingedampft werden, was die Einsparungen noch deutlich erhöhen würde.
Das der Druck auf die Löhne zum stehen kommt und die Arbeitszeit sich wieder in Richtung 35 Std. entwickelt übersteigt ehrlich gesagt mein Vorstellungsvermögen. Die Wirklichkeit, die sich im Moment durch den niedigen Eurokurs abzeichnende Verbesserung der Auftragslage wird zu einem vermehrten Einsatz von Leiharbeitsverhältnissen führen. Also genau das Gegenteil von Sicherheit und höherem Lohn.
Zunächst will ich betonen, dass ich die Diskussion sehr interessant finde. Aus meiner Sicht sind die beiden Postionen gar nicht so weit voneinander entfernt, es fehlen aber Vorschläge zu einem zentralen Problem.
Bei beiden Postionen geht es vor allem um die Möglichkeiten außenwirtschaftliche Ungleichgewichte und deren negativen Folgen zu verhindern oder durch Anpassugsmaßnahmen zu beseitigen. Prof. Hankel sieht dabei als Instrument in erster Linie die „klassische“ Währungspolitik und die Möglchkeiten der Auf- und Abwertung einer Währung als Königsweg. Da dies in einer Währungsunion nicht mehr möglich ist, muss – nach v. Heusinger – notwendig eine gemeinsame Wirtschafts- und Fiskalpolitik dafür sorgen, dass Volkswirtschaften weder „über noch unter ihren Verhältnisse“ leben und Leistungsbilanzüberschüsse bzw. – defizite vermieden oder abgebaut werden.
Da es nun mal die Währungsunion gibt und ein Scheitern derselben ungeahnte Folgen hätte, spricht eigentlich alles für den Weg von v. Heusinger.
Außerdem setzt aber die Wirksamkeit beider Wege ein funktionierendes internationales Finanzsystem voraus. Hier liegt wohl die größte Gefahr. Ich will mir aber gar nicht vorstellen, was die „Märkte“ mit so einer kleinen Währung wie dem griechischen Drachmen anstellen würden.
Wenn das dysfunktionale Finanzsystem – oder nach Bundespräsident Köhler „die Monster“ – die Hauptursache der Krise ist, müssen die Bemühungen doch in erster Linie dahingehen, das Finanzsystem so zu regulieren, dass es wieder der Diener der Realwirtschaft wird und nicht die Möglichkeit hat, neue Blasen (Rohstoffmärkte etc.) zu bilden.
Hier erwarte ich noch ein paar Vorschläge, sowohl von Ihnen Herr Prof. Hankel als auch von Ihnen Herr von Heusinger.
Aus dem, was man so lesen kann,in diesem Blogtalk und in den diversen Zeitungen, kann ich nur schliessen, dass niemand so recht weiss, wie der Geldmarkt überhaupt funktioniert.
Man sollte die Finger davon lassen.
Geld ist das Mittel des Marktes, nicht dessen Ware.
Vermutlich scheitern die Ökonomen(und die Spekulanten) daran, dass sie dies nicht verstehen.
Kurze Zwischenantwort an abraham, hans und peter zuur Belebung der Debatte:: Es geht um die Wahl zwischen Ende mit Schrecken oder Schrecken mit Ende.
Ersteres ist der Austritt, er bringt den Austretenden Abwertung, haircut und Neuanfang.Letzteres ist v.Heusingers traum (mein Albtraum) einer Fiskalunion. Die Schulden werden verstaatlicht, die Banken gerettet, die Schuldenorgie geht entweder weiter,oder die Sünder werden in den Orkus der Totalkrise gestoßen.
In beiden Fällen verarmt Deutschland, denn es muss zahlen – mit Geld, das zu Hause ferhlt (Sozialstaat, Infrastruktur), das seinen Haushalt (weiter) ruiniert und nur noch einen Ausweg lässt – auswandern. Mit und ohne Kapital! Trostlose Heimat.
Was zieht Ihr vor: Die Methode v.Heusinger oder Hankel?
Es muß doch einen Mittelweg zwischen beiden Methoden geben. Es muß gelingen den Finanzmarkt und das Kapital in die Finazierung der Krise mit einzubeziehen. Mir fallen da die Begriffe Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer und Transaktionsgebühr ein. Wenn es stimmt das man mit einer Transaktionsgebühr 12 Milliarden Euro im Jahr einbringen kann, ist damit ein Rettungsschirm bei einer Verzinsung von 5% von 240 Milliarden finanzierbar. Nach dem die Rettungsschirme so oder so ähnlich bezahlt sind muß der EU- Vertrag so umgestaltet werden das eine geordnete Abwicklung bei neu überschuldeten Ländern möglich ist.
Lieber Herr Hankel,
da Sie auch mich direkt ansprechen und da ich es sehr gut finde, dass Sie auch unsere Kommentare zur Kenntnis genommen haben, werde ich Ihnen die Antwort nicht schuldig bleiben. Ein „Schuss von der Hüfte“ wäre allerdings nicht der Qualität Ihrer Argumente gerecht, deshalb werde ich mich von dem Spruch „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ leiten lassen. Zwischenzeitlich kann ich Sie auf die vorangegangene Diskussion unter http://www.frblog.de/leerverkaeufe/ verweisen.
@ Abraham
Ich halte es für verwegen, einem vielbeschäftigten Mann wie Professor Hankel zuzumuten, sich durch einen ganzen Thread zu lesen.
Entweder wir verabschieden uns alle vom Euro und erklären ihn als gescheitert oder es wird kurzfristig möglich sein dem Geldmarkt einer globalen Kontrolle zu unterwerfen.
Nationale Kontrolle greift gegenüber der derzeitigen Problematik nicht und riecht verdächtig nach Steuererhöhung .
Allein der Euro wird das europäische Volk nicht zusammenführen,dafür sind die Mentalitäten und nationalen Eigeninteressen zu unterschiedlich.
Schauen wir auf die Länder,die sich dem Euro nicht angeschlossen haben,es geht ihnen nicht schlechter ,eher besser.
Wäre der Schaden wirklich so groß,die DM wieder einzuführen,zu mal der Euro z.B für die BRD (nur )und überwiegend für den Export relevant ist.
Und am Ende beschäftigt mich die Frage,wer oder welche Institution in Brüssel ist eigentlich zuständig für dieses derzeitige Problem? „Wir sind Papst ,wir sind Lena! Sind wir auch bald Griechenland???
Da ich weder die Abschaffung des Euro noch das immer weiter gehende bezahlen von Rettungsschirmen durch den Steuerzahler für eine Lösung halte, möchte ich auf ein Interview im heutigen Wirtschaftsteil der FR hinweisen. Es steht auf Seite 14/15 und hat als Überchrift: Große Banken müssen deutlich kleiner werden. Aus meiner Sicht wird da von Prof. Voth aufgezeigt wie die Spielregel der Finanzmärkte geändert werden müssten um die Krise zu bewältigen. Im letzten Satz sagt er auch was passiert wenn wir so weitermachen. Das possitvste daran ist das das Ganze auch noch schlüssig ist.
Professor Hankel konzentriet seine Argumentation ausschließlich auf die Währungsfrage, doch die Wirtschaftspolitik beschränkt sich nicht auf diese.
Derzeit haben wir in Europa eine Krise der Kreditwürdigkeit einiger Länder, die durch Überschuldung entstanden ist. Diese mag durch den Euro begünstigt worden sein (weil die riechen von der Währungsstabilität profitiert haben) und mag auch durch die deutschen Exportüberschüsse mit beeinflusst sein, ihre Hauptursachen sind aber „hausgemacht“. Durch Ausscheren aus dem Euro kämmen die Griechen um ein Spaarprogramm (zu der auch eine ordentliche Besteuerrung der „Besserverdienénden“ gehört) nicht herum, eine Abwertung (oder ein hair cut, der ja auch bei Beibehaltung des Euro möglich wäre) würde sie nicht kreditwürdiger machen.
Auch der Ausstieg aus dem Euro würde Deutschaland nicht aus der europäischen Solidarität entlassen; im Notfall müsste sich Deutschland auch an einer Rettungsaktion beteiligen, auch wenn die eigene Währung nicht tangiert wäre (wie bei Ungarn). Ein Land pleite gehen zu lassen ist für alle die teuerste Variante, dies kann auch Hankel nicht widerlegen.
Kurzfristig besteht zu der „Rettungsaktion“ keine Alternative. Hankel bleibt die Antwort schuldig, wie bei Zerschlagung des Euros die katastrophalen Folgen einer Pleite Griechenlands, Spaniens und wer weiß noch welcher Länder auch auf deutsche Wirtschaft vermieden werden könnten.
Mittel- und langfristig gibt es durchaus politische Optionen. Eine vernünftigere wirtschafts- und Finanzpolitik statt des Kaputtsparens des Staates und der Sozialsysteme wäre auch bei Beibehaltung des Euros möglich.
Hankel bleibt auch die Antwort auf die Frage schuldig, ob es überhaupt eine Euro-Krise gibt. Auch die Briten müssen nicht wegen einem zu niedrigen Pfundkurs sparen, sondern wegen zu hoher Haushaltsdefizite.
Kann es sein, dass sich alle Politiker in dieser finanzpolitischen Krise völlig überfordert fühlen? Auch die klugen Berater nicht mehr wissen, wie man aus der Falle herauskommt?
zu @24 I. Werner
Sie wissen es schon es sind aber Wege die sie nicht gehen wollen. Andere fallen ihnen aber nicht ein oder sind nicht vermittelbar. Sie können auch lesen was ich im Beitrag @22 geschrieben habe
Heute haben Zweifel an der Kreitwürdigkeit Ungarns den Euro fallen lassen, obwohl Ungarn gar nicht zum Euro-Raum gehört. Dies widerlegt die These Hankels, dass ein Austritt Griechenlands (oder Deutschlands) aus dem Euro zur Lösung der Krise beitragen würde.
Das was im Moment in der Schweiz mit dem Franken passsiert zeigt auch das es für die deutsche Exportindustrie nicht die beste aller Ideen ist die D- Mark wieder einzuführen. Es muss andere Lösungen geben,das mit den Rettungsschirmen kann aber auch nicht so weiter gehen.
Lieber Herr Bronski: Ende der Vorstellung? Mein Parter wollte doch das Schlusswort haben – oder? Wann bringen Sie was ins Blatt?
Grüsse Ihres WH