Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie
Die Leserbriefe, die sich kritisch zur Mundschutzpflicht geäußert haben und die heute veröffentlicht worden sind, haben mir einen neuen Schwung an Zuschriften beschert – von Menschen, die diese Einstellung überhaupt nicht nachvollziehen können. (Zum Nachvollziehen: Es handelt sich um die Leserbriefe, die ich hier als Kommentare in der Diskussion über den Mundschutz platziert habe, und hier ist das pdf von der Zeitungsseite.) Da wurde dann auch meine Praxis kritisiert, solche Leserbriefe überhaupt zu veröffentlichen. Und alle wissen alles ganz genau und sicher!
Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 37
Mittwoch, 22. April 2020
Liebe Leute! Vielleicht ist es an der Zeit, dies mal ganz klar zu sagen, obwohl es eigentlich überflüssig, weil offensichtlich sein sollte: Das Leserforum der FR ist eine Meinungsseite! Da dürfen durchaus auch Meinungen vertreten werden, die nicht mit Ihrer übereinstimmen. Wenn Sie anderer Meinung sind, dann schreiben Sie eben eine Erwiderung, die ich gern veröffentlichen werde. Oder noch besser: Sie nutzen die Kommentarfunktion dieses Blogs für Ihren Widerspruch. Das ist wirklich keine große Sache! Stattdessen beschweren sich manche darüber, dass ich Meinungsbeiträge wie die oben verlinkten überhaupt veröffentliche. Wo kommen wir denn da hin, wenn das nicht mehr möglich sein soll? Haben Sie diesen Gedanken mal zu Ende gedacht?
Ich stehe mit meiner Arbeit und aus Überzeugung dafür, Meinungen Platz zu geben, sofern sie nicht hetzen, diskriminieren oder beispielsweise krude Verschwörungstheorien verbreiten. (Das kommt in letzter Zeit leider auch immer häufiger vor.) Selbstverständlich sind die oben kritisieren Leserbriefe vom Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt. Und selbstverständlich veröffentliche ich solche Zuschriften! Auch dann, wenn sie nicht meiner eigenen Meinung entsprechen. Das werden Sie demnächst sehen, denn natürlich bekommen auch die kritischen Zuschriften, die ich angesprochen habe, Platz im Leserforum. Mal schauen, vielleicht klappt es in der Samstagsausgabe.
In die Offenbacher Innenstadt
kehrt ein wenig Leben zurück.
Foto: Lutz „Bronski“ Büge
Ich persönlich halte von der Mundschutzpflicht: gar nichts! Besser wäre gewesen, noch zwei oder besser drei Wochen mit den bisherigen Maßnahmen weiterzumachen. Aber das hätte die Wirtschaft womöglich nicht verkraftet. Also wird das Risiko, das wir um den Preis einer zweiten und gewiss auch noch dritten Infektionswelle erkaufen, auf uns einzelne Menschen verlagert. Wir müssen jetzt zusehen, woher wir einen Mundschutz bekommen. Er wird nicht verteilt, zugeteilt, kostenlos zugestellt, sondern wir müssen uns selbst kümmern. So läuft es zumindest in Hessen. Der neoliberale Staat verlagert das Risiko auf unsere Schultern. Und macht uns zugleich verantwortlich, denn wenn wir ohne Mundschutz im Supermarkt oder ÖPNV angetroffen werden, kann es Bußgelder geben. Ist das korrekt? Ist das angemessen? Worüber beklagen wir uns also – darüber, dass die Ausnahmeregeln zu früh gelockert werden? Oder darüber, dass es Menschen gibt, die das kritisieren?
Ich fühle mich heute zunehmend angegriffen. Das Arbeiten im Homeoffice wird auch zu Beginn der sechsten Woche nicht einfacher. Wie gut, dass ich mich heute nicht ums Einkaufen und ums Abendessen kümmern musste. Das hat mein Mann übernommen. Schon gestern hat er vom Offenbacher Wochenmarkt Spargel mitgenommen, und die werden heute auf gewissermaßen badische Art kredenzt: in Mehlschwitze, mit Spargelsud abeglöscht, in Pfannkuchen. Da freue ich mich drauf. Das hatten wir lange nicht mehr. Und hier passt der Gruß der bretonischen Detektivin tatsächlich mal nicht, mit dem ich sonst immer schließe, aber das hat inzwischen Tradition. Daher auch heute:
Naoned!
Alle in Panik – so hat Greta das nicht gemeint. Fünf bis zwanzig von Hunderttausend sind mit Covid-19 infiziert, d.h. 0,5 bis 2 Promille der Bevölkerung in Hessen. Vielleicht zwei Promille sind zusätzlich infiziert und wissen es nicht. Im Gegensatz zu einer künftigen Covid-19-Infektion sind heute schon 100% vom Klimawandel betroffen, genau so wie von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Lage. Was die Erde und ihre Bewohner in erster Linie brauchen, sind Hilfen zum Überleben in der Klima- und Wirtschaftskrise. Die Menschheit braucht weniger eine Impfung gegen Covid-19, sondern eine Impfung gegen den Klimawandel und den Hunger in der Welt. Wann werden wir so viel Angst und Aktivität zu den realen Gefahren entwickeln wie zu der möglichen, aber mittlerweile statistisch ziemlich unwahrscheinlichen Covid-19-Infektion?
zu @ Dr. Norbert Guggenbichler
Keine Sorge wenn man den Winter und das Frühjahr sieht kann man sich leicht vorstellen das im Sommer das Thema Klima sich den Platz in der öffentlichen Diskussion zurückholt der ihm zusteht. Man muss sich nur versuchen vorzustellen wie das mit geschlossenen Schwimmbädern bei Temperaturen von >35 Grad Celsius sein wird.
Ich gebe mal einen Slogan aus Norwegen weiter:
HOLD HODET KALDT OG HJERTET VARMT!
(Kopf kalt und Herz warm halten!)
https://energy-charts.de/ren_share_de.htm?source=ren-share&period=daily&year=2020
Hier kann man sehen wie sauber der Strom gerade ist. Das bisschen Kohle das derzeit am Netz ist ist im Hochspannungsnetz und wird wahrscheinlich gerade komplett exportiert.
Schweden hatte bis Ende letzten Jahres auch noch Kohle am Netz. Ich stelle einen Link ein wann viele Länder aus der Kohle aussteigen wollen. Ob die alten Männer in der Union 2038 wirklich ernst meinen.
https://electrek.co/2020/04/22/sweden-third-european-country-to-closes-its-last-coal-power-plant/
Five more will drop coal by 2030 or earlier, which is the necessary end date for coal generation in Europe for the continent to be in line with the Paris Agreement. This includes Greece (2028), the Netherlands and Finland (2029), and Hungary and Denmark (2030).
Discussions are currently under way in the Czech Republic, Spain, and North Macedonia over when to exit coal.
Germany intends to exit coal by 2038, which would mean it would not meet the Paris Agreement.