Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu. Es war ein Jahr der engagierten Debatten in Ihrem Leserforum, analog wie online. Es wurde nie langweilig. Wenn ich allerdings an das kommende Jahr denke, würde ich uns allen fast wünschen, dass es ein bisschen langweiliger wird. Ob die Koalition in Berlin durchhält? Ich tippe eher auf eine qualvolle Hängepartie mit Dauerstreit. Wie heiß und wie trocken wird der Sommer? Haben wir neue Temperaturrekorde zu erwarten? Und in den USA wird gewählt. Angesichts des desolaten Zustands der politischen Kultur in den USA würde es mich nicht wundern, sollte Donald Trump es noch einmal schaffen. Dabei wäre es absolut dringlich, in Washington eine Regierung der Vernunft zu haben, die endlich in Sachen Klimapoliotik – und nicht nur da – in die richtige Richtung steuert. Aber was soll man machen? Wir sind alle nur kleine Wählerlein, die in großen Abständen zur Abstimmung gerufen werden. Sollten wir häufiger nach unserem Votum gefragt werden? Das würde der Politik nicht bekommen. Sie denkt ohnehin kaum über die Legislaturperiode hinaus, obwohl wir doch eigentlich eine Politik mit Weitsicht bräuchten. Was das Wählervotum betrifft, kann die Politik 2020 aber ein wenig durchschnaufen. Außer der Bürgerschaftswahl in Hamburg am 23. Februar gibt es nur Kommunalwahlen in Bayern und NRW.
Was bleibt uns Unzufriedenen also? Wir können immerhin unsere Stimme zu Gehör bringen, zum Beispiel mit Leserbriefen und Kommentaren im FR-Blog. Das heißt nämlich, dass wir mitzureden versuchen. Das ist nicht wenig! Aber darüber hinaus braucht der Mensch Ziele, etwas Sinnvolles, was er leisten kann. Nur zu kritisieren oder gar zu schimpfen, das ist auf Dauer zu viel an negativer Energie, wenn nichts Konstruktives hinzukommt. Darum habe ich mir für 2020 wieder etwas vorgenommen. Im März und September erscheinen neue Romane von mir: „Evan – Virenkrieg IV“ und „McWeir – Virenkrieg V“. Es geht um den Konflikt zwischen westlicher und islamischer Welt, ein bisschen in die Zukunft verlegt. Er wird in diesen Romanen unter anderem auch mit biologischen Waffen geführt. Klingt problembehaftet, ist aber spannend und sogar unterhaltsam.
Das ist eines meiner Ziele für 2020 jenseits meiner Arbeit für die FR. Außerdem – lachen Sie nicht! – werde ich eine Autobiografie schreiben. 2020 werde ich 56. Es wird also Zeit. Klaus Mann beispielsweise hat seine erste Autobiografie „Kind dieser Zeit“ mit 26 Jahren herausgebracht. Allerdings habe ich gegenwärtig nicht vor, ein Buch draus zu machen. „Blicke 2020“, so ihr Titel, wird als Fotoserie auf meiner Webseite ybersinn.de laufen. Jeden Donnerstag gibt es neue, alte Fotos von Stationen meines Lebens, begleitet von Texten, die was über das jeweilige Bild erzählen. Ich habe bereits mit diesem Projekt begonnen. Eigentlich dachte ich, dass es über mein Leben nicht viel zu erzählen gibt, aber das stimmt nicht, wie ich inzwischen gemerkt habe. Es ist ein Spiegel seiner Zeit. Natürlich sind Sie eingeladen reinzuschauen. Die Serie wird hier im FR-Blog verlinkt. Sie finden den jeweils aktuellen Beitrag ab dem 2. Januar über die Rubrik „Link des Tages“ in der linken Außenspalte des Blogs.
Es ist wichtig, Projekte zu haben. Welche haben Sie? Falls sich nichts so richtig aufdrängt – wie wäre es, wenn Sie einen Beitrag zu einer neuen Serie leisten, die 2020 startet? Denn die Frankfurter Rundschau hat Geburtstag. Sie wird 75! Ein Dreivierteljahrhundert! Die FR war nach dem Zweiten Weltkrieg die zweite Zeitung Deutschlands, die von den Alliierten die Lizenz zum Erscheinen erhielt. Das möchte ich zum Anlass nehmen und Sie einladen, mir zu schreiben, was Sie mit der Frankfurter Rundschau verbindet. Wie sind Sie auf die FR gestoßen? Seit wann haben Sie sie abonniert oder lesen sie? Was haben Sie mit dieser Zeitung erlebt? Schreiben Sie mir – und denken Sie dabei bitte auch an Fotos, wenn Sie welche haben. Aber Achtung: Bitte nur als Scans und digitale Dateien schicken, keine Originalbilder!
Die Serie „Mein 1968“ endet jetzt. Zwei Jahre lang haben Zeitzeugen darüber berichtet, was 1968 für sie und ihr Leben bedeutet hat. Alle Texte sind im Archiv des FR-Blogs oder über den Button „Mein 1968“ in der Navigationsleiste auffindbar. Sie stellen ein Konpendium der Blicke und Perspektiven auf dieses Jahr dar, das für spätere Forscher interessant sein kann, so wie dies bereits das Archiv der Serie „Ankunft nach Flucht“ ist. Es enthält Zeitzeugenberichte über Erfahrungen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von Geflüchteten und Vertriebenen vor allem aus dem Osten des früheren Deutschlands, die versuchten, im Westen und in der späteren Bundesrepublik Fuß zu fassen. Und jetzt soll eine Serie „75 Jahre FR“ hinzukommen, die naturgemäß näher an der Zeitung sein wird, aber trotzdem von Ihnen berichten soll. Sie sehen: Es wird nicht langweilig. Machen Sie mit!
Die Redaktion von FR-Leserforum und FR-Blog, also ich, wünscht Ihnen friedliche, kraftspendende Feiertage. Kommen Sie gut hinüber ins neue Jahr!
Ihr Lutz „Bronski“ Büge
Und jetzt noch zwei Leserbriefe mit Anmerkungen zum Fest und zum neuen Jahr:
Die total soziale christliche Botschaft
Millionen Lichter brennen überall, und süßer die Kassen nie klingeln als zur Weihnachtszeit. Wie ist es aber mit der total sozialen christlichen Botschaft: Was Ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan? Deutsche Waffenexporte bringen weltweit millionenfachen Tod. Der liberale Staat lässt die Wirtschaft machen und überlässt seine Bürger dem freien Markt. Und erntet schlimme Wahl- und Abstimmungsergebnisse und Bürgeraufstände (wie in den USA, England, Frankreich und auch bei uns). Weil eine dünne Oberschicht immer reicher werden darf, müssen Krankenhäuser, die rote Zahlen schreiben, schließen, und zu schwach besetzte Kinderkliniken können keine schwer kranken Kinder mehr aufnehmen. Ideale sind zwar unerreichbar, aber sie völlig zu begraben, führt in den Untergang.
Hans Oette, Neuenstadt
Aus dem Ruder gelaufen
Am „Heiligabend“, da sollte eigentlich, wie jedes Jahr, der Geburtstag von „Jesus Christus“ gefeiert werden.
Damals, wir befinden uns ungefähr im „Jahre Null“, da soll im „Stall von Bethlehem“ (jetzt: Westjordanland/Paläst. Autonomiegebiete) ein Kindlein geboren worden sein, Jesus Christus, war sein Name, seine Mutter soll die „Maria“ und sein Stiefvater soll ein gewisser „Josef“ gewesen sein (der „leibliche“ Vater, so wird gemunkelt, soll der gewisse „Heilige Geist“ gewesen sein).
Dieses “(männliche) Christkindlein“ soll kurz nach seiner Geburt von „Drei Weisen Männern“ (vielleicht auch von „Drei Heiligen Königen“) aus dem fernen Morgenlande besucht worden sein, die als Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe mitgebracht haben sollen. In welcher Beziehung diese drei Herren zu Jesus Christus standen, das bleibt jedoch (weiter) im Dunkeln.
Nun könnte man auch weiter annehmen, dass sich genau aus dieser Situation heraus (und nicht nur) am Heiliabend, (fast weltweit) ein Beschenkungs-Ritual entwickelt haben könnte. In unseren „modernen“ Zeiten, droht nun dieses Beschenkungs-Ritual total auszuufern, oder ist gar längst schon total ausgeufert und völlig aus dem Ruder gelaufen! Der ordentliche Konsument jedenfalls, der vollzieht am Heiligen Abend noch ein weiteres Ritual, indem er nach der ganzen Beschenkerei zur „Christmette“, in irgendein Gotteshaus (seiner Wahl), aufbrechen soll, um dort endlich die ersehnte Weihnacht-Ruhe finden zu können!
„Wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird’s auch wieder ruhiger“ (Karl Valentin, 1882-1948; dt. Komiker, Volkssänger, Autor und Filmproduzent).