Sie glauben nicht, wie viele Menschen es gibt, die auf Teufel komm raus ein Sitzkissen gewinnen wollten! So ein aufblasbares in schickem Fußballdesign, atmosphärisch passgenau und stilsicher zur anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft. So eines gab es nämlich zu gewinnen. Sie mussten nur die Preisfrage von vergangener Woche richtig oder falsch beantworten:
Wer oder was ist Aufdaten?
Weil das eine schwere Frage ist, hatte ich drei richtig falsche Antworten vorgeschlagen:
a) Aufdaten ist die kleine Schwester von Aufgraden. (Hey, woher kennen Sie die? Die lebt doch seit Jahren zurückgezogen irgendwo in der Nähe der Datumsgrenze. Haben Sie die Adresse? Oder noch besser: ein Foto?)
b) Aufdaten ist einer dieser widerlichen Skandinavizismen, die derzeit die Sprachen der Welt infiltrieren. (Bitte fügen Sie Ihrer Antwort unbedingt ein paar Beispiele hinzu. Und jetzt nicht mit Jyllandsposten kommen! Ich kann dieses Wort nicht mehr hören.)
c) Aufdaten ist das Gegenteil von Abdaten, dem aktuellen, voll fetten Räppergruhf (Also ist Aufdaten altmodisch und mager? Tonbeispiele erwünscht! Sie können auch gern vorbeikommen und der Chefredaktion persönlich vorsingen.)
d) Aufdaten ist nichts von alledem. Sie haben einen besseren Vorschlag, und zwar …
Bevor ich die Gewinner bekannt gebe, die meine Kollegin Inke Häfner unter der strengen Aufsicht meiner anderen Kollegin Nicole Oestreicher aus der großen Lostrommel gezogen hat, muss ich aber noch was loswerden: Da draußen scheint es immer noch erstaunlich viele vernünftige Menschen zu geben. So geht der dritte Preis, das Sudoku–Radio, an Werner Divé, der einen linguistischen Aufsatz als Lösung geschrieben hat, nach dessen Lektüre mir schwindlig war, wimmelt es doch darin nur so von schwierigen Wörtern wie „Verb“ und „Substantiv“. – Den zweiten Preis, das Headset-Fußballradio, hat Ilse Schmidt gewonnen. Ihre Lösung: „Wie mir verlässliche Informanten aus der Disco-Szene mitteilen, bedeutet Aufdaten, wenn man einen möglichen Tanz- und Flirtpartner auf seiner Dating-Liste höher einstuft. Aufdaten geht Hand in Hand mit Aufmachen, Aufdressen und Aufstylen.“ Und auf den ersten Preis, das Sitzkissen, kann sich – Tusch! – Frau oder Herr Ritter aus Ullersdorf freuen. Sie/er hat sich für meinen Lösungsvorschlag c) entschieden: Demnach ist Aufdaten das Gegenteil von Abdaten, dem aktuellen, voll fetten Räppergruhf. Herzlichen Glückwunsch, Herr oder Frau Ritter! Wann kommen Sie vorbei, um der Chefredaktion zur Veranschaulichung vorzusingen?
Bleibt nur die Frage: War das jetzt auch richtig? Damit Sie sich selbst ein Bild machen können, lesen Sie in den nachfolgenden Kommentaren die Antworten der Gewinner – wobei der erste und zweite Gewinner oben schon komplett wiedergegeben wurde – und die originellsten Zuschriften.
Die Antwort des Gewinners des 3. Preises ist so umfangreich, dass sie nicht in einen Kommentar passt. Daher kommt sie hier gesplittet.
Werner Divé zum ersten:
„Die Antwort auf Ihre Frage „Wer oder was ist Aufdaten?“ lautet d)
Und hier dazu meine Überlegungen.
Bedenkt man, daß das englische Wort update, zu dessen Wortfamilie das deutsche Wort aufdaten gehört, sowohl ein Verb als auch ein Substantiv umfaßt, muß die Antwort zweiteilig ausfallen.
Update meint einerseits einen Vorgang, nämlich die Überführung eines Zustandes in einen anderen, – im Regelfall und beabsichtigt in einen besseren -, und andererseits den besseren Zustand selbst. Für die weiteren Überlegungen erweist sich übrigens ein herkömmliches Wörterbuch als außerordentlich hilfreich. Darin wird „to update“ mit dem Wort „aktualisieren“ übersetzt, was wiederum bedeutet „auf den letzten/neuesten Stand bringen“.
Deshalb schlage ich vor, update i. S. von Zustand mit dem Wort „Letztstand“, „Neueststand“ oder „Aktuellstand“ zu übersetzen; auch die Begriffe „Letztfassung“, Neuestfassung“ oder „Aktuellfassung“ gefallen mir ganz gut. Jeder dieser Begriffe kann ebenso wie „update auf Version 5.1“ mit den entsprechenden Zusätzen versehen werden, also z. B. „Letztstand 5.1“, „Neueststand 5.1“ usw.
Für update als Verb kommen folglich die von den vorstehenden Substantiven abgeleiteten Verben in Frage, also „letztstanden 5.1“, neueststanden 5.1“, …“neuestfassen 5.1“ „aktuellfassen 5.1“.
„Aktualisieren“, die Direktübersetzung des Verbs „update“, hat übrigens einen verborgenen Charme. Aus „aktualisieren“ läßt sich nämlich ohne Mühe ein neues englisches Wort entwickeln: to actualise (engl. Schreibweise) und to actualize (US. amerik. Schreibweise)!“
Werner Divé zum zweiten:
„Mit der Entwicklung englischer Vokabeln aus deutschen Begriffen nach dem Vorbild „aktualisieren“ gingen wir auch endlich in die längst fällige sprachliche Offensive. Sie, lieber Herr Bronski, können dabei eine wichtige Rolle übernehmen, indem Sie einen Matching Competition ausloben, bei dem es darum geht, für vorhandene deutsche Wörter englische Vokabeln zu erschaffen. Mir schwebt in diesem Zusammenhang vor, die Unwörter der letzten Jahre dazu heranzuziehen: Entlassungsproduktivität (2005), Tätervolk (2003), Ich-AG (2002), Sozialverträgliches Frühableben (1998) , Rentnerschwemme (1996), etc. Mit der Erschaffung entsprechender englischer Vokabeln würde übrigens auch die englische Sprache eine Bereicherung erfahren.
Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Anregungen aufgreifen und umsetzen würde.
Mit freundlichen Grüßen
Werner H. R. Divé
P. S. Heißt es eigentlich der, die oder das update?“
Lieber Herr Divé, danke für die Anregung. Mal sehen, was ich tun kann.
😉
Lee Teodora gibt folgende Antwort:
„Hallo,
hier also ein paar Gedanken zu „aufdaten“:
Zuerst hat mein Kopf in seinen ersten Gedankenstürmen etwas über Lautverschiedbung von „d“ zu „t“ gedacht (oder umgekehrt?) und über linguistisches Blending….aber jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass „aufdaten“ nicht das Gegenteil von „abkeinedaten“ oder „zukeinedaten“ ist, sondern einfach das neueste Verb ist, das man als Synonym für „aufmotzen“ verwenden kann: „aufmotzen“ muss man sich nämlich, wenn man ein „Date“ hat, da man aber dabei nicht wirklich „motzt“ oder meckert…heißt es viel passender „aufdaten“, ausgesprochen „aufdejten“…. natürlich könnte jetzt jemand kommen und sagen „aufdaten“ sei einfach die Eindeutschung von „updaten“, aber da erscheint mir sowohl zu naheliegend als auch so halbherzig und misslungen, dass man dann wirklich gleich ganz auf Deutsche gehen hätte können: „auf den neuesten Stand bringen“, also „inFocussieren“ oder „erFRischen“….“aufFRischen“……
lieber Gruß“
Rüdiger David schreibt:
„Ja Hallo erstmal,
und vielleicht wissen Sie’s ja auch schon:
ABDATEN ist ein weiterer schlimmer Beleg dafür, dass sich immer mehr unsinnig verkürzende Begriffe aus dem Alpenländischen in unsere wunderschöne Höchstsprache eingeschlichen haben-
heißt dies doch nichts anderes als „ab (erg. auf) (da=) der (=regionaltypisch falsch gewählter Artikel, meint aber die ) Tenn“ und soll wohl zum (Phrasen??) Dreschen auffordern!!
Oder wahlweise zum Ab fackeln, und das ist ja wohl auch eher unschön, gell?!
Ja und dann???
Es kommt noch schlimmer: Im Bayerischen steht dieser Unbegriff für „an’s Kabel anschließen“ (ab d‘ Atenn‘), was die ganze Angelegenheit aber auch nicht unbedingt besser macht- heißt dies doch, dass ein Kabelanbieter (Fernseh) es auf unbescholtene Antennenbenutzer abgesehen hat und meist auch auf sie ein drischt, sie aber wenigstens nicht gleich abfackelt (- Sorry: Upfuckelt??! Ach nö, dann wären wir ja wieder bei den Ach! so geliebten Anglizismen…-).“
Stephan Macha präsentiert folgende Lösung:
„Hallo,
so schwer war die Frage ja nicht:
Aufdaten ist die Steigerung (unregelmäßig) von 42-Stunden-Woche mit Lohnverzicht. Das Unwort des Jahres 2009 bezeichnet die endgültige Streichung des Ostermontag und 2. Weihnachtsfeiertages als Feiertage. Die Gewerkschaften stimmen dem zu, soweit betriebsbedingte Kündigungen nicht vorgenommen werden.“
Hans-Jürgen Schulz antwortet:
„Für mich ergibt sich eine lustige und eine „ernsthafte“ Lösung; zuerst die lustige, wobei ich das Wort Aufdaten zerlege. Vorab herzliche Grüße
Rätselauflösung:
Auf dat en; dies ist die Situation, wenn in „Kölle“ im Karneval der „Elwerrat“ sich zum Bütze(Küssen) „auf dat en“ (auf das eine) Tanzmariechen stürzt!
Nun die „ernsthafte“ Deutung:
Aufdaten; dies ist die wichtigste morgendliche Tätigkeit des
Chefredakteurs! Der Chefredakteur stellt am Morgen in der
Redaktionskonferenz fest welcher Tag und welches Datum heute ist.“
Ferner schreibt Georg Wetzler:
„Aufdaten ist ereignisgesteuerte Datenübertragung.“
Ebenfalls originell ist die Antwort von Frank-Steffen Winckler:
„Ich tippe stark auf c, denn das hab ich nicht verstanden.“
Und Hartmut Haase gibt sich ganz pragmatisch:
„Wie wäre es schlicht und einfach mit „aktualisieren“? Das ist zwar nicht originell, aber auch ‚aufdaten‘ ist das nicht, sondern nur schlecht/falsch übersetzt.“
Und jetzt Sie! Ring frei für die Leserinnen und Leser des FR-Blogs:
Wer oder was ist Aufdaten?
Ein lustiges Spiel, das Sie sich da ausgedacht haben, Herr Bronski! Hier meine 2 Cents:
Cent 1) Aufdaten ist laut FH Bochum der Name für die Tätigkeit des Aufdat-Dienstes:
„Ein Aufdatdienst kopiert nach gewissen Kriterien Dateien von einem Quell- in ein Zielverzeichnis; dort ‚verdrängte‘ Dateien können in ein Backup-Verzeichnis kopiert werden.
Mehrere solche Dienste sind flexibel konfigurierbar.
Für jeden Aufdatdienst können Quell-, Ziel- und optional auch Backup-Verzeichnis über Properties angegeben werden … Durch dieses Kopierverfahren ist es möglich, mehrere Versionen jeder betroffenen Datei zu halten.“
(Quelle: fh-bochum )
Der Einwand des Lesers Hartmut Haase, es handle sich doch einfach um „aktualisieren“, würde hier also nicht zutreffen. Wohl aber bei:
Cent 2) Es wird auch als Übersetzung von „Update“ verwendet, wie etwa in folgendem Auszug aus einer Webseite zum digitalen Video:
„Alsdann, Freunde des Audivisiuellen Editierens, sobald ein Deutsches Aufdaten für Vegas Video (in neuer Rechtschreibung ‚Wagas Wiedeo‘) zu erreichen ist, steige ich von der flüßigen Edition auf diese Weichware um!
Dr. Dr. Dr. ger. nat. prof. dies. u. das. lit. ing. Nick“
(Quelle: slashcam.de )
Cent 3) Die Ehre für Cent 1 und 2 gebührt natürlich nicht mir, sondern unser aller elektronischer Gottheit Google.
@Aufdaten; zu der schon bayrischen Lösung noch eine Version,
in der Aufdaten soviel bedeutet wie: „Wir packen es an“; also:
„Woan wi uns aufdaten däten, doan blosen oalle Trommbeden!“
Nun noch etwas Aufgedröseltes, bzw. Aufdaten ist die Abkürzung
für einen neuen Wahlspruch ala „Du bist Deutschland“:
„Auf und für Deutschland alle Tage etwas Neues“!
tja, bronski, da shen sie mal, auf was für gedanken man alles kommen kann, wenn man auf einem sitzkissen, z.b. sitzt ;-).
und da die leute die auf sitzkissen sitzen in der regel wissen, dass alles vergänglich ist, machen sie eben bei so einem wettbewerb mit. vielleicht sollte man soqweiso mehr auf die leute hören, die auf sitzkissen sissen, egal in welchem design, oder auf holzbänkchen und stühlen.
wobei küssen natürlich so gut wie sitzen ist, in kölle *g
@BRONSKI und seine Freude an der Satire; hier muss ich jetzt
„leider“ öffentlich zur Sache kommen! Mag sein, dass das Rätsel um „Aufdaten“ nicht der richtige Platz ist, aber es muss irgendwo
sein; denn auch ich fühle mich etwas kritisiert, ob meiner Kritik
am Dauerlächler Klinsmann. Ich glaube auch, dass wir alle jetzt
nach Florenzspiel und der Niederlage gegen Italien mit 1:4 noch
nicht einmal sosehr wegen der Ergebnishöhe so sauer sind; nein
wie das zustande kam und mit welch alberner Begleitmusik, auch
das was in der Pressekonferenz vom Podium kam, war doch nur bla, bla! Es ist ja „schön“, dass BRONSKI etwas dem Klinsi zur
Seite springt, aber wer selbst früher Fußball spielte, der erkennt,
ob sich die Fußballer abrackern, „bemühen“; hier weiß jeder,
wenn in einem Zeugnis steht: „Er hat sich bemüht“, was das zu
bedeuten hat! Und die Spieler in Florenz haben sich nicht einmal
bemüht!!! Ich muss gestehen, jetzt reizt es mich zu reimen:
In Florenz begann der Lenz
Es grausten sich die Fans
Dort liefen hoch bezahlte Kicker auf
Und kriegten mächtig einen drauf
Selbst beim Seitenblick da konnt mans lesen
auch Peter Henkel wars zum erwähnen gewesen
Für ihn zeigte sich des Italieners Unhöflichkeit
Denn ihm ging dessen siegen zu Hause zu weit
Ich dacht beim Spiel an Blinde Kuh
und mache darauf jetzt lauthals Buh