Der Bauernprotest wirkte ziemlich schnell. Fast gleichzeitig mit dem Protestzug der Milchbauern durch Berlin, bei dem hunderte von Traktoren aus ganz Deutschland auffuhren, verkündete Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner: „Wir lassen die Bäuerinnen und Bauern nicht im Stich.“ Und machte mal eben 285 Millionen Euro locker: Für zwei Jahre können die Bauern – alle, nicht nur die Milchbauern – Agrardiesel tanken, der wieder mit dem früheren, günstigeren Satz von 25,56 Cent pro Liter besteuert wird. An der Strukturkrise der Landwirtschaft – und nicht nur der deutschen – ändert das nicht das Geringste, aber wir haben Wahljahr, und Frau Aigner wollte ihrer Klientel offensichtlich mal schnell was Gutes tun. Doch das Ganze ist kaum mehr als Verschaukelei, denn von dieser Regelung profitieren nur solche Bauern, die mehr als 10.000 Liter Agrardiesel verbrauchen. Die kleinen Bauern, denen es wirklich schlecht geht, haben davon – nichts. Bauern-Präsident Sonnleitner streut seiner Klientel Sand in die Augen, meint Stephan Börnecke im Leitartikel.
Dazu meint Rainer Seimetz aus Frankfurt:
„Zu diesem Kommentar ist zu sagen, dass Herr Börnecke (zum wiederholten Male) leider den Nagel nicht ganz auf den Kopf trifft. Es wird Herr Häusling von den Grünen zitiert, dessen Parteikollegin die Begrenzung und daher Verteuerung des Agrardiesels eingeführt hat, die jetzt wieder rückgängig gemacht worden ist. Wahrscheinlich wurmt es Häusling, dass Frau Aigner beim Agrardiesel auf den „Zustand vor Künast“ zurückdreht. Wenn sowohl Häusling als auch Börnecke die Forderungen des Deutschen und Hessischen Bauernverbandes zum Agrardiesel lesen würden, würden sie sehen, dass seit langem eine europaweite Harmonisierung angestrebt wird, und zwar auf französischem Niveau. Herr Häusling kann sich ja dann gegebenenfalls in seinem vermutlich neuen Amt für eine europäische Harmonisierung einsetzen.
Die jetzige Zusage der Bundesregierung ist ein erster Schritt, nicht mehr, aber sie alleine deshalb abzulehnen?“
Karl Gleinser aus Hochdorf:
„Zum Artikel von Herrn Börnecke die Anmerkung eines Milchviehhalters aus Oberschwaben. Die neue Regelung bei Agrardiesel bringt für meinen Betrieb (50 Milchkühe) genau 0, 01 Cent je Liter Milch. Anders gesagt: Die 350 Euro decken den Verlust von etwa drei Tagen Milchproduktion. Daher finde ich es unverschämt, dass diese Regelung von DBV und Politik als großer Erfolg gefeiert wird, der Masse von landwirtschaftlichen Betrieben bringt dies so gut wie nichts.“
Peter Klein aus Bad Nauheim:
„Die deutschen Milchbetriebe haben in den vergangenen sieben Jahren in die Massenproduktion investiert, um für den Euro- und Weltmarkt zu produzieren. Unter der Gier der Molkereimanager wurden sie mit Versprechungen zu Investitionen angehalten, die zu einem Überangebot an Milch führten. Das macht die Preise kaputt. Allein die Aussagen „Wir produzieren jetzt Milch für China“ und „Die Globalisierung ist auch eine Chance für die deutsche Landwirtschaft“ sind so hirnrissig gewesen, dass man nur den Kopf schütteln kann. Wenn die Milchproduktion wirklich ein profitables Geschäft wäre, hätte China innerhalb von wenigen Jahren sicher den ganzen Weltmarkt selbst beliefert, und deutsche Ingenieure hätten dabei gerne geholfen.
Unsere Bundeskanzlerin hat die Situation schon richtig erkannt: „Unsere Bauern haben in ihren Ställen viele Kühe stehen.“
Leider ist die in den neuen Massenbetrieben unter Silagefütterung gewonnene Milch nicht einmal geeignet, einen vernünftigen Käse daraus reifen zu lassen, weil Silage den guten Käse verdirbt. Selbst wenn Merkel die Massilage wie kürzlich bei einem Besuch auf dem Bauernhof persönlich mit der Hand verfüttert, reicht’s käsetechnisch nur für einfache Weichkäse, und die bringen auch nichts auf dem schönen Weltmarkt.
Österreich und Schweiz haben deshalb schon seit Jahren in ganzen Regionen Silageverbot erteilt, um die Herstellung ihrer Käsespezialitäten zu sichern. Gleichzeitig werden dort die kleineren Milchbetriebe zur Erhaltung der Weidewirtschaft und Heufütterung unterstützt. Was tut Deutschland ?
Es lässt sich sehr schlecht wenden in einer Einbahnstraße namens Massenproduktion, es grüßt die LPG. Und vor der Wahl für alle Bauern noch mal billig Diesel.“
Hartmut Steinhart aus Buchenbach:
„Solange die Bauern ihre eigenen Totengräber wählen (CDU/CSU), wird sich an der Situation nichts ändern.“
Bernd Schmitz aus Hennef:
„Kanzlerin Merkel wagt nicht einmal den Versuch, die Milchmengen in Europa einzudämmen. Dabei haben gerade die Agrarminister von Frankreich und Belgien genau diese Richtung als für wohl notwendig erklärt. Wie viel Liter Milch und wie viel Kilogramm Milchprodukte passen denn in einen Verbraucher hinein? Der Wahnsinn schlechthin, die Menschen mit Milchprodukten vollstopfen zu wollen! Für diese Milch wurde vorher der Regenwald in Südamerika abgeholzt. Denn dort kommt das Soja her, mit dem EU-Kühe so viel Milch geben.
Die Wirtschaftskrise bietet die Chance, falsche Wege zu verlassen und neue, zukunftsorientierte Möglichkeiten anzupacken. Dafür hat die Kanzlerin aber nicht das geringste Gespür. Dass manche Bauern voll auf Größe und viel Milch gesetzt haben, kann nicht Grund genug sein, den ganzen Milchsektor aufs Spiel zu setzen. Wer von den Wachstumsbauern als Verursacher nun auch noch Bürgschaften bekommt, hat wohl eine besonders gute Lobby in der CDU.
Die 30000 im BDM organisierten Milchbauern, die 50 Prozent der deutschen Milch produzieren, wollen hingegen verantwortungsvoll die Produktionsmengen drosseln. Damit soll wieder Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hergestellt werden. Dieses wäre aus zukunftsorientierter Sichtweise die einzig richtige Richtung. Sogar der BUND unterstützt die Milchbauern in der Forderung nach den rechtlichen Möglichkeiten für dieses Ziel.
Was – oder besser: wer – treibt die Kanzlerin, diesen Weg zu verhindern? Die Steuererleichterung beim Diesel bringt den Milchbauern höchstens einen Cent pro Kilo erzeugter Milch. Bei einem aktuellen Preisverfall bis zu 22 Cent ist das eher Spott und Hohn an diese Berufsgruppe, die heute noch das Bild in den Mittelgebirgen prägt. Es fragt sich nur, wie lange noch.“
Ach wissen se Herr Bronski, letzte Woche war ich bei einer Informationsveranstaltung von den Grünen im Ledermuseum Offenbach. Dort plauderte Martin Häusling, Landtagsabgeordneter und Bio-Bauer aus dem nördlichen Hessen. Mit ihm konnte man diskutieren, und als FR-Leser im auf dem neusten Stand. Und der fing dann an zu erzählen, was wirklich abgeht.
Ein Tag vorher, die Diskussionsrunde auf Phoenix… ich war jedenfalls bestens vorbereitet.
Mer will’s keinem erzählen, das ist eine Volksverarsche wie es im Buch steht. Wenn man die nackten, nicht schöngeredeten Zahlen nimmt, das ist nochmal Opel was sich da auftut. Aber ohne das was hinter Opel an Medien und Politik steht. Dann erfährt man so nebenbei das RWE-Power fast 500.000 €uro Subventionen von der EU bekommt… hat viel Land, ein Bauer da herumstehen, und ich als Verbraucher kann 10x die teuerste Milch kaufen – Bio, aus Hessen, grüner Fußstapf da ortsnah – dem Bauer hilft nicht eine Milchtüte.
Dann erzählen sie, das 2015 die Quote zurückgefahren wird, aber die Kommission wird – so die eine Fraktion – einen Vorschlag machen, was bedeutet, daß es die Quote weiterhin gibt. Der abgeordnete hat auch erzählt, man kann den Discountern keinen vorwurf machen, wenn die Molkereien die Milch quasi „verschenken“.
Allerdings ist er mir die Antwort auf Frage schuldig geblieben, was die Milch real kosten müßte, damit ein Bauer mit Familie leben kann, nicht noch einen Hühnerstall bauen muß, damit er von Hessen Zuschuß bekommt, weil der Herr Koch das toll findet, EU-Gelder in Hühnerställe bei Milchbauern zu verteilen.
Alles gaga, normal ist das alles nicht mehr. Und richtig kriegen sie höchstens was auf die Nischel, als Beigabe noch einen Klotz zwischen die Beine geschmissen.
ach ja, umgerechnet sind es ca 350 €uro im Jahr, was Frau Merkel da großzügig verteilt – pro Bauer. Das sind nun wieviel % von dem was Opel bekommt, die HRE schon hat? Und einige lunzen ja noch Richtung Geldtopf, incl. Porsche.
Irgendwas habe ich falsch gemacht im Leben.
Und ich werde am Sonntag Protestwahl machen (überall Smilies reinmalen). Die EU-Politik macht nicht nur heimische Märkte kaputt, auch die 1-Welt-Märkte – Afrika und so. Die Milch hat es wieder ans Licht gebracht.