Bahn frei: Hier kommen die westlichen Werte!

Die Attentate von Paris haben dazu geführt, dass „der Westen“ enger zusammenrückt. Einerseits. Jedenfalls was Militäraktionen, was Krieg gegen den „Islamischen Staat“ angeht. Andererseits bröselt der Zusammenhalt innerhalb der EU, weil verschiedene Mitgliedstaaten sich gemeinschaftlichen Lösungsversuchen in der Flüchtlingsfrage widersetzen. Umso häufiger und lauter werden sie nun wieder beschworen, die europäischen, die westlichen Werte. Doch sind die nicht sowieso nur was für Sonntagsreden, während die harte Wirklichkeit die Eliten des Westens zu etwas zwingen, was gern als Realpolitik bezeichnet wird? Was sind sie wert, die westlichen Werte? Hier kommt ein langer Gastbeitrag des Schülers Ali Riza Aldudak aus Solms, aus dem ich im heutigen Print-Leserforum einen kleinen Ausschnitt gebracht habe.

Bahn frei: Hier kommen die westlichen Werte!

von Ali Riza Aldudak

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Am 13. November sind viele Menschen ermordet worden. Durch Attentäter, zu deren Anstiftung sich der IS bekannt hat. Die ganze Welt trauert mit Frankreich, jedes noch so winzige Detail über den Anschlag wird berichtet und auf Facebook wechseln die Titelbilder von Justin Bieber und Selena Gomez zu Frankreichs Nationalflagge. Sogar zwei Deutsche sollen unter den Opfern identifiziert worden sein!

Was nun?

Meine Mitschüler Juliane und Leon sagen, dass man darüber trauern soll, aber alles dran setzen muss, dass die Willkommenskultur nicht bricht. Man dürfe dem IS nicht in die Hände spielen. Aber das sind ja nur Jugendliche, welche nicht viel Ahnung haben. Wenn es nach dem neuen polnischen Außenminister geht, soll eine Flüchtlingsarmee gebildet werden. Er ist der Auffassung, das sei besser, als sie „hier unter den Linden Kaffee trinken zu lassen“. Zwar kommt man nicht drum herum, nicht nur mit Frankreich, sondern auch um Polen zu trauern, doch so lächerlich diese Forderung auch scheinen mag – mit seiner Stellung zur Flüchtlingspolitik ist der Minister nicht alleine. Die Grenzen sind zu. Die CSU spricht von einer „neuen Ära“. Frankreich verstärkt Luftschläge auf den IS und Hollande erklärt heroisch, der IS bekäme es mit einem „entschlossenen und furchtlosen Frankreich“ zu tun. Dass mit Waffengewalt und erst recht bloß mit Luftschlägen nichts zu erreichen ist, weiß der Westen, wissen wir nur allzu gut. Einmal fragte ich einen Jugendoffizier der Bundeswehr bei seinem Vortrag über die Bundeswehr, ob er mir denn einen bewaffneten Einsatz nennen könne, der erfolgreich war – das erste Mal während seines gesamten Vortrages an unserer Schule war er ehrlich und verneinte.

Kreuzchen bei Le Pen

Le PenAlso – was soll Europa tun? Was soll Deutschland tun? Montags wieder auf die Straßen gehen, die Grenzkontrollen wieder einführen und Frankreich Unterstützung zuzusichern, wie die Kanzlerin es getan hat? Oder sollen die Franzosen ihr Kreuzchen bei Marine Le Pens rechten Partei setzen? Acht Islamische Verbände haben sich dazu geäußert und erklärt, dass sie unter anderem „noch enger zusammenrücken werden, um die europäischen Werte“ zu schützen. Hier kommen wir zu dem entscheidenden Punkt: europäische Werte. In letzter Zeit werden diese Wörter öfter benutzt. Am selben Tag der schrecklichen Anschläge fand in der Kongresshalle von Gießen der Bundeskongress der Kurdischen Gemeinde Deutschlands statt. Man dankte Deutschland für die offizielle Anerkennung und sicherte zu, westliche Werte zu verteidigen! Hinter den zwei Wörtern verbirgt sich eine ganze Menge. Spricht man nun von den Menschenrechten und Demokratie, von (eigentlich) universellen Rechten wie Pressefreiheit und Freiheit, deren Ideen ihren Ursprung in der Antike haben, oder von Zäunen und staatlich organisierten Attacken auf Flüchtlinge in Form von Wasserwerfern und Tränengas, wie die ungarische Regierung es macht? Es werden Luftschläge auf IS-Stellungen geflogen, aber gleichzeitig an deren Unterstützer Saudi-Arabien deutsche Waffen geliefert. Naja, Saudi-Arabien bekennt sich ja öffentlich nicht direkt zum IS. Auch wenn sie ihn mit Geld vollpumpen.

Fangen wir doch mit einer Schweigeminute für die Opfer an. Vor einigen Monaten „Charlie Hebdo“, und nun das. In Syrien gehören diese Anschläge zum Alltag, aber das ist eben in Syrien. „Wieso?“, fragt ein Mädchen aus der Jahrgangsstufe 13: „Warum keine Schweigeminute für die Opfer des syrischen Bürgerkrieges?“ Ganz einfach, Syrien liegt uns natürlich am Herzen, aber es ist eben Damaskus und nicht Paris. Wäre man allzu zynisch, würde man den europäischen Werten unterstellen, dass ein französisches Menschenleben mehr wiegt als ein syrisches, wenn nicht sogar tausende von syrischen Leben.

Am Rand der Berichterstattung

KermaniAber was denn nun tun? Weiterhin ein Auge auf Pierre Vogel und seine Mitstreiter haben, Khorchide und Kermani nur am Rand der Berichterstattung auftauchen lassen. Die bewegende Rede Kermanis bei der Friedenspreis-Vergabe in der Frankfurter Pauluskirche kennen nicht viele. Auch die Tatsache, dass die meisten Opfer des IS Muslime sind, wird gerne unter den Tisch gekehrt. Schweigeminute mit Frankreich. Aber keine mit dem Irak, als beim diesjährigen Zuckerfest mehr als hundert Muslime durch einen Selbstmordattentäter getötet wurden. Die Liste ist unendlich lang. Für den IS ist nicht Jürgen und Lukas der größte Feind, auf der Todesliste des IS stehen weit höher Ali und Hamid, welche sich ihm nicht anschließen. Einen Kermani oder Khorchide würden sie lieber in die Hände kriegen als einen verwirrten Hamed Abdel-Samad. Auch wenn auf Youtube Videos zu finden sind, in denen er Parallelen zwischen der faschistischen Ideologie Adolf Hitlers und den Lehren des islamischen Propheten Mohammeds zieht. Aber es ist nicht seine Schuld, vielmehr ist es unsere Schuld, denn wir geben solch bemitleidenswerten Figuren eine Bühne und platzieren diese — ich nenne sie mal Literatur, wie „Mohammed – eine Abrechnung“ — in unseren Bestsellerlisten. Dann wundern wir uns, wieso der IS mit seiner „Kuschel-Strategie“ Jugendliche auf seine Seite zieht. Seine Gebiete werden von Banditen regiert.

Würden Militäreinsätze gegen „Hit-and-Run“-Kämpfer etwas nützen, dann würde es die PKK in der Türkei nicht mehr geben. Banditen bauen auf Zerstörung, die damit verbundene Angst und resultierende Maßnahmen. Der IS will, dass europäische Staaten alles dichtmachen und in den Krieg ziehen. Wieso soll Omar sich dem IS anschließen, wenn er hier willkommen ist? Aber nein, sobald Flüchtlinge ankommen, wird dafür gesorgt, dass sie die „westlichen Werte“ kennen lernen und nicht darum, sie erst einmal ankommen zu lassen. Es ist, wie wenn man sich ein neues Haustier zulegt. Erst einmal muss der Hund stubenrein gemacht werden. Aber unsere Hunde bringen wir zum Psychologen, während mehr als hundert Flüchtlinge sich im günstigsten Fall immerhin einen teilen dürfen.

Aber das soll keinesfalls die islamische Welt freisprechen! Es stimmt, der Islam hat ein hässliches Gesicht angenommen. Doch daran ist nicht die Religion schuld, sondern die Menschen, welche sie leben. Nicht eine Religion macht Menschen, sondern die Menschen die Religion. Es stimmt, der islamische Prophet Mohammed war für Mahatma Gandhi eine Leitfigur. Es stimmt, vor einigen Jahrhunderten noch galt die islamische Welt als Zufluchtsort für europäische Wissenschaftler und Denker. Es stimmt aber leider auch, dass davon heute nicht mehr viel übrig ist. Nur als Schuldigen suchen wir immer die falschen – im Westen ist es der Islam selbst und im Osten der böse Westen. Beide vergessen nur: Nicht der Islam hat sich verändert. Es sind die Muslime, die sich verändert haben. Der Islam sagt immer noch, dass ein verlorenes Menschenleben dem Verlust der ganzen Welt gleichkommt. Aber seien wir ehrlich – für uns ist es doch viel einfacher, den Islam dafür verantwortlich zu machen, und für den Osten ist es einfacher, das böse Amerika als Schuldigen anzuprangern. Es ist einfacher zu sagen, dass der Islam so ist, statt historisch nachzusehen, wann der Wahhabismus entstand – oder was das überhaupt ist. Die versprochenen 70 Jungfrauen kennt jeder, mit Ausnahme des Korans, aber den Wahhabismus niemand.

Wahlkampf für Erdogan

Naja, zurück zur Politik. Die europäischen Werte scheinen doch mehr auf den Nah-Ost abgefärbt zu haben, als wir vielleicht annehmen. Unsere Kanzlerin macht für Erdogan Wahlkampf, auch wenn seine brutale Vorgehensweise gegen Regimegegner bekannt ist. Man braucht ihn dennoch, um die Flüchtlingswelle aufzuhalten. Früher hat man im Nahen Osten Diktatoren gehabt und hat einen Gaddafi dafür bezahlt, dass er mögliche Flüchtlinge in der Wüste umlegt, damit wir unsere Ruhe haben. Jetzt sind sie weg, jetzt brauchen wir eben Erdogan. Und was tut die islamische Welt?

KurdenIn der Vergangenheit konnten Kämpfer des IS sich in der Türkei behandeln lassen. Heute nutzt man sie als Vorwand, um die Kurden zu bombardieren, während wir die Kurden als Söldner nutzen. Vor einem guten Jahrzehnt haben die USA den Kurden Unterstützung geboten, wenn diese gegen den damaligen irakischen Diktator Saddam Hussain kämpfen – die USA zog ab, Saddam Hussein rächte sich mit einem Giftgasbombenangriff in der kurdischen Stadt Halabdscha. Tausende von Menschen starben. Heute nutzen wir die Kurden als Söldner, obwohl wir wissen, dass wir niemals einen Bruch mit der Türkei riskieren. Genauso wenig wie mit Russland. Ja, sie sind in der Ukraine einmarschiert, ja, sie unterstützen das grausame Assad-Regime, welches unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat – aber wir brauchen sie eben. Für unsere Geschäfte und für den Krieg. Denn der Tod klopft an unsere Haustür und fordert nun auch mal europäische Leben.

Hat Putin sich etwa geändert oder für die vielen Toten der Ukraine entschuldigt? Nein, aber wir brauchen ihn. Das politische Konzept des Westens eben: Realpolitik. Eigentlich waren wir dabei, mit Putin unsere Kräfte zu messen, auch wenn dafür Ukrainer bluten mussten. Schon im Kalten Krieg war das so – um die Sowjets zu schwächen, wurden die Taliban, damals noch Guerillakämpfer, von der US-Regierung unterstützt. Vietnam musste brennen. Aber das war unwichtig. Die eigenen Interessen hatten Vorrang. Heute liegt es in unserem Sinne, mit Putin gemeinsame Sache zu machen, weil wir immer noch glauben, mit Waffen könne man andere Waffen zum Schweigen bringen. Weder die USA, noch Deutschland hatte damit je Erfolg – aber das ist egal, auf Kosten anderer können wir es ja immerhin nochmal versuchen.

Das ist Realpolitik

Nach innen Werte predigen, Menschenrechte und Pressefreiheit als die höchste Priorität preisen und immer dafür sorgen, dass jeder sich kaufen kann was er will, billigen Kaffee, für den ein afrikanischer Bauer vertrieben wurde und verhungern muss, so viel Billig-Kleidung aus Bangladesch und noch Vieles mehr bereitstellen – für europäische Bürger eben. Das ist Realpolitik.

Das ist unser politisches Konzept. Zwei Anschläge — und die hart erkämpften Bürgerrechte sind dahin. Was bedeutet vollkommene Handlungsfreiheit für die Geheimdienste in Frankreich? Willkür. Jeden festnehmen, den man verdächtigt. Ohne richterlichen Beschluss Häuser durchsuchen und jegliche Menschenrechte mit der Aufschrift „Terrorgefahr“ missachten. Richtig, so sieht es in Frankreich aus, dem Mutterland der Menschenrechte.

Also: Weiterhin Waffen an den großen Bruder des IS, Saudi-Arabien liefern, gleichzeitig die Kurden unterstützen und für ihren Gegner Erdogan Wahlkampf machen, weiterhin Schweigeminuten für Francois und durch die Medien die Angst in der Bevölkerung vor Ali schüren, welcher seit dreißig Jahren hier lebt. Weiterhin den militärischen Einsatz in Nahost verstärken und mit Putin paktieren.

Bahn frei, hier kommen die westlichen Werte!

 

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31 Kommentare zu “Bahn frei: Hier kommen die westlichen Werte!

  1. Ein bemerkenswert gut geschriebener Beitrag! Nur schade, daß mir dazu nichts mehr einfallen will, weil der angesprochene Themenkomplex während des laufenden Jahres in etwa einem halben Dutzend Threads abgehandelt wurde. Zur aktuellen Entwicklung in Sachen IS und Terrorbekämpfung in Europa sich zu äußern, dazu ist noch Raum in den sich im weiteren Sinne damit beschäftigenden Threads.

  2. Ali Riza Aldudaks Aufsatz verdient es, dass man sich mit ihm beschäftigt. Denn er spiegelt einerseits, mit welcher Empathie junge Menschen gegen Willkür protestieren und andererseits die häufig anzutreffende Hilflosigkeit, mit der sie politische und historische Vorgänge analysieren. Ich will dafür einige Beispiele nennen:

    Die unbestrittene Tatsache, dass der größte Teil der Opfer des IS Muslime sind, ist ohne Zusatzinformationen eine Aussage ohne Wert. Denn die War-Lords, die der Irak-Krieg hervorgebracht hat, wollen sich vorrangig im islamischen Nahen und Mittleren Osten, also im Irak und in Syrien, als Staat etablieren. Die von ihnen initiierten Attentate in Europa und den USA sind Nadelstiche im Rahmen eines politischen Kalküls, das auf die Anerkennung durch den Westen zielt. Das offiziell proklamierte Ziel, nämlich die Unterwerfung der Ungläubigen, zählt zu den ideologischen Drogen, die vor allem sozial Entwurzelten (in Flüchtlingslagern und in den Banlieues Europas) verabreicht wird, um sie als willenlose Kämpfer und (Selbst-) Mörder zu gewinnen.

    Wenn Ali Riza Aldudak schreibt: „Nicht eine Religion macht Menschen, sondern die Menschen die Religion“, ist er auf der richtigen Spur. Karl Marx hat das ähnlich gesagt: „Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen“ (Einleitung zur „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“, 1844 im ersten und einzigen Band der „Deutsch-Französischen Jahrbücher“ erschienen). Religionen mit ihren vielen, sich auch innerhalb der jeweiligen Überzeugungen widersprechenden heiligen Schriften, erweisen sich als Selbstbedienungsläden für politische Interessen. Vor allem Menschen mit einfachen politischen Weltbildern wird statt Reflektion ein religiöser Glaube angeboten. Das gilt nicht nur für den Islam. Der reaktionäre und nationalistische Katholizismus, der sich derzeit in Polen Bahn bricht, ist hier ebenfalls zu nennen und zu verwerfen. Und in Russland gibt es längst wieder die unheilige Allianz zwischen Orthodoxer Kirche und Staat. Aber in beiden Ländern kämpfen Demokraten gegen diese Entwicklungen. Im Unterschied zum Nahen und Mittleren Osten.

    Das bringt mich zu den im Aufsatz angesprochenen „westlichen Werten“. Es ist für mich völlig unverständlich, warum die Millionen Armer und Unterdrückter in den islamischen Ländern ihre feudalistischen Ausbeuter, die sie seit Jahrzehnten kujonieren, nicht längst verjagt haben. Wo sind die sozialistischen, gar kommunistischen Parteien Arabiens, die endlich das Kommunistische Manifest dem Koran vorziehen?

    Mit der industriellen Revolution im Europa der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die eine weitere Verelendung der Massen brachte (empfehlenswert zu lesen: Friedrich Engels, Die Lage der arbeitenden Klasse in England), entwickelte sich auch eine politisch-revolutionäre Bewegung, deren Zentren Paris, Brüssel und London waren. Auch die deutsche Sozialdemokratie, man glaubt es kaum, hat dort ihre Wurzeln.

    Diese Errungenschaften werden jedoch auch im Westen nicht überall anerkannt. Die USA sind mindestens so antisozialistisch wie es einst das russische Zarenreich war. Und ein bedeutender Teil der US-Amerikaner wird von den Apologeten des Kapitalismus mit der Bibel bzw. mit ihrer historisch unreflektierten Auslegung in Schach gehalten.
    1953 stürzte der CIA den vergleichsweise linken und säkularen iranischen Premierminister Mossadegh, weil dieser die Ölfelder verstaatlichen wollte. Der Widerstand der Iraner gegen die nationale Oligarchie (Schah-Regime) und gegen Fremdbestimmung durch andere Staaten mündete schließlich in der Diktatur der Ajatollahs. Abermals vernichtete religiöser Fundamentalismus die Ansätze von Demokratie und Menschenrechten.

    Aus diesen von mir skizzierten Gründen kann und darf die Religion und speziell der Islam bei der Bewertung des IS-Komplexes nicht ausgeklammert werden.

  3. „Wo sind die sozialistischen, gar kommunistischen Parteien Arabiens, die endlich das Kommunistische Manifest dem Koran vorziehen?“

    Fragen Sie das doch mal Mustafa Kemal, genannt „Atatürk“.
    Auch sein säkulares Erbe wurde doch verspielt, heute verkörpert der Koran in der Türkei wieder die führende Ideologie, der Marxismus ist doch auch nichts anderes als nur eine Ideologie (eine Welterklärungstheorie), sein eigener Koran hat nur einen anderen Namen (Kommunistische Manifest zum Beispiel), aber sonstige Unterschiede sind doch sehr überschaubar, vieles ist aber völlig austauschbar und auch gemeinsam vorhanden, wie die „Bruderkriege“ und die „Ketzereien“ und „Abspaltungen von der reinen Lehre“, und zwar bereits von Anfang an, beim Islam allerdings schon ca. zehnmal länger.

    Nur mal am Rande und nebenbei erwähnt, falls noch erlaubt ……

  4. Was ist mit all den Kräften geworden, die den „Arabischen Frühling“ einst hervorgebracht und weit getragen haben ? Diese Gruppierungen haben sich doch nicht in Luft verflüchtigt !?

    Ich habe immer noch die Hoffnung, dass nach Zerschlagung der IS eine echte Reformationswelle den Islam durchziehen wird.
    Diese Menschen dort sehen doch durch weltweites TV und andere Medien, wie schön ein freies, westliches Leben sein kann.

    Dass nicht zerstören, sondern in weiten Teilen übernehmen der bessere Weg für sie ist, müsste doch einleuchten.

  5. Sein Name ist Joseph Kony, er ist Gründer und Anführer des „LRA“ und wird seit gut 10 Jahren erfolglos vom Internationalen Strafgerichtshof Den Haag per Strafbefehl gesucht.
    Seit 1987 soll seine Meliz in Uganda, der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan und Kongo etwa 100.000 Menschen ermordet, mehr als eine Million vertrieben, Zehntausende Frauen versklavt und Zehntausende Kinder entführt und unter Einsatz von Drogen und unvorstellbarer Gewalt zu sogenannten Kindersoldaten abgerichtet haben. Der Stellvertretende Generalsekretär der OCHA, eine Unterorganisation der UNO für humanitäre Angelegenheiten, hat sie als „die wohl brutalste Rebellengruppe der Welt“ bezeichnet.
    „LRA“ steht für „Lord’s Resistance Army“, zu Deutsch „Gottes Widerstands Armee“.
    Sie verfolgt das Ziel einen christlichen Gottesstaat unter der Herrschaft der „Zehn Gebote“ zu errichten. Zunächst in Zentralafrika, danach in der ganzen Welt.
    Die Bundeswehr musste bislang nicht eingreifen um Deutschland am Kongo zu verteidigen. Die Bundeskanzlerin hat bislang nicht mitgeteilt, sie würde sich sehr freuen, wenn es gelingen würde, nach Osama bin Laden nun bald möglichst auch Joseph Kony zu töten.
    Wann werden wir begreifen, dass der Irak- und Afghanistankrieg bislang zwar 3 Billionen US-Dollar gekostet, aber keine sicheren Staatsgebilde hervorgebracht haben.
    Es ist gut zu wissen, dass wir die Guten und die Anderen immer die Bösen sind, so schaffen wir es den Krieg auch nach Deutschland zu bringen.

  6. @werner h.

    Könnte sogar sein , daß eine erneute Wachablösung ansteht , daß die „westlichen Werte“ vom islamischen Kulturkreis weitergefürt werden , während sie im Westen selber erstmal wieder in Vergessenheit geraten.
    Das wäre sowas wie der „natürliche“ Lauf der Dinge , wir hatten das schon mehrfach , in beiden Richtungen.

  7. erstmal: auch wenn es schon x beiträge zu diesem thema gibt (lieber m.p.) so bin ich schlicht und einfach sdhr beeindfuckt von aldudaks resumme. er ist schüler…da können sich etliche rentner ein stück abschneiden. ich wünschte mir, kinder , enkel, freunde zu haben, die das so formulieren, geschweige denn denken. sie jedenfalls beteiligen sich nicht in diesem und anderen blogs.

  8. @4
    Gorch Atzberger.
    100 % Zustimmung. Vermutlich haben Sie (auch) mit
    Uganda zu tun, sonst würde Ihnen dieses Thema nicht unter den Nägeln brennen. Leider ist es nur ein Beispiel unter vielen „unterlassenen“.

  9. @ Gorch Atzberger

    Ich möchte Sie bitten zu präzisieren, warum Sie den vermeintlich „christlichen“ Terror der LRA hier ins Feld führen.

  10. Die viel gepriesenen westlichen Werte:
    Freiheit? Ja, die findet man hier, aber auch ihre Schattenseite, den Neoliberalismus.
    Gleichheit? Vor dem Gesetz weitgehend, nicht aber, was Lebenschancen anbetrifft.
    Brüderlichkeit? Die Flüchtlingshelfer zeigen sie. Sonst viel Konkurrenz und Ellbogengesellschaft.
    Wohlstand? Der funktioniert nur auf Kosten anderer: der Dritten Welt und der Umwelt. Und viele bleiben außen vor.
    Ansonsten viel Konsumorientiertheit und Oberflächlichkeit: Wer fährt den dicksten SUV und kann sich die Rolex leisten?
    Vielleicht ist das manchem Muslim einfach zu hohl.

  11. Nach Frau Ernst,

    wer lebt da auf wessen Kosten? Lassen Sie doch bitt den Topos vom „edelen Wilden“ mal außen vor: Die gesamte dritte Welt glänzt seit Jahrzehnten durch extreme Überbevölkerung und Nutzlandzerstörung.

    Vielelicht sind manche pseudomoralisierenden Anklagen eine Naturwissenschaftler zu hohl?

  12. #Bronski. Sorry, dass ich mich einmische, aber vielleicht kann ich ein wenig helfen, wenn es um Ihre Frage an Gorch Atzberger geht. Religion, egal welche, ist ausschliesslich zu dem Zweck installiert worden, um Menschen zu beherrschen und die Macht der „Erfinder“ zu manifestieren; Beispiele gibt es mannigfach in der Weltgeschichte. Am Schlimmsten haben es die Christen getrieben, die in ihrer „ruhmreichen“ Ära wohl mehr Menschen getötet haben, als es Tote in beiden Weltkriegen zusammen zu beklagen gab! Es spielt keine Rolle, welchem Glaubensfaschismus man nachhängt – es ist Faschismus und auf jeden Fall zu bekämpfen. Ich verstehe ohnehin nicht, warum man die gerade Agierenden nicht wie die braune Soße im 3. Reich in einer konzertierten Aktion der ganzen Welt von der Bildfläche löscht, wie 1941 bis 1945 die Nazis. Faschist bleibt Faschist! Weg damit ! Ali Riza Aldudak möchte ich zu seiner Meinung beglückwünschen. Gleichzeitig plädiere ich dafür, dass Menschen zuerst Menschen sind und erst in 2. Instanz einer Religion zugehörig. Und genau das ist es, was ein Europäer oder ein Mensch der westlichen Welt nicht versteht. Wir nennen uns nicht zuerst Christen und dann sagen wir, dass wir Italiener, Dänen oder was auch immer sind. Wir sind Mitglieder einer Nation und vielleicht zufällig Christen – oder auch nicht, weil das niemand braucht! Schade, dass das in Arabien, Syrien, Irak und vor allem auch in Israel nicht so ist. Hier spielt die Religion die erste Geige und die ist nicht von Gott gemacht – von welchem auch immer, sondern von denen, die den Glauben der Menschen mittels Religion als Machtmittel benutzen! Fröhliche Grüße sendet. U. Niewiem

  13. … leider hatte ich einen vergessen: … das Thema, dass das Verlieren nur „eines“ Menschenlebens dem Verlust der ganzen Welt gleichkommt, das hatte weder der liebe Herr Mohamed selbst geglaubt und schon gar nicht seine Nachfolger! Gleiches gilt zumindest auch für das Christentum…. tue Gutes und liebe die, die dich hassen. Beides Schmarren! Es geht um Macht! Grüßle.

  14. @Brigitte Ernst

    Ausgenommen das „Leben auf Kosten anderer“ , volle Zustimmung , die Werte der Aufklärung werden vor allem von innen bedroht.

  15. gern komme ich der Bitte von „Bronski“ nach.

    Wenn man etwas ändern will, muss man sich selbst zuerst ändern. Wir ernten gerade die Saat, die wir gesät haben.
    Auf meiner „Weltumseglung“ haben wir in einem kleinen Hotel in Feuerland, auf dem Weg zu den „Torres del Paine“ übernachtet. Zum Frühstück gab es abgepackte Butter, diese kleine Portion von 20 Gramm, wir waren in Chile, kam aus Irland! Meine Frage an den Hotelier, ob es denn keine chilenische Butter gäbe, klar doch, aber die ist teurer.
    Wir geben der „Dritten Welt“ keine Chance aus eigener Kraft voran zu kommen, wir nutzen unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten schamlos aus, bereichern uns rücksichtslos, egal ob nun EU oder USA. Leben und leben lassen, Fehlanzeige. Einer der Folgen, der mordende „Islamische Staat“ oder „Lord’s Resistance Army“ (LRA). Sie sind sich in ihren Methoden, der Menschenverachtung, dem Gotteswahn, ihren Zielen identisch. Nur, wir haben einen erheblichen Anteil dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist und schütten gerade wieder Öl ins Feuer. Glauben wir wirklich uns das Elend der „Dritten Welt“ durch 6 Meter hohe Mauern und Zäune, wie in Nord-, Mittel- und Südamerika zu besichtigen und einen sogenannten „Krieg gegen den Terror“ vom Leib halten zu können?

  16. @ 6; Liebes maiillimi,

    zuallererst mal meine Anerkennung zu Deiner in jeder Hinsicht vollendeten Metamorphose auf dem Ybersinn-Blog! (…) In der zur Debatte stehenden Sache war ich versucht, meinem anerkennenden ersten Satz über die Ausführungen des jungen Autors einen weiteren hinzuzufügen, hab’s dann aber bleibenlassen und tu’s jetzt doch, nachdem Du aufgezählt hast, wer all sich ein Stück von dieser klugen Betrachtung abschneiden könnte. Er hätte lauten können: „Es fällt kaum auf, daß Ali Riza Aldudak kein richtiger Deutscher ist.“ Das passende Smilie dazu hätte sich jeder Leser selbst vorstellen dürfen.

    (…) Anm. Bronski: Passage gelöscht, da nicht zum Thema.

  17. Was sind Religionen anderes als all die -ismen unserer heutigen Zeit? Sind der Kommunismus, der Faschismus, der Sozialismus, der Neoliberalismus, und wie si alle heißen, nicht auch Religionen, vielleicht nur ohne Gott? Aber der Markt, und der Glaube an die alleinseligmachende Kraft des Marktes – ist das nicht Religion; und fordert daher den Widerstand all der „wahren“ Gläubigen heraus?

    Was unterscheidet einen Gott, welcher alles richtet, von einem Markt, welcher alles richtet? Den Beweis sind ja beide bislang schuldig geblieben.

    Wenn alle – gerecht verteilt – wirklich ihren „Zehnten“ abgeben würden, wäre es in Ordnung. Aber die von den Großkopferten gesteuerten Steuergesetze erlauben es ja der Oberschicht, im Verhältnis der Einkommen zur Versteuerung, sagen wir mal, großzügig zu sein. Gott, oder wie der Fuzzi immer heißen mag, ist eben mit den „???“.

    So ein Typ wie der Schäuble, dem wahrscheinlich demnächst das Bundesverdienstkreuz umgehängt wird, Vorbild einer sich „christlich“ schimpfenden Partei, hat vermutlich letzendlich, was die Folgen und Nebenwirkungen seiner Politik in Europa anbetrifft, Millionen von Schicksalen auf dem Gewissen. Eben eine schwarze Null, die nicht begreift, das europäische Ökonomie aus Geben und Nehmen besteht. Und das uns derzeit mit Recht der europäische Stinkefinger gezeigt wird, weil wir ja mit unserer „Schwäbische Hausfrau“-Ökonomie jahrelang Milliarden gescheffelt haben, auf Kosten der anderen EU-Länder.

    Auch im eigenen Land bröckelt es, mit Recht. Wie beknackt ist ein Hausbesitzer, der Löcher im Dach nicht ausbessert, den Schwamm im Gebälk nicht bekämpft, den Garten in der Hochsommer-Trockenheit nicht gießt, sich über seins ausgeglichenes Konto freut, und die Kosten, die morgen auf ihn zukommen, einfach negiert.

    Auch so, Kosten für Flüchtlinge, wohl völlig überraschend, kamen ja alle erst ab September 2015, oder? Würde mensch sich wirklich ansehen, wie die Bilanzen der ganzen Entwicklungsländer, und somit der Herkunftsländer der Flüchtlinge sind, würde sich mancher „Flüchtlingsstrom“ von selbst erklären.

    Die westlichen Werte: auf die ist – bzw. wurde – schon lange geschissen.

  18. Lieber Ali Riza Aldudak,

    Sie zeigen sehr viele der Widersprüche auf, die es zurzeit in der Welt gibt. Sie hadern offensichtlich mit den „westlichen Werten“.
    das kann man durchaus nachvollziehen, aber Sie sollten vielleicht Eines berücksichtigen:

    Im Gegensatz zu unzähligen anderen Menschen können Sie können von diesen „westlichen Werten“ Gebrauch machen.

    Sie können Ihre Meinungsfreiheit nutzen, ohne Gefahr zu laufen verfolgt oder gar eingesperrt zu werden.

    Sie leben in einem Staat, der Ihnen Religionsfreiheit zusichert, der Ihnen Reisefreiheit, freie Berufswahl ermöglicht, um nur ein paar Punkte zu nennen.

    Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn die ganze Welt vergleichbare Lebensverhältnisse hätte.

    Dass es leider nicht so ist, kann man jedoch nicht einseitig Europa oder dem Westen anlasten.

    Ich glaube nicht, dass die Welt ohne die gescholtenen „westlichen Werte“ insgesamt besser und friedlicher werden würde.

    Vielleicht ist das auch eine Überlegung wert.

  19. Meine Frau hat mich, indirekt, darauf gebracht. Sie las gerade einen Roman, in dem jesidische Kreise eine Rolle spielten. Und ich habe mich gleich Wiki-mäßig über diese Religion informiert. Und dabei ist mir ein schräger Gedanke gekommen: Gibt es einen Zusammenhang im gewaltbereiten und kriegerischen Verhalten zwischen Gläubigen monotheistischer Religionen und denen von pantheistischen Religionen? Wie war das in der Vergangenheit, riefen die Germanen so etwas wie „Inschallah“, oder „Gott mit uns“?

    Wie sehen die MitbloggerInnen dies? Christentum ist übrigens für mich eine monotheistische Religion, weil sich letztendlich alles auf „Einen“ konzentriert.

  20. @ Karl Müller #10 u. DH #13

    Mit dem Vorwurf der Umweltbelastung durch die Überbevölkerung haben Sie recht, Herr Müller. Bei der Nutzlandzerstörung bin ich mir nicht sicher, wer da immer dahintersteckt. Ist es tatsächlich die Bevölkerung der Dritten Welt oder sind es nicht oft auch die europäischen, amerikanischen und internationalen Firmen.

    Was ich mit „auf Kosten anderer“ gemeint habe, erklärt Gorch Atzberger dankenswerterweise in #14.

    Ansonsten muss ich dann doch auf runeBs Einwand hin einräumen, dass die Lebensverhältnisse in den westlichen Staaten, verglichen mit dem Rest der Welt, tatsächlich erheblich besser sind. Man sollte auch nicht undankbar sein!

    Vor allem die Situation der Frauen hat sich in den letzten 50 Jahren im Westen erheblich verbessert, und das ist eine Entwicklung, die ich natürlich sehr begrüße, weshalb es mir auch besonders wichtig ist, dass den neu Zugewanderten das Prinzip der Gleichberechtigung von Mann und Frau nachdrücklich vermittelt wird.

    @ Georg Siebert u.a.
    Unversehens ist die Diskussion wieder bei der Religionskritik gelandet und der Frage, wer in der Geschichte bei der Verbreitung des eigenen Glaubens Schlimmeres angerichtet hat, die Christen oder die Muslime; und ob die monotheistischen Religionen mehr Gewalt fördern als andere. Ich weiß nicht, ob uns das hier weiterbringt.

    Ich selbst gehe von der (pessimistischen) Prämisse aus, dass Gewaltbereitschaft in der menschlichen Natur angelegt ist. In Kulturen, in denen das Recht auf gewaltsame Auseinandersetzungen nicht hinterfragt wurde, schlug man sich fröhlich und ohne Skrupel gegenseitig die Köpfe ein, wie z. B. bei den Germanen. Da herrschte das Recht des Stärkeren, und mit Religion hatte das wenig zu tun. Die Götter, die man sich ausdachte, waren genauso zerstritten und gewalttätig wie die Menschen (siehe auch die griechische Mythologie).
    Erst in den Kulturen, in denen durch Religion versucht wird, das Zusammenleben etwas friedlicher zu gestalten, geraten die Gläubigen, wenn sie dennoch ihrem Egoismus, ihrer Gier nach Macht, Landbesitz und Reichtum sowie ihrer Freude an der Gewalt frönen wollen, in einen Gewissenskonflikt, weil sie damit gegen moralische Normen verstoßen. Was liegt da näher, als sich eine Religion so zurechtzubiegen, dass sie die eigene Gewalt nicht nur rechtfertigt, sondern sogar fordet?
    Das Gleiche gilt natürlich auch für alle Ideologien, die sich nicht auf Gott berufen, sondern vielleicht auf die „Vorsehung“ oder den zur Erlösung der Menschheit nötigen Klassenkampf.

  21. @Brigitte Ernst

    „auch auf Kosten anderer“ wäre besser formuliert. Karl Müller weist zurecht darauf hin , daß auch die benachteiligten Länder ihren Anteil beitragen , daß sich (auch) der Westen z.T. verbrecherisch verhält , steht dabei außer Frage.
    In den benachteiligten Ländern hat sich wohl ein Denken breitgemacht , das dem im Westen stark ähnelt , so ein Recht des Stärkeren , im sozialdarwinistischen Sinn.

    Solange die Unterprivilegierten selber nur schauen , wer noch unter ihnen stehen könnte und wes Schwäche man wiederum selber ausnutzen könnte , haben sie auch keine Chance , daran was zu ändern.
    Wehe aber dem Westen , wenn sich das mal ändert und benachteiligte Länder die Solidarität entdecken , der Bereich Islam macht seit einiger Zeit den Anfang.

    @Georg Siebert#17

    Wesentlicher Punkt ,die Art des Denkens ist auch bei uns verwandt mit religiösem Denken , wohl ein wichtiger Grund , warum wir uns so schwer tun mit Islamisten . Wir sind selber Teil einer weltweiten Entwicklung , die solche Denkweisen seit Jahrzehnten befördert.
    Deswegen ist es auch so nervtötend , wenn man sich im Westen immer für die Guten hält.

  22. Die „Westlichen Werte“ – sie scheint es gar nicht zu geben…
    Eine Zusammenfassung von Richtlinien, Vorschriften oder auch nur als Empfehlungen, das Zusammenleben zu regeln, existiert unter diesem Namen wohl nicht.

    Es gibt die 30 Artikel der Nenschenrechte. Die
    Verfassungen und Grundgesetze, die sich Staaten zusätzlich gegeben haben.
    Weiter gibt es noch eine Unmenge von Vorschriften und Richtlinien über die Länder, Städte und Gemeinden, sogar wie Nachbarn miteinander umzugehen haben und der Müll zu entsorgen ist.

    Kann man, wenn man will, alles zu den „Westlichen Werten“ rechnen.

    Ich nehme mal an, jeder kann sich seine Werte
    in diesem Rahmen zusammenstellen, wie sie zu ihm passen. Ähnlich wie bei den Religionen.

    Das ist unsere Freiheit die wir leben und lieben.

  23. # 21, DH: Einfach nur: danke.

    Als Agnostiker habe ich viele Menschen kennen gelernt, Gläubige und Ungläubige. Und immer wieder feststellen müssen, das der Glaube eine Forderung beinhaltet, zu einer Art Zwangssolidarität mit dem Glaubenden und den Gläubigen. Und jede Abweichung mehr oder weniger heftig bestraft. Für mich ist es essentiell, das ich als Agnostiker niemanden von irgendwas überzeugen soll, will oder muß. Weil ich eben selbst alles für möglich und nichts für wahrscheinlich halte. Da erlebe ich selbst bei Atheisten so eine Art „Glauben“, weil sie andere immer überzeugen wollen, a la Dawkins, das es nicht gibt. Aber genau das ist mir wurscht. Ist meine Privatsache.

  24. Ich hatte gehofft, bei diesem Thema tatsächlich etwas mehr über die „Westlichen Werte“ zu erfahren. Denn ich muss zugeben, dass ich davon auch nur eine verschwommene Vorstellung habe. Doch da kommt wohl nichts mehr, wie so oft, leider.
    Auch so klugen Leuten, wie denen, die hier versammelt sind, fällt es offensichtlich schwer, beim Thema zu bleiben. (Ernst gemeint.)

    # 6, DH,

    ich hoffe nicht, dass es so kommen wird, dass der Islamische Kulturkreis die Westlichen Werte, die anscheinend immer noch als rein christlich geprägt angesehen werden, ablösen wird. Da hoffe ich doch, dass die „Aufklärung“ sich, mit Hilfe der Wissenschaft und Technik, endlich und für immer, durchsetzen wird.

  25. # 24, werner.h.: Vielleicht sind ja die „westlichen Werte“ nur ein Hype? Oder sogar eine versteckte Perversion? Wer soll diese denn definieren, und wie dies dann kulturell begründen? Die westliche Geschichte ist wahrlich, mit all ihren Eroberungs- bzw. Vernichtungskriegen, ihrer Pervertierung alter griechisch-römischer Werte, ihrer Vermischung derselben mit christlichen Werten, ihrem Herrenmenschentum, Sklavenhalterei, Borniertheit, Ausrottung anderer Kulturen, bis hin zum „unwerten“ Leben, wahrlich voll von bösen Verrichtungen und Vernichtungen.

    Und wenn ich mir jetzt das Gezerre rund um die Pariser Klimakonferenz anschaue: da geht es auch wieder um „Werte“, nämlich um monetäre, in Euro und Cent und Dollar und Cent meßbare. Da wollen die entwickelten, die sich jahrelang durch Ausbeutung bis hin zur Vernichtung dritter Welt-Länder bereichert haben, jetzt den Dicken machen, und die anderen in ihrer – so schön vorgemachten – Entwicklung stoppen, damit nur nicht der Wohlstand im Westen angekratzt wird.

    Die Heuchelei, sie lebe hoch, hoch, hoch!

    Und, um vielleicht doch noch eine Antwort zu geben. Es gibt keine „westlichen“, sondern nur globale Werte, wie Humanität. Und diese ist nicht teilbar, in westlich-östlich-nördlich-südlich.

  26. @werner h.

    Der islamische Bereich wird eine eigene Version dessen entwickeln , was als „westliche Werte“ bezeichnet wird , das halte ich für so gut wie sicher.
    Unsicher ist meines Erachtens nur , ob der Westen „seine“ Werte weiterführen wird , da sind grob gesagt , zwei Varianten denkbar – ein Niedergang der besagten Werte oder das Weiterführen und damit einen Gesamtbereich Europa und Islam , der sich in dieser Richtung orientiert. Für beide Möglichkeiten gibt es historische Beispiele.

    Sie selber haben ein Beispiel genannt , was westliche Werte angeht , das vor lauter umfassenden Definitions-Versuchen untergeht , nämlich den Individualismus. Es war immer eine Stärke des Westens , daß es eben nicht abschließend definiert ist , wer was zu denken habe und daß man sich seine Werte eben aussuchen kann , verbunden mit der Regel , daß die Freiheit des Einzelnen Grenzen kennt , wo sie die (legitime) Freiheit des Anderen beschneidet.

  27. @ werner.h

    Für mich sind die westlichen Werte identisch mit den Grundsätzen unserer Verfassung und der UN-Menschenrechtscharta, nicht mehr und nicht weniger. Dass sie auch im Westen nicht zu 100% befolgt werden, ist klar, und die Entwicklung der letzten 20 Jahre hat gezeigt, dass wir bezüglich der Rechte für Frauen und sexuelle Minderheiten schon viel erreicht haben, jedoch auf anderen Gebieten (Gerechtigkeit auf wirtschaftlichem Gebiet) immer wieder Rückschritte beobachten müssen.
    Außerdem gibt es Bereiche, in denen sich zwei Grundrechte (z.B. körperliche/seelische Unversehrtheit und Religionsfreiheit) ab und zu ins Gehege kommen.
    Trotz aller Mängel: Wir dürfen unsere Standards nicht zurückschrauben. Das muss jeder wissen, der in unserem Lande leben will.

  28. @Wolfgang Fladung

    Doch , es gibt sie , die westlichen Werte , paradoxerweise sind sie mit der Grund für die späteren , von Ihnen richtig beschriebenen Entgleisungen.
    Der Westen hat mit der Aufklärung begonnen , sich untereinander etwas zivilisierter zu verhalten als andere Kulturkreise zu diesem Zeitpunkt. In der Folge konnte , nicht zuletzt durch die Offenheit für technische Neuerungen , der Westen seine Hegemonie über die Welt begründen.
    Die etablierte Macht führte dann , wie so häufig ,zum teils massiven Mißbrauch derselben , nachdem der Westen sich für eine Zeitlang für unangreifbar hielt.

    Dahinter steht keine „natürliche“ Bösartigkeit des Westens , sondern , wenn überhaupt , eine natürliche Bösartigleit des Menschen, hätten die beherrschten Kulturkreise die Chance gehabt , uns auszubeuten , hätten sie es genauso getan.
    Daher kommen wir nicht weiter mit ewiger westlicher Selbstzerfleischung , daß der Westen große Verbtrechen beging , ist unbestritten , aber ganz so einfach ist es auch wieder nicht.
    Der Sklavenhandel etwa war vermutlich eine afrikanische Erfindung , schon vor Jahrtausenden , der Westen war diesbezüglich nur effektiver.
    Und der Westen war auch der allererste Kulturkreis überhaupt , der die Sklaverei grundsätzlich infrage stellte , es ist keinesfalls sicher , daß es weniger Versklavung gegeben hätte , ohne die Vorherrschaft des Westens in der Welt.

  29. # 28, DH:Zustimmung insoweit, wie die von Ihnen genannte „Bösartigkeit“ natürlich nicht nur den Westlern inne wohnt. Ich sehe eben nur den Unterschied darin, das im Westen das kapitalistische Prinzip mehr Fuß fassen konnte. Und Ausbeutung ohne Gewalt geht nicht. So etwas kennen z.B. Buddhisten nicht. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

  30. @Wolfgang Fladung

    „das kapitalistische Prinzip…“

    So ist es , und das ist auch eine Achillesferse des Kapitalismus , die man nutzen kann . Der Kapitalismus ist selber auf Dauer angewiesen auf die Werte der Aufklärung , wenn er diese zerstört – wie im Moment – zerstört er mit Verspätung auch sich selber.
    Westliche Werte und Systemkritik gehören untrennbar zusammen , nicht nur von links her gedacht.

  31. # 25 bis # 30 :

    Alles klar ! Das Thema wurde – für mich – erschöpfend behandelt. Danke und Tschüss !

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