Was treiben die "Bilderberger"?

Wieder ist es spät am Abend (kleine Untertreibung 😉 ), und wieder stoße ich bei der Lektüre von Leserbriefen, die ich für meine morgige Arbeit sichte, auf ein interessantes Thema fürs FR-Blog. Ich hätte auch schon früher drauf gestoßen sein können, schließlich habe ich ja erst am Samstag Leserbriefe zu diesem Thema veröffentlicht. Komischerweise kommt mir der Gedanke trotzdem erst jetzt. Also bitte, liebe Leute – keine Scheu! Weist mich darauf hin, wenn auch sowas auffällt.

Nun aber: die „Bilderberger„. Dieser Zirkel ist der „wohl elitärste Machtzirkel auf globaler Ebene“, wie Markus Klöckner, Autor des Buches „Machteliten und Elitenzirkel“ in der FR schrieb. 130 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Militär, Adel, Forschung und Medien trafen sich zu einer dreitägigen Geheim-Konferenz in Chantilly, Virginia/USA. Wer genau daran teilgenommen hat, ist nicht bekannt. (Wenn man andererseits aber hört, dass auch Guido Westerwelle 2007 an einem „Bilderberger“-Treffen teilgenommen hat, kann man durchaus Zweifel bekommen, wie elitär dieser Zirkel in Wirklichkeit ist.) Seinen Ursprung habe, schreibt Klöckner, das erlauchte Gremium im Europa der Nachkriegszeit. Wer daran teilnimmt, hatte sich von jeher zu einem Schweigepakt zu verpflichten, und diese Bedingung, dieses „Gebot der Diskretion“, wird bis heute durchgehalten. Klöckner weiter:

„Trotz der Geheimniskrämerei: Bilderberg ist keine große Verschwörung, sondern verweist im Wesentlichen auf eine Art von vorgelagertem, wenig demokratischem politischem Formationsprozess. Aufgrund des Einflusses und der Hochrangigkeit der Teilnehmer ist davon auszugehen, dass die dort geäußerten Ideen auch in die gesellschaftspolitische Realität eingewoben werden. So haben Soziologen nachgewiesen, dass die Trilaterale Kommission, eine Denkfabrik im Bereich globale Wirtschaft, aus einer Bilderberg-Konferenz hervorgegangen ist. Auch zahlreiche Journalisten, deren Aufgabe es eigentlich ist, Öffentlichkeit herzustellen, nehmen an den Konferenzen teil. Sie berichten aber nicht darüber.“

Ich weiß nicht, wem es ähnlich geht, aber da reagiere ich erstmal misstrauisch. Aber ich lasse erstmal zwei Leser zu Wort kommen. Karsten Kühn aus Waldems meint zu dieser illustren Runde:

„Wir brauchen uns in den Industriestaaten über Demokratie-, Menschenrechts- und Wettbewerbsdefizite, Neoliberalismus, Steuerhinterziehung, Sozial- und Datenschutzabbau usw. nicht zu wundern. Eine kleine Elite aus Wirtschaft, Politik und konservativen Medien unter amerikanischer Regie bestimmt mehr oder weniger erfolgreich unsere Zukunft. Selbst die Wahl amerikanischer Präsidenten wurde, wie im Falle Bill Clinton, von dieser Gruppe beeinflusst. Hinsichtlich einer solchen Einstellung zur Demokratie fällt mir ein Satz von Schiller ein: ‚Hier wendet sich der Gast mit Grausen.'“

Norville Barnes aus Hamburg fügt hinzu:

„Ich finde es naiv zu glauben, dass bei solchen geheimen Treffen keine Verschwörungen passieren. Den Teilnehmern dort sollte man grundsätzlich misstrauen, denn sie haben enorm viel Macht und damit viel Missbrauchspotenzial.“

Letzterem Statement kann ich mich eigentlich nur anschließen. Warum treffen sich diese Leute unter dem Siegel der Verschwiegenheit, wenn sie dabei nichts auskungeln? Ein Indiz, dass dieses Misstrauen bestärkt: die Trilaterale Kommission, von der Klöckner schreibt. Über diese Organisation, die 1973 auf Betreiben von David Rockefeller gegründet wurde – scheint ein „Bilderberger“ zu sein – hat der britische Politik-Wissenschaftler Stephen Gill folgendes geschrieben:

„Trilateralismus kann definiert werden als ein Projekt zur Entwicklung einer organischen (oder relativ dauerhaften) Allianz zwischen den größten kapitalistischen Staaten mit dem Ziel, eine stabile Form der Weltordnung voran zu treiben (oder zu erhalten), die ihren dominanten Interessen entspricht. Dies schließt ein Bekenntnis zu einer mehr oder weniger liberalen internationalen Wirtschaftsordnung ein.“

Mehr oder weniger liberal – sehr vorsichtig formuliert. Hier geht es Neoliberalismus. Um die Chicago Boys. Übrigens ist auch unser derzeitiger Bundespräsident Mitglied dieser Trilateralen Kommission. Joseph Ackermann ist es, Helmut Schmidt ebenso – und Gerhard Schröder. Vermutlich kann man heutzutage nicht Lenker eines mächtigen Staates der Triade sein, ohne Mitglied in der TK zu sein. Und bei den „Bilderbergern“.

An Verschwörungstheorien mangelt es nicht. Daher hier mal ein bisschen Stoff zum Thema – und ein Beispiel, wie gemeint wird, wie die „Bilderberger“ wirken, ganz im Sinn von Karsten Kühn, der meint, die Wahl von Bill Clinton sei von den „Bilderbergern“ beeinflusst worden.

„Geheime Weltregierung oder seniler Debattierklub?“, fragt Heise. Hier eine Sammlung von englischsprachigen Links zu Berichten über die „Bilderberger“. Abgeordnetenwatch.de hat Reaktionen von Politikern auf Anfragen zu dieser Gruppierung veröffentlicht. Man sieht, es ist alles sehr nebulös. Ich habe meine Zweifel, ob sich Licht in diese Angelegenheit bringen lässt – aber versuchen kann man es. Was treiben sie also, die „Bilderberger“?

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4 Kommentare zu “Was treiben die "Bilderberger"?

  1. Was machen die Bilderberger?

    Einen Haufen Bilder in den Köpfen der Unwissenden und Verschwörungstheoretiker.

    Die Tatsache, daß die Welt von selbsternannten Eliten regiert wird, von deren Tun, Lassen und Wollen wir rein gar nichts mitkriegen, ist ja nichts Neues.

    Ob Logen oder Dogen, Illuminierte oder Umnachtete, man kann ihr Denken und Reden nicht kontrollieren, lediglich ihre Taten werden sichtbar.

  2. Hach, diese nebulösen Bündnisse. Opus Dei oder/und der Sitz der Freimaurer in der Münchner Str. hier in Frankfurt. Aber von denen habe ich ja noch nie was gehört *kopfkratzt*

    Aber lieber Bronski, es heißt „telepolis“, die gehören zwar zu heise, aber wir sagen ja auch nicht … sondern Frankfurter Rundschau, ne? *blinzelt* Dies nur mal so, am Rande hinterlassen.
    Ich werde am WE oder Montag mal mich da schlau lesen, weil das interessiert mich ja nun, wer dieser Verein ist. Noch’n Feind 😀

    Danke schon mal für den Stups, für was so ein Blog alles gut sein kann 🙂

  3. Namen ändern sich aber die Gruppen und deren Ziele bleiben.
    Alles schon mal da gewesen oder nie weg gewesen!
    Keiner mag sie aber alle möchten dazu gehören!
    Gott sei dank ist ein Menschenleben nicht ewig und so vergänglich wie seine abstrakten Ideen.
    Lohn also nicht lieber rü 😀

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