Von der Globalisierung haben Wenige viel

„Von der Globalisierung haben alle etwas“, mein der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion. Die FR hat den Text dokumentiert: FR-Leser sind anderer Meinung. So schreibt mir Manfred Foos aus Bretten:

„Lieber Herr Röttgen, Sie beklagen, dass die Skepsis gegenüber der Globalisierung zunimmt. Gleichzeitig treten Sie belehrend auf: ‚Globalisierung gab es schon immer‘. Sie sind der Einzige, der glaubt, das noch erklären zu müssen. Die Jahrtausende sind voller Globalisierungstendenzen. Gerade die Kritiker wissen, dass es um faire Abläufe gehen muss. Dass die Skeptiker zunehmen, ist der Beweis dafür, dass sich eine Mehrheit langsam gerade auch in den Industrieländern zu den Verlieren zählen muss. Sonst würden doch alle Beifall klatschen. Eine korrupte politische Klasse macht gemeinsame Sache mit Konzernen. Das ist leider Realität. In Berlin im Parlament sitzen keine Volksvertreter, sondern Industrievertreter. Sie müssen nur in den Spiegel schauen.“

Volkmar Grombein aus Heusweiler meint:

„Wer was und wann etwas noch nicht verstanden hat, wird die Zukunft zeigen. Der Kommentar von Herrn Röttgen enthält nur Allgemeinplätze, die gebetsmühlenartig heruntergeleiert werden ohne jede neue Perspektive. Konkrete Anstöße fehlen. Wir werden nach dem Gipfel sicherlich darauf zurückkommen. Daher macht man es sich zu leicht, von Globalisierungsgegnern zu sprechen. Andere sprechen – korrekter – von Globalisierungskritikern. Dies kommt dem Sachverhalt näher. Die Überschrift müsste lauten: „Von der Globalisierung haben einige Wenige viel.“ Die meisten haben nichts davon. Die Kritiker haben schon verstanden, dass die Globalisierung nicht neu ist. Nur die Politik hat nicht verstanden, Regeln dafür aufzustellen.“

Gerhard Kampschulte aus Frankfurt fügt hinzu:

„Das Kapital ist von fast allen Fesseln befreit worden, und die Menschen dieser Erde sind zum Spielball des Kapitals geworden. Herr Röttgen sollte mal mit dem Bürger über seine Ängste und Nöte sprechen, bevor er solche Artikel verfasst. Denn wenn hier einer nichts verstanden hat, was bei dieser Art Globalisierung abläuft, dann Herr Röttgen. Der stinknormale Bürger, der jeden Tag um seine Existenz kämpfen muss, bleibt auf der Strecke. Aber dies hat Herr Röttgen noch nicht durch machen müssen.“

Und Luis Aranelleo aus Nürtingen hat eigene Erfahrungen beizutragen:

„Während die „Globalisierungsbefürworter“ versuchen, die Befreiung des Marktes als „Psalm“ in der ganzen Welt zu verbreiten, errichten sie die neue große Mauer von 3.200 km an der Grenze zu Mexiko. (…) Sie verteilen ihre Abwehrraketen und errichten ihre militärischen Basislager in der ganzen Welt wie zum Beispiel in meinem Land Ecuador, und gleichzeitig erlauben sie weder eine Annäherung an ihre Grenzen noch einen Transitaufenthalt in ihren Flughäfen. Wie kann es sein, dass alle US-Bürger in mein Land ein- und ausreisen, wie es ihnen beliebt? Ich danke unserem Präsidenten Correa, dass er zumindest den Vertrag für die US-Militärbasis in Ecuador nicht verlängern wird.

Wie kann es sein, dass ich, mit meiner einzigen „Straftat“, ecuadorianischer Staatsbürger zu sein, nicht qualifiziert bin, im Transit in Atlanta auf den Anschlussflug nach Ecuador zu warten? Wie kann es sein, dass ich meinen Flug stornieren und einen anderen via Caracas/Venezuela buchen musste (verbunden mit hohen Extrakosten), um nochmalige Schwierigkeiten und Demütigungen zu vermeiden? Doch Moment – welch eine Ironie: Gerade Venezuela ist die lateinamerikanische Bastion der Globalisierungsgegner.“

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6 Kommentare zu “Von der Globalisierung haben Wenige viel

  1. Herr Röttgers hat doch recht: Von der Globalisierung haben sogar alle mehr!

    Ein paas tausend (eine Menge) mehr Reichtum und der Rest mehr(!) Armut. Wenn das nichts ist, dann weiß ich auch nicht. 😛

    Und außerdem: Dieses Me(e|h)r Armut sorgt nicht nur für leerere Urlaubstrände, an denen sich Betuchtere dann wesentlich besser von der SELBSTZENSIERT erholen können, sondern bei entsprechender weiterer Steuerung durch die G8 im Endeffekt auch für ein menschenwürdigeres Leben deren, die sich leisten können zu überleben.

    Irgendwie fange ich langsam an, selbst die Steinewerfer zu verstehen, wenn ich das auch um Gottes Willen niemals rechtfertigen werde…

    For one world in peace, Jan

  2. Um den dritten Abschnitt sollte eigentlich Zynismus stehen, das hat die Blogsoftware aber rausgefiltert…

    Nur falls jemandem das nicht selbst auffallen sollte. 🙂

  3. tja bronski
    wenn sie all schon die schönen leserbreife reinstellen in den blog, die den aqrtikel nur zu gut kritiseren, was soll man denn da noch schreiben 🙂

  4. tja bronski
    wenn sie all schon die schönen leserbriefe reinstellen in den blog, die den artikel nur zu gut kritiseren, was soll man denn da noch schreiben 🙂

  5. Warum ist denn die Anzahl der Menschen in China, die unter der Armutsgrenze liegen, in den letzen Jahren von 250 Mio. auf jetzt 29 Mio gefallen?
    Die Schere wird größer, aber es gibt auch mehr zu verteilen.

  6. Der Globalisierungswahn wird uns allen irgendwann den Kopf kosten. Ich hoffe nur, daß ich es nicht mehr erleben muß. Ein brasilianisches Sprichwort sagt: Jeder Affe hat seinen Ast. Um den soll er sich kümmern, und da soll er auch bleiben.
    mfg

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