Verwirren statt informieren

Die EU dereguliert. Die Mengenvorgaben für Verpackungen werden abgeschafft. Damit fallen wichtige Standards für den Handel weg; der darf künftig auch ungerade Mengen anbieten. Die Verpackungsgrößen müssen nicht zwangsläufig schrumpfen; es ist einfach weniger drin in so einer Verpackung. Verbraucherschützer befürchten Chaos im Supermarkt und sprechen von der Lizenz zum Mogeln. Heinz Hergenhahn aus Flörsheim gibt ihnen Recht:

„Lügnerische und irreführende Werbung, Kampf gegen eine für den Verbraucher leicht verständliche Ampelkennzeichnung und nun die Variante mit Verpackungen in vielen unterschiedlichen Gewichts- und Volumengrößen. Verwirren statt informieren heißt die Devise der Nahrungsmittelindustrie. Vielfalt beim Hersteller, Einfalt beim Verbraucher. So wünscht es sich dieser Industriezweig, dem nur an Profit gelegen ist, nicht an der Gesundheit und Aufklärung der Verbraucher. Doch vergessen wir nicht, dass wir, die Verbraucher, Macht besitzen. Nutzen wir sie!“

Theodor König aus Köln:

„Die Aufhebung von Produktgrößen ist sicherlich eine „Errungenschaft“, die sich die Wirtschaft gewünscht hat. Und es stimmt: in Single-Haushalt wären mir manchmal kleinere Packungen lieber. Aber in vielen Lebensmittel-Discountern und Lebensmittelgeschäften gibt es inzwischen auf den Regalen Hinweise auf den Preis je Kilo. Jetzt müßte es in der EU nur noch die Bestimmung geben, daß diese Angaben der Grundpreise nicht nur verbindlich sind, sondern mindestens in gleicher Größe wie der Verpackungspreis aufgedruckt werden müssen. Dann könnte ich als Verbraucher auch mit einer 97-Gramm-Schokolade oder mit 13 Taschentüchern je Packung leben.“

Rolf Dudeck aus Lich hingegen meint:

„Ja, ja, Herr Wenzel, es ist schon schlimm! Da wird dem Hersteller und (!) dem Verbraucher Freiheit zugemutet! Das muß sofort verboten werden! Wo kämen wir denn da hin, wenn Hersteller und Verbraucher sich im freien Wettbewerb auf neue Packungsgrößen einigen, die Ihren Vorstellungen nicht entsprechen? Verbieten! Verbieten! Verbieten! Bloß keine Freiheit! (Mist, hat denn hier keiner grüne Farbe?)
Jetzt mal im ernst: An fast jeder Käse- und Wurstfrischtheke gibt es abgepackte Frischware zu kaufen, die im Gewicht keinen Normen entspricht (aber auf denen immer ein Vergleichspreis zu 100 Gramm i.d.R. steht). Seltsamerweise kommen alle damit klar. Wenn Sie damit nicht klar kommen, biete ich Ihnen gerne an, Sie einen Nachmittag lang zu schulen.
Ich begrüße den Wegfall der EU-Verpackungsverordnung sehr, weil sie mich schon lange genervt hat. Die Verpackungen, die zugelassen waren, sind für meine Verhältnisse entweder zu groß oder zu klein. Jetzt habe ich endlich zumindest die Chance (!), daß es besser passende Verpackungsgrößen geben wird.
Also Bravo EU: Endlich mal etwas vernünftiges aus Brüssel““

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5 Kommentare zu “Verwirren statt informieren

  1. An erster Stelle fällt mir eine kontinentale Kleinigkeit ein: Die EU sollte einen „Volks-Taschenrechner“ fördern und zwar so, daß diese z.B. für 0,50 Euro verkauft werden können. Damit können die Menschen schnell & bequem nachrechnen. Das macht ggf. auch ein Handy. In Supermärkten, wo man einen Scanner am Einkaufswagen hat oder solchen in die Hand bekommt, sollten die Geräte ggf. auch den Preis/Gewicht-Vergleich schaffen können. Mit der neuen VerpackungsVO haben sich EU & Wirtschaft jedoch auch weitere Probleme eingehandelt…

  2. Ich habe mit meiner Mutter darüber geredet. Sie findet das ja auch eine Einladung zum mogeln. „Die stecken einfach weniger rein“ so ihre Meinung. Hat sie ja nicht ganz unrecht. Nun sagen einige, man kann nachrechnen. Stimmt, aber… Mutter kauft ihr sorte Vollwaschmittel. Das Waschmittel hat sie schon ewig, nennt sich Markentreue. Da muß viel passieren, bevor sie wechselt.

    Ich kaufe ein wenig anders ein. Wegen 5 gr wechsel ich auch nicht mein Stammprodukt, das wissen die Firmen auch (die kennen ja das Kaufverhalten). Allerdings falle ich auch nicht auf die überteuerten Kleinpackungen herein, die es zu hauf gibt. Ich hatte neulich den Fall, daß die Kleinpackung 3x so teuer war als die Großpackung – im Verhältnis gerechnet. Da knips ich dann aus. Wenn die Großpackung nicht aufteilbar ist, wird eine Alternative gesucht.
    Ich hoffe ja, daß die Firmen die Produkttreue belohnen, in dem sie nicht mogeln, sondern ehrlich sagen „so und so“.

  3. Egal was da ausbaldovert wird :Wir“die Verbraucher“ allein haben es in der Hand,ob wir uns besch… lassen oder nicht.
    Auf jede Reaktion folgt eine Gegenreaktion und wenn wir nicht reagieren ist das Konzept aufgegangen und der nächste Akt wird vorbereitet.
    Die Strategie ist immer die gleiche.
    Man benutzt unsere Sinne und Instinkte gegen uns.Höhren- Sehen -Richen und nicht zu vergessen ,unser angeborenes Beuteverhalten.
    Auf letzteres sollte sich jeder besinnen und es kann nichts mehr schief gehen.
    Gesunder Egoismus ist das Rezept!

  4. Wir Verbraucher…

    die Verbraucher sind Vaterlandsverräter, die verkaufen noch die Gesundheit ihrer Kinder – für 26 Cent beim Discounter. Nennt sich Beuterverhalten für 14 Tage Sonne, Sand und mehr Egosismus. Lippenbekenntnisse hat der Verbraucher auch immer zur Hand, sagt der Chef von Schwälbchen-Milch. Rechnen können zwar einige aber ob das bei jedem Artikel dann noch hinhaut: 100 g kosten früher 79 cent, ganz früher 99 Pfennig, 85 g kosten heute 59 cent, ist billiger als früher, 100pro. 🙂

  5. Oder noch besser:

    100 TicTac kosten 99 cent. Steht so auf dem gelben Zettel im Regal. Das Konkurrenzprodukt gibt es in 5x16g ebenfalls zu 99 cent. Stückzahl fehlt da allerdings und alles ist verschweißt.

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