Nachdem das Wort des Jahres bereits gekürt worden ist – „Bundeskanzlerin“ -, sucht die Jury dieser Aktion nun das Unwort des Jahres. Gute Chancen haben Wortschöpfungen aus der Wirtschaftssprache, so der Vater der sprachkritischen Aktion, Horst Dieter Schlosser. Etwa „Smartsourcing“ – eine Schöpfung von Josef Ackermann von der Deutschen Bank, der mit diesem Verfahren 6400 Arbeitsplätze in Niedriglohnzonen verlegen will. Auch Oskar Lafontaines „Fremdarbeiter“ oder der Begriff „Ehrenmord“ sind gut im Rennen.

Dazu fragt Jürgen W. Fritz aus Frankfurt die FR:

„Immer wieder habe ich mich gefragt, wenn bei Ihnen dieses Wort geschrieben wurde, was denken Ihre Redakteure sich eigentlich dabei? Welche Morde sind nun verbrecherisch, bösartig und welche sind gut und ehrenvoll? Warum ist es ‚ehrenvoll‘ wenn Hatun Sürüci an einer Bushaltestelle in Tempelhof von ihrem Bruder ermordet wird? Das wollte ich die Redaktion der Frankfurter Rundschau schon immer einmal fragen. Und die Eltern der jungen Frau decken diese abscheuliche Tat auch noch mit ihrem Schweigen. Vor solchen Mitbürgern muß man erschauern. Was werden die noch alles treiben, was nicht in der Zeitung steht?

In Nigeria werden Frauen gesteinigt, ehrenvoll, versteht sich (FR v. 24.10.2001, FR v. 18.3.2002) und in Pakistan hat im vorigen Monat ein Mann seiner Schwester, beide Beine abgehackt (NZZ v. 28.11.2005). Der ‚ehrenvolle‘ (?) Grund? Sie hatte den falschen Mann geheiratet.

Nein, das mit der ‚Ehre‘ ist eine teuflisch-kranke Ausgeburt des Gehirns. Das sollten humanistisch-demokratische Zeitungen keinesfalls mit ihrer Wortwahl auch noch unterstützen. Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn das unmenschlich-unwürdige Wort ‚Ehrenmord‘ nicht mehr in deutschen Zeitungen zu lesen wäre. Ganz gleich, ob es nun von der Jury der Sprachwissenschaftler nun „prämiert“ wird oder nicht.“

Herr Fritz,
Sie haben vollkommen Recht. Es handelt sich um einen perversen Begriff für eine perverse Sache. Dabei ist es ganz offensichtlich, dass dieser Begriff seinen Zweck vollkommen erfüllt. Ihre Reaktion ist dafür der beste Beweis.
Wir sind dafür, die Dinge beim Namen zu nennen. Daher werden wir diesen Begriff weiter verwenden. Ich glaube es braucht keine Beteuerungen unsererseits, dass wir Morde um der vermeintlichen Ehre willen nicht weniger widerlich finden als Morde aus Habgier oder Eifersucht.

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9 Kommentare zu “Unwort des Jahres

  1. LOL! Ein Scheißjahr geht für die Linken zuende. Bushs zweite Amtszeit hat begonnen, Blair wurde wiedergewählt, Merkel wurde Kanzlerin, Tookie ist tot, die US-Wirtschaft ist noch immer nicht zusammengebrochen…

    Da will man mit dem gutmenschelnden Unwort des Jahres nochmal so richtig abkotzen!

    Meine Vorschläge:
    – Müntesteuer
    – Gerd-Gas-Pipeline
    – Gas-Verkohlung
    – Andrea Nahles

    Linke=Loser! MUAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!

  2. Mein Unwort (e) des Jahres 2005:

    Extremistischer Islamist: Schön zu wissen, dass es auch Islamisten gibt, die nicht extremistisch sind. Ich wünsche den Mitarbeitern des Verfassungsschutzes einen gesegneten Rutsch ins Neue Jahr.

    Oder:
    Parallelgesellschaft: Dieser Begriff kommt wirklich nicht aus der Ethno-Geo-metrie, sondern aus der Türko-metrie. Schließlich wird er nur für die Türken in Deutschland gebraucht. Ein angemessenes Beispiel dafür, dass Begriffe mit der menschlichen Unbegreiflichkeit eine Verengung bekommen.

    Bis nächstes Jahr…..

    Sericum

  3. „Arbeitshemmnis“ ist mein Unwort des Jahres 2005.
    So wurden Kinder von Hartz 4 Empfängern genannt!

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