von Roland Bunzenthal

Leider gibt es immer noch ab und zu ein paar Staatschefs, die einfach den richtigen Zeitpunkt für den wohl verdienten Ruhestand verpassen. Das dankbare Volk weiß dies zu schätzen und erinnert das Oberhaupt beziehungsweise den Oberhäuptling deshalb auch geflissentlich daran, dass er (sich) genug geleistet hat. Doch der demente Altersstarrsinn kann manchmal verhindern, dass der Selbstbereicherungsleiter sein letztes Amtsstündlein kommen lässt und sich stattdessen für die Ägyptolympier Isis und Osiris gleichzeitig hält.

Mit dem Schlachtruf „Rente mit 67 auch für Post-Pharaonen“ kümmerten sich nun die Nilrevoluzzer zusammen mit den Pariser Trägern um einen sorgenfreien Lebensabend für Herrn M. – irgendwo weit in der Wüste. Nebenbei: Seit seinem Schießbefehl wird Mubarak nur noch von rechts nach links gelesen – „kara-bum“.

Allerdings ist das Umarmen der Reichen und ebenso der Armen mit anschließendem Fest halten oder auch festhalten nicht nur ein Problem vom alten „Hostmie“ Mubarak. Auch andere Araber sagen „Ja, aber“ und umarmen sich zugleich solange bis der andere erstickt ist. Inzwischen versorgen Evolutionäre aus dem befreundeten Ausland beide Seiten mit dem für eine Verlängerung und Intensivierung notwendigen Kapital (gerne auch Kalaschnikoff) und den beiliegenden guten Worten allerorten. Die Liste der Petroalmosa-Empfänger ist lang.

Bei unbelehrbaren Sesselklebern hilft manchmal auch die ehemalige Inkasso-Agentur namens Tyrannosaurus Ex: Sie wirbt heute mit dem Hinweis „Wir entsorgen Ihre abgehalferten Staatschefs und Diktatoren – umweltfreundlich und kompostierbar. Despoten momentan im Sonderangebot.“ Auf der anderen Seite hilft die Deutsche Gesellschaft für internationale Vor- und Rücktritte ​éinschließ Rückschritte (GiveMe), sie arbeitet als Counterpart eng mit der privaten Entsorgungsfirma Haier und Faier („Hattu Geldsorgen – muttu Geld borgen“) zusammen.

Wie geht nun die Personalwechseltour vor sich? Zuerst versuchen die meist noch jungen Agenturenten es mit grundgütiggrünenseiedel Ratschlägen vom eilig herbeigeschaffenen Sozialpsychopyramidologen: “ Hör ma Alter! Du bist doch schon überreif. Lass dich mal ins Pensionskörbchen fallen – ist doch sicher ganz weich mit Petrodollar gepolstert. Sei doch nicht so stur, ich bin da emotional echt irgendwie schlecht drauf, wenn ich das seh – aber jedenfalls gut, dass wir darüber geredet haben.“

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3 Kommentare zu “Tyrannosaurus Ex

  1. Ceterum censeo:
    ich verstehe die ganze Aufregung nicht (weder der Plagiatvorwurf an Guttenberg, noch das Bunkern von afrikanischen Geldern und Potentaten am Krebszentrum in Heidelberg).

    Die Relativitätstheorie ist höchst unsicher — aber was ich SICHER weiss, ist, dass es
    1) IMMER Plagiate geben wird
    2) IMMER Korruption geben wird
    3) IMMER Politiker und andere Idioten geben wird (siehe Libyen, Bahrain, Tunesien, Deutschland, etc.)
    4) IMMER eine Mafia geben wird
    5) IMMER hypersoziale Schweine geben wird (die z.B. einen “Dr.” Titel haben wollen)
    6) IMMER Steuerhinterzieher geben wird
    7) IMMER Hausärzte geben wird
    8) IMMER Journalisten geben wird
    7) IMMER IMMER IMMER etc.

    Zum Kotzen mit diesen hypersozialen Arschl…. überall.

  2. Laut Zeit, taz, FR und anderer hat die ägyptische Revolution die verbreitete eher negative Bewertung von Muslimen und ihren Bemühungen an hiesigen Arbeitsmärkten ad absurdum geführt. Ich kann mich dem nur anschließen, womöglich wurden hierzulande nur die falschen Jobangebote gemacht. Wie wäre es mit „Revolutionieren“ statt immer nur Müllabfuhr, Gebäudereinigung o.ä.? Entsprechende Arbeitgeber sollten schnell gefunden werden können, mir fiele z.B. spontan die Partei DIE LINKE ein. Möglicherweise revolutionieren die Muslime sogar „für umsonst“, eventuell sogar „völlig umsonst“. Das kann man jetzt noch nicht so genau sagen.

    Alternativ könnten aber auch Beschäftigungsideen aus der langen Geschichte der Arbeit Ägyptens aufgegriffen werden… Eine Pyramide in Berlin-Neukölln z.B. könnte die chronisch klammen Stadtfinanzen durch Tourismuseinnahmen aufbessern und würde 20.000 Menschen 20 Jahre Arbeit bieten. Ihr Nutzen für den Rest Deutschlands könnte noch stark vergrößert werden, wenn sie auf der gesamten Grundfläche Berlins errichtet würde. Die Regierung könnte aus der Mumienkammer heraus ihre Geschäfte fortführen. Den Rest der Berliner Bevölkerung könnte man dann je nach kulturellem Hintergrund auf andere Städte verteilen… also auf Istanbul, Moskau, Algiers, Warschau, Ankara, Görlitz usw.

    Jetzt bräuchten wir noch eine mittlere Revolution in Vietnam, damit unsere Einstellungen gegenüber hiesigen zigarettenschmuggelnden Vietnamesen völlig über den Haufen geworfen würden, sowie revolutionäre Anstrengungen zur Bildung einer demokratischen Republik der Sinti- und Roma, damit auch der letzte sein womöglich verzerrtes Bild dieser Volksgruppen revidieren muß. Wichtig wären jeweils die begleitenden Erläuterungen der Zusammenhänge durch die Medien, denn ohne sie wären die Menschen sicher nicht in der Lage, die Zusammenhänge zu erkennen, wie man z.B. an den Polen sieht… Lech Walesa und die Demokratiebewegung der Polen alleine beseitigten leider nicht im Geringsten die Einschätzungen mancher, die in fast jedem hiesigen Polen einen Reisenden in Sachen „Automobilhandel oder so ähnlich“ vermuteten. Damals hat die FR eindeutig zu wenig Aufklärungsarbeit geleistet, die Zusammenhänge nicht ausreichend erläutert.

    Was Mubarak angeht, so sehe ich noch viele Möglichkeiten, wie er einen erfüllten Lebensabend verbringen kann. So könnte man RTL ein Konzept vorlegen für ein völlig neues Format: „Deutschland sucht den Superdiktator“. In der Jury könnte ich mir von der Expertise her Mubarak gut vorstellen (M. zum Kandidat: „He, was Du da an Folter gezeigt hast, so streichel ich zuhause meinen Hund“). Was bei herkömmlichen Shows dieser Art wirklich ein großes Manko ist, wäre in dieser Show zumindest für einen Großteil der Menschen doch eher ganz gut: Keiner der Gewinner wird später jemals wirklich Superdiktator.

    Eine Teilnahme Mubaraks am nächsten „Dschungelcamp“ wäre ebenfalls möglich. Entweder als ägyptische Produktion, in der Mubarak die Rolle der Kakerlake einnimmt, die die ägyptischen Teilnehmer verspeisen müssen (Kandidat: „BITTE BITTE BITTE wählt MICH für die Dschungelprüfung“), oder in der deutschen Fassung… In der könnte Mubarak aber schon als einer der ersten fliegen, nachdem sich der Verdacht erhärtet, er würde den Diktator bloß schauspielern, um sich die Zuwendung der Untertanen zu erschleichen.

    Eine Eignung als Nachfolger Gottschalks sehe ich hingegen nicht, obwohl dieser Job eine gewisse Attraktivität hat, wie sie sich in den letztens bei Illner gezeigten Zuschauervideos manifestiert: „Thomas, bitte hör nicht auf!“… „Thommy, bitte komm zurück!“… Ein heißer Wunsch Mubaraks, auch eines Tages einmal solche Videos zu erhalten.

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