4 Kommentare zu “Zitat des Tages: 4.6.13

  1. Manchmal grübelt man tatsächlich, warum ein bestimmter Ausspruch das Prädikat „Zitat des Tages“ verdient hat. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, daß die banalsten Dinge noch Basis für Nachdenklichkeit und Diskussion sein können.

    Was will uns Bronski hiermit also sagen. Will er Nachdenklichkeit anregen, wie gut es uns doch geht, wenn wir mailen können? Es ist ja bekannt, daß viele erst dann damit beginnen, Gesundheit für eine ganz tolle Sache zu halten, wenn sie mal abhanden kommt. Daß man mal nicht mailen kann, stellte ich mir bislang jedenfalls nicht oft vor. Jetzt allerdings erfüllt mich ein gewisses Gefühl der Dankbarkeit, es zu können. Man stelle sich vor: Man bestellt bei seinem Lieblings-Onlineversender einen Staubsauger… huch, was ist das, irgendwie ist die Anzahl auf 1000 gerutscht… ooops, die Bestellung ist ja schon weg… wer jetzt nicht mailen kann, dem wird schnell der Angstschweiß auf die Stirn treten. Vor dem inneren Auge sieht man schon, wie morgen die Transportflugzeuge mit den Staubsaugern reihenweise auf die Straße vor dem Haus einschweben. Es ist dann ein schwacher Trost, daß man sein ursächliches Problem dann leicht beseitigen können wird, wenn man deswegen nicht mailen konnte, weil der Rechner völlig eingestaubt war.

    Klingt aus der Promotion dieses Satzes zum Zitat des Tages vielleicht eine leichte Kritik hervor? Tatsächlich ist man geneigt, einen solchen Satz so aufzufassen, als hätte jemand gesagt: „Ich konnte gestern nicht mehr atmen… eine ganze Stunde lang!“ Sicher, wer auf der Toilette neben der FR noch kein iPad liegen hat, wird gewisse Momente im Leben haben, wo nicht gemailt werden kann. Aber darüber hinaus? Ausgeschlossen ist, daß Bronski die Äußerung ähnlich amüsiert wie sie einen Frauenfeind amüsieren mag, der vielleicht denken wird: „Sicher, klar doch, Evchen konnte nicht mailen, weil der Freund grad nicht da war, um ihr mal wieder zu zeigen, wo sie hinklicken muß, um ins Mailprogramm zu kommen… pah, Frauen und Technik… Morgen wird sie uns erzählen: Leider war es mir zu dem Zeitpunkt nicht möglich, rückwärts einparken“. Nein, Bronski ist ein Progressiver und zu solch abscheulicher Haltung nicht fähig.

    Vielleicht ist er aber stark fasziniert von dem Gedanken, mal nicht mailen zu können. Als Verantwortlicher für die Leserkontakte ist das Mailen erzwungenermaßen sein Hauptwerkzeug auf Arbeit. Immer nur mailen, immer nur mailen… da können sich schnell Vorstellungen von einem Paradies entwickeln, in dem das Fehlen jeglicher Möglichkeit des Mailens hervorsticht. Vielleicht ist nicht-mailen-können für Bronski ja so etwas, wie wenn man dem Mann von der Müllabfuhr eines Morgens eröffnet: Ab heute arbeitest Du in der Parfümfabrik.

    Es ist ja bekannt, daß es beim Mailen, wie übrigens auch bei der Verdauung, die Fälle Diarrhoe sowie Verstopfung gibt. Man braucht nur ein paar mal leichtfertig irgendwo seine Email-Adresse anzugeben, schon ist der Maileingang alsbald mit diversem Dünnschiß gefüllt, obwohl das hier „Spam“ genannt wird. Oder aber es befindet sich im Posteingang eine ganz spezielle Mail, deren Herunterladen vom Mailserver jedesmal abgebrochen wird, und die komplette Serververbindung ebenfalls. Über diese Mailadresse wird man niemals wieder eine Mail empfangen können, wenn die schwer verdauliche Mail nicht beseitigt wird, aber wie zum Teufel soll man das machen, wenn der Server immer abbricht, bevor man sie erhalten hat? Toll, wird jetzt mancher sagen, wie kann ich eine solche Verstopfungs-Mail bekommen, kann mir mal jemand eine schicken. Andere aber würden sofort zum Telefonbuch greifen, auf der Suche nach dem Sofortdienst bei Mailverstopfung.

    Faszinierend ist übrigens die Äußerung „Ich kann grad nicht mailen“, wenn sie einen über E-Mail erreicht. Dann kann man antworten: „Zum Lesen Deiner Mail fehlte mir leider die Zeit… aber warum kannst Du nicht mailen?“.

  2. Der Deutsche ist im fremden Land
    Meist als ein Philosoph bekannt.
    Man weiß, er geht zu jeder Stund‘
    dem kleinsten Anlaß auf den Grund.
    Zu jeder Sache brauchen wir
    ’ne Menge Zeit und viel Papier.
    (Otto Reutter, Der gewissenhafte Maurer)

  3. Gut gekontert.

    Da fällt mir eigentlich nicht mehr ein als eine versmaßlich allerdings ganz schwache Entschuldigung:

    Gelegentlich philosophieren
    separiert den Menschen von den Tieren
    und mit Herumgeblödel, heiter und froh
    ist das ebenso…

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