Helmut Schmidt raucht. Schon immer. Seine Frau auch. Und sie scheinen nicht dran zu denken, etwas daran zu ändern. Auch in der Öffentlichkeit nicht. Kurz nach Neujahr fielen sie in Zeiten des Rauchverbots erstmals auf, weil sie sich während eines Empfangs in einem Hamburger Theater zwei „Reyno Menthol“ angesteckt hatten. Sie blieben dabei am Tisch sitzen. Bei Beckmann wurde Schmidt gefragt, ob er sich ein Leben ohne Rauchen vorstellen könne? „Etwas zu ändern? Das wäre ja noch schöner“, antwortete er. Jetzt wurde er deswegen von der Nichtraucherinitiative Wiesbaden wegen Körperverletzung angezeigt.

Dass der Altkanzler für viele Menschen weiterhin Vorbildfunktion hat, wurde auch in zahlreichen Leserbriefen deutlich, die mich zu diesem Thema erreichten. So meint Andreas Huber aus Landshut:

„Es ist zwar traurig, dass eine Strafanzeige nötig ist, um den Altkanzler an seine Pflichten zu erinnern. Es ist aber völlig inakzeptabel, dass er sich ungeniert herausnimmt, die geltenden Gesetze zu missachten und seine Mitmenschen zu schädigen. Gerade als Promi sollte er sich seiner Vorbildfunktion bewusst sein und entsprechend handeln, anstatt sich frech eine Promi-Extrawurst zu genehmigen.“

Torsten Gerhardt aus Frankfurt hingegen:

„Diese seltsamen wachsamen Rauchwächter, die sich nun wohl anschicken, Rache zu nehmen für jahrzehntelange Unterdrückung, haben den Bundeskanzler wegen Körperverletzung angezeigt. Der Staatsanwalt ermittelt (gezwungenermaßen)! Angenommen es findet sich ein Gericht, das den Altkanzler verurteilt, was dann? In den Knast? Abgesehen davon, dass wir Raucher uns dann ganz schön in acht nehmen müssen, nicht bald gar als Mörder (?) von Fanatikern verfolgt zu werden, ist der Gedanke grotesk, dass ein Volk einen seiner Großen ins Verließ wirft.“

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18 Kommentare zu “Schauerlicher Gedanke

  1. Ich habe ihn verehrt, den Altkanzler. Denn ich habe persönlich seine „Zeit“ erlebt und den Respekt gespürt, dem man weltweit diesem Mann entgegengebracht hat. Schmidt und Willy Brandt, das war die wirkliche Sozialdemokratie. Was danach kam….Vergessen wir es!
    Aber nun bin ich sehr enttäuscht von ihm. Er hat sich nicht im Griff. Nicht mal eine Stunde kann er als Gast bei Frau Maischberger das Rauchen lassen. Er saß da, wusste genau wie er beobachtet wird und hat geradezu provokativ eine nach der anderen angesteckt. Der Ekel war in den Gesichtern von Frau Maischberger und Herrn von Weizsäcker deutlich zu sehen.
    Ich war auch mal ein starker Raucher, aber eine Stunde lang konnte ich gut pausieren. Was macht er eigentlich wenn er ins Theater geht oder einen Gottesdienst besucht? Raucht er da auch?
    Das hat nichts mit einer Treibjagd auf Raucher zu tun. Das ist fehlender Respekt und arrogante Rücksichtslosigkeit.

  2. Ich habe die Sendung nicht gesehen, hätte aber sofort abgeschaltet, sobald H. Schmidt die erste Kippe entflammt. Wenn Frau Maischberger meint, dem Altkanzler ein Forum geben zu müssen, bitte sehr. Aber ohne mich (und hoffentlich viele andere Zuschauer). Der Mann entwickelt sich mehr und mehr zum arroganten Kotzbrocken. Im übrigen gelten die Gesetze für jeden, auch für Altkanzler. Alter schützt vor Torheit (Sturheit?) nicht. Quod erat demonstrandum.

  3. Die Maischberger-Sendung war eine Wiederholung aus dem Juni 2007. Also keine neuerliche Provokation Schmidts, sondern aus aktuellem Anlass noch mal Quote bringend ausgestrahlt. Das nur als Hinweis.

  4. Herr Schmidt ist lediglich, wie schon sein ganzes Leben, im Dienste der Aufklärung unterwegs.
    Er will nur bildhaft deutlich machen, daß es keine unabhängigen Politiker gibt.

  5. Was soll die Aufregung ? Eigentlich dürften der Mann und die Frau gar nicht mehr leben, wenn man den Gesundheitstatistiken, die vor den Gefahren des Rauchens warnen, Glauben schenken soll.

    Jetzt will man die “lebenden Beweise“ anklagen lassen ? Eieiei, da lugt sie doch hervor die Roland-Kochschen Strafstrategie für “ältere Missetäter“. Wer keine Einsicht zeigt, ab in Knast oder abschieben in die Psychiatrie. Keine Therapie oder Aufklärung für den Delinquenten. Diese Alten sind ja wie die Kinder. Sehen einfach nix ein. Da hilft nur die Keule….

    Lasst die Loki und ihren Helmut doch noch die paar Jahre rauchen. Übrigens: Ich bin nach 35 Jahren mittelschweren Paffens seit 6 Jahren Nichtraucher.

  6. er und all die anderen reagieren wie alle süchtigen die auf ihre sucht aufmerksam gemacht werden und mit dieser konfrontiert: sie reagieren mit unverständnis und trotz.
    dieser kindische nuckeleffekt, wenn´s nicht so jämmerlich wäre, es wäre kitschig diese ewige saugerei am schnulli

  7. @ Walthor

    Willkommen im Club! Ich habe nach jahrzehnelangem schwergewichtigem Rauchen am 01.01.00 aufgehört, klug antizipierend, dass die idealistischen und militanten Umweltschützer, wenn sie im neuen Jahrtausend von den Agenten der Atom-, Auto- und sonstigen Industrien auf die Plätze verwiesen werden, sich ihr Mütchen an ihren Nachbarn kühlen werden.

  8. @ Walthor

    Es geht hier mitnichten um Beweis oder Gegenbeweis der Gefährlichkeit des Rauchens (wer die Gefahren des Nikotinkomsums noch immer negiert, dem ist eh nicht zu helfen). Hier geht es um das öffentliche Zurschaustellen von Gesetzesignoranten. Mir ist es völlig egal, ob Loki und Helmut sich schon zu Lebzeiten einäschern. Was mir nicht egal ist, ob ein Exkanzler oder sonstwie vermeintlich mit Sonderrechten ausgestatteter Ex-irgendetwas Gesetze nicht beachtet. Und genau das haben die Eheleute Schmidt mehrfach getan. Auch wenn die Sendung eine Wiederholung war. So etwas gehört nicht ins deutsche Fernsehen. Notfalls kann man – wie Kerner – auch einen Gast einfach aus der Sendung werfen. Besser aber gar nicht erst einladen.

  9. Äh: Zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung gab’s noch kein Nichtraucherschutzgesetz, gegen das Schmidt hätte verstoßen können. Da wäre es allenfalls Sache des Hausherrn oder des Gastgebers gewesen, Schmidt das Rauchen zu untersagen, statt ihm einen Aschenbecher hinzustellen. Traurig, wenn ein Mensch nurmehr als Raucher wahrgenommen wird. Schmidt hat viel zu erzählen. Ich hör ihm gern und gespannt zu.
    Gibt es eigentlich Studien zu gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Streit-Sucht? Gesetzesentwürfe zum Nichteifererschutz vielleicht?

  10. Wer regt sich hier wie über was auf:
    Histeriker unverhätlismäßig über die harmlose Nichteinhaltung eines Gesetzes, über dessen strikte Befolgung NUR in Deutschland typischerweise wieder mal päpstlicher als der Papst ,pingeliger als der Oberpingel und rigider als ein Scharfrichter gewacht wird.
    In Italien und Frankreich, wo mit großen Protesten gerechnet wurde läufts wesentlich unaufgeregter und unverkrampft. Der typisch deutsche Schnüffel- und Rüffelfaktor entfällt.
    Vive la france, bella italia, häßliches Germania? Leider stimmt wieder mal ein Klischee.
    Bin übrigens NIE Raucher gewesen.
    Achte aber Andersdenkende und Anderslebende.

  11. Ohne etwas gegen „die“ Deutschen sagen zu wollen: Ein Minimum an Toleranz steht jedem gut.
    Dazu gehört freilich, dass Rücksichtnahme von beiden Seiten erfolgt.
    Gegenwärtig scheint mir das Pendel allzusehr in Richtung Raucher- statt Suchtbekämpfung auszuschlagen.
    Meinerseits habe ich mindestens drei Zigaretten angefangen zu rauchen, davon eine mit Lindenblüten“tabak“.

  12. @ 7 Heinrich: Ja, vor militanten Nichtrauchern sollte man sich schon rechtzeitig in Acht nehmen. Ich möchte das jetzt nicht mit US-Amerikanischen Abtreibungsgegnern die Ärzte liquidierten vergleichen, aber die Vehemenz mit der teilweise argumentiert wird, lässt mich nichts Gutes vermuten……(na ja, soll nicht ganz ernst gemeint sein)

    @ 8 Napez : Huch ! Keine “rauchenden “ Dokumente mehr im TV ? Dann fordert man als nächstes beschnittene Filme ? Nix mehr mit “Easy-Rider-dont-bogart-that-joint-my-friend“ ? Tja, sollte ich meinen obigen Beitrag doch etwas ernster nehmen ?

  13. @ Walthor

    Heinrich Heine dichtete einst:

    Wir sind Germanen, wir rauchen Tabak.
    Ein jedes Volk hat seinen Geschmack.
    Uns dürstet zwar nicht nach dem Blut unsrer Fürsten,
    Doch lieben wir Sauerkraut mit Würsten.

    O tempora, o mores!

    Man stelle sich vor, Clint Eastwood schreitet sporenklirrend über die Dorfstraße, vor ihm bauen sich drei Revolverhelden auf, er sagt im Vorbeigehen zum Sargschreiner: „Mach‘ drei Särge fertig!“, und das ovligatorische Zigarillo wurde ihm per digitaler Bildverarbeitung aus dem Mundwinkel entfernt!

    Und wie ist das Zucken im Gesicht Klaus Kinskis zu erklären, wenn die Szene herausgeschnitten ist, wo Lee van Cleef an dessen Stoppelbart ein Streichholz zündet, um seine Pfeife damit anzumachen?

    Und überhaupt Sharon Stone: Was ist die ganze hübsche Szene mit den erst übereinander und dann auseinander geschlagenen Schenkeln beim Verhör ohne die Vorbereitung: Sie zündet sich eine Zigarette an, der Kommissar vermerkt: „Hier ist Rauchen nicht gestattet“, worauf sie: „Was wollen sie jetzt tun, mich verhaften?“

    Oder Marlene, usw. usw., die halbe Filmgeschichte in den Müll und stattdessen fade Remakes.

  14. @heinrich

    Und überhaupt Helmut Schmidt: Was ist die ganze hübsche Szene mit den erst übereinander und dann auseinander geschlagenen Schenkeln beim Verhör ohne die Vorbereitung: Er zündet sich eine Zigarette an, der Kommissar vermerkt: „Hier ist Rauchen nicht gestattet“, worauf er: „Was wollen sie jetzt tun, mich verhaften?“

  15. Wie man mit Verboten umgehen kann, zeigt eine kleine Geschichte, die eine Bekannte in Jerusalem erlebt hat. Als sie als Fußgängerin eine rote Ampel mißachtet hat, rief ihr ein Polizist über den Lautspecher zu: „Fräulein, bei Rot kannst Du bei Euch in Tel Aviv über die Straße laufen, nicht bei uns in Jerusalem.“

    Auch wenn ich als Nichtraucher das absolute Rauchverbot in Bayern sehr begrüße, empfehle ich gegenüber denen, die das Verbot gelegentlich mißachten, Tel Avivs Toleranz.

  16. @ 15 Abraham

    Woher wusste der Polizist, dass sie aus Tel Aviv kommt? sieht man das an der Kleidung oder gibt es einen Stempel bei der Jerusalemer Polizei: „undiszipliniert = Tel Aviv“?

  17. @ 17 Heinrich

    Mag sein, dass man die (mehrheitlich sekulären) Tel Aviver erkennt, sie sind als Küstenbewohner braungebrannt (Jerusalemer scheuen die Sonne und sind blass), bunter gekleidet und eben undisziplinert. Ganz kann ich es nicht erklären, aber die Bekannte versichert, dass sich die Geschichte wirklich so zugetragen hat.

    (Uf, Heinrich, auf wievielen Treads diskutieren wir eigentlich gleichzeitg?)

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