Bushs flache Lernkurve

US-Präsident Bush kann es einfach nicht lassen: Nach altbewährtem Muster setzt er die Welt in Brand. Mit Konzepten, die schon während des Kalten Kriegs mit der Sowjetunion nicht getragen haben, wird weiter Tod und Terror verbreitet. Die Idee: Ein Mega-Rüstungs-Deal mit arabischen Freuden – in US-Diktion: gemäßigten islamischen Staaten wie etwa Saudi-Arabien – und Israel. Es geht um 60 Milliarden US-Dollar. US-Außenministerin Rice verteidigt dieses Geschäft, wie nicht anders zu erwarten, die deutsche Regierung geht auf Distanz.

„War da nicht mal was?“, fragt Michael Jäger aus Pfungstadt. „Hat nicht ein Herr Bush auch einen Osama bin Laden unterstützt? Man kann eigentlich nur noch den Kopf schütteln, wenn man sich diesen wildgewordenen Cowboy anschaut. Er zündelt überall auf der Welt und jeder weiß schon vorher, wie es enden wird. Im Endeffekt wird es wieder Aggression, Krieg, Not und Leid geben. Über kurz oder lang wird uns diese Politik im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren fliegen. Aber da ist er dann schon nicht mehr im Amt, und wir können die Folgen ausbaden.“

Einhellig auch die Kritik von Joachim Fischer aus Bremen und Franz Blaes aus Reiskirchen:

„Die Planung der US-Regierung, Nachbarstaaten des Iran mit Waffenlieferungen in Milliardenhöhe aufzurüsten, zeigt wieder einmal, dass diese Staatsführung nichts aus der Geschichte gelernt hat. Es ist ein alter Hut, dass mit Waffenlieferungen von heute Aggressoren von morgen aufgerüsten werden können. So haben die USA den irakischen Diktator Saddam Hussein aufgerüstet, als dieser Krieg gegen den Iran führte. Wenig später bekämpften sie ihn und stürzten sein Volk in eine humanitäre Krise. Nun soll dieser Fehler wiederholt werden.
Waffenlieferungen, noch dazu in eine so brisante Krisenregion wie den Nahen Osten, sind keine Friedenspolitik, lassen aber die Kassen der Rüstungsindustrie klingeln, die natürlich großes Interesse an dem Deal hat. Wann kommt die US-Regierung endlich zur Besinnung und setzt dem Frieden zuliebe auf Ab- statt Aufrüstung?“

„Es ist kein Geheimnis, dass die Lernkurve des US-Präsidenten als eher flach einzuschätzen ist. Aber diejenigen, die sich im Rahmen ihrer Ausbildung, etwa Juristen (C. Rice), Grundkenntnisse der Politik und Geschichte des 20. Jahrhunderts aneignen mussten, sollten doch gelernt haben, dass jedes instabile Regime, dass von den Amerikanern mit Waffen aufgerüstet wurde, irgendwann an seinen äußeren oder inneren Spannungen zerbrochen ist und das Nachfolgeregime anti-amerikanisch gedacht und gehandelt hat. Also ihr jetzt 3-jährigen amerikanischen Kinder: Den „Feind“ gegen den ihr in 20 Jahren in die Schlacht zieht, könnt selbst ihr euch schon an euren Fingern abzählen. Nur Eure von Ideologie verblendete Administration, die kann es immer noch nicht.“

Tatsache ist: In Saudi-Arabien tickt eine Zeitbombe. Und schon zwingt der Coup die arabischen Freunde, ihre Nähe zu den USA herunterzuspielen. Denn „Friedensengel riechen nicht nach Pulverdampf“, wie Brigitte Kols in ihrem Leitartikel sagt. Das hat man auch in der arabischen Welt schon bemerken dürfen.

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23 Kommentare zu “Bushs flache Lernkurve

  1. @ „Lernkurve“;

    aber george bush junior muss doch was haben – wie man so sagt, denn sogar blairs nachfolger scheint von ihm begeistert; selbst die von bush mit dem golfmobil flott gefahrene linkskurve – bei der brown sich sichtbar kramfhaft festhielt, vermutlich um nicht herauszufliegen – konnte anscheinend die schon gefundene vertrautheit nicht stören!
    und das was beide an den mikros sagten, klang wie früher zu blairs zeiten.

  2. @ „lernkurve“

    sorry, zu 1:
    sollte allerdings – sichtbar krampfhaft festhielt – dort im Eintrag stehen!

  3. @ #1. Kommentar von: kaika

    Werter Kaiser Karl,

    da Sie sich praktisch in jeden Blog hereinhängen, möchte ich Sie doch mal bitten (überall) mit etwas mehr Logik, Sinn und Ziel zu schreiben:

    z.B.:

    Sie beziehen sich oben in #1 auf Bronskis Urteil, dass Präsident Bush eine „flache Lernkurve“ aufweise.

    Dem widersprechen Sie gleich im ersten Satz mit einem „Aber“ (bush junior müsse doch was haben). Sie sagen zwar nicht was Sie mit „was“ meinen -(ich nehme nicht an, es seien die Fahrkünste Bushs im Golfmobil?)-, um zum Ende Bush die flache Lernkurve doch selbst zu bescheinigen, wenn Sie schreiben:

    „und das was beide an den mikros sagten, klang wie früher zu blairs zeiten.“

    Wozu schreiben Sie solche Beiträge, die nicht weiterführen, widersprüchlich, oder wie Ihr lächerlicher Bezug auf den Namen Che Guevaras im Blog „Wirtschaftsdiktatur juchhe!“ vollkommen sinnlos sind?

    MfG

    Uwe Theel

  4. @ Uwe Theel

    Die Formulierung von der flachen Lernkurve stammt nicht von mir, sondern aus dem Leserbrief von Franz Blaes

  5. @ 3. werter herr uwe theel,

    ich habe sie schon einmal freundlich gebeten, das bewerten meiner einträge zu unterlassen!

  6. @ #5. Kommentar von: kaika

    Werter Kaika,

    wenn Sie sich hier mit Ihrer „Meinung“ veröffentlichen, müssen Sie auch öffentlich Kritik, Wertung hinnehmen.

    Im Übrigen: Sie selbst hielten und halten sich in keiner Weise zurück, meine Beiträge zu bewerten, wie gerade vor rund 20 Minuten im Blog „Wirtschaftsdiktatur juchhe!“:

    „#7. Kommentar von: kaika
    Geschrieben am 2. August 2007 um 13:33

    @ 6. Uwe Theel

    hallo, herr theel,

    glückwunsch, es geht ja kurz und nicht gestelzt.“

    U.T.

  7. Offensichtlich werden FR-Bloger und -Kommentatoren (siehe „Kalter Krieg im Wüstensand“ von Brigitte Kols in der FR vom 2.8.) erst dann wach, wenn es gegen Amerika (oder „den Westen“) geht. Die drohende atomare Bewaffnung Irans, dessen Staatspräsident einem UN-Mitgliedstaat mit der Vernichtung droht, die russischen Rüstungslieferungen an Syrien, die unter Bruch der UN-Resolution erfolgte Wiederaufrüstung der libanesischen Hisbolla mit Waffen russischer, chinesischer und nordkoreanischer Provenienz, der Waffenschmugel nach Hamastan in Gaza, das alles wird höchstens mit einem bedauernden Achselzucken (geht uns ja nichts an) hingenommen.

    Kols wirft den USA die Unterstützung undemokratischer Regierungen vor, fordert aber im gleichen Kommentar die Einbeziehung von Iran, Syrien und der Hamas (alle nicht minder undemokratisch) in die Nahost-Verhandlungen. Misst sie da nicht genauso wie Busch mit zweierlei Maß?

    Warum wird nur die Regierung der USA kritisiert, nicht aber die eigennützige Blockadepolitik Russlands und Chinas im UN-Sicherheitsrat? Dabei hat jüngst China wieder ein effektives Eingreifen der UNO in Dafour verhindert, um ihren Öllieferanten Sudan zu schonen. Und wo bleiben die Friedensdemos mit Protestplakaten „Kein Blut für Öl“?

  8. @ #7. Kommentar von: Abraham

    Sehr geehrter Abraham,

    wenn Sie der Meinung sind, dass die Aufrüstung der im weistesten Sinne palästinensischer/arabischer Kräfte (Staaten wie Organisationen) durch Länder wie China oder Russland falsch ist, wie können Sie dann, selber eben nur gegenrechnend, nicht gleichzeitig feststellen, dass die Aufrüstung „prowestlicher“ Kräfte durch die USA und die EU im mittleren und nahen Osten genauso gefährlich und falsch ist. Ohne hier näher auf den Umstand einzugehen, dass auf der einen Seite, d.h. für Sie, der Seite Israels, die im Augenblick einzig verbliebene Weltmacht USA mit nahezu unbegrenzten Ressourcen (zudem mit Hegemonieanspruch) steht, während auf der anderen Seite weit wirtschaftsschwächere Mächte stehen, die diese Postion zwar (wieder) anstreben, aber in absehbarer Zeit nicht erreichen können.

    Ich bin der Meinung dass beide Seiten das falsche tun, wenn Sie zur Sicherung Ihrer Macht, bzw. ihres Machstrebens eigene oder Stellvertreterkriege führen, bzw. die Waffen dazu produzieren und verkaufen, sich Ölvorräte auf nicht seriöse Weise sichern.

    Was die atomare Bedrohung betrifft, so sei die entsprechende Entwicklungsarbeit in Ländern, wie wahrscheinlich dem Iran, nicht kleingeredet, aber die völkerrechtswidrig betriebene, geheimgehaltenen Atomrüstung Israels, sein Nichtbeitritt zu entsprechenden Kontroll- oder gar Abrüstungsverträgen steht da als Friedensbedrohung nicht geringer da.

    Also Herr Abraham, beklagen Sie nicht das Israel oder seine Schutzmacht kritisiert werden, sondern kritisieren Sie, dass durch beide Seiten gleichermaßen der Frieden in Mittel- und Nahost verhindert wird. Bedenken Sie dabei, dass die Ausgewogenheit in einem einzelenen Zeitungsartikel da nicht immer hergestellt werden kann und auch nicht muss.

    Hier in diesem Blog jedenfalls war bisher noch überhaupt kein Beitrag vor dem Ihren, der sich überhaupt halbwegs ernsthaft mit dem Problem beschäftigt hat, da war bisher nur das inzwischen typische FR-Oberflächenwasser am laufen. – Inwieweit die FR selbst insgesamt ausgewogen und tiefgründig berichtet, damit hatte ich in der Vergangenheit keine Probleme, wie es jetzt ist/wird, da bin ich mir nicht ganz so sicher, aber das ist ein anderes Thema.

    Schließlich: Ohne die Not israelischer Menschen abzustreiten, wie würden Sie sich als Palästinenser ohne wirkliches, menschenwürdiges Auskommen im Gazastreifen oder in der Westbank fühlen? Was würden Sie denken, wenn Sie hören, dass die Rüstungsschraube wieder um mehr als eine Windung angezogen wird? Und: Wann wird sich Israel doch ökonomisch totgerüstet haben, einem Schicksal dem selbst eine Weltmacht wie die Sowjetunion nicht entgangen ist und letztlich auch die USA nicht werden entgehen können?

    Uwe Theel

  9. Meine Großmutter pflegte in ihrer direkten Art zu sagen:“Dumm geboren und nix dazu gelernt“.

    Wurden vor 150 – 250 Jahren nicht einzelne Indianerstämme in Nordamerika immer mal wieder mit Waffen seitens der Regierungen (Frankreich, England, später auch USA) mit Waffen ausgerüstet, um sich einen Vorteil davon zu versprechen (Kampf gegen andere Stämme, gegen andere Nationen, Land- und Rohstoffvorteile) ?

    Und wurde diese Politik nicht regelmäßig zum Bumerang und die gelieferten Waffen dann gegen die Verbündeten gewandt ? Es ist einfach nicht zu begreifen, dass man ständig wieder und wieder denselben Fehler begeht. Ich komme zu dem Schluss, dass meine Oma im Fall der US-Außenpolitik recht hat…

  10. @ zu #9.

    Es scheinen doch Fragen zu sein, die paläontologisch zu diskutieren sind. Fragen also, die mit unseren Verhaltensmustern aus unserer tiefen Vergangenheit als wir noch in Höhlen saßen zu klären sind. Von daher ist der Vergleich mit der Großmutter gar nicht so schlecht. Wir machen immer und immer wieder alte Fehler, die nicht unserem analytischen Leistungsvermögen entsprechen.
    Um die pax romana zu sichern, führten die Römer am Rande ihres Imperiums schon Stellvertreterkriege. Keine neue Geschichte also. Übrigens lag damals schon ein Teil der Schauplätze in der gleichen Region.
    100000 Jahre früher gab es auch schon Hegemonialverhalten. Der Waffengang viel damals nicht viel martialischer aus, auch wenn darüber die Literatur fehlt, so dürfte das Verhalten strukturell vergleichbar und damit aufschlussreich sein.

  11. Sehr geehrter Uwe Theel,

    wieso unterstellen Sie mir, ich würde mich für die US-Aufrüstung aussprechen? Ich habe lediglich kritisiert, dass das Problem der Waffenlieferungen erst zum Thema wird, wenn die USA (oder „der Westen“) ins Spiel kommen. Auch von Ihnen habe ich keinen kritischen Beitrag z.B. zur Lieferung von russischen Raketen an den Iran gelesen, obwohl Sie sich zu vielen Themen ausführlich äußern.

    Was ihre Anmerkungen zu Israel und den Palästinänsern betrifft, habe ich bereits in früheren Blogs versucht darauf hinzuweisen, dass einseitige Parteinahmen, die die Komplexität des Konflikts nicht zur Kenntnis nehmen (was im FR-Blog fast immer und in FR-Kommentaren oft der Fall ist), niemandem nutzen. Wo nehmen Sie also das Recht, mich über die Gefühle von Palästinensern belehren zu müssen?

  12. @ #8 Uwe Theel

    „Was die atomare Bedrohung betrifft, so sei die entsprechende Entwicklungsarbeit in Ländern, wie wahrscheinlich dem Iran, nicht kleingeredet, aber die völkerrechtswidrig betriebene, geheim gehaltenen Atomrüstung Israels, sein Nichtbeitritt zu entsprechenden Kontroll- oder gar Abrüstungsverträgen steht da als Friedensbedrohung nicht geringer da.“

    Theel, was tun Sie mit Ihrem Hinweis auf Israel anderes, als die atomare Bedrohung durch den Iran kleinzureden? Natürlich ist jede Atomwaffe eine potenzielle Bedrohung des Friedens, aber mit solchen Plattitüden kann man das Mullah-Regime im Iran nicht stoppen.

    Das Weggucken der meisten Europäer vor dem Problem der vom Iran ausgehenden Bedrohung (früher nannte man es „Appeasement“) ist der Gegenpart zur US-Aufrüstung, sozusagen die andere Seite der gleichen Medaille. Nur wenn die europäischen Regierungen (und die Gesellschaft) zu einem konsequenten Vorgehen (auch in Bezug auf Hisbollah und Hamas) bereit wären, auch wenn das zu wirtschaftlichen Nachteilen in unserem Verhältnis zu Russland und China führen könnte, wären „militärische Optionen“ zu verhindern. Ein bisschen mehr europäischer Selbstkritik wäre schon wünschenswert.

    Dass hier im Blog nicht Busch und seine Regierung, sondern pauschal „Amerika“ oder „die Amerikaner“ aufs Korn genommen werden (obwohl Buschs Rüstungspläne in den USA höchst umstritten sind), spricht für sich.

  13. @ 13. Abraham;

    das mit dem gleichsetzen von bush und amerika, gilt sicher so nicht für alle blogger und wenn vereinfacht für besondere beschreibung benutzt, nehmen sie das bitte einfach als ausdrucksform. richtig ist aber, jegliche gleichsetzung sollte unterbleiben, wenn dies nicht mit beweisbarer übereinstimmung zu begründen ist. aber eines stimmt auch, jedes volk muss sich dem stellen, was durch regierungsentscheidungen an konsequenzen zu tragen ist. und eines ist auch richtig, trotz der großen machtfülle eines amerikanischen präsidenten steht immer eine große administration dahinter und die jeweilige mehrheit die in ins amt wählte.

  14. zu 7.

    Sehr geehrter Herr Abraham,

    spätestens der dritte Irakkrieg hat gezeigt, dass die USA das durchsetzt, was ihr Präsident für richtig hält. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die USA die einzige Supermacht auf Erden ist und keine UN, kein Europa, kein Russland und China und keine Friedensdemo sie aufhalten kann.
    Wenn sie militärische Konfliktlösungen vorschlägt, kann sie keiner verhindern.

    Und doch hat der dritte Irakkrieg weitere Kriege im Nahen Osten verhindert. Der Stellvertreterkrieg, den die USA nun durch hohe Militärhilfen anzettelt, zeigt aber doch, dass sie nicht omnipotent ist.

    Israel braucht, um einen Angriff Irans abzuwehren nicht diese hohen Waffenpotentiale. Schon David hat einst gegen Goliat mit klügeren Waffen gekämpft und gesiegt. Ich hoffe, Sie werden diese alte Geschichte nicht als Märchen abtun. Die besseren Konfliktlösungen funktionieren häufig paradox.
    Die Waffenlobby in USA, Russland, China und auch in Deutschland ist freilich ungemein findungsreich und einflussreich. (Unlängst schrieb die FR, Deutschland stünde an dritter Stelle der waffenexportierenden Länder, verrückt!).

    Der Nahost-Konflikt ist mit Waffen nicht zu lösen! Ich würde vielmehr möglichst viele Menschen nach Israel, Westbank, Syrien, Libanon und in den Iran schicken, damit sie vor Ort die Gesellschaften und die einzelnen Menschen kennen lernen und dann weitere Überlegungen anstellen, was zu tun ist.
    Wenn die westliche Welt Interesse an den Menschen dort hat und nicht nur an der eigenen Besitzstandswahrung, dann sollten sich ganz andere Perspektiven auftun.

  15. @ #11, #12 Kommentare von: Abraham

    Sehr geehrter Herr Abraham,

    ich kann nicht verstehen, wie Sie mich so gründlich mißverstehen können/(wollen?):

    1)Während ich Sie fragte, warum Sie die atomare Rüstung Israels und die z.B. des Irans nicht, wie ich, als gleich friedensverhindernd ansehen, unterstellen Sie mir, ich wolle die vom Iran ausgehende Gefahr kleinreden, statt mir eine begründete Antwort zu geben. – Wenn Ihre Unterstellung zuträfe, würde ich auch die von Israel ausgehende Gefahr damit gleichermaßen kleingeredet haben, was alles keinerlei Sinn machen würden.

    Wenn Sie es als Plattitüde bezeichnen, wenn man gegen die atomare Aufrüstung (nur?) spricht, weil damit die Gegenseite nicht zu stoppen wäre, dann müsste ich allerdings davon ausgehen, dass Sie umgekehrt die tatsächlich existierende israelische Option des (auch atomaren) Präventivschlages für gerechtfertigt und praktikabel halten. Gleichzeitig gestehen Sie aber selbst ein, „Natürlich ist jede Atomwaffe eine potenzielle Bedrohung des Friedens“; (sie ist es übrigens nicht nur potenziell sondern auch wirklich!). Sollte ich jetzt annehmen müssen, Ihr gerade zitierter Satz, sei von Ihnen nicht ernst gemeint, da er im Widerspruch zu Ihrer – wenn ich Sie richtig verstanden habe – zustimmenden Meinung zur israelischen Atomrüstung und ihres Einsatze stehen würde? Ich nehme nicht an, dass Sie die letzt genannte Position nur vertreten, weil die Antiatomhaltung z.Zt. gesamtpolitisch/-gesellschaftlich praktisch nicht durchsetzbar sei?

    2) Ich habe Ihnen auch nicht unterstellt, Sie würden die Waffenlieferungen der USA gutheißen, sondern ich fragte sie – genauso wie o. in 1) -, warum Sie diese Waffenlieferungen nicht genauso kritisch sehen, wie die russischen oder chinesischen.

    3) Wo sie aus meinen Texten „einseitige“ Stellungnahme für die palästinensische Seite herauslesen, ist mir schleierhaft. Ihre Texte sprechen immer nur und nur von der Bedrohung gegenüber Israel. Habe ich Ihnen das als unzulässig „einseitige Parteinahme“ vorgeworfen? – Nein, das habe ich ich nicht. Ich wünschte mir von Ihnen, der Sie sich hier – von mir erst einmal akzeptiert – als ausgesprochener Kenner der Problematik darstellen – beiden Seiten gerecht werdende
    Antworten auf meine Fragen, die sich in der Regel auf von Ihnen nicht behandelte , von mir aber als nicht auszulassend betrachtete Aspekte bezogen.

    4) Statt dessen bezichtigen Sie mich, ich wolle Sie über die Gefühle der Palästinenser „belehren“, wenn ich erfahren will, was Sie als – so nehme ich jedenfalls an – Israeli, oder deutscher Jude (ich bin Antifaschist), für diese Menschen empfinden, oder bei ihnen nachempfinden könn(t)en.

    5) Wenn Ich von „Amerika“ (ich schrieb übrigens immer „USA“) rede, dann meine ich natürlich immer die US-Regierung, den Staatschef Bush und die gesellschaftlichen Kräfte und Individuen, die ihn unterstützen.

    6) Dass die EU etwas genauer nach Nah- und Mittelost schauen sollte, aktiver auftreten sollte, da stimme ich Ihnen zu, wenn ich mir möglicherweise solche Aktivitäten auch anders wünschte – jedenfalls nicht im Sinne der US-Hegemonialpolitik – als Sie es sich vorstellen, ist wahrscheinlich aber nicht notwendig illegitim. Vielleicht äußern Sie sich einmal konkreter, was Sie sich unter „Selstkritik der Europäer“, bzw. einer EU-Außenpolitik in Ihrem Sinne vorstellen?

    7)Anscheinend unterstellen Sie mir – wie „den meisten Europäern“ Weggucken hinsichtlich der Bedrohungslage Israels. Ich empfinde dies als ungerechtfertigt, nur einem Pauschalurteil ihreseits entspringend, beziehungsweise aufgehängt an Ihrer offensichtlich einäugigen Sicht auf meinen Beiträge, dass ich diese nicht diskutierte, während ich die der anderen Seite einseitig behandelte. Tatsächlich habe ich immer versucht beide Seiten im Blick zu haben. Sie haben bisher jeden falls kein Wort drüber verloren, warum Sie für Israel und seinen Menschen andere Maßstäbe anlegen, als für arabisch-palästinensische Gebiete und deren Bewohnern. Dass ein iranischer Mullah mit der (atomaren) Vernichtung Israels droht ist nicht einfach hinzunehmen, aber die Ausführung dieses Planes ist auf absehbare Zeit nur als unmöglch einzustufen. Umgekeht liegen solche Pläne in Israel für den Iran in der Schublade, (wenn man Presseberichten vertrauen kann), die genauso realitätsfern sind, falls Präsident Bush hier nicht doch sein Plazet zu einer – von mir für immer noch für sehr unwahrscheinlich gehaltenen Anfrage Israels gäbe.

    9) Wenn Sie von mir hier im Blog den Protest ggen über russischen Raketenlieferungen vermissen, dann sollten Sie mir nicht unnachgefragt unterstellen, ich sei dafür, besonders wenn Sie denn meine ’no nukes‘ Postion registriert hätten. Im übrigen ist das Thema dieses Blogs hier „Bushs flache Lernkurve“ und nicht „Putin und die Schurkenstaaten“.

    Lieber Herr Abraham, ich möchte Sie doch bitten, hier ein wenig mehr ‚open minded‘ zu diskutieren, Ihre Haltung erscheint mir doch etwas zuviel einer falschen Wagenburgmentalität zu haben.

    Mit freundlichen Grüßen

    Uwe Theel

  16. Vielleicht macht es Präsident Bush so mehr Spaß:

    Früher im Kindergarten habe ich, wenn ich Fangen gespielt habe, meinen Mitspielern auch immmer 20 Sekunden Weglaufzeit gewährt.

  17. @ 16. Kommentar von: vlatka

    Liebe Vlatka,

    mit den 20 Sekunden haben Sie unter Umständen Ihren Mitspielern sogar einen echten Vorteil gegeben, bei den „Spielen“, die die Mächtigen dieser Erde heute mit uns und anderen spielen, da haben Sie und ich im Atomernstfall noch nicht einmal eine zwanzigstel Sekunde zum weglaufen, und selbst wenn wir 20 Minuten hätten, es gäbe kein „Wohin“.

    Daher würde ich Sie bitten, so „flotte“ Sprüche doch lieber nicht bei so ernsten Themen einzusetzen.

    Danke und Gruß

    Uwe Theel

  18. @ zu #15 Kommentar von Uwe Theel

    Gut, ich nehme zur Kenntnis, dass Sie die Gefahr der atomaren Aufrüstung Irans nicht kleinreden wollen. Sie nehmen aber bitte ebenfalls zur Kenntnis, dass ich mit keinem Wort eine „zustimmende Meinung zur israelischen Atomrüstung“ und schon gar nicht zu „ihrem Einsatz“ geäußert habe. Ungerechtfertigt ist ebenfalls Ihr Vorwurf, ich würde „für Israel und seinen Menschen andere Maßstäbe anlegen, als für arabisch-palästinensische Gebiete und deren Bewohner“. Im anderen FR-Blog habe ich von den Leiden der Israelis unter Terror und dem Leiden der Palästinenser unter Besatzung geschrieben, das allerdings durch einseitig pro-palästinensiche Parteinahme (das ist nicht auf Sie persönlich gerichtet, aber meiner Meinung nach der Grundtenor des FR-Blogs, wenn es um Israel geht) kein Deut gemindert wird. Dass nur eine differenzierte Betrachtung der komplexen Situation unter Berücksichtigung der Bedürfnisse beider Seiten etwas bewirken kann, darin weiß ich mich z.B. mit den gegenüber der istraelischen Politik äußerst kritischen „Rabbis for Human Rights“ einig. Eine Vertreterin dieser Organisation hatte bei einer Führung durch Ostjerusalem kürzlich darüber geklagt, wie fruchtlos deshalb Diskussionen mit vielen europäischen „Friedensaktivisten“ sind – aber das ist ein Thema für einen anderen Blog.

    Allerdings muss ich darauf beharren, dass Sie die vom Iran ausgehende Bedrohung relativieren. Die (atomare) Vernichtung Israels hat nicht irgend ein Mullah angedroht, sondern der iranische Präsident, dessen jenseitsorientierte religiöse Weltsicht den irdischen Tod der eigener Bevölkerung nur als den Preis für den Eintritt ins Paradies betrachtet (was seine Vorgänger im Iraq-Iran-Krieg mit Kindersoldaten praktiziert haben). Und es ist keineswegs beruhigend, dass „die Ausführung dieses Planes auf absehbare Zeit nur als unmöglich einzustufen ist“. Auch gegen eine tödliche Gefahr, die erst in zehn oder zwanzig Jahren wirksam wird, muss man frühzeitig vorgehen. Dazu gehört nicht der Einsatz von Atomwafen, was meines Wissens auch in Israel den Konsens darstellt. Die Presseberichte, auf die sich Ihre Behauptung bezieht („Umgekeht liegen solche Pläne in Israel für den Iran in der Schublade.“) sind mir unbekannt, bitte nennen Sie die Quelle.

    Es würde sich also lohnen, darüber zu diskutieren, mit welchen Mitteln man der iranischen Bedrohung (nauch aussen und nach innen) begegnen könnte. Dazu gehören Diplomatie, Isolation durch die UN und wahrscheinlich auch konventionelle Rüstung, womit ich nicht die in den USA (und im Übrigen auch in Israel) höchst umstrittenen Busch-Pläne meine. Aber eine solche Diskussion würde wohl das Niveau sprengen, das die oberflächlichen, den Hintergrund des Problems völlig ignorierenden Einleitungssätze von Bronski vorgeben.

  19. @ #18. Kommentar von: Abraham

    Sehr geehrter Abraham,

    es freut mich sehr,

    dass doch eine Reihe von wesentlichen Übereinstimmungen (insbesondere gegenüber Bushs Politik), bis hin zur Beurteilung des (leider zu oft sehr oberflächlichen) Charakters des FR-Blogs (für mich auch der „neuen“ FR selbst) in unseren Positionen zu finden sind.

    Was meinen Ausdrucksweise „irgendein Mullah“ betrifft, die Sie zum Anlaß nahmen, doch noch (ein wenig?) anzunehmen, ich wollte die Gefährlichkeit einer iranischen Bedrohung kleinreden, kann ich nur sagen, dass ich dabei nur eine Formulierung aus Ihrem Beitrag aufgriff. Zudem sollte es an sich keinen Unterscheid machen, ob „nur“ ein Mullah in einem islamischen Gotteststaat oder der Staatspräsident selbst dies sagt, der ja wohl auch ein Mullah ist?

    Natürlich halte ich es auch nicht für „beruhigend“, dass eine militärische Katastrophe – im Gegensatz zur existierenden menschlichen Katasthrophe – nicht unmittelar, oder erst in 10 bis 20 Jahren bevorsteht. Aber gerade diese Tatsache sollte doch den(zeit)Raum eröffnen, wie Sie selbst ja auch anführten, einen Lösung auf politischem, nicht mactpolitischem oder gar militärischem Wege zu finden. Diese Aussicht könnte (ein wenig wenigsten) beruhigen. Wer sollt sich da nicht bewegen, laut werden, wenn nicht die Vernünftigen, die es natürlich auch in Israel gibt?

    Was die Quelle(n) meiner Annahmen zur Möglichkeit eines konventionellen israelischen Erstschlags, bzw. Atomschlags betrifft, habe ich meine Informationen u.a. aus dem

    SPIEGEL Online International, z.B.:

    SPIEGEL INTERVIEW WITH EHUD OLMERT
    Israel Doesn’t Rule out Military Strike on Iran (December 11, 2006)
    URL: http://www.spiegel.de/international/spiegel/0,1518,453678,00.html

    THE WORLD FROM BERLIN
    Is Israel Planning a Nuclear Strike on Iran? (January 08, 2007)
    URL: http://www.spiegel.de/international/0,1518,458373,00.html

    Auf dieser zweitgenannten Internetseite befinden sich noch weitere Links mit Pressedokumenten zu dieser Frage.

    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    Mit freundlichen Grüßen

    Uwe Theel

  20. @ #19
    Ich glaube kaum, dass die Schnittmenge an Übereinstimmungen zwischen uns beiden sehr groß ist.

    Zur Sache: Ihre Quellen belegen keinesfalls die schwerwiegende Anschuldigung, dass in Israel Pläne für einen Atomangrif auf den Iran in der Schublade liegen würden.

    In dem einen Spiegel-Interview sagt Olmert, dass er jeden Kompromiss unterstützt, der Iran am Bau einer Atombombe hindert. Er bezeichnet die bisherigen Schritte als nicht ausreichend und antwortet auf eine Frage, ob er einen militärische Schlag ausschließt, dass er von international akzeptierten, efizzienten Maßnahmen zur Beseitigung der iranischen Gefahr spricht. Auf erneute Frage, ob er einen Militärschlag ausschliesse, antwortet er, dass er gar nichts ausschließt.

    Der zweite Spiegel-Bericht bezieht sich auf Spekulationen (!) der britischen Sunday Times, Israel überlege den Einsatz nuklearer „Bunker-Bomben“ beim Angriff auf Atomanlagen im Iran. Der Bericht beruft sich wage auf ungenannte Militärspezialisten in Israel.

    Meines Wissens haben irgendwelche „Strategen“ (sprich: Schwätzer) in den USA über den Einsatz von „bunker busters“ schwadroniert. Ich kenne keinen Bericht, dass Israel solche hochentwickelte Nuklerawaffen besitzen würde. Israels Nukleardoktrin lautet außerdem, nicht als erster Atomwaffen einzusetzen (wobei sich Israel offiziel weigert, den Besitz von Atomwaffen zu bestätigen).

    Die Frage lautet also: Was will die Weltgemeinschaft gegen die vom Iran ausgehende (nicht nur atomare) Gefahr tun? Der heutige FR-Artikel von Michael Lüders (einem Autor auch der „alten“ FR), der wiederum mit Kritik an der Busch-Regierung nicht spart (sich aber in Bezug auf Iran mit Kritik merkwürdig zurückhält) bleibt die Antwort darauf schuldig.

  21. @ 20. Kommentar von: Abraham

    Ich muss Ihre verschlossene Haltung hinnehmen.

    Trotzdem lassen Sie mich abschließend sage:

    Wenn mir mein Nachbar sagt, er würde es nicht ausschließen, daß er mir auf die Nase hauen würde, aber er hielte es durchaus für denkbar statt dessen eine Waffe zu benutzen, oder vielleicht auch gar nichts zu tun, dann ist für ihn auf jeden Fall wohl alles möglich.

    Wenn mir mein Nachbar weder bestätigen will, dass er einen Flinte im Schrank habe, noch sich glaubhaft äußern will, keine zu besitzen, was kann ich dann woll vernünftiger Weise annehmen?

  22. @ # 21

    Wenn ich auf meiner Meinung beharre und dies begründe, ist dann meine Haltung „verschlossen“. Sie aber haben eine offene Haltung? Das finde ich komisch.

    Unsere Differenzen sind aber ernster Natur: Während Sie wohl auf bedingungsloses „Frieden schaffen ohne Waffen“ glauben, billige ich bedrohten Staaten das Recht auf militärische Verteidigung zu. Wenn Ihr Nachbar „mit Migrationshintergrund“ von Neonazis verprügelt wird, werden Sie diesen gut zureden oder doch die Polizei rufen?

  23. @ 22. Kommentar von: Abraham

    Mit „verschlossen“ meine ich, dass mir Ihre Haltung wenig Raum zu geben scheint, die gegenseitige Bedingtheit der Positionen zu reflektieren. Die Tatsache, dass auch ich die Polizei rufen würde, wenn ich mich durch meinen Nachbarn befroht fühle, wird meinen Nachbarn trotzdem nicht unbedingt unbefangener, positiver mir gegenüber stimmen und dann geht der Kreislauf umgekehrt von vorne los.

    Ich bin nicht bedingungslos für „Frieden schaffen ohne Waffen“ aber ich glaube dass, ein sicherlich denkbarer Grund für einen dann „gerechtfertigten“ Krieg nicht einfach aus der psychologischen Logik individueller, spontaner Notwehr abgeleitet werden kann (ich bitte daher auch meine Argumente am „Nachbarn“ aus #21 nicht unmittelbar wörtlich zu nehmen; ich bin kein bedingungsloser Pazifist)

    Gerade daher ist der Krieg nur als letztes Mittel anzunehmen. Wenn ich aber die Vorbereitungen (z.B. auch Waffenverkäufe) dazu in taktischer und strategischer Hinsicht schon lange vorher treffe, um den festeingeplanten Krieg „garantiert“ gewinnen zu können, dann wird es für mich fraglich. Der US-Irak-Krieg, die Hegemonialstrategie der USA (und ihre Aufrüstung) scheinen mir da eindringliche, abschreckende Beispiele.

    Kurz: Die Politik und Ihre Mittel scheinen mir geostrategisch aber auch im Einzelfall nie ausgenutzt zu werden, um Kriege zu verhindern, weil die ökonomischen Gewinne aus Kriegsgeschehen letzlich für die schon Besitzenden immer „planbarer“ und lukrativer sind , als zivile Investitionen in den Frieden. – Jeden falls glauben diese das.

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