Im französischen Interesse liegend

Der französische Staatspräsident Nikolas Sarkozy macht Industriepolitik auf die gute alte französische Art, die nicht mit der feinen englischen zu verwechseln ist. Damit verärgert er seine Partner in der EU. Wen wundert’s? FR-Leser Hans-Georg Fritz aus Frankfurt jedenfalls nicht:

„Da wird man sich auf einiges einzurichten haben – auf den Vollzug der Maxime ‚Europa ist nichts, es sei denn unter Führung der Grande Nation‘! Soll sich heute aber keiner als ungewarnt empfinden: Schon vor Jahren hat Sarkozy einen Vorgeschmack vermittelt.
Im Falle der Farbwerke Höchst, einstmals eine „Korsettstange“ des dortigen Wirtschaftsgefüges, erklärte er die Übernahme durch Aventis/Sanofi ausdrücklich als „im französischen Staatsinteresse liegend“. Zuvor hatte der sich für zuständig erklärende Minister Sarkozy den wesentlich günstigeren Schweizer Anbieter Novartis mit in der Börsengeschichte einmaliger Dreistigkeit aus dem Rennen gemobbt. Das Gelingen des Deals wurde nicht von den beteiligten Konzernen verkündet, sondern auf einer Pressekonferenz in Sarkozys Ministerium – noch dazu an einem Wochenende. Ergo: Auch das Schaulaufen dieser Tage dürfte niemanden überraschen.
Für den Rest ihrer Amtszeit werden sich Merkel und Steinmeier noch auf so manchen Balanceakt einzustellen haben – zwischen dem Kleinen mit dem großen Ego, diesem Napoleon-Verschnitt in Paris, und den eineiigen Zwillingen in Warschau.“

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10 Kommentare zu “Im französischen Interesse liegend

  1. @ „Europa“,

    Ja, so ist die wirklichkeit! bei uns da feiern die medien, manchem anschein nach auch die FR, unsere kanzlerin als miss europa, und der neue starke mann europas kommt westlich des rheins nassforsch daher und tut so als brauche er seine engsten partner nicht um rat zu fragen, wäre vermutlich auch zuviel verlangt, aber anscheinend hat er diese nicht einmal informiert bei/zu seinen nordafrikanischen aktivitäten. wäre dies mit der information allerdings anders gewesen, na, dann wäre dies vermutlich nicht besser, aber auch nicht schlechter.

  2. @ #1. Kommentar von: kaika

    @“na, dann wäre dies vermutlich nicht besser, aber auch nicht schlechter.“

    Na, dann bräuchte kaika sich auch nicht zu äußern, oder sieht er einen Zusammenhang zwischen der mangelnden Aufmerksamkeit, die Sarkozy seinem östlichen EU-Partner angedeihen läßt und der Tatsache, dass sich Frau Merkel hierzulande feiern läßt? – Dann erführe man den schon gerne!?

  3. @ tjah, herr Theel,
    nicht alle fragen können sofort beantwortet werden. lassen wir doch den journalisten etwas zeit, die werden sicher im verhältnis der europäischen staaten, auch gerade die beziehungen zwischen deutschland und frankreich sowie zu england – nach den kürzlichen neubesetzungen, beäugen und darüber berichten. warten wir ganz einfach ab.

  4. Oh là là, so sind die Franzosen nun einmal. Für viel bedenklicher als den Stil von Sarkozys Politik halte ich dessen Inhalt. Ginge es nur um den Stil, hätte ich Sarkozy nicht mehr vorzuwerfen als den polnischen Quadratwurzelbrüdern und den traditionell antlantikisierenden britischen Premiers.

    Atom- und Rüstungsgeschäfte mit Libyen? Mir ist schon klar, warum Sarkozy das nicht mit der EU abgesprochen hat. Hier kollidiert ganz offenbar das französische Wirtschaftsinteresse mit dem globalen Sicherheitsinteresse. Ganz zu schweigen davon, was das für eine Geste ist: einen Staat, der über Jahre hinweg Unschuldige gefangen hält, mit Atomkraft und Waffensystemen zu beschenken. — Bushs Idee, Waffen nach Saudi-Arabien zu liefern, ist nicht viel dämlicher.

  5. Irgendwie komme ich zu dem Schluss das die Welt in der ich lebe mir nicht gefällt, 2 Furunkel in Polen (meine Güte: Staatspräsidenten, die noch nicht einmal Englisch beherrschen) und Staatspräsidenten, die einen weltpolitisch gesehen übers Ohr hauen. *Nasenrümpf*

  6. @5 vlatka
    aber, aber, die Welt besteht doch nicht nur aus den von Ihnen genannten/angedeuteten Personen (und weiteren ähnlich „auffälligen“).
    Ich will zwar nicht behaupten, dass das Leben ein Zuckerschlecken ist, aber es gibt doch auch positive Seiten, die „es“ lebenswert machen, oder?

  7. Zur Zeit kursieren Briefaktionen an den französischen Generalkonsul in München. Da ich diesen nichts hinzufügen möchte, sie dennoch für ein wichtiges demokratische Mittel halte, darf ich diesen Brief hier im Wortlaut zitieren:

    Sehr geehrter Herr Generalkonsul,

    mit blankem Entsetzen habe ich den Nachrichten entnommen, dass die Französische Republik an das diktatorisch regierte Land Libyen ein Atomkraftwerk verkaufen will. Ich protestiere gegen dieses Vorhaben entschieden und bitte Sie, meinen Protest an die Regierung und den Herrn Präsidenten der Französischen Republik weiterzuleiten.

    Hat die Weltgemeinschaft nicht genug Probleme mit der Atomtechnologie (Iran, Nord-Korea)? Existiert irgendwo ein sicheres Endlager für den Atommüll? Werden nicht ständig neue und gefährliche Probleme mit Atomkraftwerken selbst in hochtechnisierten Ländern wie Schweden und Deutschland bekannt? Steht nicht fest, dass der Betrieb von Atomkraftwerken ein Land auch fähig macht, Atomwaffen herzustellen? Kann es die Französische Regierung verantworten, einem weiteren Land mit diktatorischer Regierung diese Option zu ermöglichen?

    Libyen ist ein Land mit extrem hoher Sonneneinstrahlung. Libyen hat Küsten, die sich für den Betrieb von Windkraftanlagen eignen. Frankreich und die gesamte EU sollte diesem Land helfen, seine Energie- und Wasserprobleme auf umweltgerechte und nachhaltige Art zu lösen.

    Ich bitte Sie, Ihren ganzen Einfluss geltend zu machen, damit dieses bedrohliche Projekt gestoppt werden kann.

  8. Ich find es gut was die Franzosen machen. Wenn es doch Frankreichs Interessen dient. Warum nicht? Man muß es doch nicht allen recht machen (geht ja sowieso nicht) und in jeden Hintern kriechen, so wie es Mrs. Europa tut. Bloß nix eigenes machen/denken.
    Und was Herr Hans-Georg Fritz da zu dem „Farbwerke Hoechst/Sanofi“ Deal schreibt ist auch nur die Halbe Wahrheit und die auch noch verdreht.

  9. @8 Eckhard
    also, meinen Sie nicht, dass Ihre Gedanken „etwas zu kurz gesprungen“ sind?
    Es ist doch absolut nichts falsches dabei, wenn man Besorgnis äussert, derart brisante Technologien in Hände zu geben, von denen man so ganz weiss, was diese damit machen. Ausserdem ist (wurde auch schon angesprochen) das Endlagerproblem nicht mal im hoch-technisierten Europa gelöst, wie denn dann in anderen Regionen unseres Planeten? Bitte denken Sie weiterhin an Möglichkeiten, noch anderes „Spielzeug“ aus dem Einsatzmaterial bzw. Endprodukt zu machen.
    Das Alles hat absolut nichts mit „jemandem in den Hintern kriechen“ zu tun!

  10. @ 7 rino;

    an dem was sie zu der energienutzung von wind und sonne für nordafrika und speziell libyen schreiben, ist viel wahres dran. und hier sollte unsere „mrs. europa“(s. 8. eckhard) ansetzen!

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