In der Ruhe liegt die Kraft

Willkommen im neuen Jahr. Dem Katastrophenjahr. Alle reden davon, wie schlimm dieses Jahr werden wird. Geschäftsklima-Indexe sinken, Börsen crashen, Banken kollabieren, Autobauer fordern staatliche Stütze, Mittelständler lassen kurzarbeiten, und das Absacken des Spritpreises gen Ein-Euro-Marke gilt als Mentekel, obwohl es gerade mal ein halbes Jahr her ist, dass der Spritpreis in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war – was damals nicht minder katastrophal wirkte. Stimmt vielleicht etwas mit unserer Wahrnehmung nicht? Geschäftsklima-Indexe schwanken seit eh und je, und schon immer haben die Märkte – irgendwann – Fehlentwicklungen korrigiert; dazu sind sie ja schließlich da. Also legen wir doch am liebsten die Hände in den Schoß und gucken mal, was da kommt. Oder?

Es kam schon einiges. 2008 brachte das mutmaßliche Ende des Turbokapitalismus, und es muss nun einiges passieren, damit die USA ihre selbstgewählte Rolle als Weltpolizist Nr. 1 weiter ausfüllen können. Viel wird davon abhängen, was der neue Mann im Weißen Haus tut. Deutsche Politiker dagegen tun wenig und reden lieber. Bundespräsident Köhler sieht Chancen in der Krise. Bundeskanzlerin Merkel betont die Stärke der deutschen Volkswirtschaft. Gehen wir also hin, konsumieren wir, stützen damit die Wirtschaft und den verbreiteten Glauben, dass diese Wirtschaft Wachstum braucht, um zu funktionieren.

In zahlreichen Zuschriften wird die FR immer wieder aufgefordert, das Katastrophengerede sein zu lassen. Daher höre ich jetzt damit auf. Es gibt Positives in 2009: Ich werde endlich mal wieder einen Radurlaub machen – nicht weil er billig ist und ich sparen möchte oder muss, sondern weil ich diesen Wunsch seit langem hege. Und nun erfülle ich ihn mir eben, denn das Leben geht weiter, auch wenn Börsen crashen und Banken kollabieren. Im Juni geht es für drei Wochen on the road, genau wie früher. Ich lasse mich von der negativen Stimmung nicht anstecken, ebenso wie viele andere Frankfurter nicht, die das neue Jahr mit einem Feuerwerk begrüßten, dass mir vorkam, als wollten sie sagen: Jetzt erst recht! Und auch aus einem anderen Grund habe ich Anlass, gut gestimmt zu sein: Ich habe gerade den Roman fertiggestellt, den ich schon seit langem fertigstellen wollte. Die ruhigen Tage rund um Weihnachten haben es möglich gemacht. In der Ruhe liegt die Kraft. Jetzt werde ich mich um einen Verlag kümmern.

Liebe Leute, wie sehr Ihr dem neuen Jahr entgegen? Was habt Ihr vor? Wollt Ihr etwas anders machen oder sagt Ihr Euch: Dafür gibt es keinen Grund?

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8 Kommentare zu “In der Ruhe liegt die Kraft

  1. Lieber Bronski,
    ich will mal als Erster antworten, obwohl ich das nicht gerne tue.
    Ich sehe das neue Jahr positiv, so wie ich es jedes Jahr getan habe. Ich rechne damit, dass der Ablauf ähnlich sein wird wie der von 2008.
    Ausflüge, Urlaube, kleine Arbeiten in Haus und Garten, nur soweit es die körperliche Beschaffenheit zulässt… 🙂
    Ich setze mal voraus, dass die Rentenzahlungen in ausreichender Höhe auch zukünftig regelmäßig erfolgen.
    Auf die Gesundheit achten, auch dazwischen ein paar Gläschen Wein oder Bier mit netten Menschen trinken. Etwas Kultur, etwas Politik, was eben sonst noch zum Leben gehört.
    Die Welt und die Menschen nicht mehr verbessern zu wollen… Einfach nur noch zugucken…
    Das nehme ich mir vor für 2009.

  2. @Bronski.
    Mehr Physik in’s Spiel:
    „In der Trägheit liegt die Kraft“.
    Wir machen einfach weiter! Daran ist nichts Schlechtes.
    Aber wenn mir im Monat 100 Euro fehlen, um andernorts ein Leben zu retten, daran ist was Schlechtes und das haben die zu verantworten, die irgendwo den Impuls verzocken.
    Das sind die, die gegen die Drehrichtung der Welt Geschäfte machen, um sich dann auf einem Heimtrainer eine Art Gesundheit aufzuzwingen.
    Ich nehme mir vor, einem dieser Weltbremser die Augen zu öffnen.

  3. Lieber Herr Bronski,

    Märkte in der normalen Schwankungsbreite, aber der „Turbokapitalismus“ ist erledigt? Das geht nicht, entweder oder…Natürlich, der erste Teil, wie einiges andere in Ihrem „aufmunternden“ Beitrag , lieber Herr Bronski, ist wohl als Satire konzipiert? Oder wieder doch nicht? Wieso wollen die Leser keine negativen Nachrichten mehr sehen, wenn diese Welt – oder sind es doch nur die Nachrichten dazu – gleichsam aus den Fugen geht? Denn das tut sie wohl.

    An Frau Merkel und Herrn Köhler glauben? Hände in den Schoß legen? Fahrrad fahren? Wie ich Sie und die FR kenne kann dies nur Ironie, Satire und Scherz sein.

    Ich jedenfalls, Sie fragen ja, was wir zu tun gedenken, werde all das nicht tun. Der ironische Aufruf, in das Private sich zu retten, ist für mich keine Lösung, auch wenn ich weiß, dass gegen informelle Machtausübung des keineswegs erledigten „Turbokapitalismus“ kein Kraut gewachsen ist. Und warum nicht? Weil er, wie das mit Macht und Reichtum verbundene Böse, nicht nur für die wirtschaftliche „Elite“ anziehend ist, sondern für alle Menschen. Diese anthropologische, psychologische und auch philosophische Konstante der Geschichte wird auch 2009 eben konstant bleiben.

    Ich setze ein „Dennoch“ dagen. Nicht ein revolutiäres, sondern ein humanes. Da wo wir wirken, sollen wir versuchen, dem erkannten Schlechten eine Alternative entgegenzustellen, so wie es die FR ja durchaus tut. Die Schubladen dieser Republik sind übrigens voll von Alternativen; viele von diesen sind in der FR diskutiert worden. Ist das schlecht? Sind das, um daran anzuknüpfen, schlechte Nachrichten? Nein, gute; schlechte doch wohl nur für jene, die die Alternative als Verlust ihres „Elitestatur“ ansehen.

    Immer und jedes Jahr dasselbe? Ja, aber wir sollten gemeinsam nicht aufhören, jene humanen Alternativen anzumahnen. Mehr können wir Rahmen unserer Möglichkeiten – wenn wir es auf der Basis unserer grundgesetzlichen Gesellschaftsordnung tun wolllen – nicht tun. Aber das ist wohl schon sehr viel.

    Das alles schließt nicht aus, für sein privates Glück auch dankbar zu sein, im Juni Fahrrad zu fahren, Romane zu schreiben, im Garten zu arbeiten und mit Freunden zu diskutieren. Dennoch kann man versuchen, in kleinsten Schritten, lieber maderholz, doch etwas zu verändern. Seit tausenden von Jahren versucht? Ja, und vergeblich, das räume ich ein; das heißt aber nicht, dass wir es nicht weiter versuchen sollen.

    Allen alles Liebe für 2009
    Hans-Ulrich Hauschild

  4. Lieber Bronski,
    der von der Menschheit selbst betriebene langfristige angelegte Suizit wird diese unsere Generation nicht erreichen und in diesem Sinne sollten alle die zur Zeit auf Erden Ihr Dasein fristen positiv in die Zukunft schauen.
    Fazit: Die Dummheit der Generationen wechselt,aber die Dummheit bleibt und überlebt.
    Alles gute für alle 2009 -10-11………..
    Jörg Nazarow

  5. zu # 3 :

    Lieber Hans-Ulrich,
    da ich angesprochen wurde, will ich auch nochmal etwas dazu sagen.
    Wo wir wirken, sollten wir versuchen, dem Schlechten eine Alternative entgegen zu setzen. Natürlich tun wir das, auch ich, meist unbewusst, manchmal auch noch bewusst.
    Wir beeinflussen unseren Gesprächspartner und er beeinflusst uns. Die Möglichkeiten und ihre Wirkungen bleiben sehr bescheiden.

    Für die Restlebenszeit, die noch bleibt, versuche ich mich zu schützen, indem ich die „schlechten Nachrichten“ die täglich in TV und Presse auf mich niederprasseln, nicht mehr „an mich heranzulassen“.

    Der Wahnsinn um uns herum in aller Welt, der geschieht – jedes Jahr in ähnlicher Form, immer wieder…

    Alles Gute allen guten Menschen und denen, die es werden wollen – das kann auch ich für’s kommende Jahr wünschen !

    maderholz

  6. Ich will auch was sagen, ganz in Bronskis Sinn. Nicht die Trägheit, lieber BvG, bestimmt die Richtung, noch die Satire, lieber Herr Hauschild

    Ich für mein Teil denke: Warum machen wir dabei überhaupt mit? Nicht Rückzug ins Private, sondern Nichtteilanhme – das wäre es doch

    Ich fuhr die Tage mit meiner Familie – Mann, Kinder, mehrere Enkelkinder – hier bei uns in Wuppertal in der Schwebebahn. Das wurde von allen als leicht empfunden und meiner Schwiegertichter entfleuchte der Spruch: Warum kann es nicht immer so sein? Ich sagte, weil das Leben eben nicht so ist

    die Cholera in Simbabwe

    fällt mir dazu ein

    ja, uns geht uns gut!

    Mein Vorsatz für 2009 ist: Es so gut zu haben, dass ich weiter genug für meine vier „Paten“-Töchter in Ghana, Simbabwe, Banglahdesh und auf den Philippinen spenden kann

  7. Na, Bronski, erstmal herzlichen Glückwunsch zum Abschluss Deines Buches. Vielleicht erfahren wir ja auch mal den Titel. Vielleicht kaufen wir es dann auch.

    Gute Nacht, allen Spätlesern hier.

  8. Hallo Bronski,

    eine unaufgeregte uns mehr inhaltsbezogene Darstellung und Diskussion alarmistischer Pseudoinhalte wäre auch nicht schlecht. Allein eine Plausibilitätsprüfung führt viele „schlechte“ Nachrichten ad absurdum. Denn es ist recht einfach Kausalität oder Korrelation auseinanderzuhalten und auch so differenziert (vermeintliche) Inhalte darzustellen.
    Dann brauchte ich auch endlich nicht mehr solchen Blödsinn wie:“und die Flüsse in ihren ursprünglichen Zustand zurückführen, um die Strömungsgeschwindigkeit zu reduzieren.“ zu lesen.

    Es bleibt zwar ein Restunterhaltungswert, aber eine Empfehlung in fachlicher Hinsicht sieht anders aus. Und wo bleibt die kritische Distanz des Berichtenden?
    Wird so etwas vermieden um die schlichteren Gemüter nicht zu verwirren?

    Gerade deshalb:

    Alles Gute im neuen Jahr.

    Gruß Karl

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