Ein schönes Beispiel dafür, wo die ideologischen Gräben heutzutage wirklich verlaufen, ergab sich gerade neben meinen Arbeitsplatz. Da steht nämlich auf einem Tischchen seit heute ein Adventskranz. Der ist, wie Adventskränze das so an sich haben, überwiegend grün und riecht nach Tanne. Außerdem aber ist er golden geschmückt mit Engelchen, Sternchen und Schmetterlingchen, ja, sogar die Kerzchen (Marke „Monsterbrenner“) sind golden. Kommt nun aber die Kollegin Frau Drost mit einem rot geschmückten Konkurrenzmodell an. Verstehen Sie – rot!

Prompt fällt mir die gesamte Chefredaktion in den Rücken und plädiert für das rote Modell, und zwar mit so originellen Argumenten wie: „Adventskränze haben rot zu sein und nicht golden!“ Na toll, und die Eintracht hat zu gewinnen und nicht zu verlieren. Mit dem gleichen Recht kann man auch fordern, dass Weihnachten im Winter zu sein hat und nicht im Sommer. Ebenfalls toll, denn dann muss Weihnachten in Südafrika und Lateinamerika um ein halbes Jahr verlegt werden. Nein, meine Lieben, mit solchen Argumenten braucht ihr mir nicht zu kommen. Ich bleibe dabei, dass Gold schön ist.

Guckt Frau Fehrle, die stellvertretende Chefredakteurin, mich entrüstet an und sagt:

„Bronski, du bist ja Kapitalist!“

Na gut, dann bin ich eben Kapitalist. Was dagegen? Nur die kackbraune Atlasschleife, die muss dann doch nicht sein, die mache ich jetzt gleich mal ab von meinem schönen Adventskranz. Der bleibt wo er ist.

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25 Kommentare zu “Rot oder golden?

  1. Wenn die Chefredaktion an Bronski nichts auszusetzen hat als seinen Adventskranz, dann kann er ja beruhigt sein und den FR-Blog, der ehedem mit einer Vielfalt von relevanten gesellschaftlichen und politischen Themen eine ebensolche Vielfalt von Diskutanten an sich band und von Diskussionsbeiträgen nach sich zog, weiterhin mit einem solchen Schmarren, für welchen der Ausdruck „Smalltalk“ eine Schmeichelei wäre, herunterwirtschaften zu einem journalistischen Produkt ganz im Stil der neuen Focus-Zeit: außen schön und innen hohl.

  2. Auszug aus der Blog-Ankündigung:
    „Sie haben Anregungen, Kritik oder Fragen zum redaktionellen Inhalt der FR? Bronski kümmert sich drum – und berichtet an dieser Stelle darüber.“
    Mhhh, so ganz verstehe ich dann ja auch nicht, was die Adventskranz-Geschichte an dieser Stelle soll. Ein Einblick in das muntere Treiben in der FR-Chefredaktion? Dann lesen wir vielleicht auch bald, welche Lebkuchensorte Bronski bevorzugt (weiß, schwarz oder „kackbraune“)…

  3. Hmmm,

    ich weiss nicht so ganz, was die Auregung soll. Wenn Sie das Thema nicht interessiert, lesen Sie es halt nicht. Und Kommentare eruebrigen sich dann auch.

    Mich hat die kleine Anekdote aus dem Redaktionsleben schon amuesiert.

  4. Ist doch schön wenn`s trotz Arbeitshektik auch ein wenig menschelt; und Sonntag ist – wenn auch mit Frühlingswetter – nun wieder wie alle Jahre 1.Advent! Also lasst es weihnachtlich werden und „freuet Euch“. Vielleicht hat sich ja die Erdachse eh schon gedreht und wir haben in unserer Gegend sowieso zu Weihnachten keinen Schnee mehr; nie mehr. Also dann nichts wie auf die Lebkuchen gestürzt, egal ob braun oder schwarz, und egal ob die Schleifen rot oder golden, aber hoffentlich auf keinen Fall „braun“; Ihr wisst schon! Auf geht`´s

  5. Zeitung machen ist eben etwas sehr Ernstes. Späßchen sind da nicht erwünscht. Oder wenn schon, dann aber bitte pssssssssssssst … Dass die Leserinnen und Leser bloß nichts davon erfahren. Könnte ja sein, dass sie sonst auf die Idee kommen, dass wir manchmal auch ein bisschen Spaß während der Arbeit haben.

  6. Nein, nein, Herr Leserversteher, da missverstehen sie mich. Journalistenblog? Ganz im Gegenteil, ich halte den FR-Blog ebenso wie sie für einen Leserblog. Im Vergleich zum früheren Journalistenblock sind ja die Nutzer nun Legion.
    Und was den Humor betrifft, so liegen wir beide ganz auf einer Linie. Über ihre Scherzartikel lach‘ ich mir regelmäßig ’nen Ast ab. Ich mache mir nur Sorgen um die merkwürdigen Interessenschwerpunkte der Nutzer. Sie konzentrieren sich im wesentlichen auf die spärlichen politischen Einträge: „Chauvinistisch“, „Nazikeule“, „Kreationisten“… Ihre umwerfenden Spaßbeiträge dümpeln mit 0-3 – in Worten: Null bis drei – Kommentaren vor sich hin, was offenbar dem Adventskranz-Geplänkel ohne meine Einlassung auch beschieden gewesen wäre.
    Es ist eben kein Humor mehr unter den Menschen. Da bilden doch die FR-Redaktionsstuben eine erfreuliche Ausnahme, Inseln der Fröhlichkeit in einem Meer von Trübsinn. Und wir alle dürfen durch Bronski dankend daran teilhaben.

  7. Dazu sind Sie jederzeit herzlich eingeladen, lieber Herr Ebbers, und ich möchte Sie wieder einmal wirklich nicht belehren müssen, aber die frühere Version des FR-Blogs war tatsächlich ein Journalistenblog – von Journalisten für den Rest der Welt. Das ist jetzt anders. Und auch in Zukunft dürfen Sie ausnahmslos viel Spaß hier haben. Vielleicht zählen Sie dann auch freiwillig noch einmal nach.

  8. Nun, lieber Bronski, ich möchte sie wieder einmal wirklich nicht darüber belehren müssen, dass man als Versteher die Leute auch (bewusst?) missverstehen kann.
    „Jounalistenblog“, „Bronski-Blog“, „Leserblog“: Welchen Namen sie dem Kind jeweils geben, das ist wirklich nicht mein Thema. Mein Thema ist der Qualitätswandel, und den charakterisieren sie als Wandel vom Ernst zum Spaß, ich nenne ihn Entpolitisierung und „Focussierung“.

    Beim Nutzer-Interesse ging es mir natürlich darum, eine Tendenz aufzuzeigen, die m.E. unübersehbar ist: „Brecht im Central Park“: 0, „Wirklich knifflig“: 2, „Die Frage, die sich stellt“: 1; dagegen: „Kreationisten in Hessen“: 24, „Nazi-Keule“: 15, „Chauvinistisch“: 18.
    Sollte ich etwas übersehen haben, dürfen sie mich gerne wieder belehren.

  9. Ach ja Herr Schulz, moin auch!

    Keineswegs, aber was soll ich machen, von Bronski höflich gebeten nachzuzählen?

    Schön, ich hätte sagen können: „Wenden sie sich doch bitte an den Bamberger Medienforscher Jan Schmidt, der eigentlich für Zugriffszahlen auf Weblogs zuständig ist, wie aus der unten angeführten aufregenden wissenschaftlichen Studie ersichtlich. Aber das entspräche nicht meinem Identitätsmanagement, welches regelt, welche Aspekte meiner Person ich online präsentiere (s. dort!). Danach stelle ich nämlich tunlichst nur solche Behauptungen auf, zu denen mir auch auf Nachfrage eine Ausrede einfällt.

    Ich bedanke mich aber ausdrücklich bei ihnen, dass sie mich mit ihrer Frage in ihrem Beziehungsmanagement berücksichtigt haben(Mit wem halte bzw. knüpfe ich über welche Online-Kanäle Kontakt).

  10. Hallo,
    scheint ja ganz nett zu sein, hier zu ab und zu reinzuschauen.
    ich suche Antworten zu dem in Auszügen gesendeten Weihnachtsgedicht in Islamisten.
    Gib`s hier keine ?

  11. Hallo maderholz,

    „Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es.“ sagt Erich Kästner.
    Also: Geben sie vielleicht einfach ihre Antwort, und andere, die auch ab und zu reinschauen, folgen vielleicht!

  12. Hallo und guten Abend; Herr Ebbers, sicher schön, dass hin und wieder bekannte Namen auftauchen. Und ich glaube auch, dass wir mit unterschiedlichem Ernst an unterschiedliche Themen herangehen sollten. Deshalb wollte ich jetzt mal ein neues „Fass“ aufmachen: Politik mit einer Würze aus vorherigem Thema, nämlich dem „Chauvinismus“! Ist doch heute die SPD-Hessen über Ihren Schatten gesprungen und hat Andrea Ypsilanti zur Herausforderin von MP Koch gemacht. Was hält der Analytiker Ebbers und die anderen Geister im Blog davon? Kurz gesagt, und mit etwas Bosheit gewürzt und anders rum gefragt, wenn muss Herr Koch mehr fürchten, Ypsilanti oder die „Freien Wähler“, bzw. den U-Ausschuss?

  13. Abgesehen davon, dass der Thread von „Adventskranz“ zu „Landtagswahl“ eine schier atemberaubende Wendung genommen hat, braucht Roland Koch nichts und niemanden zu fürchten und kann darauf vertrauen, dass die Wähler erneut seinem fremdenfeindlichen Wahlkampf erliegen werden.
    Als flankierende Maßnahme werden seine Parteigänger in der Bundesregierung einschlägige Themen wie „Terrorismus, Einwanderung, Leitkultur“ bis zur Wahl am köcheln halten.

  14. Hallo und guten Tag Herr Schulz, ich begrüße den bekannten Namen aus seligeren FR-Blog-Zeiten!
    Aber als Leser der überregionalen Ausgabe, Nordlicht und Nichthesse überlasse ich den Vortritt bei der Analyse solcher regionalen Fragen den Eingeborenen jenes geschichts- und kulturträchtigen und waldreichen Landes, welches 1989 seine zentrale Lage in Deutschland leider an Thüringen abgeben musste.

  15. Verehrter Heinrich Ebbers; ich „sage“ nur Hl.Elisabeth, LG Phillip, Dr.M.Luther und Landesbausparkasse Hessen-Thüringen, von anderen Bindungen und auf die „unseligen“ CDU-MP`s will ich gar nicht weiter eingehen.

  16. Verehrter Heinrich Ebbers; ich „sage“ nur Hl.Elisabeth, LG Philipp, Dr.M.Luther und Landesbausparkasse Hessen-Thüringen, auf andere Bindungen und auf die „unseligen“ CDU-MP`s will ich gar nicht weiter eingehen.

  17. Nicht schlecht pariert, Herr Schulz, wobei natürlich nach ihrem Verständnis, dass es im wesentlichen um Macht und Geld geht, die LBS Hessen-Thüringen das entscheidende Bindemittel ist.
    Mit dem Verweis auf Elisabeth und LG Philipp wecken sie wehmütige Erinnerungen an meine schöne Studentenzeit in Marburg vor geraumer Zeit, wo ich die Stadt und die zauberhafte oberhessische Landschaft in mein Herz geschlossen habe.

  18. Was die „seligeren Blog-Zeiten“ angeht: Auch damals gab es Threads ohne Kommentierungen. Dass sich die Neuausrichtung des FR-Blogs erst noch rumsprechen und dass ich mich zudem auch noch warmschreiben muss – sehen Sie es mir bitte nach. Das wird schon noch.

  19. Es mag abgegriffen klingen, bleibt aber trotzdem wahr: Wahlen werden in der Mitte gewonnen, und die SPD positioniert sich mit einem Kandidaten der linken Mitte allemal besser als mit einer Spitzenfrau, die zwar die in der Schröder-Ära etwas zu kurz gekommenen Ränder begeistern, aber nicht das breite Spektrum potentieller SPD-Wähler integrieren kann. Eigentlich sollte es ein Leichtes sein, diese schlechteste deutschen Landesregierung, ideenlos und moralisch bankrott, abzulösen. Leider habe ich Grund zu der Befürchtung, daß dies einer polarisierenden Kandidatin wie Frau Ypsilanti nicht gelingt.

  20. Herr Schäfer; gut dass sich mit Ihnen doch noch jemand zu meiner Fragestellung äußert, aber es ist nur die eine Seite der Medaille, denn gern hätte ich auch etwas von der Einschätzung gewusst, wen MP Koch mehr fürchten muss: Andrea Ypsilanti oder die FREIEN WÄHLER? Egal ob die FW als kand. Partei bei der Landtagswahl oder den bezügl. Untersuchungsausschuss. Und dann kann ja immer auch noch etwas „über“ Herrn Kanther kommen, eventuell auch nach befragen des Herrn Jung! Ob die linke, bzw. die erkennbare ursozialdemokratische Position von Ypsilanti die Chancen der SPD und somit deren eigene schwächt bezweifele ich, wo doch gerade ein MP Rüttgers versucht Enkel von Norbert Blüm zu werden. Also ich meine, alles bleibt offen.

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