In Berlin werben die Kirchen mit dem Slogan „Es geht um die Freiheit“ auf Plakaten für die Wiedereinführung des konfessionsgebundenen Religionsunterricht. Den gibt es in der Hauptstadt war auch weiterhin, aber Schüler, die in „Reli“ unterrichtet werden wollen, müssen sich dafür zusätzlich anmelden und bekommen dann zusätzliche Stunden. „In Zeiten wachsender Anforderungen und verkürzter Schulzeit nicht gerade ein Renner“, schreibt Thomas Kröter im FR-Leitartikel „‚Reli‘ und der Marlboro-Mann“ und wirft die Frage auf, was die Wahlfreiheit zwischen den Unterrichtsfächern mit dem Freiheit-Slogan zu tun hat. Die Initiative „Pro Reli“ betreibe eine Kampagne nach dem Muster der Marlboro-Zigarettenwerbung.

FR-Leser Wilfried Böhnisch aus Krefeld kritisiert diesen Leitartikel:

„Vergleiche sind so eine Sache! Nun wird also der Marlboro-Mann herangezogen, um die kirchliche Initiative ‚Pro Reli‘ in Berlin zu kritisieren. Wie erinnerlich, starb der Mann an Krebs. „Zigaretten können tödlich sein“. Die Konnotationen dieser Werbefigur sind in dem diskutierten Kontext – gehässig. Die Berliner Kirche(n) werbe für ihr Anliegen ‚wie für eine Zigarettenmarke‘.
Warum soll die Wahlmöglichkeit zwischen zwei obligatorischen Fächern ( wie in der übrigen Republik mit Ausnahme einiger Bundesländer) nicht angestrebt werden? Und warum darf in diesem Zusammenhang nicht von Freiheit gesprochen werden?
Im übrigen steht der Leitartikel ganz auf der Linie der ‚Säkularismus-These‘, deren ideologischer Kern längst freigelegt wurde. Sie funktioniert einfach nicht so, wie sich mancher das wünscht. Es ist einmal mehr verwunderlich, wie sehr die FR, sobald es um Religion und Kirche geht, unter ihrem Niveau bleibt – jetzt sogar mit einem Schlag unter die Gürtellinie.
Diskutabel allerdings ist mir der Vorschlag von Thomas Kröter, einen gemeinsamen Religionsunterricht für Kinder aus den Kulturkreisen aller Weltreligionen einzurichten. Ich verweise auf die ‚religious education‘ in England.“

Pfarrer Lukas Ohly aus Ostheim:

„Thomas Kröters Kommentar zur Berliner Initiative ‚Pro Reli‘ verrät Unkenntnis über beides: über Religion und Ethik. Ethik an Schulen ist kein Deeskalationstraining! Wer Ethikunterricht besucht, wird deswegen nicht schon ein besserer Mensch – übrigens genauso wenig wie Schüler im Religionsunterricht für ihren Glauben benotet werden. Wer von Ethik eine Art Mediation zwischen den Religionen verlangt, hat das Schulfach nicht begriffen. Im Übrigen suggeriert Kröter, es seien nur Religionen für ethische Probleme in Berlin verantwortlich (‚Ehrenmord‘). Es geht nicht um Kröters falsche Alternative, ob Kinder ‚aller Weltreligionen gemeinsam‘ zu unterrichten seien – denn das werden sie in fast allen Unterrichtsfächern. Es muss aber in der Sache begründete Argumente geben, warum das Pflichtfach Religion durch Ethik ersetzt werden soll.
Dann muss man auch klären: Welche Ethik soll eigentlich unterrichtet werden? In einem gemeinsamen Unterrichtsfach wird suggeriert, es gebe einen verbindlichen, quasi staatlich verordneten ethischen Grundansatz, der zudem – wie günstig! – weltanschaulich neutral sei. Offenbar fürchtet der Verfasser gerade deshalb die persönliche Wahlfreiheit, über die er sich zwar mit seinem Marlboro-Beispiel lustig macht, zugleich aber in der Sache nicht anzweifelt, dass ‚Pro Reli‘ ein Thema der Freiheit ist. Es ist in der ethischen Wissenschaft – übrigens auch in der philosophischen Ethik! – außerordentlich umstritten, ob es weltanschaulich ungebundene ethische Ansätze gibt oder ob nicht vielmehr ethischer Konsens aus den jeweiligen kulturellen Eigenperspektiven heraus entwickelt werden muss. Hier sind es also nicht etwa ‚Organisationsinteressen‘, sondern echte ethische Gründe, in deren Konsequenz ein konfessioneller Religionsunterricht steht. Ethik dagegen von einem archimedischen neutralen Punkt aus zu betreiben, ist selbst eine weltanschauliche Entscheidung – mindestens so fragwürdig wie religiös-kulturelle Traditionen.
Die Alternative ‚Religion oder Ethik‘ gerät nicht deswegen in eine Schieflage, weil Kirchen ‚als legitime Sachbearbeiter für ethische Grundfragen gelten‘ (warum eigentlich?, doch wohl deshalb, weil sie zunächst religiöse Institutionen sind). Die Schieflage entsteht, weil Religion mehr umfasst als Ethik. Selbst Bildungspolitiker kämen nicht auf die Idee, das Fach Physik abzuschaffen, weil man ja auch in Mathe rechnet.“

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29 Kommentare zu “Ein Thema der Freiheit

  1. Ein sekularer Staat hat primär erstmal Freiheit von Religion oder religiösen Zwängen zu garantieren. Ohne Ansehen der Person, sonst deligitimiert sich die demokratisch sekulare Staatsstruktur selbst.

    Glaubensding sind ausschließlich Privatsache.

    Gruß Karl

  2. @#1 Karl

    Falsch gedacht Herr Karl:

    Staatliche Verfassung, der (bürgerliche) Staat hat dem Individuum ein Leben in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu garantieren, wo dies gefährdet erscheint, bzw. vom Individuum selbst und alleine nicht garantiert werden kann.

    Ist irgendeine oder sind mehrere Religionen Teil dieses (kulturellen) Lebens, so hat der Staat dem Bürger auch grundsätzlich die Möglichkeit des Zugangs zu ihr zu ermöglichen – Es gibt Eltern, die Ihren Kindern dies verweigern und ihnen jede Möglichkeit beschneiden je selbst zu entscheiden – . Das heißt natürlich nicht, der Staat habe zu entscheiden, welche Religion zu unterrrichten sei und welche nicht und dies willkürlich.

    Daß der Glauben Privatsache ist, heißt nicht, daß er ein öffentliches Tabu sei. Säkular heißt, dass staatliche Gewalt sich nicht durch kirchliche Dogmen oder Glaubensätze in ihrem normativen und gesellschaftliches Leben gestaltenden Tun wesentlich bestimmen lassen darf. Dies bedeutet aber auch nicht Glaubensinhalte von den Menschen mit Gewalt – nicht anders ginge es nämlich, Herr Karl – fernzuhalten. Erziehung und Bildung tut hier not nicht autoritärer Schutz angeblich bedrohter „Kinder“ des Staates.

    Ansonsten lese jeder den Brief des Pfarres Ohly im Eingangstext. Wer ihn versteht, weiter denkt, braucht hier (fast) nichts mehr zu schreiben.

    P.S.: Ich kennen keine Einzelheiten zu der Bürgerinitiative in Berlin. Spontan löst die Darstellung bei Kröter dessen Artikel mir auch gar nicht zusagt, eher das Gefühl aus, da seien die komplementären Eiferer zu den Denkfaulen unter den Atheisten am Werk, Kräfte also, die Freiheit auch nur des Denkens beide eher weniger garantieren.

  3. Der Kleinscheiß nervt.

    Wenn jeder Mensch einen eigenen Gesang hätte, einen Gott zu preisen, den er kennt, so gäbe es doch unermeßlich viel ungesungene Weisen.

    Man kann Gott oder Religion oder Glauben oder Abwege überall erkennen, thematisieren und lehren.
    Der Schublädchenanspruch „Schulfach“ ist zu klein und zu durchsichtig: Man will die kleinen Geister isoliert bearbeiten.
    Ich sezte dagegen:
    Jeder Lehrer sollte in der Lage sein, die unterschiedlichen Dimensionen an jedem Thema zu erklären.

    Was man wissen und glauben mag, sei den Schülern überlassen, sie werden im Laufe des Lebens eine Lösung finden.

    Das ist Freiheit.

  4. @ j.u.t

    In welchem Jahrhundert leben Sie?

    „Ist irgendeine oder sind mehrere Religionen Teil dieses (kulturellen) Lebens, so hat der Staat dem Bürger auch grundsätzlich die Möglichkeit des Zugangs zu ihr zu ermöglichen“

    Soweit, so falsch. Die Bestimmtheit von „Religion“ negiert eo ipso deren Verwendung als Teil des Zusammenlebens in einem demokratischen Staat, denn so wird das Legitimationsprinzip unterhöhlt. Außer „friedlich“ wird nach undemokratischen Maßstäben definiert.

    Gegenteiliger Weise wird das friedliche Zusammenleben durch die Einbindung unüberprüfbarer Partikularinteressen potenziell und de facto gefährdet.

    Und zu den „Glaubensinhalten“; was soll das genau sein? Unbestimmtheiten können und sollen von keinem vor niemand ferngehalten werden. Das bezieht sich auch auf das Vorstellen einzelner Religionen im Unterricht. Wer glauben will, der darf das gerne außerhalb der knapp bemessenen Unterrichtszeit tun. Auch ich vertrete den Standpunkt jeden Jugendlichen selbst entscheiden zu lassen welches Fach er wählt! Nur muß, kann und darf das nicht ein beliebiger „Religionsunterricht“ sein,es ist eben auch erforderlich und geboten eine Alternative bereitzustellen.
    Subsummierend möchte ich dazu „BvG“ zitieren:
    „Was man wissen und glauben mag, sei den Schülern überlassen, sie werden im Laufe des Lebens eine Lösung finden“

    Gruß Karl

  5. Wenn man die Praxis des Religionsunterrichts immer wieder mitbekommt, dann kann hier jeder Pfarrer schreiben was er will, man glaubt ihm besser nicht.
    Strafarbeiten, weil mein Kind nachfragt, ob Gott, wenn er denn in allem ist, auch in ihrer Kacke zu finden wäre, anstatt eine inteligente Antwort zu finden um dieser kindlichen Provokation zu begegnen.
    Strafarbeiten für ein anderes Kind, weil es bei so mancher biblischen Darstellung kichern muss (1.Klasse), wegen Respektlosigkeit dem Herrn Gott gegenüber.
    Religionsunterricht – Weltanschaulicher Unterricht unter religiösen Gesichtspunkten.
    Manche durchgeknallte Christen auf Kinder losgelassen, das ist nicht Zugang zu Religion schaffen, das ist einflussnahme weit darüber hinaus, das ist krank.
    Die Kirchen sind offen, die Ausübung von Glauben (solange er nicht islamisch ist) ist uneingeschränkt möglich, aber den Christen fällt natürlich nichts anderes ein, als den Staat zu missbrauchen um dem scharenweise Weglaufen von den Istitutionen „Kirche“ entgegenzuwirken.

    Grüße
    Ralf

  6. @ Karl:

    Was für ein Demokratieverständnis haben Sie eigentlich?

    Dass der Staat seinem Bürger Möglichkeiten offenhält sich zu bilden, auch in Fragen religöser Orientiereung verwechseln sie offensichtlich, dass er die staatliche Ordnung selbst nach in den Religionen, besser von deren Kirchen propagierten Maßstäben täte, die einer demokratischen ordnung widersprächen und davon gibt es durchaus einige.

    Was für eine Vorstellung von Schule haben Sie eigentlich?

    Die Verwirrung, die ich hier hinsichtlich des Begriffes von Politik und staatlicher Ordnungsmacht vorfinde, entspricht durchaus der vorurteilsbeladenen Sicht von Schule und Unterricht: Dieser wie jener wird nichts zugetraut.

    Die Lösung die BVG vorschlägt ist nur aberwitzig bis dumm: Schlagen Sie z.B. für den Deutschunterricht, den es dann eigentlich, wie jeden Unterricht gar nicht mehr geben bräuchte, allen Ernstes vor, dass der Schüler nach gusto entschiede, wann er den Dativ einsetzte, wann den Genitiv, oder ob Karl Moor ganz einfach nur recht hatte, mit dem was ihn Schiller tun läßt; im Physik- oder Chemieunterricht frei Schnauze „gewußt“ werden kann wie hoch die Halbwertszeit von Plutoniumisotopen ist und was dies in unserer Wirklichkeit bedeutet?

    P.S.: Ich bin durchaus Einverstanden mit der Berliner Lösung (Ethik als Fach statt Religion), solange sie Religion nicht tabuisiert oder das täte, was sie dem Religionsunterricht a priori vorwerfen, einseitig und unwissenschaftlich oder undemokratisch indokrinieren; das gilt nach beiden Seiten.

    Freiheit ist nicht die, auch unter den Brücken schlafen zu können, wenn man doch ein Bett hat, sondern sie ist immer auch die des anders denkenden. Der Garant der Freiheit im Zweifelsfall ist aber, oder sollte doch sein immer auch der Staat.

  7. @ j.u.t

    So gerne ich Ihnen antworten mag, insbesondere bin ich mit Ihrem post scriptum durchaus einverstanden, es ist leider nicht möglich zu Ihren, in der vorliegenden Form, inkonsistenen Einlassungen Stellung zu nehmen.
    Mit Bitte um Klärung des Sachverhaltes verbleibe ich

    Karl

  8. @ karl

    ad Jahrhundert/Demokratieverständnis

    Sie argumentieren m.E.in #4 richtig für die Position, daß in einer säkularen Ordnung staatliches Handeln weder einseitig sich aus religiösen Dogmen ableiten lassen sollte, noch diese 1:1 umgesetzt werden dürften in der Ausgestaltung der gesellschaftlich-/ploitischen Lebensverhältnisse, insbesondere, wenn diese Inhalte im Widerspruch zu einem vernünftigen Demokratieverständnis stünden.

    Allerdings läuft dieses Argument in unserem Zusammenhang ins Leere, da diese Frage garnicht ansteht, dieser Anspruch von seiten des Staates de facto nicht wirklich erhoben wird, de jure wäre er sowieso unzulässig.

    Ihr richtiger Satz „Glaubensdinge sind ausschließlich Privatsache“ bedeutet aber eben nicht, daß der Staat nicht das Recht habe, einen Religionsunterrricht o.ä. in öffentlichen Schulen zu organsieren und dies genauso zu tun wie bei anderen Bildungsinhalten.

    ad Schule/Unterricht

    Die Forderung nach Freiheit zur Wahl von etwas, setzt Bewußtsein über die Alternativen und Kompetenz zu deren Analyse und Diskussion beim Wählenden voraus. Die Schule ist ein Ort, wo dieses gelernt und entwickelt werden soll und kann. Dazu braucht es Zeit und Anleitung und geschützte Übungsräume und Aufgaben. Das ist Schule.

    Leute wie BVG scheinen aus unglücklichen Schulerfahrungen das Vertrauen in diese Struktur verloren zu haben und träumen von einer Freiheit, einem Ort, einer Weise des Lernens, die keinen Lehrer erfordert und doch rechtzeitig genug „selbständig/autonom/autark“ die Fertigkeiten innerhalb der eigenen Fähigkeiten entwickelt, dass man im erwachsenen Leben seinen Mann, seine Frau stehen kann; (an anderer Stelle las ich von BVG dazu ganz schön anspruchsvolle Aufgaben, für die der Mensch dann seine Lösung immer rechtzeitig gefunden haben müsste). Genau das drückt BVGs Satz „Was man wissen und glauben mag, sei den Schülern überlassen, sie werden im Laufe des Lebens eine Lösung finden“ aus.

    Dies ist aus pädagogischer, psychologischer und logischer Sicht kein tragfähiger Ansatz. Nur für Ausnahmemenschen in/unter besonderen Ausnahmebedingungen mag das klappen – vielleicht ist „Robinsohn“ ein Bild dafür (dies aber war selbst nur eine sozialpädagogische Utopie) – .

    Vielleicht haben Sie Ihren Gedanken von der frienen Wahl des Lernens – auch von religiösen Inhalten – ja auch ganz anders gemeint, Ihre Berufung auf BVGs – nennen wir es vorsichtig – naiven Gedanken, lies mich da aber nichts erkennen.

    Ich hoffe ich habe mich jetzt klar ausgedrückt

    j.u.t

  9. @ j.u.t

    „Sie argumentieren m.E.in #4 richtig für die Position, daß in einer säkularen Ordnung staatliches Handeln weder einseitig sich aus religiösen Dogmen ableiten lassen sollte, noch diese 1:1 umgesetzt werden dürften in der Ausgestaltung der gesellschaftlich-/ploitischen Lebensverhältnisse, insbesondere, wenn diese Inhalte im Widerspruch zu einem vernünftigen Demokratieverständnis stünden.“

    Soweit sind wir uns doch einig!

    „Allerdings läuft dieses Argument in unserem Zusammenhang ins Leere, da diese Frage garnicht ansteht, dieser Anspruch von seiten des Staates de facto nicht wirklich erhoben wird, de jure wäre er sowieso unzulässig.“

    Jaein, aber das ist Aufassungsache.

    „Ihr richtiger Satz “Glaubensdinge sind ausschließlich Privatsache” bedeutet aber eben nicht, daß der Staat nicht das Recht habe, einen Religionsunterrricht o.ä. in öffentlichen Schulen zu organsieren und dies genauso zu tun wie bei anderen Bildungsinhalten.“

    Der staatliche Unterricht dazu ist für mich gar kein Problem. Dagegen die Art der Umsetzung schon. Eine Nichtinformation ist tatsächlich unverantwortlich.

    „Die Forderung nach Freiheit zur Wahl von etwas, setzt Bewußtsein über die Alternativen und Kompetenz zu deren Analyse und Diskussion beim Wählenden voraus. Die Schule ist ein Ort, wo dieses gelernt und entwickelt werden soll und kann. Dazu braucht es Zeit und Anleitung und geschützte Übungsräume und Aufgaben. Das ist Schule.“

    Sollte Schule sein; 100% Zustimmung.

    „Leute wie BVG scheinen aus unglücklichen Schulerfahrungen das Vertrauen in diese Struktur verloren zu haben und träumen von einer Freiheit, einem Ort, einer Weise des Lernens, die keinen Lehrer erfordert und doch rechtzeitig genug “selbständig/autonom/autark” die Fertigkeiten innerhalb der eigenen Fähigkeiten entwickelt, dass man im erwachsenen Leben seinen Mann, seine Frau stehen kann; (an anderer Stelle las ich von BVG dazu ganz schön anspruchsvolle Aufgaben, für die der Mensch dann seine Lösung immer rechtzeitig gefunden haben müsste). Genau das drückt BVGs Satz “Was man wissen und glauben mag, sei den Schülern überlassen, sie werden im Laufe des Lebens eine Lösung finden” aus.“

    Ich bin nicht sicher ob BvG diese Aussage nicht nur bezogen auf Religionsunterricht anführt.
    Allerdings habe ich „meinen“ Religionsunterricht auch, entgegen anderen Fächern, als Zwang empfunden. Glücklicherweise musste ich niemandem in den Ar… kriechen, weil der Notenspiegel das nicht hergab.
    Möglicherweise habe ich, bezogen auf die Aussage von BvG, auch zuviel dort hinein interpretiert.

    MfG

    Karl

  10. Und die oberste Bundesregierige Frau Merkel setzt sich selber für doe Proreli-Volksabstimmung ein. Sie wird sich sagen lassen müssen, dass sich der Staat den Religionen gegenüber neutral verhalten muss. Die Prorelis verlangen, dass as Fach Ethik abgeschafft und stattdessen Religion Pflichtfach wird. Jetzt gibts Religion nur als Wahlfach, Ethik jedoch als Pflichtfach. Scheinbar waeiß unsere Kanzlerin nicht, dass mit dem Fach Ethik auch Religionsübergreifend Unterricht erteilt wird. Da ist es kontraproduktiv, dieses fach als Pflichtfach abzuschaffen, sorgt es doch für Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen.

  11. Da mag man toben und rechten, zwingen oder nicht:

    Am Schluß wird doch der Schüler entscheiden, was er wissen und glauben mag.

    Die Schule sollte soviele Alternativen wie möglich anbieten und dabei weltanschaulich neutral bleiben. Was sie jedenfalls nicht darf ist, Entscheidungen lebenslang vorzufassen.

  12. Schule und Religionsunterricht sind nämlich keine Veranstaltung zur Sicherstellung einer bestimmten Weltsicht.
    Wenn j.u.t das meint, ist er auf einem gefährlichen Holzweg.

    Zum Glück aber wird man am Ende der Schulzeit mit guten Wünschen in’s Leben entlassen.

  13. @ Werner Thiele-Schlesier

    Ihren Tunellblick muss man wirklich bewundern. Wer fordert die „Abschaffung“ des Ethikunterrichts und die Einführung des Religionsunterrichts als Pflichtfach? Die Religionsgemeinschaften setzen sich dafür ein, dass Ethik und Religionsunterricht wahlweise, also gleichrangig unterrichtet werden. Jeder religionsmündiger Schüler (das ist man in Deutschland ab 12) könnte dann, ohne seine Eltern fragen zu müssen, eigenständig wählen.

    P.S.: Über die Fragen des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen hat es hier scghon eine Diskussion auf deutlich höherem Niveau gegeben. Ich erspare mir, mich zu widerholen.

  14. ..und schließlich beweist sich der Glauben dort, wo der Mensch sich immer wieder neu für diesen entscheidet.

    Hat nicht dazu der Mensch die Freiheit der Entscheidung bekommen?

  15. Grundsätzlich ist Religion eine sehr private Angelegenheit und gehört damit nicht zum Bildungsauftrag von Schulen. Da aber Religionen in den verschiedenen Kulturen immer noch eine große Rolle spielen (auch wenn es sich oft nur um oberflächliche Rituale handelt), soll man sie an Schulen nicht ausklammern. Der Ethikunterricht kann da Mittler zwischen den verschiedenen (Religions-) Kulturen sein und den Kindern Grundwerte nahebringen, das Verbindende betonen, Toleranz und Respekt gegenüber anderen Einstellungen weitergeben.
    Vor allem aber finde ich wichtig, dass im Ethikunterricht alle Kinder zusammen sind und nicht aufgeteilt nach Religionszugehörigkeit der Eltern getrennten Unterricht erhalten. Das jetzige Volksbegehren in Berlin „Pro Reli“ war zwar ein Erfolg, ich bin mir aber sicher, dass das Ergebnis beim Volksentscheid anders ausgehen wird.

  16. @Karl

    Sie haben nicht zuviel hinein interpretiert.

    Wenn man meinen Satz nicht unterschreibt, daß am Schluß die Schüler entscheiden, was sie wissen und glauben wollen, hat man Schule, Religion und Unterricht falsch verstanden.

    Freiheit ist, wie j.u.t schreibt, die Freiheit des Andersdenkenden. Dazu ist Bedingung, daß man Andersdenken auch unterrichtet und zuläßt.

  17. Den psychologischen Bodycheck von j.u.t über meine schulischen Erfahrungen kann ich nun doch nicht liegenlassen.

    Wenn er glaubt, daß Schule schmerzliche Erfahrungen hinterläßt, dann deutet er auf eine schlechte Schule hin.

    Wenn es unglückliche Erfahrungen sind, dann erklärt er Schule zur Glücksache.

    Das fördert nicht mein Vertrauen in diese.

  18. @ Abraham
    Ich mag ja mit Tunnelblick gesegnet sein. Nur ist mir schleierhaft, warum in Berlin Religionsunterricht an staatlichen Schulen Pflichtfach werden soll. Jedem Vater, jeder Mutter ist es doch freigestellt, ihr Kind zum jeweiligen Religionsunterricht anzumelden. Da brauschts keinen Zwang. Mit dem Ethikunterricht jedoch werden alle Schüler angesprochen. Erklären sie mir Dummen dann doch mal, wozu hier der Zwang zum Religionsunterricht nötig sein soll. Noch ein: Frau Merkel, die sich hier so lautstark für die Volksabstimmung ausspricht, verweigert gleichzeitig plebizitäre Elemente auf Bundesebene. Ich nenn sowas Widerspruch. Wie nennen Sie sowas?

  19. Nachtrag:
    Wer sich als oberste Integrationsbeauftragte mit einem Integrationsgipfel hervortut, kann nicht für sich beanspruchen für alle zu sprechen, wenn sie sich hier so engagiert äußert, wie Frau Merkel. Sollen hier Kinder anderer Religionen denn auf den Ethikunterricht verwiesen werden, damit die Kinder von Christen alleine in ihrem Unterricht beschult werden können? Warten wirs mal ab, wie die Volksabstimmung dazu läuft. Die erste Hürde ist ja schon für eine Volksabstimmung genommen. Das lässt aber auch im Umkehrschluss hoffen, dass zukünftig mehr Volksabstimmungen in diesem lande durchgeführt werden.

  20. Christliches Europa, christliche Werte in Politik und Gesellschaft, der wohl christliche Gott in der Verfassung – nicht ohne Grund betonen einige Akteure in der einen und anderen politischen Partei – hier in der Diskussion wurde eine Vertreterin genannt – immer wieder derartige Zielsetzungen. Was sie damit meinen, wird aber nie sehr deutlich. Ausweislich der Ergebnisse einer solchen Politik – die allerdings nie wirklich betrieben wurde – kann es nicht viel damit sein. Und immer wieder – auch jener Pfarrer oben an der Spitze der Diskussion – trennt man Glaube von Moral. Genau das aber geht nicht. Tut man dies, hat man immer den Pferdefuß, um nicht noch schlimmere Füße zu bemühen, des Fundamentalismus unter dem Mantel der Religion hervorschauen sehen.

    Will man mit Religionsunterricht jene – von der Politik sehr verschwommen und unverbindlich genannten – Werte vermitteln, hat man in der Praxis schon das Problem, dass sie zum einen nicht ordentlich definiert sind, zum anderen aber sehr einseitig Werte aus dem Neuen Testament herausfiltern, deren genaues Gegenteil mindestens ebenso richtig, wahrscheinlich aber authentischer ist. Ich meine jene Kuschelreligion, die der der Bürger an Weihnachten benötigt, um zufrieden ein paar anheimelnd folkloristische Stunden verbringen zu können. Politik und Kirchen „harfen“ in das Christentum Werte hinein, die nicht darinnen sind und verschweigen jene, die unserer Gesellschaft helfen könnten, jene Wende oder Alternative darstellen zu können, die wir gesellschaftspolitisch und ökonomisch dringend benötigen. Gemeint sind die sozialethischen Grundlagen der Lehre von Jesus Christus, radikal, aufrüttelnd, verstörend für jene „bürgerliche Elite“, die Kuschelchristentum braucht. Ich glaube nicht, dass man derartiges an Schulen wirklich vermitteln will. Denn: solche Werte stellen den ethischen Kern des Christentums dar. Die Religion geht nicht in der Moral auf? Nein, tut sie nicht; aber umgekehrt: das Christentum hat ein scharf ethisches Fundament, das eben vor jedem tagespolitischen Fundamentalismus schützt. So jedenfalls versuche ich, mein Christentum, meinen Glauben zu begründen und, was äußerst schwer ist, auch zu leben.

    Grüße von
    Hans-Ulrich Hauschild

  21. @ Hans-Ulrich Hauschild # 20
    Sie definieren Christentum für sich. Nur ist das der gleiche Glauben, wie ihn der „Wir sind Papst“ definiert? Glauben war seit je ein Herrschaftsinstrument. Die FR und mit ihr Stephan Hebel zeigen heute ja mal wieder, wie sich Christentum aus Sicht des Vatikans definiert. Da bleibe ich lieber bei meinem Tunnelblick, wie es Abraham so schön beschrieb.

  22. Religionen dienen (fast alle) seit jeher in erster Linie der Machtausübung. Bis heute kommen in Deutschland die Kirchen nicht über den Machtverlust durch die Säkularisation 1803 hinweg. Was wir brauchen, ist mehr Mut zum Laizismus, also einer wirklich vollständigen Trennung von Kirche und Staat. Das ist leider mit unserer Verfassung wohl nicht zu machen. Wenn schon Religionsunterricht in Schulen, dann als Ethik-Unterricht religionsübergreifend. Konfessionsgebundener Unterricht ist reaktionär und überflüssig.

  23. @ #20 Hans-Ulrich Hauschild

    Lieber Herr Hauschild,

    eigentlich wollte ich nicht zum x-ten mal über den schulischen Religionsunterricht diskutieren, aber Ihre Ausführungen möchte ich nicht unbeantwortet lassen, weil ich glaube, wenn auch in einer anderen Religion, Ihre Einstellungen zu teilen.

    Wie soll eine selbstkritische Reflexion zu Stande kommen, die wir beide von der eigenen Religion erwarten, wenn junge Menschen, auch wenn sie nominell der Kirche angehören, kaum religiöses Wissen haben? Schon ihre Eltern haben meist keine Ahnung und können ihnen nichts vermitteln. Ich erlebe es immer wieder, wenn ich bei Volkshochschulen, in Kirchengemeinden oder auch in Schulklassen Vorträge über das Judentum halte, dass man buchstäblich bei Adam und Eva anfangen muss. Die Mehrheit ist mehr mit Esoterik als mit dem eigenen Christentum vertraut. Anderseits kenne ich etliche engagierte Religionslehrer, die eine offene, kritische Haltung auch gegenüber der Religion ihren Schülern zu vermitteln versuchen. Diese kritische Auseinandersetzung muss aber aus der Mitte der Religion geschehen. Wie sollte sie ein Ethiklehrer leisten, der von außen kommt? Welche Anmaßung wäre es, wenn er Muslimen eine kritische Sicht des Korans beizubringen versuchen oder nach der Art von Thiele-Schlesier über Gott schwadronieren würde?

    Sicher gibt es auch genügend abschreckende Beispiele für schlechten Religionsunterricht, aber die gibt es auch für das Fach Ethik (was ich zu genüge bei meinen Töchtern erlebt habe). Nur wenn der Religionsunterricht zum Wahlfach herabgestuft wird oder sogar aus der Schule herausgedrängt wird, wird seine Qualität nicht besser und die Wahrscheinlichkeit größer, dass er in die Hände von „Orthodoxen“ oder „Fundamentalisten“ gerät.

  24. @ 23.abraham

    .. wenn ich teilnehmen darf,

    was Sie sagen, abraham, zum „Bildungsstand Religion“ in zumal der jungen Gesellschaft ist zweifelllos ein Problem. Also, sind wir uns einig, auch hier tut Bildung not. Sie sagen nun, „nur aus der Mitte der Religion heraus“ könnte Religion als Schulfach gelehrt werden, der „von außen kommende“ Ethiklehrer könne dies nicht.

    Verzeihung, verwechseln Sie damit nicht Schulunterricht mit Gottesdienst oder der Zwiesprache mit Gott im eigenen Gebet, kurz der Gotteserfahrung selbst?

    Gerade weil unser Staat säkular ist, darf es hier auch nicht den leisesten Zweifel bezüglich der Wahrung dieses Unterschiedes geben. Für das Judentum gibt es keine Missionierung, dem Christentum ist diese aber nicht fremd. Hier z.B. schon muss aufgepasst werden.

    Ein Mix aus Religionslehrern (Theologen), die übrigens in Deutschland durchaus nicht Ordinierte sein müssen, und Ethikern/Philosophen sollte hier den Weg zur Erkenntnis des Eigenen Weges des Schülers auch in solchen Dingen, aber nicht gleich die „Erlösung“ in der Schule „institutionalisieren“ wollen, (so dies überhaupt möglich ist). Die Wahl des Unterrichts aus den Alternativen Ethik und Religion muss gegeben sein.

    Nur dann können wir gleichzeitig sagen, daß Religion Privatsache sei und dass es öffentlich organisierten Religionsunterrricht geben soll, ohne uns in einen Widerspruch zu begeben, der nur durch die Abschaffung des Religionsunterrichtes und jeden Lehrens, d.h „Kennenlernes“ ernsthafter moralisch-ethischer Inhalte transzendenter Art gelöst werden könnte.

    Kleine Anmerkung: Mancher Ethiklehrer von außen hat Schülern mehr innere Erleuchtung für die in Frage stehende Dinge gegeben, als dies mancher ordinierte Dogmatiker aus dem Zentrum hätte können.

  25. Wenn man Religion als etwas „Lehrbares“ betrachtet, dann gibt man deren Relativität zu.
    _____________

    Ich habe es immer als Belästigung empfunden, daß die Religionslehrer ihre verzweifelten Fragen an uns Schüler gerichtet haben.

    Aber vielleicht ist das der Inhalt der Religionen:
    Gott ist verzweifelt und fragt uns…

  26. Lieber Abraham und alle die anderen freundlichen Mitdiskutanten,

    in der Tat: Religion muss insofern aus der Mitte der Religion gelehrt werden als man sich konfessionsübergreifend zunächst einmal einigen muss, wer oder was eigentlich wen in der Religion „bindet“, denn religio heißt Bindung. An was? Für uns Moderne ist die Antwort „Gott“ viel zu undeutlich, leider auch desavouiert. Wodurch? Im Namen Gottes, welches auch immer, sind in der Weltgeschichte unsägliche Dinge geschehen und auch – oder gerade – die Judenverfolgungen in der Geschichte des Abendlandes konnten in dessen Namen sich ereignen. Heute wird Gott in Anspruch genommen für fundamentalistisches Einschreiten gegen die Not von Frauen, Andersdenkenden, armen Menschen mit nicht weißer Hautfarbe. Aber auch für Terror, Mord und Kriege. Im Namen Gottes hat man Waffen gesegnet, den Nationalsozialismus für religiös vertretbar gehalten und heute, in Deutschland, steht oder kann stehen das „christliche Abendland“ für die massiven Verfehlungen eines zynischen und unsozialen Wirtschaftssystems. Wer will dergleichen lehren? Natürlich stehen religiöse Menschen auch für Widerstand, Diakonie bzw. Caritas, Nächstenliebe und pietistisches Zuwenden zum Anderen. Ein seltsames Phänomen.

    Also was nun? Damit Religion nicht in die Versuchung gerät, ihren Gegenstand politisch gegen Andersdenkende zu wenden, muss ihre verheerende Unverbindlichkeit weg. Sie ist nämlich deshalb unverbindlich, weil für Dritte nicht hinterfragbar. Sie neigt zur Beliebigkeit im Alltagshandeln. Dies wiederum hängt mit der Exklusivität des – behaupteten – Glaubens zusammen; und genau das kann man dann fundamentalistisch gegen Minderheiten wenden, wenn sie nicht in die politische Landschaft passen. Dann vertreibt man eben im Namen Gottes schottisches Highlander von ihren mageren Weiden im Namen des Erfolges von Himmelsgünstligen, wirft den Armen in USA ihr Erfolglosigkeit mit dem selben Argument vor – eben dem, sie seien, da nicht erlöst, erfolglos, verhindert Abtreibungen selbst in sozialen und menschlichen Notlagen und vieles mehr. Und die Mörder in Auschwitz spielten Bach mit Inbrunst und sind sicherlich auch einmal in die Kirche gegangen.

    Also: zunächst haben sich die christlichen Religionen zu einigen darauf, dass es letztlich nur eine Lehre aus ihrem Christentum gibt: „Du sollt Gott lieben über alles und Deinen Nächsten“ – das ist alles eines. Mit anderen Worten: Moral und Religion bedingen einander. Die Bindung an Gott kann nur ausbuchstabiert werden als Bindung an die Moral des Dienens für den Nächsten, gleichgültig wer er ist und was er ist. Kompromisslos und radikal. Und auf dieser Basis muss dann das Religionsgespräch mit den anderen Religionen folgen. Unvoreingenommen und offen.

    In diesem Sinne kann Religion nicht von Ethiklehrern unterrichtet werden. Ich fürchte allerdings auch nicht von Religionslehrern. Denn: wir haben, was ich hier leider nicht tun kann, die Frage zu beantworten, ob Moral ohne Religion möglich ist. Dass Religion ohne Moral nicht geht, habe ich gesagt. Denn die letzte Frage ist: wer oder was verbindet uns eigentlich zu jenem ethischen Kernsatz gelingenden Lebens für alle, zu dem „liebe Deinen Nächten“? Das Sittengesetz? Oder doch Gott? Jedenfalls stehen der christliche Gott und Jesus Christus sicherlich nicht für das – im besten Falle – hilflose Suchen nach irgendeiner christlichen Grundlage in der Gesellschaft, wie sie von Teilen der deutschen Parteipolitik propagiert werden, die damit aber letztlich höchst unverbindliche Folklore – und im schlimmsten Falle wieder Abgrenzung zum Andersdenken meinen.

    Hans-Ulrich Hauschild

  27. Was will die Religion?
    Den Menschen verbessern?
    Damit fängt der Terror doch an,Religionsstifter und totalitäre Ideologen wollen immer (nur ) den neuen „besseren Menschen“
    Jede Glaubensbewegung mit ihren anfänglichen Überschwang erstarrt letztlich im eigenen Organismus und Organisation.
    Das Gefühl der Religion „Gott“ ist fast ausschließlich aus dem Leiden der Menschen entstanden.
    Ich persönlich bezweifele nicht,dass ein Glaube so gut oder schlecht ist wie der andere,aber um vor Gott zu treten benötige ich weder Pfarrer noch Kirche.
    Fazit : bete weniger aber Lache mehr.

  28. Es geht wohl vor allem um die Freiheit der Kirchen, möglichst im frühen Kindesalter an die kleinen Seelchen heranzukommen um sie in ihre Richtung zu verbiegen.

    Ein Kind, das ohne diese „Werte“ aufwachsen durfte, darf sich glücklich schätzen.
    Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass es sich als Erwachsener nach Lektüre der Dogmen, Sakramente und Glaubensbekenntnisse noch für eine dieser Glaubensgemeinschaften entscheiden würde.

    Ich bin froh, dieses „Laufgitter“ durch eigenes Nachdenken verlassen zu haben.

    Es gibt viel mehr Agnostiker – viele wissen es nur noch nicht, dass sie dazugehören.
    Es gibt auch viele Heuchler, doch die geben es nicht zu.

  29. @ # 24 j.u.t.

    Sicher gibt es wunderbare Ethiklehrer und miserable Religionslehrer. Ich will doch nicht diese Fächer gegeneinander aufspielen.

    Zu der Frage, warum eine Religion aus ihrer Mitte unterrichtet werden muss, hat schon Hans-Ulrich Hauschild einiges bedenkenswertes geschrieben. Trotzdem möchte ich meinen Standpunkt noch verdeutlichen: Meiner Meinung nach geht es im Religionsunterricht nicht um Vermittlung von „Glauben“, weil man diesen nicht „lernen“ kann. Die Religionen bestehen aber aus mehr: Sie haben schriftlich und mündlich tradierte Grundlagen, sie haben Traditionen, religiöse Feste, Symbole und Rituale, sie haben eine Liturgie sowie einen Verhaltenskodex für das tägliche Leben. Diese muss man erst in Grundzügen kennen, um sich damit – auch kritisch – auseinandersetzen zu können. All dies kann nicht gut „von außen“ vermittelt werden. Religiöse Begriffe, wie Gebet, Seele oder Erlösung, haben in unterschiedlichen Religionen z.T. sehr verschieden Bedeutungen, sind in jeweils eigene religiöse Konzepte eingebunden.

    Ich spreche aus Erfahrung: Vor Jahren hat mich die Ethiklehrerin meiner Tochter gebeten, mir die Unterrichtsmaterialien über das Judentum anzuschauen und eventuelle Fehler zu korrigieren. Es gab nicht einzelne Fehler, sondern der ganze Zugang war falsch; absolut wohlmeinend, aber ausschließlich durch eine „christliche“ Brille gesehen. Ohne ein „inneres“ Wissen und ohne eine eigene religiöse Erfahrung kann ein Lehrer nur „äußeres“ einer Religion vermitteln.

    Der zweite wichtige Aspekt ist der (selbst)kritische Umgang mit der eigenen Religion, der weit besser gelingt, wenn man über das „eigene“ spricht, „unter sich“ ist und Fehlinterpretationen nicht fürchten muss.

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