“Wenn Du vorm Herrgott stehst”

Ja ja, der Transrapid. Einst ein Vorzeigeprojekt deutscher Hochtechnologie, in das viel Geld geschossen wurde. Doch während im CERN bei Genf – mit ebenfalls viel Geld und sicher nicht weniger Hochtechnologie – nun der Urknall erforscht wird und während die Forschergemeinde rund um den Globus die Kernfusion technisch zu ermöglichen versucht – die Milliarden sind Legion, die da hineingepumpt wurden -, ist der Transrapid schon auf dem Abstellgleis gelandet, wie es scheint. Zu teuer vor allem. Aber auch die schöne Landschaft, die durch die Trassen verschandelt werde. Und trotzdem wollen die Herrschenden in Bayern eine Transrapid-Verbindung vom Münchener Hbf zum Flughafen „Franz Josef Strauß“ hinaus.

Die Münchner dagegen wollen die Schwebebahn nicht. Zumal die Finanzierung auf wackligen Beinen steht. Und auch die FR-Leser haben mit Hochtechnologie made in Germany nicht viel am Hut. Rainer Hoffmann aus Niddatal etwa meint:

„Ich schlage vor, der geplanten Transrapid-Verbindung hinaus zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen den Namen Edmund-Stoiber-Bahn zu verleihen. Schließlich ist Stoiber dem Strauß bereits zu dessen Lebzeiten hinten hinein gekrochen.“

Und Konrad Wich, Hofheim, gemahnt Edmund Stoiber sogar, doch bitte an sein Weiterleben im Jenseits zu denken, dass Herr Wich nicht gerade als gesichert betrachtet:

„Lieber Edmund,
nach den schönen Reden anlässlich der Verabschiedung aus deinen Ämtern als Parteivorsitzender und Regierungschef sag ich Dir von Pensionär zu Pensionär: Geh nicht nach Brüssel, sondern hör auf Deine Frau: Bleib ein bisserl zu Hause, geh mal mit ihr ins Café, mach einen Spaziergang mit Deinen Enkeln in den schönen Wäldern in Bayern oder setz Dich einfach auf eine Bank und hör die Vögel singen. Du brauchst Brüssel nicht, Du hast doch bestimmt eine schöne Pension.
Und, Edmund, denk dran: Eines Tages stehst Du vor dem Herrgott, und der sagt dann, ja was willst Du denn hier? Und dann kannst Du sagen: In den letzten Jahren hab ich mich sehr um meine Familie gekümmert, die ich jahrelang vernachlässigt habe, ich bin mit meinen Enkeln im Wald spazieren gegangen und hab die Vögel singen gehört. Das hat mir gut getan. Und dann hab ich den Bau des Transrapid verhindert, denn den wollte ich nur aus purer Eitelkeit für mein Ego, außerdem war er viel zu teuer und unwirtschaftlich, wer hätte denn damit fahren sollen, wo es doch die S-Bahn gibt. Die haben sie stattdessen ausgebaut, für einen Bruchteil dessen, was der Transrapid gekostet hätte. Da lächelt der Herrgott dann und macht die Tür auf und lässt Dich rein.
Edmund, vergiss das nicht.“

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6 Kommentare zu ““Wenn Du vorm Herrgott stehst”

  1. Hallo Bronski,

    wozu Stoiber doch noch gut ist, sogar für Wiedereinstiegs-Thema (nach dem Urlaub) taugt er noch 😉

    Auch ich habe die Befürchtung, dass Transrapid zu einem Moloch wird, zumal es der „öffentlichen Hand“ bisher nur äusserst selten gelungen ist, die angesetzten Kosten auch nur annähernd einzuhalten.

    Der Transrapid ist zwar eine interessante Entwicklung, nur hat sie halt auch ein paar Schattenseiten. Neben der Geräuschentwicklung trägt die zugehörige Trasse, die keinesfalls den Charme z.B. eines Willinger Viaduktes besitzt, nicht gerade dazu bei, dem Projekt positiv gegenüber zu stehen.

    Und ob sich der Transrapid in Zukunft wegen (oder vielleicht auch trotz) dieser Referenzanlage besser verkaufen lässt, steht doch auch in den Sternen.

    Lasst Stoiber daher sein Modell mit dem er – zusammen mit den Enkeln – trefflich spielen kann: Der Transrapid eignet sich nicht als Denkmal.

  2. Dass das Ding so überflüssig ist wie ein Kropf, weiß eigentlich jeder. Doch gemach, gemach. Wackersdorf war seinerzeit bereits im Bau und wurde dennoch aufgegeben. Der Transrapid ist noch nicht mal in die Planungsphase eingetreten und die Finanzierung hapert hinten und vorn.

    Man hat halt, wie s so Sitte ist bei den Bajuwaren, dem Edmund ein Abschiedsgeschenk machen wollen, damit er noch mal so richtig gerührt sein konnte. An den Stammtischen wird man noch Jahre darüber lachen und lästern…….

  3. Warum wollen Politiker ein solches Projekt, das nach Ansicht nahezu aller Fachleute keinen Nutzen bringt? Die Fa. Siemens liefert die Antriebssysteme, die Stromschienen, das komplette Leitsystem u.a. dieser Magnetschwebebahn. Siemens war Mitglied von Transparency International und hat sich damit den Werten dieser Organisation verschrieben, ohne Bestechung geschäftlich zu handeln. Heute weiß man, die Mitgliedschaft bestand zur Tarnung, um die eigene Korruption besser vorantreiben zu können. Transparency International war allzu blauäugig, sich mit Siemens einzulassen.

    In dem Prozess, der im Frühjahr dieses Jahres in Darmstadt zu Ende ging, wurden Siemens-Mitarbeiter der aktiven Bestechung überführt. Ein Angeklagter sagte, er habe nur gängige Praxis fortgeführt. In diesem Rechtsfall ging es um zwei Kraftwerksaufträge im Wert von rund 450 Millionen Euro. Geflossen sind sechs Millionen Euro Schmiergeld. Rechnet man nun hoch, was der bayerische Auftrag an Umsatz bringt, nämlich geschätzte 2 Milliarden Euro, genaue Zahlen gibt es in diesem Falle nicht, kann man sich vorstellen, welche Nebenkosten generiert werden.

    Mittlerweile ist es nicht mehr vorstellbar, nach dem man in den letzten Jahren gesehen hat, mit welcher Chuzpe Politiker sich von Unternehmen einkaufen lassen, dass dieses Münchener Projekt nur um der Sache willen in die Praxis umgesetzt werden soll. Erstaunlich finde ich nur, wie stoisch die Wählerinnen und Wähler diese Vorgänge um den Transrapid hinnehmen.

  4. Liebe Angela,
    wieso kann man nicht Herrn Stoiber einen Bahnhof schenken, 2 3 Straßen, einen Sitz in Brüssel (damit er noch was zu tun hat)und damit hat sichs?
    Im PoWi-Unterricht haben wir viel gelernt über das deutsche Politiksystem wie z. B das Ressort-Prinzip: Jeder Minister darf nur innerhalb des Kanzlers politische Linie agieren. Die war doch sparen sparen und sparen, ODER? Also wieso sagen Sie nicht einfach Schluss aus ?

  5. Der Transrapid in München ist so überflüssig wie ein Kropf. Aber ein guter Abgang von Herrn Stoiber. Der Flughafen Kassel-Calden ist ebenfalls total überflüssig. Einen Transrapid von Kassel nach Paderborn, Köln-Bonn und Düsseldorf wäre ein gute Idee. Aber daruf kommen Stoiber, Koch und Co nicht. Wäre auch naheliegend.

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