Ich kann Ihnen sagen, manchmal ist das Leben bei einer Tageszeitung wirklich alles andere als leicht. Was wir alles können sollen! So wurde die FR hier im Blog schon aufgefordert, per „assoziativer Verknüpfung“ die Zusammenhänge zwischen dem deutschen Staatshaushalt und den Auswirkungen der Globalisierung auf die Arbeitsbedingungen in China herzustellen. Ja, sind wir denn omnipotent? Warum untersuchen wir nicht gleich den Einfluss des Sonnenwindes auf die Foltermethoden der CIA? Sind wir denn Gottvater?

Es ist schon eine Weile her, dass uns Helga und Emil Pohl aus Hofheim genau dessen beschuldigten: „Sie fangen schon wieder mit dem gleichen Medienspiel an, die SPD von der Position ‚Gottvater spricht‘ einer (Ab)wertung zu unterziehen.“ Was war geschehen? Richard Meng hatte in einem Kommentar den Auftritt von Gerhard Schröder nach der Wahl kritisch bewertet und war dabei zu keinem guten Urteil gekommen. Die weitere Entwicklung hat ihm Recht gegeben, aber die Pose des vermeintlich allwissenden Kommentators wurde ihm offenbar übel genommen. Dabei weiß er natürlich längst nicht alles. Er hat lediglich eine Einschätzung geäußert, mit der er auch hätte daneben liegen können. Dann wäre ihm der Spott sicher gewesen.

So wirft uns Franz Stuke aus Bochum vor, wir hätten nach dem Abgang Franz Münteferings die Rollen in der SPD „präpotent verteilt“. Da hat er nicht ganz Unrecht. Es ist nun mal unsere Aufgabe als Journalisten, die Weltläufte einzuschätzen, und zwar möglichst kompetent. Das kommt manchmal als Besserwisserei rüber.

Nein, wir wissen wirklich nicht alles. Das durfte ich persönlich nun wieder erfahren, als Theodor Horn aus Kriftel herauszubekommen versuchte, ob seine Krankenkasse ihm für 2001 etwas zurückerstatten muss oder nicht. Ich habe versucht, ihm zu helfen, aber ich fürchte, der Versuch war nicht von Erfolg gekrönt. Anderen Leserinnen und Lesern dagegen konnte ich Tipps geben. Gerd Hellmann etwa, dem ich in einer Frage zu Telefontarifen helfen konnte. Das hoffe ich zumindest, denn er hat sich leider bisher nicht wieder bei mir gemeldet. Er wird mich doch nicht für Gottvater halten? Bei dem bisschen Präpotenz?

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4 Kommentare zu “Potent

  1. Gottvater – oder doch nicht?
    Kaum habe ich die großartige Rede von Harold Pinter gelesen (danke für die Veröffentlichung!), schon kriegt heute ein „Schröder“ das Wort, alles in Grund und Boden zu verdammen, was Pinter gesagt hat.
    Richtig erhellend ist aber, daß dieser Schröder schlicht sagt, all diese Anklagen schon irgendwo mal gehört zu haben. Und damit soll es wohl sein Bewenden haben.
    Die (US-)Kolonne darf dann wieder ungehindert – und unangepöbelt! – weiter ziehen?
    Welcher Teufel reitet die FR, die doch immer noch links-liberal sein will, ausgerechnet einen solchen erbärmlichen Beitrag zu bringen?!

  2. @Bronski; omnipotente FR? Schade; oder, das wäre was, denn dann hätte ich sicher schon Antwort auf meine Frage: „Wieso Politiker glauben, dass das Verkaufen von öffentlichen Gebäuden und deren anschließende Zurückmietung für uns alle kostengünstig sein soll, nur weil es den Haushalt schönt.“ Oder, warum das private Bauen und eventuell wie bei Straßen dann durch Mauterhebung uns Kosten aufbürden, für die Gesellschaft günstig ist? Aber auch das Bauen sonstiger notwendiger Infrastruktur die Schuldenbilanz einer Gesellschaft wie der unsrigen brüsselgünstig erscheinen lässt? All dies hätte ich gern beantwortet. FR omnipotent?

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