Postfach: Ramadan und Demonstrieren schließt sich nicht aus

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vom 13. Juli 2017

Wieder sind Leserbriefe liegen geblieben, für die ich im Print-Leserforum keinen Platz gefunden habe. Also ab mit ihnen ins „Postfach“ hier im FR-Blog. (Mehr über die Hintergründe –> HIER.) Zuerst wie immer ein kleiner Überblick.

  • Claudia Buch aus Hofheim kritisiert den Islamverband Ditib: Das Argument, wegen des Ramadan nicht demonstrieren zu gehen, sei „aufgesetzt“.
  • Martin Thurau aus Schweinfurt verlangt „mehr Augenmaß“ in Sachen Otto Warmbier: „Dass dieses Regime denkbar hart durchgreift, weiß jeder.“ Der US-Student war nach seiner Auslieferung aus Nordkorea gestorben.
  • Regina Neumann aus Marburg schreibt zum Betrug in der Pflege: „Schwerstpflegebedürftige möglichst lange am Leben zu erhalten, dürfte für die Pflegedienste am lukrativsten sein.“
  • Sozialer Aufstieg gelingt häufig am ehesten durch Bildung. Sigurd Schmidt aus Bad Homburg schreibt: „Aber viele Arbeitnehmer sehen sich zu ausgelaugt, um abends oder an Wochenenden noch an der Fortbildung zu büffeln.“
  • Matthias Huffer aus Frankfurt glaubt, dass unser Berichterstatter über den Schwester-Ewa-Prozess „opern-verwöhnt“ sei.
  • Und Hans-Jürgen Gratz aus Friedrichsdorf sieht Probleme kommen, „wenn die sogenannte Entwicklungshilfe weiter ganz überwiegend nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten vergeben wird.“

Und was meinen Sie?

Balken 4Ramadan und Demonstrieren schließt sich nicht aus

Zu: „Kritik an Islamverband Ditib nimmt zu„, FR.de vom 18. Juni

„Im oben genanntem Artikel wird berichtet, dass der Ditib, der bei geplanten Großdemonstation für „ein mächtiges Zeichen gegen Gewalt und Terror“ nicht mitmachen wollte. Natürlich ist es jeder Gruppierung frei gestellt an solchen Aufrufen teilzunehmen. Das ist gelebte Demokratie.
Zur Weigerung des Ditib, der in direkter Linie dem türkischen Religionministerium unterstellt ist, fällt mir leider nur folgender Satz ein: „Wes Geistes Kind ich bin…“. Es scheint m.E. auf der Hand zu liegen, auf wessen Weisung hin ausgerechnet diese starke Religionsgemeinschaft zur Absage der Teilnahme an der Demo aufgefordert wurde. Ein aufgeführtes Argument des Ditib bzgl. des Fastens während des Tageslichtes und dem damit verbundenen, eventuellen Kräfteverlustes ist aufgesetzt. Ich mag zu bedenken geben, dass viele gläubige Moslems den Ramadan begehen und dennoch zur Demonstration aufgebrochen sind.“

Claudia Buch, Hofheim

Balken 4Ein verantwortungsloser Reiseveranstalter
und ein blauäugiger junger Mann

Zu: „Der Tod von Otto Warmbier„, FR.de vom 21. Juni

„Nordkorea ist bestimmt kein zartfühlendes und fürsorgliches Land, wohin man sich unbedingt sehnen muss. Das Deutschlandradio hat zu diesem Fall aber vor ein paar Tagen in einer Spätsendung ein sehr interessantes Interview mit einem Asienexperten gesendet (Name unbekannt), der diesen Vorfall „Otto Warmbier“ in bislang einzigartiger Weise in ein anderes Licht gerückt hat.
Dieser Experte sagte, dass dieser Student Otto Warmbier mit einem Reiseveranstalter der Sorte „ich will Spaß – ich geb Gas“ (ein von mir selber gewählter Ausdruck) in Nordkorea unterwegs war. Ein solches Reisemotiv ist für ein solches Zielland total unangemessen. Es ist somit nicht auszuschließen, dass sich diese Reisegruppe in Nordkorea gemessen an den Maßstäben dieses Landes gehörig daneben benommen hat, was mit dem Diebstahl dieses Plakates endete. Dass dieses Regime denkbar hart durchgreift, weiß jeder. Das hätte sich auch diese Reisegruppe denken können. Schließlich gehört das Sich-Aneignen der Gepflogenheiten im Zielland zu einer ordentlichen Reisevorbereitung. Dass man diese Gepflogenheiten mit den Unseren nicht immer vergleichen kann, das schreibt ja auch Otfried Schrot in seinem Leserbrief zu diesem Thema am Beispiel des Waterboarding in den USA. Also ich möchte in den USA auch kein Kaugummi gemopst haben…
Zurück zum Interview: Der Experte lieferte die zumindest für mich erstaunliche Aussage, dass ausländische Häftlinge in Nordkorea in der Regel mild behandelt werden und in Gästehäusern und sogar in Hotelzimmern arrestiert werden und keineswegs in den schlimmen Arbeitslagern für die Einheimischen. Es ist somit nicht auszuschließen, dass dieser Otto Warmbier sich seine Hirnschädigungen durch vergebliche Selbstmordversuche zugezogen hat. So konnte doch auch Herr Warmbier z. B. bei beim Survival-Pabst Rüdiger Nehberg nachlesen, dass die wirksamste Selbsthilfe angesichts schlimmster Drangsalierungen in Haft die Selbsttötung ist, was nicht einfach ist.
Nach meiner Meinung ist in dieser hochbrisanten Angelegenheit mehr Augenmaß angebracht. Wer trägt denn eigentlich die Schuld? Das wünsche ich mir von den Medien, von den Politikern bis hin zu Mr. Trump. Oder soll ein verantwortungsloser Reiseveranstalter und ein blauäugiger junger Mann nun den dritten Weltkrieg auslösen?“

Martin Thurau, Schweinfurt

Balken 4Noch viele Fragen offen

Zu: „Der Pflegemafia auf die Spur gekommen„, FR.de vom 30. Mai

„Zunächst: Ich halte Betrug in der Pflege für genauso verwerflich wie die Orientierung von Diagnosen an gewinnbringenden Fallpauschalen oder die Verpflichtung von Chefärzten, eine bestimmte Anzahl von Operationen einzuwerben. – Allerdings verstehe ich eins nicht: Manche Leistungen müssen Ärzte verschreiben, warum fällt es den Krankenkassen nicht auf, dass besonders schwere Krankheitsbilder sich bei manchen Ärzten häufen, u. U. ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt? Zweitens: Wie bekannt, leistet die Pflegeversicherung nur „Teilkasko“. Den Rest (ca. 50%) bezahlen die Angehörigen oder die Sozialkassen. Warum ist Letzteren nichts aufgefallen? Kontrollieren die ihre Ausgaben nicht, fallen Häufungen in bestimmten Wohngebieten nicht auf? Drittens: „Normale“ Pflegestufen werden vom Medizinischen Dienst festgestellt. Welche Rolle spielt der im System? Viertens: Jedes Mitglied einer Krankenkasse hat eine Nummer, wie kann dieses dann mehrfach Leistungen beziehen? Fünftens: Die Abrechnung nach Einzelleistungen ist sehr kompliziert. Wer erinnert sich noch am Ende des Monats, welche Leistungen pro Tag erbracht wurden? Da wird einfach unterschrieben, was denn sonst? Sechstens: Gerade der Aspekt „Teilkasko“ legt es manchem Angehörigen nahe, den eigenen Anteil zu verringern, wenn schon ein Angebot gemacht wird. Ein letztes: Schwerstpflegebedürftige möglichst lange am Leben zu erhalten, dürfte für die Pflegedienste am lukrativsten sein und nicht, durch schlechte Pflege einen Patienten (und sei es nur ans Krankenhaus) zu verlieren. Hier scheinen mir noch sehr viele Fragen offen zu sein.“

Regina Neumann, Marburg

Balken 4Ausgelaugte Arbeitnehmer bilden sich nicht weiter

Zu: „Alles muss man selber machen„, FR.de vom 12. Juni

„Harry Nutt fügt zu der Kampagne der Ausdeutung: was heißt heute „Soziale Gerechtigkeit“ eine neue, interessante, Version hinzu. Es gehe weniger um Umverteilung , sondern um mehr
berechtigte Hoffnung auf sozialen Aufstieg. Es bedürfe eines dynamischeren Gesellschaftsmodells, daß realiter wieder mehr Aufstiegschancen eröffne. Zumindest subjektiv werden die eigenen Chancen , in der sozialen Pyramide voran zu kommen, als begrenzter denn früher wahrgenommen. Ein wichtiger Grund mag sein, daß es gerade im Berufsleben einen starken Trend zur Formalisierung und Zertifizierung gibt? Auch der quasi Zwang, eine fundierte Auslands- und Fremdsprachenfertigkeit – nicht nur in Englisch – vorweisen zu können, erzeugt bei nicht wenigen Bundesbürgern ein gewisses Frustrationsgefühl.
Harry Nutt wählt die plastische Formulierung: „die Autobahnen der sozialen Mobilität seien verstopft“. Während die Aufstiegsbegrenzungen von Frauen generell und Migranten speziell durchaus im öffentlichen Fokus sind, werden die inhärenten Hürden für eine berufliche Karriere – also etwa das Fehlen der Anstrengungsleistung eigener stetiger Erwachsenenfortbildung- nicht recht wahrgenommen. An und für sich ist in Deutschland das Angebot der Erwachsenenfortbildung weit gefächert. Aber viele Arbeitnehmer sehen sich durch den Leistungsdruck in den Betrieben zu sehr ausgelaugt, um abends oder an Wochenenden noch an der Fortbildung zu büffeln. Ein spezifisches Problem ist die Entwertung von Fertigkeiten, die man sich bspw. In einer Dualen Berufsausbildung erworben hat, weil jetzt digitale Fertigkeiten wichtiger geworden sind. Ein nur bruchstückhafte Schulausbildung oder sehr schwache Schulleitungen werden heute als ein biographisches Verhängnis erlebt.“

Sigurd Schmidt, Bad Homburg

Balken 4Elendes Selbstbewusstseinchen

Zu: „Respekt für Schwester Ewa„, FR.de vom 19. Juni

„Im neusten Bericht der FR zum Prozess um Schwesta Ewa verschreibt sich der Redakteur diesmal dem Sozialchauvinismus. Es wird sich vor allem lustig gemacht. Über Sprache, die nicht dem Habitus eines FR-Redakteurs entspricht. Über Haar- und Kleiderstile, die der FR-Redakteur nicht auseinander halten kann. Über das in den Augen des Redakteurs „lächerliche“ Verhalten der Zeuginnen. Über Hip-Hop, der in den Ohren eines wahrscheinlich Opern-verwöhnten FR-Redakteurs allesamt gleich klingt.
Das ganze sagt rein gar nichts über den Prozess oder dessen Hintergründe aus. Der Redakteur macht klar, dass Angeklagte, Zeuginnen wie Publikum zu einem Teil der Gesellschaft gehören, mit dem er nichts zu tun haben will. Und wird so zur Projektionsfläche all derjenigen Bürger_innen, die ihr elendes Selbstbewusstseinchen dadurch aufwerten, dass sie sich von anderen abgrenzen. Z.B. von steuerhinterziehenden Migrant_innen. Die Doppelmoral dahinter ist geschenkt.
Es vollzieht sich gesellschaftliche Teilung, die entscheidet, wer als respektable Bürger_in zählt und wer nicht. Sexarbeiter_innen scheinen es der Frankfurter Gesellschaft nicht mal wert zu sein, dass ihnen ein journalistisch fundierter Artikel gewidmet wird. Dass eine Auseinandersetzung damit hinten runterfällt, wie Abhängigkeitsverhältnisse in der Sexarbeit bekämpft werden können, ist nicht weiter verwunderlich.
Am Schluss gibt es dann doch noch „Respekt“ für Schwesta Ewa, weil sie ja eine erfolgreiche Geschäftsfrau sei. Zusammen mit der unendlich arroganten „Erkenntnis“, dass sie auch nicht dumm sei. „Wäre sie in anderen Verhältnissen groß geworden, hätte sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in einer anderen Branche reüssieren können.“
Hatte Schwesta Ewa als Frau, Polin, Drogenkonsumentin, Sexarbeiterin in dieser Gesellschaft, deren Arroganz und Ausgrenzung die FR repräsentiert, je eine andere Chance? ‚Zähl so viele Scheine Du kannst, bevor du sitzt!’“

Matthias Huffer, Frankfurt

Balken 4Ein Tropfen auf den heißen Stein

Zu: „Die Probleme Afrikas angehen“, FR.de vom 21. Juni, und „Aus Fehlern von damals nichts gelernt„, FR.de vom 13. Juni

„Welch ein Lichtblick: Gleich drei Bundesministerien haben Pläne für eine verbesserte Zusammenarbeit mit unserem Nachbarkontinent Afrika erarbeitet. Und diese ‚neuen‘ Konzepte werden in den Medien überwiegend begrüßt, sollen doch die Entwicklungshilfemittel besser als bisher eingesetzt und mehr Investitionen gefordert werden, um dort Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen. Auch meine Zeitung ist davon nicht frei. ‚Leitartikler‘ Johannes Dieterich und Vielschreiber Sigurd Schmidt, werden gebeten, sich auch mal in die wirklichen Probleme dieses Kontinents einzulesen (z. B. ‚Monopoly in Afrika‘ im Publik Forum 12/2017).
Welch eine Illusion sind diese Pläne, die eher einer Steilvorlage für die deutsche Wirtschaft gleichen. Um das zu verdeutlichen, genügt der Blick auf unsere gemeinsame Vergangenheit mit diesem Kontinent. Wir Europäer haben die mit Gewalt erfolgte erste Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents zur Ausbreitung unserer Religion und dann für unsere wirtschaftlichen Interessen benutzt. Der Ausbeutung ihrer Rohstoffe und Menschen hatte und hat Afrika bis heute aufgrund unserer überlegenen Zivilisation nichts entgegenzusetzen. Nach der Selbständigkeit ehemaliger Kolonialgebiete haben wir das mit anderen aber ebenso wirksamen Mitteln weitergeführt, vor allem durch Korruption und Verträge nach unseren Bedürfnissen.
Ich sehe mich nicht als Afrikaexperten. Doch vor vierzig Jahren habe ich bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die deutsche finanzielle Entwicklungshilfe für afrikanische Staaten mit organisiert. Und schon damals war den Insidern bekannt, dass etwa achtzig Prozent der Finanzmittel wieder an europäische Unternehmen, vor allem deutsche, zurückflossen. Und auch vom Rest ging ein großer Teil in dunkle Kanäle oder in Projekte, die über kurz oder lang stillstanden. Natürlich gab es und gibt es noch die deutsche technische Hilfe durch die GIZ (vormals GTZ). Doch ihre Mittel wie ihre Erfolge waren und sind in der Gesamtheit ein Tropfen auf den heißen Stein.
Später war ich zehn Jahre in einer deutschen Geschäftsbank für den Bereich Afrika zuständig. Nur die Methoden der Ausbeutung hatten sich verfeinert, später auch mit tatkräftiger Unterstützung durch der EU, die mit einzelnen Staaten dort nicht gerade für diese vorteilhafte Verträge abschloss. An der Ausbeutung Afrikas hat sich daher bis heute im Grundsatz nichts geändert.
Afrikakenner sind sich im Wesentlich einig: Jede Unterstützung für diesen Kontinent muss dessen völlig andere soziokulturelle Entwicklung berücksichtigen und ihm dazu viel Zeit geben (so Prof. Macamo auf einem kürzlich von der FR initiierten Afrika-Forum). Das ist mit ziemlicher Sicherheit auch unseren Politikern klar. Doch wegen der bei uns bestehenden zu engen Verbindung von Politik und Wirtschaft ist man auf diesem Auge blind. Dabei wäre es schon ein Erfolg, wenn die Mittel vor allem in Bildung und Infrastruktur investiert würden. Gar keine Rolle spielt offenbar die Förderung der Subsistenzwirtschaft, die noch heute für 70 % der Ernährung Afrikas steht. Sie beispielsweise massiv durch die Gründung von Genossenschaften zu unterstützen, wäre sinnvoller als unsere Konsumabfälle zu subventionieren, die dann dort die Märkte kaputtmachen. Ähnliches gilt für Unternehmen, die auf welchen Wegen auch immer dort Land pachten oder kaufen, um Kaffee oder Bananen zu pflanzen und wo die Bauern dann auf ihrem ehemals eigenen Boden als Tagelöhner arbeiten dürfen, was oft nicht einmal ihr Existenz sichert. Namen wie Neumann stehen für viele viele andere.
Wenn die sogenannte Entwicklungshilfe weiter ganz überwiegend nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten vergeben wird, werden wir in Afrika zwar eine Reihe von Arbeitsplätzen schaffen aber ein Vielfaches davon vernichten mit der Folge, dass der Flüchtlingsstrom nochmals kräftig anschwellen wird.“

Hans-Jürgen Gratz, Friedrichsdorf

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2 Kommentare zu “Postfach: Ramadan und Demonstrieren schließt sich nicht aus

  1. Am Sonntag hat im Kamingespräch bei Phönix Joschka Fischer sinngemäß von der win/win Situation gesprochen die eine Energiepartnerschaft mit Nordafrika haben könnte. Die Tage war ein Bericht in der FR in dem es darum gegangen ist welche neuen Möglichkeiten der Energiespeicherung Strompreise von < 3 Cent/KW/h bieten. Auf der arabischen Halbinsel wird derzeit das größte PV Kraftwerk der Welt gebaut. Es verkauft Strom für 2,16 Cent. Die Lösung liegt eigentlich auf der Hand wie man Afrika helfen kann. Nach der Äußerung von Joschka Fischer glaube ich es haben endlich auch ein paar Leute gemerkt.

  2. Zu: Ramadan und Demonstrieren schließt sich nicht aus

    Ich stimme der Äußerung von Claudia Buch aus Hofheim über das Verhalten des Ditib völlig zu.
    Hierzu einige meiner Beobachtungen zum Problem des „Ramadan“.
    Bei meinem vor über einem Jahr gegründeten Flüchtlings- und Kiez-Theater (Flüchtlinge aus Afghanistan, Iran, Irak und Bangla Desh) hatte es im letzten Jahr diesbezüglich noch Probleme gegeben. Nach gutem Beginn stand ich eines Tages bei der gemeinsam festgelegten Probe plötzlich fast alleine da. Begründung: Ramadan.
    Meine klare Ansage, dass ich dies nicht als Entschuldigung gelten lasse, sowie genaueres Nachhaken beförderten das Ergebnis, dass dies nur für allerhand andere Gründe vorgeschoben war.
    Nach einem Jahr Aufenthalt in Frankreich hatte sich die Einstellungen gegenüber Ramadan deutlich differenziert: Nur etwa die Hälfte der Muslime erklärten, sich auch daran zu halten.
    In dieser Zeit fanden 3 Theatervorstellungen – teils bei großer Hitze – und ebenso viele Proben statt. Nicht einer der strengen Muslime hat sich darüber beklagt, wiewohl es mir Bauchschmerzen bereitete, nicht einmal ein Glas Wasser anbieten zu können.

    Der Vergleich zeigt, wie heuchlerisch die Begründung des Ditib für die Verweigerung der Demonstration gegen islamistische Gewalt ist. Mir ist auch nicht bekannt, dass von Seiten des Ditib jemals etwa gesundheitliche Schädigungen im Zusammenhang mit Ramadan problematisiert worden wären.
    Nach meiner Auffassung dient die Zuchtrute des „Ramadan“, wie sie von Ditib und von Fundamentalisten gehandhabt wird, vor allem dazu, Lockerungen und Differenzierungen, wie oben beschrieben, zu verhindern. Und dazu gehört auch, die Gewaltfrage und die Grenzziehung zu Islamismus möglichst offen zu lassen.

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