Derzeit geistert allerlei Halbwissen über das giftige Polonium durchs Land. Ängste kommen hoch – zum Beispiel durch Meldungen wie die, das Polonium in Flugzeugen entdeckt wurde. Zu diesem Artikel schreibt mir FR-Leserin Heide Basché:

„Der letzte Satz kling für mich nicht begreifbar bzw. nicht nachvollziehbar:  ‚Es sei also ohne weiteres möglich, sich Polonium zu beschaffen, aber nur in kleinsten Mengen und kaum in tödlicher Dosis – obwohl schon ein zehnmillionstel Gramm Menschen töten könne.‘ – Wenn ein zehnmillionstel Gramm tödlich sein kann (woher weiß ich bei diesem Gewicht, ob ich diese Menge habe?), welchen Grammwert hat denn die nicht tödliche Dosis?“

Gute Frage. Ich gehe damit direkt zu den Kollegen von der Nachrichtenredaktion, die den Artikel bearbeitet haben, und recherchiere selbst auch ein wenig. Nicht tödlich – jedenfalls nicht direkt – ist die Menge Polonium, der man in freier Natur begegnet. Polonium ist als radioaktives Zerfallsprodukt von Radon in allerwinzigsten Spuren in der Atmosphäre anzutreffen und kann z.B. Lungenkrebs auslösen. Aber was sind „allerwinzigste Spuren“, wenn hier von Größenordnungen von zehnmillionstel Gramm die Rede ist?

Etwas Aufklärung verschafft hier Wikipedia. Danach fallen bei der Verarbeitung von 1000 Tonnen Uranpechblende 0,03 Gramm Polonium an – also genug, um 30000 Menschen tödlich zu vergiften. (Ich hoffe, ich hab mich nicht verrechnet 😉 .) Diese Mengen werden gewiss nicht mit Küchen- oder Briefwaagen gewogen, sondern u.a. mit Molekülwaagen (Massenspektrographen). Gewinnung und Messung dieses Teufelszeugs sind also schwierig, aber die uranverarbeitenden Nationen verfügen natürlich über diese Technologien. Nicht giftig sind auf jeden Fall die Mengen, die in der Industrie benutzt werden, um beispielsweise Säuberungsbürsten für Langspielplatten antistatisch zu machen.

Natürlich könnten Sie, Frau Basché, versuchen, eine giftige Dosis zu gewinnen, indem sie das Polonium aus den Bürsten zu lösen versuchen, aber ich fürchte, dabei würden Sie arm werden.

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8 Kommentare zu “Polonium

  1. Interessant wäre für mich auf diesem „kurzen“ Wege doch auch mal zu erfahren, auf was der Name POLONIUM zurück zuführen ist. Außerdem war ich im Zusammenhang mit „Atomgefahr“, außer den anderen zerstörerischen und energietechnischen Kräften, der Meinung: PLUTONIUM sei eigentlich der atomare und gefährlichste Giftstoff, von dem geringste Mengen für Massenvergiftungen ausreichten. Offensichtlich lag ich hier aber falsch, oder?

  2. @HJS
    Es wurde nach dem lat.Namen für Polen benannt.
    (Polonia).
    Entdeckt hat es die polnisch-französische Wissenschaftlerin Sklodowska-Curie.

    Beste grüße

  3. @Stephan; danke, klingt blausibel; übrigens Ihr Name hat auch die polnische Schreibweise(?). Dies brigt mich nun noch zum zweiten Teil meiner „Frage“; analog könnte man nun den Name Plutonium dem „Planeten“ Pluto zuordnen; allerdings nicht weil sein Finder von Pluto stammt!

  4. @Giftigkeit; schon seltsam, angeregt durch meine vorhergehende Frage und Antwort von Stephan, habe ich mir nun die Mühe gemacht und in meinem Großen Brockhaus nachgesehen. Dort Wird Stephan zu Polonium bestätigt und meine analoge Vermutung zu Plutonium. Verwunderlich aber ist, dass die Giftigkeit zwar bei Plutonium angeführt ist, aber bei Polonium fehlt dies(?)!

  5. dazu kann ich dir/ihnen HJS leider keine antwort geben. an was könnte es liegen?
    vielleicht an der menge/konzentration?
    keine ahnung, ich habe in chemie nie aufgepasst 🙂

  6. Wenn mir jetzt noch jemand erklären würde, was LD50 bedeutet. Lethal Dose for 50 year old men? Im Zweifelsfalle würde ich mich für die rötliche Doris statt der Tödlichen Dosis entscheiden.

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