Staubige kirchliche Interessen

Es passiert immer wieder: Katholische Priester mit pädophilen Neigungen vergehen sich an Schutzbefohlenen. Im jüngsten Fall wurde ein 40-jähriger Priester, der vor acht Jahren aus den gleichen Gründen schon mal eine Bewährungsstrafe bekommen hatte, trotzdem aber vom Regensburger Bistum wieder eingesetzt wurde, zu drei Jahren Haft und Unterbringung in der Psychiatrie verurteilt. Doch statt nun in sich zu gehen und Buße zu tun, greift der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller die Justiz an: Das Gericht habe damals erklärt, dass es für den Verurteilten keine Einschränkungen für einen allgemeinen pastoralen Einsatz gebe. Das Bistum habe „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt.

Dazu FR-Leser Günther Sattler aus Künzell:

„Die für den wiederholten Einsatz des Pfarrers Verantwortlichen gehören mit auf die Anklagebank, sie haben der neuerlichen Straftat Vorschub geleistet. Hier wird wegen mittelalterlicher, staubiger kirchlicher Interessen und Unehrlichkeit Dritten unsägliches Leid zugefügt. Eine Wiedergutmachung ist mit Geld nicht mehr zu erreichen. Das zuständige Gericht hat die Schwere der Schuld durch das gesprochene Urteil nur ansatzweise zum Ausdruck gebracht. Eine dauerhafte Unterbringung des Straftäters in der Psychiatrie erscheint mir angezeigt.“

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5 Kommentare zu “Staubige kirchliche Interessen

  1. Nach Meinung vieler soll sich der Bischof ja für sein “Schwarzes Schaf“ entschuldigen. Er müsste sich demnach für seinen Glauben entschuldigen, denn nach der sicherlich stattgefundenen Beichte nach den ersten Missbrauchsfällen, muss der Beichtende ja keine Schuld mehr empfinden (seine Sünden sind ihm vergeben) und befindet sich im Zustand der heiligmachenden Gnade. Und der gläubige Bischof Müller denkt sicher auch, dass man nach Buße und Reue keine weiteren Sünden mehr begehen kann. Der liebe Gott (und damit er als sein Werkzeug) kann also nicht schuld sein, nein, es muss die böse weltliche Justiz sein, die ja schon so viele Sünden (Abtreibungsparagraf, Kruzifixurteil usw.) begangen hat.

    Wer holt diesen der esoterischen Spinnerei verfallenen “Hirten“ endlich auf den Boden der Tatsachen zurück und enthebt ihn wegen erwiesener Unfähigkeit seines Amtes ? Da dies keiner tun wird, muss er und seine Institution wohl weiter damit leben, dass sie von weiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr als kompetent betrachtet wird…

  2. Welcher psychisch halbwegs gesunde junge Mann, dessen Körper von Testosteron geradezu überschwemmt ist, wählt den Weg ins katholische Priesteramt, um der Sexualität, ob Homo oder Hetero, zu entsagen?

    Der katholische Priester und Psychotherapeut Hermann Kügler spricht von unreifen Persönlichkeiten. Auf die Frage eines Spiegelreporters im November 2005, weshalb es doch relativ häufig zu sexuellem Missbrauch von Jungen käme, antwortete der die der Priesterausbildung tätige Jesuit: „Das ist ein Indiz dafür, dass das Priesteramt in der katholischen Kirche hoch attraktiv ist für Menschen, die in ihrer sexuellen Entwicklung auf einer kindlichen oder pubertären Stufe stehen geblieben sind. Viele angehende Priester unterliegen dem Irrtum, dass sie sich mit ihrer psychosexuellen Entwicklung nicht auseinandersetzen müssen, da sie ja ohnehin ein zölibatäres Amt anstreben.“ Im weiteren Verlauf des Interviews sagt er, die katholische Kirche sei „die größte transnationale Schwulenorganisation“. Seiner Einschätzung nach seien 20 Prozent aller Priester homosexuell, manchmal bis 40 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs.

    Dass sich im katholischen Männerclub jene treffen, die in ihrem privaten Umfeld sich zu ihrer homosexuellen Neigung nicht bekennen können bzw. sich nicht zu bekennen wagen, liegt nahe. Gerade in katholischen Milieus, in denen Homosexualität zur Sünde erklärt wird, können junge Männer sich nicht outen. Ihnen bleibt dann wohl nur der Weg in den Beruf, der vorgibt, den Zölibat zu leben.

  3. Ich bin zur Zeit hier in Nanning, China, und wundere mich über Dinge in Deutschland überhaupt nicht mehr. Hier werden Hygieneartikel verboten und woanders deckt ein Oberhirte einen kinderschänderischen Priester. Die röm.-kath. Kirche sollte in Deutschland genau so wie in den USA mit Millionenzahlungen bestraft werden. Besser noch, man verbietet sie völlig.

  4. @Klaus D. Wolf
    Hat da etwa die Haltung der politischen Führung in China, wie mit religiösen und politischen Andersdenkenden umzugehen sei, auf Sie abgefärbt?
    Ihr Vorschlag die röm.-kath. Kirche zu verbieten, ist nobelpreiswürdig, haben Sie doch damit DEN Schlüssel zum Weltfrieden gefunden.

  5. @Walthor:
    Sich für seinen Glauben entschuldigen zu sollen ist meines Erachtens eine sehr merkwürdige Forderung, obschon ich Ihnen durchaus zustimme. Das katholische System ist ein mehr als nur fragwürdiges.
    Die eigentliche Frage ist aber doch die, ob es sich beim Katholizismus überhaupt um „Glauben“ oder nicht viel mehr eine Ideololgie handelt.
    Wie jedes andere System das Menschen in totalitärer Weise zu unterjochen sucht.

    @bakunix:
    interessante Analyse. gibt zu denken.

    @Susanne:
    Sehr provokante Reaktion ;-). Könnte man tatsächlich meinen, dass da was abgefärbt hat. Wobei ich die katholische Kirche auch ganz gerne verboten, bzw. als nicht mehr existent zu sehen.
    Hat aber andere Gründe. Verbrecherische Finanzpraktiken und anderes etwa.

    Ich glaube nicht mal, dass die Aufhebung des Zölibats eine Lösung ist. Wenn es stimmt was bakunix uns liefert, bleibt nach wie vor ein Problem für jene Männer die sich zum Priestertum entscheiden.
    Katholische Kirche hat nicht mal was mit der Bibel zu tun. Das Übel beginnt beim Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes, hört dort aber bei weitem nicht auf.

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