Der Mantel der Geschichte weht wieder. Im Bungalow in Oggersheim hat er damit womöglich nie aufgehört, aber sonst ist daraus wohl eher ein Mantel des Schweigens geworden. Doch jetzt soll Helmut Kohl für den Friedensnobelpreis nominiert werden. Vorschlagender: kein geringerer als Michail Gorbatschow.

„Wenn Herr Kohl jemals eine Schlüsselrolle hatte, wie Herr Gorbatschow meint“, schreibt mir Friedrich Grimm aus Weinsberg hierzu, „dann in der CDU-Parteispendenaffäre. Bis heute lebt Herr Kohl, und mit ihm Deutschland, mit seinem Verfassungsbruch; und das finde ich schlimm. Dass solche Meldungen vorzugsweise von der „Bildzeitung“ veröffentlicht werden, ist auch klar, denn immerhin war die Faxnummer der „Bildzeitung“ die offenbar zweitwichtigste im Kanzleramt Kohl. Wissen denn die Herren Barroso und Gorbatschow nichts vom ‚Vermächtnis‘ Kohls?“

Gerhard Alexander aus Rodenbach hat dagegen weniger Probleme mit dieser Nominierung:

„Wenn ich so bedenke, wievielen ‚Schurken‘ (Arafat, Begin usw.) diese Ehre schon zu Teil wurde, so gönne ich dem Meister der schwarzen Kassen diesen Titel.“

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18 Kommentare zu “Nobelpreis für Kohl

  1. @ Friedensnobelpreis

    Sicher, Frieden ist ein hohes Gut, und sicher haben bisher die meisten der Preisträger auch mehr oder weniger großen Anteil am Frieden in ihrer jeweiligen Zeit. Inwieweit aber seinerzeit Kanzler Kohl dem Frieden dienen konnte, bzw. erheblichen Einfluss auf Frieden im allgemeinen und Frieden in Deutschland nehmen konnte, ist für mich nicht unbedingt sofort nachzuvollziehen.
    Eines weiß ich aber, dass seinerzeit in 1989 sicher der Frieden in Deutschland und damit in Europa am bewussten seidenen Faden hing, und eigentlich die den Frieden erhalten haben, die die DDR-Soldaten in den Kasernen ließen! Klar, die Russen hielten sich auch zurück, aber dafür hat Gorbi ja schon den Preis erhalten.
    Kann sein, dass auch Kohl und Genscher mit welchen auch immer Versprechungen zum damaligen Frieden beitrugen; und deshalb meine ich, dass dann sich Kohl und Genscher den Preis „teilen“ müssten! mfg,hjs

  2. Da bei der ZDF-Sendung „Wer ist der größte Deutsche?“ vom November 2003 Herr Dr. Helmut Kohl auf Platz 13 gelandet ist, noch vor Daniel Küblböck, der nur auf Platz 16 gewählt worden ist, gebührt dem Ex-Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz die Ehre der Verleihung des Friedensnobelpreises ohne Wenn und Aber. Dank auch an die FR, die dieses wichtige Thema hier im Blog zur Diskussion stellt.

  3. @ bakunix

    Jawohl, genau so wünsche ich mir die Stellungnahmen; Satire erst auf den 2.Blick!
    Schade, dass sonst noch keiner einträgt, obs die Ehrfurcht ist? mfg,hjs

  4. was soll man dazusagen
    der mann ruhte sich mit seiner ostblockpolitik auf der entspannungspolitik der vorgänger aus und hatte glück, er musste ja nicht zur waffengewalt aufrufen, was die gegenseite ja nun auch nicht germacht hat.
    im angesicht der schwarzen kassen, sollte er ihn nicht bekommen, denn den friedensnobelpreis haben immerhin nur leute bekommen, die eine gewisse intellektuelle leistung in richtung frieden vollbracht haben und nur alles aussitzen (die da drüber werden schon genug demonstrieren) ist nun mal keiner würdigung wert.
    ausserdem halte ich die deutsche einheit wie sie gelaufen ist nicht für genial.
    menschlich war sie ein dreck. man kann sich eben mal nicht auf die schnelle ein ganzes land kaufen.
    lafontaine ahtte vor den kosten gewarnt und gysi für zwei neue verfassungen plädiert eine neue für die bdr und eine neue für die ddr und erst dann sollte über eine einheit nachgedacht werden.
    das hätte ich für sinnvoll gehalten, einem land einfach sein system überstülpen zu wollen kann nicht gut gehen und ist keines friedensnobelpreises würdig.

  5. @ #3

    Ehrfurcht vor dem Kassenwart des Schwarzgeldes? Ich bitte Dich, Hans-Jürgen!

    Helmut Kohl ist mir als derjenige in Erinnerung, der den sozialen Rechtstaat in eine Herrschaft derjenigen mit den spitzesten Ellenbogen überführen wollte und der den Chauvinismus wieder salonfähig gemacht hat. (Man erinnert sich: seine abgrundtiefe Verachtung der hier lebenden Nichtdeutschen äußerte sich auch darin, dass er der ihm direkt unterstellten Ausländerbeauftragten Lieselotte Funke jegliches Gespräch verweigerte.)
    Wenn er die DDR mit der BRD verschmelzen wollte, dann doch nicht, damit die Großmutter in Dresden ihren Enkel in Trier auf den Arm nehmen könne, sondern damit ein Großdeutschland auf der Weltbühne mehr Gewicht erhielte und deutsche Herrenmenschen sich wieder Respekt verschaffen könnten.

    Wenn das das Holz ist, aus dem Friedensnobelpreisträger geschnitzt sein dürfen, dann hat zum Beispiel bei der nächsten Papstwahl auch eine Paris Hilton reelle Chancen.

  6. @ Yeti

    aber verehrter mitblogger, Du liest doch nicht ernsthaft aus meinen Einträgen heraus, dass ich für einen eventuellen Friedenspreisträger Helmut Kohl bin; ich habe mich doch deutlich ausgedrückt, und das mit der Ehrfurcht, das war eine Frage! Für mich sind diese Preise per se suspekt, egal welche, denn mit solchen Würdigungen wird Politik gemacht. Und gerade wenn man in der Rückschau sich damit befasst, was Grundlage dieser Nobelstiftung ist; mag ja sein, dass der Begründer seinerzeit in einer gewissen Lebensreue sich zur Preisstiftung entschloss! Ich glaube, so wie ich es sehe, sehen es Viele. Einzig bei Willy, da sehe ich das ganze anders, er hat mit seiner Ostpolitik und seinem Leumund seinerzeit das Eis um den Kreml gebrochen und die Einleitung des Aufbrechens der Ostwestkonfrontation hauptsächlich sein Verdienst war/ist.
    Aber dies alles ändert nichts an meiner negativen Beurteilung solcher Preise. Und man darf nicht vergessen, immer bei diesen Verleihungen in Stockholm, schaut die Welt Wochen, wenn nicht sogar Monate vorher auf Schweden. Dies ist eine tolle Eigenwerbung für dieses skandinavische Land; sei ihnen gegönnt, denn außer im Fußball ist Schweden Deutschland doch recht wohl gesonnen; was aber nichts damit zu tun hat, dass G.Grass kürzlich bei den Preisträgern war.
    Im nachhinein wurden dann aber sogar Rufe nach Rückgabe laut. So ist das eben mit den Nobelpreisen! mfg,hjs

  7. Helmut Kohl für den Friedensnobelpreis?

    Dazu will sich meinerseits „irgendwie“ kein wirklich differenzierter und kritischer Kommentar mit Tiefgang einstellen.

    Neben dem, in diesem speziellen Fall besonders zutreffenden, sinnbildlichen „Kloß“ in meinem Hals, bleiben meinereiner bei dieser fast schon grotesk anmutenden Idee buchstäblich die Buchstaben und die Spucke weg…

  8. Kohl für den Friedensnobelpreis – ja moi wo san mer denn. Wenn man nur für Sachen, die einem in den Schoß fallen, einne Preis erhalten würde, dann müßte ja fast jeder einen bekommen. Die Bürger in Ungarn, die damals demonstriert haben, bis der Zaun nach Östereich geöffnet wurde, die Bürger Sachsens, Thüringens, Brandenburgs, Sachsen-Anhalts, Mecklenburg-Vorpommerns und Ost Berlin – also der ehem. DDR – müssten den Preis erhalten, denn sie sind auf die Straße gegangen – nicht Herr Kohl aus Oggersheim. Der hat nur blühende Landschaften versprochen.
    Nein Kohl für den Friedensnobelpreis – da geht es mir wie Karin

  9. Da muss ich mich anschließen! Ich kann mir nicht helfen, aber unter dem System „Kohl“ verbinde ich in erster Linie Schwarzgeld, Lügen und das Brechen von Wahlversprechen. Er hat die Rentenkasse auf dem Gewissen und damit Millionen Rentner arm gemacht. Das ist Veruntreuung des Geldes der Generationenvertragspartner, dafür gehört er normalerweise hinter Schloß und Riegel und zwar lebenslänglich! Die Wiedervereinigung wollte er aus der Portokasse stemmen. Sein Finanzstaatssekretär (Horst Köhler) hat das Milliardenhaushaltsloch übersehen und die Steuern wurden erhöht, obgleich Kohl vor der Wahl das Gegenteil versprochen hat. Aber das Wahlvolk ist dumm und verzeiht scheinbar schnell. Seine Amtszeit hat sich für mich endlos gezogen wie Kaugummi. Die erneute Wiederwahl nach der Wende war dank selbigem Ereignis und der Dankbarkeit der Ostwähler, die ja erstmals „real“ wählen durften, aber leider vorraus zu sehen. Der Politik des Aussitzens hat er die Wahlerfolge sicherlich nicht zu verdanken.

    In dem Teil Thüringens, in dem ich momentan lebe, ist Kohl auf der Beliebtheitsskala direkt unter dem Oberhaupt der Katholischen Kirche angesiedelt. Immer, wenn er sich mal etwas wirklich Gutes tun will, besucht er seine treuen Fans Eichsfeldkreis und lässt sich Körbe mit Würsten und allerlei anderen Dreingaben beglücken. Für die Mehrzahl der Menschen hier, ist Kohl der Befreier und Lafontaine derjenige, der die Wiedervereinigung nie gewollt hat (aus wessen Kosten scheint zweitrangig) . Daher verbietet es sich für die meisten Menschen, einer anderen Partei als der CDU ihre Stimme zu geben. Die Kirche müht sich ebenfalls redlich, dass die Schäflein nicht die „Ehebrecher“ (Schröder, Fischer) wählen, sondern die „christliche Partei“! – Tja, Mittelalter ist mitten unter uns 🙂

  10. @ Thomas Berth

    wundert Sie diese „Heiligenverehrung“ in Thüringen? Mich nicht, denn um die Wartburg herum und auch die anderen Kulturstätten/-städte gehören zu der Regionen in Deutschland die quasi Einigungsgewinner sind. Kohl ließ seinen Nachfolger und Getreuen Vogel II dort Ministerpräsident werden und das Geld floss nur so dorthin; wir Nordhessen sagen mit einiger Berechtugung, wenn du nach Osten fährst und die Straßen neu hergerichtet, dann bist du in Thüringen! Wichtige hessische Institutionen kooperier(t)en zum Wohle dieses deutschen Landesteiles in dem Goethe und Schiller segensreich gewirkt hatten. Und nicht zu vergessen, Thüringen und der größte Teil Hessens waren jahrhundertelang eng verbunden, teilweise sogar ein Staat. Deshalb, weil dies alles zum Vorteil unter Kohl sich auswirkte, zum Wohle von Thüringen, wohl aus Thüringer Sicht eine berechtigte Kohl-Verehrung.
    Sicher wer da etwas tiefer einsteigt und genauer hinsieht, weiß wie es wirklich ist/war! mfg,hjs

  11. wenn man zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen wird, ist dann die Voraussetzung, dass man gesessen haben muss, ober reicht ne Vorstrafe?
    Muss man ein bisschen kriminell sein, alles aussitzenv können?
    Oder welche Qualitäten hat der Kandidat noch?
    Warum ist Dieter Bohlen nicht vorgeschlagen worden?
    Ziemlich verwirrt.

  12. Kohl – Köhler – Verkohlung.

    Entweder wird Gorbi alt (stimmt sogar, muss aber nix zu sagen haben) und damit altersmilde (obwohl er ihn ja schon n paarmal vorgeschlagen haben soll) oder es ist eine “eine-Politikerhand-wäscht-die-andere Aktion“, die er noch einzulösen hat.

    Eine Nominierung zum Mainzer Fassenachtsprinz hätte “in diesem unseren Lande“ wohl weniger Lacher hervorgerufen. Frage: Wer ist sonst noch nominiert ? Vielleicht hat ja die “Gnade der späten Geburt“ tatsächlich ne Chance wenn die Mitbewerber Bush, Hamas oder Mahmud Ahmadinedschad heißen ?

  13. @ 13 Walthor

    Na na, ganz so sollte man sich aber nicht vergreifen! Wenn ich auch kein Kohlfreund bin und auch meine Skepsis seinerzeit bei der Nominierung Köhlers hatte; sicher auch nicht mit all seinen Formulierungen habe; sowie mich immer köstlich amüsiere wenn Matthias Richling unseren Bundespräsidenten durch sich „reden“ lässt. Aber wir als Bürger müssen uns davor hüten, unsere Verfassungsorgane leichtfertig zu beschädigen!
    mfg,hjs

  14. Hans-Jürgen Schulz schreibt: „Aber wir als Bürger müssen uns davor hüten, unsere Verfassungsorgane leichtfertig zu beschädigen!“

    Sag’ das lieber mal denjenigen, die gewohnt sind, Verfassungsorgane zu pflegen: Schäuble, Esser, Ackermann, Kohl, Diekmann, Lambsdorff, Koch, Schily… Außerdem: Wie kann ich (bakunix) Verfassungsorgane beschädigen? Eine typische Politiker- und Journalistenfloskel, die gerne benutzt wird, berechtigte Kritik zu ersticken. Dahinter steckt nichts, rein gar nichts.

  15. @ 15 bakunix

    Hast ja recht, aber sag doch mal, was hältst du denn von Matthias Richlings „Köhler“?

  16. @hjs

    Ach, wie gerne hätte ich es andersrum geschrieben. “Verkohlung-Köhler-Kohl“. Ich dachte aber, das wäre nicht so wirksam und auch nicht grammatikalisch korrekt. Das entspräche eher der Gewichtung (*hohoho*), zumindest aber der Nobelpreis-Irrelevanz.

    Richling bringt den Köhler “schmerzhaft“ gut rüber. Mit “schmerzhaft“ meine ich, dass die Parodie in mir tatsächlich unwohle Gefühle auslöst, ob der treffend dargestellten Inkompetenz. So eine Art Schamgefühl kommt auf….

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