Nicht nur in Hessen, auch in einem anderen wichtigen Teil dieser Welt läuft derzeit Wahlkampf. Zwar handelt es sich dabei nur um Vorwahlen, doch in diesen Vorwahlen entscheidet sich, wer die nächste mächtigste Person dieser Welt wird. Dabei geht es vor allem um das Stichwort „Wandel“. Denn nichts scheinen sich die Menschen in den USA mehr zu wünschen als das Ende der bleiernen Bush-Ära. Diesem Thema möchte ich in den kommenden Wochen und Monaten Teile des FR-Blogs widmen.

Wer wird das Rennen machen: Bei den Republikanern liegt in den Vorwahlen von New Hampshire John McCain uneinholbar vorn. Auf dem zweiten Platz Mitt Romney, auf dem dritten abgeschlagen der Iowa-Sieger Mike Huckabee. McCaines Sieg war erwartet worden; schon vor acht Jahren hatte er in New Hampshire gegen George W. Bush gewonnen, musste sich ihm jedoch später geschlagen geben. Kann ein Republikaner Präsident werden, der nicht die Unterstützung der Evangelikalen hat? McCain ist mit 71 Jahren der älteste Kandidat, der sich jemals um das Präsidentenamt beworben hat, und er hat nicht die nötigen finanziellen Ressourcen, um in allen Bundesstaaten Wahlkampf zu treiben, in denen am 5. Februar, dem „super tuesday“, gewählt werden wird. Also doch Romney, der ehemalige Gouverneur von Massachusetts? Oder Rudy Giuliani, der sich bisher vornehm zurückhielt, dafür in New Hampshire nach vorläufigen Ergebnissen 8 Prozent erhielt und alles auf die Abstimmung in Florida (29. Januar) setzt?

Und wer wird’s bei den Demokraten? Hillary Clinton, die von vielen in Deutschland wohl gern als Bush-Nachfolgerin gesehen wird, oder Barack Obama, das unbeschriebene Blatt? Zwischen diesen beiden wird die Entscheidung wohl fallen, denn John Edwards, in Iowa immerhin zweiter, schaffte in New Hampshire nur den dritten Platz, während es zwischen Clinton und Obama wohl auf wenige Stimmen ankommen wird. Um zwei Uhr heute nacht melden CNN und Fox News, dass Clinton mit 37 bis 38 Prozent vorn liegt (ausgezählt waren zu diesem Zeitpunkt zehn Prozent aller Wahlbezirke). Obama macht demnach 36 Prozent. Bei Spiegel Online liegen beide mit je 35 bis 37 gleichauf. Nach dem Schwung, den Obamas Kampagne nach dem Sieg in Iowa aufgenommen hatte, war mit seinem Durchmarsch gerechnet worden. Sollte Clinton das Blatt zumindest Richtung Gleichstand gewendet haben, was sicher auch dem Einsatz ihres Mannes zuzuschreiben wäre, der in New Hampshire massiv Wahlkampf für Clinton betrieb, dann wäre die Nominierung zumindest wieder offen.

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25 Kommentare zu “Wer macht das Rennen?

  1. Lieber Bronski,

    Ihr Einleitungstext spiegelt den journalistischen Fokus der FR-Redaktion wider. Vermutlich werden unzählige Seiten und Bilder über die Kandidaten in der FR publiziert werden, die Politik als personengebundenes Ereignis zelebrieren, genauso wie die meisten Medien das tun werden. Ist es wirklich wichtig zu wissen, ob Frau Clinton bei diesem oder jenem Auftritt eine Träne verdrückt oder ob sie selbstbewusst gestrahlt hat? Das ist keine politische Berichterstattung, das ist Boulevard.

    Welche Person in den USA die Wahl gewinnen wird, darüber zu spekulieren, halte ich für Beschäftigungstherapie. Das eigentlich Relevante in diesem Zusammenhang sind die weltmachtpolitischen Optionen, die sich auf die Verfügungsgewalt der Energie beziehen. Darauf wird die Politik der USA, egal mit welchem Präsidenten, ausgerichtet sein, sei es mit militärischen Mitteln oder mit wirtschaftlichen Sanktionen bzw. Handelsvergünstigungen. Begründet werden diese internationalen Operationen meistens mit Demokratiedefiziten in den entsprechenden Ländern oder mit staatlich gefördertem Terrorismus, obwohl Handelshemmnisse und uneingeschränkter Ressourcenzugriff in diesen Staaten gemeint ist.

  2. Und schon wieder versucht einer einen Rundumschlag.

    Ich habe hier einen einfachen journalistischen Text veröffentlicht als Einleitung zu einer Serie von Blog-Beiträgen, mit denen ich die US-Vorwahlen begleiten möchte. Von Clintons Tränen ist in meinem Text keine Rede. Überzeugen Sie sich, lesen Sie noch einmal. Ist ganz einfach. Beginnen Sie ganz oben. Und dann Wort für Wort den Satz entlang. Und sollten Sie sich jetzt beschweren, ich sei polemisch geworden – Sie waren es nicht weniger.

    Also Klartext: Dies wird keine Debatte über die FR, sondern eine blogeigene Sache. Nur im Ausnahmefall werde ich hier mal Texte aus der FR verlinken, ansonsten aber vorwiegend Texte amerikanischer Quellen.

    Und jetzt wäre es schön, wenn zum Thema diskutiert würde.

  3. Meine Güte, Bronski, Sie sind aber empfindlich! Dies muss ich, eben aus dem Urlaub zurückkommend, doch einfach mal feststellen. War ihr Weihnachtsurlaub zu kurz? Bakunix hat doch nur an einem BEISPIEL (Hillary Clinton’s Tränen) sehr treffend argumentiert, dass er eine rein personenbezogene Analyse der Vorwahlen in den USA – sei es nun in ZEITUNGEN oder hier im BLOG – für eher flach hält: „Welche Person in den USA die Wahl gewinnen wird, darüber zu spekulieren, halte ich für Beschäftigungstherapie.“

    Und dem kann ich mich nur vollinhaltlich anschließen. Rein personenbezogene Wahlkampfberichterstattung bringt nichts, sondern entpolitisiert. Viel weiterführender sind Analysen und Diskussion der weltpolitischen Zusammenhänge und Auswirkungen unterschiedlicher politischer, nicht personeller, Konstellationen/Richtungen und zwar nicht nur im Bereich der Verfügungsgewalt über Energie.

    Ihr ganzer Text, den ich ihrem Vorschlag folgend noch einmal von A-Z gelesen habe, fokussiert aber AUSSCHLIESSLICH auf Personen.

    Nicht mehr, aber auch nicht weniger, beinhaltete die Kritik von bakunix. Und zwar nicht an der FR, sondern an Ihrer Blog-Einleitung.

  4. hey, der schlaumeier bakunix hat die boulevard-keule rausgeholt und kriegt dafür eins auf die mütze. völlig korrekt, find ich. wenn hillarys träne wirklich entscheidend gewesen sein sollte für diesen kleinen sieg, dann gehört das in jede ordentliche berichterstattung rein, und das hat nichts mit boulevard zu tun. da muss man sich einfach mal fragen, was mit den amis drüben los ist. sind die einfach nur gaga oder warum lassen die sich von einem durchschaubaren wahlkampftrick so leicht manipulieren?

  5. Die Beschreibung des Vorgangs „Wahlkampf“ als Rennen, auch mit dem entsprechenden Anklang, trifft meinen Eindruck. Ein Feld von teuren, hochtrainierten Präsentationsspezialisten treibt eine Gruppe von Präsidentschaftsfohlen durch die Arena.
    Wer hält es durch? Wer hat vorher genug Geld angehäuft, um das teure Training zu durchlaufen? Wer schafft es, durch dieses Schaulaufen erfolgreich hindurchzukommen und die Wetteifrigen zu begeistern?
    Und welche Hoffnungen werden danach erfüllt?
    Vielleicht glauben sie wirklich, sie stürmten ihren Landsleuten beispielhaft voran?
    Ich fürchte, sie ziehen später doch nur denselben alten Gauklerwagen, in derselben alten Spur.

  6. Warum ist es eigentlich für so viele scheinbar so schwer begreiflich, dass Politik in der Tat von Menschen betrieben wird und – neben politischen Strukturen, Mechanismen, „Sachzwängen“ etc – AUCH deren Persönlichkeit erstens Einfluss auf ihre Politik und zweitens auf das Wählerverhalten hat („Die Nase da wähl ich nich!“ oder, Zitat meiner politisch unbedarften Oma: „Ich mochte den Hitler nicht, der hat immer so geschrieen“). Warum muss man da gleich „entpolitisiert“ und „Boulevard“ schimpfen? Sagt es denn nicht auch etwas aus über unsere Gesellschaft (na gut, konkret der Amerikaner), welche Art von Persönlichkeit wir „an der Spitze“ sehen möchten?

  7. Als außenstehender (EU-Bürger) ist es schwer, zu beurteilen, wer der richtige Mann (oder auch Frau)für die noch nicht abgeschlossene Kandidatur, der Präsidentschaftswahl, in den Vereingten Staaten von Amerika sein wird!?
    Obwohl die ehemalige First Lady der USA Hillary Clinton, bei der letzten Abstimmung, einen Erfolg gegen Barack Obama erzielen konnte ist das letzte Wort, bei dieser sich noch Monate hinziehenden Wahl, nicht gesprochen. Männer wie John McCain, Mitt Romney,Rudy Giuliani oder auch Mike Huckabee, beteiligen sich noch an diesem Rennen, um die „neue“ Präsidentschaft der USA.Viele Ereignisse welche Innen-wie auch Außenpolitisch in nächster Zeit eintreten werden, können die Wahl zu Gunsten des einen oder anderen noch entscheiden! Und in den USA, ist der größte Teil der Bevölkerung, Religiös, was die Wahl in die eine oder andere Richtung, auch noch beeinflussen kann! Die meisten der US-Bürger, wollen einen neuen ,dynamischen Präsidenten,welcher das „wieder“ in Ordnung bringt, was der „alte“ noch „amtierende“ Präsident Georg W.Bush durch seine Fehlerhafte Außenpolitik und durch die Falschinformationen seiner Geheimdienste, ob gewollt oder auch nicht, angerichtet hat, nämlich die USA in zwei Kriege, Irak und Afghanistan zu führen, welche nicht zu gewinnen sind und bis jetzt tausenden von jungen amerikanischen Männern, wie auch Frauen, das Leben gekostet hat, für eine Politik,mit der diese Soldaten(innen) absolut nichts am Hut hatten! Und viele von ihnen, als „Krüppel“ oder auch psychisch total kaputt, in ihre Heimat zurückkehr(t)en und von denen, welche diese Kriege entfochten haben,total im Stich gelassen wurden und werden!? Aber nicht nur von dieser Regierung, unter Georg W.Bush! Egal ob Hillary Clinton, Obama,oder wie sie alle heißen, welche sich um den Posten des 44.Präsidenten bewerben,Versprechungen machen sie alle vor dieser Wahl, so wie überall, auch in der Bundesrepublik Deutschland! Versprechungen, welche nach gewonnener Schlacht, eine Makulatur von gestern sein wird! Spekulation hin oder her, noch sind einge Monate Zeit, bevor entgültig der Vorhang fällt und der neue amerikanische Präsident oder Präsidentin gewählt ist! Egal wer dann auf der Bühne der „Macht“ steht, dieser Mann oder auch Frau, muß dann Entscheidungen treffen,welche Weltweit, auch über Krieg oder Frieden entscheiden kann!

  8. @ 7. Kommentar von: Detlef von Seggern

    Ihren „Kommentar“ hätten Sie auch in folgender Einsatzform abgegben können:

    Politischer Wetterbericht für die USA: „Das Wetter ändert sich, oder es bleibt wie es ist.“

    Was Sie zur Religiosität der Amerikaner sagen, so gilt diese für fast alle US-Amerikaner gleichermaßen. Dass die reaktionären und reaktionärsten Kräfte davon einen großen Mißbrauch machen, ist nicht erst seit heute bekannt. J.F.Kennedy ein in meinen Augen (wg. Vietnam) durchaus nicht ganz unumstrittener aber doch großer Präsident war gläubiger Katholik, aber man kann, auch wenn man dem Katholizismus sehr kritisch gegenübersteht, sagen, dass daraus weder den USA, noch der Welt ein Nachteil erwachsen wäre.

    Nicht ganz nebenbei: Zum Amtsantrit des neuen Stattsoberhauptes geht der Vorhang im Allgmeinen auf, fällt aber nicht. Aber Ihre Sicht der Dinge schien mir immer schon ein wenig rückwärtsgewandt.

    Daneben schließe ich mich der Forderung von bakunix an, doch von der, zurecht als negativ beurteilten, boulevardesken psychologisch-personenbezogenen Betrachtung der Wahlkampfphänomene und deren (angeblicher) Wirkung auf Wählermassen zu politischer Hintergrundbeleuchtung überzugehen. Dabei könnte z.B. einmal der Mythos vom „ökonomischen Schnupfen“ in den USA und der „Lungenentzündung“ in Europa/Deutschland auf den Grund gegangen werden, oder der Abhängigkeit von Nato und europäischem Kapital gegenüber dem militätisch-industriuellen Komplex der us-amerikamnischen Industrie und deren Verflechtung im asiatisch-pazifischen Raum im Rahmen der sogenannten Globalisierung.

    Ob dazu die Kurzkommentare eines Stefan Wolff oder Rouven Schellenberg z.B. in der FR bisher ausreichten , wage ich zu bezweifeln.

  9. @ tusnelda

    bravo! volle zustimmung. natürlich stehen personen für politik, und zwar in den staaten noch viel mher als bei uns. drüben sind wahlen schon lange vor allem personenwahlen, und man kann darüber gar nicht anders reden als indem man die personen in den mittelpunkt stellt. wofür die stehen und das alles, da wirds dann wirklich interessant

    nicht wahr bronski, diese themenm machst du hier auch noch??????

    endlich mal ein wirklich interessantes thema in disem nabelschaublog

  10. wieso werden eigentlich nicht mal stichwortartig, die (nennen wir sie mal so) Vorsätze hingeschrieben. Ich denke, die menschen wüstten wen sie wollen und müssten nicht auf obamas charme(fast zu vergleichen mit dem von bill clinton) reinfallen.
    aber wahrscheinlich gehört es sich so, dass alle schwammig gemacht wird um dann aus so was eine klassensprecher-Wahl zu machen. Gewählt wird der, der am Beliebtesten ist. 🙁

  11. Mag ja alles sein- von wegen „Personalisierung“, aber ist es denn wirklich nötig, dass einem in der heutigen Ausgabe sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite rein gar nichts Anderes als „blau-weiß-rot“ zugemutet wird? Wenn denn schon dieses Interview sein muss- warum denn dann ausgerechnet heute?

  12. Bravo Tusnelda,

    Sie glauben anscheinend allen Ernstes, dass die von „Persönlichkeits-, Farb- und Stilberatern“ gestylten Politiker bei ihren öffentlichen Auftritten „ihre“ Persönlichkeit vorstellen, so wie diese die Politik einhalten, die sie „ihren“ Wählern versprechen (von Ausnahmen abgesehen; die sind dann aber meistens gar nicht so getrimmt und Mainstream).

    Ich glaube das nicht so ungebrochen, daher interessieren mich diese FR-Berichte vom Glanz bei Hofe auch wirklich nicht. – Hitler soll übrigens bei sehr viel mehr Deutschen, auch und besonders deutschen Frauen beliebt gewesen sein trotz seines „Schreiens“, als es solche gab die auf die von durchaus zivilisiert auftretenden Menschen vorgebrachten Warnungen vor ihm hörten.

    Vlatka, wenn es richtig sein sollte, dass es bei Wahlen nur nach der „Beliebtheit“ der Kandidaten geht, Sie, nach ihren Informationen den Charme Obamas als „zweifelhaft“ einstufen, da wüßte ich schon einmal gerne, wie z.B. die Frankfurter Rundschau es geschafft hat, sie zu dieser Ansicht im Falle Obamas zu bringen? Und: Glauben Sie wirklich jemand mit „echtem“ Charme – wie sähe der bei Obama denn dann aus? – würde bessere Politik machen als einer mit der zweifelhaften Variante?

    Warum sollten wir Journalismus begrüßen, der uns alles mögliche Nebensächliche erzählt, nur nicht, was uns/die US-Amerikaner politisch warum erwartet oder auch nicht?

  13. Hier ein Beispiel dafür, wie amerikanische Medien das Thema kommentieren. Maureen Dowd schreibt in der New York Times:

    „Hillary gewann ihren Senatssitz, nachdem sie von einem Mann umarmt worden war. Sie riss in new Hampshire das Ruder für sich herum und rettete ihre Präsidentschaftskampagne, nachdem sie von einem anderen Mann umarmt worden war. (…) Im Café in Portsmouth, als sie zu einer Gruppe sprach, die überwiegend aus Frauen bestand, hielt sie ihre nebulösen Ängste, wohin Obamas ‚falsche Hoffnungen‘ uns führen werden, zwinkernd zurück, doch nur, um Obama dann zu ohrfeigen: „Aber einige von uns liegen richtig, und andere liegen falsch. Einige von uns sind bereit, und andere sind es nicht.“

    Es lag Schmerzlichkeit in diesem Moment, als Hillary ermattet mit Jahrzehnten der Sehnsucht danach brach, eher die Führung inne zu haben als the plus-one. Aber da war ein Hauch von nixianischem Selbstmitleid in ihrem Stocken. Was sie so tief bewegte, war die Erkenntnis, dass das Land darin versagen könnte zu begreifen, wie sehr es sie braucht. Auf eine eigenartig narzisstische Weise rief sie nach uns. Aber es war grausam typisch für sie, dass das, was letztlich ihren Zusammenbruch verursachte, die Aussicht auf die Niederlage war.“

    So weit, so schlecht übersetzt zunächst mal; mein Englisch-Abi liegt lange zurück. Die Kolumne in der NYT geht noch weiter. U.a. sagt Dowd, dass Clinton, indem sie einen Anflug von Träne gezeigt habe, Männlichkeit bewiesen habe.

    „Jetzt schließlich hat Clinton das Debakel abgewendet, indem sie das weibliche Opfer sowohl Obamas als auch der Presse gespielt hat.“

    Eine kaum erkennbare Träne, doch ganz Amerika scheint drüber zu reden.

  14. Sorry to embarras you a little bit Bronski, but your translation seems to be a little bit inadequate as are your conclusions:

    Maurren Dowd Wrote:

    „She won her Senate seat after being embarrassed by a man. She pulled out New Hampshire and saved her presidential campaign after being embarrassed by another man. She was seen as so controlling when she ran for the Senate that she had to be seen as losing control, as she did during the Monica scandal, before she seemed soft enough to attract many New York voters.“

    which means in German:

    „Sie gewann ihren Senatssitz, nachdem Siue von einem Mann blamiert worden war (ihr Mann im Lewinsky-Skandal). Sie riss das Ruder in New Hamüshire herum und bewahrte ihre Chancen im Wahlkampf um die Präsidentschaft, nachdem Sie von einem weiteren Mann blamiert worden war (Obamas Sieg in Iowa). …“

    Diese Beobachtung ist weniger Boulevard, als Sie der NYT vielleicht unterstellen wollen, sondern wird sehr politisch gedeutet: Wie der nachfolgende Text verdeutlicht, analysiert Dowd, dass die Wählerschaft bei einer Frau es als positiv begreift, wenn sie in der Politik Schwäche zeigt, ganz anders offenbar bei Männern, die dies nicht dürfen.

    Wenn Dowd weiter schreibt „Es lag Schmerzlichkeit über dem Moment, mitanzusehen, wie Hilary zusammenbrach nach Jahren des Strebens die Erste, statt nur das Anhängsel (ihres Mannes, die Nummer Zwei) zu sein.“ dann leitet sie Ihre Hauptargumentation ein, dass Hilary Clinton wenn sie bisher immer auf Stärke, „männliches“ Stärkezeigen gesetzt habe (Sie unterstützte z.B. auch den Irak-Krieg), jetzt aber „weibliche“ Schwäche zeige um gewinnen zu können, dies nicht als eine weise Politik zu werten sei, wie erfolgreich dies auch am Ende immer sei.

    Der scheinbar zutiefst Menschliche Aspekt des Stimmeversagens, die „kaum erkennbare Träne“ wird hier also zwar in der Sprache der Psychologie, aber als Ausdruck „schmerzlicher, schmerzhafter“, d.h. nicht „gesunder“ (psycho)sozialer Verhältnisse und nicht als bloßer „human touch“ diskutiert.

  15. @New York Times

    Irgendwann wird das ganze Taktik,Strategie und Schauspiel-Geplänkel zum Orwell’schen Doppeldenk.

    Und dieses „weibliche Schwäche“ „männliche Stärke“ Geschwafel!

    Den Kalender nicht abstauben, einen neuen aufhängen!

  16. @ Kritiker

    Ich hab ja geschrieben, dass mein Englisch nicht das Beste ist. Wenn Sie mich in einem zentralen Punkt meiner Übersetzung korrigieren, ist das völlig okay. In diesem Fall habe ich embraced und embarassed verwechselt. Nun, Sie haben es richtig gestellt. Ich hoffe, dass mein Englisch sich im Lauf der nächsten Wochen und Monate bessern wird.

    Ich will der NYT keineswegs Boulevardjournalismus unterstellen. Schon merkwürdig, dass Sie Ihrerseits mit dieser Unterstellung kommen. Lassen Sie doch mal diese Denkschemata endlich weg. Ich verfolge mit dieser Themensetzung eigene Ziele, die nichts mit der FR zu tun haben.

    Wenn mein Posting schon als Replik gewertet werden soll, dann bitte auf die Eingangskommentare von Bakunix und Fiasco. Bakunix sagt:

    „Ist es wirklich wichtig zu wissen, ob Frau Clinton bei diesem oder jenem Auftritt eine Träne verdrückt oder ob sie selbstbewusst gestrahlt hat? Das ist keine politische Berichterstattung, das ist Boulevard.“

    Das ist eben nicht Boulevard. Die NYT zeigt es. Wenn eine Träne zum Wahlsieg beiträgt, ist sie ein Politikum.

  17. nix für ungut Bronski,

    aber ich habe Ihnen nicht geradeheraus unterstellt, Sie würden hier am Beispiel der New York Times Boulevardjournalimus propagieren, beachten Sie bitte mein „vielleicht“ im Text.

    Ihr Text selbst schließt nur mit einem Satz,

    „Eine kaum erkennbare Träne, doch ganz Amerika scheint drüber zu reden.“

    der alle Interpretationen offen läßt. Ihre Wiedergabe des Dowd-Textes, war, abgesehen von dem Übersetzungsfehler nicht so umfangreich, dass dessen politischer Charakter dabei deutlich geworden wäre. Ich will gerne anerkennen, dass Sie anderes als Boulevard im Sinne hatten.

  18. @8 Kritiker
    Habe den Satz mit dem „Vorhang“ falsch formuliert und den Fehler nicht bemerkt!
    Niemand ist vollkommen! Jeder Mensch macht
    Fehler,auch Sie, Herr Theel!!!

  19. #12, kritiker:
    Können Sie Ihre Unterstellungen nicht einfach mal lassen? Das, was Sie mir im ersten Absatz als „ernsten Glauben“ unterschieben, hab ich nie behauptet. Ich weiß durchaus, was Medientraining und Rhetorikseminare zu leisten imstande sind. Aber Wahlkampf und (nachher) Politik resultieren nicht allein aus Parteiprogrammen, politischer Theorie und politischen Strukturen. Deswegen verstehe ich nicht, wieso manch einer sich so vehement gegen’s „Psychologisieren“ wehrt. Das spielt auch eine Rolle. Für Sie schreib ich’s extra nochmal groß: AUCH.

  20. @19. Tusnelda

    Es täte mir leid, wenn ich Ihre Intention mißverstanden hätte. Ich „unterstellte“ Ihnen nichts, sondern wollte mich versichern, was Sie meinten.

    Natürlich spielt die Persönlichkeit eines Poitikers AUCH eine Rolle, wie er Politik betreibt. Bevor wir hier aber von diesem Einfluss reden, es sei denn der Politiker wäre geisteskrank – was einige ja zugunsten z.B. Hitlers und ihrer selbst gerne annehmen -, gelte es zu klären, was ist inszeniert, was ist echt, was wären Reste längst zerstörter Fundamente, die andere Politik hätten erwarten lassen können.

    Bei Frau Clinton habe ich keine Zweifel, dass Sie spätestens mit der Lewinsky-Affaire sich ganz und gar auf die Seite der Machterhaltung, bzw. der Erlangung derselben für sich selbst entschieden hat. Inwieweit hier der Auftritt in New Hampshire ein ordinärer, kleiner Kreislaufkollaps, eine inszenierte Emotion oder Rückfall in längst überwundene psychische Verfasstheit war, wir allenfalls sie selbst wissen. Der Satz, den Sie dabei sprach, war jedenfalls kämpferische nach vorne gewandte Wahlkampfrhetorik gegen Obama. Der von Bronski zitierte NYT-Kommentar von Maureen Dowd analysiert die möglichen Hintergründe übrigens ganz gut.

    Im übrigen ging es mir gar nicht sosehr um das Gefühlsleben der Politiker, sondern um das Verhalten nicht nur ihrer Oma, die als Bürger m.E. immer zuerst auf die Politik und deren objektive Hintergründe in Wirtschaft und Gesellschaft schauen sollten, als darauf, wie charmant ein Herr Sarkozy, eine Frau Merkel oder im Extrem auch ein „Herr“ Hitler wirken.

    Schließlich: Dieses AUCH an human touch, schlachten B…-Zeitung, Yellow-Press und verwandte Zeitungen zur Genüge und zum Schaden dieser Gesellschaft in Millionenauflage mit Millionengewinn schon aus, da müßte eine – leider aber gewesene – Qualitätszeitung wie die FR nicht noch ermuntert werden, in diesen trüben Gewässern auch fischen zu dürfen.

  21. Na, dann versichern Sie sich das nächste Mal doch einfach, indem Sie mich fragen – und nicht, indem Sie thomas’ „bravo“ sarkastisch gegen mich wenden und dem anschließenden Anwurf ein nur dürftig abschwächendes „anscheinend“ voranstellen.

    Was im Übrigen Bürger „sollten“ (wer definiert das?) und was sie tatsächlich tun, bzw. wovon sie sich im Wahlkampf beeinflussen lassen, sind nunmal zweierlei – und wer darüber berichtet, „sollte“ meines Erachtens durchaus die Realitäten im Auge behalten und analysieren. Deswegen darf auch eine Qualitätszeitung über öffentliche Politikertränen schreiben. Der Unterschied zu einem Boulevardblatt besteht darin, wie man in „diesen Gewässern“ fischt, welchen Fang man rausholt und wie man ihn serviert.

  22. @ 22 Kritiker

    Ob Politik generell besser „intellektuell“ statt „gefühlsmäßig“ bewertet wird, scheint mir fraglich. So genannte „einfache Leute“ (wie vermutlich Tusneldas Oma, die Hitlers Geschrei nicht mochte), haben oft weit hellsichtiger auf die Nazis reagiert (es nur nicht „richtig“ verbalisiert) als die Masse der „Gebildeten“. Gerade solche Menschen bildeten die Mehrheit derer, die Verfolgten „selbstverständlich“ halfen (was, wie wir wissen, alles andere als Selbstverständlichkeit war). Giordano oder Degen haben es eindrucksvoll beschrieben.

  23. @22. Abraham

    Nichts gegen das rationale Urteil „mit Gefühl“. Kleist hat dazu (fast) alles gesagt.

    Mein Punkt war, dass Gefühle auch getäuscht werden können. Hitler faszinierte und überzeugte viele trotz oder vielleicht nur wegen seines Schreiens, seiner „Art“. Hätten Sie ihn dabei aber auch verstanden, die Mittel und Quellen dazu gehabt, hätten sie ihn dagegn trotz dieser „Faszination“ abgelehnt und bekämpft.

    Also: Nix gegen die Oma von Tusnelda.

    Und: Zeitungen sollten zuallererst den Geist und erst in zweiter Linie, in dessen Dienst das (hoffentlich gute) Gefühl bedienen und dies in dieser Reihenfolge.

  24. Bronski, hast du den heinrich etwa gesperrt oder habe ich Halluzinationen? Ich hätte nämlich schwören können, dass hier vor zwei Minuten noch ein Text von ihm stand !???

  25. @ Kritiker, Abraham

    Die Diskussion erscheint mir einigermaßen fruchtlos, solange sie nicht mit
    begrifflicher Differenzierung angegangen wird.

    Wirf uns mal nicht als Germanist unverdauliche Brocken zum Fraß vor,
    Kritiker! Ich nehme an, du beziehst dich auf die
    „Marionettentheater“-Schrift von Kleist, ich wüsste nicht, wo er sich sonst
    über das Verhältnis von Reflexion und Gefühl geäußert hätte.

    Dort geht es jedoch nicht um Politik, sondern um Kunst, genauer um die
    darstellende Kunst, von der er ebenso sinnfällig zeigt, dass durch Reflexion
    ihre Anmut behindert sein kann, wie m.E. umgekehrt das politische Urteil
    durch das Gefühl beeinträchtigt sein kann.

    Im übrigen gebe ich hier eher dir recht.
    Die Annahme, dass „einfache Leute“ spontan das sicherere Urteil hätten, ist
    m.E. reiner Romantizismus. Übrigens spricht Tusnelda nicht von einer
    „einfachen“, sondern von einer „politisch unbedarften“ Oma, solche gibt es
    in allen Schichten, und im Dritten Reich gab es Mutige und Feige und
    politisch Hellsichtige und Blinde ebenfalls in allen Schichten.

    Ob man Verfolgten in der Not hilft oder nicht, ist nicht unbedingt von
    politischer Einsicht und Haltung abhängig, wenn auch hierdurch die
    Bereitschaft dazu befördert oder behindert sein kann.

    „Gefühl vs. Intellekt“ als Indikator für das richtige politische Urteil ist
    eine schwierige erkenntnistheoretische Frage. Es gibt kein „reines“
    politisches Gefühl, sondern auch das scheinbar gefühlsmäßige Urteil ist
    immer schon durch die intellektuelle Einschätzung gefärbt. Die Stimme des
    Nazi-Häuptlings erscheint mir dröhnt mir unangenehm im Ohr, wenn ich gegen
    die Nazis bin, und törnt mich an, wenn ich für sie bin.

    Das stimmigste Gefühlsurteil bietet vielleicht noch das trade-unionistische
    Klassenbewusstsein, weil die Arbeiter hier spontan ihr Interesse „spüren“.
    Das sagt jedenfalls jemand mit tendenziell sozialistischer Identifikation.
    Den Klassengegner, der sein Interesse ebenfalls als richtig „fühlt“,
    empfindet er als borniert.
    Will sagen: Um Politik rational beurteilen und bewerten zu können, muss man
    das spontane Gefühl transzendieren und einen theoretischen Standpunkt
    einnehmen. Theorein (gr.) heißt wörtlich „betrachten“, „anschauen“, und zwar
    von einem übergeordneten Standpunkt.
    Was nicht heißt, dass das Gefühl nicht eine wichtige Rolle bei der
    Manifestierung des politischen Bewusstseins spielt.

    Problematisch wird es jedoch, wenn Politiker und ihre medialen
    Steigbügelhalter die politische Vernunft durch das Gefühl substituieren.

    Und problematisch fände ich es, wenn Leute mit politischem Verstand, wie
    Bakunix und Fiasko, sich durch einen Moderator, der sie offenbar gar nicht
    versteht, von der Entfaltung ihrer Gedanken abhalten ließen. Lasst euch bloß
    nicht den Ball wegnehmen von jemandem, der in einer anderen Liga spielt.

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