Ein Teddy namens Mohammed

Sobald das Thema Islam zur Sprache kommt, insbesondere Islam in Deutschland, geht es hoch her. Egal ob es um weit entfernte Vorgänge geht wie den Fall einer Lehrerin im Sudan, die zuließ, dass eines ihrer Kinder seinen Teddybären Mohammend taufte, oder um eine neue Moschee im Frankfurter Stadtteil Hausen. Die Blogosphäre kocht, ist voller islamophober Blogs (auf die ich hier keinesfalls verlinken möchte). Das Ende des Abendlandes scheint in Sicht. „Der Islam ist ein Reizthema mit klaren Fronten“, schreibt FR-Autor Michael Lüders in der Einleitung zu seinem Buch „Allahs langer Schatten“, die wir am 1. Dezember dokumentiert haben.

„Ein Dialog auf Augenhöhe“, schreibt Lüders darin nachdenklich, „verlangt nur ein einziges, von beiden Seiten gerne verleugnetes Bekenntnis: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wenn ich in arabischen Ländern reise, bin ich immer wieder verblüfft über die Offenheit der Menschen und ihre fast vollständige Ahnungslosigkeit, was Alltag, Politik und Geschichte westlicher Länder angeht. Dann muss ich erzählen, wie das denn alles so ist. Ob sich die Menschen in Berlin wirklich in aller Öffentlichkeit küssen, was ich von der Heiligen Dreifaltigkeit halte, die doch einfach nicht möglich sei, warum die deutsche Regierung den Irak-Krieg abgelehnt habe, die Eskalation gegenüber Teheran aber mittrage. Fragen, die mir gefallen, weil sie ebenso berechtigt wie ungewöhnlich sind. Sie erlauben mir einen anderen, einen zusätzlichen Blick auf meine Herkunft und meine Kultur, den ich als Bereicherung empfinde.“

Johannes Krämer aus Frankfurt erwidert nicht ganz so nachdenklich:

„Nein, Herr Lüders, es gibt gewiss für uns keinen Grund, den Islam zu fürchten. Wir dürfen nur nicht die schreckliche Sünde begehen, einen Teddybär Mohammed zu nennen, sonst droht uns das ja so friedliche islamische Volk mit der Todesstrafe. Und ich könnte hier (aus dem Iran, Irak, Syrien, Jemen etc.) noch etliche Beispiele bringen. Und die arabischen Sklavenhalterregime sind uns auch sympathisch, denn die ‚verblüffende Ahnungslosigkeit der Bevölkerung‘ (Lüders) ist die beste Basis für die einträglichsten Geschäfte.
Der Islam als Gegenwartserfahrung wird wie jede Religion von seinen ideologischen Spitzen her definiert und muss in seiner realpolitischen gesellschaftlichen Wirkung beurteilt werden, Koran hin oder her. Und da sieht es eben unbestreitbar äußerst intolerant und menschenfeindlich aus.
Man weiß nicht, worüber man sich mehr ärgern soll: Über Ihre Blauäugigkeit oder über Ihre Chuzpe, Kritik am Islam mit Antisemitismus zu vergleichen. Kein Jude hat sich nach der Vertreibung jemals angemaßt, anderen Menschen seinen Glauben aufzuzwingen oder sie einfach umzubringen, wenn sie nicht an den alttestamentarischen Gott glauben.
Was uns hier als angebliche Aufklärung und Information präsentiert wird, entlarvt sich als scheinheilige Werbung, als schlichte PR für eine durch und durch antihumane und intolerante Praxis der Religion, die der Islam im übrigen mit dem Christentum und dem Hinduismus teilt.“

Was tun? Thomas Bode aus Offenbach hat einen – wie mir scheint etwas hilflosen – Vorschlag:

„Herr Lüders unternimmt den ehrenwerten Versuch, die Diskussion zu entschärfen. Leider läuft dies wie immer auf Standardformeln hinaus wie ‚die überwiegende Mehrheit der Muslime lehnt Gewalt ab‘. Aus familiären Gründen trete ich Muslimen offen und positiv gegenüber. Aber das Ausmaß der Probleme im Zusammenhang mit der islamischen Tradition sind ehrlich gesagt niederschmetternd und nicht klein zu reden. Nach repräsentativen Umfragen sympathisieren in vielen Ländern (aktuell Pakistan) über die Hälfte mit El Kaida. Das ist doch schlicht furchtbar, auch wenn man es als überwiegend als Folge mangelnder Informiertheit sieht. Das ist absolut nicht zu relativieren oder mit irgendetwas zu ‚erklären‘.
Die Ursachen liegen in der Sozialisation, wobei der Islam eine bedeutende Rolle spielt. Das ist einfach Fakt. Diese archaischen Auswüchse, die in krassem Widerspruch zu universellen Werten wie den Menschenrechten stehen, müssen deutlich benannt werden, können aber nur von innen heraus überwunden werden. Hierzu ist aber angesichts der derzeitigen muslimischen Überempfindlichkeit eine westliche Politik nötig, die Provokation strikt vermeidet, was von den USA leider nicht gesagt werden kann. Das ist alles, was getan werden kann: Provokation vermeiden, aber Menschenrechte einfordern, ebenso wie dies im Westen seit der Aufklärung getan wurde. Die Heilung dieser Gesellschaften kann man leider nicht erzwingen.“

Ercan Balci aus Frankfurt hat die Ursachen des Konflikts ausgemacht:

„Zur Unterdrückung der Frauen im Islam: Wie Sie es erwähnt haben, ist das ein menschliches Problem, kein islamisches. Werden denn nicht weltweit wie hier im Lande Frauen zur Prostitution gezwungen usw.? Trotz der negativen und mit Vorurteilen behafteten Berichterstattung konvertieren immer mehr Frauen zum Islam, da muss doch also was dran sein. Die Medien müssen falsch liegen. Die denken wohl so: Der Kommunismus ist gestürzt, es lebe der neue Feind. Und nicht jeder Türke ist Araber oder Moslem. Und nicht jede Tat von denen ist auch gleich islamisch. Sind wir denn perfekt?“

Robert Knickenberg aus Frankfurt dagegen schlägt einen großen Bogen:

„Auch sein Status als ‚Islamexperte‘ sollte Herrn Lüders nicht vom klaren logischen Denken dispensieren. Die Entsprechung zu ‚Die Juden sind unser Untergang‘ hieße ‚Die Muslime sind unser Untergang‘. Man kann sehr wohl die Absolutheit des Wahrheits- und Machtanspruchs des Islam ablehnen, nicht anders als den Wahrheits- und Machtanspruch des orthodoxen Judentums oder der christlichen Kirchen; ihnen totalitäre Tendenzen attestieren und sich gleichwohl dafür einsetzen, dass Menschen jedweden Glaubens friedlich miteinander leben können. Ohne Entrechtung, ohne Diskriminierung und erst recht ohne Bedrohung der psychischen und physischen Integrität.
Welche Eiertänze musste Herr Karsai aufführen, um einen leicht verwirrten Mann, der zum Christentum übergetreten war, nicht hinrichten zu lassen. Die Art, wie eine kleine orthodoxe Minderheit das Alltagsleben der säkularen Gesellschaft Israels bestimmt, ist nicht wenigen Juden ein Dorn im Auge. Und die Relativismusdebatte von Herrn Ratzinger heißt ja nichts anderes, als der Gesamtgesellschaft die eigenen Wertvorstellungen oktroyieren zu wollen. Das ist der Knackpunkt: Alle diese Religionen begnügen sich nicht damit, ihre eigene Klientel zu bedienen, sondern versuchen mit kleinerer oder größerer Aggressivität, uns allen vorzuschreiben, wie wir leben sollen. Es sei an solche Lichtgestalten wie die Herren Meisner, Mixa und Müller erinnert. Es geht nicht um Seelenheil, es geht um Macht über die Menschen.
Vor der Gefahr, die dies für unsere Gesellschaft bedeutet, Angst zu haben, dafür muss man sich nicht schämen. Wenn Herr Dr. Lüders dies als Phobie zu bezeichnen beliebt und mit dem Antisemitismus gleichsetzt, dann kann ich auf einen solchen groben Klotz nur einen groben Keil setzen: Der hat wohl einen nassen Hut auf.“

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6 Kommentare zu “Ein Teddy namens Mohammed

  1. Vor einigen hundert Jahren wurde ein Schwein von der Inquisition (oder war es ein vom Bischof eingesetztes Gericht) im Namen des christlichen Gottes zum Tode verurteilt und gehängt, da es angeblich ein Kind überrannt und dieses dann angefressen hatte. Wir sehen, jede Religion hat ihre perversen Auswüchse und auch die Christen waren beileibe nicht davor gefeit und wir können nur froh sein, dass die Kirchenjustiz an Einfluss verlor.

    Was sich im Falle des Mohammedbären abspielt gehört allerdings in die Kategorie Politik, denn sowohl die organisierten Todesdrohungen gegen die Lehrerin seitens bezahlter “Jubelsudaner“ als auch das Urteil selbst sind ein Beitrag des Sudanfürsten, die UN-Truppen und deren Einsatz in “seinem Reich“ zu verhindern.

    Er macht das eben, wie er es gelernt hat und baut Nebenschauplätze auf. Unter anderem verlangt er ja auch, dass sich keine Norweger in der Einsatztruppe befinden dürfen, da diese ja als Skandinavier mit den durch die Mohammedkarrikaturen geschassten Dänen irgendwie liiert sind, was eine totale Umplanung der Uno zur Folge haben dürfte. Ich bin sicher, er wird unter allen Ausländern im Sudan suchen und sich noch mehr einfallen lassen…….

  2. Wenn’s jetzt nur nicht zu Problemen kommt, weil ein Stofftier allgemein mit dem Vornamen eines amerikanischen Präsidenten…

    oha

    Bald reden wir alle wie Harry Potter:
    „Du weißt schon wer (in weißt schon wo) hat …“

  3. Na, wer weiss denn schon (noch), wer der Namensgeber ist?
    Was als ich viel schlimmer sehe ist der Versuch, das Problem ausgerechnet auf dem Rücken der Figuren auszutragen, die für Freude und Trost vieler Kinder – gleich welcher Nationalität und Religion – „verantwortlich“ sind.
    Das eigentliche Problem, lieber Bronski, ist viel zu ernst, als dass man es derart herunter“spielen“ sollte!

  4. Da wäre das Problem doch aus der Welt, wenn eine Figur, die Freude und Trost spendet so heißen darf wie ein Religionsgründer,

  5. Jetzt fehlt nur noch eins:

    Szene:
    Eine Rotte von Rechtsradikalen,
    die durch die Strassen von Algier zieht und schreit:

    Chor:
    Frau Steiff, das war ’ne deutsche Frau,
    und alle wissen ganz genau,
    ein Teddy kann kein Muslim sein,
    er ist ein deutsches Phänomen…

    Abgang:
    Alle Beteiligten werden freundlich darauf hingewiesen, wo es denn in Algier für Ausländer raus geht.

    Die Rechtsradikalen beschließen, daß ein Teddy nur noch „Theodor“ heißen darf und übersehen dabei die Tatsache, daß „Theodor“ „Geschenk Gottes “ bedeutet.________________________________

  6. Ende:
    Ein anerkannter Vertreter des Islam entschuldigit sich für denjenigen, der es verhindert hat, daß ein „Geschenk Gottes“ den Namen eines Relgionsgründers tragen durfte…

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