FR-Forum vom 1. bis 6. November

Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:

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Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.

Im FR-Blog werden die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.

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Forum vom 1. November
Leserforum 2 20190916Seite eins

Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.

Paradigmenwechsel bei der Bundeswehr

Nukleardoktrin: „Symbolpolitik hilft nicht“, FR-Meinung vom 22. Oktober

Die Warnung Rolf Mützenichs vor der Gefährdung der Sicherheitspolitik durch die momentane deutsche Militärführung ist völlig berechtigt. Während Alfred Dregger – des Pazifismus wirklich unverdächtig – noch ausrief: „Deutschland kann nuklear nicht verteidigt, nur zerstört werden!“, wird jetzt die nukleare Option zur realistischen Tendenz. Längst gibt es Nato-Übungen, die atomaren Einsatz in Deutschland planen. Das ist umso erschreckenden, als der Paradigmenwechsel zur Offensivstrategie bei der Bundeswehr längst im Gange ist.
Der Inspekteur des Heeres, General Alfons Mais, verkündete schon Ende 2020 vor dem Förderkreis „Heer e.V.“ die Distanz zur Priorität der Friedenserhaltung: Das Postulat ‚Schutz vor Auftrag‘ aus dem internationalen Krisenmanagement wechselt zu ‚Auftrag vor Schutz‘; es gilt den Gegener unter Druck zu setzen, bis der Auftrag erfüllt ist. Erklärtes Ziel ist die Befähigung zum „hochintensiven Gefecht, um die gesamte Bandbreite der Aufträge abzudecken“.
Es wird von den Medien kaum wahrgenommen, dass die Forderung des Grundgesetzes nach reiner Landesverteidigung in den Hintergrund getreten ist. In der Bundeswehr-Akademie Hamburg bezeichnete die Ministerin auch den „Druck auf Handelsketten und Lieferwege“ als Kriegsgrund – das eröffnet tatsächlich weltweite Optionen

Geert Platner, Ahnatal

fr-debatteIn unverständlichem Juristendeutsch

Grüne Investments: „Öko-Bewusstsein ausgenutzt“, FR-Wirtschaft vom 15. Oktober

Bei Anbietern und im Vertrieb von Finanzprodukten gibt es schwarze Schafe. Davon ist auch der Bereich der „grünen“ Anlagen nicht ausgenommen, wie die Finanzwende-Studie dokumentiert. AnlegerInnen werden hier oft nicht nur duch das Versprechen hoher Erträge geblendet, sondern auch durch die Aussicht, hier etwas Gutes zu tun.
Bei genauerem Hinschauen konnte man früher etwa bei geschlossenen Windkraft-Fonds durchaus die guten von den schlechten Angeboten unterscheiden. Hier waren nämlich die Projekte in allen Einzelheiten beschrieben inkl. Eigenkapital-Anteil, Wind-Gutachten, Sicherheitspuffer und den Kosten für Errichtung, Betrieb und Vertrieb. Warum diese hochtransparenten Anlagen häufig dem „grauen“ Kapitalmarkt zugeordnet wurden, bleibt rätselhaft. Inwischen sind solche Anlagen für den Normalverbraucher gar nicht mehr verfügbar. Das „Grau“ wurde durch Schwarz ersetzt, nämlich Black-Boxes in Gestalt von Darlehen an Firmen, die dann irgend etwas mit dem Geld machen können.
Die Bafin hat sich (auch) hier wirklich „nicht mit Ruhm bekleckert“, wie der Autor des Artikels schreibt. Vielmehr hat sie der Intransparenz massiv Vorschub geleistet. Die Verkaufsprospekte mussten in einem kaum noch verständlichen Juristendeutsch abgefasst werden und waren mit unwichtigen Informationen überfrachtet, in denen die entscheidenden Details untergingen.
In einer Sonderausgabe zum Thema „Nachhaltigkeit“ hat die Bafin 2019 mit dem Vorschlag von drei Grundsätzen ihre Unkenntnis in ökologischen Fragen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Hier hat sie sich offenbar dubioser Internet-Seiten als Informationsquelle bedient.

Eduard Belotti, Augsburg

fr-debatteDer Konflikt muss durch Diplomatie gelöst werden

Äthiopien, Tigray: „Der Weg zur zweiten Invasion“, FR-Politik vom 13. Oktober

Afrika-Korrespondent Johannes Dieterich berichtet über die Offensive der äthiopischen Armee. Unerörtert lässt er, was die TPLF in der Region Amhara, zum Beispiel in Lalibela, zu suchen hat. Die Durchführung von Wahlen in der Provinz Tigray war ein politischer Fehler der TPLF, der Überfall auf einen Militärstützpunkt der äthiopischen Armee ein Verbrechen. Leider hat die Regierung Abiy Ahmed politisch unklug mit einer als „Strafaktion“ propagierten Invasion Tigrays reagiert. Sie hat darüber hinaus dem eritreischen Diktator Isaias Afwerki freie Hand für eine Aggression gegen einen Teil des eigenen Landes gegeben. Eine fürwahr empörende politische Entscheidung, die nicht wenige äthiopische Patrioten gleich welcher Ethnie und ungeachtet ihrer Abneigung gegen die TPLF als Verrat an der eigenen Nation verstehen.
Die politischen und militärischen Fehlentscheidungen der Regierung in Addis Abeba rechtfertigen jedoch nicht den Einfall der TPLF in Amhara und Afar. Sowohl die eritreischen als auch die tigrayischen Truppen müssen sich aus besetzten Gebieten zurückziehen. Weder für die Besetzung Lalibelas durch die TPLF noch für die Besetzung von Axum durch eritreische Truppen gibt es eine Rechtfertigung. Die gegenseitigen völkerrechtswidrigen Aggressionen müssen ein Ende finden. Die Afrikanische Union und die UN sind aufgerufen, den Konflikt durch Diplomatie zu lösen. Völlig falsch ist das Bild, die TPLF führe allein einen Verteidigungskrieg, beschränke sich auf die Befreiung Tigrays von Invasoren. Die nach 27-jähriger polizeistaatlicher Herrschaft in Addis Abeba entmachteten Führungskräfte der TPLF haben den Konflikt durch ihre unbedachte Politik heraufbeschworen. Es gibt keinen Grund, sie für Unschuldslämmer zu halten. Möglichst umfassende Autonomie für Tigray ist ein gut begründetes politisches Ziel. Dieses ist jedoch nicht durch eine Aggression gegen Amhara und Afar zu erreichen.

Werner Renz, Frankfurt

fr-debatteMit Stimmen der Linken

Linkspartei: „Kampf ums Überleben“, FR-Meinung vom 26. Oktober

Eine mögliche Ursache für die Stimmenverluste der Linken bei der Bundestagswahl taucht weder in den Kommentaren noch in der Selbstanalyse der Partei auf: Viele Wähler dürften diesmal nicht der Linken ihre Zweitstimme gegeben haben, sondern der SPD, – um die CDU ganz sicher abzulösen. Und das haben wir geschafft, – immerhin. Daß Die Linke dabei unter fünf Prozent gerutscht ist und Olaf Scholz sich dann so scharf von der Partei distanzierte, ist enttäuschend – nicht nur für die Linke selbst, sondern auch für die Wähler und Wählerinnen, die ihm mit diesem zweckgerichteten Wahlverhalten zum Sieg verholfen haben.

Elena Ezeani, Bremen

fr-debatteDas grenzt an Wegelagerei

Zu: „Verkehr muss reduziert werden“, FR-Wirtschaft vom 25. Oktober

Energiepreise – die Deutschen zahlen am meisten. Abzocke an der Tankstelle und bei sonstigen Energien. Wenn man sich so die Spritpreise an den Tankstellen so ansieht, geht die Spirale immer mehr nach oben. Dass es dann auch noch in fast stündlichem Wechsel Preissprünge von bis zu zehn Cent pro Liter gibt, das grenzt an „Wegelagerei“. Früher gab es Raubritter, heute sind es Multikonzerne, die die Preise treiben.
Aber unter dem Stichwort „Klimawandel“ wird uns vermutlich noch mehr abverlangt. Die Grünen haben ja schon vor Jahren gefordert, der Liter Benzin sollte bei fünf DM, sprich 2,50 Euro sein. Wer dann noch ein Verbrenner-Auto fährt, der ist doch selber Schuld – so deren Meinung.
Für den auf dem Land lebenden Bürger ist der öffentliche Nahverkehr keine Lösung. Ladesäulen für E-Autos sind Mangelware. So bleibt für lange Zeit nur der Verbrenner. Wenn es denn für den Berufspendler eine höhere Kilometer-Pauschale geben sollte, so hilft es dem Normalbuerger noch lange nichts-er wird weiterhin und immer mehr abgezockt.
Die Umstellung auf E-Autos wird noch viele Probleme bereiten: Fehlende Ladestationen, Rohstoffe für Batterien, Entsorgungsprobleme, wie soll der viele Bedarf an Strom gedeckt werden, und vieles mehr? Alles das wird wieder einmal vor sich her geschoben. Dass das Ende der „Verbrenner“ ein gewaltiges Wirtschaftsrisiko bedeutet, das nimmt man eben in Kauf.
Ein Verlass auf funktionierenden Lieferketten ist ja derzeit auch nicht gegeben-die Waren stauen sich in Container oder sind überhaupt nicht verfügbar.
So schnell ist man verkauft, wenn man sich nur auf andere verlässt.

Rainer Prosik, Hattenhofen

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Forum vom 2. November
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An Assange wird ein Exempel statuiert

Zu. „Lasst Assange frei“, FR-Meinung vom 28. Oktober

Wo bleibt der weltweite Aufschrei von demokratischen Regierungen bezw.der freien Presse in der Welt angesichts des himmelschreienden Unrechts, das man diesem Journalisten antut, der es gewagt hat, die Verbrechen zu verurteilen und zu publizieren, die im Namen der demokratischen Regierung der USA begangen wurden. Hier soll offensichtlich ein Exempel statuiert werden, damit in Zukunft es kein Journalist wagt aus Angst vor den Repressalien eines mächtigen Staates wie die USA, Verbrechen zu veröffentlichen, die auf Betreiben eines staatlichen Geheimdienstes begangen wurden.
Journalisten, die die begangenen Verbrechen veröffentlicht haben werden bei Leib und Leben bedroht bezw. für den Rest ihres Lebens hinter Gitter gebracht, während die Ausführenden straffrei bleiben. Diese Unrechtsmethoden kann man sich eigentlich nur in Diktaturen oder sonstigen Unrechtsstaaten vorstellen.
Man kann nur hoffen, dass der Oberste Gerichtshof in London einsieht , dass hier Menschenrechtsverletzungen in großem Ausmaß begangen werden und Assange endlich freispricht!

Hermann Michel, Mörfelden-Walldorf

fr-debatteUnglaubliche Missstände

Tiertransporte: „Tagelang im Laster“, FR-Wirtschaft vom 21. Oktober

Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Würde und Leidensfreiheit, auf Leben und Streben nacht Glück. Nach dem Gesetz mag es in erster Linie für uns Menschen gelten. Aber es gibt auch ein Gesetz der Moral. Sehen wir diesen Kühen auf ihrem Langstreckentransport in ihre unsagbar leeren und traurigen Augen. Sie sind unsere Mitlebewesen und genauso leidensfähig. Wer sind wir Menschen, wer gibt uns das Recht, so mit anderen Lebewesen umzugehen? Scheinbar sind Länder, Ministerien, die ganze Politik einer Vorzeigenation wie Deutschland nicht willens, diese unglaublichen Missstände zu stoppen. Die Tiere werden mit ihrer Angst und ihrem ganzen Schmerz von uns Menschen im Stich gelassen. Wenn Menschenherzen aber nicht auf eine Gesetzesänderung in ferner Zukunft warten wollen, weil sie die Augen dieser Tiere nicht mehr vergessen, bleibt noch die Möglichkeit einer persönlichen Entscheidung, eines Protests: nichts auf seinen Teller zu legen, was von diesen Tieren oder irgendeinem anderen Mitlebewesen stammt, kein Stückchen ihres Körpers, kein Tropfen ihrer Körperflüssigkeiten (Milch ist ohnehin Nahrung für Kälber). Zu pflanzlichen Alternativen zu greifen ist ein kleiner Schritt für uns Menschen aber ein starkes Zeichen im Protest gegen das Verbrechen gegen unsere tierischen Mitlebewesen.

Barbara Kreidl-Botschatzke, Brodersdorf

 

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Forum vom 3. November
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Der Terror seit 2001 ist Produkt der US-Politik

Zu: „Hungersnot in Afghanistan“ und „Symbolpolitik hilft nicht“, FR-Politik vom 26.10. und -Meinung vom 22.10.

Die Vorgeschichte des Afghanistankriegs der Nato: Das Lob der Bundeswehr beim großen Zapfenstreich für verlässliche Auftragserfüllung im Afghanistankrieg unterschlug die politische Vorgeschichte dieses Kriegs. Bundespräsident Steinmeiers Eingeständnis, nicht alles richtig gemacht zu haben, ist zu wenig. Wie der verlogene Irakkrieg von G.W. Bush und seinen Verbündeten war auch der Afghanistankrieg einfach falsche Politik. Nachdem die US-Regierung zunächst Saddam Hussein als Kämpfer gegen die Machthaber im Iran unterstützt hatte, sorgte sie mit dem Krieg zur Beseitigung Husseins dafür, dass dessen angeblich entmachtete Militäreliten den IS aufbauen konnten. Ähnlich agierten die USA in Afghanistan. Die „Demokratische Volkspartei Afghanistans“ (DVPA) führte 1978 eine populäre Befreiungsbewegung an und stürzte den Diktator Mohammed Daoud Khan. Sie war säkular-modernistisch und sozialistisch geprägt und sorgte für die Freilassung politischer Gefangener, Massenalphabetisierung, medizinische Grundversorgung und Gleichberechtigung der Frauen. Ende der 1980er Jahre war die Hälfte der Studierenden weiblich. Aus Angst vor sowjetischem Einfluss destabilisierte US-Präsident Carter mit der CIA-Operation „Cyclone“ die progressive afghanische Regierung durch 500 Millionen Dollar Militärhilfe für religiöse Fanatiker (darunter Osama Bin Laden). Gegen diese traten die Sowjets in den am Ende verlorenen Krieg. Unter den Siegern erstarkten die ultra-puritanischen Taliban. 1992 wurde die DVPA-Regierung gestürzt, was die US-Botschaft in Kabul schon 1979 erhoffte trotz bewusster Nachteile für die Bevölkerung. Der ab 2001 bekämpfte Terror war Produkt der US-Politik. Wie im Irakkrieg war den USA auch in Afghanistan abzusagen. Für solche Vorgeschichten sollten die USA alleine büßen, damit dort die Christen endlich lernen: Wer zum Schwert greift, wird durchs Schwert umkommen (Mt 26,52).

Friedrich Gehring, Backnang

Das afghanische Volk hat kläglich versagt

In den Medien werden die Bundesregierung als Versager zum Afghanistan – Debakel hingestellt. Doch keiner konnte ahnen, was vor Ort geschah. Wer ist denn Schuld an diesem Desaster?: Jahrelang hat die Bundeswehr Afghanen als Soldaten ausgebildet. Eine Polizeitruppe erstellt. Alles Kämpfer, die das Land gegen die Taliban verteidigen sollten. Doch diese Kämpfer sind Verräter des eigenen Volkes, weil sie kampflos sich den Taliban ergeben haben. Es ist ein Hohn, das dass afghanische Volk sich von Soldaten der Nato hat 20 Jahre schützen lassen, aber selbst kläglich versagen.

Jürgen Hempel, Lüneburg

Dieses Politiker-Bashing ruiniert unsere Demokratie

1978 habe ich Afghanistan als Tourist allein und mit öffentlichen Verkehrsmitteln 3 Wochen bereist. In den Bussen waren Hippies unterwegs, die von Indien aus auf dem Landweg über den Iran und die Türkei inihre Heimat zurück wollten. Ich entsinne ich mich noch der französischen Sekretärin, die mit ihrer Freundin unterwegs war und dass es in den Bussen nach Cannabis roch. Ich habe mir selbstverständlich die touristischen Attraktionen wie die aus dem Fels gehauenen Buddhastatuen von Bamian angesehen und die Moscheen von Masar-y-Scharif und Herat ….
Meine Mitbringsel: eine Burka und ein grüner Afghanenmantel mit den typischen überlangen Ärmeln verhalfen mir zu einem eindrucksvollen Auftritt bei der Faschingsparty von Freunden, weil niemand herausbekam, wer unter der Burka steckte, und zu meinem Auftritt im Ortsbeirat 8, in den ich 1981 als erstes Grünen-Mitglied im ganzen Ortsbezirk gewählt worden war und wo ich mit dem Mantel gegen den Einmarsch der Sowjets in Afghanistan protestierte…..
Ich mag das allgemeine Politiker-Bashing nicht von all den Leuten, die alle für gleich unfähig oder korrupt oder gleichgültig oder … halten und jetzt nach Schuldigen suchen. Das ruiniert nur unsere Demokratie und arbeitet den Ewiggestrigen in die Hände…..

Gerd Wild, Frankfurt

fr-debatteEin Planet ohne Gewalt bleibt eine Utopie

Großer Zapfenstreich: Erwiderungen auf „Eine übliche Dankeszeremonie“, FR-Forum vom 29. Oktober

Ich unterschreibe auch nicht jeden Satz in der Kolumne von Katja Thorwardt. Vor der Umstellung der Bundeswehr von einer Pflicht- in eine Freiwilligenarmee durch einen blaublütigen Verteidigungsminister aus Bayern, möglicherweise dem Druck aus der Nato folgend, spielte der aus der Militärhistorie kommende Große Zapfenstreich eine untergeordnete Rolle. Er wurde überwiegend dargeboten zur Verabschiedung hoher Staatsbeamter wie Bundespräsidenten oder Verteidigungsminister:innen.
Die langweilige (meine Meinung) und militärisch durch Befehl und Gehorsam geprägte Zeremonie ist m.E. schon lange aus der Zeit gefallen und kann mit Dank für eine Leistung inhaltlich wie äußerlich heute nicht mehr herhalten. Der Bestandteil, der mit dem Befehl ‚Helm ab zum Gebet‘ beginnt, bietet Schwerpunkt einer weiteren Diskussion an anderer Stelle.
Der ‚Große Zapfenstreich‘ stellt das Ende von etwas dar. Danach ist das Thema, was auch immer dessen Inhalt und Anlass ist, beendet. Jetzt ist aber der Zeitpunkt gekommen, wo es mit dem Dank erst richtig losgehen sollte: Fürsorge des Staates, die, fragt man Teilnehmer nach dem Auslandseinsatz, überwiegend dürftig ausfällt, nämlich Betreuung von Hinterbliebenen, Unterstützung verletzter und traumatisierter ‚Veteranen‘.
Ein Planet ohne Gewalt und kriegerische Auseinandersetzungen, schaut man sich detaillierter auf der Erde um, bleibt auf absehbare Zeit eine Utopie. Befeuert wird diese Utopie nicht nur durch Waffenlieferungen an Krieg führende Staaten aus überwiegend kapitalistischen Gründen (Deutschland gehört dabei zu den global Playern), sondern auch die Zurschaustellung militärischer Potenz (z.B. China, Russland, Nord-Korea) bei besonderen Anlässen und die m.E. unpassende Begrüßung hoher Staatsgäste ‚mit militärischen Ehren‘. Der Große Zapfenstreich reiht sich hier nahtlos ein.
Ich bin nicht ganz sicher, ob ich den Autor des Leserbriefes richtig interpretiere, die genannten Potentaten Putin, Xi, Assad etc ließen sich durch ausländische Militärpräsenz und Säbelrasseln von ihren Vorhaben und ihrer Politik abbringen. Was sollen die Einhaltung gesellschaftlicher Regeln, die Abschaffung von Polizei und Gefängnissen mit Militär und Großem Zapfenstreich zu tun haben? Die vermeintliche Ausgrenzung von Soldaten, Polizisten, Lehrern und Wärtern beinhaltet Diskussionsstoff auf einer komplett anderen Grundlage.

Horst Weitzel, Frankfurt

Alle Opfer sollten gewürdigt werden

Leider wird im o.g. Artikel die Kritik am Großen Zapfenstreich vor dem Berliner Reichstagsgebäude, die vor allem vom christlichen Spektrum der Friedensbewegung – nicht zum ersten Mal – geäußert worden ist, mit keiner Silbe erwähnt. So haben 25 Gruppen und mehr als 200 Personen in einem von pax christi Bonn initiierten öffentlichen Appell an die Bundesverteidigungsministerin und alle übrigen protokollarischen Spitzen des Staates und beider Kirchen dazu aufgefordert, dieses militaristische Spektakel abzusagen. Die Befehle; „Helm ab zum Gebet“ und „Präsentiert das Gewehr“ sowie die Intonation des Chorals „Ich bete an die Macht der Liebe“ werden als blasphemisch bezeichnet. Ein weltanschaulich neutraler Staat dürfe ein solches Ritual nicht veranstalten und religiöse Symbole, Gebete, Gesänge und Riten nicht dazu missbrauchen, militärische Einsätze pseudoreligiös zu überhöhen, zumal sich Jesus von Nazareth für Gewaltfreiheit eingesetzt habe. Es sei dringend geboten, alle Opfer des Afghanistan-Krieges in angemessener Weise zu würdigen und ihrer zu gedenken, so die Koordinatoren des Aufrufs.

Armin Lauven, Bonn

fr-debatteProblem nicht erkannt

Zu: „Die Karriere der Zukunft“, FR-Wirtschaft vom 28. Oktober

In der FR findet sich in der Rubrik Gastwirtschaft ein Beitrag von Dennis Fischer über die Karriere der Zukunft. Eine Leitthese lautet: Wir können es uns nicht mehr leisten, dass Menschen ein Drittel ihres Lebens oder mehr im Ruhestand verbringen und durch die jüngeren Generationen finanziert werden.
„Die Gesellschaft“ kann sich das nicht mehr leisten, wenn die Kluft zwischen hohen und exorbitanten Einkünften aus Berufstätigkeit und Kapitaleigentum einerseits und durchschnittlichen bzw. minimalen Einkünften aus everyday jobs und menial jobs andererseits so bleibt, wie sie jetzt ist, oder, wonach es im Augenblick aussieht, sich noch weiter öffnet. Diese Problematik bleibt gänzlich unberücksichtigt. Das Wort „wir“ nivelliert die unterschiedlichen Berufserfahrungen UND finanziellen Ressourcen der Menschen in dieser Gesellschaft in unzulässiger Weise.
Herr Fischer ist durchaus nicht der einzige Zeitgenosse, der die Verteilungsproblematik „übersieht“, aber dem Anspruch, den er an sich selbst stellt – Frischer Wind statt heiße Luft, https://dennisfischer.com.speaking,abgerufen am 28.10. 21 – wird er mit diesem Beitrag nicht gerecht.

Harald Zimmer, Überlingen

fr-debatteLangfristiger Gewinn

FC Bayern München: „Abgesoffener Wut-Motor“, FR-Sport vom 29. Oktober

Als Spiel, das in die Geschichte eingeht, wird das 5:0 der Gladbacher gegen die Bayern gefeiert. Doch was in die Geschichte eingeht, ist ein Fanal der Kommerzialisierung des Fußballs. Verantwortlichen in den Top-Vereinen ist schon längst aufgegangen, dass eine vollkommene Dominanz langfristig das Geschäftsmodell schaden würden. Neunmal in Folge sind die Bayern Meister geworden. Gewohnheit und Langeweile stellen sich ein. Und so müssen gezielt Niederlagen-Dramen inszeniert werden. Aus Sport ist Showbusiness geworden. So entwickelt sich der Fußball langsam in Richtung Formel 1, in der längst sportlicher Wettkampf einer gezielten Dramaturgie gewichen ist. Das soll nicht die Leistung der Borussen-Spieler schmälern. Natürlich haben sie toll gespielt, allerdings gegen eine Mannschaft, die anderes im Sinn hatte. Kimmich, Müller und Co haben langfristige Gewinnmaximierung im Blick. Bemerkenswert, dass dieser Erklärungsansatz in keiner Analyse seinen Platz hat.

Elias Dahlhausen, Bielefeld

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Forum vom 4. November
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Wo sind hier die Bücher?

Buchmesse: „Wir sind da, also denken wir“, FR-Feuilleton vom 25. Oktober

Als Abschluss meines Buchmesse-Tages am Donnerstag hatte ich mir vorgenommen, den Pavillon des Gastlandes Kanada zu besuchen.
Im Eingang blieb ich irritiert stehen. Halbrechts zelebrierte ein bunt gekleideter Mann Lieder seines Stammes auf einer Bühne, vor der sich viele Zuschauer versammelt hatten. Von links rauschte ein gewaltiger künstlicher Wasserfall heran, auf dem Buchstaben herumpurzelten, und mischte sich mit der Musik auf der Bühne. Hallo! Ich war doch auf einer Buchmesse, wo waren hier Bücher?
Eine junge Dame bemerkte meine Ratlosigkeit und schickte mich in den Hintergrund nach links hinter eine schwarze Wand, da würde ich Bücher finden. So war es dann auch. Hinter zwei oder drei kleinen, lieblos aufgestellten Tischen reihten sich zahlreiche Bücher auf mehreren Regalen entlang der Wand, sicher schämten sie sich ihrer Verbannung ins Abseits. Sie taten mir leid, ich schenkte den Unbeachteten meine Aufmerksamkeit, nicht dem Sänger, nicht dem rauschenden Wasser.
Ach, übrigens: Die Touristikmesse findet im Februar in Stuttgart statt.

Dagmar Meyer, Weil der Stadt

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Forum vom 5. November
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Ein Aufschrei kann Wirkung haben

Vielen Dank, lieber Hermann Michel, für Ihren Leserbrief! Mit Ihrem Aufschrei, der von demokratischen Regierungen leider ausbleibt, haben Sie mir aus der Seele gesprochen. Ob Chelsea Manning, Deniz Yücel, Julian Assange, Edward Snowden, .. (die Liste würde sehr lang werden) ALLE verdienen als HeldInnen gefeiert zu werden! Nicht sie, sondern deren Regierungen müssten angeklagt werden.
Sicherlich kennen Sie, Herr Michel, alle Petitionen zum Thema ‚Whistleblower‘. Trotzdem möchte ich an die Arbeit von Amnesty International (AI) erinnern, und an einem Beispiel zeigen, dass ein ‚Aufschrei‘ etwas bewirkt: AI hat sich seit 2013 für die Freilassung von Chelsea Manning (bis 2014 Bradley Manning) eingesetzt, die wegen Spionage und Verrats von einem Militärgericht zu 35 Jahren Haft verurteilt worden war. (..) Nach einem Suizidversuch wurde sie zudem für elf Tage in Einzelhaft gesperrt – unter Bedingungen, die der UN-Sonderberichterstatter über Folter als grausam, unmenschlich und erniedrigend bezeichnete. (..) AI machte im Briefmarathon 2014 auf ihren Fall aufmerksam. Fast eine Viertelmillion Menschen engagierten sich und riefen den damaligen US-Präsidenten Barack Obama dazu auf, sie freizulassen. (..) Unmittelbar vor dem Ende seiner Amtszeit verkürzte Obama im Januar 2017 schließlich Mannings Haftstrafe und machte den Weg frei für ihre Freilassung im Mai.

Franz Roth, Weiterstadt

fr-debatte100 000 DM in der Schublade vergessen

Wolfgang Schäuble ist nicht mehr Bundestagspräsident: „Geändertes Klima“, FR-Meinung vom 29. Oktober

Anderthalb Wochen vor der Bundestagswahl einen solchen Artikel als Thema des Tages zu bringen erfordert Mumm. Respekt! Ich möchte den Bericht um eine entlarvende Anekdote ergänzen. Am 24. Oktober 2009 gab es eine Pressekonferenz in Berlin zur Vorstellung der Koalitionsvereinbarungen von „Schwarz-Gelb“. Rob Savelberg, Berlin-Korrespondent der niederländischen Tageszeitung „De Telegraaf“, stellt folgende Frage an Angela Merkel: „Sie reden heute ziemlich viel über Geld, über Finanzen auch der Bundesrepublik Deutschland. Nun wollen Sie das Finanzministerium besetzen mit einer Person (gemeint ist Wolfgang Schäuble, M.W.), die öffentlich beteuert hat im Deutschen Bundestag, dass er einen Waffenhändler nur einmal getroffen hat und dabei vergessen hat, dass er dabei auch noch 100.000 DM von ihm angenommen hat. Also wie können Sie so eine Person als sehr kompetent schätzen und ihm die Finanzen dieses Landes anvertrauen, in der Krise?“ Darauf antwortet Frau Merkel: „Weil diese Person mein Vertrauen hat!“ Rob Savelberg fasst nach: „Aber kann er mit Geld umgehen, wenn er vergessen hat, dass er 100.000 DM in seiner Schublade liegen hat?“ Dazu Frau Merkel: „Ich habe jetzt alles gesagt dazu.“
Ein Ermittlungsverfahren gegen diese Person wegen uneidlicher Falschaussage im Zusammenhang mit dem Schubladengeld wurde übrigens eingestellt, weil die Berliner Staatsanwaltschaft keinen hinreichenden Tatverdacht für eine Anklage feststellen konnte. Die Berliner sagen bei so etwas: „Nachtigall, ick hör Dir trapsen.“
Im richtigen Leben hätte diese Person sehr wahrscheinlich ihre Reputation vollständig verloren. Aber in der Politik ticken die Uhren anders. So ist seit 2017 diese Person sogar Bundestagspräsident, immerhin das zweitmächtigste Amt im Lande. Merkels Vertrauen hat sich also ausgezahlt, und das hat sich diese Person wahrlich auch durch die lange Kärrnerarbeit für die Partei des Herzens, die Christlich Demokratische Union, verdient.

Matthias Wooge, Neu-Isenburg

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Forum vom 6. November
Leserforum 2 20190916Seite eins
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Kaum zu kontrollieren

Zu: „Die dehnbare Vokabel Fortschritt“, FR-Politik vom  23. Oktober

Zu oft legt der Wahl-Bürger das (sein) Schicksal in die Hände unbedarfter Politiker welche nicht in Kenntnis und Kraft sind, auch nur die einfachsten Aufgaben zu er- ledigen. So der Berliner Senat mit allen seinen Verzweigungen nachweislich bei den kostspieligsten und an die Lebensqualität der Menschen gehenden Pannen. Nachweislich haben die beiden letzten Regierenden Bürgermeister mit ihrem Senat so viel Schaden verursacht und zugelassen, dass es den Bürgern graulen müsste. Stattdessen aber entschieden sie sich für das nächstgrößere Risiko (falls gar ihre Stimme mitgezählt). Wie in vielen Städten wird mit zeitmodischen Schlaglichtern per übertriebenen Fahrradspuren, überforderten Servicestellen/Digi-Ansagen, Fremddienstleistern von Müllentsorgung bis Finanzanlageberatung und Baugigantonomie versucht, dem Stimmbürger tolle Arbeit vorzuzeigen. Während der Sozialetat auf 1,2 Billionen angewachsenen ist, klagt Deutschland mit Handwerkskammern über Fachkräftemangel, bei 400 000 Studierenden jährlich! So viele Start-ups können wir nicht verkraften! Die Mittel für alle unbekannten Organisationen, Institute oder Arbeitsgruppen (?) werden kaum zu kontrollieren sein. Täglich erreichen mich von Ministerien (überwiegend Frau Karliczek) gigantische Beträge an Aufwendungen zu Vorhaben in unserer Republik. Auch wahr: an unserer Grundschule haben die Eltern bei Malererbeiten ehrenamtlich mitgeholfen. Danke für die sozial-gerechte Planung in Magistrat, Senat und Ministerien unserer „Volksvertreter“!

    Walter Schinski, Buseck

fr-debatteWas ist Wohlstand?

Zu: „Was hält die Gesellschaft noch zusammen?“, FR-Feuilleton vom 30.10.

Den ach so positiven Beitrag von Prof. Höffe (FR v. 31.10.) kann ich so nicht stehen lassen. Schon die Bemerkung, dass sich moderne Gemeinschaften eines nicht nur wirtschaftlichen Wohlstands erfreuen, trifft nicht für die Mehrheit der Bürger zu, die schließlich unsere Zukunft bestimmen, sondern allenfalls – und das auch nur partiell – für eine Gruppe zu, die wir oft als Groß- und Kleinbürger bezeichnen. Denn dank der digitalen Konzerngiganten treffen sich je jünger desto mehr Menschen nur noch in den dort geschaffenen digitalen Gemeinschaften. Die Folgen hat schon der wohl bedeutendste Sozialphilosoph des letzten Jahrhunderts Erich Fromm (Wege aus einer kranken Gesellschaft, 1955, S.15) (voraus)gesehen: ‚Heute begegnen wir einem Menschen, der wie ein Automat handelt und fühlt, der niemals erlebt, was wirklich zu ihm gehört, der sich ganz als die Person erlebt, die er seiner Ansicht nach sein sollte, dessen künstliches Lächeln an die Stelle eines echten Lachens getreten ist, dessen sinnloses Geschwätz die der Mitteilung dienende Sprache ersetzt,…. Man kann bei einem solchen Menschen…..feststellen. dass er sich nicht wesentlich von Millionen Anderer unterscheidet, die sich in der gleichen Lage befinden.‘ Den von Höff beschriebenen emotionalen Wohlstand gibt es natürlich, und das auch außerhalb des Bürgertums. Doch er ist auch bei ihm zu eng verbunden mit dem materiellen Wohlstand (wann liegt der wohl vor?). Von der von Fromm für uns gewünschten ‚seelischen Gesundheit‘ ist er jedenfalls weit entfernt.

Hans-Jürgen Gratz, Friedrichsdorf

fr-debatteDer Wert des Lebens

Tod einer Schwangeren in Polen: „Dieser Tod ist eine Anklage“, FR-Politik vom 4.11.

Das christliche Wertesystem, auf das sich die polnische Regierung beruft, ist menschen- und frauenfeindlich. Es hat mich sehr berührt, diesen Artikel zu lesen. Wie kann man das „Leben“ eines nicht lebensfähigen Embryos über das Leben einer gesunden Frau stellen? Welches Bild über das Leben und dessen Wert wird hier gezeichnet? Ist das Leben einer Frau so wenig schützenswert? Ist dies der Weg, den Polen gehen will ?
Es ist nichts anderes als der Versuch, dem Leben den eigenen Willen aufzuzwingen, die eigene Unmenschlichkeit und Grausamkeit hinter Gesetzen und einer böswilligen Karikatur christlicher Werte zu verstecken. Hoffentlich gibt es eine Hölle für diese Menschen!

Anna Hartl, Frankfurt

fr-debatteEs war ein weiter Weg

Norbert Walter-Borjans (SPD): „Stark im Abgang“, FR-Politik vom 30. Oktober

In der Tat hat sich Norbert Walter-Borjans den Glückwunsch zur Rente mit 69 verdient. Saskia Esken und Walter-Borjans haben es tatsächlich geschafft, die Sozialdemokratie in der Bundesrepublik von dem Basta-Image, das ihr seit der Kanzlerschaft Gerhard Schröders anhing, zu befreien und mit dem SPD-Zukunftsprogramm wieder die Identität der Schutzmacht der kleinen Leute zumindest ansatzweise herzustellen. Es wäre fatal, wenn Scholz aus Koalitionsrücksichten die Trennung von Regierungs- und Parteifunktionen wieder rückgängig machen würde. Als Sozialdemokrat wünsche ich mir jedenfalls, dass einem Kanzler Olaf Scholz eine selbstbewusste und couragierte Sozialdemokratie gegenübersteht, die darauf achtet, dass die SPD nicht noch einmal die Fehler macht, mit einer unter Umständen neoliberalen Politik die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Land zu gestalten. Es war ein weiter Weg für die SPD, nach der Zerstörung des Urvertrauens der abhängig Beschäftigten, Arbeitslosen und sich in prekären Verhältnissen befindlichen Menschen wieder als soziale Alternative zur Großen Koalition wahrgenommen zu werden. Saskia Esken, Kevin Kühnert und die vielen Jusos im Bundestag müssen sich darauf einrichten, vielleicht schon in nicht allzu langer Zeit mit dem Turbokapitalismus à la FDP konfrontiert zu werden und dabei Haltung zeigen zu müssen. Ein „Schröder 2.0“ wäre im Interesse der Menschen und der Sozialdemokratie ein Desaster, vor dem man nicht laut genug warnen kann.

Manfred Kirsch, Neuwied

fr-debatteSeit langem hier zu Hause

„Gastarbeiter“: „Lern du erschdamol richtig Deitsch“,  FR-Magazin v. 30.10.

Liebe FR, dieser Artikel von Jagoda Marinic über die erste Generation der „Gastarbeiter“ hat mich zutiefst berührt und ich danke ihr von ganzem Herzen dafür! Ja, „es ist Zeit, die eingewanderten (Millionen) Menschen zu ehren und ihnen Licht und Anerkennung zu geben“ und so viel wie möglich von der „schweigenden Generation“ zu erzählen! Sie sind doch seit langem hier zu Hause.

Elisabeth Helfrich, Frankfurt

„Lasst uns nicht mit den Deutschen allein“

Kompliment für diesen großartigen Beitrag zum Jahrestag der Zuwanderung nach Deutschland. Besonders die drei Rückblicke der Autorinnen Dilek Güngör, Ida Todisco und Jagoda Marinic sind beeindruckend zu lesende Schilderungen der selbst erlebten Vergangenheit in Einwandererfamilien mit ihren jeweiligen Besonderheiten, eigenem Charme und dem Reichtum unterschiedlicher Traditionen von Familienleben und Gemeinschaft. Wieviel davon hat inzwischen auch unsere alltägliche Kultur beeinflusst! Dabei denke ich nicht nur an Döner und Pizza, nicht nur an Begrüßung mit Umarmung und Küsschen, an Plätze voll mit Tischen und Stühlen, nein auch an den Reichtum an Sichtweisen von Menschen, die unser Zusammenleben in Deutschland aus der Perspektiver anderer Lebensgewohnheiten und Alltagskulturen erleben, sich teilweise selbst aneignen und dabei unsere eingefahrenen Einstellungen in Frage stellen und auch verändern. Welche Bereicherung das für den Alltag in unserem Land darstellt, kann am ehesten ermessen, wer die miefigen 50er/60er Jahre noch in Erinnerung hat. Großer Dank dafür gilt den ehemaligen „Gastarbeiter“familien und ihren Nachkommen. In den 90er Jahren las ich in einer Berliner Szenekneipe einen – heute in der Wortwahl nicht mehr aktuellen – Spruch, der das wunderbar auf den Punkt bringt: „Ihr Ausländer, lasst uns mit den Deutschen nicht allein!“

Hans-Hermann Büchsel, Heidelberg

Ein Ort, an dem niemand leben möchte

Sachsens Ministerpräsident Kretschmer hat sich den Zorn seiner eigenen CDU Parteifreunde zugezogen, indem er erklärte: „Wir brauchen einen Zaun und vermutlich auch eine Mauer, um den Andrang von Flüchtlingen in Griff zu bekommen“. Die Linke Politikerin Sahra Wagenknecht schreibt in ihren Buch die „Die Selbstgerechten“ (S.37) zur Einwanderung sinngemäß: Wir sind ein wohlhabendes, bereits relativ dicht besiedeltes, kleines Land. Wenn jeder, der möchte, einwandern kann, wird sich Deutschland in kürzester Zeit, in einen Ort verwandeln, an dem keiner mehr gern leben möchte. Mein Verstand sagt mir, Frau Wagenknecht hat recht. Mit ihren Aussagen zeigen Herr Kretschmer und Frau Wagenknecht Mut.

Karl-Albert Hahn, Tiefenort

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