FR-Forum vom 23. bis 28. November

Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:

  • eine Liste der Erscheinungstage einer Woche;
  • pdf-Dokumente von den Forum-Zeitungsseiten (klicken Sie dazu bitte auf das „eins“ bzw. „zwei“ von „Seite eins“);
  • alle Zuschriften des jeweiligen Erscheinungstags, die keiner hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet werden können;
  • Links zu jenen Zuschriften, die einer hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet wurden;
  • ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie mitdiskutieren können.

Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.

Im FR-Blog werden normalerweise die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht. Aktuell konnte dieser Service wegen Krankheit leider nicht geboten werden. Bronski bittet um Verständnis und Nachsicht!

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Forum vom 23. November
Leserforum 2 20190916Seite eins

Zuschriften von Otto Gebhardt, Rasmus Ph. Helt (veröffentlicht hier) und Hans-Jürgen Beck (veröffentlicht hier) zur Politik der (hessischen) Grünen in Sachen Verkehrswende, Dannenröder Fost und A49, von Roland Winkler und Achim Reh zu den Demonstrationen (und Gegen-Demonstrationen) zum „Querdenken“ in der Corona-Pandemie (veröffentlicht ab hier), von Robert Maxeiner zum „BAMF-Skandal (veröffentlicht hier) und Dr. Dietmut Thilenius zu den Plänen, zahlreiche Kliniken in Deutschland zu schließen (veröffentlicht hier), außerdem von Franz Weifenbach zum Desaster der Fußball-Nationalmannschaft gegen Spanien (gleich hier, siehe unten)

Seite zwei

Zuschriften zu regionalen Themen von Alfred Bein, Volker Westerborg und Manuel Vogel zum Thema „Grüne und Autobahnausbau“ (veröffentlicht ab hier), Kerstin Reimers zu Corona an Schulen (veröffentlicht hier), Barbara Erben-Wunder und Peter Dressler zu den „Querdenken“-Demos (veröffentlicht ab hier).

Es hat schon in Russland angefangen

6 zu 0 gegen Spanien: „Lehrstunde für Löw“, FR-Sport vom 18. November

Ich kann das nur bestätigen was Herr Matthäus an Herrn Löw kritisierte. Das hat damals schon in Russland angefangen. Die falsche Taktik und die Einstellung der Spieler von Herrn Löw ist da besonders hervorzuheben. In Russland war die Taktik, die beiden Außenverteidiger auf der Außenbahn stürmen zu lassen, das war sogar sehr gut, man hat aber vom Mittelfeld in diesem Fall keinen Spieler zurückgezogen. Boatang und Hummels wurden von vier gegnerischen Stürmern überrollt. Damals in Russland hätte Löw schon einige Spieler aussortieren sollen (z.B. Khedira, Özil, Gomez). Ich finde das Kimmich auf der rechten Verteidigerposition wertvoller ist als im Mittelfeld. Man sollte Max oder Ginter ins Mittelfeld stellen, die könnten sich, wenn Kimmich nach vorne läuft, in die Verteidigung zurückziehen. Das sollte auf beiden Verteidigerseiten möglich sein. In der Innenverdigung benötigt man zwei Kopfball starke Spieler. Vielleicht sollt man auf Hummels und Boatang wieder zurückgreifen. Eine Alternative wäre Koch. Ginter und Rüdiger sind als Innenverteidiger nicht geeignet. Dann lässt man Spieler wie Rüdiger, Tah und andere spielen, die in ihren Vereinen nicht aufgestellt werden.
Gegen Schweden hatte man seiner Zeit 4:1 geführt und noch 4:4 gespielt. Die falsche Taktik und die Auswechslung der Spieler waren die Ursache. Man muss nicht auf Abwehr bzw. Ergebnishalten spielen, man muss versuchen, weiterhin nach vorne zu spielen. Einmal war Löw verhindert, Hansi Flick hatte die Verantwortung. Die Taktik und Einstellung der Spieler war eine andere, und man hat das Spiel seinerzeit gewonnen. Man hätte eine Mischung von älteren Spielern und jungen Spielern aufstellen sollen. Das beste Beispiel ist Bayern München und Dortmund. Spieler wie Neuer, Boatang, Lewandowski, Hummels und Reus bringen immer noch sehr gute Leistungen. Meine Mannschaftsaufstellung: Neuer, Kimmich, Boatang, Hummels, Hengstenberg, Max, Goretzka, Gnabry, Müller, Sane, Werner.
Ersatz: Trab, Klostermann, Koch, Süle, Henrichs, Gündogan, Kroos, Havertz, Neuhaus, Waldschmidt.

Franz Weifenbach, Flörsheim

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Forum vom 24. November
Leserforum 2 20190916Seite eins

Zuschriften von

Künstlerische Freiheit?

Zu: „Er raucht nur Kräuterzigaretten“; FR-Wissen vom 16. November

Nach meinem Eindruck wird in Fernsehfilmen tatsächlich mehr und intensiver geraucht als früher; z.T. in jeder Szene. Und das auch, wenn es dramatisch alles andere als notwendig ist. Wer der Industrie und den Regisseuren glaubt, das werde nicht „subventioniert“, muss schon sehr benebelt sein. Da wird von den (nikotinsüchtigen?) Produzenten wohl eher eine „Querdenker“-Mentalität ausgelebt nach dem Motto: ich lasse mir in meine künstlerische Freiheit nicht reinreden. Vorbild und Gesundheit hin oder her!

Roland Prinzinger, Karben

fr-debatteBlindes Jugendamt

Misshandlung: „Benutzte Windel im Mund“, FR-Regional vom 18. November

Es ist unfassbar, dass das Jugendamt dieses bedauernswerte Kind wieder in die sogenannte „Obhut“ ihres Misshandlers gab,  offenbar ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen. Wie blind kann man sein? Wie soll sich dies Kind je von solchen schrecklichen Erfshrungen erholen? Ich wünsche ihr, dass sie in eine liebevolle und kompetente Pflegefamilie kommt und bis ins Erwachsenenalter hinein geschützt aufwachsen kann.

Barbara Erben-Wunder, Hamburg

fr-debatteDie höchste Instanz

Nürnberger Prozesse: „“Zur Belehrung für die Zukunft“, FR-Feuilleton vom 20.11.

Ich möchte dem Bericht über den amerikanischen Hauptankläger im Nürnberger Prozess von Freitag, 20. November, noch ein Zitat hinzufügen, das ich 1954/55 in der Trainingsschrift „Kriegsdienst und Friedensdienst“ von Nikolaus Koch gefunden habe. Nikolaus Koch hat als erster im deutschen Sprachraum von „Gewaltfreiheit“ gesprochen und uns Jüngere gelehrt, dass in einer Demokratie das Gewissen des Einzelnen die höchste Instanz sei. Er zitiert ein Argument von Robert H. Jackson aus dem Nürnberger Prozess: „Es ist nicht die Aufgabe der Regierung, die Bürger vor Irrtümern zu bewahren, sondern Aufgabe der Bürger, die Regierung vor Irrtümern zu bewahren.“ Dieser Satz hat mein Leben bestimmt und auch viele andere in ihrer demokratischen Haltung bestärkt. Soweit ich sehe, hat dieser Gedanke genauso Unzählige in der Außerparlamentarischen Opposition der 60er- und 70er Jahre inspiriert und bestimmt auch heute die konstruktiv- kritische Haltung der ungeduldigen Jugend.

Konrad Tempel, Ahrensburg

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Forum vom 25. November

An diesem Tag ist kein Forum erschienen.

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Forum vom 26. November
Leserforum 2 20190916Seite eins

Zuschriften von

Treuer Diener eines Eifersüchtigen

Zu: „Von der Fehlbarkeit des Pastors“, FR-Politik vom 21. November

Der intolerante Pastor aus Bremen weiß sich einig mit einem eifersüchtigen Gott. Was für ihn vorrangig war, hat der Herr gleich am Anfang seiner Gebote dekretiert: „Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“ Deshalb verunglimpft sein treuer Diener auf Erden Allah, Buddha und sogar den Papst, von Homosexuellen ganz zu schweigen. Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem strenggläubigen Christen und einem Islamisten?

Michael Klinksiek, Frankfurt

fr-debatteEin paar hundert Euro

Zu: „Frauen in der Minijob-Falle“, FR-Wirtschaft vom 18. November

Hier ist ein wichtiger Faktor völlig außen vor gelassen worden: Eine Minijobberin erwirbt i.d.R. weder Rentenansprüche noch ist sie im Falle einer Arbeitslosigkeit abgesichert. Bei dem im Beitrag genannten 20-Stunden-Teilzeitjob wäre jedoch beides der Fall. Auch wenn die zu erwartende Rente nicht sehr hoch ausfällt: Ein paar hundert Euro im Monat haben oder nicht haben, macht einen Unterschied. Zu dem „wenigen“ mehr an Geld muss das also dazu gezählt werden.

Angelika Köhler, Langen

fr-debatteMit Orbán auf den grünen Zweig?

EU: „Billionen in der Sackgasse“,  FR-Politik vom 20. November

Das Vetorecht sollte abgeschafft werden. Es kann doch nicht sein, dass der Präsident eines Landes mit knapp 10 Millionen Einwohnern die anderen 26 Ländern mit 430 Millionen Einwohnern blockiert. So doll demokratisch ist das nicht. Und wenn das Vetorecht abgeschafft werden soll, legt Herr Orban eben sein Veto ein. So kommen wir nie auf einen grünen Zweig.

Fritz Brehm, Frankfurt

fr-debatteHinterlistig argumentiert

Corona-Nachrichten: „Impfpflicht“, FR-Politik vom 18. November

Mit dem Hinweis auf die freie Berufswahl will dieser sogenannte Medizinethiker suggerieren, das Pflegepersonal habe damit auch einer Pflicht zugestimmt, welche er jetzt eingeführt sehen will. Eine ausgesprochen hinterlistige Argumentation und sicher nicht geeignet, dem drohenden Personalmangel abzuhelfen.

Adolfo Petrus, Frankfurt

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Forum vom 27. November
Leserforum 2 20190916Seite eins

Zuschriften von

Auf der Müllhalde

„Black Friday“„Küche und Arbeitszimmer stehen im Fokus“, FR-Wirtschaft vom 23. November

Es geht am Black Friday nicht nur um Bratpfannen und Computer. Es werden auch unzählige „Textilschnäppchen“ im Angebot sein. Primark, KiK, ALDI & Co werden Jeans und T-Shirts für wenige Euro unters Volk bringen. Bereits heute kauft jede*r Deutsche laut Statistik sechzig neue Kleidungsstücke pro Jahr, also mehr als einen Artikel pro Woche: Tendenz steigend. Im Durchschnitt tragen wir ein Kleidungsstück ganze vier Mal, bevor wir es aussortieren. Als Folge des Fashion Booms landen rund eine Million Tonnen Altkleider jährlich auf der Müllhalde und in Altkleidercontainern.
Die Zeche zahlen die Arbeiter*innen der Textilfabriken in den „Billiglohnländern“, die mit ihren Hungerlöhnen täglich ums Überleben kämpfen. Für ein menschenwürdiges Leben müssten die aktuellen Löhne um ein Mehrfaches erhöht werden. Es geht hier um ein Menschenrecht, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt ist: „Jede arbeitende Person hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihr und ihrer Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen“ (Art. 23.3).
In Folge der Corona-Pandemie wurden unzähligen Arbeiter*innen Löhne unrechtmäßig gekürzt oder sie wurden ohne Entschädigung entlassen. Textilunternehmen haben bereits produzierte Ware nicht mehr abgenommen.
Noch immer verschleppt Wirtschaftsminister Altmaier ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen zwingen soll, in ihrem Geschäftsgebaren Menschenrechte zu achten und bei Verletzungen dafür zu haften. Inzwischen setzt sich eine breite gesellschaftliche Bewegung für ein solches Gesetz ein, u.a. auch kürzlich die Evangelische Kirche in Deutschland und die Evangelische Kirche von Westfalen.
Das internationale Netzwerk Clean Clothes Campaign (Kampagne für Saubere Kleidung) hat zu einer globale Aktionswoche aufgerufen. Es fordert von allen Bekleidungsunternehmen, Verantwortung für die Löhne der Beschäftigten in ihren Lieferketten zu übernehmen. Die Dortmunder Regionalgruppe der Kampagne wird am Freitag dazu auf die Straße gehen.

Dietrich Weinbrenner, Witten

fr-debatteHerzhaft gelacht

Merz: „Neues von einem Sozialhilfe-Empfänger“, FR-Feuilleton vom 10.11.

Für den Beitrag von Arno Widmann zum Buch von Friedrich Merz („Neue Zeit. Neue Verantwortung“) möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Neben all den deprimierenden Nachrichten, die wir leider in den Zeitungen lesen müssen, war dieser Artikel eine Wohltat. Sowohl inhaltlich treffend wie humorig geschrieben! Mein Mann und ich haben herzhaft gelacht. Dafür liebe ich die Frankfurter Rundschau!

Marion Koch-Seidlitz, Neustadt/Wstr.

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Forum vom 28. November
Leserforum 2 20190916Seite eins

Zuschriften von Karl-Albert Hahn, Martin Ananiades, Robert Karge, Susanne Roether und Wulfhard Bäumlein zum Parteitagb der Grünen und ihrem neuen Grundsatzprpogramm (veröffentlicht hier), Manfred Stibaner zu einem Unternehmens-Start-Up, das älteren Menschen den Zugang zum Internet erleichtern will (veröffentlicht hier), Michael Hamke zu Corona und Weihnachten (veröffentlicht hier), Claudio Russo-Meyer mit einer Erwiderung zu den !Querdenkern“ (veröffentlicht hier), außerdem von Dieter Schmitt zur „Geldmachine Pflegeheim“ (gleich hier, siehe unten).

Seite zwei

Zuschriften von Hildegard Huschka zu den Problemen, psychotherapeutische Betreuung zu bekommen, und von Bernfried Kleinsorge zu den Geschäftspraktiken mancher Callcenter (beide gleich hier, siehe unten).

Geldmaschine Pflegeheim

Zu „Geld für Pflege fehlt“, Fr-Wirtschaft vom 21. November

Endlich einmal klare Zahlen. Nur 786 Euro stehen für die Pflege zur Verfügung, 1239 Euro für Miete und „Investitionskosten“, also: für ein winziges Zimmer mit Bad, bzw. ein Bett in einem Doppelzimmer mit Bad und meist qualitativ fragwürdiger Verpflegung. Da sieht man, wie die Money-Maschine Pflegeheim funktioniert und warum sich die stationäre Pflege mittlerweile überwiegend in den Händen von zum Teil börsennotierten Investoren befindet.

Dieter Schmitt, Hanau

fr-debatteDer nächste freie Platz

Kolumne: „Leiche im Keller“, FR-Meinung vom 25. November

In der heutigen Kolumne schildert Joane Studnik die schwierige Suche nach einem Psychotherapieplatz – ein Thema, das mich als niedergelassene Kassen-Psychotherapeutin auf den Plan ruft. Denn der Kommentar hat Passagen, die so nicht stehen gelassen werden sollten. Ja, wir sind möglicherweise die Leiche im Keller des Gesundheitswesens – aber nicht in der Form, die hier anklingt: „Nachrichten auf Mailboxen verhallen ebenso unbeantwortet wie E-Mails mit Bitte um Rückmeldung.“
Jede/r KassenpsychotherapeutIn hat auf dem Anrufbeantworter und/oder auf der KV-Internetseite verbindliche telefonische Erreichbarkeitszeiten hinterlassen – volle Sitze 200, halbe Sitze 100 Minuten. ZUSÄTZLICH zu diesen Zeiten noch lange Rückrufe zu tätigen, ist einfach nur unbezahlte Arbeitszeit. E-Mails dürfen aus Datenschutzgründen gar nicht beantwortet werden – das Telefon ist und bleibt vorerst das Medium, mit dem TherapeutInnen erreicht werden können, zu von ihnen festgelegten Zeiten. Wer da partout nicht anrufen kann, kann jemanden beauftragen.
Und die Erstkontakte werden mittlerweile schnell durch die im letzten Absatz erwähnte zentrale Hotline 116117 vermittelt. Dort sind freie Termine für dringende Erstgespräche hinterlassen – die das eigene Budget für freie Plätze schmälern.
„Wer sich gerade in einer akuten psychologischen Krise befindet“, sollte nicht verzweifeln, sondern im Gesundheitssystem die Krisenanlaufstellen ansteuern, also die Krisenberatungen, Akut-Ambulanzen, die HausärztInnen, die Notdienste.
Wir niedergelassenen Psychotherapeut:innen sind keine Krisenberatung. Wir behandeln langfristig Menschen mit meist chronischen psychischen Leiden – sie kommen jahre-, teilweise jahrzehntelang zu uns und haben genauso ein offenes Ohr verdient wie ein/e neue/r Ratsuchende/r. An dieser Stelle versagt möglicherweise das System – aber es war noch nie leicht, den Handlungsbedarf in akuten gesundheitlichen Krisen festzulegen. Das gilt für die somatischen Leiden genauso wie für die psychischen und erst recht für die überlappenden Symptomatiken. Fragen Sie mal in den Notfallambulanzen nach dem Anteil der Panikattacken mit Herzsymptomatik. Und die „akute psychologische Krise“ ist auch eine verzweifelte Weinattacke, wenn mein Lover gerade Schluß mit mir gemacht hat oder ich meine Jobkündigung auf dem Tisch habe. Alle dann gleich zum/r Therapeuten/in?
„Da will man schon mit Spezialisten sprechen“. Glauben Sie mir: in gewisser Weise hat Jede/r ein ganz spezielles Problem, nämlich sein/ihr ganz individuelles Leben mit den ganz eigenen Facetten. Und Jede/r möchte selbstverständlich die bestmögliche Beratung und Therapie – wie soll das gehen? Bislang ist immer noch unbestritten, dass allein der Beziehungsaufbau etliche Stunden braucht – Vertrauen braucht Sicherheit, Wachstum braucht Zeit. Daran hat sich nichts geändert – auch wenn der Anspruch dahin geht: Mein Anliegen first, at once and fast!
Vor ein paar Tagen hatte ich ein interessantes Gespräch, in dem die Vision entstand, dass – ähnlich wie mittlerweile in vielen Behörden – über eine 0800-er Nummer jedem/r Ratsuchenden ein/e x-beliebige/r Therapeut/in zugeschaltet wird – der nächste freie Platz ist Ihrer! Tschaka! Raus mit dem Problem, und die Lösung – garantiert! – innerhalb der nächsten 50 Minuten! Bei Unzufriedenheit Geld zurück! Sie sind doch sicher einverstanden mit der Aufzeichnung dieses Gesprächs? Und im Anschluß, bleiben Sie in der Leitung!, Ihre Bewertung ist auch für andere Anrufende wertvoll! Wir verlosen – garantiert! – unter allen Bewertungen einen der begehrten Dauertherapieplätze in Ihrer Nähe! Oder so. – DAS scheint doch eher das Problem zu sein – schließlich wurde Joane Studnik auch von so einer „Beraterin“ der Krankenkasse auf den Irrweg geschickt.
Nein, nein, bitte jetzt nicht noch einprügeln auf uns seelische Mülleimer der Nation. Wir tun schon unser Bestes, und versuchen darauf zu achten, uns dabei nicht zu überarbeiten, damit wir auch für die/den nächste/n Neue/n ein offenes Ohr behalten – und nebenbei sind die PsychotherapeutInnen auch noch die, die sich in beachtlicher Zahl weiter standhaft gegen die zwangsweise Durchdigitalisierung des Gesundheitswesens verweigern. Zum Schutze der Daten der PatientInnen, denen das in der Mehrheit leider herzlich egal zu sein scheint. Und noch was: die Formularflut gerade in der Psychotherapie hält sich in erstaunlich geringen Grenzen. Auch das PTV 11 macht Sinn – Sie bekommen es übrigens von Ihrem/r Psychotherapeuten/in – nicht umgekehrt.

Hildegard Huschka, Borken

fr-debatteTrillern gegen Stalking

Callcenter-Betrug: „Hallo, hier ist Microsoft Mumbai“, FR-Wirtschaft vom 24.11.

Perfide an dieser Sache ist, dass sie die Anrufnummern manipulieren und unbenutzte Telefonnummern verwenden, und als besondere Dreistigkeit bei Anrufen auf dem Handy die eigene Festnetznummer. Mein Mittel gegen diese Pest ist neben einer drastischen Beschimpfung die bereitliegende Trillerpfeife zum Erzeugen einer akustischen Warnung im Headset des Anrufers, die er nicht überhören kann. Soll ja auch ein altbekanntes Erste-Hilfe-Mittel gegen Telefon-Stalker sein.

Bernfried Kleinsorge, Egelsbach

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