Rechtzeitig zum 1. Mai schreibt mir Wolfgang Fladung eine geharnischte Mail

„Jetzt wird ja allenthalben wieder die Arbeiter-Solidarität beschworen, und angesichts des Wirtschaftswachstums werden kräftige Schlucke aus der Pulle für die Beschäftigten gefordert. Wo steht jetzt aber die Pulle für Rentner, Arbeitslose, Sozialhilfe-Empfänger, Geringverdiener, Zeitarbeiter, Tagelöhner etc. etc.? Während die Gewinne immer kräftiger sprudeln, bleibt beim Normalverbraucher nix im Säckel. Ich als Rentner soll angeblich rund 7 Euro dazu bekommen, einfach lächerlich! Selbst meiner noch berufstätigen Frau blieben, sollte sie eine 4%ige Gehaltserhöhung erhalten von dann rund 120 Euro erhalten nach Abzug von Steuern und Abgaben nur rund 65 Euro übrig. Verteilen wir das auf höhere Erdgas- und Stromkosten, höhere Preise für das RMV-Ticket, im konkreten Fall Eigenleistungen für Zahn-Sanierung (und andere Zuzahlungen für gesetzlich Versicherte), gestiegene Lebensmittelpreise und sonstige Lebenshaltungskosten, wie Müllgebühren, Abo-Gebühren etc., so wird am Ende ein Nullsummenspiel daraus oder sogar ein Minus. Wäre es nicht gerechter, endlich einmal die Vermögenden, die sogenannten „Leistungsträger“, mehr zur Kasse zu bitten und mit diesem Geld z.B. Geringverdiener mit einer negativen Einkommenssteuer zu entlasten?

Mich ärgert diese Gleichsetzung des Begriffes „Leistungsträger“ mit Vermögenden und Großverdienern. Sind Hunderttausende von Frauen (und auch einigen Männer), die jahrelang, z.T. rund um die Uhr, Schwiegermutter und -vater, die eigenen Eltern, oder schwerstbehinderte Kinder oder andere Angehörige pflegen, keine Leistungsträger? Sie ersparen immerhin dem deutschen Staat durch ihre kostenlose Tätigkeit Milliarden, die ansonsten für die Heimpflege gezahlt werden müßten. Sind Manager, die, wie sich an den Herren Sommer, Esser und jetzt wohl auch von Pierer beispielhaft zeigte, das Recht zu ihren Gunsten beugen, Milliarden für großmannssüchtige Vorhaben in den Sand setzen, -zig Millionen kassieren und sich dann aus dem Staub machen, wirklich Leistungsträger? Zumal die Firmen dann, wie sich jetzt an der Telekom zeigt, die Beschäftigten für die Managementfehler bluten lassen. Sind Börsen-Zocker, Grundstücks-Spekulanten, sich ins gemachte Nest der Väter setzende Erben Leistungsträger, nur weil sie mit Millionen um sich werfen? Wenn in den letzten Jahrzehnten Ackerland zu Bauland wurde und zufälligerweise ein Bauer dort Grundeigentum besaß, welches dann im Wert sich verhundertfachte – ist dieser ein Leistungsträger? Wenn ein Makler in Gebieten mit Wohnungsknappheit sich die Kunden aussuchen kann und dann eine abgewohnte Bude an eine Mehrkinderfamilie vermittelt – ist das wirklich eine so großartige Leistung, dass dies 3 Monatsmieten Provision rechtfertigt? Ist es nicht eher so, daß sich am unteren Ende der Fahnenstange die Mehrheit der „Leistungsträger“ findet, die nur leider weder in Parlamenten noch in den Medien ihre Fürsprecher und vor allem Lobby haben? Nur gut, daß zumindest unser Finanzminister weiß, wo sich die wahren Leistungsträger befinden, sonst würde er nicht eine pauschale Abschlagsteuer von 25% auf Zinseinkommen planen, oder habe ich da etwas falsch verstanden?“

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43 Kommentare zu “Leistungsträger

  1. Mein Kommentar zum neuen Format:
    ich fürchte sehr, dass mit dem kleineren Format noch weniger Text im Blatt sein wrid, als bisher. Die FR hat in den letzten Jahren immer mehr auf Bild und visuelle Reize gesetzt. Ich will aber keine Bildzeitung, sondern ein Qualitätsblatt mit differenzierten und ausführlichen Berichten.
    Viele Grüße

  2. @ Leistungsträger

    beim FC Bayern und auch der damaligen 1970er Deutschen Fußball-Nationalmannschaft gabe es auch eine Bedeutungs-Definition: Da war Franz Beckenbauer als Libero der Leistungsträger, und der fast immer unmittelbar dahinter postierte, quasi als Beckenbauers „Schatten“ spielende – besser gesagt ausputzende, und als knochenhart geltend, aber halt nicht ganz so elegant wie Beckenbauer den Ball streichelnde Verteidiger, „Katsche“ Schwarzenbeck. Der war meist – wurde auch so bewertet, Beckenbauers Wasserträger; und genau so wurde auch der Wert des Balltretens der beiden Akteure in barer Münze entlohnt. Sicher, das Publikum, also wir, waren der Maßstab, bzw. die die mit dem Kauf der XXXX-Zeitung, aber auch der FR und anderer respektabler Zeitungen, ebenso wie das Fernsehen, deren Geldwert feststellten; nicht direkt aber höchst effektiv für Beckenbauer, eben wie angeführt indirekt!
    Auch ich bin mit der heutigen Verteilung des erwirtschafteten Wertes unserer gesamten gesellschaftlichen Leistung, auch der allzu geringen oder sogar fehlenden Belastung der Vermögen nicht einverstanden; vor,allem dass diese immensen Werte an Grund- Geld- und Aktienvermögen nicht an der Finanzierung unserer Soziallasten beteiligt werden!
    Deshalb, 1.Mai, was nun?
    mfg,hjs

  3. @ 1) Matthias Schulze-Böeing
    (persönlich bekannt)

    Schließe mich der Sorge an, wir werden ja bald sehen, wo’s lang geht.

    MfG

    J.W.F.

  4. zu Wolfgang Fladung: Leistungsträger,

    hier mein Leserbrief an die FR zu einer Glosse „Rentenerhöhung: Drei Bier“
    am 26. April:

    Man kann ja der Ansicht sein, Rentner sollten gesund leben und nicht noch mehr Bier trinken nach ihrem auffälligen Zuschlag ab Juli dieses Jahres – oder zusätzlich monatlich noch ein Likörchen mehr, wie Ihre Karikatur heute suggeriert.

    Bei der Erhöhungsankündigung fehlt erst einmal die Bemerkung, dass es sich bei den 0,54% um das Brutto handelt: davon sind noch Krankenkassenbeitrag und Pflegeversicherung zu zahlen. Eine Erhöhung der generellen Krankenkassenbeiträge wurde zusätzlich bereits angekündigt, also schon von daher ein Minus-Geschäft!

    Was jedoch die Frankfurter Rundschau zudem völlig unterschlägt, ist, dass es auch noch eine Inflationsrate gibt. Es ist nämlich in unserem vielgepriesenen Wirtschaftssystem so, dass die Preise jährlich steigen.

    Und ausgenommen in drei Jahren (1994, 1999, 2002), lag die Inflation stets über den sogenannten Rentenerhöhungen. Die somit gar keine waren: die höheren Überweisungen konnten die jährliche Teuerung nicht ausgleichen! So verkalkt sind Rentner noch nicht, dass sie dieses üble politische Spiel nicht durchschauen würden.

    Auch 2007 werden die Preise wieder steigen: die Schätzungen liegen nach Pressemeldungen zwischen 1,5 und 2%.

    Den Rentnern wird demnach auch in diesem Jahr wieder weniger Geld zur Verfügung stehen. Vom vielen Geschwätz über den „Aufschwung“ wird in dieser Volksgegend nichts zu verspüren sein.

    Und die von Ihnen so schön ausmalten drei Biere zusätzlich werden höchstens in den nächtlichen Träumen schäumen dürfen. Der Redaktion sei ein fröhliches „Prost“ zugerufen!

  5. Ja, 1. Mai, was nun? Im Leitartikel der FR zu diesem Datum wurde versucht, deutlich zu machen: „Mit reinem Konfliktkurs zum 1. Mai vertun die Gewerkschaften eine Chance“. So Richard Meng, der Experte für die Exegese sozialdemokratischer Befindlichkeiten.

    Das von dem E-Mail-Verfasser, Wolfgang Fladung, treffend analysierte Strukturproblem wird vom Kommentator nicht benannt, höchstens in einem Nebensatz erwähnt („Auseinanderdriften von Arm und Reich“). Es ist nahezu beängstigend, wie die Analysen der wirtschaftlichen Machtstrukturen auf die Beziehungen zwischen Parteien und Gewerkschaften reduziert werden. Gerade so, als ob von der Politik der „Merkel-Union“ oder „Beck-SPD“ abhängen würde, dass die Telekom bei 50.000 Menschen den Lohn drücken und parallel dazu die Arbeitszeit erhöhen will. Niemand aus diesen Parteien hat dazu Kommentierendes vernehmen lassen.

    Stattdessen fordert Meng in Richtung Gewerkschaften und Parteien „ein neues Nachdenken über den innenpolitischen Kurs“, Finanzierungsvorschläge eingeschlossen. Er beklagt die „verbale Erstarrung“ sowohl der Arbeitnehmervertreter als auch der Politiker.

    Gerne hätte ich gelesen, wären alle guten Willens, welche Forderungen die Gewerkschaften stellen, welche Ideen die Parteien kundtun sollten angesichts des sich rasant verbreitenden Shareholder-Value, bei dem es darum geht, Kapital anzuhäufen und durch Kauf und Wiederveräußerung von Firmen Gewinne zu erzielen und es keine Rolle mehr spielt, dass Unternehmen langfristig funktionieren und die Arbeits- und Einkommensbedingungen möglichst vieler Beteiligter gewahrt werden. Das korporatistische Modell, wonach unterschiedliche Interessen innerhalb eines gemeinsamen Zieles, nämlich das gut funktionierende Unternehmen, das mit seinem gerechten Steueranteil zum Wohlergehen der Allgemeinheit beiträgt, gibt es nicht mehr. Hätte Richard Meng dieses mitgedacht, wäre sein Kommentar anders ausgefallen.

    Gruß bakunix

  6. Und hier der Kommentar von Richard Meng, in dem Wolfgang Fladungs Anmerkungen durchaus anklingen, etwa wenn Meng sagt, dass „das Auseinanderdriften von Arm und Reich oder die konsequente Förderung von Frauenerwerbsarbeit“ allein durch Tariffragen nicht zu regeln seien. Der Kommentar ist eher der Versuch einer Positionsbestimmung der Gewerkschaften in ihrem Verhältnis zur SPD.

  7. @ Richard Meng, DGB und Politik

    Sicher, ein Pressemann hat es einfach; oder? Klar, auch er muss allemal sehen, dass sein „Publikum“, die Leser, aber auch seine Chefs die Eigner und die Anzeigenschalter zufrieden sind; ist vermutlich auch nicht einfach. Aber als „Oberster Arbeiter“, bzw. DGB-Boss, ist dessen Arbeit mehr das Lösen der Quadratur des Kreises! Denn der muss zum einen dafür sorgen, dass die Politik ihn ernst nimmt, und die Mitglieder nicht davonlaufen, sowie den sprichwörtlichen Bogen gesellschaftlicher Forderungen, bzw. das Einfordern von Rechten für die Arbeitnehmer nicht zu überspannen und trotzdem immmer im das Notwendige im Bewusstsein aller zu halten.
    Da ist es schon leichter für einen Presse/FR- Kommentator alle Aspekte der Schwierigkeiten der Zeit aneinander zu reihen und mit dem Finger auf Wunden im Fleisch der Menschen, bzw. in gesellschaftlichen Befindlichkeiten zu legen.
    Und sicher, auch die Zeitungsabonnenten sind schwer bei der Stange zu halten, aber Arbeitnehmer die unter Druck des Arbeitgebers und Fehlinformationen von wem auch immer; oder wer weiß was, den Gewerkschaften den Rücken kehren, bzw. gar nicht erst eintreten, das ist alles eine andere Dimension.
    Deshalb war der Part von Richard Meng zum heutigen Tag, erheblich einfacher als der von Michael Sommer, dem DGB-Chef! mfg,hjs

  8. Lieber bakunix,
    meine Anerkennung und vollste Zustimmung zu deiner prägnanten Positionsbestimmung des Leitartikels von Meng, nur die Kritik fällt m.E. viel zu moderat aus.
    Wenn dieser Leitartikel auch nur annähernd die politische Richtung der FR markiert, dann haben diejenigen recht, die hier den Verlust des ehedem linksliberale Profils der FR beklagen.
    Dieser Leitartikel, in dieser Form und zu diesem Anlass postiert, bedient sich unterschwelliger antilinker und antigewerkschaftlicher Argumentationsmuster und kann von daher nur dem antilinks-liberalen Lager zugeordnet werden.

  9. @ heinrich

    lieber Heinrich, nachdem wir drei, der/die verehrte bakunix, Du und ich – jeder auf seine Art, Dr.Richard Meng ob seines 1.Mai-Kommentars quasi filetiert haben, bin ich doch mal gespannt, ob da eine für uns und alle dort „Beteiligten“ zufriedenstellende Reaktion – zumindest als „Nachkommentar“ mit Mengs oder sonst einer Richtigstellung, bzw. wie auch immer gearteter „Ergänzung“ zum heutigen Tage oder besser zum Missverhältnis von Arbeit und Kapital, kommt; warten wir`s ganz einfach ungedultig ab.
    mfg,hjs

  10. Hallo,
    was ich an Mengs Beitrag vermisse ist, dass er das geforderte „ neue Nachdenken über den innenpolitischen Kurs“ , selbst im Nebulösen lässt. Vermutlich ist dies aber auch zuviel verlangt im Rahmen eines Kommentars. Am vergangenen Freitag hatte die FR Auszüge aus dem aktuellen Wirtschafts-Memorandum veröffentlicht, das ich in dem Zusammenhang sehr interessant finde, da darin ja konkrete Vorschläge gemacht werden. Zu dieser Arbeitsgruppe gehören auch Gewerkschaften. Diesen Punkt hätte Herr Meng in seinem Kommentar gerechterweise aufnehmen sollen bei seiner ansonsten, wie ich finde, durchaus berechtigten Kritik an der „platten Konfliktrhetorik“.

  11. Kauft eigentlich wer eine Zeitung wegen ihrer Kommentare ?
    Nur mal ganz dumm gefragt.
    Man muss keine Dumpfbacke sein, wenn man auf die Kommentare pfeift, erst recht, wenn sie so semantisch gespreizt daherkommen wie der, der oben Gegenstand der Debatte hier ist.

    Was mich betrifft: Ich lese die sogenannten Leitartikel höchst selten und erlaube mir meine eigene Meinung aus der Präsentation des Tages- bzw. Zeitgeschehens.
    Nur mal so angemerkt.

  12. @ Mengs „1.Mai Kommentar“

    Na es geht doch; heute hat Stephan Hebel mit seinem Kommentar gezeigt, dass man sowohl die Gegenwart beschreiben, wie auch die Missstände der ungerechten Wertschöpfungsverteilung aufzeichnen und kritisieren kann.
    Sicher auch er muss darauf verweisen, dass auch gewisse geschichtlich begründete Rituale bei Mai-Kundgebungen dabei sind, und dass dort wo Bergbau umging, auch eine Bergmannskapelle mit dem bekannten „Glück Auf,..der Steiger kommt“ dabei ist. Dies ist so klar, wie das Singen des alten Sozialistenliedes: „Brüder zur Sonne, zur Freiheit, zum Lichte empor!“
    Aber Stephan Hebel hat nicht den Fehler wie Dr. Meng gemacht, dass er dies quasi den Gewerkschaften gegenüber als Vorwurf erhob.
    Und ich füge noch an, dass ein großer Fehler der heutigen Arbeitnehmergeneration(en) ist, vor allem der jüngeren, dass immer mehr, zwar die Schwäche des Einzelnen erkannt wird, aber immer weniger daraus die Konsequenz gezogen wird, sich wieder zu organisieren, bzw. in den dafür schon vorhandenen Gewekschaften mitzuarbeiten und so seine Rechte schon allein mit dem Fakt der Masse zu erreichen; es wäre zumindest den Versuch wert! mfg,hjs

  13. Die antigewerkschaftliche und anti-linke Stoßrichtung erkennt man seit Jahr und Tag an immer denselben Merkmalen:

    1. Die Gewerkschaften werden für wirkungslos und überflüssig erklärt:

    „Trotz Warnstreiks in diesen Tagen: Mit baldigen Abschlüssen deutlich über drei Prozent wird allseits gerechnet. Das ist angesichts Wirtschaftsboom und bisherigen Reallohnverlusten nur gerecht.“
    Aha, die hohen Lohnabschlüsse wird es nicht wegen, sondern trotz der Warnstreiks geben. Was gerecht ist, setzt sich auch ohne gewerkschaftliche Kämpfe durch. Hat jemand schon einmal einen Unternehmerverband verlautbaren lassen, hohe Tarifabschlüsse seien gerecht?

    2. Den Gewerkschaften wird gleichwohl die Last aufgebürdet, die gesamte Gesellschaft zu verändern:
    „Da reicht es nicht, (…) sich auf Tariffragen zurückzuziehen, über die allein Grundsatzprobleme – wie das Auseinanderdriften von Arm und Reich oder die konsequente Förderung von Frauenerwerbsarbeit – nicht zu regeln sind.“

    Wenn die Gewerkschaften sich als Interessen-Vertretungs-Organe der oranisierten Lohnabhängigen darauf konzentrieren, deren Interessen wahrzunehmen, sind sie borniert, kurzsichtig, antiquiert. Sie haben nichts Geringeres zu leisten, als dass „aus chronisch frustrierten Interessenkämpfern wieder Vordenker werden.“

    3. Die Formen, in denen die Gewerkschaften ihre Ziele zur Geltung bringen, werden diffamiert:
    „Der 1. Mai war von jeher der Tag, an dem die Gräben gern mit platter Konfliktrhetorik überbrückt wurden. Schade meist, weil zu einfach gedacht.“
    Die Spruchbänder bei den Kundgebungen sollten wohl, statt prägnanter Losungen, umfangreiche Manifeste enthalten und statt mitreißender und kämpferischer Ermunterung vom Podium aus sollten dort differenzierte Diskussionen über Strategie und Taktik erfolgen.

    4. Die linke Kraft, die sich, schwach genug, überhaupt noch als parlamentarische Opposition zur Geltung bringen und als einzige die SPD nach links ziehen könnte, wird als „altbackene, weil die Globalisierung nicht wirklich verarbeitende“ diffamiert.
    Sie sollen wohl den mühsamen und wenig erfolgversprechenden Versuch unterlassen, sich gegen die schlimmsten Auswüchse der Globalisierung zu stemmen. Sie sollen diese „verarbeiten“, offenbar so, wie jene Kräfte aus SPD und Gewerkschaften, die nicht „mit einem Konfliktkurs Marke Anti-Schröder ihre neue Chance vertun.“

    Soll wohl unter anderem sagen: Hartz IV ist gebongt, dagegen verschwenden neben der altbackenen Linkspartei nur noch alte Strategen aus der CDU, wie Heiner Geißler, ihre Kräfte.

    Fazit: das Geringe, das in Zeiten objektiv bedingter Schwäche der Linken und der Arbeiterbewegung konkret noch getan und versucht wird, ist herunterzuspielen, auf der Agenda steht, ganz abstrakt-allgemein, die Lösung von „Grundsatzprobleme(n) – wie das Auseinanderdriften von Arm und Reich“, aber wie, Herr Meng?

    (alle Zitate: Richard Meng)

  14. @ 14 heinrich

    „1.Mai“

    Lieber Heinrich, ich bin gespannt wie der sprichwörtliche Flitzebogen, ob von Dr.Meng etwas auch direkt zu uns in den Blog kommt; in der FR hoffe ich auf ein „Zurechtrücken“ seines schwachen und von uns kritisierten Kommentars zum „1.Mai“. mfg,hjs

  15. @ „1.Mai“

    übrigens ist heute auch ein sehr guter Leserbrief von Bianca Winter, Frankfurt a.M, zum Thema 1.Mai in der FR abgedruckt.
    Dank, gebührt ihr dafür und freundliche Grüße; hjs

  16. Lieber Heinrich,

    es wird offenkundig, wie das links-liberale Bild der FR verblasst, wenn man sich manchen Kommentar mal genauer anschaut, so wie Du das getan hast. Deine Schlussfolgerungen bringen dies auf den Punkt. Deine Belege, die Meng’schen Sätze, und Deine Interpretation sind zwingend.

    Ich möchte daran erinnern: Fast genau vor einem Jahr, am 16.5.06, wurde der damalige Chefredakteur Wolfgang Storz, ein Journalist mit gewerkschaftlichem Hintergrund, vor die Tür gesetzt. Die Öffentlichkeit hat den Grund nie erfahren. Einen Monat danach wird der Leserschaft gewahr, dass der Ex-Karnevalsprinz, Ehrenpräsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, ehemalige Präsident der Kölner Industrie- und Handelskammer, Ehrenbürger der Stadt Köln Alfred Neven DuMont bei der Frankfurter Rundschau einsteigt. Bekannt und berüchtigt ist der mittlerweile 80-Jährige seiner Eigenbewunderung wegen. Ich vermute, Richard Meng weiß für wen er schreibt.

    Gruß bakunix (männlich)

  17. @ Karneval

    ein Schelm der Böses dabei denkt; zur Karnevalszeit, bzw. als der frühere große Steuererklärungsexperte – ja, der mit dem Bierdeckel, also als Herr Dr.Friedrich Merz seinerzeit den Orden „Wider den tierischen Ernst“ in Aachen erhielt, schrieb ich einen Leserbrief zu dessen „Fest- oder Dankesrede“, in der er anscheinend – nicht nur für mich- zu oft seinen Freund, den Chef der Berlin-Air erwähnt hatte, so dass dies sogar eine Prüfung durch den WDR wegen des Verdachtes unlauterer Werbung zur Folge hatte – so meine Erinnerung. Jedenfalls wurde dieser mein Leserbrief zu diesem neuen Ordensritter in der FR seinerzeit nicht veröffentlicht! Ob dies mit dem Kölner Karneval allerdings etwas zu tun hatte, weiß ich nicht, aber wie ist das mit den Gedanken? Nach dem Lesen vom vorherigen Beitrag des lieben bakunix (danke), denke ich halt mal!
    Mit freundlichen Grüßen, hjs

  18. @ heinrich
    Lieber heinrich, ich interpretiere Mengs Kommentar anders. Auch wenn ich hier wohl mit dieser Meinung allein auf weiter Flur stehe, möchte ich sie doch anbringen.
    Versucht man der Intention des Kommentars auf den Grund zu gehen, kann ich keine Absicht Mengs erkennen, die Rolle der Gewerkschaften schmälern zu wollen, da es ihm doch im Gegenteil darum geht, diese mögen an politischem Einfluss gewinnen, insbesondere im Hinblick auf die undeutlichen Positionen der SPD. („Gerade weil nun der Handlungsspielraum der Politik wieder wächst, würden die Gewerkschaften (…) ihre neue Chance vertun.“) Meng schreibt: „es gibt wieder etwas zu verteilen und das muss auch eingefordert werden: richtig“- daraus lässt sich ableiten, dass er die Rolle der Gewerkschaften in der Forderung um höhere Lohnabschlüsse nicht „für wirkungslos und überflüssig“ erklärt, wie du schreibst. Grundsätzlich war es jedoch ungeschickt, Mengs Kommentar ausgerechnet am 1.Mai zu positionieren, da dieser Tag für einige wohl so etwas ist wie eine „heilige Kuh“ darstellt. Die FR hätte meiner Meinung nach auch innerhalb einer Ausgabe den Zusammenhang zu dem schon erwähnten Text: „Der Wahn des Wettbewerbs“ aus der Dokumentation herstellen sollen.

  19. @ Susanne

    liebe Susanne, es ist ja in Ordnung, wenn Du dem in Rede stehenden 1.Mai-Kommentar etwas Positives abgewinnst, aber selbst bei nochmaligem Lesen eben (denn ich schätze Deinen analytischen Geist), kann ich Deine Einschätzung nicht teilen; zu grob „drischt“ Meng auf die Gewrkschaften im allgemeinen und den DGB mit Sommer im Besonderen ein. Diese seine, Mengs Kritik ist noch nicht einmal subtil, nein sehr massiv sogar; und für mich des ansonsten von mir sehr geschätzten Stellvertretenden Chefredakteurs Richard Meng nicht würdig! mfg,hjs

  20. Hallo, alle Blogger,

    schade, daß das von mir aufgegriffene Thema zu den „Leistungsträgern“ so versickert ist. Jetzt geht es wohl um das Pro und Contra von Gewerkschafts-„Bashing“, aber wird damit nicht auch wieder zu kurz gesprungen? In einigen Kommentaren klang es ja an – mit dem Absingen von „Brüder, zur Sonne zur Freiheit“ (-und all das natürlich Seit an Seit, wie es in den 80ern noch Tradition war)ist es nicht mehr getan. Aber was lief falsch, woran liegt es wohl, daß die Gewerkschaftsmacht so schwand, und wer könnte diese ersetzen – oder brauchen wir keine mehr??? Bis in die 80er rein war noch eine gewisse Tradition vorhanden, ein Korpsgeist, auch die Bereitschaft zur Teilhabe zwichen Unternehmerlager und Arbeitnehmerschaft. Dann kam, ja was? die Wende, bzw. Wiedervereinigung, und hat damit Deutschland vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Der Dicke aus Ludwigshafen wußte sofort eine Antwort: Die blühenden Landschaften werden von der Arbeitnehmerschaft aufgebaut, und so schauten ja auch bald die Abzüge aus Soli und Versicherungsbeiträgen aus: 5-6%, ohne Soli, für die Abgaben, und damit ein kräftiges Minus bei den Nettolöhnen. Ergo schrumpfte dadurch die Kaufkraft, und ergo gab es aufgrund der geminderten Nachfrage weniger zu tun, was dann zu Entlassungen führte. In den NBL waren die Ursachen natürlich anders, hier brach ja die komplette Wirtschaft zusammen, und konnte durch neue Video-Läden oder Industriegebiete, die keiner brauchte, nicht aufgefangen werden. Jedenfalls zahlte der deutsche Arbeitnehmer die Zeche, und dann natürlich in Folge auch der deutsche Rentner, denn die Beiträge für all die Nicht-Einzahler aus der ehem. DDR und aus Rußland (über 2,5 Mio. Aussiedler) mußten ja von irgend jemand – aber bitte nicht von den Vermögenden – finanziert werden. Weniger zum Ausgeben und wachsende Arbeitslosigkeit führten dann zum Druck, auf Arbeitsbedingungen, Sozialleistungen, Ansprüche der „Prekären“ usw. usf. Dies war leider nur die eine Seite der Medaille. Wer in den 60ern oder 70ern geboren wurde, kannte Begriffe wie „Solidarität“ höchstens noch als Fremdwort, aber nicht mehr als moralische Verpflichtung. Die 35-Std.-Woche wurde auch bei Arbeitnehmern nicht als Mittel zur Neueinstellung von Kollegen, sondern als Möglichkeit, früher zum schwarzen Zweit-Job zu kommen, begriffen. Die „Leistungsträger“, und jetzt greife ich den Begriff wieder auf, hatten absolut kein Einsehen, warum sie etwas abgeben sollten, und beharrten nicht nur auf ihren Privilegien, sondern bauten diese mit kräftiger Unterstützung durch die Politik, bis weit ins SPD-Lager hinein, weiter aus. Da hier nichts für die Finanzierung der neuen Staatsaufgaben zu holen war, mußte die Mittelschicht ran – und die wehrte sich, so gut sie konnte, indem sie z.B. ihre Kinder von Schulen mit hohem Migrationsanteil in Schulen in anderen Stadtteilen versetzte. Auch das mit dem „arbeitslosen Faulenzer, der null Bock auf Arbeit hat“, kam ja verstärkt erst nach der WV auf – warum wohl? Das Prekaratiat hatte sowieso, außer RTLII, keine Interessenvertretung, und begann in den letzten Jahren, ein eigenes Lumpenproletariatsbewußtsein, natürlich nicht gewerkschaftlich angebunden, wie noch zu Wilhelms Zeiten, zu entwickeln und zu kultivieren.

    Und nun: 3 gesellschaftliche Schichten stehen sich unversöhnlich gegenüber, es gibt fließende Randgruppen, z.B. bei den Volontären oder bei der Generation Praktika. Die Gewerkschaften selbst schaffen den Gegenpol, auch aufgrund der vielen Fehler beim Umgang mit Geldern (BGAG) bis hin zum Verhalten von Herrn Zwickel bei der Mannesmann-Verhökerung an Vodafone, nicht mehr. Die Mitglieder sind ihnen weggelaufen, aus unterschiedlichsten Gründen. Und die alte Ehe zwischen SPD und DGB ist längst schon im Krach auseinander gegangen. Wer tritt als Gegenmacht gegen die kapitalistischen Interessen auf – die Linke-PDS? Wohl kaum, zu schwach, zu zerstritten und wohl auch selbst, siehe Wohnungsverkäufe an Heuschrecken in Dresden, nicht allzu überzeugend. In den Parteien, bis rein zu den Grünen, wird ja vornehmlich aus dem Gebetbuch der Wirtschaft gepredigt – vermutlich, weil aus der Richtung auch das meiste Kapital fließt und die meisten Pöstchen winken, wenn das Mandat mal nicht mehr greift.

    Was also tun, sprach Zeus?

    Nebenbei bemerkt – in ca. 20 Jahren werden sich diese deutschen Probleme durch die internationale Entwicklung von selbst erledigt haben, auch ohne jetztige Lösungsvorschläge.

  21. @ Susanne,
    Es ist und war mir klar, dass der Artikel nicht so eindeutig ist, ambivalente, leider auch unverständliche bzw., wie du selber andernorts feststellst, nebulöse Aussagen enthält, insofern interpretationsbedürfig ist.

    Ich interpretiere ihn bewusst einseitig, die Aussagen, auf die ich mich beziehe, stehen im Text und stehen in einem Diskurs-Kontext, der tendenziell zumindest gewerkschaftskritisch, wenn nicht gewerkschaftsfeindlich ist.

    die einzige Stelle, die du für deine Interpretation heranziehst, ist butterweich: Es ist eben nicht nur Aufgabe und verbrieftes Recht der Gewerkschaften „einzufordern“, sondern für das Eingeforderte mit harten Bandagen zu kämpfen. Wo findest du das in dem Leitartikel zur „Heiligen Kuh“ 1. Mai?
    Dieser erste Mai ist seit über hundert Jahren ein Kampftag der Arbeiterbewegung, wie du aus dem Leserbrief von Bianca Winter ersehen kannst, auf den Hans-Jürgen neben seinen mehrfachen berechtigten Hinweisen auf das Gebot der Solidarität verweist.

    Ich hätte eine Menge an den Gewerkschaften und ihrer Politik in den letzten Jahren zu kritisieren, aber, wie der Prediger Salomon schon so weise sagt: Ein jegliches hat seine Zeit, und der Feiertag und die Kundgebungen zum 1. Mai sind genau die Zeit für solidarisches und kämpferisches Sich-Sammeln, und nicht für Resonement.

    Ich war in Bremen auf der Kundgebung, und was da der Betriebsangehörige der Telekom über die Pläne jenes ehemaligen Staatsunternehmens mit Beschäftigten, die z.T. über dreißig Jahre dort arbeiten, zu berichten wusste – Bakunix verweist oben ja auch darauf – da kann einem echt der Kamm anschwellen, und die Beschäftigten können froh sein, wenn sie noch Gewerkschaften haben, deren Führer sie wenigstens versuchen können dahin zu treten, dass sie für ihre unmittelbaren Arbeitsplatz- und Existenz-Interessen eintreten, statt den bodenlosen kritischen Reden eines Herrn Meng zu folgen, der auch nicht weiß, wie es besser und zeitgemäßer ginge, genauso wenig wie Stephan Hebel, der aber zumindest die Bemühungen der Gewerkschaften würdigt.

    Der gute Telekom-Beschäftigte hat die Tausende auf dem Bremer Domshof dazu gebracht, die Fäuste zu heben und gemeinsam zu rufen: „Wir wollen – Arbeit, – mehr Geld – leben!“

    Ein klein wenig Anerkennung und Ermutigung für den Kampf um den Erhalt solcher elementaren Lebensbedingungen, die große Beschäftigtengruppen längst verloren haben (s. Stephan Hebel!) aus gegebenem Anlass, das wäre etwas, das einer Zeitung gut zu Gesicht gestanden hätte, wenn sie sich das Attribut „linksliberal“ verdienen möchte.

  22. @ heinrich

    ich sage Bravo, zu Deinen Ausführungen und schließe mich deinem Lob über bakunix an, sage auch Bravo dazu, dass Du die Bremer Kundgebung besucht hast. Was ich die letzten Jahre aber immer mehr feststelle – ich führe dies noch zusätzlich an, dass auf dem „Flachen Land“ oft an diesem Tage andere Veranstaltungen junge Leute binden und somit diese dann bei Maiveranstaltungen fehlen. Aber unverständlich ist mir in hohem Maße auch, dass sehr viele Arbeitnehmer darauf verzichten, überhaupt gewerkschaftlich organisiert zu sein. Somit konzentrieren sich beeindruckende Kundgebungen immer mehr auf die Zentren und vor allem dort wo die aktuellen Brennpunkte der Arbeitsplatzvernichtung schmerzlich und merkbar sind. mfg,hjs

  23. Eigentlich habe ich mich ja hier trotz Zeitknappheit noch einmal in die Diskussion mit Susanne begeben, jedoch ist es mir wohl zu meinem Vergnügen gelungen, sie mit meinem Victorianism-Verdikt zu ärgern.

    Du darfst dich auch meinem Lob für hjs anschließen, lieber Hans-Jürgen, welches ich jedoch mit folgenden einschränkenden Hinweisen versehen möchte:
    Solche Erscheinungen haben materielle Hintergründe, und moralisches Bedauern und entsprechende Appelle zielen an den Ursachen vorbei.
    Es ist seit eh und je ein Teufelskreis: Die lohnabhängig Beschäftigten stehen auf dem Arbeits m a r k t objektiv ökonomisch in Konkurrenz zueinander, und die Solidarität ergibt sich immer nicht naturwüchsig, sondern nur aus einem bewussten „Trotzdem!“ heraus. Das Sich-Solidarisieren und Sich-Organisieren erfolgt aber zumal dann, wenn es erfolgversprechend ist. Wenn die ökonomische Lage den Gewerkschaften wenig Handlungsspielraum und Erfolge ermöglicht, laufen ihr die Mitglieder davon und neue sind nicht in Sicht. Das schwächt die Gewerkschaften noch mehr usw. ad absurdum.
    Dazu kommt, dass sich die alten eindeutigen Klassenzugehörigkeiten seit den 60ern aufgelöst bzw. diversifiziert haben, was es den Individuen sowohl als den Organisationen erschwert zu bestimmen, wer mit wem eigentlich genau welche ökonomischen Interessen gemeinsam hat und solidarisch zur Geltung bringen soll.

    Wenn die Jugendlichen auf den Maiveranstaltungen fehlen, sind die Maiveranstaltungen falsch. Der 1. Mai ist eben auch ein Fest und will gefeiert werden, und wer den Jugendlichen dafür nichts als Schalmeienkapellen und Agit-Prop anzubieten hat, darf sich nicht wundern, wenn die woanders feiern gehen.

  24. @ heinrich

    wohl richtig, wenn wir beklagen was ist und nach neuen Konzepten „rufen“, aber keiner darf eigentlich immer auf den Heilsbringer warten und auch richtig, dass die Zeit, als junge gewerkschaftlich traditionell geschulte „Betriebs-Jugendvertreter“ mit der Gitarre oder der Mundharmonika vorneweg gingen, sicher lange vorbei ist und zog nur zu meiner Jugendzeit. Und trotzdem sollten auch junge Leute von heute wissen, wer sich nicht mit Mehrheiten „umgibt“, ist als Einzelkämpfer nicht unbedingt schon deshalb erfolgreich; also, was können wir älteren machen, selbst uns mit den grauen Haaren unter die grauen Häuter mischen, überzeugt nicht per se. Unseren Kindern die Ideen weitergeben, richtig, ist mir auch relativ gut gelungen, jedoch sehr viele – zu viele – stehen außerhalb. So langsam resigniere ich und muss wohl bald akzeptieren, dass an dem fast denunziativem Ausspruch was wahres dran ist, der da lautet: „Ich bin Sozialist, aber viel lieber wär ich Kapitalist“! Aber das kann doch nicht unsere Zukunft sein, trotz Riester- und Rührupprente, und auch den Arbeitnehmern als Zuckerbrot hingehaltenen diffusen Betriebsanteilen, bzw. -beteiligungen, wenn nicht sogar Miniaktien oder Ähnlichem. mfg,hjs

  25. @ Wolfgang F. (Kommentar 21)

    Ja schade. Es liegt wohl dran, dass den meisten der Dabattierenden bei Ihrer Mail der Bezug zum Redaktionellen fehlt. Darum kam so schnell der Kommentar von Meng auf den Tisch.
    Ehrlich gesagt weiß ich nicht so genau, was ich zu diesem Blog-Beitrag sagen soll: Sehr gut analysiert? Ja. Hat im Großen und Ganzen meine Zustimmung? Ja. Und vor allem: Der Begriff Leistungsträger sollte von der Redaktion in Zukunft vielleicht sparsamer verwendet und kritischer betrachtet werden? Ich habe den Gebrauch dieses Wortes ehrlich gesagt noch nicht so verfolgt.
    (Das mit RTL II versteh ich nicht, weil ich privates TV, außer wenn da ’n Spielfilm läuft, nicht einschalte.)
    Für den Schluss-Satz „In 20 Jahren …“ hätte ich gerne noch eine Erläuterung. Weil es dann zu spät ist? Weil es dann keine deutschen Probleme mehr sind? Wenn ja, wieso, wie sieht die Entwicklung aus, wenn’s so wie beschrieben weiter läuft?
    Seit der (Wieder-)Vereinigung bin ich vorsichtig mit Prognosen 😉

  26. @heinrich
    Lieber Heinrich,
    deine Argumente im Kommentar Nr.22 kann ich nachvollziehen. Was die FR und ihre vermeintlich gefährdete „linkliberale“ Position anbelangt, ist es jedoch reichlich übertrieben, Mengs Kommentar für einen Seismographen zu halten trotz heiliger Kuh und Solidarität. In der Hinsicht sollte man eine Zeitung lieber daran messen, mit welcher Ernsthaftigkeit sie z.B. alternative wirtschaftspolitische Konzepte dokumentiert.

    Nr.24: Soso, freust dich also mich zu ärgern…
    …und ich hatte dich mal für eine Feministin gehalten!

  27. @ Susanne

    „…und ich hatte dich mal für eine Feministin gehalten!“

    Also, liebe Susanne, um das hier mal ganz antifeministisch klarzustellen: ich ärgere dich, aber ich lass‘ mich doch von dir nicht ärgern!

    Aber mal im Ernst, zu dem Problemkomplex: Zaimoglus „antifeministischer Käse“ hinsichtlich der „viktorianischen Sittsamkeit“ der Neo-Musliminnen vs. „die kluge Alice Schwarzer“ interessierte mich wirklich eine Erläuterung von dir, bekomme ich die noch? Die genaue Stoßrichtung deiner Kritik kann ich aus deinem lakonischen Beitrag nur erahnen.

    Zum vorliegenden Thema:
    Wie schon, mit dir keinen Dissens zu haben. Ich erkläre Mengs Beitrag nicht für einen Seismographen für die Gesamthaltung der FR, sondern drücke das in meinem Beitrag (Nr.8) konditional aus: „Wenn dieser Leitartikel auch nur annähernd die politische Richtung der FR markiert, dann haben diejenigen recht, die hier den Verlust des ehedem linksliberale Profils der FR beklagen.“

    Grüße an dich
    heinrich

  28. zu 26., Kommentar von Regi

    Gerne beantworte ich Ihre Fragen. Zunächst mein Pardon dafür, daß ich nicht nur gerne polemisiere, sondern auch ironisiere. Der Verweis auf RTLII hat damit zu tun, daß ich hier, wenn auch versteckt, Harald Schmidts Begriff vom „Unterschichtfernsehen“ besetzt habe. Der fehlende Bezug zum Redaktionellen hat mich nicht gestört, und Herrn Bronski als Chef der Blogverwaltung auch nicht – er war es, den ich angeschrieben hatte und der mich dann ausdrücklich um Zustimmung zur Veröffentlichung (wohl im Bewußtsein, das der direkte redaktionelle Bezug fehlte) gebeten hatte.

    Liebe(r) Regi, ich wollte einfach mal ein neues „Faß aufmachen“, was mir ja auch, zumindest teilweise, gelungen zu sein scheint. Die Besetzung des Begriffes der „Leistungsträger“ habe ich nicht von der Verwendung durch die FR-Redaktion abgeleitet, sondern aus der Begriffsbesetzung in unserem Lande, vor allem durch die „Eliten“ in Wirtschaft und Politik.

    Möglicherweise haben wir ein unterschiedliches Verständnis des FR-Blogs. Leserbriefe sollten sich m.A.nach durchaus auf die aktuelle Berichterstattung beziehen, aber der Blog sollte auch dazu dienen, andere Themen, die keinen direkten redaktionellen Bezug haben, anzusprechen. Und dies habe ich getan. Vielleicht mag Herr Bronski nochmals sich mit der Verdeutlichung des Unterschieds zwischen Leserbriefen und Blog-Postings anschließen.

    Die Bemerkung mit den ca. 20 Jahren bezog sich auf die Tatsache, daß hinsichtlich Klimawandel die Zeichen auf Sturm stehen und die Probleme in 20 Jahren voraussichtlich, siehe Weltklimabericht des IPCC, so groß sein werden, daß wir uns mit anderen Dingen als mit Leistungsträgern oder Maifeiern beschäftigen werden. Eine durchaus resignative Schlußbemerkung.

    Wir könnten natürlich umsteuern, heute schon. Beschlüsse sind gefaßt, Lippenbekenntnisse abgelegt. Doch bezweifle ich, daß wirklich das Bewußtsein zum sofortigen Umsteuern vorhanden ist. Hier kämen auch wieder linke Politik und Gewerkschaften ins Spiel. Doch auf dem Tabloid stehen eher prozentuale Lohnerhöhungen als der Hunderttausende von Arbeitsplätzen schaffende Ausbau alternativer Energien, Errichtung von Blockheizkraftwerken, Wärmedämmung an Häusern, Umrüstung von Wärme- und Wasserversorgung, Umstieg weg vom Individualverkehr, Heimatschutz für Länder, aus denen Migrationsbewegungen drohen, und dazu zählen z.B. kostenlose Medikamente gegen AIDS und Malaria, und und und …

    Wir lieben eben die alten Rituale. Solange über einen CO2-Ausstoß-Unterschied bei PKWS von 10 Gramm/km diskutiert wird, oder ob ein Flottendurchschnitt 5 oder 6 Liter Benzin betragen soll, und uns nicht darüber verständigen, womit unsere ach so geliebten Umweltverpester betrieben werden, wenn Erdöl mal alle ist, solange bleibt alles beim Alten.

  29. @ Heinrich

    Apropos „linksliberal“:
    In der heutigen Ausgabe auf der letzten Seite von FR:plus enthält der Bericht über die venezolanische Wirtschaft eine Grafik mit ökonomischen Daten, für die -wie so oft- als Quelle u.a. das „CIA World Factbook“ angegeben ist.
    Da stelle ich mir (und Du Dir bestimmt auch) die Frage, ob die Verwertung dieser Daten kostenlos ist oder ob die Frankfurter Rundschau Nutzerentgelt an die Central Intelligence Agency abführt, das dann dazu beiträgt, in Guantánamo oder Abu Ghraib munter zu foltern und gewählte Politiker ins Jenseits zu befördern?
    Jedenfalls erscheint mir der Rückgriff auf geheimdienstliche Erkenntnisse als Linksliberalität in seiner ursprünglichen und unverfälschten Form.
    Oder?

  30. @ Yeti

    linksliberal

    ohweia, heute hat`s Bronski mal wieder nicht leicht mit uns. Grüße, hjs

  31. @ Yeti

    Das CIA-Material wird von allen Nachrichtenagenturen als Basis für deren Datenmaterial genutzt. Selbst wenn wir den Dienst der dpa nutzen würden, wäre die CIA also mit im Boot. Da schreiben wir lieber ganz offen drunter, woher das Material kommt.

  32. @ Bronski

    „…wäre die CIA also mit im Boot. Da schreiben wir lieber ganz offen drunter, woher das Material kommt.“

    Klingt plausibel, zeigt aber auch, auf welch schwachen, dürftigen, gefärbten Informationen die „Säulen“ unsere Zeitungen stehen.

    Also getreu nach H. Müller: eigene Gedanken machen!

  33. @ Bronski #32

    Also, die Daten werden nicht von einer Agentur übernommen, sondern in der Redaktion anhand des CIA World Factbook ermittelt?
    Dann könnte man ebenso gut den Informationsdienst des Statischen Bundesamtes oder der Bundesbank nutzen oder im „Fischer Weltalmanach“ nachschlagen (dort sind Geldbeträge leserfreundlich schon in Euro umgerechnet).
    Wenn Sie uns weismachen wollen, dass am Material des CIA kein Weg vorbeiführe, stimmt das einfach nicht.

  34. Ich will Ihnen gar nichts weismachen. Entschuldigen Sie, wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte.

    Tatsache ist jedenfalls, dass alle Nachrichtenagenturen dieses Material als Grundlage benutzen. Es ist das aktuellste und umfangreichste, was man bekommen kann. Der Fischer Weltalmanach ist bei weitem nicht damit vergleichbar, da er bereits bei Drucklegung zumeist schon wieder überholt ist – es sei denn es geht um unveränderliche Daten wie etwa die Fläche von Staaten o.ä. Das Material des Statistischen Bundesamtes benutzen wir hingegen oft. Über die venezuelanische Wirtschaft hält es jedoch nicht viel bereit.

    Wir versuchen, die CIA als Quelle zu vermeiden, wo immer es geht, aber es geht eben nicht immer.

  35. @ Bronski #35

    O.k.; die Erklärung ist schlüssig.
    Letztlich reduziert sich das Problem wohl auf die Frage, welchen Preis man für Aktualität zu zahlen bereit ist: Halte ich mich schlecht informiert, wenn ich z.B. die Arbeitslosenquote in Venezuela nur aus dem Jahre 2005 (Fischer Weltalmanach) erfahre und muss deshalb auf Kenntnis der Zahl für 2006 aus dem CIA World Factbook bestehen?
    Oder erinnere ich mich daran, dass der CIA eine Regierungsbehörde der USA mit eigener Sicht auf die Welt ist, und gebe der verlässlicheren, aber nicht mehr brandaktuellen, Quelle den Vorzug?

    Könnte man vielleicht vertiefen, wenn sich der Trubel um die Formatumstellung gelegt hat.

  36. Wir sehen, dass man der Quelle grundsätzlich misstrauisch begegnen sollte. Allerdings liefert sie Material eines Umfangs wie keine andere Quelle der Welt. Bei Daten, die sich überprüfen lassen – so wie etwa die angesprochene Arbeitslosenquote – sehen wir kein Problem; diese Daten wären möglicherweise auch aus anderen, allerdings sehr viel schwerer zugänglichen ausländischen Quellen zu bekommen. Die CIA täte sich selbst keinen Gefallen, wenn sie bei solchen Daten zu mauscheln versuchen würde und somit als unglaubwürdig zu entlarven wäre.

  37. Liebe Leute,

    das mit der CIA-Quelle ist mal wieder die typische linke Erbsenzählerei. Zur Erinnerung: ich wollte über einen Hauptkriegsschauplatz diskutieren, es wurde dann lieber ein Nebenkriegsschauplatz eröffnet, weil sich da leichter ein Standpunkt festmachen und ein ach so aufrechtes linkes Fähnlein errichten läßt. Ja, Zeitungen beziehen ihre Infos unter Umständen auch aus unliebsamen/dubiosen Quellen, na und? Habt Ihr daran gedacht, wenn ihr z.B. Elektronikgeräte kauft, wie z.B. CD-Player, Digitalkameras, Drucker und ähnliches mehr, daß die Dinger in China hergestellt werden, und die Chinesen mit dem Geld die sudanesische Regierung schmieren, damit die in Darfur weiterhin kräftig Menschen massakriert und die Chinesen dafür dann die Bodenschätze ausbeuten dürfen? Stammt Wurst, Fleisch oder Fisch auf dem Teller tatsächlich aus nachhaltigem Fang und tiergerechter Haltung? Ja, eine große Schweinerei, was die Amis da in Guantanamo machen. Wie sieht es denn in unseren überfüllten Gefängnissen aus, speziell in den Jugendstrafanstalten – werden da überall die Menschenrechte gewahrt? Laßt uns lieber mal vor der eigenen Türe kehren!!! Dabei muß ja der Blick über den Zaun nicht vergessen werden, gell? Und das Nicht-Wegschauen, wenn es um die Verletzung der Grund- und Menschenrechte, speziell in den Neuen Bundesländern geht, muß wohl auch noch eingeübt werden.

  38. Hallo Herr Bronski,

    sicherlich müssen Sie meine Postings unter irgendwas einordnen, aber muß es eigentlich unter der Rubrik „Wirtschaft“ sein?

    Herzliche Grüße
    W. Fladung

  39. @ W. Fladung

    Hmmm, nicht zwangsläufig. Bei der FR läuft die Sozialpolitik zum großen Teil aber im Ressort Wirtschaft mit. Wir sehen das als Themenkomplex, nämlich eben Wirtschafts- und Sozialpolitik. Ich halte das Thema deswegen für richtig eingeordnet. Und warum auch nicht – ist doch nicht schlechter als anderswo.

  40. @ Themeneinordnung

    Wirtschaft ist Auslöser und Löser fast aller Gesellschaftsprobleme, denn alle Ungerechtigkeiten die entstehen durch Maßlosigkeit des Haben- und nicht Teilenwollens! Und meist gilt der alte Grundsatz: „Je mehr er hat, je mehr er will, nie stehen seine Klagen still“! Und das was durch gesellschaftliche Ungerechtigkeit entsteht oder auch durch „Ellbogengebrauch“ offensichtlich wird – das die Schwachen und Schwächeren auf der Strecke lässt, muss dann die Sozialpolitik lösen. Und diese wird, bzw. muss wieder von denen die Arbeiten finanziert werden. Denn die haben, geben nichts her, was sie nicht an anderer Stelle wieder kassieren können! Gute Nacht Gerechtigkeit! Die Spanne aus den Schlagzeilen ablesbar: Bekannter Viktory-Zeichen-Boss mit 13 Millionen Euro im Jahr und demgegenüber ein HartzIV-Bezieher mit 4.500 Euro im Jahr; dies sagt alles! Wie fühlt sich jetzt der Leistungsträger? mfg,hjs

  41. @ Leistungsträger

    Lieber Herr Fladung,
    wer zu Leistungsträgern gehört, konnten Sie gestern nach 22 Uhr bei der Dame Ch. im ERSTEN wieder hören und sehen! Dort saß unter anderem der Firmenchef/-eigner von Europas größter Sicherheits usw. Firma. Der – nach der Bildschirm-Einblendung – zu den 100 reichsten Männern Deutschlands gezählt wird; er zahlt seinen mehrere Tausend Leuten zur Zeit Stundenlöhne von ca. 4,5 Euro und meinte, wenn er einen Mindestlohn von 7.5 Euro pro Stunde zahlen müsse, dann wäre für ihn die ganze „Geschichte“ nicht mehr lohnend, denn seine Kunden würden dann solche daraus folgenden hohen Preise nicht mehr zahlen wollen! Na, das sind Leistungsträger oder was? Die leisten sich was! Können wir uns so was leisten? mfg,hjs

  42. @ Leistungsträger

    Lieber Herr Fladung;
    Übrigens „wir“ langjährig Erkrankten müssen uns noch etwas leisten; nämlich seit dem 1.April, also dem Inkraftreten der Gesundheitsreform, kann bei vielen Patienten in der Apotheke Folgendes passieren, bzw. er/sie kann hören: „Leider kann ich ihnen das vom Arzt seit langem verordnete Medikament nicht geben; ihre Gesetzliche Krankenversicherung hat mit einem anderen Pharmahersteller einen „Alleinbelieferungsvertrag“ geschlossen und ich darf ihnen auf das Rezept nur ein Präparat dieses P.-H. aushändigen“! Also muss der Patient „die bittere Pille“ des anderen Medikaments schlucken oder wenn er „Glück“ hat, darf er sein altes Medikament selbst kaufen; wenn er es sich leisten kann! Also ein weiterer Aspekt von Leistungsträgern; leider eine sehr belastende „Eigenleistung“! mfg,hjs

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