„Sie können auch Deutsch mit mir sprechen!“

Heute mal etwas Besonderes. Heute mal O-Ton eines Menschen, der seit 22 Jahren, wie er schreibt, in Deutschland lebt. Dieser Mensch berichtet uns von einer „rassistischen Lappalie“, wie er es selbst nennt. Ob er in Deutschland geboren wurde, dieser Mensch, erfahren wir nicht, aber es ist jedenfalls möglich und wahrscheinlich. Ozan Solmus lebt in Mainz. Ich veröffentliche seine Geschichte, die im Print-Leserforum ganz leicht gekürzt erschien, hier im FR-Blog in der vollständigen Fassung.

„Sie können auch Deutsch mit mir sprechen!“

Von Ozan Solmus

Vier Grad und Nieselregen. Am Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens steige ich in den ICE 109; meine Destination: Mannheim. Gerade eben von einer vierwöchigen Rucksackreise durch Russland heimgekehrt, soll es nun für einige Tage zu meinen Eltern gehen. Nur schwerlich kann ich meinen Rucksack samt Isomatte und Zelt in das Gepäckregal zwängen; der Zug ist nämlich voll. Und en plus 20 Minuten verspätet. Ich setze mich auf den nächsten freien Platz, da es heute nicht sehr viele von ihnen gibt. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Ich sitze in einem dem Bordbistro zugehörigen Wagenabschnitt. Ich bin vor einer Stunde gelandet, und meine Brezel, die ich zum Verzehr gleich aus meiner Tasche packen werde, wird mir ein Willkommen bescheren, das weder die Brezel noch meine Landung wert gewesen wäre.

Plötzlich tippt eine Mitarbeiterin des Bordpersonals dann nämlich vehement auf den Tisch vor mir, ich bemerke das Menü des Restaurants darauf. “ This Restaurant! No eating! No!“, wird sie nun noch eine halbe Minute wie ein Mantra vor sich her sagen. Ich denke mir, dass auf dieser Strecke öfter internationale Menschen fahren und sie wohl auch viele andere auf Englisch anspricht; an meiner Hautfarbe wird es wohl nicht liegen (ha!). Ich antworte: „Ah okay!“ und verstaue die Brezel in meiner Tasche.

Die Dame muss sich sicher gewesen sein: Wer dermaßen abendländische Traditionen bricht und in Restaurants sein eigens mitgebrachtes Essen isst, der kann gar nicht  von hier sein. Und deswegen – hilfsbereit wie sie ist – versucht sie mir nochmal das Konzept „Restaurant“ näher zu bringen: „Coffee, pay, sit, okay!“. Ich nicke. Sie wiederholt sich – immer wieder, immer langsamer, so ganz à la: Jetzt nochmal für alle zum Mitschreiben. Währenddessen überlege ich, ob Sie wohl immer so fragmentarisch Englisch spricht oder ob Sie tatsächlich denkt, dass ich schwer von Begriff sei, und bin schon ziemlich sauer dabei.

„Sie können auch gerne Deutsch mit mir sprechen“, unterbreche ich ihren, nennen wir es, Integrationsversuch. Der Mitreisende, der gegenüber sitzt, lugt hinter seiner Süddeutschen hervor, er scheint genauso peinlich berührt wie ich. Die Mitarbeiterin unterbricht ihr englisches Intermezzo und schaut mich ganz verdutzt an: Das könne Sie doch nicht wissen, dass ich Deutsch spreche. Wie recht Sie hat, denke ich mir. Ich sehe ja schließlich auch nicht deutsch aus. Willkommen daheim.

Ich lebe seit 22 Jahren in diesem Land. So zu tun, als hätte mich diese kleine rassistische Lappalie empört oder überrascht, wäre schlicht falsch. Diese kleinen rassistischen Lapalien widerfahren mir oft. So wie sie vielen weiteren Menschen widerfahren. Wenn ich früher aber mein Unwohlsein darüber weggeschmunzelt habe, um es zu relativieren, so macht es mich in Anbetracht der aktuellen Lage und der Umfragewerte für die AfD wütend; es greift mich an. In der aktuellen Flüchtlingsdebatte scheinen einige zu vergessen, dass es auch vor 2015 bereits Menschen in Deutschland gab, die jenseits der Alpen einst beheimatet waren; der Ausländer scheint auf einmal eine Neuerscheinung; so als ob man die Realität der letzten 30 Jahre nicht zur Kenntnis genommen hätte: Der Deutsche ist nun mal nicht blond und blauäugig.

Mir ist bewusst, dass auch mein Schweigen dazu geführt hat, dass ein rassistisches Deutschland undenkbar wurde. Man schämt sich ja selbst in gewisser Weise für diese Erfahrungen, so dass man sie wie ein Geheimnis hütet, oder am besten schnell vergisst. Das Schlimme am Alltagsrassismus ist, dass er alltäglich ist. Die Gewöhnung macht Rassismus also erst zur Normalität. Ich möchte das nicht und halte es daher mit den Worten von Anja Reschke: Dagegen halten, Mund aufmachen, Haltung zeigen, öffentlich an den Pranger stellen.  Und auch wenn es sehr schwer sein kann: Es ist notwendig, sich nicht zu genieren für die eigens erlebte Diskriminierung. Sie ist sehr gewiss der Rede wert.

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34 Kommentare zu “„Sie können auch Deutsch mit mir sprechen!“

  1. Lieber Ozan Solmus,

    als Deutscher könnte ich jetzt peinlich berührt sein über das, was Ihnen im Bordbistro des ICE 109 widerfahren ist. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, daß die meisten Menschen, nicht nur wir Deutsche, im Umgang mit Angehörigen eines fremden Kulturkreises unsicher sind. Und als solche werden hierzulande auch diejenigen zunächst wahrgenommen, die auf den ersten Blick halt nicht wie brave Ostfriesen oder kernige Oberbayern aussehen. Deutsche, die sich im Normalfall noch halbwegs verständlich ausdrücken können, fangen dann an zu radebrechen, im eifrigen Bemühen, von dem Ausländer verstanden zu werden. Daß die ICE-Stewardess es bei Ihnen auf die gleiche Weise in Englisch versuchte, sollten Sie ihr in Anbetracht des Umstands, daß sie im Umgang mit internationalem Publikum möglicherweise nur diese eine Fremdsprache beherrscht, nachsehen. Und da Sie nach eigener Erkenntnis schließlich „nicht deutsch“ aussehen, erst recht.

    Als jemand, der wahrscheinlich in besonders auffallender Weise weder blond noch blauäugig ist, erleben Sie ständig, wie Vorbehalte der typischen Deutschen Ihnen gegenüber sich äußern. Sie bezeichnen das als „rassistische Lappalien“, wobei ich Ihnen zustimme, solange sich eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit Ihnen ausdrückt. Ich bemühe mich, mir vorzustellen, wie schwer es für Sie sein mag, einen verbalen rassistischen Übergriff abzuwehren, ohne die Situation eskalieren zu lassen. Wenn reden noch hilft, dann sollten Sie es nicht unversucht lassen.

  2. Nun, bis zu einem gewissen Grad kann ich Sie beruhigen. Auch ich werde seit 20 Jahren immer wieder auf englisch angesprochen, vorzugsweise im öff. Raum; obwohl ich bei ca. 190 blond und reichlich blauäugig bin. Den Reflex aus Ärger polnisch oder tschechisch zu antworten, der Sprach meiner Vorfahren, hab ich irgendwann aufgegeben. Das es eher selten unfreunlich geäußert wird mag am Auftreten und Gewicht liegen.

    Aber „Nazi“ wurde mir auch schon hinterhergerufen, von daher…

    Von daher obs „Rassismus“ Blödheit oder Unsicherheit im Auftreten ist, kommt schon auf den Einzelfall an.

  3. Ich habe heute beim Frühstück diesen Artikel in der Zeitung gelesen und dabei gehofft, dass er hier im Blog auftaucht.
    Eine nett erzählte Geschichte. Aber sie hat nach meinem Verständnis überhaupt nichts mit Rassismus zu tun.
    Was soll das denn, wenn ein Reisender in einem mit vielen Nationalitäten besetzten IC auf englisch angesprochen wird, gleich als Rassismus einzustufen ?
    Ich glaube, mit so einer Einstellung tun wir der Rassismusdebatte keinen Gefallen.

  4. Herr Solmus ist m. W. ein weit gewreister und politisch aktiver Mensch in Mainz.

    Ich finde es schon bemerkenswert, wie er nach der Flugreise mit all ihrer Verspätungen, Gedränge, Enge der Maschinen, nervig langen Wegen auf dem Rollfeld und in den Hallen, Gepäckwarterei, Kontrollen etc. gerade die letzten Kilometer in der vollen Bahn sodann als so unahngenehm störend empfindet. Wenn er schon so lange in Deutschland ist, wieso steigt er gerade beim Bistroabteil in den ICE und nicht woanders in dem langen Zug? Wieso erkennt er das Bistro-Abteil im ICE nicht? Wieso weiß er nicht, dass man in Deutschland üblicherweise im Restaurant, Imbiss oder Cafe in der Regel keine mitgebrachten Lebensmittel verspeist? Wieso will er vom Bordpersonal der Bahn nicht darauf hingewiesen werden? Sorry, ich kann mich des Eindrucks nicht verwehren, er schiebt für das Entgegenen auf sein unpassendes Verhalten hier einen „Alltagsrassismus“ in der Bahn vor, den es so gar nicht gibt.

  5. Dazu dann eine „schöne“ Anekdote aus dem Gerichtssaal, die ich vor wenigen Wochen selbst miterlebt habe:

    Die Namen lasse ich alle mal weg, aber ich habe sie natürlich notiert.

    Ein bekannter Frankfurter Strafverteidiger bezeichnet die Zeugenaussage des Freundes einer toten Geschädigten in einem immer noch laufenden Mordprozeß mit „Migrationshintergrund“ als Bla-bla, worauf der Zeuge, ein Student auch mit „Migrationshintergund“ ganz kühl antwortete, ob der Verteidiger nicht deutsch reden könne.
    Daraufhin verstieg sich der Verteidiger zu dem Ausdruck „Scheißdreck“ für die Aussage, die seine Mandantin schwer belastete.
    Aber auch die Staatsanwältin gebrauchte einmal den Ausdruck „Gelaber“ für die häufigen Einwendungen der Verteidiger.
    Der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer sagte zu dem Verteidiger, er solle sich entschuldigen beim Zeugen, was jener allerdings nicht tat, und rügte auch die Staatsanwältin später.

    Soviel dann von mir noch zum Thema: „Sie können auch Deutsch mit mir sprechen!“ Aber auch mit einigen anderen Fremdsprachen, wie auch mit hessischen und bayrischen Dialekten, Jou werkli ……

  6. Was soll man sagen?

    Diese kleinen kulturellen Hilflosigkeiten zu Rassismussymptomen aufzublasen, ist mehr als unangemessen. Manchmal genügt es ja, sich zu erkennen zu geben.

    Gleichzeitig hat der Autor recht: Diese kleinen kulturellen Hilflosigkeiten werden von politischen Gruppen zu Rassismus aufgeblasen.

    Es ist halt eine Frage der Toleranz. Toleranz ist, sich nicht von jedem Fauxpas beleidigt zu fühlen.

    Dennoch macht es mich wütend, wenn solche gutmeinenden Menschen wie die Zugbegleiterin an den Pranger gestellt werden, während gleichzeitig Verbrecher Hab‘ und Gut anzünden und Menschenleben gefährden und unserem Volk materiellen und ideellen Schaden zufügen.

    Vielleicht war es der Zugbegleiterin nur peinlich, deutsch zu sprechen, weil ein paar Verbrecher deutsch mal wieder zur Sprache der Unmenschen machen?

    Man wollte schon gern deutsch sprechen, wenn diese Verbrecher nicht fortwährend unsere Sprache beschmutzen würden.

  7. Als ich den Beitrag von Ozan Solmus im Print-Leserforum las, stolperte ich über die Formulierung „Meine Destination: Mannheim.“ Das erinnerte mich an „Service Points“ oder „After Work Party“. Also an jenes synthetische Plastik-Deutsch, das Leute, die einen über den Tisch (einer Bank, einer Versicherung, eines Autohauses) ziehen wollen, gern auf höheren Auftrag hin (Marketing- und Vertriebsstrategen) benutzen, weil es angeblich in die moderne Zeit passt. Ich jedenfalls hätte „Mein Ziel war Mannheim“ oder „Mein Ziel war der Mannheimer Hauptbahnhof“ geschrieben.

    Und dann stieg Herr Solmus in das Bordrestaurant des ICE, der ihn nach Mannheim bringen sollte, und verzehrte eine mitgebrachte Brezel. Würde er in einer immobilen Gaststätte Ähnliches tun?

    Ich kann mir vorstellen, dass die Bahn-Mitarbeiterin dieses (mit Verlaub) dreiste Verhalten nur jemandem zuordnen konnte, der mit den Sitten und Gebräuchen und speziell mit der Sprache des Landes nicht vertraut ist. Und die ihn in ihrem ungelenken Englisch auf den Irrtum hinweisen wollte. Indizien für einen offenen oder mühsam versteckten Rassismus erkenne ich nicht.

  8. @ 8, maiillimi

    „viel lärm um nix…wenn ich auch die vorangegangenen kommentare nicht uneinleuchtend finde.“

    Welche Kraft des Ausdrucks! Ein Fazit, das man zu jedem Thread dieses Blogs ziehen könnte!

  9. Dieser Bericht erinnerte mich an ärgerliche Erfahrungen, die ich ab und zu in Italein mache. Ich habe einige Jahre dort gelebt und spreche die Sprache fließend. Wenn ich allein auf Reisen bin, werde ich nicht unbedingt für eine Deutsche gehalten, allenfalls wegen des etwas härteren Akzents für eine Spanierin. Wenn ich allerdings mit Familienmitgliedern unterwegs bin und das Hotelpersonal hört, dass ich mit diesen deutsch spreche, fühlt es sich sofort bemüßigt, je nach Region mich mit einem radebrechenden Deutsch oder Englisch zu traktieren. Ich werde dann immer sehr ungehalten, weil ich ja dieses Land unter anderem auch deshalb besuche, weil ich mal wieder in diese schöne Sprache eintauchen möchte. Aber natürlich ist mir klar, dass die Leute mir im Grunde nur entgegenkommen wollen. Mit Rassismus hat das wohl nichts zu tun.

  10. Ich möcht‘ schon noch was aus dieser literarischen Zitrone herausquetschen, ich geb‘ mir Mühe.

    „Draussen nur Kännchen!“

    Wer wäre nicht schon über eherne Gesetze der Kultur gestolpert und hat sich dabei den Zorn einer Kellnerin oder eines Kellners zugezogen?
    Man blickt dabei in verständnisvolle Augen, die einem sagen: „Ja, der Kunde ist König, aber Könige dürfen auch nicht alles…“

    Ich war mal in einem sehr guten Konzert mit einem sehr guten Dirigenten. Jemand hustete immer wieder in die Musik hinein. Offensichtlich waren diesem die Partitur und die Pausen nicht bekannt. Alle fühlten sich gestört, alle waren peinlich berührt.

    Der Dirigent dreht sich um und sagte:“ Ich geb‘ Ihnen ein Zeichen, okay?“

  11. Ja, die Deutschen scheinen in ihrer Mehrzahl Alltagsrassisten zu sein. Mit Fingerspitzengefühl oder auch mit Rabulistik ist es möglich, „kleine rassistische Lappalien“ überall hineinzuinterpretieren. In diesem Fall würde ich es dem Servicepersonal nachsehen, weil nicht jeder bis in die letzten Feinheiten rassismusverdächtige Sinnzusammenhänge erkennen kann. Wer hat bisher die erfolgreichen Katzenkrimis des Pegida-Krawallredners Akif Pirinçci als rassistisch eingefärbt interpretiert? Nach dessen Auftritt in Dresden rückt dieser Aspekt in den Fokus.

    Dass die Bahn-Servicekraft, die übrigens im Schicht- und Wechseldienst zu arbeiten hat und in Hessen über einen Durchschnittslohn von 1.830 € verfügt, des Englischen nicht fließend mächtig ist, liegt näher als die erwogene Option des Autors: „Währenddessen überlege ich, ob Sie wohl immer so fragmentarisch Englisch spricht oder ob Sie tatsächlich denkt, dass ich schwer von Begriff sei, und bin schon ziemlich sauer dabei.“ Man sollte nicht unter den Tisch fallen lassen, welche Assoziationen der Autor mit dieser Aussage weckt. Freundliche der diensthabenden Mitarbeiterin zugewandte sind es eher nicht. Obwohl er sich im Board-Restaurant niedergelassen hat, um seine zuvor gekaufte Brezel zu verspeisen. Die Dienstpflicht der Mitarbeiterin ist es, Gäste, die ihr mitgebrachtes Essen verspeisen wollen, auf das Verbot aufmerksam zu machen. Auch wenn der Autor süffisant von „abendländischen Traditionen“ schreibt, die hier durchgesetzt würden.

    Interessant wäre, die Geschichte aus der Sicht der Bahn-Mitarbeiterin zu lesen. Als Ersatz sei hier ein Zitat des bloggenden Bahners wiedergegeben: „Liebes Bahn-Service-Personal, ihr gehört zum Bahn-Betrieb, wie eine Schiene auf eine Schwelle. Ohne euch wäre der Bahn-Betrieb nicht besser, er wäre katastrophal. Danke dafür, dass ihr in vielen Situationen die Ruhe bewahrt, wo die meisten Menschen durchdrehen würden. Danke, dass ihr älteren Menschen bei Fragen und Problemen zur Seite steht. Danke, einfach nur Danke! – Euer bloggender Bahner“

  12. „viel lärm um nix“ – dem Kommentar von Herrn Petersmark (#9) kann man sich zunächst mal anschließen.
    Dennoch können gerade harmlose Situationen mehr über Hintergründe aussagen als Fälle wie etwa der von AfD-Höckes Ängsten um „blonde Frauen“ angesichts der Anwesenheit so vieler Flüchtlinge. Der bedarf keines Kommentars.
    Natürlich ist der „Rassismus“-Verdacht von Herrn Solmuz maßlos überzogen. Ein solcher Umgang mit diesem Begriff entwertet diesen nur – wie etwa auch der überall grassierende „Antismitismus“-Verdacht.
    Auch deshalb, da er sich selbst nicht gerade souverän gezeigt hat, der Faux pas also beiderseitig anzusiedeln ist. So, indem er sich erstmal auf das Missverständnis einlässt, statt sofort Klarheit zu schaffen, etwa in der Art: „Danke für Ihre Bemühung. Aber Sie können es in Deutschland auch mit Deutsch versuchen.“
    Der Fall offenbart Unsicherheit im Umgang mit der Normalität auf beiden Seiten. Auf der einen Seite – Frau Ernst hat in einem analogen Fall (#10) darauf hingewiesen – überzogene Erwartung, Enttäuschung, sich auch nach vielen Jahren nicht als „Deutscher“ akzeptiert zu fühlen. (Erwartung, die auch in Aggressivität umschlagen kann.) Auf der anderen Seite mangelnde Sensibilität, klischeehafte, an Äußerlichem orientierte Vorstellungen von „Deutschsein“, fehlende Bereitschaft, diese zu überprüfen. Erkennbar weniger an der radebrechenden englischen Anrede als an der deplazierten brüsken Abwehr. „Das kann ich ja nicht wissen.“

    Im 3-sprachigen Luxemburg (ohne Englisch) beträgt die Wahrscheinlichkeit, auf einen Gegenüber zu treffen, der die eigene Sprache nicht oder nur ungenügend beherrscht, etwa 50 %. Hier hat sich eine Routine im Umgang mit solchen Situationen herausgeschält. Um die „richtige“ Sprache herauszufinden, bedarf es meist nicht mehr als einen halben Satzes.
    Auf Letzebuergisch angesprochen zu werden ist in der Regel zugleich ein Signal, akzeptiert zu sein. Auf Französisch oder auf Deutsch zu antworten, stellt dabei kein Problem dar. Die richtige Ebene ist gefunden, und es bedarf keines falsch verstandenen „Entgegenkommens“ oder entrüsteter Abwehr: „Das kann ich doch nicht wissen.“
    Die Wahl der „richtigen“ Sprache kann auch taktisch bestimmt sein.
    In den 90er Jahren waren (wie mehr oder weniger überall in Europa) Ängste vor einer „Germanisierung“ Europas spürbar. (Immerhin berechtigter als heute Ängste vor „Islamisierung des Abendlands“ in Sachsen.) Erkennbar z.B. auch in einem bösartigen Artikel „Deutschland – Teutschland – Täuschland“ in einer Zeitung der liberalen Partei. (Ich habe, da ich einen Abgeordneten dieser Partei kannte, eine entsprechende Entgegnung dazu verfasst.)
    Ich habe mir in dieser Zeit angewöhnt, Gespräche gewöhnlich auf Französisch zu beginnen – wohl wissend, dass die Mehrzahl der Luxemburger sich trotz allem im Deutschen „wohler“ fühlen. Einerseits, um solchen Ängsten nicht Vorschub zu leisten, aber auch, weil die Reaktion dann meist freundlicher war.
    Ein Signal, das in der Regel auch verstanden wurde. Meine Bereitschaft, auf das Angebot „Sie können auch Deutsch sprechen“ unverzüglich einzugehen, wurde meist mit Erleichterung zur Kenntnis genommen.
    Entscheidend war, dass dieses Angebot von der Gegenseite kam und nicht von mir, dass der Sprachengebrauch nicht als Aufoktroyierung der eigenen Sprache missverstanden werden konnte.

  13. @ 13, Lieber Herr Engelmann,

    ich möchte nicht mit einem von mir zitierten Zitat zitiert werden.
    Meine eigene Aussage ist die Anmerkung zu diesem Zitat, und die dürfen Sie zitieren, wenn Ihnen danach ist.

  14. @ manfred petersmark, #14

    Lieber Herr Petersmark,
    da habe ich wohl nicht weit genug zurückgeblättert. Das Zitat ist natürlich von maillimi. Entschuldigung.
    Deswegen sollte es aber trotzdem nicht falsch sein.

  15. Muß man über solche wie Höcke noch reden?

    Wer das „tausendjährige Reich“ zitiert und extrapoliert, betreibt die Extrapolation der tausendjährigen Schande des deutschen Volkes.

    Mehr als Verachtung ist für solche zuviel. Wer die schmerzlichsten und schändlichsten Episoden des deutschen Volkes zum eigenen Vorteil nutzt, ist nur ein mitgeschlepptes Überbleibsel der Verbrechen.

    Jeder Vergleich verbietet sich, solche sind nicht krank, das verletzt die Ehre der Kranken, solche sind nicht dumm, das verletzt die Ehre der Dummen, solche sind nicht Volkes Stimme, denn das beleidigt das Volk.

    Ein Deutscher zieht sein Volk nicht in den Dreck.

  16. Höcke hat vielleicht ein Kalkül, BvG, das ist aber nicht identisch mit dem sog. „Tausendjährigen Reich“ in dieser Form.
    Die Tausend Jahre bei ihm sind m.E. eine Metapher für ihn als Geschichtslehrer, denn da kennt er sich sicher sehr gut aus.

    40 Jahrhunderte sind 4 Jahrtausende, oder vier mal Tausend Jahre. Napoleon gebrauchte nächträglich im Exil für die Schlacht bei den Pyramiden auch solche Bilder:
    „Denkt daran, dass von diesen Monumenten 40 Jahrhunderte auf euch herabblicken.“
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_den_Pyramiden

    Daran hat er vermutlich auch noch gedacht, vielleicht insgesamt ja zu wenig gedacht, vielleicht aber auch nicht.

    Auch da werde ich nun abwarten und Tee trinken.

  17. @ Günter Rudolphi

    Ein Politiker stellt sich vor eine Menschenmenge, spricht von tausendjähriger deutscher Vergangenheit und tausendjähriger deutscher Zukunft — und Sie meinen, das sei lediglich eine persönlich gemeinte Randbemerkung? Vorsicht, Herr Rudolphi!

  18. @ # 13 Werner Engelmann

    „Natürlich ist der ‚Rassismus‘-Verdacht von Herrn Solmuz maßlos überzogen. Ein solcher Umgang mit diesem Begriff entwertet diesen nur – wie etwa auch der überall grassierende ‚Antismitismus‘-Verdacht.“

    Ob der Rassismus-Verdacht von Herrn Solmuz maßlos überzogen ist, kann man meiner Meinung nach nur beurteilen, wenn man die Gesamtsituation erlebt hat, denn oft macht erst der Ton die Musik. In der Regel haben Betroffene das richtige Gespür, ob Rassismus (oder Antisemitismus) im Spiel ist. Das Nicht-Betroffene Alltagsrassismus (oder Alltagsantisemitismus) nicht wahrnehmen oder gar leugnen, ist ein Teil des Problems.

  19. @ Bronski (30. Oktober 2015 10:55)

    Zitat:
    „Ein Politiker stellt sich vor eine Menschenmenge, spricht von tausendjähriger deutscher Vergangenheit und tausendjähriger deutscher Zukunft — und Sie meinen, das sei lediglich eine persönlich gemeinte Randbemerkung? Vorsicht, Herr Rudolphi!“
    Sie liegen hier falsch, verehrter Bronski!

    1.) Zuerst genau lesen.
    2.) Dann sollten Sie auch Höcke mit dem zitieren, was er genau gesagt hatte. Bei Jauch gab es einige Einspieler dazu.
    3.) Dann sollten Sie meinen Kommentar nicht so falsch interpretieren, sondern sowohl hier in diesem Thread Sinn-wahrend, als auch im Gesamtkontext anderer Threads ebenso Sinn-wahrend wiedergeben, damit hätte sich aber Ihr Kommentar bereits als unnötig erledigt.

    Darum wiederhole ich es noch einmal:
    Er hat vielleicht ein Kalkül, aber das sog. „III.Reich“ = das sog. „Tausendjährige(n) Reich“ wird er vermutlich „in dieser Form“ nicht wieder aufleben lassen wollen.

    Das ist meine Vermutung, Sie wissen es aber besser, Bronski?

    Falls Sie aber recht haben sollten, und er wollte das genau so wieder haben, das sog. „Tausendjährige Reich“ = das sog. „III. Reich mit allen schrecklichen Kriegen und den Verbrechen dabei, dann hätte er allerdings „zu wenig gedacht, vielleicht aber auch nicht“.

    Zweimalige Verneinung ergibt Bejahung, verehrter Bronski.
    Damit ist das doch offen geblieben, was er genau will. Er spielt also mit diesem Begriff, schafft auch Assoziationen damit, und das ist nicht gut.

    Sie haben hier mir nur etwas unterstellt, und auch das ist nicht gut, denn auch damit haben Sie in Bezug auf mich Assoziationen einer bewußten Unterstützung des Auftritts von Höcke als Befürworter des sog. „Tausendjährige Reich“ geschaffen. Das aber ist doch absurd.

    Lesen Sie es bitte nach im Thread „Reden mit „Pegida“? Zeitverschwendung!“ , was ich dort vorher zu Höcke und seinem Auftritt bei Günther Jauch geschrieben hatte.
    Mehrere Kommentare von mir gibt es dazu, der vom 23. Oktober 2015 um 16:06 war dann mein letzter zu Höcke.

  20. # JaM 19

    Sie schreiben: „Ob der Rassismus-Verdacht von Herrn Solmuz maßlos überzogen ist, kann man meiner Meinung nach nur beurteilen, wenn man die Gesamtsituation erlebt hat, denn oft macht erst der Ton die Musik.“

    Herr Solmuz hat diese Begebenheit im Zug nur als Beispiel genutzt. Die Kernaussage seines Textes ist doch folgende: „Diese kleinen rassistischen Lapalien (sic!) widerfahren mir oft. So wie sie vielen weiteren Menschen widerfahren.“ Damit sagt er uns, dass der Alltagsrassismus eine in Deutschland weit verbreitete Praxis ist. Darüber sollte man sich auseinandersetzen. Sind wir Deutsche Alltagsrassisten, ohne uns darüber klar zu sein?

  21. @Rudolphi

    Mein lieber Herr!
    Laut Wikipedia und auch anderen ist Deutschland überhaupt erst seit Kurzem (1871) existent. Das sind 144 Jahre.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland
    Dies gilt aber nur für die Böswilligen. Für die Gutwilligen existiert es erst seit 1945, für Realisten(=Gutmenschen) erst seit 1990, nachdem die von Nazis verschuldete Teilung überwunden war.

    Sofern man eine tausendjährige Geschichte herbeizerren wollte, so wie sie es versuchen, würde man im Jahre 1015 landen, wo sicherlich irgendwer gehustet hat, aber von Deutschland überhaupt noch nicht die Rede war. Welche tausendjährige Geschichte möchte da wohl in der Rede gemeint gewesen sein?

    Ich bin ja gemeinhin ein Fan davon, noch in dem dunkelsten Eck‘ ein Licht zu erkennen.
    Aber hier ist kein Licht, sondern ein Streichholz an einer Lunte.

    Vielleicht gibt es ja irgendwann mal ein Deutschland, das tausend Jahre Geschichte geschrieben hat, ohne sich für Schrift, Sinn und Taten schämen zu müssen. Es kommt aber immer wieder einer dazwischen..

    Aber auch all das ist historischer Hirnriß.

    „Geschichte“ auf „Nationen“ zu beschränken, ist schon Ausdruck von Beschränktheit.

  22. @Rudolphi

    Ach übrigens: Ich bin Deutscher und meine Vergangenheit läßt sich bis etwa 14 Milliarden Jahre zurückverfolgen.

    Wer da was „Deutsches“ entdeckt, bekommt von mir den alternativen Nobelpreis für Dummsinn in der Wissenschaft.

  23. Meine eigene Unsicherheit im Umgang mit unbekannten Schwarzen äußert sich darin, dass ich mich ihnen gegenüber besonders freundlich und zugewandt zu zeigen bemühe und mich davor hüte, sie zu kritisieren, obwohl ich sonst mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halte. So geschah es vor einigen Tagen, dass sich ein schwarzer junger Mann auf seinem Fahrrad auf einem Bürgersteig in sehr unangenehmer Weise an mir vorbei zwischen den Passanten hindurchdrängelte. Normalerweise hätte ich als überzeugte Verteidigerin der Fußgängerrechte laut hinter ihm hergeschimpft. In diesem Fall bremste ich mich lieber, weil ich Angst hatte, dass er das als Rassismus auffassen könnte.
    Ein anderes Beispiel: Wenn ich in einem dicht besetzten öffentlichen Verkehrsmittel sehe, dass noch drei freie Plätze für mich zur Verfügung stehen, einer neben einem Schwarzen und zwei jeweils neben einem europäisch aussehenden Passagier, setze ich mich zu dem Schwarzen, damit er nicht denkt, ich wolle wegen seiner Hautfarbe von ihm Abstand halten.
    Ein normales, entspanntes Verhalten ist das ja auch nicht.

  24. @ 25; Liebe Frau Ernst,

    wenn Sie im Umgang oder in bloßer Gegenwart eines Menschen anderer Rasse ein anderes als Ihr „normales, entspanntes Verhalten“ an den Tag legen, so ist das Rassismus, aber ein verzeihlicher, da Sie ja um Freundlichkeit bemüht sind.

  25. Mir scheint der Umgang mit „Fremdheit“ ziemlich verkrampft und überhöht.
    Selbstverständlich fühlt sich jeder Mensch unwohl, ungeschickt und unsicher im Kontakt mit fremden Menschen und Situationen. Das hängt doch nicht von Zugehörigkeiten ab, sondern von Bekanntheit, fehlender Bekanntheit, Weltläufigkeit und Bildung, allgemein von der Erfahrung im Umgang.
    Entscheidend ist doch, ob man mit solchen „Fremdheiten“ umgehen kann, einen Fauxpas überspielen kann oder im Nachhinein diesen auflösen kann und von der Fähigkeit, peinliche Momente großzügig und gewinnend aufzufangen.

    Solche Sprünge in Fettnäpfchen sind doch was ganz anderes, als offen gezeigte Ablehnung oder herabwürdigendes Verhalten.

    Mir scheint, daß mal wieder die ungeschickten, aber wohlmeinenden Menschen zur unfreiwilligen Geisel der radikalen Randgruppen gemacht werden.

    Nicht jedes Problem eines einzelnen Unbedachten oder willentlich aggressiven Menschen hat auch einen gesamtgesellschaftlichen, unerkannten Allgemeinheitsgrad. Darin verbirgt sich ein schwerwiegendes Mißverständnis der Soziologie und Politikwissenschaft, das eine unselige Wiedergeburt im politischen Boulevard erlebt.

    Nicht jede kaltherzige Spitze hat auch einen Eisberg unter sich.

    Hier wie woanders ist es nicht hinzunehmen, daß sich eine rassistische Minderheit in einer Menge verbirgt, sich dort verbergen läßt oder darin verborgen wird, die nicht der gleichen Meinung ist.

    Die linke und rechte Manie, sich als mutige Spitze des Volkes zu kaprizieren, projiziert eigene Vorurteile auf ein Masse, die noch immer als indifferent und verführbar angesehen wird.

    Es ist an der Zeit, daß sich die sogenannte indifferente Mitte positioniert, und sie hat es auch schon getan.
    „Wir schaffen das“ ist ein etwas kindlicher Ausdruck dafür, hinter dem man sich dennoch versammeln kann.

    Die, die es nicht schaffen können oder wollen, sind nicht tragend, sondern in Grenzen tragbar und werden mitgetragen.

  26. Lieber Herr Petersmark,

    ich fürchte, Sie haben recht. Aber was ist die Ursache dieses „positiven“ Rassismus? Das Wissen um eine latente Fremdenfeindlichkeit in unserem Land und das Bestreben, ein besseres Beispiel zu geben? Oder die Erfahrung, dass Angehörige bestimmter Minderheiten Kritik leicht als Rassismus missverstehen?
    Auch in meiner aktiven Zeit als Lehrerin habe ich Migranten erlebt, die deutschen Lehrkräften negative Vorurteile bei der Bewertung der Leistungen ihrer Kinder unterstellten. Es ist nicht immer leicht, sich so etwas anhören zu müssen, wenn man von sich glaubt, die Leistungen seiner Schülerinnen und Schüler unvoreingenommen zu beurteilen.

  27. Liebe Frau Ernst,

    wahrscheinlich liegt eine Ursache des vielfach anzutreffenden „positiven“ Rassismus darin, daß die meisten Menschen aufgrund ihrer Friedfertigkeit oder Feigheit Konflikte meiden. Eine weitere Ursache könnte darin liegen, daß sich bereits ein Mainstream, der Negatives auszublenden versucht, innerhalb einer Schicht von Menschen herausgebildet hat, die man gemeinhin und gemeinerweise als Gutmenschen bezeichnet. Auch in der deutschen Sprache zeichnet sich eine drollige Hasenfüßigkeit ab: Wenn ein amerikanischer Neger nunmehr als Afroamerikaner bezeichnet werden muß, ist dann ein afrikanischer Neger ein Afroafrikaner? Und muß ich befürchten, einen Sinto zu kränken, wenn ich ihn für einen Rom halte?

    Ein anderer Aspekt ist der Philosemitismus, den wir Deutsche uns verordnet haben: Wer wagt es schon, das Vorgehen der Israelis gegen die Palästinenser als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bezeichnen und sich so dem Verdacht des Antisemitismus auszusetzen!

    Also, wenn Rassismus, dann nur positiv! In einem Hörfunk-Feature über den deutschen Schriftsteller Lion Feuchtwanger lief im Hintergrund Klezmermusik. Wahrscheinlich wollten die Macher der Sendung so dem Umstand Rechnung tragen, daß Lion der Sohn eines jüdisch orthodoxen Margarinefabrikanten war. Ob er als solcher Klezmer mochte oder doch lieber Mendelssohn und Weill oder gar Wagner? Egal, Jude ist Jude, und zu dem paßt Klezmer. War ja gutgemeint!

  28. In einem Interview (taz, 2006) äußerte sich die dunkelhäutige Sängerin Joy Danalane zum positiven Rassismus.

    Frage: Begegnen Sie auch positivem Rassismus – also, dass sie aufgrund Ihrer Hautfarbe bevorzugt werden?

    Danalane: Ja, ständig. Da ist ein einziger Platz im Restaurant frei, die Schlange ist riesengroß und gerade ich werde herausgepickt. Da denke ich mir dann auch: Na danke schön. Es gibt halt immer auch die, die zeigen wollen, dass sie total offen sind und politisch korrekt. Das kann auch nerven, ist aber natürlich besser als umgekehrt.

  29. Es ist halt oft eine Gratwanderung, und der Beitrag von Ozan Solmus ist ein Beweis dafür. Wenn man offen, unabhängig von der Hautfarbe des Gegenübers, Kritik übt oder aufgrund der Hautfarbe vermutet, der andere spreche kein Deutsch, wird einem Rassismus unterstellt, wenn man sich um zuvorkommendes Benehmen bemüht, nervt man durch positiven Rassismus. Ganz schön nervig!

  30. Steht aber alles auch bereits im Grundgesetz im Art.3 Abs.3, nur noch mal zur Erinnerung.

    (Niemand darf wegen […] seiner Rasse […] benachteiligt oder bevorzugt werden.)

  31. Na ja, lieber Herr Rudolphi, ob man nun gegen das Grundgesetz verstößt, wenn man sich aus Angst vor Missverständnissen eine kritische Bemerkung verkneift oder versucht, besonders freundlich zu sein, wage ich zu bezweifeln. Es geht doch hier nicht um Gesetze, sondern um die kleinen Nuancen im Umgang mit anderen Menschen.

  32. Liebe Frau Ernst,

    erneut gebe ich Ihnen hier völlig recht, es kommt auch da auf das sog. „Fingerspitzengefühl“ an, auf Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen, kurz auf angewandte Psychologie im Alltag.
    Mein alter Freund Jürgen v.M. pflegte ja dazu auch immer zu sagen: „Mensch bleiben!“

    Natürlich könnte man jetzt auch darüber wieder ellenlange Fachabhandlungen dazu schreiben, aber auch da würde dann vermutlich Jürgen, wenn er das noch lesen könnte, seinen Ausspruch wiederholen.
    Das ist dann zwar redundant, aber auch immer noch treffend.

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